Reisebericht: Rundreise Belgien für Genießer

15.08. – 22.08.2013, 8 Tage Rundreise: Namur – Ardennen – Waterloo – Leuven – Mechelen – Antwerpen – Brüssel


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Eine Reise, die zu den Höhepunkten Belgiens führt! Reisegast Christel Reißig hat folgenden Reisebericht zu dieser Reise verfasst:
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

1. Tag

Eine wunderschöne Reise haben die Produktmanager von Eberhardt TRAVEL da zusammengestellt. Schon vorbereitet durch Doku-Sendungen auf ARTE und PHÖNIX und dann auch noch unter der Leitung von Peter Großer, da gibt es für Großer-Fans (und es gab einige in dieser Reisegruppe) kein Halten mehr. Leider wurde aus unerklärlichen Gründen mehrfach die Verantwortung verändert, um zuletzt den Zuschlag als Reisebegleiter Herrn Dr. Rink zu geben, ein Mann, der auf alle Fragen -auch auf ungestellte- Antworten parat hat. Und wir bekamen einen vorbildlichen Busfahrer, Herrn Maik Richter, der uns sanft wie auf Wolke 7 beförderte. Nach einigen Zustiegen und zweistündlichen Pausen landeten wir gegen 18°° Uhr in Brüssel. In Belgiens Haupt- und Residenzstadt lebt ein Zehntel der Bewohner Belgiens, rund eine Million Menschen. Das Crown Plaza war für 5 Tage unsere Unterkunft und das hervorragende Abendmenü stimmt uns gut auf kommende, anstrengende Tage ein.

2. Tag

9°°Uhr starten wir zu einer interessanten Stadtrundfahrt in Brüssel, seit 1959 Sitz der EWG und der EURATOM, seit 1967 auch Sitz der NATO. Mit dem Stadtführer Achilles erkunden wir die Stadt.Über den Canal de Chaleroi  fahren wir in den Stadtteil Laken vorbei an der Neugotischen Kirche zum Atomium, gebaut für die Weltausstellung 1958. Es stellt in rund 165-milliardenfacher Vergrößerung ein Eisenatom dar. Leider bleibt keine Zeit für eine Besichtigung. Das ist sehr, sehr schade, vielleicht lässt sich da künftig etwas ändern.Wir fahren vorbei am Chinesischen Pavillon, an der Königlichen Residenz, bestaunen das Denkmal für den König von Sachsen/Coburg/Gotha und halten zum Fotografieren am Triumpf-Bogen des Jubelpark's.Zu Fuß auf dem Weg zum Großen Markt machen wir die Bekanntschaft mit Don Quichotte und seinem Gefährten Sancho Panza und befinden uns plötzlich im größten Getümmel auf dem schönsten Marktplatz der Welt, dem Grand - Place mit dem Rathaus aus dem 15. Jh., den repräsentativen Häusern der Zünfte und berühmten Hotels. Und auch dem kleinen Manneken Pis aus dem Jahre 1619 begegnen wir: 750 Kleider soll es besitzen, in die es zu bestimmten Anlässen gehüllt wird.
In der Freizeit besuche ich die Floralientime-Ausstellung im Rathaus mit dem 96m hohen Belfried. Neben bezaubernden Blumenarrangements lernt man auch die kostbare Innenausstattung kennen.
Danach geht es zum „Old England" auf dem Mont des Arts. Dieser wunderschöne Jugendstilbau, früher ein Einkaufstempel für Betuchte, beherbergt nun das Instrumenten-Museum und von der  Cafeteria auf dem Dachgeschoß hat man einen schönen Blick über die Dächer der Stadt.Beim Abstieg vom Monte finde ich im Torbogen  über der Rue Mont -des Arts die leider seit 4 Jahren defekte Kunst-Uhr mit 12 geschichtlich überragenden Persönlichkeiten, die sich viertelstündlich zu einem Glockenspiel drehten.Es werden Sponsoren gesucht, die die alte Herrlichkeit wieder herstellen lassen können...!
Das Abendessen nehmen wir im berühmten Le Roy ein, eine schöne Aussicht auf das Markttreiben ist für am Fenster Sitzende garantiert.

3. Tag

8.30 Uhr ist die Abfahrt in die Rubensstadt Antwerpen. Sie hat einen der weltgrößten Häfen, ist Diamantenstadt und Mekka für Kunstfreunde. Unser netter Stadtführer Filip zeigt uns alle Sehenswürdigkeiten,wir fahren mit ihm die Rolltreppe hinunter zum Tunnel unter der Schelde und wieder aufwärts mit dem Riesenfahrstuhl. Er streicht mit uns durch malerische Gassen, zeigt uns die unterschiedlichsten Marienbildnisse mit und ohne Laterne (es gab Bonbons zu gewinnen) und macht uns bekannt mit dem Maler Jakob Jordaens,  der Druckwerkstätten-Dynastie Plantin - Moretus.Am Großen Markt sehen wir die Standbilder von Rubens als Ritter und Maler und den Brabobrunnen von 1887 (Centurio Silvius Brabo mit der abgeschlagenen Hand des Riesen Antigonus, dem „Mauteintreiber"). Wir bewundern das Rathaus, ein Prachtexemplar Brabanter Renaissance aus dem 16.Jh.
und besuchen die Liebfrauen-Kathedrale (Once- Lieve- Vrouw -Kathedraal). An diesem gotischen Sakralbau wurde 300 Jahre gearbeitet; es ist der größte Belgiens mit berühmten Rubensgemälden. Vorbei am Vleeshuis (Fleischhaus in gemauerter Speckschichten-Optik)  zum Hot Steen, der Burg an der Schelde (Fluchtburg und Gefängnis) mit dem hünenhaften Langen Wapper, der uns schon im Hafengelände begegnet ist.
Der Besuch des Rubenshauses, gebaut im Stil eines italienischen Palazzo, überzeugte uns vom Reichtum des Malers. Leider hatte  unser Reisebegleiter trotz Hinweises meines Freundes Horst vergessen, mich mitzunehmen, nur weil er analog Hans Fallada zählt: „Eins, zwei, drei, viele" -und es waren immer viele. Habe mich dann allein durchgeschlagen, meinen Gruppenrabatt noch zur rechten Zeit gesichert, und Herr Dr. Rink zählt wieder: „Eins, zwei, drei, viele" -und es waren wieder viele!

4.Tag

8°° Uhr ist Abfahrt nach Brügge, der durch den Handel mit Wolle, Wein und Pelzen reich gewordenen Stadt des Mittelalters, später durch die Verlandung des Zwin bedeutungslos geworden. Aus früheren Zeiten stammt die Lakenhalle mit dem Belfried, dem schönsten Flanderns (insgesamt wurden 30 belgische Belfriede i.J.1999 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen). Außerdem befindet sich am Burgplein das schmucke Rathaus mit den drei zierlichen Türmchen. 122m hoch ragt der Turm der Liebfrauenkirche empor, die im 13.Jh. entstand. Im prachtvollen Grab vor dem Altar liegt der Burgunderherzog Karl der Kühne begraben. Das bedeutendste Kunstwerk der Kirche „Madonna mit dem Kind" aus weißem Marmor stammt von Michelangelo aus dem Jahr 1503. Wir besuchen den Beginenhof, eine religiöse Frauengemeinschaft, mit kleinen, weißgetünchten Giebelhäusern (vergleichbar mit den Fuggerhäusern in Augsburg). Stadtführer Johann erklärt alles mit viel Liebe zum Detail: die Brauerei De Halve Maan, in der seit 1856 Brugse Zot gebraut wird; die Heilige- Blut- Basilika von 1139, ältestes Bauwerk Brügges; das Sint-Janhospital (ältestes erhaltenes Spital Europas); das Gruuthuse mit dem Monopol für die Bierkräutermischung und die Gildehäuser. Vom Rozenhoedkaai legen die Rundfahrboote ab und wir genießen eine wundervolle Grachtenfahrt, durch das Venedig des Nordens.Auf der Rückfahrt machen wir Halt in Damme, einem kleinen Städtchen mit gotischem Rathaus, hübschen Giebelhäusern und dem Sint-Jan, in dem das Eulenspiegel-Museum untergebracht ist. 1867 übertrug der Schriftsteller Cortes de Coster die Abenteuer von Till Eulenspiegel in den Freiheitskampf der Niederländer gegen die Spanier. Mit Ulenspiegel schuf er einen mutigen und einfallsreichen Helden. Ein Denkmal befindet sich, etwas lieblos hingesetzt, an der Landstraße am Ortseingang.Das Abendessen nehmen wir in einem Lokal in der „Fressgasse" ein.

5. Tag

Heute findet unser fakultativer Ausflug nach Genf und Mechelen statt. Wir starten 8.30 Uhr und sind eine Stunde später in Gent mit der hervorragend erhaltenen Altstadt. Und nun muss man aber unseren Maik ein besonderes, anerkennendes Lob aussprechen: er opfert seinen freien Tag und widmet sich den zwei schwer behinderten Mitreisenden, um der Reisegruppe ein ordentliches Tempo zu ermöglichen. Ich habe so etwas noch nie erlebt und sage Maik, dass seine Buben Felix und Till stolz auf ihren Vati sein können! Und was meint Ihr, liebe Mitreisende?
Von der Leie umflossen und dem Ketelvaart-Kanal begrenzt, zeigt uns der Stadtführer alle Sehenswürdigkeiten der liebenswerten Stadt: die Kathedrale St-Bravo aus dem 13.Jh. mit dem Meisterwerk der flämischen Malerei, dem Genter Altar der Brüder Van Eyck, an dem sie 25 Jahre gearbeitet haben; der Belfried mit dem 91m hohem Turm und exklusiver Aussicht auf die Stadt und die Umgebung; auf der Spitze ein goldener Drache, und einem aus 37 Glocken bestehendem Glockenspiel, das auch manuell akustisch in Bewegung gesetzt werden kann; neben dem Belfried die Lakenhalle von 1425.
Das angefügte „Mammelokker" zeigt in seinem Giebelrelief einen Akt der Barherzigkeit: die Tochter Cimons gibt ihrem verurteiltem Vater täglich die Brust, um ihn vor dem Hungertod zu retten. Außerdem das Stadthaus; die St-Nikolauskirche in Scheldegotik aus dem 13. Jh. Am Korenmarkt die Michaelskirche von 1648. Über die Sint-Michielsbrug steigen wir ab zum Korenlei, gegenüber befindet sich die Graslei. Hier wurden in früheren Zeiten am Leie-Ufer alle Waren auf Schiffe verladen, die dann über die Schelde das offene Meer erreichten. Auf den gotischen Giebelhäusern sind die Zunftzeichen erkennbar.Vorbei an der unbezwingbaren Burg Graavensteen aus dem 12. Jh., errichtet durch Philipp von Elsass, eine der größten Wasserburgen Europas, geht es zu den Fisch- und Fleischhallen aus dem Jahre 1410.Mit etwas Verspätung kamen wir aufgrund der Verkehrsverhältnisse in Mechelen an und wurden schon nervös von Margarete von Österreich und Karl V. erwartet.
Mit etwas Glück konnte die Margarete-Gruppe alle Sehenswürdigkeiten erleben, was der lahme Karl nicht schaffte: der Grote Markt und die St-Rombouts-Kathedrale mit 97m hohem Turm (barocker Hochaltar aus Marmor von 1666, Apostelfiguren, das Grabmonument von Erzbischof Andreas Crensens, Kunstwerke Van Dyck's)Dem Rathaus mit tollen Holzschnitzereien (Mechelner Schnitzkunst) und kurzem Belfried, weil das Geld knapp war, und Lakenhalle, der Kirche St-Johannes-der-Evangelist mit reicher Ausstattung an Gemälden und Schnitzereien.Nach so viel Kunst war die Verkostung der Carolus-Biere ein wahres Labsal:Classik 8,5% Alc.Vol., Tripel 9%, Ambrio 8%, Hopsinjoor (Blond und Brown) 8%.
Aber Vorsicht, diese Biere sind nicht zu unterschätzen!Es soll über 400 belgische Biersorten geben mit den unterschiedlichsten Zusätzen von Früchten und Gewürzen, bei denen Anhänger des Deutschen Reinheitsgebotes sich mit Grausen abwenden (Krieg mit Kirschen, Framboise mit Himbeeren).
In Klöstern wird Trappisten-Bier mit 10 % und schwarz wie die Nacht gebraut. Jede Biersorte hat seine eigene, außergewöhnliche Glasform. Da ein Zecher gern ein Glas mitgehen lässt, wird am Genter Freitagsmarkt vom Gast als Pfand ein Schuh verlangt, der an einen Drahtkorb an die Decke gehängt wird, bis der Zecher den Durst gelöscht und das Glas wieder unversehrt herausgerückt hat.
Wir haben das Schuhdrahtseil in Gent gesehen!

6. Tag

Heute mit gepackten Koffern um 8°° Uhr Abfahrt nach Namur.Doch zuerst Stopp in Waterloo kurz hinter Brüssel, Besteigung des Löwenhügels (der Löwe gegossen aus erbeuteten Kanonen) und Besichtigung des Panoramas mit der Nachstellung der Schlacht zwischen den Heeren Napoleons, Blüchers und Wellingtons.Nein, nein: es gibt keine guten und schlechten Kriege! Man kann nur Attacken in gestrecktem Galopp für einen gesicherten Frieden reiten!
Wir erholen uns von allem Kriegsgetümmel und Kanonendonner  im friedlichen Wasserschloß Lavaux-Sainte- AnneUnd sichten endlich während der Fahrt eine „Kuhschwein-Herde": Blaue Belgier, eine Fleischrind-RasseUnser nächster Stopp in Han-Sur-Lesse, den größten Tropfsteinhöhlen Westeuropas: Mit einer Kleinbahn fahren wir bis zum Grotteneingang und erleben eine faszinierende Welt von Stalagmiten und Stalagtiten, eine Licht- und Tonschau im" Waffensaal" und den Salle du Dome, den Domsaal mit 145m Höhe.Wir übernachten noch zweimal im Hotel IBIS Namur, nur unweit vom historischen Zentrum entfernt.
Die an der Mündung der Sambre in die Maas liegende Bischofs- und Universitätsstadt Namur mit 109000 Einwohnern ist die Hauptstadt der Region Wallonie.

7. Tag

Wir machen 9.30 Uhr einen Ausflug in die wohl schönste Maaslandschaft in den Ardennen und besuchen die herrlichen Schlossgärten von Annevoi, angelegt im 18. Jh.
Mit bezaubernden Wasserspielen und Gartengestaltungen im französischen, englischen und italienischen Stil. Die Wasser fließen seit über 250 Jahren dank naturgegebener Niveau-Unterschiede.Anschließend besuchen wir die Benediktiner-Abtei Maredsous, gegründet 1872,und werden vom Abtei-Führer examiniert, bevor es in das Hofbräuhaus zur Verkostung von Brot, Käse und Bier aus eigener Herstellung geht. Au, ich glaube, ich habe einen Bierkrug auf den Kopf bekommen. Interessant war der Besuch einer Schneckenfarm „L'escargatiere" in Warant. Haben alles über Zucht und Verarbeitung erfahren und natürlich auch probiert in den Varianten mit Kräuterbutter und Chili.
Auf dem Rückweg nach Namur passieren wir Dinant, den Geburtsort von Adolphe Sax (1814 - 1894), dem Erfinder des Saxophons.
Zurück in Namur haben wir noch etwas Zeit, durch den Ort zu schlendern, die berühmte Schokolade zu kosten, die Kathedrale St-Aubain zu besuchen (hier liegt das Herz  Don Juans von Österreich, Sohn Kaiser Karl V., der Sieger der Seeschlacht bei Lepanto), vorbei am Belfried und bewundern die Figurengruppe „Djoseph et Francwes" von Suzanne Godard.

8.Tag

Voller neuer Eindrücke und Erkenntnisse treten wir 8°° Uhr die Heimreise an.
Autor: Christel Reißig

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