Reisebericht: Große Rundreise durch Israel und Palästina

01.11. – 14.11.2012, 14 Tage Rundreise in Israel und Palästina mit Tel Aviv – Golanhöhen – See Genezareth – Nazareth – Totes Meer – Massada – Jericho – Eilat – Felsenstadt Petra – Jerusalem – Bethlehem


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Israel gleicht einem historischen Freiluftmuseum, in dem 5.000 Jahre Geschichte und ihre in Stein gehauenen Spuren allgegenwärtig sind - in einer Fülle, wie man sie so nirgendwo sonst findet. Es ist das Zentrum dreier Weltreligionen.
Israel, das Heilige Land. Ein schmaler Landstreifen, der eine Brücke zwischen Kontinenten, Nationen und Kulturen schlägt. Ein Land der Widersprüche, schneebedeckte Berge, grüne Wälder und Wüstenlandschaft, zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer gelegen. Das Land, wo die für die Menschheit dramatischsten Ereignisse stattfanden, das Land der Kriege und der Umwälzungen, das Land der Glaubensrichtungen und die Wiege der drei bedeutendsten monotheistischen Religionen...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Donnerstag, 01.11.2012: Anreise

Als Reisebegleiterin der Gruppe begegnete ich einen kleinen Teil meiner Gruppe bereits in Dresden. Von dort aus ging es mit einem Kleinbus zum Flughafen Berlin-Tegel. Dort traf ich dann letztendlich alle meine Gäste am Meeting-Point im Terminal A und von nun an war dann unsere Reisegruppe mit 12 Personen komplett - eine bunt gemischte Gruppe aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Nach einem gemeinsamen kleinen Frühstück im Restaurant „Leysieffer" checkten wir schließlich bei Air Berlin ein. Gegen 10:40 Uhr starteten wir in Berlin und nach einem ca. 4-stündigen Flug landeten wir am Nachmittag pünktlich in Tel Aviv. Bereits am Flughafen erwartete uns eine Vertreterin der örtlichen Agentur, die uns dann zu unserem Reiseleiter Yalon begleitete. Am Bus wurden wir dann bereits von unserem Buschauffeur Yacov erwartet und so war auch unser Cockpit-Team für die nächsten zwei Wochen komplett. Wir kämpften uns nun durch den Berufsverkehr von Tel Aviv - Donnerstag ist hier schließlich auch noch Wochenendverkehr, wie bei uns am Freitag. Nach einer knapp 1-stündigen Fahrt erreichten wir unser Hotel „Tal" in Tel Aviv. Das erste Abendessen in Israel genossen wir dann in einem typisch koscheren Restaurant. Das hebräische Wort „koscher" bezeichnet Gerichte, die in Übereinstimmung mit jüdischen Religionsgesetzen zubereitet sind. Dazu gehören beispielsweise, dass Milch und Milchprodukte nicht zusammen mit Fleischgerichten serviert werden. Es gab für uns unter anderem Falafel, das sind frittierte Kichererbsenbällchen mit Salat und Pita-Brot. Nach diesem schmackhaften Essen unternahmen wir einen abendlichen Spaziergang entlang der Strand-Promenade zurück zu unsrem Hotel. Gegen 23 Uhr waren wir zurück und die meisten von uns waren nun doch etwas müde - wir waren ja nun auch schon den ganzen Tag unterwegs!

2. Tag – Freitag, 02.11.2012: Caesarea – Haifa – Akko – See Genezareth

Voller Erwartungen ging es am nächsten Tag weiter in den Norden des Landes. Zuerst besuchten wir die Ruinenstätte Caesarea, eine einstige Kreuzfahrerstadt. Die Ausgrabungen geben eine gute Vorstellung davon, wir groß und modern der längst versandete Hafen einmal gewesen sein muss. Die Stadt, welche zu Ehren des Kaisers (Caesar) Augustus den Namen Caesarea erhielt, wies alle Annehmlichkeiten auf, die der griechisch-römischen Welt lieb und teuer waren - Theater, Tempel, Badehäuser und ein Forum. Noch heute kann man hier im römischen Theater Veranstaltungen erleben. Anschließend ging es weiter nach Haifa, wo wir den oberen Teil der Baha´i Gärten besichtigten, von wo wir zudem einen herrlichen Ausblick auf die größte Hafenstadt Israels genossen. Tief beeindruckt führte uns unsere Reise weiter in das am nördlichen Ende der Bucht von Haifa gelegene Akko, das zu den antiken Hafenstädten des Mittelmeers gehörte, die für Römer, Christen und Moslems gleichermaßen bedeutend waren und deren unbeschädigte Architektur es den Besuchern heute erlaubt, diese historische Bedeutung in den unterschiedlichen Epochen nachzuerleben. Aus der Bibel wissen wir, dass Paulus hier (damals hieß der Ort Ptolemäus) auf seinen Reisen Station machte. Den Römern diente es als Garnisonsstadt, und sie bauten von hier die erste befestigte Straße nach Antiocchia. Anfang des 12. Jh.´s n. Chr. eroberten es die Kreuzritter unter Balduin I., bauten es zu ihrer Hafenstadt im Heiligen Land aus, erlebten aber auch an dieser Stelle im Jahr 1291 das Ende ihres Palästina-Abenteuers. Im 18. Jh. gelangte Akko unter den Türken zum letzten Mal zu Ruhm: Achmed el Jezzar, der in Akko eine große Bautätigkeit entfaltete, verhinderte Akkos Einnahme durch Napoleon. Akko ist übrigens heute eine der wenigen Städte Israels, die überwiegend von Arabern bewohnt wird und bis heute ihren arabischen Charakter beibehalten hat. Am frühen Abend erreichten wir schließlich unseren ersten Kibbuz „Ginossar" am See Genezareth. Heute am Freitagabend begann unser erster „Sabbat" und das ist der wichtigste Tag der Woche hier. Obwohl knapp die Hälfte der jüdischen Bevölkerung nicht religiös ist, greift die jüdische Religion tief in den Alltag der Israelis ein. Der jüdische Ruhetag beginnt jeden Freitag mit Sonnenuntergang und endet Samstag ebenfalls bei Sonnenuntergang - der jüdische Kalender richtet sich nämlich nach Mond und Sonne. Die meisten Restaurants, Geschäfte und Theater bleiben in dieser Zeit geschlossen. In Hotels und mehrstöckigen Häusern nehmen sogenannte „Sabbat-Aufzüge" den Betrieb auf. Diese halten automatisch in jedem Stockwerk, denn das Drücken des Lift-Knopfes gilt als Arbeit und die ist am Sabbat untersag. Des weiteren darf man an diesem Tag sein Auto nicht fahren, auch dies wäre Arbeit. Für uns ist das sicher alles gewöhnungsbedürftig, aber es handelt sich schließlich um einen anderen Kulturkreis.

3. Tag – Samstag, 03.11.2012: Rund um den See Genezareth

Heute Vormittag waren aufgrund einer Radsport-Veranstaltung einige Straßen im Umkreis gesperrt und somit planten wir das Tagesprogramm kurzerhand einfach etwas um. Die erste Attraktion des Tages war damit die Fahrt mit einem typischen Holzboot auf dem See Genezareth, dem größten Süßwassersee Israels. Gespannt lauschten wir den Informationen von Yalon und genossen die entspannte und beruhigende Atmosphäre an Bord - es war traumhaft! Anschließend stand der Abfahrt unseres Busses nichts mehr im Wege und nach kurzer Fahrtzeit gelangten wir auf den Berg der Seligpreisungen, wo sich inmitten von Fikus- und Eukalyptusbäumen die Kirche der Seligpreisungen befindet. Sie bezeichnet die Stelle, an der Jesus die Bergpredigt gehalten und zum ersten Mal das Vaterunser gebetet haben soll (Matth. 5-7). Kurz darauf besuchten wir die Brotvermehrungskirche in Tabgha, den „Ort der sieben Quellen". Er bezeichnet die wasserreiche Stelle, an der die wundersame Brotvermehrung durch Jesus stattgefunden hat. Nach soviel Kultur hatten wir uns erst einmal eine Stärkung verdient und kehrten pünktlich zur Mittagszeit in das Fischrestaurant „Kfar Nahum" in Kapernaum ein - es gab den berühmten St. Petersfisch, eine Buntbarschart, die als Spezialität in vielen Restaurants am See Genezareth angeboten wird. Satt und zufrieden setzten wir unser weiteres Programm fort. Wir besichtigten zunächst einen Teil der Ausgrabungen in Kapernaum, der Überlieferung nach einer der Orte, in denen Jesus während seiner Zeit als Wanderprediger vorübergehend lebte. Das Ausgrabungsgelände mit der teilweise rekonstruierten Synagoge ist heute eine viel besuchte Pilgerstätte. Am Nachmittag fuhren wir dann durch das Hule-Tal, Kiryat Shmona und entlang der libanesischen Grenze nach Banyas - damit waren wir nun auch im äußersten Norden des Landes unterwegs! Der Banyas ist der zweitgrößte Quellfluss des Jordan und entspringt aus einer rotgrauen Felswand, ehe er sich in mehreren Quellteichen sammelt. Die Rückfahrt führte uns über die Golanhöhen bzw. entlang der israelisch-syrischen Grenze zum Kibbuz "El Rom", wo uns ein emotional tief bewegender Film über den hiesigen Krieg 1973 mit teilweise Original-Aufnahmen gezeigt wurde - mir, und ich denke auch einigen anderen Gästen, stockte für einen Moment lang der Atem..., ich war geschockt und mir wurde gleichzeitig bewusst, wie hart hier gekämpft wurde. Man kann nur hoffen, das so etwas nie wieder passiert! Nachdenklich und voller eindrücklicher Erlebnisse kehrten wir zum See Genezareth zurück.

4. Tag – Sonntag, 04.11.2012: Avtalyon – Zippori – Nazareth – Beit She´an – Totes Meer

Nach erlebnisreichen Tagen im Norden Israels sollte es heute weiter in Richtung Totes Meer gehen. Unterwegs besuchten wir einen Ölbauern bei Avtalyon, bei dem wir uns über die Herstellung des Olivenöls informierten und dieses natürlich auch probieren und kaufen konnten - glücklicherweise ist im November Erntezeit! Nun ging es weiter nach Zippori, wo wir einen Teil der Ausgrabungen besichtigten. Die Stadt Zippori (Sepphoris) musste viele Hochs und Tiefs erleben. Herodes der Große eroberte die Stadt 37 v. Chr. während seiner noch jungen Regentschaft, während er versuchte, seine Macht zu sichern. Nach seinem Tod  brachen Rebellionen gegen die Römer aus, als der römische Stadthalter Varus Zippori zerstören ließ. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass die Bewohner Zipporis aus der Rebellion gelernt hatten und sich daher nicht am großen Judenaufstand gegen die Römer beteiligten. Zippori lag jedoch nicht lange in Trümmern, denn Herodes Antipas ließ es in solcher Schönheit aufbauen, dass Josephus Flavius die neu entstandene Stadt "Das Ornament von ganz Galiläa" nannte. Der Ruhm aus damaliger Zeit hat sich jedoch nicht bis heute erhalten. Zu Jesu Zeiten war Zippori weit besser gestellt als Nazareth, was lediglich ein kleines Dorf gewesen ist. Doch die Herkunft von Jesus Christus bescherte Nazareth eine Existenzgrundlage, von der die Stadt bis heute profitiert - ganz im Gegensatz zu Zippori, das heute als Ruinenstadt lediglich Besichtigungscharakter aufweist, aber aufgrund der Geschichte und seiner vielen Mosaike einen Besuch wert ist. Interessant ist auch das antike Wassersystem von Zippori, das Aquädukt-System wurde in Zippori während der römischen und byzantinischen Zeit bis in die frühe arabische Periode verwendet. Gegen Mittag erreichten wir Nazareth, den Ort, in dem Maria vom Erzengel Gabriel die Geburt Jesu verkündet wurde. Wir besuchten die Verkündungskirche, die gleichzeitig auch der größte neuzeitliche Kirchenbau Israels und eine der bedeutendsten christlichen Wallfahrtsstätten ist. Nach einer kleinen Mittagspause - hier gab es für einen Großteil unserer Gruppe einen köstlichen Granatapfelsaft (lecker!!!) -  erreichten wir am Nachmittag Bet She´an. Vor etwas mehr als 25 Jahren brachten Ausgrabungen die Ruinen einer antiken Stadt zum Vorschein, die in byzantinischer Zeit größer als Jerusalem gewesen sein soll und heute als Nationalpark zu den bedeutendsten archäologischen Stätten Israels zählt. Das Theater, die Badehäuser, die Tempel und die Kolonnaden-Straßen machen deutlich, wie weit entwickelt diese Stadt einst war. Bet She´an war über 1.000 Jahre bewohnt, bis im 8. Jh. ein Erdbeben die Stadt zerstörte. Am frühen Abend erreichten wir schließlich das Tote Meer und den Kibbuz „Kalia", unsere Herberge für die nächsten drei Nächte. Nach dem Abendessen trafen wir uns alle an der Bar des Kibbuz (übrigens eine schwere Geburt - diese musste nämlich erstmal gefunden werden...!) und ließen den Tag bei netten Gesprächen und einem Glas Bier oder Wein gemütlich ausklingen!

5. Tag – Montag, 05.11.2012: Qumran – Masada

Gegen 8 Uhr brachen wir in das nur wenige Kilometer vom Hotel entfernte Qumran auf. Dies ist eine Ausgrabungsstätte inmitten karger Wüstenlandschaft unweit des Toten Meeres. Wir sahen uns auch hier, wie in Israel mittlerweile weit verbreitet, einen Film in deutscher Sprache an und waren fasziniert, dass 1947 ein Beduinenjunge in einer Höhle in Qumran über 2.000 Jahre alte Pergamentschriftrollen mit den ältesten Bibeltexten gefunden hat. Nach dieser sensationellen Entdeckung wurde dieses Gebiet archäologisch untersucht und man fand weitere Schriften, die wir uns übrigens einige Tage später im Israel-Museum in Jerusalem anschauen konnten. Masada war unser nächstes Ziel, es wurde im Jahre 2001 von der UNESCO in die Reihe der Stätten des Weltkulturerbes aufgenommen. Der Berg von Masada ist ein gewaltiger Felsblock, der sich isoliert von den umliegenden Felswänden auf einer Höhe von 450 Metern über dem Spiegel des Toten Meeres erhebt. Mit einer modernen Seilbahn ging es für uns hinauf zum Berggipfel, welcher von einem großen Plateau gebildet wird. Masada war die letzte Zufluchtsstätte jüdischer Freiheitskämpfer gegen die römische Armee und symbolisiert des gewaltsamen Untergang Judäas. Der architektonische Komplex von Masada war von dem judäaschen König Herodes zu einem Burgpalast bzw. einer Festung im frührömischen Stil des Nahen Ostens ausgebaut worden. Die römischen Feldlager und Befestigungsanlagen am Fuße des Berges von Masada und eine gewaltige künstliche Belagerungsrampe stellen das vollständige römische Belagerungssystem dar, das sich bis in die Gegenwart hinein erhalten hat. Die tragischen Ereignisse der letzten Tage der jüdischen Freiheitskämpfer, die sich auf dem Bergplateau von Masada verschanzt hatten, machen die Festung zu einem Symbol jüdischer Kulturidentität und zu einem Symbol für den ständigen Kampf von Menschen gegen Unterdrückung und Freiheit - und genau das wurde uns hier vermittelt! Nun wurde es so langsam Zeit für eine Mittagspause. Kurz nach 13 Uhr trafen wir zum Mittagessen im Beduinen-Restaurant "Taj Mahal" in Ein Bokek ein, wo wir durch Yalon einige interessante Details über das Leben der Beduinen erfahren konnten. Das Essen bestand unter anderem aus Salaten mit Kichererbsenbrei und Reis mit Lamm- bzw. Hühnerfleisch - es war zwar lecker, aber unter einem Essen im Beduinencamp hatte ich mir ehrlich gesagt etwas anderes vorgestellt! Das Beduinen-Restaurant befand sich nämlich inmitten von prunkvollen Hotelbauten - alles sehr touristisch und in keinster Weise authentisch! Naja - wir nahmen es gelassen und gut gesättigt traten wir die Rückfahrt zum Kibbuz "Kalia" an. Heute waren wir schon am Nachmittag zurück und somit blieb uns noch etwas Zeit für ein kleines Badevergnügen am schönen Kibbuz-eigenen Strand des Toten Meeres. Die "Mini-Kur" am Toten Meer konnte also schon heute beginnen...! Einmal Baden im Toten Meer - diesen Gedanken hatten sicher fast Alle aus unserer Gruppe. Hier kann man auch  als Nichtschwimmer unbeschwert im Wasser liegen und dabei auch noch Zeitung lesen, einfach unglaublich...! Das Tote Meer ist nicht nur das salz-, sondern auch das mineralreichste Gewässer der Erde. Man muss sich vorstellen, dass der Salzgehalt hier im Toten Meer bei über 30 Prozent liegt und somit etwa zehnmal so hoch ist wie im Mittelmeer. Der hohe Salzgehalt hat zur Folge, dass ein Untergehen im Toten Meer praktisch unmöglich ist. Wie "neu geboren" und mit samtig weicher Haut kehrten wir am frühen Abend in den Kibbuz zurück - ein wahrhaft tolles Erlebnis!

6. Tag – Dienstag, 06.11.2012: Jericho – Kibbuz „En Gedi"

Wie fast jeden Tag, trafen wir uns auch heute wieder um 8 Uhr. Yalon führte uns durch den Kibbuz „Kalia" und wir erfuhren so manches Detail über dieses „Kibbuz-System". Ein Kibbuz ist übrigens eine Art Genossenschaft, in der die Leute gleichberechtigt miteinander leben, jedes Mitglied hat also die gleichen Rechte und Pflichten. Es ist eine kleine Stadt mit allem, was man zum Leben benötigt. Das Wort „Kibbuz" kommt aus dem hebräischen Wort „kwuza", was soviel wie „Gruppe" bedeutet. Beim Aufbau des Staates Israel spielte die Kibbuz-Idee eine sehr große Rolle - heute gibt es in Israel noch etwa 270 Kibbuzim, in denen nur etwa 2 Prozent der israelischen Bevölkerung leben. Einige Kibbuzim haben mittlerweile Ferienanlagen integriert, zumeist handelt es sich hierbei um Appartement- bzw. Bungalowanlagen, die zweckmäßig ausgestattet sind. Gegen 9:30 Uhr fuhren wir mit unserem Buschauffeur Yacov, allerdings ohne Reiseleiter Yalon, in das benachbarte palästinensische Autonomiegebiet Jericho. Obwohl Jericho eher eine kleine Stadt ist, so stellt es sich doch in vielerlei Hinsicht als Ort der Superlative dar. Die wasserreichste Groß-Oase Vorderasiens ist nicht nur die wohl älteste, sondern auch tiefst gelegene Stadt der Erde. Aufgrund des milden Klimas gedeihen in der Umgebung von Jericho Orangen, Bananen und Datteln - eine Wohltat für das Auge inmitten dieser ansonsten kargen Wüstenlandschaft! Mit einer Seilbahn fuhren wir zum Berg der Versuchung hinauf - von der Bergstation aus gelangten wir nach etwa 10-minütigem Anstieg zum malerisch gelegenen griechisch-orthodoxen Wüstenkloster. Gemäß der Legende soll der biblische Prophet Elias hier drei Jahre und sechs Monate als Eremit in einer Höhle gelebt haben, während ihn Raben ernährten. Anschließend erlebten wir eine kleine Führung auf dem Ausgrabungshügel. Hier wurden seit dem Beginn des 20. Jh.´s Erd- und Steinschichten von insgesamt 23 übereinander liegenden Städten freigelegt. Da fast alle Funde heute in Museen zu bewundern sind, sieht man nur noch Reste der neolithischen Stadt, etwa den über acht Meter hohen Befestigungsturm aus massiven Bruchsteinen. Gegen Mittag waren wir im Kibbuz „Kalia" zurück und gemeinsam mit Yalon ging es weiter in Richtung Süden zum Kibbuz „En Gedi", einer wunderschönen Anlage mit einem herrlichen Garten, wo mehr als 900 Pflanzenarten zu sehen sind. Nach einer interessanten Führung durch einen sympathischen Kibbuz-Mitarbeiter stand heute noch der zweite Tag unserer „Mini-Kur" am Toten Meer an. Diesmal statteten wir dem Kurzentrum „SPA En Gedi" einen Besuch ab. Das Baden im Toten Meer ist also immer wieder etwas ganz besonderes, denn außerdem befindet man sich hier am tiefsten Punkt der Erde - sagenhafte 420 Meter unter dem Meeresspiegel!!! Die Tendenz ist sinkend, denn der Wasserspiegel geht durch die ständige Wasserentnahme aus dem Jordan jährlich um einen Meter zurück. Zur Rettung des Toten Meeres planen Israel und Jordanien nun den Bau eines 300 Kilometer langen Kanals vom Roten Meer ins Tote Meer. Ganz deutlich war der Rückgang des Wasserspiegels im "SPA En Gedi" zu sehen, denn dieses Kurzentrum wurde 1985 eröffnet und lag damals direkt am Toten Meer, heute liegt es ungefähr einen Kilometer vom Meer entfernt. Leider hatten wir heute nicht so sehr viel Zeit zum Baden im Toten Meer, denn auch hier in Israel sind die Tage in dieser Jahreszeit recht kurz, es wurde bereits gegen 17 Uhr dunkel.

7. Tag – Mittwoch, 07.11.2012: Timna–Nationalpark – Eilat

Heute hatten wir eine ziemlich lange Fahrt im Bus vor uns. Ein letzter Blick auf den Felsblock von Masada und weiter ging es letztmalig entlang des Toten Meeres in Richtung Süden. Hier im Süden bestaunten wir imposante Salzformationen. Yalon erklärte wiederum interessante Dinge. Unter dem Toten Meer, so erfuhren wir, wird ein biblisches Symbol für Lasterhaftigkeit vermutet - nämlich die Städte Sodom und Gomorrha. Diese sind wegen ihrer Sünden von Gott zerstört worden, nur Lot und seine Familie wurden gerettet. Seine Frau allerdings wendete sich gegen die Gebote und erstarrte sprichwörtlich zur Salzsäule. Jahrtausendelang hielt man die Ufer des Salzsees übrigens für verflucht. Ob die Städte Sodom und Gomorrha tatsächlich auf dem Grund des Toten Meeres verborgen liegen, konnte bislang nicht bewiesen werden - aber selbst wenn, so wären sie heute unter einer meterdicken Salzschicht begraben. Gegen Mittag besuchten nun den Timna-Park, der sich mitten in der Wüste und nur wenige Kilometer nördlich von Eilat befindet. Der hufeisenförmige Park entstand vor mehreren 10 Millionen Jahren durch tektonische Verschiebungen und ist Teil des syrisch-afrikanischen Grabens. Wir waren erstaunt, welch außergewöhnliche Blicke man hier durch das „geologische Fenster" auf unglaubliche Felsformationen erleben kann. Auf der einen Seite ragen die Granitgipfel des Timna-Berges und gegenüber erstrecken sich Ausläufer von Sandstein, deren rote und weiße Streifenschichten den Park verzieren. Besonders begeisterten uns die sogenannten „Salomons Säulen", welche durch natürliche, für den roten Sandstein typische Erosion, entstanden. Weiter ging es zum Timna-See, wo wir die Stiftshütte besichtigten und unsere Mittagspause einlegten. Bereits am Nachmittag erreichten wir Eilat am Roten Meer und bezogen unsere Zimmer im Hotel "Vista Eilat". Wir hatten damit den südlichsten Vorposten des  Landes erreicht. Somit verblieb genügend Zeit, um bei Super-Wetter um die 30 Grad ein Bad im Roten Meer zu nehmen oder einfach entlang der Promenade zu flanieren. Eilat ist das Ferienparadies Israels schlechthin - die Israelis sagen übrigens selbst, dass man der Sünde wegen in Tel Aviv, der Buße wegen in Jerusalem und der Erholung wegen in Eilat gewesen sein muss.

8. Tag – Donnerstag, 08.11.2012: Sinai (Ägypten)

Die meisten Gäste brachen bereits am frühen Morgen gemeinsam mit mir zur israelisch-ägyptischen Grenze in Taba auf. Die Einreise nach Ägypten war schnell und unkompliziert. Unser ägyptischer Reiseleiter Nagy erwartete uns bereits kurz nach 7 Uhr in Taba. Nun konnte unser Abenteuer Sinai beginnen! Eine kleine Frühstückspause legten wir nach einer etwa 1-stündigen Fahrt in Nuweiba ein - schließlich wurden wir vom Hotel aus mit Frühstücksboxen versorgt und konnten uns nunmehr auch mit Kaffee versorgen. Gut gestärkt ging es schließlich weiter durch eine faszinierende Wüstenlandschaft in Richtung Süden. Die Sinai Halbinsel kann zwar eigentlich nur sehr wenige Sehenswürdigkeiten bieten, aber die bekannteste ist das unterhalb des mit 2.285 Metern höchsten Berges der Halbinsel gelegene Katharinenkloster. Die Bedeutung des Klosters wird deutlich, wenn man weiß, dass es sich bei dem Berg um den Berg Sinai handelt, auf dem Moses von Gott die Zehn Gebote offenbart bekommen hat. Im Katharinenkloster selbst steht ein Dornbusch, bei dem es sich um den Dornbusch handeln soll, an dem Gott Moses erschien. Gemeinsam besichtigten wir einen Teil des Klosters. Leider kann bei diesen Touristenmassen die Magie des Ortes nur bedingt aufgenommen werden, aber man ist ja selbst Teil der Menschenmenge. Auf der Rückfahrt vom Kloster besuchten wir eine Beduinenfamilie, wir waren zum Tee eingeladen - das war schon ein Erlebnis...! Die Familie wohnte zwar in einem richtigen, festen Haus (nicht in einem Zelt - das war einmal!), wie wohl die meisten Beduinenstämme heutzutage, jedoch konnte man es nicht mit dem vergleichen, was wir in Deutschland unter einem Wohnhaus verstehen würden. Die Wände bestanden aus rohen, unverputzten Mauersteinen, es war extrem dunkel im Haus, durch die kleinen Fenster kam kaum Licht in die Räume und es wimmelte hier von Kindern in allen Altersklassen - für uns Mitteleuropäer absolut gewöhnungsbedürftig! Nächstes Ziel war nunmehr Nuweiba, wo wir im 4-Sterne-Hotel „Elaria" unser Mittagessen einnahmen. Einen letzter Blick zu den Koralleninseln und wir erreichten Taba, den Grenzort und Ausgangspunkt unseres heutigen Ausfluges. Die Einreise nach Israel gestaltete sich etwas langwieriger als wir es kannten, aber da mussten wir nun durch - wir wollten schließlich nach Eilat zurück! Pünktlich zum Abendessen waren wir dann im Hotel zurück. Eine durchaus empfehlenswerte Tour ging zu Ende - allein schon die Fahrt durch das Sinai-Gebirge ist atemberaubend, eine einzigartige Landschaft!

9. Tag – Freitag, 09.11.2012: Mizpe Ramon – Avdat – Sede Boker – Jerusalem

Auch heute hatten wir nochmals eine relativ lange Fahrt mit dem Bus zu bewältigen. Wir fuhren durch die Negev-Halbwüste, die flächenmäßig nahezu die Hälfte Israels einnimmt. Nach einer knapp 2-stündigen Fahrt erreichten wir unser erstes Tagesziel, Mizpe Ramon. Hier fühlten wir uns an Mondlandschaften erinnert. Es handelt sich hier um den weltgrößten Erdeinbruch. Nach einer kleinen Wanderung genossen wir begeistert den Panoramablick auf den Krater, den man von der Aussichtsterrasse des Besucherzentrums genießen konnte! Am späten Vormittag kamen wir in Avdat an. Diese zerstörte Stadt erhebt sich in der Wüste Negev über dem Wasserbett der Wildnis von Zin. Einst wanderten die Israeliten hier entlang. Später gründeten die nabatäischen Söhne der Wüste, deren Kamele mit Gewürzen für das Mittelmeer bepackt waren, die Stadt Navdat. Zusammen mit ihren Schwesterstädten Schivta and Mamschit wurde sie zur Zwischenstation für ihre Karawanen. Unter der römischen Vorherrschaft entwickelte sich Avdat von der Karawane zur Stadt, und als die Byzantiner das Christentum in den Negev brachten, wurden die nabatäischen Schreine zu Kirchen und Avdat blühte auf wie nie zuvor. Eine Weinpresse zeugt hier von antiken, landwirtschaftlichen Kenntnissen, die sich der Wüste widersetzten, und denen es die heutigen Landwirte vom Negev gleichtun wollen. Ein Höhlengrab mit Bestattungsnischen kann genauso besichtigt werden wie Höhlen, die kombiniert als Zisternen und Vorratsräume dienten. Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung setzten wir unser Fahrt in Richtung Jerusalem fort. Unterwegs legten wir jeweils noch einen Halt an der Grabstätte von David Ben Gurion und an seinem Wohnhaus bei Sede Boker ein. Als erster Ministerpräsident einer vorläufigen Regierung rief er 1948 den unabhängigen Staat Israel aus. In den folgenden Jahren seiner Regierungszeit gelang es ihm, die Existenz Israels gegenüber den arabischen Nachbarstaaten durchzusetzen. Er trat später in den Kibbuz "Sede Boker" ein, wo er auch begraben ist. David Ben Gurion wird noch heute von den Israelis verehrt und gilt als ein Nationalheld. Am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel "Neve Ilan" in der Nähe von Jerusalem. Hier erlebten wir unter vielen Einheimischen einen typischen "Sabbat-Abend"  viele jüdische Familien mit Kindern versammelten sich im Hotel, um den allwöchentlichen Ruhetag der Juden, den Samstag, einzuleiten. Der Sabbat beginnt wie alle jüdischen Feste am Vorabend, da die Tage im jüdischen Kalender abends beginnen und am Abend enden. Er wird in der Familie und in der Synagoge verbracht und man wendet sich besonders zu seinen Mitmenschen hin. Beim Abendessen im Hotel ging es demnach laut zu, es wurde gesungen, getanzt und geplaudert - aber auch das war für uns ein absolut tolles Erlebnis!
Nun stand unser mehrtägiges Besichtigungsprogramm in Jerusalem an, man kann die Stadt mit folgenden Worten beschreiben (diese Zeilen beeindrucken mich immer wieder):
"Welch eine Stadt ist Jerusalem, welch eine Stadt! Sie hat keinen Hafen, und sie steht nicht auf einem Knotenpunkt, auf keinem hohen Berg, nicht inmitten fruchtbaren Landes. Trotzdem: Wer begehrte sie nicht?! Als sie jung und arm war, als sie eine schöne und blühende Stadt war, aber auch, als sie alt und verwelkt war: So viele vergossen für sie ihr Blut. Seit sie durch David vor 3.000 Jahren von den Jebusitern erobert wurde, ging sie 85 Mal von Hand zu Hand. Zweimal kamen die Babylonier, dann Perser und Alexander der Große. Seine Nachkommen, die Ptolemäer und Seleukiden rauften 14 Mal um Jerusalem bis sie von den Makkabäern erobert wurde. 5 Mal eroberten die Hasmonäer die Stadt, 7 Mal die Römer, bis zum jüdischen Aufstand. Titus zerstörte Jerusalem, Bar Kochba eroberte sie zurück. Kaiser Hadrian machte sie zu Aelia Capitolina. Die Byzantiner stritten sich um die Stadt bis zum Persereinfall. 637 fiel sie in die Hände der Araber. Sie stritten sich um die Stadt bis die Kreuzritter kamen. Saladin vertrieb sie aus Jerusalem, bis sie sie ein zweites Mal eroberten. Dann die Mamelucken, Chavarismen, Ägypter, Mongolen und Armenier. Im 16. Jh. eroberten die Türken Jerusalem. Sie ging bei inneren Kämpfen 10 Mal von Hand zu Hand. 1917 eroberten die Briten Jerusalem. 1948 wurde Israel im Unabhängigkeitskrieg neu. War das der letzte Krieg? 85 Mal ging Jerusalem von Hand zu Hand, durch Belagerung und Krieg. Manche Eroberer herrschten nur wenige Tage, andere viele Jahre. Keine Stadt der Welt machte so viele Umwälzungen durch. In 3.000 Jahren war Jerusalem 1.200 Jahre in jüdischer Hand, fast die gleiche Zeit unter moslemischer Herrschaft und weniger als 500 Jahre unter christlicher Herrschaft. Millionen blicken auf Jerusalem. Es muss etwas Besonderes an dieser Stadt sein, das die Menschen aus allen Völkern anzieht. Etwas, das es nur in einer einzigen Stadt der Welt gibt: NUR IN JERUSALEM."

10. Tag – Samstag, 10.11.2012: Ölberg – Via Dolorosa

Mit unserem Bus erreichten wir am Vormittag den Ölberg - von hier an ging es heute weitestgehend zu Fuß durch einen Teil der Stadt. Der 809 m hohe Hügel zählt zu den bedeutenden Orten im Juden- und Christentum. Er ist auf der zu Jerusalem geneigten Seite fast vollflächig mit jüdischen Gräbern bedeckt. Am Hang selbst und auf der Anhöhe befinden sich Kirchen verschiedener Denominationen, die meist zugänglich sind. Die Bezeichnung Ölberg wird vorwiegend im Deutschen gebraucht. Ansonsten ist Olivenberg gängig, was der ursprünglichen Verwendung nahe kommt, einer Olivenplantage. Mit Öl ist das Olivenöl gemeint. Wir spazierten weiter zum Westhang des Ölbergs zur Dominus-Flevit-Kirche - hier weinte Jesus im Anblick der Heiligen Stadt. Die Überlieferung sieht dieses Ereignis am Ort, der heute 'Dominus flevit' (der Herr weinte) genannt wird. Nach einem kurzen Aufenthalt in dieser Kapelle und "schießen" des obligaten Foto's auf den Felsendom, spazierten wir talwärts Richtung Kidrontal und betraten den Garten Gethsemane. Der Name Gethsemane entstand aus dem hebräischen Gath-Shamma, das so viel wie Ölpresse bedeutet. Nachdem Jesus mit seinen Jüngern am Vorabend zum Freitag vor dem Pessachfest zusammengesessen hatte, ging er mit ihnen "zu einem Stück Land, das Gethsemane hieß" (Matth. 26, 36), wo er, von Todesangst geplagt, betete, während die Jünger schliefen. Kurz darauf wurde er von Judas verraten und von Soldaten des Hohenpriesters gefangen genommen. Im Garten Gethsemane erbaute bereits Kaiser Theodosius I. im 4. Jh. über dem Felsen, an dem Jesus in Todesangst (Lukas 22, 41 - 44) gebetet hat, eine Basilika. Ihr Grundriss ist im Fußboden der modernen Kirche zu erkennen, die zwischen 1919 und 1924 mit Hilfe von Spenden aus vielen Ländern - daher der Name "Kirche der Nationen" - errichtet wurde. In deutlichem Kontrast zur Farbigkeit der Fassade mit ihrem goldglänzenden Giebelmosaik wirkt das Innere eher dämmerig. Gegen Mittag erreichten wir die Altstadt Jerusalems und durch das Löwentor traten wir in die Stadt ein, um dann kurz darauf der sogenannten "Via Dolorosa" zu folgen. Die "Straße der Schmerzen stellt auf vierzehn Kreuzwegstationen die Strecke dar, die Jesus gemäß der Überlieferung von seiner Verurteilung bis zum Tod am Kreuz bis zur Hinrichtungsstätte gehen musste. Unsere Mittagspause verbrachten wir in der Nähe des Österreichischen Hospizes, von der Dachterrasse des Hospizes hatten wir dann einen grandiosen Blick über die Dächer der Altstadt - ein echter Geheimtipp und unbedingt zu empfehlen, man steht hier einfach mitten drin...! Das Ende der Via Dolorosa bildet die Grabeskirche. An den Ort, an dem sich nach christlichem Glauben das Schicksal Jesu erfüllt hat - sein Opfertod am Kreuz, seine Grablegung und schließlich die Auferstehung -, strömen seit 2.000 Jahren Christen aus aller Welt. Auf Wunsch seiner Mutter Helena ließ Kaiser Konstantin jene Kirche errichten, die ihre heutige Form erst Mitte des 12. Jh.´s durch die Kreuzfahrer erhielt. In mehreren Stockwerken, in- und übereinander verschachtelt, beherbergt sie mehr als 30 Kapellen. Sechs christliche Konfessionen - Katholiken, Griechisch-Orthodoxe, Armenier, Syrische Jakobiner, Äthiopier und Kopten - teilen sich die Kirche und die Kollekten. Weil sie sich um ihre Anteile innerhalb der Kirche aber ständig stritten, übergab Sultan Saladin die Schlüsselgewalt über die Grabeskirche schließlich an eine moslemische Familie, deren Nachkommen sie heute noch ausüben. Ein Spaziergang durch das Jüdische Viertel folgte und schließlich besuchten wir zum Abschluss des heutigen Besichtigungstages zusätzlich den Berg Zion. Dort besichtigten wir die Dormitio Abtei, südlich der Altstadtmauer. Hier fand das Letzte Abendmahl statt und hier war das erste Lebenszentrum der Urkirche. Danach kehrten wir mit vielen tollen Eindrücken zurück nach Neve Ilan.

11. Tag – Sonntag, 11.11.2012: Davidsstadt – Tempelberg – Yad Vashem

Ein weiterer Höhepunkt unseres Besuchs in Jerusalem war der Besuch der Davidsstadt. Hier ließen sich Juden nieder, die aus babylonischer Gefangenschaft heimkehrten. Auch in persischer, hellenistischer und römischer Zeit war dieses Gebiet bewohnt. Erst im Mittelalter wurde Jerusalem ins Gebiet der heutigen Altstadt verlegt und die Davidsstadt war ab diesem Zeitpunkt dann nicht mehr besiedelt. Anschließend führte uns der Weg zur Klagemauer, der heiligsten Stätte der Juden. Wer wollte, konnte hier einen Zettel mit Fürbitten schreiben und diesen in die großen Kalksteinquader der  Klagemauer stecken. Nach einer kurzen Mittagspause im Jüdischen Viertel hieß es einfach "viel Geduld haben ..." - wir mussten unter unzähligen Menschen und leider im Regen warten, um hinauf zum Tempelberg mit dem berühmten Felsendom zu gelangen, denn dies ist für uns als Touristen nur zu bestimmten Zeiten möglich. Es ist den Nicht-Muslimen außerdem nicht gestattet, den Felsendom von innen zu besichtigen - so mussten wir leider draußen bleiben. Yad Vashem war am Nachmittag unser Ziel und hier setzten wir uns dann mit der zentralen israelischen Gedenkstätte für den Holocaust auseinander, das war ein schwieriger Gang, ich denke für jeden von uns ...! Yad Vashem steht im Hebräischen für "Denkmal" - Holocaust. Tief bewegt war ich insbesondere von der Gedenkstätte für die Kinder, es ist ein Ort, den man nie wieder vergisst, wenn man einmal dort gewesen ist. Ein Gang führt hier über den scheinbar schwankenden Boden der unterirdischen Halle. Über einen Lautsprecher werden Namen verlesen - Namen, Vornamen, Städtenamen..., und jeder Name brennt sich in die Seele ein. Denn es sind die Namen von Kindern - anderthalb Millionen Kinder, die ermordet wurden. Jeder Name ist ein ungelebtes Leben, jeder Name ein unendliches Unrecht und jeder Name ist ein Teil des unfassbaren Grauens. Es ist wichtig, diese Stätte zu besuchen, denn dieses düstere Kapitel in der Geschichte darf niemals vergessen werden!

12. Tag – Montag, 12.11.2012: Israel–Museum – Neustadt Jerusalems – Knesset

Nach einem wiederum reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel ging es am Vormittag zum Israel-Museum. Es ist das größte und bedeutendste Museum des Landes und vereint den "Schrein des Buches", archäologische Funde, jüdische Kunst und einen Skulpturengarten. Berühmtester Schatz hier sind die Qumran-Rollen - die markante Kuppel des Schreins soll an die Verschlüsse jener Tonkrüge erinnern, in denen die berühmten Schriftrollen vor ungefähr sechzig Jahren gefunden wurden. Es folgte eine Rundfahrt durch die Jerusalemer Neustadt, wo wir unter anderen das Haus des Ministerpräsidenten und das Jerusalem-Theater sahen. Danach ging es noch zum berühmten Herzl-Berg, der dem Begründer des politischen Zionismus, Theodor Herzl, gewidmet ist, ohne den es heute keinen Staat Israel gäbe. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Berg. Auch andere Persönlichkeiten fanden dort ihre letzte Ruhestätte, so sahen wir auch das Grab von Yitzhak Rabin, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Israels, der meist durchsetzte, was er sagte. Auf dem politischen Höhepunkt seines Lebens angekommen, fiel er 1995 einem Attentat zum Opfer, ausgerechnet durch die Hand eines fanatischen Juden - nicht nur Israel, sondern weltweit war man damals geschockt. Noch heute legen viele Leute zum Gedenken an ihn kleine Steine an seinem Grab nieder. Nach einer ausgiebigen Mittagspause in der Jerusalemer Neustadt hatten wir am heutigen Nachmittag das Glück, die "Knesset", das israelische Parlament, zu besuchen - es liegt im Westteil der Stadt. Es handelt sich hierbei um ein großes, flaches Zweckgebäude ohne architektonische Besonderheiten; der Plenarsaal, in dem wir übrigens Platz nehmen konnten, hat beispielsweise keine Fenster. Gegenüber dem Eingang des Gebäudes steht eine Menora, das Symbol Israels - ein Geschenk des englischen Parlaments an den Staat Israel.

13. Tag – Dienstag, 13.11.2012: Bethlehem – Herodion

Unser israelischer Reiseleiter Yalon begleitete uns am letzten Tag bis kurz vor die große Mauer, die Jerusalem und Bethlehem teilt. Es handelt sich auch hier wie in Jericho um ein palästinensisches Autonomiegebiet, deshalb blieb Yalon zurück in Jerusalem. Hier mussten wir eine Mauer durchbrechen - das erinnerte uns irgendwie an die deutsche Teilung bzw. die Berliner Mauer. Auf der anderen Seite der Mauer wurden wir von einem netten palästinensischen Reiseleiter namens Samir herzlich begrüßt. Hier in Bethlehem war für uns der Besuch der berühmten Geburtskirche geplant und so betraten wir am Vormittag diese Kirche, in der Jesus, zumindest der Überlieferung nach, geboren wurde. Die Warteschlange in der Kirche zum Geburtsaltar war ziemlich lang - wir hätten Stunden warten müssen! Doch Dank der Clevernis unseres örtlichen Reiseleiters konnten wir uns "vorbei mogeln". Wir erreichten den Altar somit nach wenigen Minuten - dort markiert dann ein silberner Stern die Stelle der Geburt Jesu. Gegen Mittag ging es wieder durch die Mauer nach Jerusalem, wo uns Yalon bereits erwartete, um gemeinsam mit uns zum Herodion weiter zu fahren. Die ehemalige Zitadelle von Herodes dem Großen überragt die Hügel von Judäa etwa neun Kilometer südöstlich von Bethlehem. Dort kann man die baulichen Überreste und Ruinen des Palastes sowie verschiedene Bauten aus der Zeit der Zeloten (frommen Juden) und der Byzantiner entdecken. Wir genossen von hier aus eine tolle Aussicht auf die Umgebung - der Blick reichte sogar bis zum Toten Meer! Nach diesen tollen Aussichten ging es nach Neve Ilan zurück und heute Abend war dann auch die offizielle Verabschiedung von unserem Buschauffeur Yacov, in dessen Bus wir uns jederzeit sicher gefühlt hatten und unserem örtlichen israelischen Reiseleiter Yalon, der uns viele Dinge über Israel erzählt hat und sicher auch dafür gesorgt hat, dass uns dieses Land im Herzen bleibt! Letzte Fragen konnten hier nun noch beantwortet werden und gesellig klang der Abend aus.

14. Tag – Mittwoch, 14.11.2012: Tel Aviv – Heimreise

Leider war die Zeit in Israel nun auch schon wieder vorbei. Am Morgen erhielten wir die schockierende Nachricht, dass unser Buschauffeur Yacov in der Nacht ins Krankenhaus gebracht werden musste, aber zum Glück ging es ihm kurz darauf schon wieder besser. Am Abreisetag fuhren wir daher mit einem anderen Fahrer nochmals nach Tel Aviv, denn unser Flieger zurück nach Deutschland ging erst am Nachmittag - wir hatten somit noch den ganzen Vormittag für letzte Entdeckungen! Yalon zeigte uns zuerst Jaffa, südlich des Stadtzentrums - vom Hafen aus erscheint die Kulisse von Jaffa wie eine Märchenstadt aus Tausendundeiner Nacht: übereinander gebaute und gegeneinander versetzte Mauern, Türme, Dachkonstruktionen und Erker bilden einen Stadtteil mit malerischen Gassen. Japhet, Noahs jüngster Sohn, gab der Stadt ihren Namen. Zur Zeit der Kreuzfahrer wurde sie zur Festung ausgebaut und "Joppa" genannt. Nachdem Napoleon sie 1799 vollständig zerstört hatte, bauten die Türken sie wieder auf. Übrigens ist von Jaffa aus der Blick auf die Skyline von Tel Aviv einzigartig schön! Nach diesem kurzen Abstecher ging es weiter ins Stadtzentrum, wo wir den Shalom-Tower besuchten und über den berühmten Rothschild Boulevard flanierten. Der Rothschild Boulevard, einer der zentralen Boulevards Tel Avivs, ist eine der angesagtesten Straßen der Stadt. Es ist eine breite Allee mit Promenade und von beeindruckenden Häusern im Bauhaus-Stil der 1930er-Jahre gesäumt. Mit mehr als 4.000 Häusern im Stil des Bauhauses weist Tel Aviv mehr Gebäude im Stil der klassischen Moderne auf als irgendein anderer Ort auf der Welt. Das Stadtzentrum Tel Avivs, die "Weiße Stadt", ist seit 2003 UNESCO-Weltkulturerbe. Ein letzter Aufenthalt am Strand folgte und am frühen Nachmittag erreichten wir den Flughafen Ben Gurion. Die Sicherheitskontrollen waren hier sehr aufwendig, aber unser Flug ging trotz allem pünktlich los. Am Abend landeten wir dann am Flughafen Berlin-Tegel. Dort warteten bereits die Transferfahrzeuge, die uns sicher nach Hause brachten.
In Israel kommt man mehrmals an, denn dieses Land hat viele Gesichter. Man sollte vor solch einer Reise keine Vorurteile haben, wir haben uns zu jeder Zeit in diesem Land wohl und auch sicher gefühlt. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen Mitreisenden bedanken, wir waren eine tolle Gruppe und ich wünsche an dieser Stelle nochmals alles Gute! Ich hoffe auf ein Wiedersehen - bis dahin! Shalom in Israel!
Eure Reisebegleiterin Katrin Deutschbein

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