Reisebericht: Wanderreise in Bulgarien

05.07. – 14.07.2011, 8 Tage Wandern im Rila–, Pirin– & Rhodopengebirge in Bulgarien mit Sofia – Plovdiv – Bachkovo Kloster – Pamporovo – Trigradschlucht – Jagodina – Bansko – Pirin–Nationalpark – Melnik – Rozhen–Kloster – Rila–Kloster – Borovez – Musala Gipfel


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Auf der ersten Eberhardt Travel - Wanderreise in das bulgarische Rila- und Piringebirge wurden die höchsten Gipfel des Balkan bezwungen und orthodoxe Klöster Rila und Roshen erkundet. Eine reizvolle Wanderreise über 72 Kilometer mit 3200 Höhenmetern
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

05.07.2011: Flug nach Sofia und Fahrt ins Rilagebirge

Bei nasskaltem Wetter verließen wir Dresden mit dem Flugzeug, um über München nach Sofia zu gelangen - in der Hoffnung, im südlichen Bulgarien Sonne und Wärme anzutreffen. Bei der Landung indes empfing uns Regen, der manche Sofioter Straße in kleine Seen verwandelt hatte. Mit Tanja und Stoiko ging es dann am Ostrand des Vitoschagebirges und am Iskar-See vorbei an den Nordrand des Rilagebirges nach Govedarci. Hier wurden wir nach traditioneller bulgarischer Art mit frischgebackenem Brot und Salz - eigentlich das bulgarische Gewürz Tschupritza mit Salz - begrüßt. Zum Abendbrot trafen wir uns, um bulgarischen Rotwein zum Schopskasalat und Weinfleisch zu probieren und die 1000m-Höhenmarke („DU") zu vereinbaren.

06.07.2011: Wanderung zu den Sieben Seen im Rilagebirge (19 Kilometer, Gehzeit: 7,5 Stunden, 900 Meter Aufstieg und Abstieg, Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll)

Über holprige Straßen ging es zur Vada-Hütte mit dem Bus. Von hier in stetigem Anstieg durch dichten Nadelwald, der ab 2000 m Höhe zu Krüppelkiefern wurde. Hier zeigte sich zunächst eine grüne und blühende Bergvegetation auf den Wiesen zwischen den letzten Bäumen vor der Baumgrenze, dann sahen wir schroffe Berge und die Zacken der Felsen, die den weiten Bergkessel (die Bulgaren bezeichnen es auch als Kar oder Circus) umgeben. Von nun an fädeln sich 7 Bergseen aneinander, immer auf einer höheren Stufe des Kars. An der 7-Seen-Hütte am Fischsee legten wir eine größere Pause ein, bevor wir weiter nach oben bis auf fast 2400 m Höhe stiegen. Einige stürmten nun noch weiter zum Ufer des größten Sees Okoto, das "Auge", in 2440 Metern Höhe und genossen den Bild von oben auf die anderen Seen des Talkessels. Über einen grasbewachsenen Bergrücken mit schöner Sicht auf die Seen im Kessel ging es gemeinsam hinab zur modernen Berghütte Rilaseen und nach einer flüssigen Stärkung in einem nochmals zweistündigen Abstieg bis zur Vada-Hütte. Eine recht knackige Tour für einen ersten Gebirgstag: für manchen sein persönlicher Höhenrekord oder der Rekord an realisierten Höhenmetern, für fast alle aber die erste Hochgebirgstour im Rilagebirge und ein grandioses Naturerlebnis. Ein Grund für ein Glas bulgarischen Wein zum Abendbrot...

07.07.2011 Die Maljovica im Blick (6 Kilometer, Gehzeit: 2,5 Stunden, 300 Meter Auf– und Abstieg, Schwierigkeitsgrad: leicht)

Die Halbtageswanderung führte uns vom Hotelkomplex Maljowica über die große Bärenwiese in das Maljowica-Tal. Schon bald sahen wir erstmals den stattlichen Gipfel der Maljowica, noch wolkenverhangen. Entlang eines rauschenden Baches ging es aufwärts und bald hatten wir die Baumgrenze erreicht. Nun zog uns der Gipfel (2729 m) vor uns immer mehr in seinen Bann. Als wir die gleichnamige Berghütte erreichten, stand der Gipfel vor blauem Himmel. Nach langer Ruhezeit stiegen wir wieder hinab und erschreckten eine Schlange, die sich im Sonnenschein räkelte. Wieder auf der Bärenwiese ließen wir uns bulgarische Spezialitäten wie Kawarma und Kebabgerichte munden. Auf unserem Weg nach Borovec legten wir eine Pause in Samokov ein, um über dem Markt zu bummeln und eine hübsche Moschee zu sehen. Dann ging es hinauf in den Ort Borovec, dessen Skipisten uns schon bei der Anfahrt grüßten. Der Ort lebt wohl doch mehr vom Wintersport und ist im Sommer eine Ansammlung großer Hotels, von Chalets und zwei Gassen halbrustikaler Geschäfte, Kneipen und Etablissements... Chance für individuelles Erkunden bis zum Morgengrauen?

08.07.2011: Musala (2925 Meter) – der höchste Gipfel des Balkans (16 Kilometer, Gehzeit: 6 Stunden, 600 Meter Aufstieg und Abstieg, Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll)

Bei blauem Himmel starteten wir mit den ersten Gondelbahnen auf den Jastrebec, um bereits nach 25 Minuten in 2369 Meter Höhe zu sein. Nun ging es auf zunächst nicht schwierigen Pfad zur Musala-Hütte. Bereits auf diesem Wegabschnitt sahen wir den höchsten bulgarischen Berg immer vor uns. Mancher wollte es kaum glauben, dass wir bis auf diesen mächtigen Gipfel gelangen wollten. Ab der Musala-Hütte ging es dann steiler hinauf. Unter uns glitzerten zahlreiche Bergseen; in der Ferne sahen wir den Jastrebec und staunten über die bereits zurückgelegte Distanz. Alle schafften die Eisseehütte in nun bereits 2720 Meter Höhe. Nun ging es weiter hinauf, steil und manch Schneerest lag am Wege. Über einige große Blöcke erreichten wir den Gipfel. Wolken waren mittlerweile aufgezogen und es wurde merklich kühler; aber Zeit für ein Gipfelfoto blieb. In munterem Blockhüpfen ging es dann wieder hinab zu einer großen Rast an der Musala-Hütte. Auf den Mastika als Gipfellohn mussten wir leider verzichten. Auf dem Rückweg erfreuten wir uns  unserer Entscheidung, am Morgen zeitig aufgebrochen zu sein, denn nun war es um den Gipfel recht grau geworden. Unsere sportliche Leistung war so gut, dass wir uns getrost die Liftabfahrt leisten und auf die Überwindung von weiteren 1000 Höhenmetern im Abmarsch verzichten konnten.

09.07.2011: Gebirgsfahrt über den Jundola–Pass ins Piringebirge

Von Borovec ging es mit dem Bus durch die alten Badeorte Dolna Banja und Kostenec, dann kurvenreich durch dichten Mischwald hinauf zum Jundola Pass. Hier reizten mannigfaltige Honigsorten, Konfitüren und das Gewürz Tschupritza zum Kauf. Auf der Weiterfahrt sahen wir erstmals die Gipfel des Pirin-Gebirges, unseres Wanderzieles des kommenden Tages. Zunächst ging es nochmals in die Ausläufer des Rila-Gebirges in den Ort Dobarsko. Wir wurden mit duftendem Grün, Brot und Salz empfangen und erlebten bulgarische Folklore im alten Kirchgarten. Mit kleinen Sträußchen wurden wir zu einer Hochzeit eingeladen und in die Rituale einer bäuerlichen, bulgarischen Hochzeit eingeführt. Anschließend gab es mit Käse bzw. Honig und Nüssen gefülltes Backwerk sowie ein Yoghurtgetränk. So „frisch vermählt" besichtigten wir die alte Kirche im Ort, deren zahlreiche Fresken aus dem 17. Jahrhundert stammen. Nach kurzer Fahrt erreichten wir am Nachmittag Bansko und bummelten gemeinsam durch die Gassen der Stadt mit Gebäuden aus der Zeit der Nationalen Wiedergeburt Bulgariens und waren von der prächtigen Bemalung in der Dreifaltigkeitskirche beeindruckt. Unser Abendessen - eine weitere köstliche Überraschung, die mit bester nationaler Musik von vier Solisten dargeboten wurde („Weltmeister - gute deutsche Maschine"). Nach dem Abendessen dann noch ein Blick aus dem Hotelfenster Richtung Rilagebirge und zum Vihren im Pirin, unserem nächsten Bergziel.

10.07.2011: Hinauf zum Gipfel des Vihren 2914 Meter (10 Kilometer, Gehzeit: 6,5 Stunden, 950 Meter Aufstieg und1100 Meter Abstieg, Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll)

Wir hatten im Katalog eine spektakuläre Gipfellandschaft versprochen. Können wir dies halten? Stoiko brachte uns mit dem Kleinbus bis zur Vihren-Hütte in 1950 Meter Höhe. Hier begann der Aufstieg auf die Kuppel des Vihren. Nach zwei Stunden hatten wir die Passhöhe erreicht, von der wir in der Tiefe die Augen des Piringebirges, wunderschöne Seen, eingebettet in eine steinige Mondlandschaft, betrachteten. Tiefgrün schimmerten sie an diesem Tage. Vor uns lag nun die lange schräge Platte der Südwand des Vihren, die es in Serpentinen zu bezwingen galt. Zur sonntaglichen Mittagszeit um 12 Uhr wurde das Ziel erreicht. In der Ferne ahnten wir die Berge Griechenlands, unmittelbar 1000 Höhenmeter unter uns sahen wir die Vihren-Hütte, unseren heutigen Startpunkt. Nördlich dann die beeindruckende Galerie von Bergen jenseits der 2700 -Meter-Grenze mit dem Felsgrat Konceto (Pferdchen). Immer wieder sahen wir Wanderer als einsame Bezwinger dieses spektakulären Weges. Aber, wie werden wir selbst wohl aus der Ferne ausgesehen haben, als wir über den Nord-Ost-Grat nach unten stiegen? Eine sehr sportliche, fast alpinistische Leistung brachte uns durch das Kazana-Kar zur Banderica -Hütte, wo ein Pirinsko und der Bus wartete.
Die erste Eberhardt-Wandergruppe hatte heute den Vihren bezwungen - Grund für einen Mastika zum Salat...

11.07.2011: Melnik – die kleinste Stadt Bulgariens und der schmackhafte Wein

Über den Predel-Pass ging es in das Tal der Struma und weiter in das Dreiländereck Bulgariens mit Mazedonien und Griechenland. Unser Besuch galt dem Komplex der Hellseherin Baba Vanga in Rupite mit expressionistisch bemalter Kirche. Als wir weiter wollten, streikte der Bus, aber Abhilfe wurde schnell gefunden. Wir fanden dann Einlass und Unterkunft im Hotel beim Despoten Slaw in Melnik. Melnik ist mit nur 220 Einwohnern die kleinste Stadt Bulgariens und steht mit der faszinierenden Architektur unter Denkmalschutz. Allein schon die Lage Melniks, eingebettet in fantastische Gesteinsformationen, kann in den Bann ziehen. Wir bummelten durch den kleinen Ort unterhalb gelbleuchtender Sandsteinpyramiden. Vom Glanz zeugen heute noch original renovierte Häuser und von manchem Expansionsgedanken einige Investruinen. Unter den zahlreichen sehenswerten Gebäuden beeindruckte uns vor allem das Kordopulov-Haus. Es ist das größte bulgarische Haus aus der Zeit der Wiedergeburt. Wir besichtigten das Haus und seinen großen Weinkeller und genossen ein Glas des großblättrigen ("Gloßbrettrigen") Melniker Rebensaftes. Nur wenige Schritte vom Hause entfernt fanden wir noch einen Ausschank oberhalb der Stadt bei warmer Sommerluft...und auch das Abendessen auf der Terrasse war lecker und nicht ohne Wein und Rakia.

12.07.2011: Wanderung zum Roshenkoster (5 Kilometer, Gehzeit: 2 Stunden, 200 Meter Aufstieg und 50 Meter Abstieg, Schwierigkeitsgrad: leicht)

Am Vormittag wurde das Gepäck bereits verpackt und wir starteten zu einer reizvollen Wanderung durch die Sandsteinfelsen vorbei an den Erdpyramiden von Melnik. Durch trockene Bachläufe, vorbei an mannshohen Disteln ging es leicht aufwärts. Von einem Bergrücken blickten wir zunächst zurück, wo wir die letzten Häuser von Melnik erkennen konnten und dann in Richtung Roshenkloster. Unter uns mannigfaltige Nadeln und kleine Pyramiden aus Sandstein, die manchen an ähnliche Formationen in Utah oder Südtirol erinnerten. Abseits dörflichen Lebens dann das Roshenkloster. Der Ursprung des Klosters liegt bereits im 13. Jahrhundert. Das grob gehauene Holz und die Schatten spendenden Weinreben geben dem Klosterhof eine gemütliche Atmosphäre, die auch uns gefangen nahm. Wir besichtigten den Innenhof des Klosters und die Kirche Geburt der Heiligen Jungfrau mit Fresken aus dem Jahre 1730 und wertvollen Ikonen. Am Ausgang wartete bereits Stoiko, der uns über Sandanski mit seinem Spartakus-Denkmal zu einem Grillrestaurant an der Sofia und Griechenland verbindenden Straße brachte. Bald war dann auch unser Hotel-Hüttenkomplex im Tal des Rilabaches erreicht. Nach dem Abendessen starteten wir mit dem Bus zum Rilakloster. Der erste Eindruck beim Ankommen und Betreten des Innenhofes wird sich tief einprägen: einer der weltgrößten othodoxen Klosterkomplexe, hinter dem sich mächtig die Berge der Maljovica erheben. Bei einem Becher Wein, direkt am hinteren Tor des Klosters getrunken, ließen wir die abendliche Stille in den Bergen einziehen.

13.07.2011: Das Rilakloster, bedeutendstes Denkmal der bulgarischen Kultur und Architektur und Wanderung zur Partisanenwiese (16 Kilometer, Gehzeit: 4 Stunden, 300 Meter Auf– und Abstieg, Schwierigkeitsgrad: leicht anspruchsvoll)

Am Vormittag besichtigten wir das Rilakloster (UNESCO-Weltkulturerbe), Wallfahrtsort der Bulgaren mit tausendjähriger Tradition. Es gilt als das prächtigste Wahrzeichen orthodoxen Glaubens in Bulgarien. Wir waren fasziniert von den bunten Fresken und den Ikonen der Klosterkirche Sweta Bogorodiza sowie dem Raphaelskreuz und anderen Reliquien im Museum des Klosters. Am späten Vormittag starteten wir zu unserer letzten Wanderung. Über Blumenwiesen und schattigen Laubwald ging es zur Grabeskapelle Ivan Rilskis, des Namenpatrons des Klosters und weiter zur ehemaligen Partisanenwiese, die heute nach Kiril benannt ist. Mehr als tausend Meter unter der Gipfelgalerie rund um die Maljocvica nahmen wir Abschied vom Rilagebirge.

14.07.2011: Fahrt nach Sofia und Rückflug

Am Morgen ging es in die Landeshauptstadt Sofia, zur Hl. Sophia und Sv. Nedelje, dann an Regierungsbauten vorbei zum Theater Ivan Vasov und zur Newski-Kathedrale. Unser Stadtbummel wurde übergeleitet in einen kleinen Einkaufsbummel in einem Einkaufszentrum, wir wir es mittlerweile zwischen San Franzisco und dem Baikalsee finden können. Aber es reichte für den Kauf bulgarischer Souvenirs und zu einem letzten landestypischen Essen. Über München ging es dann mit dem Flugzeug nach Dresden... ein letzter Blick beim Aufstieg über Sofia in Richtung der von uns erstiegenen Berge. - Bis zum nächsten Mal bei einer Rundreise oder Wanderreise mit Eberhardt Travel!

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Kommentare zum Reisebericht

Danke unserem Wanderleiter für diesen tollen Bericht und die klasse Fotos. Die schönen Erlebnisse der Wandertage in dieser traumhaften Bergkulisse werden so wieder lebendig. Wir hatten einen gelungenen Urlaub mit genau dem richtigen Wechsel von anspruchsvollen Bergtouren und Erholungstagen; die richtige Reise für alle, die fit sind und die Berge lieben.

Gabi & Gerd
22.07.2011

Hallo Ihr beiden, habe heute mal Zeit gefunden die Blogs auf meine Reiseberichte zu lesen. Ich hoffe, Gerds Rücken geht es gut. Was habt Ihr in diesem Jahr vor? Kann ich Euch bei Eurer Entscheidung beraten? Ich suche noch Mitwanderer für meine Seume-Tour in Österreich, für USA-Nationalparks im September und für die Slowakei im August. Ein gutes Jahr. und freundliche Grüße Jürgen Schmeißer

Jürgen Schmeißer
17.01.2012