Reisetipp Frankreich: Pont du Gard – die Brücke, die keine ist

Eine der aufregendsten Sehenswürdigkeiten im Süden Frankreichs und gleichzeitig eines der bester-haltenen Bauwerke aus der Antike steht nicht weit von der alten Stadt Nimes entfernt an einem Nebenfluss der Rhone. Dieser, der Gard, heute besser bekannt unter dem Namen „Gardon“ entspringt im südfranzösischen Mittelgebirge der Cevennen und ist ein recht kurioser Fluß: von der Quelle bis zu seiner Mündung in die Rhone ist er 127 km lang, ändert auf dieser kurzen Strecke aber insgesamt fünfmal seinen Namen. Zur Zeit der römischen Antike war er unter dem Namen Vardo bekannt.
Von Dr. Michael Krause / 07.11.2013
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Das aus großen Steinen im Zyklopenmauerwerk zusammengefügte Bauwerk heißt „Pont du Gard" – Brücke über den Gard, obwohl es, strenggenommen, keine Brücke ist, sondern ein Aquädukt, eine antike Wasserleitung. Zwar wurde und wird die unterste Ebene des dreigeschossigen, fast 50 m hohen und fast 300 m langen Bauwerkes auch zur Überquerung des Flusses – früher per Lastkarren oder Reittier, heute nur noch zu Fuß, genutzt, aber die eigentliche Bestimmung des steinernen Monuments ist es, einen Wasserkanal über den Gardon zu führen.

So ist die „Pont du Gard" Teil einer ehemaligen, fast 50 km lagen Wasserleitung, die die etwa 20.000 Einwohner der römischen Metropole Nemausus – heute Nimes – mit Frischwasser versorgte. Ein Kubikmeter Wasser pro Tag stand damals den Bewohnern zur Verfügung und diese 20.000 m³ Wasser pro Tag flossen von der Quelle bei Uzès (dem antiken Ucetia) durch verschiedene Tunnel und Kanäle und eben über die Pont du Gard mit dem leichten Gefälle von nur 24 cm auf der Länge des Viadukts und 12 m insgesamt ab Quelle in Richtung Nimes (Nemausus). Der entscheidende Wasserkanal über den obersten 35 Bögen der Pont du Gard ist etwa 1,8 m hoch und 1,2 m breit. Erbaut wurde die Wasserleitungs-Brücke etwa im 1. nachchristlichen Jahrhundert in drei Ebenen aus bis zu 6 t schweren behauenen Kalksteinen. Zur Entlastung stehen die Bögen der mittleren Ebene direkt auf den Pfeilern der unteren, wobei sich die Brücke stark nach unten  verengt – denn oben ist die Schlucht ca. 275 m breit, am Brückenfuß nur 142 m. Mehr als dreihundert Jahre versah die Wasserleitung offenbar anstandslos ihren Dienst, aber ab dem 4. Jahrhundert wurde sie nicht mehr gepflegt, und begann sich mit Kalkablagerungen zuzusetzen, die sie ab 9. Jahrhundert unbrauchbar machten. Inzwischen hatten die Bewohner der Umgebung entdeckt, dass sich das alte römische Bauwerk als Steinbruch nutzen lässt und bis heute sind viele Häuser, Terrassen und ähnliches mit den Kalkplatten verkleidet, die man aus den Ablagerungen im antiken Wasserkanal herausgelöst hat.

Die Pont du Gard gilt heute als eines der besterhaltenen Brückenbauwerke der Antike. Drei Ebenen mit sechs (unten)bzw. elf (Mitte) großen und 35 kleinen Bögen der obersten Ebene haben die letzten zwei Jahrtausende überdauert, bevor das antike Monument seit 1985 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht.


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