Fotogalerie: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

10.07. – 20.07.2014, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


  Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Der dem europäischen Festland am nächsten gelegene Küstenstrich der britischen Hauptinsel hat in der Geschichte stets eine besondere Rolle gespielt. Dort landeten die Römer und später die Normannen. Schon vor Jahrtausenden ging Zinn von hier in den Mittelmeerraum. Großartige Bauwerke entstanden in allen Epochen und wundervolle Parks wurden angelegt.
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

Auf nach Südengland 10. – 20. Juli 2014

Das ging ja gut los mit dieser Reise - richtiges Mistwetter in Dresden, welches für die folgenden Tage nichts Gutes erwarten ließ. Das Wetter änderte sich dann im Laufe des Tages mehrmals. In Holland war es heiß und am Abend in Calais eher frisch und windig. Das Frühstück im Hotel am alten Hafenbecken war schon halb englisch.
Die von mir so geliebte und den Gästen schwärmerisch angepriesene Überfahrt nach Dover erwies sich als trübe und feucht; von den berühmten Kreidefelsen war wenig zu sehen.

Inseltypisch

Wenigstens in Rye hatten wir Glück und konnten unseren Rundgang in dem bezaubernden Städtchen trocken absolvieren. Im Mittelalter einer der wichtigsten Häfen an der Kanalküste, liegt es heute kilometerweit landeinwärts, hat sich aber dadurch seinen Charme  mit den kopfsteingepflasterten Gassen und der ältesten (?) Kirchturmuhr erhalten können. Schon in Hastings erwischte uns der Regen wieder. Das heutige beliebte Seebad ist bekannt geworden durch die in der Nähe ausgetragene Schlacht zwischen Angelsachsen und Normannen, mit deren Sieg die Weichen für die Geschichte Englands (und auch die Sprachentwicklung) bis heute gestellt wurden.
Brighton, das legendärste aller englischen Seebäder, heute eine moderne, multikulturell geprägte Groß- und Universitätsstadt, empfing uns mit freundlichem Wetter  und ermöglichte es uns dadurch, den Royal Pavilion, der durch eine Laune des Prinzregenten und späteren Königs Georg IV. entstand, zu bestaunen. Wahrhaft exotisch - innen und außen - und mitten in der Stadt, von einem Park umgeben, wo das Leben brodelt und immer auch Straßenmusikanten anzutreffen sind. Die Seebrücke ist heutzutage für meinen Geschmack etwas zu laut und bunt, aber man muss eben einmal im Leben bis ganz nach vorn durchgegangen sein.

Geschichte in Stein und Holz

Der dritte Tag brachte uns in mehrerlei Hinsicht in ganz enge Verbindung zur englischen Geschichte. Am Vormittag besuchten wir Arundel Castle, den Sitz der Herzöge von Norfolk, einer der wenigen katholischen Familien des englischen Hochadels. Deshalb findet sich in der weitläufigen von Parks und Gärten umgebenen Anlage auch eine geteilte Kirche: der eine Teil ist die protestantische Pfarrkirche St. Nicholas und hinter dem trennenden Lettner liegt die Familiengruft der Howards. Im Park war wieder einmal Event. Im Bergfried erfährt man viel über die Struktur eines solchen mittelalterlichen Wehrbaus und hat von den Zinnen einen grandiosen Blick über das umliegende Land. Aber man muss schon etliche Stufen hinaufsteigen.
Einer der absoluten Höhepunkte dieser Reise ist für mich immer der Besuch auf der HMS Victory. Zwar liegt das einstige Flaggschiff Admiral Nelsons in der Schlacht von Trafalgar seit langer Zeit im größten britischen Marinestützpunkt Portsmouth im Trockendock, wo es auch ständig Stück für Stück konserviert und restauriert wird, doch wurde es nie formell außer Dienst gestellt. Von der Admiralskajüte bis in den untersten Schiffsraum führt die Besichtigungstour und gibt so einen authentischen Einblick in das harte Leben der Seeleute. Die Bronzeplatte auf dem Oberdeck zu sehen, die an der Stelle angebracht wurde, wo Nelson die tödliche Kugel traf, ist für mich immer besonders bewegend. Mit dem trotzdem siegreichen Ausgang der Schlacht nahm die europäische Geschichte eine entscheidende Wendung.
An diesem Abend gab es im Hotel in Southampton bei der Ausgabe des Abendessens einige Verzögerungen - das Personal war mit mehreren Gruppen gleichzeitig wohl ein wenig überfordert. Aber schließlich sind dann doch alle satt geworden.

Isle of Wight

Die Isle of Wight ist ein durch ihre Lage klimatisch begünstigtes Fleckchen Erde. Während der Überfahrt passierten wir die am Kai liegende Queen Mary II, eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt.  Die Insel hat so viel Reizvolles zu bieten, dass es schwerfällt, die notwendige Auswahl zu treffen. Wir entschieden uns für drei Programmpunkte. Ein Muss sind auf jeden Fall The Needles, drei einzeln im Meer stehende Kreidefelsensäulen an der Westspitze der Insel - ein wunderbarer Anblick besonders bei Sonnenschein und Gelegenheit, einen Spaziergang zu unternehmen und die vielfältigen Angebote des Besucherzentrums zu erkunden. Die Produkte einer traditionellen Bonbonmanufaktur (z.B. Humbugs) haben wir auf der Weiterfahrt gekostet. Shanklin, dessen Ortskern von pittoresken reetgedeckten Cottages dominiert wird, hat eine dieser für die Insel typischen Chines aufzuweisen, in deren schattiger Kühle man hinunter zum Strand spazieren kann. Godshill ist wie eine Filmkulisse. Die Bausubstanz von Jahrhunderten ist komplett erhalten und belebt. Es lohnt sich ein Gang hinauf zur Dorfkirche, zumal man auf dem Rückweg im Schokoladenparadies landet.

Mystisches und Schönes

Erfahrungsgemäß ist es am besten gleich früh nach Stonehenge zu gehen, wenn sich der Besucherandrang noch in Grenzen hält. Dieses Jahr hat ein ganz neues modernes Besucherzentrum geöffnet und man fährt mit Shuttle-Bussen zur Attraktion hinauf. Zunächst war es noch mystisch bewölkt, was diesem Ort ein passendes Flair gab. Über die Megalithkultur - rund tausend Jahre älter als die Pyramiden - haben wir in den letzten Jahren sehr viel dazugelernt, aber noch längst sind nicht alle Rätsel gelöst.
Ganz in der Nähe liegt Salisbury mit seiner hochmittelalterlichen Kathedrale. Was uns einer der Ehrenamtlichen, die dankenswerterweise immer zur Verfügung stehen, über den Bau berichtete, ließ uns nur ehrfürchtig vor der Leistung der Vorfahren staunen. Allein die Rekordbauzeit von nur 45 Jahren erscheint uns heute undenkbar. Und wie viel Erfahrung aber auch Gottvertrauen gehören dazu mit nur einem Meter Fundament direkt auf einer Schicht von Flusskieseln zu bauen? Im Kapitelhaus liegt noch eines der wenigen erhaltenen Exemplare der für die europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte so wichtigen Magna Charta.
Nach einer ziemlich langen Fahrt Richtung Westen, die von etlichen dankbar für ein Nickerchen genutzt wurde erwartete uns mit Killerton House and Gardens ein dreifaches Vergnügen: zuerst durften wir im Gartensaal die Spezialität Cream Tea genießen, dann machten wir uns dank einer kenntnisreichen und humorvollen Führung mit dem Heim einer politisch einflussreichen und sozial engagierten englischen Landadelsfamilie vertraut und konnten anschließend noch in dem von dem großen Gärtner John Veitch angelegten Park lustwandeln.

Exeter und Dartmoor

Das auch ein Ketten-Hotel für die Gäste erfreulich gut funktionieren kann, bewies man uns in Exeter. Von den Resten der römischen Stadtmauer die High Street hinunter in Richtung der ehemaligen Hafenanlagen, die heute vielfältig anderweitig genutzt werden, liegt jede Menge sehenswertes am Wege: in den Nachkriegsneubauten integriert die Ruinen eines Klosters, die Stammkneipe von Sir Francis Drake und wieder eine wunderschöne Kathedrale mit dem angeblich längsten gotischen Rippengewölbe der Welt. Dazu die immer noch funktionierende Guild Hall, sowie eine Straße, die so schmal ist, das man nicht einmal mit dem Fahrrad durchkäme. Vor einer Konditorei bot man uns eine Kostprobe köstlichen Mandelgebäcks an - Gastfreundschaft ist wundervoll. Die nette Verkäuferin ist übrigens Slowakin. An der verabredeten Stelle nahm uns der Bus auf; Steffen wie immer zuverlässig. Und ab ging's ins Dartmoor. Diese legendäre Landschaft ist zumindest heutzutage viel angenehmer als ihr Ruf - bis auf die schwierigen Straßenverhältnisse: schmal,  mit Hohlwegen und Hecken, die dem Chauffeur seine ganze Kunst abverlangen. Moretonhampstead ist ein typischer Marktflecken, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Der dortige Gemischtwarenladen erweckt Erinnerungen an die Kindheit. In dem Weiler Postbridge befindet sich das Nationalparkzentrum und neben der für Postkutschen geeigneten schönen Bogenbrücke findet sich eine der berühmten Clapper Bridges, die früher vom Getrappel der Hufe der Tragtiere für den Transport des Erzes widerhallten. Heute beliebtes Fotomotiv. Ebenso wie das berüchtigte Dartmoor Prison. Im Vorbeifahren sahen wir an der Straße nicht nur viele Schafe sondern auch Dartmoor Ponies. Von der Hochfläche hinab ging's über Tavistock, eine der Stannary Towns, deren heutiges Erscheinungsbild von Francis Duke of Bedford geprägt wurde, dessen Statue den halbrunden Marktplatz schmückt. In einem Kreisverkehr das Standbild des berühmtesten Sohnes der Stadt: Sir Francis Drake.
Beim Beziehen des Hotels in Newquay gab es zunächst einige Irritationen, handelte es sich doch um ein typisch englisches Hotel älterer Bauart. Aber nach mehreren Zimmertauschaktionen und einem Blick von der Terrasse, der die einmalige Lage an einem fjordartigen Meeresarm zeigte, waren dann doch alle irgendwie zufrieden, zumal das Essen hervorragend war. Von dort aus erkundeten wir in den nächsten Tagen die Halbinsel (gleichzeitig Herzogtum) Cornwall.

Cornwall

Zunächst stand St. Michael's Mount, der kleinere Bruder des bekannteren Mt. St. Michel auf dem Programm. Da gerade Flut war, konnten wir nur mit Booten zur Insel gelangen, was schon ein kleines Abenteuer bedeutete. Das Monument, welches erst Kloster später Festung und schließlich bis auf den heutigen Tag Adelssitz war und ist, konnte nur zu Fuß erklommen werden, aber die Besichtigung der belebt wirkenden, meist kleinen Innenräume und der Rundblick von der Terrasse auf die zu Füßen liegenden Gärten und das malerische Dorf Marazion waren allemal die Mühe wert. Land's End ist wie der Name schon sagt eine ultimative Attraktion und bot u.a. die Möglichkeit die traditionellen Cornish Pasties (früher gehaltvolle Nahrung der Bergleute) zu probieren.
Anschließend gönnten wir uns noch einen Ausflug nach St. Ives, welches als Künstlerkolonie und wegen der schönen Strände als turbulenter Ferienort bekannt ist. Mehrere Gäste wurden Opfer der räuberischen Möwen, die es besonders auf die köstliche Cornish Ice Cream abgesehen hatten.
Ein fakultativer Ausflug, an dem fast alle teilnahmen, führte uns zunächst nach Tintagel. Dort besichtigten wir zunächst das alte Postamt, welches in einem schon vom Alter gebeugten früheren Herrenhaus als stimmungsvolles Museum weiter existiert. Dann machten wir uns auf den Weg zur sagenumwobenen Burg, die unmittelbar mit dem Sagenkreis um König Artus verbunden ist. Hier soll er gezeugt worden sein. Wenn auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse eine andere Sprache sprechen und die baulichen Überreste in eine andere Epoche gehören, so ist es allemal der Mühe wert, das Plateau zu erklimmen und sich dort oben umzuschauen - der Blick auf einen ausgedehnten Küstenabschnitt ist einmalig. Erstaunlich viele ließen sich auf den Vorschlag des Reiseleiters ein und stiegen zuerst wieder ab, dann hinauf auf die Vorburg und über den Klippenweg zur alten Dorfkirche mit ihrem trutzigen Aussehen, um dann den Kreis zu schließen. Der Nachmittag war dem Besuch in Clovelly gewidmet, einem Dorf wie es kein zweites mehr gibt. Seit Jahrhunderten in Familienbesitz, liegt es in einer steilen Schlucht, die zu dem kleinen Hafen hinunterführt. Die kopfsteingepflasterte einzige Straße an der sich die gepflegten, mit Blumen reich geschmückten Cottages aufreihen, ist mit Autos nicht befahrbar; der Transport vollzieht sich mit Eseln und Schlitten. Ist man erst unten, so kann man sich durch enge Gässchen und über das Geröll des Strandes nach rechts wenden und gelangt mit angemessener Mühe (hatte doch der Reiseleiter die Mär verbreitet, es handle sich um einen Jungbrunnen!) zu einem kleinen Wasserfall. Wer sich gut fühlt, kann auch zu Fuß wieder hinauf, für andere steht ein Allrad-Shuttle zur Verfügung. Die sausende Fahrt mit dem Landrover hat auch etwas Abenteuerliches an sich.

Nach Norden Richtung Bristol

Der vorletzte Tag auf der Insel führte uns zunächst zu dem durch den gleichnamigen Roman von Daphne du Maurier bekannt gewordenen Jamaica Inn (einst berüchtigtes Schmugglernest, heute Touristenmagnet) und dann nach Glastonbury. Bis zur Reformation (Heinrich VIII. - sie wissen schon!) war die Abtei eine der größten in England. Und selbst die Ruinen wirken heute noch majestätisch. Im Kräutergarten und in der einzig erhaltenen Küche des Abtes kann man viel über mittelalterliche Lebens- und Ernährungsgewohnheiten lernen.
Wells, die kleinste City Englands, verdankt ihren Namen den Quellen, die vom Wassergraben des bischöflichen Palastes (oder sollte man besser Burg sagen?) ausgehend die Stadt durchfließen. Die dortige Kathedrale gilt zu Recht als Höhepunkt der Gotik. Ihr angeschlossen ist der Vicar's Close, der gelegentlich als die älteste Reihenhaussiedlung Europas bezeichnet wird. Im Inneren überrascht das Gotteshaus mit einzigartigen architektonischen Einfällen. Schon im 14. Jh. Wurden die modern und formschön wirkenden Scherenbögen eingezogen, um statische Probleme an der Vierung auszugleichen. Das großartige Rippengewölbe des Kapitelhauses - die dorthin führenden Stufen aus Sandstein sind durch die jahrhundertelange Benutzung ausgetreten - wird von einem einzigen Bündelpfeiler, der wie eine steinerne Palme aussieht getragen. Die astronomische Uhr schickt regelmäßig Ritter ins Turnier.
Unser Hotel in Bristol lag mitten im Zentrum der im II.WK schwer zerstörten und einstmals zu den wichtigsten zählenden Hafenstadt. Ein glänzender Einfall war es, das moderne Restaurant in den ehemaligen Brennofen einer Industrieruine hineinzubauen.

Quer durch Richtung Heimat

Der letzte Höhepunkt unserer Reise war ein Besuch der wunderschönen Landschaft der Cotswolds mit ihren malerischen Dörfern, die aus honiggelbem Sandstein erbaut sind. Bibury hat es mir seit dem ersten Besuch besonders angetan. Den zahlreichen Japanern anscheinend auch. In der von einem Rosengarten umgebenen Dorfkirche wurde gerade der Blumenschmuck für eine Hochzeit vorbereitet, ein weiteres Indiz kontinuierliches Gemeindeleben. Schnell noch in dem der Forellenzucht angeschlossenen Laden die letzten Souvenirs gekauft und schon mussten wir uns auf den Weg zur Fähre machen. Zeitweise sah es so aus, als würde ein Stau auf dem Londoner Außenring unseren Zeitplan gefährden, aber wir haben es dann doch noch rechtzeitig geschafft. The White Cliffs of Dover, die Vera Lynn so wunderschön besungen hat, verabschiedeten uns mit strahlendem Sonnenschein. Es blieb sogar noch die Zeit, das pittoreske (wenn auch relativ junge) Rathaus von Calais mit der in der Gartenanlage integrierten Statuengruppe von Rodin anzuschauen. Erst nach dem Abendessen ging ein heftiges Gewitter nieder, das uns auf die Hitzefahrt am nächsten Tag vorbereitete. Aber die letzten tausend Kilometer haben wir bei guter Laune und mit Kilometerquiz auch noch bewältigt und kamen überpünktlich und wohlbehalten in Dresden an.
Übrigens mit Full English Breakfast, Fish and Chips und Cornish Pasties haben sich im Laufe der Reise schließlich fast alle angefreundet. Andre Länder, andre (Speise-)Sitten, aber das will man ja gerade auch kennenlernen.
Also dann - bis zum nächsten Mal bei Eberhardt.
Ihr Bernhard Rink

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht