Reisebericht: Städtereise Florenz – die Perle am Arno in Italien

21.10. – 27.10.2013, 7 Tage Busreise Florenz mit Dommuseum – Uffizien – Ponte Vecchio – Boboli–Garten – Accademia–Museum


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Nie wieder tritt die Sonne der Medicis, Was auch geschehen mag, über den Horizont, Längst schläft Da Vinci, Buonaroti, Machiavell und der alte Dante: Allein du blühst durch deine Gestalten fort, Und jener Kunst Vorbilder, sie wandeln am Lungarno heut wie sonst, sie füllen Deine Theater noch an, wie vormals.
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

Reisebericht

So heißt es in einem Lobgedicht auf Florenz von August von Platen.
Wie vielfältig Florenz durch seine Kunst blühen kann, konnte unsere Reisegruppe aus Dresden und Umgebung in drei Tagen ausgiebiger Besichtigung und zwei Anreisetagen, die die Vorfreude angeheizt haben, erleben.
Die Fahrt Richtung Süden, vorbei an Bayreuth, Nürnberg, München, über die Europabrücke nach Österreich und schließlich über den Brennerpass bot ausreichend Gelegenheit, um sich allmählich mit Italien und seinen Besonderheiten vertraut zu machen. Das fängt schon an mit der Sprache, die zwar wie Musik in den Ohren klingt, aber gleichwohl nicht immer so selbstverständlich über die Lippen kommt, wie man das gern hätte. Der unbestreitbare Schöpfer der Sprache ist Dante Aligheri, auf dessen Spuren man in Florenz immer wieder stoßen kann. Dante erhob mit einem Schlag das Italienische in den Rang einer großen Sprache, die für große Dichtung und philosophische Spekulation gleichermaßen geeignet war. Er löste auch in der Toskana eine sehr positive Einstellung zur Volkssprache aus und erzielte als erster eine gewaltige Breitenwirkung. Seine Ideen über die Volkssprache hat in theoretischen Schriften über die Sprache nieder gelegt, doch entscheidend  zählt bis heute seine Divina Commedia
Dante will neben dem Latein, nicht gegen das Latein, „eine gehobene italienische Dichtersprache [...] schaffen, die, durch die Kunst der Rhetorik geadelt, des Ausdrucks höchster Gedanken fähig und würdig ist. Er will auch für diejenigen schreiben, die kein Latein können, oder jedenfalls nicht genug, um literarische Werke zu verstehen, für die
„denen die Sonne des Lateins nicht leuchtet." Das ist ihm gelungen und schon ab dem 14. Jh. Gilt die Divina Commedia gewissermaßen als die Bibel der Nation. Zu dem Dreigestirn der großen Dichter zählen neben Dante  Francesco Petrarca und  Giovanni Bocaccio.Der Gardasee, auf den wir  vom Norden kommend, einen Blick werfen können, hat sich einen zarten Dunstschleier übergehängt. Spät Abends rauscht uns der Regen in Torbole in den Schlaf.
Auch Mantova hüllt sich in den Dunst, der vom Mincio und den Seen aufsteigen, die die Stadt wie auf einer Insel erscheinen lassen. Das schmälert nicht die Eindrücke von dieser schönen Altstadt, die vom Palazzo Ducale und dem Castello di San Giorgio geprägt wird. Der schöne Glockenturm verbirgt sich hinter dichten Baugerüsten, dafür laden der Dom und die Kathedrale zur stillen Andacht und Besichtigung ein und auch San Lorenzo, der Rundbau aus dem 11. Jahrhundert, steht trotz Restaurierung einladend offen.
Als der Apenninpass zwischen Bologna und Florenz überwunden ist, empfängt uns blauer Himmel. Die Blätter an den Weinstöcken leuchten goldrot und sonnengelb in der Ferne sehen wir das Wunder von Florenz, die Kuppel der Kathedrale von Brunelleschi. Mit Hilfe beweglicher, in der Höhe angebrachter Gerüste ließ er unter Verwendung eines Fischgrätmusters ein ringförmiges Mauerwerk anlegen. Der nächste Mauerring wurde mit
eingebauten senkrechten Haken aufgehängt. Jede nachfolgende Schicht wurde so geschickt mit den anderen verbunden, dass sie ihr Eigengewicht tragen konnte. Um die Innenkuppel vor der Witterung zu schützen, ließ Brunelleschi zusätzlich noch eine äußere Kuppel
errichten. Nach 16 Jahren Arbeit in luftiger Höhe war der Ring dann komplett geschlossen und die Kuppel wurde feierlich eingeweiht. Mit einem Innendurchmesser von 41,5 Metern war die Kuppel das größte selbsttragende Gewölbe seiner Zeit. Mit dem Bau der Kuppel hat sich Filippo Brunelleschi, der aufgrund seiner kühnen, an der Antike ausgerichteten Entwürfe auch als erster Architekt der Renaissance gilt, selbst ein Denkmal gesetzt.Das Hotel Ricasoli liegt strategisch günstig an einer der Hauptachsen, die die Stadt von Nord nach Süd durchqueren. Wenn wir einfach immer weiter gingen, würden wir irgendwann in Rom landen.
Zunächst reicht  ein erster Spaziergang bis zur nahe gelegenen Piazza San Marco, das gibt schon einen Eindruck von der Vielfalt der Fassaden und Paläste, die es zu bestaunen gibt.
Die örtliche Tageszeitung ist voll mit Berichten über die Schäden, die ein großes Unwetter über Florenz angerichtet hat. In der Nationalbibliothek gab es nasse Füße, die Via Faentina war fast weggespült und auch die Boboligärten mussten wegen der Schlammbäche zunächst geschlossen werden. Doch wir sind optimistisch gestimmt und vertrauen auf unser Glück.
Das zeigt sich am nächsten Morgen. Der Himmel ist hell und wir können den Schirm getrost zu Hause lassen. Nach einer Einstimmung auf die Kunst im Cenacolo San Appolonia steht die Kirche San Lorenzo auf dem Programm, ein gelungenes Projekt von Cosimo dem Älteren und dem genialen Filippo Brunelleschi, reich geschmückt mit zwei Kanzeln von Donatello und einem bemerkenswerten Bild von Rosso Fiorentino, der der Jungfrau Maria einen jungen Josef an die Seite gestellt hat. Hinter San Lorenzo ist der Eingang zur Medicikapelle, wo im Untergeschoss die vier Skulpturen von Michelangelo Buonarotti zu bewundern sind.
Nach so viel Schönheit und Perfektion ist ein Bummel durch die Markthalle das passende Kontrastprogramm. Danach geht es weiter zu der von Gruppen belagerten Paradiestür an der Taufkapelle, in den Dom und im Gänsemarsch im Gewirr der Sprachen bis unter die Kuppel. Danach ist es Zeit für ein typisches Mittagessen in einer der nahe gelegenen Trattorien.
Über die Piazza della Signoria geht es mit einem raschen Blick auf den Bargello, das herausragende Skulpturenmuseum der Stadt, zur Kirche Santa Croce. Angesichts der Regenfälle der vorherigen Tage und den hohen Wasserstand des Arno macht die Markierung vom Hochwasser aus dem November 1966 besonderen Eindruck.
In dieser mächtigen Klosteranlage der Franziskaner, vor der Dante Alighieri versonnen Wache zu halten scheint,  sind den berühmten Künstler und Wissenschaftlern der Stadt opulente Grabmale geschaffen worden. Die Kirche beeindruckt durch ihre architektonische Formensprache und Giottos Fresken über die Klage am Totenbett vom Heiligen Franziskus zeigen deutlich, welche Ausdruckskraft und Individualität  in der Malerei mit der Reniassance Einzug hält. Das Holzkreuz von Cimabue, vom Hochwasser 1966 unrettbar beschädigt, setzt einen nachdenklichen Schlusspunkt hinter den ersten Besichtigungstag.Am nächsten Morgen ist der Weg durch die Via San Gallo vorbei am Dom bis zur Piazza della Repubblica schon ganz vertraut. Wir bestaunen Palazzo Strozzi, der derzeit mit moderner russischen Kunstinstallationen dekoriert ist, bewundern in der Kirche Santa Trinita die Fresken von Ghirlandaio und riskieren den einen oder anderen Blick in die eleganten Läden von Gucci oder Ferragamo in der Via Turnabuoni. Dann geht es bei Or San Michele, der Kirche der Zünfte mit einem Kornspreicher, hoch in den zweiten Stock, wo die Originale der Zunftheiligen von der Fassade Wache halten, doch vor allem der Blick auf die Stadt beeindruckt. Am Mercato Nuovo schnell dem Wildschwein an die Nase gefasst, damit die Rückkehr nach Florenz gesichert ist, dann schlendern wir über Ponte Vecchio an den Goldschmiedeläden vorbei. In der Kirche Santa Trinita führt oben der Korridor von Vasari hindurch und er ermöglichte den Medici trockenen Fußes und ungesehen vom Palazzo Vecchio bis in den Palazzo Pitti zu gehen. Das Bild von der Kreuzabnahme von Pontormo blieb in der Seitenkapelle Capponi erhalten als die Kirche umgestaltet wurde und wir können uns von diesen eigenwilligen Farben und Formen beeindrucken lassen.  Entlang der Via Maggio mit ihren teuren Antiquitätengeschäften kommen wir zum Piazza Santo Spirito. Die Piazza Santo Spirito ist ein zentraler Treffpunkt. Abends sind die Stufen vor der Kirche von jungen Leuten bevölkert, die sich in den umliegenden Bars ihre Getränke holen, auf den Stufen sitzen, reden und Gitarre spielen. Die Kirche Santo Spirito wurde von Brunselleschi begonnen und nach seinem Tod durch Antonio Manetti, Giovanni di Gaiole und Salvi d'Andrea weitergeführt. 1482 stand die Kirche dann endgültig zum Gottesdienst bereit. Angeblich hat der junge Michelangelo in den unteren Räumen bei Kerzenlicht heimlich die Anatomie des Menschen studiert und dafür Leichen seziert , was offiziell nicht erlaubt war. In der Seitenkapelle hängt eines seiner frühen Werke, ein Kurzifix aus Holz.
In der Trattoria Casalinga kann man sich dann mit einem typischen Pastagericht stärken, ehe es dann in den Palazzo Pitti geht.
In der Galleria Palatina hängen die Meisterwerke von Lippi, Raffael und  Caravaggio teilweise in bunter Vielfalt ohne chronologische oder thematische Ordnung.  Einige der Bilder, waren beschnitten, da sie für den Rahmen oder das entsprechende Zimmer zu groß geraten waren. Es zeigt sich, dass die Bilder für die Medici nicht in erster Linie kunstvolle Bilder waren, sondern wie Möbelstücke als Dekor genutzt wurden.  Aus einem der Fenster können wir uns davon überzeugen, dass im Bobili- Garten die Wege schon wieder weitgehend getrocknet sind und man ohne Probleme spazieren gehen kann. Also steigen auch wir  die Treppen hinauf in den Bobili- Garten, von wo aus wir den Blick über die Stadt nochmals genießen. Auch die Sonne kommt hinter den Wolken hervor und das Laub leuchtet goldfarben auf den Hügeln.
Die vielen Eindrücke und Informationen über die Entwicklung der Renaissance, ihre Künstler und die Macht der Medici können wir bei einem Rundgang durch die Uffizien am nächsten Tag vertiefen. Geradezu überwältigend ist die Fülle der Meisterwerke, die hier versammelt sind. Mehr als 1000 Werke werden in 45 Sälen gezeigt, daneben noch zahllose Skulpturen, Gobelins, historische Karten und vieles mehr. Die Uffizien sind nicht nur berühmt, sie sind auch eines der ältesten Museen der Welt. Die Bezeichnung Uffici (Büros) geht auf die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes zurück. Denn Mitte des 16. Jh. beschloss Cosimo I de' Medici, ein Gebäude zu errichten, wo alle wichtigen Ämter des Großherzogtums Toskana vereint sein sollten. Gebaut wurden sie von Giorgio Vasari. An der Schwelle zur Renaissance stehen toskanische Maler wie Cimabue, Duccio di Buoninsegna und Giotto. Auf ihren teils monumentalen Bildern regiert noch die statische, unbewegliche Anordnung der
Figuren. Doch bei genauer Betrachtung wirken die Züge der Madonnen
weicher, menschlicher, weniger holzschnittartig. Es kommt Bewegung in die Malerei - aus der Ikone wird ein Gemälde. Auch zu Beginn der Renaissance dominieren biblische Geschehen die Kunst und geistliche Figuren das Motiv.  Mit Beginn der Frührenaissance (zirka 1400 bis 1500) verändert sich die bildende Kunst dramatisch. Sie wird realistisch, plastischer,dreidimensionaler. Der Goldprunk weicht, Räume entstehen, Landschaften werden mit fotografischer Genauigkeit abgebildet.
Als die Blütezeit der Epoche, die Hochrenaissance, anbricht (Ende 15. Jahrhundert bis zirka 1520), verstehen sich die Künstler als Handwerker und zugleich als Individualisten, die sich ihrer einzigartigen Kunstwerke rühmen. Viele sind wahre Multitalente und gleich auf mehreren Gebieten Meister ihres Fachs. Michelangelo etwa erschafft Meisterwerke als Maler, Bildhauer, Architekt und Dichter. Leonardo da Vinci ist Maler, Anatom, Ingenieur und Erfinder. Die Berühmtesten unter ihnen - wie Michelangelo und Leonardo da Vinci - sind hochbezahlte Superstars ihrer Zeit, arbeiten ausschließlich für Regenten und Päpste. Kein Wunder, dass die bildende Kunst nach Michelangelo erst einmal in eine heftige Krise gerät. Mit Caravaggio, mit dem wir den Rundgang durch die Uffizien beenden, kommt dann wieder eine neue Zeit eine neue Betrachtung und viel Licht in die Kunst.Am Nachmittag fahren wir hinauf zur Piazzale Michelangelo mit ihrem Canaletto- Blick auf die Stadt. Im Licht des Spätnachmittags leuchtet die Fassade von San Miniato al Monto, wo die Mönche zu einer Prozession einziehen. Es ist der Tag des heiligen San Miniato, der als Eremit gelebt hat und von dem berichtet wird, er sei enthauptet worden und sei mit dem Kopf unter dem Arm bis auf den Hügel gekommen, wo zu seinen Ehren die schöne Kirche errichtet wurde. Mit dem Bus fahren wir hinauf auf die Hügel Richtung Fiesole. Im Restaurant Le Lance warten zwei schön gedeckte Tische und vor allem köstliche toskanische Spezialitäten auf uns. Wir lassen uns die Crostini, die Coccoli mit Schinken, Risotto und Pisu Senese, und feinen Braten schmecken. Für den Nachtisch und einen Kaffee zum Abschluss ist gerade noch etwas Platz und beschwingt fahren wir zurück ins Hotel.
Am nächsten Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen von Florenz.
In Sirmione, der Halbinsel am Südufer des Gardasees, können wir nochmals etwas südliches Flair genießen. Nach einer Zwischenübernachtung in Nago/Torbole treten wir erfüllt von vielen Eindrücken und Anregungen die Heimfahrt nach Dresden an. Vielleicht geht es den Reisenden jetzt so, wie dem Kunsthistoriker Jakob Burkhard nach einer Florenzreise. Da schrieb er ergriffen in sein Tagebuch: „Man kann den Namen Florenz nicht aussprechen, ohne an hohe Paläste im Mondschein, Gärten, Terrassen, kühle Kirchen, Pinien und tiefviolette Bergschlichten zu denken, hier beginnt das Land der Träume"

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