Reisebericht: Rundreise Balkan – Von Serbien bis Mazedonien

01.09. – 14.09.2010, 14 Tage Rundreise Serbien – Bosnien und Herzegowina – Kroatien – Montenegro – Albanien – Nordmazedonien mit Belgrad – Novi Sad – Sarajevo – Dubrovnik – Tirana – Ohrid – Skopje – Nis


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Reiseerlebnisse aus Serbien, Bosnien- Herzegowina, Kroatien, Albanien, Mazedonien und Montenegro auf der Reise von „Eberhardt- Travel“: Edelsteine des Balkans vom 1. 9- 14.9.2010.
Ein Reisebericht von
Steffen Mucke
Steffen Mucke

Flug nach Belgrad

1.9.2010. 6.30 Uhr, Dresdner Flughafen. Es ist schon recht kühl zu dieser Jahreszeit in der großen Abfertigungshalle des Airports. Wenig Betrieb herrscht zu dieser Zeit, ich gehe zum mit den Gästen vereinbarten Treffpunkt, die meisten sind schon eingetroffen. Die Dame vom Catering- Service hat bereits das Frühstück gebracht, wenig später sind alle da: unsere kleine Reisegruppe, 15 Personen umfassend, alle jetzt schon sehr wissbegierig zum Beginn dieser besonderen Reise auf den Balkan. Wie lange habe ich mich darauf gefreut auch die Länder kennenzulernen die bisher von der Tourismuswirtschaft kaum war genommen wurden und die etwas geringe Resonanz auf unsere Reise beweist, dass noch viel Arbeit bleibt, diese Regionen des Balkans den Reisegästen näherzubringen. Um es vorab zu sagen: trotz kleinerer Anfangsschwierigkeiten die es bei neuen Reisen immer gibt, war es eine wunderschöne Reise mit vielen wirklich neuen Eindrücken auf die ich den erwartungsvollen Leser nun mitnehmen möchte.
Zu erst müssen wir die etwas lästigen, aber notwendigen Sicherheits- Checks durchlaufen, dann nehmen wir im Warteberreich Platz. Hier haben sich schon viele Menschen eingefunden, unsere erste Etappe führt uns nach Köln- Bonn zum Zwischenstopp. Pünktlich 20 Minuten vor dem Abflug wird unsere Maschine bereitgestellt. Über den Verbindungstunnel erreichen wir unsere Plätze und wenig später geht es los. Es ist immer ein erhabenes Gefühl den leichten Andruck beim Start der Maschine zu spüren, wie sie zuerst beschleunigt und dann abhebt, wie alles dann in Windeseile kleiner wird. Das Wetter ist trüb und regnerisch, aber bald haben wir mit einem leichten Ruckeln die Wolkendecke durchstoßen und sind im ewigen Sonnenschein angelangt. Ein immer wieder beeindruckender Anblick: der blaue, sonnendurchflutete Himmel und unter uns, wie ein unendlicher weißer Teppich, die geschlossene Wolkendecke. Der Flug dauert knapp eine Stunde, bei der Landung in Köln ist das Wetter etwas freundlicher geworden.
Dann heißt es warten auf den Anschlussflug, der gegen 12.30 Uhr starten wird. Von Köln noch mal etwa zwei Stunden bis Belgrad, alles verläuft reibungslos.
Gegen 12.45 Uhr kommt das Zeichen zum Anschnallen, wir befinden uns im Anflug auf die serbische Hauptstadt. Durch das kleine Bordfenster sehe ich schon das lange Band der Donau, die hier die Save aufnimmt; dann beschreibt das Flugzeug einen Bogen. Kurz taucht unter uns der riesige Kuppelbau der Savekirche auf- eine wichtige Sehenswürdigkeit von Belgrad. Unmittelbar danach setzt die Maschine zur Landung an- wir sind da. Jetzt beginnt die große Reise auf die alle schon sehnsüchtig gewartet haben und die so viel Neues bringen wird.

Belgrad

Diese europäische Hauptstadt mit ihren heute rund zwei Millionen Einwohnern hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich, die bis in jüngere Zeit zurückreicht. Bedingt durch die jahrelange Isolation Serbiens und die NATO- Bombardements 1999 ist noch viel zu tun, aber, um es vorweg zu sagen: in ihrem historischen Teil ist Belgrad eine sehr schöne Stadt, der einen Besuch immer lohnt!
13.20 Uhr. Am Ausgang werden wir schon von unserem serbischen Guide Zoran erwartet, der uns die nächsten zwei Wochen begleiten wird. Wir machen uns kurz bekannt, dann versuchen wir die Gruppe zu sammeln, kein leichtes Unterfangen bei diesem Gewühl von Menschen. Doch schließlich sind wir vollzählig- es kann losgehen. Wir haben einen einheimischen Busfahrer: Dejan, ein junger Mann Mitte zwanzig, er wird uns ein sicherer und zuverlässiger Chauffeur sein.
Zuerst geht es zu unserem Hotel „Sumadija", das einen sehr angenehmen Eindruck macht und sehr schöne Zimmer hat.
Gegen 15.45 Uhr beginnt die Stadtrundfahrt. Leider ist das Wetter heute nicht so günstig, der Himmel ist bedeckt, es ist regnerisch und ein recht frischer Wind bläst uns entgegen.
Das behindert aber kaum unseren Tatendrang. Nach den ersten einführenden Worten durch Zoran erreichen wir die Savekirche, deren Kuppel ich schon vom Flugzeug sah. Es ist die größte orthodoxe Kirche Serbiens und die zweitgrößte weltweit. Dieser beeindruckende Bau hat tatsächlich riesige Ausmaße. Von außen ist diese Kirche fertig gestellt und bildet fast überall in Belgrad einen wichtigen Blickfang. Aber im Inneren ist sie noch eine große Baustelle mit Baulärm. Ein Hineingehen lohnt sich aber, wir sind beeindruckt von der großen Kuppel dieses Gotteshauses, in dem einmal 12 000 Menschen Platz finden sollen. Baubeginn war schon in den 30-er Jahren des 20.Jahrhunderts, gestoppt durch Weltkrieg, Titozeit und Isolation der 90-er Jahre und jetzt gehen die Arbeiten nun flott voran.
Viele schöne Ikonen sind schon aufgestellt und wir beobachten die serbisch- orthodoxen Christen bei ihren religiösen Handlungen. Ein erster schöner Eindruck.
Dann geht die Stadtrundfahrt weiter, vorbei an den noch offenen Wunden der Angriffe von 1999 zu einem besonders schönen Teil Belgrads, der Festung Kalemegdan.
Ein kleiner Fußmarsch führt uns durch die ehemaligen Festungsanlagen. Wir durchqueren Wälle, Tore und die mächtigen Mauern die im 18. Jahrhundert von den Habsburgern ausgebaut und verstärkt wurden. Heute ist das ganze Areal eine große Freizeitanlage mit Museen, Ausstellungen und vielen gepflegten Grünanlagen für die Belgrader und ihre Gäste.
Wir lenken unsere Schritte zum schönsten Aussichtspunkt der Festung, mit einem überwältigenden Blick auf Stadt und Umland. Im Vordergrund der Zusammenfluss von Donau und Save, die Ufer mit üppigen Grün bewachsen; im Hintergrund die sanften Hügel vor der Stadt, sie gehen über in die Vojvodina, der autonomen Provinz Serbiens die für uns morgen auf dem Programm stehen wird. Etwas links von uns sind die Plattenbauten von Neu- Belgrad zu sehen die einen Kontrast setzen zu der Historie hier auf der Festung.
Ein zauberhafter Blick, doch unser Rundgang geht weiter. Wir verlassen das Festungsgelände und kommen direkt zur Fußgängerzone der Knez- Mihaila- Straße. Ein munteres Treiben herrscht hier, viel junges Volk ist unterwegs und außerdem auch alle Altersgruppen, die sich hier an diesem wirklich schönen Platz der Stadt einfinden.
Die Fassaden der Häuser erstrahlen überwiegend in neuem Glanz, zahlreiche Restaurants und Cafes laden zum Einkehren ein. Unsere Gäste haben hier nun etwas Zeit zur eigenen Verfügung. Es ist doch eine muntere und quirlige Großstadt dieses Belgrad, besonders am Platz der Republik, wo sich unsere Gruppe gegen 18.45 Uhr wieder einfindet.
Von hier geht es zu Fuß zu unserem Restaurant im Bohméviertel „Skardalija". Hier tauchen wir nun ein in das Belgrad des 19. Jahrhunderts, wir gehen das etwas holprige Pflaster hinunter, links und rechts die Häuser einer längst vergangenen Epoche. Sie alle legen Zeugnis ab vom Leben der Künstler und Gaukler, haben Geschichten zu erzählen von Glück und Leid, vom Werden und Vergehen der Generationen im Wechselspiel der unruhigen Zeiten dieser Stadt. Alles erinnert etwas an den Montmartre in Paris und ist doch wieder anders, dieser eigenartige Charme zieht uns in seinen Bann, hier werden wir unser Abendessen haben, hier wird dieser erste Tag mit einem leckeren, landestypischen Mahl zu Ende gehen.
Alle lassen es sich gut schmecken, vier Musikanten sorgen für eine angenehme musikalische Begleitung und bringen unsere Gäste in eine Stimmung die Vorfreude macht auf eine schöne Region die wir die nächsten 13 Tage erkunden werden. Der Balkan- wie oft ist dieser Begriff negativ besetzt und wie unendlich schön und interessant ist er; unsere Gruppe ist bereit wichtige Teile davon kennenzulernen.
Doch zunächst bringt uns der Bus zum Hotel zurück, in dem wir einen erholsamen Schlaf finden nach einem schönen, wenn auch anstrengenden ersten Tag. Ein Schlaf der uns stärken wird für den nächsten Tag, um eine besonders schöne Ecke Serbiens zu erschließen...

In der Vojvodina

Öde und verlassen war dieses fruchtbare Gebiet als es die Osmanen Anfang des 18. Jahrhunderts verlassen mussten. Die Habsburger übernahmen in dieser Zeit ein schweres Erbe und entschlossen sich, diesen schönen Landstrich dem Leben und der Landwirtschaft neu zugänglich zu machen. Die Anreize waren groß, zuerst kamen die schon immer geschäftstüchtigen Schwaben die Donau abwärts. Sie zimmerten sich unansehnliche aber praktische Hausboote, die wegen ihrer Form und Herkunft „Ulmer Schachteln" genannt wurden. Die Ruder waren auf dem Dach befestigt, das Boot selbst etwa 26 Meter lang, 4 Meter breit und es fanden bis zu 150 Menschen Platz darauf. An Ort und Stelle konnten diese „Schachteln" auseinandergenommen werden und das Holz diente gleich als Baumaterial.
Diese Einwanderung geschah in drei Wellen von 1723 bis 1778. Es waren nicht nur Schwaben die kamen, sondern Bürger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die aber alle, egal wo sie herkamen, den Namen „Donauschwaben" erhielten. Bald hatten sie ödes Land wieder urbar gemacht und diese ertragreichen Böden mit viel Fleiß zu einer wichtigen Kornkammer veredelt. Heute heißt dieses Gebiet, welches etwa die Größe Hessens hat, einfach das Herzogsland, im slawischen: Vojvodina.
2.9.2010, am Vormittag. Wir sind von Belgrad gestartet und fahren nun an unendlich scheinenden Maisfeldern vorüber. Die Ernte steht bald ins Haus, die Pflanzen sind schon halb vertrocknet. Auch heute noch ist die Vojvodina mit ihrem flachen Land wichtige Kornkammer Serbiens. Überall gibt es Zeugnisse bäuerlichen Lebens, da kommt ein uralter Traktor mit einer großen Fuhre Heu entgegen, dort treibt eine Bäuerin ihre drei Kühe auf die Weide- hier ist die Zeit stehen geblieben eine faszinierende Reise in die Vergangenheit Europas.
Eine Reise in die Vergangenheit bringt uns auch unser erster Besuch: wir lernen das serbisch- orthodoxe Kloster Hopowo kennen. Ziemlich versteckt liegt es abseits der Hauptstraße. Man kann es durchaus als ein kleines Juwel bezeichnen, so sauber und gepflegt lernen wir es kennen. Sehr schön ist die Außenanlage mit vielem Grün, pittoresk die Klosterkirche mit ihrer schönen Architektur und Innenausstattung. Diese orthodoxen Kirchen haben alle eine schöne Ikonostase, das ist eine Trennwand die den Altarraum abtrennt und meist immer mit den wahren Schmuckstücken der Orthodoxie, den Ikonen, ausgestattet ist, so auch hier. Das sind die versteckten Kunstschätze Serbiens die leider noch allzu oft einen Dornröschenschlaf fristen und nur darauf warten entdeckt zu werden.
Es ist ein Genuss der besonderen Art und kurz vor 11 Uhr setzen wir unseren Weg fort. Wir überqueren einen Gebirgsrücken der den Namen „Fruška Gora" hat und ein bekannter Nationalpark Serbiens ist. Unsere Fahrt führt uns in Richtung Novi Sad, des Hauptortes der Vojvodina, den wir am Nachmittag besuchen werden. Zuerst wollen wir uns aber die Festung „Petrovaradin" anschauen, die über dieser Stadt liegt. Auch hier führt uns der Weg durch mächtige Mauern und Tore. Sie bekam ihr heutiges Aussehen durch die Habsburger nachdem sich die Türken zurückgezogen hatten. Dann sind wir auf der Terrasse angekommen, von hier bietet sich unseren Blicken ein wirklich phantastisches Panorama. Unter uns das breite Band der Donau, am gegenüberliegenden Ufer Novi Sad mit einem faszinierendem Stadtbild, geprägt von Habsburger Einflüssen und den Bauten der Moderne aus jüngerer Zeit.
Das macht Appetit auf den nachmittäglichen Besuch, doch zuvor wollen wir noch eine andere Stadt besuchen.
Man bezeichnet sie auch als das serbische Weimar, die Stadt Sremski Karlovci. Zu Habsburger Zeiten wurde hier der Frieden von Karlowitz ausgehandelt, der dann den Rückzug der Osmanen aus diesem Gebiet brachte. Später bauten die neuen Herren alles prächtig aus, so dass das Stadtbild heute dominiert wird von prächtigen Bauten der Barockzeit.
Zoran macht uns mit all dem vertraut und wir sind erstaunt über den guten Zustand dieser Stadt. Ein schöner Bau ist auch die orthodoxe Kirche, ein einschiffiger Bau mit zwei Türmen.
Vor dem Eingang zur Kirche macht sich gerade ein Brautpaar fertig den Bund fürs Leben zu schließen. Im Innern richtet der Geistliche die letzten Blumen die um einige Ikonen angeordnet sind. Zwei kleine goldene Kronen liegen auf einem Tischchen. Bei einer orthodoxen Heirat werden diese während des Trauaktes dem Brautpaar vom Geistlichen aufgesetzt. Da die Zeremonie gleich beginnt, verlasse ich die Kirche mit der überaus reichen Ikonostase und schaue mir die sehr reizvolle Stadt mit ihren schmucken Häusern an.
Die Zeit vergeht wie im Fluge, gegen 13.45 Uhr trifft sich die Gruppe am Brunnen, die Sonne hat es sich auch überlegt hinter den Wolken hervorzukommen und nun geht es zur Verkostung einer Spezialität, die man sich nicht entgehen lassen darf. Hier in diesem Teil Serbiens gedeiht ein edler Tropfen des Weines, der weit über die Grenzen hinaus einen guten Ruf genießt. Etwas abseits der Stadt liegt das Gut inmitten eines sehr gepflegten Gartens, mit vielen herbstlichen Blumen, die in bunten Farben unser Auge erfreuen. Es ist recht mild, die Sonne meint es sehr gut und so können wir im Freien den Wein verkosten. Zuvor gibt es noch eine kleine Überraschung; der Winzer ist auch Imker und er hat ein sehr schön eingerichtetes Bienenmuseum. Wir erfahren von ihm viel Wissenswertes über diese nützlichen Insekten.
Dann nehmen wir auf der Veranda Platz, die eingesäumt ist von vielem Grün und die Verkostung bringt uns den Wein näher, der gut, aber bei uns fast unbekannt ist. Der Winzer nimmt uns mit auf eine Reise in die Geschichte dieser Region, der Tropfen funkelt im Glase, es ist ein zauberhafter Nachmittag in dieser ruhigen Idylle. Um uns her der schöne Garten, dazu eine angenehme Stille, der Aufbruch fällt schwer, muss aber sein, denn wir wollen noch nach Novi Sad.
Nach kurzer Fahrt kommen wir in der Stadt an, die sehr reizvoll an der Donau liegt. Wir durchqueren eine überaus gepflegte Parkanlage, auf deren Bänken sich die älteren Bürger der Stadt ein Stelldichein geben, aber auch die jungen Menschen nicht fehlen. Es ist die grüne Lunge dieser Stadt, den Menschen hier ein Refugium gebend.
Direkt am Park beginnt die Fußgängerzone, die links und rechts gesäumt ist von schönen Bürgerhäusern aus Zeiten als hier die Donauschwaben das Land in Besitz nahmen. Alles ist hier sehr gepflegt und bei unserem Rundgang durch diese Stadt zeigt uns Zoran so manches Kleinod. Nach der Führung bleibt noch genügend Zeit für eigene Erkundungen, die Straßencafes sind sehr einladend und die spätsommerliche Sonne gibt das Rahmenprogramm für eine gute Tasse Kaffee an frischer Luft.
Unser Abendessen haben wir auch heute wieder in einem schönen Restaurant. Es gibt ein leckeres Schnitzel welches zu einer Roulade geformt wurde und im Innern eine würzige Käsefüllung hat, eine Spezialität deren Namen mir entfallen ist, die uns aber prächtig gemundet hat!
Das Tageswerk ist vollbracht, gegen 20.30 Uhr geht es zurück nach Belgrad ins Hotel wo noch die Koffer gepackt werden müssen. Der morgige Tag bringt uns einen weiteren Höhepunkt, wir begeben uns auf die Spuren des serbischen Königshauses, uns weitere wissenswerte Details über die Geschichte des Landes vermittelnd.
Am Abend werden wir dann im bekannten serbischen Kurort Vrnjacka Banja unser Domizil aufschlagen, soweit ist es aber noch nicht, die letzte Nacht in Belgrad bringt allen einen erholsamen Schlaf.

Auf den Spuren der Karadordevics in Topola

3.9.2010, gegen 9.45 Uhr. Von einem fast wolkenlosen, blauen Himmel lacht die Sonne. Es ist noch angenehm warm und unser Weg führt uns durch die Šumadija, einem großen Waldgebiet im Herzen von Serbien. Hier ist alles noch sehr ursprünglich und bald sind wir bei Topola, unserem ersten Ziel des heutigen Tages angelangt. Schon von weitem bietet sich uns ein phantastischer Anblick. Auf einer bewaldeten Bergkuppe vor uns ragt an deren höchsten Punkt die grüne Kuppel einer großen orthodoxen Kirche heraus. Es ist die St.- Georgs- Kirche auf dem Berg Oplenac, serbisches Nationalheiligtum, denn in ihrer Krypta sind sehr viele Mitglieder der Dynastie Karadordevic begraben. Diese Familie stellte die serbischen, dann die jugoslawischen Könige bis zu Beginn des 2. Weltkrieges.
Wir steigen unterhalb des Berges aus und unser Weg führt uns hinauf ins ehemalige Pfarrhaus wo es heute ein schön eingerichtetes Museum gibt.
Dieser Hügel ist auch ein Teil der Waldfläche, die Bäume stehen aber nicht sehr dicht und der Weg hinauf ist sehr angenehm in der frischen Morgenluft. Die Sonne bricht sich durch die Baumwipfel Bahn und ihre Strahlen bilden ein schönes Wechselspiel von Licht und Schatten.
Wir besuchen das Museum das sehr geschmackvoll eingerichtet ist und uns mit der komplizierten und oft missverstandenen serbischen Geschichte vertraut macht. Auf vielen Bildern lernen wir das Angesicht der einzelnen Mitglieder der Dynastie kennen, sehen Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände der Familie und begreifen, dass auch diese Geschichte sehr wichtig für Europa war. Waren doch die Serben sehr oft das erste Bollwerk gegen die Expansion der Osmanen und für deren Rückzug maßgeblicher Faktor, verbunden mit vielen Opfern die gebracht wurden.
Dann besuchen wir die Georgs- Kirche mit ihrem monumentalen Kuppelbau. Die gesamte Fassade ist mit weißem Marmor verkleidet. Im Innern fallen die schönen Mosaiken ins Auge mit denen fast die gesamte Kirche ausgestattet ist, einen schönen Kontrast zum Marmor des Fußbodens und den schlanken Säulen bildend. Eine schöne Baukomposition die im Innern eine besondere Farbigkeit durch die vielen Reflexe der Mosaiken erhält, die vorwiegend in Silber, Gold, Blau und Grün gehalten sind. Das macht auf uns einen sehr exotischen Eindruck da unsere Kirchen anders ausgestattet sind.
Dann besuchen wir noch die Grabstätten der Familie Karadordevic in der Krypta. Das ist ein besonderer Augenblick, ein Hauch von Geschichte umweht uns und die feierliche Atmosphäre wird noch durch die Innenarchitektur verstärkt, zu der auch wieder zahlreiche Mosaiken gehören. Tief beeindruckt verlassen wir diese Gedenkstätten und es bleibt noch etwas Zeit diesen Riesenkomplex individuell zu erschließen.
Ich lenke meine Schritte an den Waldrand von dem es einen schönen Blick über das weite Land gibt. Ich sehe das sanfte Hügelland mit den kleinen Orten, den Waldflecken und die Weinhänge der Region. Denn auch hier wird, in fast unberührter Natur, ein edler Tropfen gezogen. Von diesem schönen Anblick weit ins Land hinaus kann ich mich kaum losreisen, aber die Zeit vergeht und die schönen Minuten verfliegen, was uns davon bleibt ist die Erinnerung.
Die Zeit des Mittagessens naht und wir sind auf dem Weg in Richtung des Ortes Orašac, wo wir in ländlicher Umgebung in ein typisches Restaurant einkehren werden. Doch die Fahrt dahin ist sehr abenteuerlich. Zuerst auf der Landstraße, dann schwenken wir auf einen etwas breiteren Feldweg ein, der streckenweise zum Hohlweg wird. Entgegenkommen sollte uns hier niemand, die gesamte Breite wird vom Bus beansprucht, die Äste der Büsche streifen beim Vorbeifahren die Scheiben des Busses, so mancher unserer Fahrgäste hält den Atem an...
Doch auch das geht zu Ende, mit sicherer Hand steuert Dejan den Bus und bald schon sind wir am Restaurant angelangt. Es liegt inmitten schönster Natur, die Luft ist angenehm mild und so können wir im halboffenen Gastraum Platz nehmen. Wir haben alle einen guten Appetit, das Essen ist sehr reichhaltig, landestypisch und von ausgezeichneter Qualität.
Wir nehmen uns dazu viel Zeit und genießen das balkanische Lebensgefühl am Herzen der Natur, in frischer Luft und der Ruhe und Einsamkeit die wir allzu oft entbehren müssen.
Aber auch diese Zeit vergeht und gegen 15.15 Uhr müssen wir diesen schönen Ort verlassen wir haben noch einige Kilometer vor uns, bis zum Ort Vrnjacka Banja, wo unser nächstes Hotel steht.
Auch diese Fahrt ist keineswegs langweilig, schöne serbische Ortschaften lösen sich ab mit einer zum Teil unberührten Natur oder auch landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Bald taucht am Horizont ein kleines Gebirge auf, dort liegt der bekannte Kurort Vrnjacka Banja den wir gegen 17.45 Uhr erreichen. Unser Hotel liegt etwas außerhalb und so können wir die angenehme Ruhe genießen die uns Kraft geben wird für den nächsten Tag.

Zum Kloster ´ica

4.9.2010, 8.30 Uhr. Die Abfahrt vom Hotel gestaltet sich schwierig, ein Baum und ein Zaun versperren dem Bus den Weg, aber Dejan meistert mit Ruhe auch dieses Problem.
Entlang der Zapadna Morava (Westliche Morava) führt uns der Weg in Richtung des Ortes Kraljevo. Man kann diesen Ort als Königsstadt übersetzen und er erinnert an die Gründung des Königreich Serbiens im ausgehenden 19. Jahrhundert. Hier war es die andere wichtige serbische Dynastie Obranovic die den König Milan stellte und der in dem Kloster gekrönt wurde, welches wir nun besuchen möchten.
Es ist wieder ein sonniger und warmer Tag. Gleich hinter Kraljevo erreichen wir das Kloster. Sehr markant sticht uns der rote Bau der Klosterkirche ins Auge der auch hier eine Kuppel trägt. Durch den Eingang, der fast einem Festungsbauwerk gleicht, betreten wir den Hof. Architektur und Außenanlage machen auch hier einen harmonischen Eindruck, das gesamte Gelände ist sehr geschmackvoll gestaltet. In der Kirche gibt es eine schöne Inneneinrichtung, bestehend aus Fresken und Mosaiken. Der Kustos erläutert uns alles sehr fachkundig und beantwortet geduldig die Fragen unserer sehr interessierten Reisegäste.
Nach dieser Stippvisite im Kloster ´ica setzen wir unseren Weg gegen 10.00 Uhr fort. Die Reiseroute führt uns wieder durch schöne Landschaften und dem bekannten Zlatibor- Gebirge entgegen.

Das Museumsdorf Sirogojno

Hier in Serbien ist vieles urwüchsig und die Natur hat viel Raum sich ungestört zu entwickeln. In den entlegenen Bergregionen leben noch Wolfsrudel, den Schäfern oft Probleme bereitend, hier trifft man auch noch Bären und überhaupt eine, in anderen Ecken Europas kaum noch vorkommende Flora und Fauna. Immer musste sich der Mensch an diese Bedingungen anpassen, den Einklang zur Natur finden und gerade hier auf dem Balkan kann man dieses einfache, manchmal schwierige Leben nachempfinden.
Der weite Himmel beschirmt ein raues Land, das mit seiner herben Schönheit den Betrachter fasziniert und uns erahnen lässt, wie hart das Leben hier sein kann. Diese Gedanken lehren uns öfter über unseren Tellerrand hinwegzublicken, die Zivilisation mit modernster Technik bringt uns Sicherheit, aber macht sie uns auch glücklich? Oder ist es manchmal doch die Unberührtheit der Natur der wir bedürfen um unseren inneren Frieden zu erhalten, brauchen wir solche Augenblicke um zu uns selbst zu finden?
Ein besondere Höhepunkt ist der Besuch des Museumsdorfes Sirogjno inmitten des Zlatibor- Gebirges. Wir sind von der Landstraße abgewichen und befinden uns auf einer sehr schmalen Straße die uns in Serpentinen hinaufbringen wird.
Hier sind wir schon weit weg von der Zivilisation, bald haben wir den Parkplatz erreicht. Nun beginnt sie, die Entdeckungstour in längst vergangene Zeiten, in der die Menschen den Einklang zur Natur suchen mussten. Vorbei an Souvenirständen und einer kleinen Kirche erreichen wir das Dorf. Die Häuser, die aus vielen Teilen Serbiens hierher gebracht wurden, bestehen aus Holz.
Zuerst aber haben wir uns eine Stärkung verdient. In einem der Häuser ist ein schönes Restaurant eingerichtet und hier ist extra für uns ein serbisches Bauernbüffet aufgebaut. Das warme, sonnige Wetter lässt es zu, unser Mittagsmahl an der frischen Luft einzunehmen, es ist schmackhaft, würzig und sehr reichhaltig, ein Essen was wohl die Bauern hier nur zu hohen Festtagen hatten.
Danach geht es auf Entdeckungstour, zuerst bekommen wir eine fachkundige Führung, dann haben wir genügend Zeit alles individuell zu erkunden.
Und es gibt sehr viel zu sehen auf dieser Reise in eine längst vergangene Zeit. Die Wohnstuben der Bauern, das Altenteil in dem die Alten Wohnrecht auf Lebenszeit hatten, die Kinderstube mit den Wiegen, Küchen, Stallungen, Scheunen- alles sehr akribisch und sachkundig zusammengestellt. Wie viel Interessantes hat dieses Serbien noch zu bieten, wie wenig davon ist bei uns bekannt? Schon bis hier hin hat sich die Reise sehr gelohnt, was wird uns noch erwarten in dieser wunderschönen Region?
Auch hier vergeht die Zeit viel zu schnell und der Weg in die Gegenwart fällt schwer nach diesem Ausflug in vergangene Zeiten, die uns diese schöne Ausstellung brachte.
Auf meinem Weg zum Bus besuche ich noch die kleine, am Weg liegende Kirche und den dahinter liegenden Friedhof. Dort wo es nur irgend geht schaue ich mir auf meinen Reisen die Gottesäcker an. Verraten sie uns doch sehr viel über das Leben und die Kultur der Bewohner und es ist allemal auch ein Ort der Besinnung und inneren Einkehr.
Die Grabsteine hier tragen die Bilder der Verstorbenen, sie sind zum Teil in den Stein graviert und die Inschriften sind in kyrillischen Buchstaben angebracht.
Eine Entdeckung mache ich bei diesem kleinen Rundgang: auf einigen Gräbern befinden sich Bierflaschen, Kekspackungen, Süßigkeiten ja selbst Zigaretten und Feuerzeuge. Das befremdet mich doch etwas, später erfahre ich von Zoran dass dies in der Orthodoxie durchaus üblich ist, den Verstorbenen die Speisen und Getränke und auch alles andere was sie mochten, an das Grab zu bringen. Auch ist es üblich, dass die gesamte Familie des Verstorbenen sich am Grab zum gemeinsamen Essen einfindet. Sind es nicht gerade diese Dinge die uns fremd erscheinen und unseren Horizont erweitern? Gehen wir nicht gerade deshalb auf Reisen um das Fremde kennenzulernen von dem ein exotischer Reiz ausgeht?
Der Besuch von Sirogojno geht zu Ende und wieder über schmale, abenteuerliche Wege erreichen wir gegen 17.00 Uhr unser Hotel im Ort Zlatibor.
Es ist inmitten eines Waldstückes gelegen und ich mache mich auf, dieses Gebiet zu erkunden.
Der Ort selbst ist etwas überfrachtet mit vielen Souvenirgeschäften und Restaurants die ziemlich dicht beieinander stehen. An einem kleinen See gelegen, ist das Terrain durchaus reizvoll und schnell ist man aus dem Ort heraus und in freier Natur, das etwas hektische Getriebe zurücklassend.
Oberhalb des Ortes hat man einen überwältigenden Überblick auf das Zlatibor- Gebirge mit den sanft bewaldeten Höhen, den weiten Wiesenflächen und einer Natur in diesem Mittelgebirge welches mich an das Erzgebirge der Heimat erinnert.
Ich lasse meinen Blick weit über das schöne Land schweifen und sehe die Sonne die sich im Westen ihrem Untergang zuneigt. Ihre letzten Strahlen zaubern einen rötlichen Schimmer auf die Federwolken und gemahnen mich zum Hotel zurückzukehren, ein schöner Tag geht zu Ende.

Fahrt mit der Museumsbahn

5.9.2010. gegen 8.30 Uhr. Der Tag begann neblig und trüb. Wir sind unterwegs durch das Gebirge, nur ist leider von den Bergen erst mal nicht viel zu sehen. Die Wolken hängen sehr tief und so manche graue Nebelbank schränkt die Sicht ein. Wird es nun schon langsam Herbst?
Heute steht uns ein großer Höhepunkt bevor, die Fahrt mit einer historischen Eisenbahn im Gebirge. Es ist die „Šagarnska Osmica" (Šagarnska Acht), deren historische Strecke 2003 durch Eisenbahnfreunde wieder ins Leben gerufen wurde. Die Fahrt ist 15 Kilometer lang, dabei werden 214 Höhenmeter überwunden. Den bautechnischen Höhepunkt bildet eine Gleisschleife die eine 8 beschreibt, daher auch der Name.
Sie ist nur ein sehr kurzer Streckenteil einer Eisenbahnlinie die einst von Belgrad nach Dubrovnik führte.
10.00 Uhr. Die Fahrt beginnt in einer halben Stunde hier am Bahnhof Mokra Gora. Die Sonne hat sich noch nicht blicken lassen, das trübt aber die Stimmung nicht in Vorfreude auf dieses besondere Ereignis. Es gibt hier auf dem Bahnhof schon sehr viele schöne Fotomotive, so dass die Zeit wie im Fluge vergeht.
Doch dann ist es soweit. Unsere Gruppe sitzt in einem reservierten Waggon der historisch getreu nachgebaut wurde, selbst ein kleiner Kohleofen zum Heizen fehlt nicht.
Grell schrillt die Pfeife des Fahrdienstleiters und mit einem Ruck geht die Fahrt los. Es müssen doch gemütliche Zeiten gewesen sein damals, denn mit geringer Geschwindigkeit geht die Fahrt voran. Ich gehe hinaus auf den Platz zwischen den Waggons um mehr sehen zu können, der frische Fahrtwind bläst mir ins Gesicht. Tunnel lösen sich mit Viadukten ab, dann kommt eine schmale Passage die nur für die Strecke in den Fels gehauen wurde- eine höchst beeindruckende Fahrt. Langsam gewinnen wir an Höhe, die Tunnel gelten als sogenannte Kehrtunnel in denen man einen Bogen von 180 Grad beschreibt. Das geschieht im Dunkeln ganz unmerklich und man ist beim Auftauchen erstaunt in entgegen gesetzter Richtung weiter zu fahren. Um uns die grandiose Bergwelt und die Schluchten des Balkan, in rauer, unberührter Natur. Dann sind wir am Endpunkt Šargan Vitassi angelangt, hier muss die Lok umgespannt werden und es bleibt genügend Zeit zum Fotografieren.
Bei der Rückfahrt werden dann genügend Stopps eingelegt, so dass alle Fotofreunde auf ihre Kosten kommen. Es ist wirklich eine schöne Fahrt gewesen die in Mokra Gora gegen 12.40 Uhr endet. Es bleibt noch Zeit für einen kleinen Imbiss und gegen 13.00 Uhr geht die Fahrt mit unserem Bus weiter, doch ein anderes Gefühl auf den weichen Sitzpolstern als auf den harten Holzbänken der Bahn. So hat jede Zeit seine eigene Art von Bequemlichkeit.
Heute nun werden wir Serbien erst einmal verlassen, es geht hinüber in das Nachbarland Bosnien- Herzegowina, welches bis Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wie Serbien zum jugoslawischen Staatenbund gehörte, welcher sich in einem blutigen Bürgerkrieg auflöste.
Davon ist hier heute nichts mehr zu spüren, diese Länder öffnen sich dem Tourismus und was haben sie nicht alles zu bieten!
Die Grenzformalitäten gehen schnell und unbürokratisch, die Beamten sind sehr freundlich und so geht sie weiter, unsere Fahrt zu den Edelsteinen des Balkans...

Nach Višegrad

Schon von oben, aus den Bergen kommend, weitet sich der Blick auf die Ebene, in der die Stadt liegt. Ringsum von Bergen umgeben liegt sie etwas eingezwängt und schon von hier ist das blaue Band des Flusses Drina zu sehen. Hier spielt der berühmte Roman von Ivo Andric „Die Brücke über die Drina", für den er den Literaturnobelpreis bekam und der an seiner Brisanz bis zum heutigen Tag nichts eingebüßt hat. Beschreibt doch Andric das schwierige Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen, ihre Liebe, ihren Hass ihre Gewalttätigkeiten untereinander. Aber auch seine Liebe zu den Menschen hier, die im Lieben und Hassen gleich stark sind, aber auch großzügig in der Gastfreundschaft.
Wir gehen über diese wohl berühmteste Brücke der Weltliteratur, ich habe das Buch in den Händen, setze mich auf das im Roman beschriebene „Sofa", einen steinernen Absatz in der Mitte und lese die Zeilen aus dem Buch. Ja, es ist fast alles so, wie es mir der geniale Dichter in meiner Phantasie malte und als ich das Buch vor vielen Jahren las, hätte ich nie und nimmer gedacht, hier einmal zu sitzen. Es war zu einer Zeit als die Kriegsereignisse noch nicht lange zurücklagen. Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben, mit einem guten Gefühl einmal hier gewesen zu sein, gehe ich zum Bus, der an der anderen Seite der Brücke auf uns wartet.
Die Fahrt geht weiter erst einmal an der Drina entlang die hier eine Schlucht bildet, die Felshänge treten teilweise recht nah an das Flussufer heran, so dass die Straße durch zahlreiche Tunnel führt. Die Sonne hat nun auch endlich die letzten Nebelfetzen vertrieben und die schöne Fahrt durch diesen Teil Bosniens macht allen viel Spaß.

Die Bosnische Hauptstadt Sarajevo

Gegen 16.40 Uhr erreichen wir Sarajevo. Auch hier kommen wir direkt aus den Bergen und sind unvermittelt in der Stadt. Die Stadtführung ist morgen am Vormittag und so fahren wir erst einmal zu unserem Hotel in der Nähe des Flughafens. Nach dem Check- In eine kurze Zeit zum frisch machen, dann geht es zum Abendessen in ein typisches Restaurant im türkischen Teil der Stadt. Hier gibt es wieder gutes, landestypisches Essen in osmanischem Geschirr welches aus Metall gearbeitet ist. Das ist nun wieder etwas ganz besonderes und lässt das Essen zu einem Erlebnis werden. Dann schreckt uns ein Böllerschuss auf, es ist Sonnenuntergang und da zurzeit Ramazan (Ramadan) ist, kündet er denn Moslems an, nun die Dinge wieder tun zu dürfen, die bis dahin den Gläubigen verboten waren.
Kurze Zeit danach ruft der Muezzin zum Gebet, welches sich in zahlreichen Echos über der Stadt verliert.
Auch für uns geht nun der ereignisreiche Tag zu Ende, der Bus bringt uns zum Hotel zurück welches inmitten eines schönen Parks liegt mit einer schönen Allee aus uralten Platanen, die schon in Habsburger Zeiten gepflanzt wurden oder gar noch älter sind.
Die Vorfreude auf den morgigen Tag ist groß eine der interessantesten Städte des Balkans kennen zu lernen- Sarajevo.

Bummel durch Sarajevo

6.9.2010, 9.15 Uhr. Wir sind auf dem Weg vom Hotel zum Zentrum von Sarajevo. Auch heute Vormittag scheint erst einmal die Sonne, obwohl in den Bergen, die gleich hinter der Stadt aufsteigen, sich eine Wolkenfront zusammen gezogen hat. In diesen Bergen fanden 1984 die olympischen Winterspiele statt, sieben Jahre danach begann das Grauen; die Stadt wurde über drei Jahre belagert, es gab über 10 000 Opfer, alles Zivilisten. Man kommt, wenn man die Stadt besucht, an diesem Thema nicht vorbei. Die Bevölkerung hat sich dem Tourismus geöffnet und versucht dieses Trauma zu überwinden. Und das mit vollem Recht! Diese Stadt hat viel zu bieten, sie ist im besten Sinne multikulturell.
Der Rundgang beginnt an der ehemaligen Bibliothek, ein Bau mit orientalischer Fassade, der zurzeit renoviert wird. Durch Beschuss verbrannten hier Anfang der 90er viele wertvolle Bücher. Der Weg führt uns am Fluss Miljacka entlang in den türkischen Teil der Stadt.
Dieser Teil von Sarajevo trägt den Namen Bašcaršija, was wohl vom orientalischen Basar kommt. Hier fühlt man sich tatsächlich in den Orient versetzt, zahlreiche niedrige Häuser, meist aus Holz gefertigt, versetzen uns in einen völlig anderen Kulturkreis. Zwischen den schmalen Durchgängen werden schöne handgearbeitete Souvenirs feilgeboten. Interessant sind die Kaffeeservice mit Kännchen die aus Kupfer gefertigt sind. Ringsherum sind hier schöne Verzierungen angebracht die ins Kupfer eingeschlagen werden. Ein „Klack- Klack-Klack"- Geräusch dringt aus einem der Häuser und wir sehen einen solchen Kupferschmied bei der Arbeit. Der Kaffee wird hier nach türkischer Art ungefiltert getrunken, eine Zeremonie die in aller Ruhe begangen wird und bei der es keine Störung geben darf.
Unsere Stadtführerin Belma geht mit uns kreuz und quer durch dieses orientalische Viertel und führt uns auch in die Geheimnisse der Gebrauchsgegenstände ein, die uns so fremd und rätselhaft vorkommen. Es ist eine uns unbekannte Welt, die Welt die wir aus den Märchen von Tausend- und- einer- Nacht kennen, fremd aber mit einem Reiz dem wir uns nicht entziehen können. Über den niedrigen Häusern ragen die schlanken Minarette der Moscheen auf, von denen zur Gebetszeit der eigenartige Ruf des Muezzins erschallt. Frauen in muslimischer, hier in Bosnien in sehr farbenfreudiger Tracht, kreuzen unseren Weg. Dazwischen aber auch Menschen in normaler uns bekannter Kleidung, modern und schön, hier wird nun offenbar dass Sarajevo ein Schmelztiegel vieler Traditionen ist, was diese Stadt doppelt reizvoll macht.
Dann verlassen wir diesen orientalischen Teil und befinden uns urplötzlich in einer ganz anderen Welt. Nachdem sich die Türken aufgrund der Entscheidungen des Berliner Kongresses ab 1878 zurückziehen mussten, bekam Sarajevo neue Herren- die Habsburger. Und die ließen alles im türkischen Teil so wie es war und bauten den neuen Stadtteil nach ihren urbanen Vorstellungen direkt daran.
So ist es bis heute geblieben, in wenigen Schritten ist man in einem ganz anderen Kulturkreis. Es sind höhere Häuser in typisch Habsburger Architektur, zu Titos Zeit kam auch noch etwas Moderne hinzu- ein sehr interessanter Stilmix.
Zunächst gehen wir zur Ecke wo damals der serbische Geheimmann Gavrilio Princip den österreichischen Thronfolger erschoss und damit den Anlass zum 1. Weltkrieg gab. Dann schauen wir uns die katholische Kathedrale an, gehen zur serbisch- orthodoxen Kirche und bummeln noch zur Synagoge. Drei Weltreligionen und ihre Gotteshäuser, nur einen Katzensprung entfernt, es gibt wenige Städte die das zu bieten haben. Das allein ist schon Grund genug hier mal vorbei zu schauen und auch zum wiederholten Mal fasziniert mich diese Stadt!
Der Rundgang endet an der Synagoge und gerade hier öffnet der Himmel seine Schleusen. Ein Gewitterguss geht nieder und der Schirm liegt im Hotel...
Aber auch das geht vorüber und ich suche mir ein Lokal um eine Spezialität von Sarajevo zu probieren. Viele behaupten hier gebe es die besten Cevapcici weltweit. Viele Restaurants sind darauf spezialisiert und jetzt zur Mittagszeit liegt ein würziger Duft von frisch gegrilltem Fleisch über der Stadt. Dem kann man sich nicht entziehen! In einem kleinen Restaurant werde ich gut und höflich bedient, die gegrillten Hackfleischröllchen kommen frisch vom Ofen, dazu warmes, frisches Fladenbrot. Lieber Leser: sollten Sie einmal in Sarajevo sein, das müssen Sie probiert haben! Und nach dem Essen einen guten Bosnischen Kaffee ungefiltert aus dem Kupferkännchen eingeschenkt in kleine Tassen. Da es gerade die Zeit des Mittagsgebetes ist ruft der Muezzin vom nahen Minarett und macht die orientalische Impression perfekt.
Später am Tage gehen wir zum Abendessen in dasselbe Restaurant wie am Vortag. Danach fahren wir zum Hotel zurück, die Eindrücke die wir in dieser schönen Stadt sammeln konnten waren überwältigend. Doch morgen heißt es dennoch von Sarajevo Abschied nehmen unser Ziel ist eine besonders schöne Ecke Bosniens- die Herzegowina.

Durch die Neretva– Schlucht nach Mostar

7.9.2010. Wir starten gegen 8.15 Uhr bei bedecktem Himmel. Die Koffer sind verladen- es geht los. Die Fahrt in der Bergwelt Bosniens ist sehr schön, die Sonne vertreibt Wolken und Nebelschwaden, so dass wir die malerische Landschaft genießen können.
Nach etwa einer Stunde Fahrzeit taucht auf unserer rechten Seite ein See auf. Es ist ein Teil des Jablanicko- Stausees, der von der Neretva gebildet wird. Bald haben wir den Ort erreicht an dem wir unsere erste Pause einlegen werden. Es ist der Ort Jablanica, der im Partisanenkampf des 2. Weltkrieges eine so wichtige Rolle spielte. Es war ein genialer Schachzug Titos der die deutschen Aggressoren narren sollte. Alle Brücken über die Neretva ließ Tito sprengen und täuschte damit einen Rückzug vor. Eine der gesprengten Brücken liegt zur Mahnung heute noch im Wasser, auch ein originaler Partisanenzug ist hier aufgestellt.
Diese Geschichte rechtfertigt den Stopp allemal, zudem die meisten den Film „Die Schlacht an der Neretva" gesehen haben, der auch hier spielte und diese Ereignisse zum Thema hatte.
Dann geht die Tour durch eine besonders reizvolle Ecke- durch die Neretva- Schlucht. In sehr vielen Flusswindungen schlängelt sich der Strom durch diesen Teil, die Felswände manchmal direkt vom Wasser aufsteigend und sich in schwindelerregenden Höhen verlierend.
Es ist eine malerische Fahrt in dieser grandiosen Naturkulisse und so manchem stockt der Atem dabei. Die Neretva ist sehr fischreich, an einigen Stellen sind runde oder rechteckige Areale im Fluss mit Netzen markiert. Hier wird Aquakultur betrieben, wo vornehmlich Forellen und Lachse gezüchtet werden, eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung.
Später treten dann die schroffen Felswände zurück und geben Raum für eine weite, flache Ebene, die allerdings von hohen Bergen eingegrenzt ist. Wir sind in der Herzegowina angekommen, ein fruchtbares weites Feld, in deren Zentrum der Ort liegt den wir jetzt besuchen werden.

Mostar

Wir kommen kurz vor 11.00 Uhr hier an. Da wir uns nun im Einflussbereich mediterranen Klimas befinden, schlägt uns beim Aussteigen aus dem Bus ein warmer Wind entgegen. Es ist sonnig und so starten wir zu einem sehr schönen Rundgang. Besonders bekannt ist der Ort durch die „Stari Most", die Alte Brücke, die im letzten Krieg zerstört wurde. Diesen Fakt umgehe ich aber hier, wer mehr davon erfahren möchte schaue bitte in meinen Reisebericht „Große Reise durch Kroatien, 15.-27.4.2010" hinein, wo ich mich diesem Thema widme.
Zuerst gehen wir an den Fluss hinunter und schauen hinauf zu diesem beeindruckenden Bauwerk aus osmanischer Zeit. In einem Bogen überspannt sie die Neretva, sie erfüllt nicht nur einen praktischen Zweck, sie ist auch ein Meisterwerk der Ästhetik. Ein schöner Anblick, wie der strahlend weiße Kalkstein aus der sie gebaut wurde, vom dunklen Blau des Himmels absticht und mit ihm einen malerischen Kontrast bildet. Das Auge möchte sich davon kaum losreisen, aber der Bummel durch die Altstadt geht weiter. Auch hier ist alles vom Osmanischen geprägt, die vielen kleinen Häuser mit ihren geschmackvoll eingerichteten Cafes, das türkische Pflaster welches das Gehen etwas erschwert und dann natürlich die vielen Minarette die dem ganzen einen eigenen Zauber verleihen.
Es bleibt unseren Gästen genügend Zeit alles in Ruhe anzuschauen, den schönen und warmen Nachmittag zu genießen bevor es dann 14.00 Uhr weitergeht.

  Fahrt durch die Herzegowina nach Trebinje
Die Neretva bildet hinter Mostar eine Talweitung die intensiv landwirtschaftlich genutzt wird. Besonders der Weinanbau spielt hier eine große Rolle und so fahren wir kilometerlang an den Rebflächen vorbei, die Fruchtstände der fast reifen Trauben schimmern uns in tief dunkelblauer Farbe entgegen. Durch die Flussnähe und dem sehr fruchtbaren Boden zählt der Weinanbau in der Herzegowina zu den wichtigen Einnahmequellen der Bevölkerung.
Doch bald verlassen wir das fruchtbare Neretvatal und biegen links in die Landstraße ein, die uns in Richtung Stolac, dann schließlich nach Trebinje bringen wird. Hier hat sich das Bild nun geändert. Wir durchfahren jetzt eine typische Karstlandschaft, die wohl in bescheidenem Umfang diesen oder jenen Schäfer ernährt, aber Feldwirtschaft fast unmöglich macht. Der Boden ist nicht sehr fruchtbar weil es hier hauptsächlich an Wasser fehlt, dem Auge des Betrachters bietet diese unberührte Landschaft durchaus Reizvolles.
Die Tour führt uns auf unebener Straße vorbei an niederem Gebüsch und trockenen, verkarsteten Flächen, die ein spärliches Grün tragen. Dazwischen immer wieder kleinere Schafherden die der ganzen herben Romantik einen schönen Farbtupfer verleihen.
Dann haben wir wieder fruchtbares Land erreicht, es ist das „Popovo Polje" welches von der Trebišnjica durchflossen wird, die man hier zum Teil in ein Betonbett gepresst hat. Schöpfanlagen bringen das Flusswasser über Kanäle zu den Anpflanzungen.
Dann haben wir den Ort Trebinje erreicht, der ein schönes Ortsbild hat, mit gepflegten alten Häusern die wie unten an der Adriaküste aus weißem, unverputztem Kalkstein erbaut wurden.
Wir besuchen das Partisanendenkmal, die schöne orthodoxe Kirche und entdecken noch Teile der Stadtbefestigung. Wir befinden uns hier in der serbischen Entität von Bosnien, aber auch eine Moschee ist zu sehen. Das Leben verläuft hier ruhig und etwas behäbig und so setze ich mich nach der Führung mit Zoran in ein Cafe. Es ist mitten im Zentrum, auf einem Platz der von sehr alten Platanen umstanden ist, die für angenehmen Schatten sorgen in der doch noch sehr warmen Luft.
Die Zeit vergeht in Ruhe, gegen 18.15 Uhr treffen wir uns mit der Gruppe am Bus und es geht zu einem sehr schönen ländlichen Restaurant inmitten freier Natur. Langsam neigt sich die Sonne ihrem Untergang zu, die Grillen geben uns ein zirpendes Konzert und für das leckere Essen eine schöne Begleitmusik. Es ist ein ruhiger Abend fernab von Großstadt und Hektik, es kommen noch einige Gäste aus dem nahen Dubrovnik hinzu und so klingt ein weiterer schöner Tag in Ruhe und Harmonie aus. Unsere Übernachtung haben wir dann in einem Hotel in Trebinje.   Dubrovnik- die Perle der Adria
Die Sonnenstrahlen die durch mein Hotelzimmer dringen kitzeln mein Gesicht, so dass ich vollkommen munter werde. Ein schöner Tag beginnt und nach einem guten Frühstück sind wir halb neun schon wieder unterwegs.
8.9.2010, 8.30 Uhr. Bald haben wir, aus den verkarsteten Bergen kommend, die Grenze zu Kroatien erreicht, an der wir wieder die schon bekannten Formalitäten erledigen müssen. Das geht schnell vorüber und schon geht die Fahrt weiter, vor uns hat sich die unendlich scheinende Wasserfläche der Adria ausgebreitet, die uns mit ihrer blauen Farbe einen malerischen Anblick bietet.
Dann führt uns die Straße oberhalb der Altstadt Dubrovniks vorbei und wir haben von hier einen phantastischen Blick auf den Ort. Später passieren wir eine Engstelle zwischen Felsen und Stadtmauer und sind schon am Pile- Platz angekommen wo wir die Stadtführung beginnen werden. Meine Kollegin Antea, unsere Stadtführerin, erwartet uns hier schon. Sie wird uns in gewohnt guter Qualität diese hochinteressante Altstadt näherbringen.
Wir gehen entlang von Stradun, der Hauptfußgängerzone, durchstreifen schmale Gässchen, sehen den Alten Hafen, die Kathedrale, den Uhrturm und noch vieles mehr dieser einmaligen Stadt, die noch den Geist vergangener Jahrhunderte atmet.
Am Rektorenpalast endet die Führung, unsere Reisegäste haben noch Zeit sich alles persönlich zu erschließen.
Wir werden heute aber nicht in Kroatien bleiben, bei dieser Reise hatten wir in Dubrovnik nur eine Stippvisite, die anderen Reisen von „Eberhardt- Travel" bieten hier mehrere Übernachtungen und ausreichend Zeit. Diese Reise widmet sich bewusst den Ländern die durch Busrundreisen noch nicht so häufig ein Reiseziel sind.

  Nach Montenegro
Gegen 14.10 Uhr starten wir, unser Ziel ist heute die berühmte Bucht von Kotor in Montenegro. Dieses kleine Land hat sich in den letzten Jahren touristisch prächtig entwickelt und sich der Welt geöffnet. Nach dem Passieren der Grenze geht es an den Orten Heceg- Novi und Igalo vorbei und bald breitet sich vor unseren Blicken die weitverzweigte Kotorbucht aus.
In dieser Bucht hat man das Gefühl in einem norwegischen Fjord zu sein, fast direkt vom Wasser steigen die Berge auf, unsere Fahrt folgt der weitgeschwungenen Küstenlinie. Immer neue und interessante Ausblicke gewährt uns diese Fahrt, nach der Engstelle bei Kamenari, wo eine Fähre verkehrt, haben wir einen schönen Blick auf die zwei Inseln „Muttergottes von Skrpjela" und „Heiliger Georg".
Dann sind wir schon in Kotor angelangt, es ist die Stadt wo einstmals der berühmte Aufstand der Matrosen stattfand. Mächtige Stadtmauern grenzen die Stadt ein, sie reichen bis hinauf in die Berge, wo sie sich in schwindelerregenden Höhen verlieren. Was haben damals die Bauleute geleistet als es noch keine moderne Transport- und Krantechnik gab? Wie viel Schweiß und Blut mag an diesen Mauern kleben an denen wir oft gedankenlos vorbeigehen? Es durchdringt mich immer ein Schauer wenn ich daran denke, wie die Menschen hier geschuftet haben, für wenig Lohn ihre Gesundheit opferten um den Reichtum der Wenigen zu schützen.
Wie dankbar müssen wir sein in einer anderen, humaneren Zeit zu leben, nur vergessen wir das leider allzu oft.
Der Rundgang durch Kotor ist interessant und kommt wieder einer Zeitreise gleich, die schönen alten Bürgerhäuser zeugen vom Reichtum einer längst vergangenen Epoche.
Wir sehen die Kathedrale mit ihren zwei Türmen, kommen am Seefahrtsmuseum vorbei und entdecken auch noch die sehr schöne serbisch- orthodoxe Kirche.
Zum Abendessen haben wir heute wieder eine besondere Lokalität, die „Stari Mlin", die Alte Mühle, direkt am Wasser. Aus den Bergen mündet hier ein kleiner Fluss in die Bucht, der früher zum Antreiben einer Wassermühle genutzt wurde. Man kann sich kaum ein malerischeres Plätzchen denken, die Anlagen nebst Wasserrad sind erhalten geblieben und dienen dem Gast dieses schönen Restaurants als nostalgisches Interieur. Die Tische und Bänke bestehen aus starken Holz, alles untergebracht in den alten Anlagen des Mühlengebäudes. Das milde Wetter lässt es zu dass wir noch im Freien sitzen können und dort mundet uns das leckere Abendessen besonders an der frischen Luft der Adria.
Es ist wieder ein wunderschön stimmungsvoller Abend, in ruhigem Ambiente.
An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen um mich bei der serbischen Partneragentur „Magelan" für die vorzügliche Auswahl der Restaurants zu bedanken, die uns immer auch mit den authentischen Speisen und Getränken der jeweiligen Gastregion vertraut gemacht haben.
Die Küchen in den Hotels sind in Ordnung, wer aber das Besondere, das Landestypische auch das Originelle und Ausgefallene des Balkans kennen lernen möchte, muss gerade in diese Restaurants gehen, das macht die Besonderheit dieser Reise aus, vorausgesetzt man möchte sich darauf einlassen. Wir haben es keinen Augenblick bereut!
Auch der heutige Tag ging mit diesem schönen Höhepunkt zu Ende. Zum Hotel bei Budva fahren wir noch etwa 40 Minuten, es ist in Meeresnähe gelegen.
Der Weg zum Strand ist nicht weit und so unternehme ich noch einen Bummel zur Adria, ziehe mir Schuhe und Strümpfe aus und durchwate das noch angenehm warme Wasser des Meeres...

  Nach Cetinje
Gebannt schauten die Seefahrer auf die Küste die sie zuvor noch nie gesehen. Dunkle, fast schwarze Berge erhoben sich vor ihren Augen, dicht besetzt mit dunklen Wäldern. Einmütig war der Gedanke, diesem mystischen Land einen Namen zu geben, den die immer abergläubigen Schiffer erst nur zu flüstern wagten. Zu groß war die Angst vor dem unbekannten, zu furchteinflößend die dunklen Höhen, was für Ungeheuer dort wohl hausen mögen? Von Mund zu Mund wurde nur ein Satz geflüstert: „Das ist das Land der schwarzen Berge", nur zaghaft wurde der Name genannt, der Aberglaube vor den bösen Geistern die man dort vermutete, war zu groß.
Später verlor man die Angst, die Venezianer behielten den Namen bei und nannten es „Montagna negra", die hier wohnenden Slawen nannten das Land dann in ihrer Sprache „Crna Gora, was auf dasselbe hinausläuft: Das Land der schwarzen Berge, Montenegro, gestern, heute und morgen.
9.9.2010, 8.30 Uhr. Heute haben wir Zeit einen Teil dieses schönen Landes zu entdecken, einen weiteren Edelstein auf dieser Reise aufzuspüren. Der Weg führt uns in atemberaubenden Serpentinen in die Berge hinauf, wir befinden uns auf der gut ausgebauten Verbindungsstraße die von der Adriaküste kommend das Hinterland erschließt. Bald lassen wir das Blau des Meeres hinter uns, das Wetter ist heiter und warm und vor uns der Weg durch das schon gewohnte Bild der Karstlandschaft. Auf der rechten Seite, noch im Dunst, ist die große Wasserfläche des Skutarisees mehr zu erahnen als zu sehen.
Ein schöner, sonnendurchfluteter Morgen empfängt uns in der alten montenegrinischen Königsstadt Cetinje. Am großen Parkplatz erwartet uns meine Kollegin Jelena, die ich schon viele Jahre kenne und die uns durch den Ort führen wird.
Cetinje hat eine lange Geschichte und für die freiheitsliebenden Montenegriner einen hohen Symbolwert. War es doch in einem kurzen Zeitabschnitt das administrative Zentrum eines freien Landes, nur einen Wimpernschlag in der langen Geschichte hatte man sich Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts alle Fremdherrschaft abgeschüttelt. König Nikola hatte hier seinen Sitz und führte dieses Land, sein Schloss, heute zum Museum ausgebaut, zeugt von dessen Herrschaft ohne übermäßigen Prunk.
Viele schöne Häuser aus dieser Zeit erfreuen das Auge, in einigen hatten die Botschaften ihren Sitz. Heute ist Podgorica, das ehemalige Titograd, die Hauptstadt Montenegros, allerdings hat der Präsident heute noch seinen Sitz hier in Cetinje.
Wir nehmen uns mit Jelena Zeit, sie entführt uns in eine längst vergangene Epoche und macht uns auch mit dem immer noch nicht einfachen Leben der Bewohner heute vertraut.
Ein schöner und ruhiger Vormittag geht in dem etwas verträumten Ort zu Ende, wir setzen unseren Weg gegen 11.00 Uhr fort um einen besonderen Ort Montenegros kennenzulernen.   Das Mausoleum zwischen Himmel und Erde
Die Grundlagen für die Unabhängigkeit Montenegros legte schon vor 1850 Petar 2. Petrovic Njegoš. Er schuf in seiner Zeit einen modernen Staat und veröffentlichte 1847 das epische Drama „Der Bergkranz", das wohl wichtigste Werk seiner Zeit.
Sein Wille war es, in einem Mausoleum auf den Gipfeln des Lovcen- Gebirges beigesetzt zu werden. Seinem Wunsch wurde entsprochen und nun sind wir auf dem Weg diesen wichtigen Ort aufzusuchen. Atemberaubend ist die Auffahrt über eine schmale Straße von der wir phantastische Ausblicke auf die schroffe Bergwelt Montenegros haben. Dann erreichen wir den Parkplatz von dem es noch einen Fußweg zum Mausoleum geben wird.
Nicht ohne Anstrengung ist dieser Pilgerort zu erreichen, über 450 Stufen führen hinauf auf 1 660 Meter über dem Meeresspiegel, zum wohl höchstgelegenen Mausoleum Europas.
Einige Schulklassen sind auch auf dem Weg, dieser Besuch zählt zum Pflichtprogramm jedes Schülers hier. Diese monumentale Tempelanlage wurde vom berühmten Bildhauer Meštrovic geschaffen und nach rund 20 Jahren Planungs- und Bauzeit 1974 eingeweiht. Es gab nicht wenige Gegner dieser Huldigung die darin Personenkult eines Monarchen sahen. Nichts desto trotz zählt dieses Monument zum Beeindruckensten was Meštrovic je geschaffen hat, noch dadurch verstärkt, dass man von hier oben einen grandiosen Blick auf das Land der schwarzen Berge hat.
Ich denke dieser Besuch hat sich gelohnt, auch wenn vielleicht der direkte Bezug dazu fehlt, hat er uns doch europäische Geschichte nähergebracht, aus einem Teil Europas, der noch weitgehend unbekannt ist, dessen Entdeckung aber gerade Ziel dieser Reise ist, die uns bis jetzt schon so viel Neues brachte.   Schinkenprobe in Njeguši
Die Straße führt uns erst einmal nach Cetinje zurück und dann geht es wieder bergan zum Lovcen- Pass. In Serpentinen führt die Straße hinauf, von hier haben wir den Blick frei auf die grandiose Szenerie die als das „Steinerne Meer" bezeichnet wird. Wie die gigantischen Wellen eines Ozeans die ein Zauberer zu Stein erstarren lies, breitet sich diese Naturkulisse vor unseren Augen aus. Schroff und dünn besiedelt ist diese Gegend, hier sind sie zu Hause die Sagen und Mythen des Balkans.
Nach dem Überqueren des Passes können wir einen weiteren schönen Anblick genießen. Vor uns, in einem Talkessel, ist der Ort Njeguši zu sehen. Ringsum steigen die Berge auf und geben diesem Ort eine ganz besonders romantische Lage. Hier oben wird eine landestypische Spezialität hergestellt, ein luftgetrockneter Schinken der weit über die Grenzen Montenegros bekannt ist und den Namen des Ortes trägt wo er produziert wird: Njeguši- Schinken.
An einem typischen Restaurant legen wir gegen 14.15 Uhr unsere etwas verspätete Mittagspause ein. Auf frischen, selbstgebackenen Weißbrot genießen wir diesen Schinken auch den von hier kommenden leckeren Schafskäse, dazu ein Glas vom guten Wein der Vranac- Rebe, die es nur auf dem Balkan gibt; diese landestypische Stärkung gibt uns Kraft die weiteren Höhepunkte dieses Tages in Angriff zu nehmen.   Nach Budva
Nach etwa einer Stunde Aufenthalt setzen wir unsere Tour fort. Wenn wir an diesem Tag schon atemberaubende Fahrstrecken durchmaßen, soll uns nun der Höhepunkt noch bevorstehen, die Fahrt hinunter in Richtung Kotor.
Von über 1 000 Metern über dem Meer hinunter an dessen Küste. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Straße angelegt und hat bis zum heutigen Tag kaum eine Veränderung erfahren.
Für jeden Busfahrer eine Herausforderung, unser serbischer Chauffeur Dejan wird sie meisterhaft bewältigen. Bald zeigt sich ganz unten schon die Kotorbucht von hier ist der Verlauf der Straße durch diese Berge zu sehen- was für eine Meisterleistung und so mancher unserer Gäste hält den Atem an. Kurve für Kurve, manchmal in Schrittgeschwindigkeit, manchmal nur mit Zurücksetzen, geht es hinab. Es ist oft nur wenig Platz zwischen Bus und Felsen und immer wieder halten wir die Luft an, Fahrt u n d Ausblick lassen uns den Atem stocken.
Doch Dejan ist die Ruhe selbst und diese Ruhe überträgt sich auf uns alle. So wird diese Fahrt zum Genuss und einem unvergessenen Erlebnis.
Bald sind wir unten angekommen und befinden uns auf der Straße nach Budva, unserem nächsten Ziel. Rechts von uns die Landebahn des Flughafens Tivat und schon bald sind wir wieder an der Adria angelangt. Welch ein Kontrastprogramm, erst die Berge, dann, nach verhältnismäßig kurzer Zeit, wieder das Meer.
Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die Altstadt von Budva, die auf einer kleinen Halbinsel gelegen ist. Leider hat sich der Himmel etwas bezogen und einige Tropfen fallen aus den Wolken herab. Budva ist wie eine Miniaturausgabe von Dubrovnik. Wir betreten durch das Stadttor den Ort der auch wieder schöne, schmale Gassen hat; alte Häuser aus Kalkstein und viel Flair aus vergangenen Zeiten bietet. Zoran zeigt uns bei diesem kleinen Bummel so manche Sehenswürdigkeit, auch hier vergeht die Zeit wie im Flug, nach etwas Zeit die jeder unserer Gäste individuell nutzen kann, treffen wir uns dann gegen 18.30 Uhr zum gemeinsamen Abendessen.
Nur wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt liegt das Restaurant direkt am Meer. Es hat ein leichter Regen eingesetzt, das stört uns aber nicht, wir sitzen zwar im Freien, ein Dach hält aber das Nass zurück und mit einem schönen Blick auf die Adria genießen wir das leckere Mahl. Die Luft ist angenehm mild, bald ist die Sonne untergegangen und es ist schon dunkel als wir unser Hotel gegen 20.15 Uhr erreichen.   Von Montenegro nach Albanien
Über Nacht gab es Regen und Gewitter. Einige heftige Donnerschläge unterbrachen die Nachtruhe aber bald war alles weggezogen und gegen Morgen schien dann auch wieder die Sonne.
10.9.2010, 8.10 Uhr. Heute haben wir ein volles Programm vor uns und wieder zwei Grenzübergänge. Wir starten um diese Zeit und legen einen kurzen Fotostopp oberhalb der berühmten Halbinsel „Sveti Stefan" ein. Diese malerische Lage hat in Vergangenheit viel Prominenz angelockt die in den zu Hotels ausgebauten kleinen Kalksteinhäusern ihren Urlaub verbrachten. Die Morgensonne scheint auf die Gebäude und überzieht sie mit einem schönen Licht.
Dann geht die Fahrt entlang der montenegrinischen Küste weiter die uns hier ihr schönstes Gesicht zeigt. Bis zum Ort Bar fahren wir noch an der Adria, dann geht es hinauf in die Berge. Bar, welches früher den Namen Antivari trug, hat eine schöne Lage am Meer und im Stadtteil Stari- Bar sein historisches Zentrum.
Bald haben wir die breite Straße verlassen und befinden uns auf einem ziemlich schmalen Fahrtweg in Richtung zur albanischen Grenze. Wer auf dem Balkan unterwegs ist macht sehr oft Bekanntschaft mit solchen Fahrbahnen, es ist alles sicher aber manchmal etwas holprig und schmal. Aber auch das ist auf seine Weise reizvoll und bietet einen Hauch von Abenteuer in dieser Region. Uns kommen auch Reisebusse entgegen, wir müssen aneinander vorbeikommen, manchmal Millimeterarbeit. Die Tour geht durch wenig fruchtbares Land, mit Dörfern die wenig Reichtum vermuten lassen. Die Gegend ist wild, eine üppige Vegetation hat sich hier breit gemacht und gegen 10.10 Uhr erreichen wir die Grenze die hier inmitten der wilden Natur liegt.
Es geht alles problemlos vonstatten und so sind wir nun auf albanischen Boden unterwegs, ein Land welches auch ich das erste Mal besuche.
Bald sind wir vor den Toren von Skutari angelangt und spätestens hier wird offenbar, dass wir uns in einem Land befinden, welches ärmer ist als die bisher besuchten und auch mit anderen Traditionen aufzuwarten hat.
Gleich bei der Einfahrt sehen wir die ärmlichen Häuser der Roma, leider auch mit viel Unrat auf den Gehsteigen.
Auf dem Berg, der sich an unserer rechten Seite befindet, sehen wir das Wahrzeichen der Stadt die „Rozafa- Burg". Die Legende besagt, dass sich hier die Frau des Erbauers lebendig einmauern ließ, um dem Gebäude mehr Stabilität zu verleihen. Der Balkan ist reich an solch grausamen Legenden, die wohl immer auch einen wahren Kern haben.
Dann geht es über einen Fluss, es ist der Drin. Ich habe schon viel Abenteuerliches auf meinen Touren erlebt, die Fahrt über diese Brücke ist aber einmalig. Sie ist einspurig und nur mit mehr oder weniger festen Holzbohlen belegt. Die Eisenkonstruktion sieht ja ganz stabil aus, aber der Straßenbelag? Dazu kommt, dass trotz Einspurigkeit keine Richtungsampel existiert die den Verkehrsstrom regeln könnte. Von der anderen Seite rollt uns aber ein nicht abreisend wollender Verkehrstrom entgegen. Nach einigen Minuten dann eine kleine Lücke, im Schritttempo und stark schwankend überqueren wir den Drin, alle halten den Atem an: Wird die Brücke halten? Ja sie hielt und wird so lange halten bis irgendwann eine Neue gebaut wird. Abenteuer Balkan!   Die Albanische Hauptstadt Tirana
Wir befinden uns nun wieder auf der Landstraße die uns nach Tirana führen wird. Die Gegend ist reizvoll und auch hier bekommen wir einiges zu sehen was es in unserem Stadtbild nicht gibt. An einigen Stellen werden Straßenbauarbeiten ausgeführt, an anderen Stellen fehlt der Belag ganz, da geht es auf dem Schotter weiter; später müssen wir auf die andere Seite und den auf der Gegenseite entgegenkommenden Verkehr beachten, denn Leiteinrichtungen oder gar Absperrungen sind hier Fehlanzeige. Auch Hinweise auf durch den Straßenbau entstandene Absätze sucht man vergeblich, hier in Albanien zu fahren heißt immer Obacht zu halten und auf das Unmögliche gefasst zu sein. Aber Dejan meistert jede Schwierigkeit perfekt.
Das ländliche Leben spielt sich selbst hier auf dieser stark befahrenen Fernverkehrsstraße ab und so begegnet uns so mancher Karren dem ein Esel vorgespannt ist. Relikte einer längst vergangenen Zeit, hier zu Beginn des 21. Jahrhunderts alltägliche Realität.
Selbstverständlich ist diese für uns exotische Kulisse sehr interessant und zeigt eine weitere Fassette des Balkans.
Gegen 12.45 Uhr erreichen wir den Großraum Tiranas. Ab hier, noch ziemlich weit vom Zentrum entfernt, stecken wir schon fest in einem chaotischen Verkehr. Es scheint keine Verkehrsregeln zu geben und trotzdem kommen die Menschen voran. Durch eine lange Durststrecke ohne privaten Verkehr, der in sozialistischen Zeiten verboten war, haben die Albaner sich nun so ziemlich alles was vier Räder und einen Motor besitzt, zueigen gemacht.
Da sieht man den alten Mercedes Baujahr 1973 dessen Karosse Draht zusammenhält, neuere Modelle aus den 90ern und auch noch Trabant und Wartburg, alle Fahrzeuge in meist bedenklichem Zustand.
Allerdings gibt es auch die hochmodernen, teuren Fahrzeuge; eine reiche Oberschicht hat sich hier schnell herausgebildet. Der Weg zum Zentrum ist abenteuerlich, die Autos stehen kreuz und quer vor den Ampeln, wie nach einem Massenunfall, aber das ist hier alles normal, der Knoten löst sich auf, die Fahrer geben Gas, Qualmwolken entweichen den löchrigen Auspuffen es geht weiter voran, langsam aber es geht voran.
Gegen 13.30 Uhr treffen wir im Zentrum ein, schon von weitem sehen wir das Reiterstandbild von Skanderbeg, dem albanischen Volkshelden der dem Land die Türken vom Halse hielt.
Auch hier, am großen Platz, ein chaotischer Verkehr, noch verschärft durch viele Baustellen.
Es grenzt fast an ein Wunder dass wir in diesem Gewühl unseren Stadtführer finden, aber wir treffen ihn und damit kann der durchaus interessante Rundgang durch die Albanische Hauptstadt beginnen. Der Bus bleibt stehen und wir begeben uns auf eine Reise in Vergangenheit und Gegenwart einer Stadt die eine sehr bewegte Geschichte hat. Tragisch ist die Lage zu beschrieben in die der Kommunistenführer Enva Hoxha das Land brachte, totale Isolation nach außen hin, selbst gegenüber den anderen Staaten des Ostblocks, haben in Wirtschaft und Gesellschaft verheerende Folgen hinterlassen. Heutigentags ist man im Begriff das Versäumte schnell aufzuholen, ein reger Bauboom zeugt davon.
Es ist schön das Land in dieser Phase kennenlernen zu dürfen, die Zeit des Aufbruchs, manchmal etwas ungeschickt, aber mit Fleiß und Energie und das Ziel Europa im Blickwinkel. Altes und Neues begegnet uns auf diesem Rundgang durch Tirana und mit diesen Bildern im Gedächtnis setzen wir unsere Reise gegen 15.45 Uhr fort, das Großstadtleben hinter uns lassend.   Über Elbasan zum Ohridsee
Auch die weitere Fahrt durch Albanien verläuft recht abenteuerlich. Dazu trägt nun auch Petrus bei, der uns dicke Wolken sendet, voller Regen und Blitze. Zuerst durchfahren wir ebenes Land; an der Straße das nun schon gewohnte Bild ärmlicher Dörfer. Dann geht es in die Berge, wir kommen den Wolken immer näher. Bedrohlich tief ziehen sie schnell vorbei, Nebelschwaden rasen in Windeseile aus dem Tal hinauf und wenig später, wir sind nun ganz oben, bricht das Unwetter los. Blitze zucken, Donner grollt und wir sind mitten drin im Aufruhr der Elemente. Das Wasser kommt in kompakter Masse vom Himmel und kleine Bäche fließen mit uns zu Tal.
Dann reißt die Wolkendecke auf und wir haben freie Sicht ins Tal wo der Ort Elbasan liegt, von hier oben ein durchaus reizender Blick. Das Unwetter hat sich aber noch nicht ganz verzogen und während wir unten den Ort durchfahren, bricht es erneut los. Die Straßen gleichen hier kleinen Flüssen; die Abwasserkanäle haben längst den Dienst quittiert.
Dann geht es links weiter durch ein sehr reizvolles Tal hindurch das vom Fluss Shkumbin gebildet wird. Das Unwetter hat sich verzogen und die abendliche Sonne bricht sich vorsichtig eine Bahn durch die Wolken. Sie bescheint eine schöne Szenerie bei der Fahrt durch dieses Tal, welches dünn besiedelt ist und einen rauen, aber schönen Eindruck hinterlässt. Nach diesem Flusstal müssen wir wieder hinauf in die Berge um zum mazedonischen Grenzübergang zu gelangen. Beim Blick zurück nach Elbasan sehen wir das sich dort erneut eine mächtige, schwarze Wolkenfront aufgebaut hat, aus der sich grell zuckende Blitze entladen. Doch das liegt hinter uns.
Während der notwendigen Grenzformalitäten ist es dunkel geworden, dann geht es hinein in ein neues Land- Mazedonien. Es gehörte einstmals auch zum jugoslawischen Staatenbund und steht heute auf eigenen, wenn auch etwas wackeligen Beinen. Aber, dieses Land hat kulturell viel zu bieten und ist gesegnet mit einer grandiosen Natur. Wir werden uns in den nächsten Tagen davon überzeugen und fahren heute schon hinunter zum Ohridsee, der mit zum Schönsten zählt was der Balkan zu bieten hat.
Dafür ist dann morgen genügend Zeit eingeplant, da es dunkel ist, können wir vom See heute nur wenig sehen. Der Abend ist auch schon weit vorangeschritten, so dass wir gleich zu unserem Restaurant unten am See fahren. Unmittelbar nach dem Essen erreichen wir das nicht weit entfernte Hotel, welches auch direkt am See liegt. Gegen halb zehn sind wir auf den Zimmern angekommen, noch rechtzeitig und trockenen Fußes, denn draußen toben wieder die Elemente mit Blitz, Donner und Sturm. Aber auch das beruhigt sich und der erholsame Schlaf nimmt uns in seine Arme...   Am Ohridsee
11.9.2010. Am Morgen dann trifft sich unsere kleine Reisegruppe beim Frühstück wieder. Von hier haben wir auf den großen See und die gegenüberliegenden Höhen, von denen wir gestern von Albanien kommend hinuntergefahren sind, einen schönen Blick.
Leider ist das Wetter trüb und regnerisch und das Unwetter hat die Luft auch etwas abgekühlt. Aber das stört unseren Tatendrang nicht im Geringsten; vor uns ausgebreitet liegt der Wasserspiegel des Ohridsees, der eine Fläche von rund 270 Quadratkilometern einnimmt und dabei mehr als doppelt so groß ist als unsere Müritz.
Ein reizvolles Fleckchen Erde, bisher nur zaghaft touristisch genutzt. Aber dieser See hat mehrere Perlen zu bieten, hier in Mazedonien und drüben in Albanien, beide Länder sind Anrainerstaaten.
Eine der Perlen werden wir heute kennenlernen, den Namensgeber des Sees: den Ort Ohrid.
Wir starten gegen 9.00 Uhr und fahren nur wenige Kilometer bis zum Zentrum des Ortes. Dort erwartet uns eine mazedonische Kollegin die uns die Stadt zeigen wird.
Dieser Ort ist reich an kulturellen Schätzen und so lenken wir zuerst unsere Schritte hinauf zur Festung. An einem der Türme flattert die rot- gelbe Fahne Mazedoniens lustig im Wind.
Von hier oben haben wir einen schönen Blick hinunter nach Ohrid und lassen unsere Augen über die unermessliche Wasserfläche des Sees schweifen. Alles geht heute in Ruhe nach dem gestrigen etwas anstrengenden Tag.
Wir lassen uns entführen in eine schöne, uns etwas fremde Welt, im Einfluss zweier Weltkulturen, Orient und Okzident.
Nach dem wir uns die Festung erschlossen haben, geht es die kleine Anhöhe hinunter in die Stadt. An den Ausgrabungen vorbei, erschließen wir uns unter den sachkundigen Erklärungen unserer Führerin noch die schöne orthodoxe Kirche, die aus rötlichem Stein erbaut wurde. Dazu erklingen, vom Band eingespielt, die Gesänge orthodoxer Mönche. Es ist eine Reise in eine fremde Kultur und es gibt wohl niemanden der sich von dem nicht gefangen nehmen lässt. Ein kurzes Innehalten, eine kleine Meditation inmitten byzantinischer Kultur, begleitet vom schwermütigen a- cappella- Gesang der Mönche.
Nach diesem Besuch sehen wir uns noch Teile der Stadt an, die direkt am See liegt, schauen in einer kleinen Werkstatt vorbei wo uns die Herstellung handgeschöpften Papiers gezeigt wird, bummeln durch kleine Gassen, bestaunen die uns manchmal fremde Architektur von Ohrid und gegen Mittag beginnt für unserer Gäste die Freizeit.
Es ist die Zeit individuellen Bummelns und die Möglichkeit in ein Restaurant einzukehren um eines der leckeren Balkangerichte zu probieren. Die Preise sind hier überall noch sehr moderat. Leider ist das Wetter nicht so schön; trotzdem gehe ich hinunter zum See und genieße bei einem kleinen Rundgang die angenehme Stille.
Gegen 15.00 Uhr fahren wir zum Hotel zurück wo wir, direkt am See, noch einen schönen Nachmittag verbringen werden; das leckere Abendessen beschließt den Tag und so rüsten wir uns dann für den nächsten Tag der uns dann von Ohrid fort und einem weiterem Höhepunkt entgegen bringen wird.   Die Mazedonische Hauptstadt Skopje
12.9.2010, 8.30 Uhr. Es ist Zeit aufzubrechen. Das Wetter verspricht wieder besser zu werden und voller Erwartung verlassen wir den Ohridsee, unsere Route verläuft heute in Richtung Norden, knapp 200 Kilometer liegen vor uns.
Es ist wieder eine schöne Fahrt durch die unermesslichen Wälder des Balkans, verstreut liegen die kleinen Ortschaften dieses dünn besiedelten Gebietes. Die Straße folgt kleineren Flüssen, die hier im Tal fließen, links befindet sich der „Mavrovo- Nationalpark", mit Gipfeln die über 2 000 Meter emporsteigen, alpines Gebiet also, welches es auch in noch größerem Umfang zu entdecken gilt.
Es ist heute schon gut erschlossen und Mazedonien tut gut daran mit professionellem Marketing diese schönen Ecken in aller Welt bekannt zu machen; da muss noch mehr geschehen, auch in Hinsicht den sehr geringen Lebensstandard nicht zuletzt durch die Einnahmen des Tourismus zu heben.
Aber vorbei geht die schnelle Fahrt, bald sind wir in weniger gebirgigen Land angelangt; zwischen den Orten Gostivar, Tetowo und der Hauptstadt Skopje gibt es zwischen den Bergen ein breite Ebene die vom Fluss Vardar durchflossen wird.
Gegen 11.45 Uhr erreichen wir Skopje und wir können gleich mit der Stadtführung beginnen. Auch hier ist ein wichtiges Wahrzeichen die Festung welche auf einer Anhöhe liegt und uns einen schönen Blick auf die Hauptstadt bietet. Unser Stadtführer weiß viele Einzelheiten aus der bewegten Stadtgeschichte zu erzählen, dann beginnen wir den Rundgang durch den historischen Teil. Ähnlich wie in Sarajevo gibt es hier einen osmanischen Stadtteil mit den typischen niedrigen Häusern, Moscheen und interessanter Architektur dieser Zeitepoche. Dann führt uns der Weg über den Vardar, dem Fluss, der die Stadt in zwei Hälften teilt. Wir betreten nun den modernen Teil der Stadt.
Am 26. Juli 1962 gab es hier ein schweres Erdbeben welches größte Schäden anrichtete. Dieser Teil der Stadt wurde fast komplett zerstört. Es erging ein Ruf in alle Welt, der damalige jugoslawische Staatspräsident Tito nutzte seine internationale Popularität und die Hilfe blieb nicht aus. Zu dieser Zeit entstanden Städtepartnerschaften, denen sich auch Dresden anschloss und Skopje wurde wieder völlig neu aufgebaut im Stil der damaligen Moderne.
Wir gehen die Fußgängerzone entlang, sehen das neu entstandene Mutter- Theresa- Haus mit Museum und beenden die Stadtführung an der noch erhalten gebliebenen Fassade des alten Bahnhofes. Hier verkehren heute keine Züge mehr, die Umgestaltung der Stadt verlegte den Bahnhof an eine andere Stelle. Hinter diesen Fragmenten befindet sich heute ein Museum, welches sich der Geschichte der Stadt widmet. Etwas abseits gibt es eine kleine Gedenkecke für Tito, dessen Popularität in den letzten Jahren an vielen Orten von Ex- Jugoslawien wieder zugenommen hat.
Besonders eindrucksvoll ist die ehemalige Bahnhofsuhr die zum Zeitpunkt des Erdbebens stehenblieb und wohl für die Ewigkeit die Zeit 5.17 Uhr konservierte.
An diesem frühen Morgen begann der schwere Schicksalsschlag der etwa 1 000 Menschen das Leben kosten sollte.
Das ist ein Ort des Nachdenkens und hier endet die Stadtführung. Bis zum Abendessen ist genügend Zeit für individuelles Erkunden, ich überquere noch einmal den Vardar und nehme mir Zeit in Ruhe die Festung zu besuchen mit der einmaligen Sicht auf eine Stadt, die eben beginnt, wiederholt ihr Gesicht zu verändern. In wenigen Jahren wird sie sich zu einer modernen europäischen Hauptstadt entwickelt haben, zwischen Historie und Moderne, zwischen Orient und Okzident.
Das Abendessen gibt es heute in einem besonders originellem Umfeld, einem Szenerestaurant mit Jugo- Nostalgie und Kellnern mit roten Pionierhalstüchern, ein Outfit welches mich an meine Kindheit erinnert, warum soll ich das leugnen? Die Kellner sind nett, das Essen schmeckt sehr gut und manchmal gehört auch etwas Toleranz zu den Reisen, die wir in fremde Länder unternehmen.
Gegen 20.20 Uhr erreichen wir unser Hotel, hier ist gerade eine mazedonische Hochzeit im Gange und wir werden ganz nebenbei Zeuge dieser Tradition, die dann durch ein kleines Feuerwerk gekrönt wird.
Mit diesen unterschiedlichen Eindrücken beschließen wir den heutigen Tag, morgen werden wir wieder nach Serbien kommen und eine weitere sehenswerte Stadt kennenlernen.   Die Stadt Niš
13.9.2010. Petrus meint es heute wieder gut mit uns, vom blauen Himmel lacht die Sonne, weiße Wölkchen ziehen ihre Bahn und es ist spätsommerlich warm. Wir sind gegen 9.00 Uhr von Skopie gestartet, haben die Grenze zu Serbien ohne Probleme überschritten und sind nun auf dem Weg nach Niš.
Viele sagen dieser Ort sei das Tor zum Orient, wenn man von der anderen Richtung kommt hat das durchaus seine Berechtigung, wird doch der Reisende hier erstmalig mit der Architektur der Osmanen konfrontiert. Bei unserer Reise ist es gerade umgekehrt, mit diesem Ort nehmen wir Abschied vom orientalischen Flair bei dieser überaus vielseitigen Tour.
Niš ist reich an Kulturschätzen und Museen, nur leider ist heute Montag und diese Ausstellungen sind geschlossen. Aber manchmal scheint das Unmögliche möglich zu sein, die serbische Partneragentur „Magelan" hat es geschafft, dass extra unseretwegen einiges geöffnet wird. Das wäre an anderen Orten in Europa kaum möglich gewesen!
12.45 Uhr. Unser erster Besuch gilt den spätrömischen Ausgrabungen „Mediana" außerhalb der Stadt. Sehr akribisch werden diese Grabungen auf freiem Feld durchgeführt. An einigen Stellen sind Zelte aufgespannt um das Ganze zu schützen. Mit großem Sachverstand entführt uns eine Mitarbeiterin in eine längst vergangene Zeit, von welcher nur noch Fundamente erhalten blieben, die von dieser fernen Epoche zeugen.
Es ist für mich immer ein besonderes Gefühl vor diesen Zeugnissen vergangener Zeiten zu stehen, auch mit der Frage, ob wohl die Menschen in 2 000 Jahren an unseren Hinterlassenschaften dasselbe Interesse zeigen?
Dann starten wir und es geht zu einem weiteren Zeugnis vergangener Zeit, allerdings ist es erst viel später entstanden.
Im 7. Jahrhundert n. Chr. eroberten die Slawen dieses Gebiet und vertrieben die hier lebenden Einwohner. Die Serben fanden ihre neue Heimat zuerst auf dem Gebiet des heutigen Kosovo, von der sie aber nach der Niederlage auf dem Amselfeld (Kosovo- Polje) 1389 von den Türken verdrängt wurden. Hier bei Niš hatten dann die Osmanen über Jahrhunderte die letzte große Machtzentrale. Hier übten sie ihr blutiges Regiment aus und überall zeigten sie mit Grausamkeit was den Gegnern des Osmanischen Reichs bei Widerstand passieren wird. Eines dieser Relikte dieser Zeit ist der „Schädelturm", den wir jetzt besuchen werden.
Er entstand zur Zeit der serbisch- türkischen Kämpfe und ist ein perfides Zeugnis der grausamen Machtdemonstration im Osmanischen Reich. Den gefangenen oder getöteten Serben wurden die Köpfe abgeschlagen, sie wurden gehäutet und als Trophäe nach Istanbul gesandt. Die Überlieferung sprach von 952 Schädeln einige davon wurden nach Niš zurückgesandt. Aus denen entstand dann der etwa drei Meter hohe und eckige Schädelturm, hier sind heute rund 60 Schädel eingelassen und der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Es ist das makabre Zeugnis einer Zeit, heute für Serbien ein wichtiges Nationaldenkmal. Es gehört unbedingt zur Geschichte der Region, aber es ist auch Relikt einer uns fremden Kultur, etwas nachdenklich verlassen wir später diesen Ort.
Dann geht es endgültig in das Stadtzentrum, durch die Fußgängerzone zum Stadtmuseum. Hier sind wichtige Schätze aufbewahrt, die unter anderem von der hohen Kultur und dem großem Kunstverständnis der Serben aus allen Zeitepoche zeugen.
Ein kleiner Stadtbummel schließt sich an, Zoran zeigt uns das Zentrum und später gehen wir noch zur Festung. Sie hat einen vieleckigen Grundriss und umfasst etwa 22 Hektar Grundfläche. Bei strahlendem Sonnenschein besichtigen wir diese mächtige Anlage, ein schöner und warmer Nachmittag begleitet uns auf dem Weg zum Hotel, welches wir heute zu Fuß erreichen. Nach dem Check- In gegen 16.30 Uhr haben unsere Gäste noch Zeit das nahe Zentrum individuell zu erkunden, an diesem wirklich schönem Nachmittag, in einer sehr reizvollen serbischen Stadt.   Abendessen mit Überraschungsgast
18.45 Uhr. Ein kleiner Fußmarsch von etwa 10 Minuten führt uns zum Lokal in dem wir das letzte Abendessen dieser Tour einnehmen werden und es wird zum Abschluss noch einmal einen besonderen Höhepunkt geben.
Das Restaurant ist schön gelegen inmitten einer Garten- und Sportanlage, es wird ein gutes und deftiges serbisches Essen gereicht. Nach dem Dessert kommt dann unser Überraschungsgast- eine Bauchtänzerin. Sie nimmt uns noch einmal mit auf eine folkloristische Reise in den Orient. Geschmeidig und grazil sind ihre Bewegungen nach orientalischen Klängen und auch hier werden Bilder lebendig, die wir aus dem unendlichen Märchenschatz von Tausend- und- einer- Nacht kennen.
Nach diesem wunderschönem Höhepunkt, der nicht nur diesen Tag, sondern auch die Reise langsam ausklingen lässt, gehen wir zu unserem Hotel zurück und mit angenehmen Gedanken und der Erinnerung an die schönen Stunden finden wir dann den Schlaf; morgen ist Heimreise und die nächste Nacht finden wir uns schon in den heimatlichen Betten wieder.
Ich unternehme noch einen kleinen Spaziergang in lauer Abendluft und genieße zum Ausklang die Atmosphäre dieses schönen Ortes zwischen Orient und Okzident.   Heimflug
14.9.2010. Um rechtzeitig zum Belgrader Flughafen zu gelangen, müssen wir heute schon gegen 7.00 Uhr starten. Vor uns liegt noch eine Strecke von 220 Kilometern und im Großraum Belgrad ist mit Stau zu rechnen.
Es ist recht ruhig geworden in unserer kleinen Reisegruppe die sich in den letzten fast zwei Wochen zu einer großen Familie zusammengefunden hat. Es ist immer schwer von einer schönen Reise Abschied zu nehmen auf die man sich solange gefreut hat. Auf der anderen Seite sehnt man sich auch wieder zur Heimat zurück, möchte dort den Lieben, die zu Hause warten die Erlebnisse erzählen. Hier möchte man dann Fotos und Filme zeigen und mit etwas Abstand diese Reise in Gedanken wiederholt erleben. Und dann sind da noch die Sehnsüchte für weitere Reisen, die Frage wo soll es das nächste Mal hingehen, was könnte ich mir noch anschauen in dieser schönen Welt die für den aufgeschlossenen Reisenden so viel zu bieten hat.
Ich lasse die Gäste mit ihren Gedanken allein. Später macht sich die Serbische Hauptstadt Belgrad mit ihren Hochhäusern und ihrem quirligen Verkehr bemerkbar, auf der Brücke die über die Save führt staut sich der Verkehr ein klein wenig, aber das spielt keine Rolle. Rechtzeitig 10.30 Uhr erreichen wir den Flughafen, wo sich der große Kreis, den wir beschrieben haben, nun endgültig schließt. Hier begann vor 14 Tagen diese Tour und voller schöner Eindrücke werden wir diese Rundreise hier beschließen.
Etwas wehmütig ist dann der Abschied von den zwei serbischen Kollegen, Dejan, Du warst uns ein guter und sicherer Fahrer über 2 500 Kilometer und Zoran ein Reiseleiter der uns fachkundig durch diese Regionen führte, deren Geschichte und Gegenwart uns nun etwas weniger kompliziert erscheint- nochmals vielen Dank euch beiden für alles.
Dann gibt es noch die obligatorischen Dinge zu erledigen wie sie auf allen Flughäfen dieser Welt nötig sind. Pünktlich 12.30 Uhr hebt unsere Maschine ab, sie beschreibt noch einmal einen Bogen über der Stadt und bald schon haben wir unsere Reiseflughöhe über den Wolken erreicht. Wie wir an Höhe gewinnen bleiben auch die Erlebnisse zurück.
In Stuttgart dann der Zwischenstopp, bis Dresden noch knapp eine Stunde alles verläuft planmäßig, gegen 17.50 Uhr hat jeder unserer Gäste sein Gepäck und mit den schon bereitstehenden Transferautos geht es dann nach Hause. Nun ist der Abschied endgültig da, ein letzter Händedruck und ein: Auf Wiedersehen- möge es so sein!   Zu guter Letzt...
...möchte ich Ihnen, liebe Reisegäste, herzlichen Dank sagen dass Sie uns auf dieser Tour begleitet haben. Ein lang gehegter Wunsch ist dabei auch für mich in Erfüllung gegangen, endlich auch diese Länder besuchen zu dürfen, die noch in den wenigsten Reisekatalogen zu finden sind. Serbien, Bosnien- Herzegowina, Albanien und Mazedonien sind auf dem Weg langsam den Tourismus neu- oder wiederzuentdecken. Kroatien, Montenegro und Slowenien sind auf diesem Weg schon ein großes Stück vorangeschritten. Die Faszination die von diesen Ländern ausgeht beruht auf ihrer Unterschiedlichkeit aber auch auf einer gemeinsamen Vergangenheit. Wie kaum in einer anderen Region findet man so viele unterschiedliche Höhepunkte verschiedener Religionen, Traditionen und Lebensgefühle! Diese Unterschiedlichkeit zeigt sich uns gerade hier auf dem Balkan mit einer übergroßen Fülle an verschiedenen Zeugnissen der Kultur, Architektur, Religionsausübung und schließlich auch der Mentalität dieser sehr heterogenen Bevölkerung. Eines muss man heute, zum Ende des Jahres 2010 sagen: Eine Angst diese Länder zu bereisen ist unbegründet. Es gibt noch Probleme die gelöst werden müssen, wo gibt es diese nicht? Diese Dinge dürfen uns Reisende nicht daran hindern eine sehenswerte Ecke Europas zu bereisen, die Zeit dazu ist reif! Nicht zuletzt ist der Tourismus ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor der die Menschen auf dem Balkan näher an Europa heranführen kann und auch den sozialen Status auf Dauer heben wird. Diese Kontakte werden dann mithelfen den Frieden zu zementieren und auf Dauer den Balkan zu einem begehrten Reiseziel zu machen.
Das Motto von „Eberhardt- Travel": RICHTIG REISEN IN DIE GANZE WELT hat sich bei dieser Reise wiederholt mit Leben erfüllt. Ich bedanke mich bei der kleinen Reisegruppe nochmals für Ihr Dabei sein, ebenso bei allen Organisatoren und würde mir wünschen mit diesen Reiseerlebnissen auch Sie neugierig gemacht zu haben. Denn: diese Reise steht nächstes Jahr wieder auf unserem Programm, sind sie auch mit dabei? Es wäre schön! Bis dahin wünsche ich allen die diese Zeilen gelesen habe ALLES GUTE, bleiben Sie gesund und reisefreudig, neugierig und offen für alles Schöne, Ihr: Steffen Mucke, Reiseleiter.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Guten Morgen! Ihr Reisebericht war für uns Reisebegleiter auf unserer 3-tägigen Rundreise durch den Süden Serbiens und er ist wunderbar geschrieben! Toll, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, diesen Bericht so ausführlich zu verfassen - dazu fehlt mir leider die Geduld ;) Mein Lebensgefährte hat Verwandschaft in Novi Sad, wo wir gern den Sommer am schönen Strand verbringen. Nur wollte ich dieses Mal gerne etwas vom Land sehen - und hatte eine kleine Route zusammengestellt. Auf ihren Bericht wurde ich aufmerksam als ich im Internet nach der alten Sargan Osmica suchte, worüber Sie auch sehr nett berichtet haben. Unsere Reise ging von Novi Sad nach Subotica und Palic an einem Tag, abends in die Fruska Gora, dort haben wir die Klöster Grgeteg und Krusedol besucht, wunderschön! und den Abend in Sremski Karlovci im Restaurant "Sremski Kutak" ausklingen lassen. Wir haben dort ein sehr sehr leckeres Fisch-Paprikas gegessen. Der zweite Tag war eine Reise durchs ganze Land. In der Früh über Kragujevac mit Halt am schönen Gruza See und Kraljevo weiter südlich. Auf dem Weg nach Novi Pazar haben wir das Kloster Zica, Studenica und Gradac besucht. Ein Besuch in der alten Peterskirche, die angeblich die älteste Kirche Serbiens sein soll, (nahe Raska) haben wir leider nicht mehr geschafft. Aber sie liegt malerisch auf einem Hügel, wunderschön anzusehen. Auch das Kloster Sopocani ließ sich zeitlich nicht mehr einfügen, da wir noch am selben Abend nach Mokra Gora fahren wollten. Novi Pazaar haben wir inzwischen "Mali Istanbul" getauft, wir empfanden es als zu quirlig und der Einfluß der Muslime war deutlich zu spüren. Die Straße nach Sjenica, bzw. von dort nach Nova Varos war zeimlich abenteuerlich, aber auch hier landschaftlich wunderschöne Eindrücke für uns. Bis 22 Uhr fuhren wir über Zlatibor bis nach Mokra Gora und übernachteten im gleichnamigen Hotel - ein malerischer kleiner Bahnhof - sie kennen ihn ja selbst. Im Hotel hat man uns noch ein tolles Abendessen aufgetischt Am nächsten Morgen war allein der Blick aus dem Fenster wunderschön - tolles Wetter mit Sonnenschein und nicht zu heiß - nur 26 Grad. Ideal für unsere Fahrt mit der Schmalspurbahn. Die Fahrt war ebenfalls ein Erlebnis und bot landschaftlich natürlich ein wunderschönes Bild. Die Bahnhöfe waren wunderschön hergerichtet - man hat sich wirklich sehr wohl gefühlt. An diesem Tag waren auch sehr viele einheimische Serben unterwegs, die ihr Land besichtigten. Nach unserer Fahrt mit der Museumsbahn sind wir noch nach Drvengrad gefahren und haben dieses traumhafte Museumsdorf besucht, wobei ja auch Emir Kustunici tatsächlich dort wohnt, wie ich hinterher im Internet gelesen habe! Nach unserem Besuch in Mokra Gora haben wir das Morava-Tal besucht, die beiden Klöster Uspenje und Jovenje - wunderschön gelegen, besonders das Kloster Uspenje - mit einer einmaligen Sicht über das Moravatal! Am Abend haben wir das "Guca-Festival" besucht und waren angenehm überrascht von der guten Organisation und der tollen Atmosphäre sowie dem friedlichen Ablauf des Festes. Es war wirklich ein tolles Erlebnis, wobei wir die Party zur Halbzeit verließen - viele junge Besucher kamen erst an, als um 23 Uhr Goran Bregovic seinen Start auf der Hauptbühne hatte und wir um Mitternacht Richtung Heimat fuhren. Nach vier Stunden Fahrt erreichten wir endlich Novi Sad und waren froh, nach knapp 1100 km Fahrstrecke wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Falls Sie wieder einmal Serbien entdecken - ich freue mich auf einen weiteren interessanten Reisebericht - denn es gibt noch viel zu sehen! Djavola Varos, Burg Golubac...Deliblatska Peskara ...wir habne noch einige Ziele, die wir evtl im nächsten Sommer entdecken wollen. Für Ihre weiteren Reisen wünschen wir Ihnen alles Gute und viel Glück!

Kerstin Lang
25.08.2011