Reisebericht: Kreuzfahrt Holland – mit dem Rad durch Süd–Holland

16.07. – 23.07.2011, 9 Tage Kreuzfahrt mit dem Rad von Amsterdam – Gouda – Delft– Den Haag – Rotterdam – Utrecht – Zaandam (250 Radkilometer)


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Diese Radreise ist die ideale Art, um das "Fahrradland" Niederlande auf abwechslungsreiche Weise zu erleben. Die Südroute bietet neben "Natur pur" mit malerischen Seen und kleinen Flussläufen vor allem schöne alte Städte. Per Rad und Schiff besuchen
Ein Reisebericht von
Petra Lehe

Reisebericht

Im Morgengrauen treffen die ersten Gäste am Flughafen Dresden ein. Die Fahrräder werden in unserem Eberhardt - Anhänger gut verstaut. In Siebenlehn und Meerane kommen noch einige Gäste dazu. Nun sind wir komplett, 17 Radler möchten den Süden von Holland mit dem Fahrrad erkunden. Vorbei an Eisenach, wo uns von weiten die Wartburg grüßt. Ein Stück an der Märchenstrasse entlang , vorbei am Ruhrgebiet und dem Dortmund-Ems-Kanal geht es zügig in Richtung Holland. Kürzere und längere Pausen am Bus geben die Möglichkeit sich schon etwas kennen zu lernen. Wir kommen gut voran uns sind schon gegen 16:30 in Amsterdam. Die Zeit bis zur Begrüßung durch die Besatzung nutzen wir um noch einige Getränke für morgen einzukaufen. Nico unser örtlicher Radreiseleiter gibt nach dem Abendessen noch ein paar Tipps zur Strecke nach Utrecht. Einen Spaziergang müssen wir leider ausfallen lassen, es regnet und die meisten möchten ganz einfach nur noch schlafen. Der Tag war lang.
 
Ein Motorgeräusch weckt uns ganz sacht, kurz nach 6 Uhr legt unser Schiff in Amsterdam ab, um uns nach Breukelen zu bringen. Beim Frühstück kann man schon einen ersten Eindruck vom Landschaftsbild Hollands erleben. Zum Glück haben sich die grauen Regenwolken verzogen und wir starten zur 1. Tour. Entlang des Flüsschens Vecht mit wunderschönen Häusern mit sehr gepflegten Vorgärten können wir in Breukelen einen ersten Stopp einlegen. Einen Kaffee unter dem Sonnenschirm und selbst gemachte Schnitten, Fotos schießen. Kleinere Pausen bis zu unserem Ziel der Stadt Utrecht lassen den 1. Tag auf dem Fahrrad zum Urlaubstag werden. Stadtbummel, Eislecken, Andenken kaufen, die Zeit vergeht wie im Flug. Da der Weg zum Schiffsliegeplatz schwierig zu finden ist treffen sich alle Radler vom Schiff am Dom um gemeinsam dort hin zu fahren. Viele Ampeln und viel Verkehr, mit viel Ruhe schaffen wir es pünktlich am Schiff zu sein, denn es legt pünktlich um 15 Uhr ab. Nun können wir bei Kaffee und Tee, den es an jeden Nachmittag gibt, entspannt die Weiterfahrt genießen. Der Himmel öffnet seine Schleusen, es regnet. Es kann uns nicht stören, bis nach Rotterdam ist es ein Stück und wir sitzen im trockenen. Bei der Tourenbesprechung hören wir immer etwas von Knotenpunkten und Pilzen, ein Leitsystem für Radtouren. Für uns ungewohnt. Nico, der uns jeden Tag durch schönsten Gegenden führt hat viel Geduld um es immer wieder zu erklären. Nach dem Abendessen wollen wir Rotterdam mit seiner verrückten Architektur entdecken. Mit einen Regenschirm bewaffnet geht es los. Der alte Hafen von Rotterdam und dem Kubushäuser, für uns eine ungewohnte Mischung von Alt und vielen neuen Fassaden der Neustadt. Da es immer noch regnet sind wir relativ schnell wieder am Schiff. Am Abend gibt es noch eine Überraschung vom Kapitän, für nur einen Chip gibt es heute 2 Genever, weil es kalt ist und wir morgen durch die Stadt Schiedam, der Genever Stadt radeln.
 
Regen - kalt - Regen
Wir radeln trotzdem los. 4 Gäste haben sich entschlossen an Bord zu bleiben. Alle anderen Gäste möchten Delft die Porzellanstadt kennen lernen und hoffen natürlich auf besseres Wetter. Regenhose und Regenmantel werden heute unsere feste Bekleidung sein. Die Stadtdurchfahrt zieht sich mit fast 9 km und vielen Ampeln ganz schön hin. In Schiedam angekommen, machen wir nur eine kleine Pause, zum verweilen lädt das Wetter nicht gerade ein. Nun wird die Radtour wesentlich ruhiger, Radwege durch kleine Ortschaften und Felder, Regen und Wind sind immer noch unsere Begleiter. Zur Mittagszeit erreichen wir Delft, wir stellen unsere Fahrräder am Markt ab. Nico zeigt uns ein Cafe wo man leckeren warmen Apfelkuchen essen kann. Wir wärmen uns auf, die Sachen werden auch langsam wieder trocken. Nun steht einem Stadtrundgang in Gruppe oder auch individuell nichts mehr im Wege. Kurz nach 13 Uhr treffen wir uns um gemeinsam zur Porzellanmanufaktur zu radeln. Es ist nur ein kleines Stück. Die Führung ist für Alle sehr interessant, einige kaufen ein kleines Stück dieser Porzellankunst als Andenken. Nun gilt es den Rückweg nach Rotterdam anzutreten. Trotz Regen ist die Laune super. Wir sind alle stolz auf uns, die Tour trotz Regen durch gestanden zu haben. Die Pausen unterwegs fallen natürlich heut etwas kürzer aus, unter Brücken oder großen Bäumen gibt es trotzdem immer wieder die Möglichkeit zu verschnaufen. Die letzten Reste des Lunchspaketes werden verzehrt, das Wasser tropft von der Nase, wir sehen Alle ,,toll“ aus. Am Schiff angekommen werden wir natürlich würdig begrüßt. Nun ab unter die warme Dusche, trockene Sachen an und die Welt ist wieder bunt. Unsere Schuhe werden im Maschinenraum bis morgen früh wieder getrocknet. Das Schiff bringt uns nach Dortrecht, eine kleine hübsche Hafenstadt , die wir nach dem Abendessen natürlich noch besuchen werden. Beim Abendspaziergang scheint sogar die Sonne, sie lässt uns doch nicht im Stich.
 
Sie(die Sonne) ist wirklich am Morgen wieder bei uns. Noch sitzen wir bei unserem Frühstück, während unsere ,,Anna Maria Agnes“ Kurs nach Kinderdijek nimmt. Die Räder sind schnell vom Schiff geschoben und schon befinden wir uns an den 19 berühmten Poldermühlen die in Reih und Glied stehen. Schnell noch ein Gruppenbild vor einer Mühle, doch dann schwingen wir uns auf unseren Sattel. Gouda ist der nächste Ort den viele vom erzählen kennen, doch vor Ort war noch keiner. Durch die typische Polderlandschaft ohne Autoverkehr, nur Kühe, Schafe, Enten und allerlei verschiedene Vogelarten lassen uns ganz entspannt radeln. In Goude ist heute Markttag, schade , denn dadurch ist der Marktplatz mit seinem wunderschönen Rathaus nicht in voller Größe zu sehen. Dafür ist diesmal die berühmte Käsewaage geöffnet. Wir haben viel Zeit um uns in Ruhe umzusehen. Nachdem sich jeder gestärkt hat schwingen wir uns aufs Rad um Schoonhoven zu erreichen. Unser Schiff liegt schon vor Anker als wir am frühen Nachmittag ankommen. Bis zum Abendessen genügend Zeit einen Stadtbummel zu machen und die schönen Gold- und Silberschmuckstücke in den Schaufenstern zu begutachten. Das Schiff bleibt vor Ort, und somit für einige Gäste die Möglichkeit den Abend einmal nicht auf dem Schiff zu verbringen.
 
Skeptisch schauen wir frühmorgens zum Himmel. Graue Wolken, wird es Regen geben ? Die Sorge ist umsonst, genau in dem Moment als wir unsere Räder vom Schiff bringen schaut die Sonne ganz vorsichtig, doch dann immer mehr hervor. Super Wetter, kein Wind, den wir Radler überhaupt nicht mögen. Auf kleinen aber befestigten Wegen haben wir ca. 20 km bis nach Oudewater zum Käsebauern. Dorten werden wir dem Bauern über die Schulter sehen wie hier der bekannte Gouder Käse entsteht. Natürlich kosten wir dabei ausreichen. Dazu kann wer will einen Tee oder auch Kaffee trinken. Der Bauernhof hat aber auch noch andere interessante Dinge zu bieten. Der Aufenthalt auf dem Bauernhof vergeht wie im Flug. Wir möchten ja auch noch die Hexenwaage in Oudewater sehen. Es ist schon wieder Markttag, viel frisches Obst und Gemüse, viele Blumen, aber auch viele Menschen. Unser Mittagspicknick nehmen wir diesmal an einem schönen Rastplatz ein. Einen kulturellen Höhepunkt haben wir noch vor uns. Am Radweg in Haarzuilens/Utrecht wurde das Kasteel de Haar restauriert. Ein Märchenschloss mit riesiger Parkanlage, die müssen wir uns anschauen.  Genügend Zeit am kleinen Teehaus den Sonnenschein und diesen wundervollen Bau zu genießen. Bis zum Schiff sind es nur noch 12 km, ein Katzensprung. Die Fahrt auf dem Schiff bis Beverijk sitzen wir auf dem Deck, fahren an Amsterdam vorbei. Der Hauptbahnhof und riesigen Hafenanlagen dienen als Fotomotiv. Beverwijk ist nur ein Industriegebiet, als wir die vielen Hallen und Schrottberge sehen zucken wir schon etwas zusammen. Unser Schiff hat aber einen sehr ruhigen Platz für die Nacht, nur die Möwen machen eine höllischen Lärm. All das stört uns nicht. Nach dem Abendessen kommt ein Alleinunterhalter an Bord, es wird bis nach 23 Uhr getanzt und gelacht.
 
In zwei Gruppen geht es erst einmal Beverwijk zur Fähre. Viele Ampeln und sehr viel Verkehr. Es ist eben ein Industriestandort. Die Autofahrer sind sehr rücksichtsvoll, so das wir gut in Velsen Zuid ankommen. Nun trennen sich wieder die Wege. Die Eberhardt Gruppe mit Nico vorweg und die anderen Gäste vom Schiff. Zwischen Dünen und viel Wald kann jetzt jeder sein eigenes Tempo fahren. Mal geht es bergan, aber dann schon wieder mit viel Schwung den Hügel hinunter. Unsere erste Pause machen wir inmitten der Dünenlandschaft am Restaurant ,Panassia“. Manche sind mutig und überprüfen die Wassertemperatur der Nordsee. Es scheint kühl zu sein. Oder haben Sie nur den Badeanzug vergessen ? Der Küstenweg bringt uns bis nach Zandvoort. Laute Motorgeräusche lassen uns noch einmal anhalten, denn auf der Autorennstrecke wird trainiert. Viel sehen kann man aber nicht. Ein Fischbrötchen am Fischwagen muss sein. Dann  nehmen wir fast schon wieder den Rückweg in Angriff. Gegen 13 Uhr erreichen wir Harlem. Musikstadt, Multikulti, Straßenmusikanten, um den Markt viele Restaurants und mitten drin die St. Bavokirche. Jeder erkundet die Stadt auf seine weise. Am Rückweg soll es noch ein gutes italienisches Eiscafe geben. Das motiviert. Ein kleiner Schauerregen stört uns nicht. 1 oder 2 Kugeln Eis sind Belohnung. Noch einmal durch das Gewerbegebiet von Beverwijk und schon ist das Ziel erreicht. Unser Schiff legt ab und nimmt Kurs auf Zaandam. Diese Stadt ist klein aber einen Abendspaziergang werden trotzdem unternehmen.
 
Unsere letzte Radtour, schade, fast alles vorbei. Doch erst gehen wir zum Zar Peter Haus, eine kleine Führung im Haus und vieles zur Geschichte der Stadt selbst. Bis zum Museumsdorf Zaanse Schans sind wir gar nicht lang unterwegs. Obwohl es noch früh am Tage ist sind schon jede Menge Busse auf dem Parkplatz. Zum Glück ist das Gelände groß es verläuft sich dann doch etwas. Die letzten Andenken werden gekauft, wir können sehen wie der Holzschuh hergestellt wird. Hinaus aus dem Trubel, hinein in das Naherholungsgebiet von Amsterdam nach Twiske. Am See eine zeitige Mittagspause, schon ein bisschen wie Abschied nehmen. Der Nachmittag ist noch einmal ausgefüllt, eine Grachtenfahrt durch Amsterdam mit anschließenden Stadtbummel. Nach so viel Natur und Ruhe ist es dann ganz schön anstrengend, viele Räder, Autos und von den vielen Touristen ganz zu schweigen. Wir gehören ja auch dazu. Es war ein Erlebnis. Als wir zurück zum Schiff kommen und unsere sieben Sachen einpacken ist das Ende nicht mehr weit. Es war schön, vielleicht das nächste Mal die Nordroute ? Man wird sehen. Morgen Früh holt uns der Bus wieder ab und bringt uns erst einmal nach Hause.

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