Sansibar – unterwegs in Stone Town

Viele Geschichten und Legenden ranken sich um den Namen Sansibars. Gewürzplantagen, der orientalische Einfluss und Traumstrände verleihen der Insel ein exotisches Flair. Deutsche Kolonialpolitik, Freddie Mercury, Emily Ruete, omanische Sultane, Nelken … sind mit dem Schicksal Sansibars verknüpft. Die Altstadt von Sansibar City, die Stone Town ist wie ein Schmelztiegel der Geschichte, der Kulturen und des Handels. Wer Sansibar verstehen will, sollte in die Gassen der Altstadt eintauchen.

Von Sophia Bär / 15.11.2019
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Stone Town steht auf der UNESCO Weltkulturerbeliste. Ihr Name als „Steinstadt“ leitet sich aus dem Baumaterial, den Korallensteine ab. Das höchste Bauwerk, der Turm der Anglikanischen Kirche ist notfalls eine gute Orientierungshilfe wenn man sich in den Gassen verirrt. Die Kirche befindet sich an der Stelle des früheren Sklavenmarktes. Wer sich mit Sansibar beschäftigt, kommt an diesem dunklen Kapitel seiner Geschichte nicht vorbei. Es waren vor allem omanische Sultane und ihre Günstlinge die mit dem Gewürz-, Elfenbein- aber vor allem dem Sklavenhandel zu großen Reichtum gelangten. Zur Wahrheit gehört, dass dies auch ein unrühmliches Kapitel europäischer Geschichte ist, den die Käufer der Sklaven kamen oft aus England oder Frankreich. Franzosen setzten zum Beispiel Sklaven auf den Zuckerrohr- und Gewürzplantagen auf Mauritius und Reunion ein. Neben der Anglikanischen Kirche kann man noch heute die Katakomben besichtigen, wo Sklaven im 19. Jahrhundert auf engstem Raum bis zu ihrem Verkauf ausharren mussten. Der aus Sklavenhandel erlangte Reichtum Sansibars zeigt sich heute vor allem noch an der Promenade Stone Towns: die markantesten Gebäude sind das House of Wonders, der alte Palast und die Festung. Der Palast war einst die Machtzentrale des omanischen Sultans. Dieser verlegte 1832 seinen Sitz von Oman nach Sansibar. Sein Name war Said ibn Sultan (1791 – 1856) aus der Al Busaidi Dynastie, ein Vorfahre des heute noch im Oman herrschenden Sultan Quaboos, der der gleiche Dynastie angehört. Said herrschte 52 Jahre, hatte von über 70 Nebenfrauen 36 Kinder, darunter Prinzessin Salme, mit bürgerlichen Emily Ruete (1844 – 1924). Die Prinzessin heiratete 1866 den Hamburger Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete und beschrieb in ihrem Buch „Leben im Sultanspalast“ das Leben genau in diesem Palast in Stone Town. In der zweiten Etage ist der Prinzessin eine Ausstellung gewidmet. Tipp: der Palastbalkon bietet für den Sonnenuntergang einen Platz in der ersten Reihe. Ein Nachfahre Sultan Saids, Sultan Bargash lies in den 1870er bis 1880er Jahren Stone Town ausbauen und modernisieren. In dieser Zeit entstand das sogenannte House of Wonders, damals Zeremonienstätte des Sultans und mit dem Palast verbunden. Den Namen verdankt es seiner modernen und damals auf Sansibar einmaligen Ausstattung mit Elektrizität und einem Fahrstuhl. Entlang der Kenyatta Road, der Haupteinkaufsstraße stößt man als Besucher auf weitere interessante Details: die Niederlassung des Hamburger Handelshauses O´Swald wurde zum ersten deutschen Konsulat im 19. Jahrhundert. Und manch ein Besucher wird überrascht sein, auf Spuren Freddie Mercury zu stoßen. Als Sohn persisch-indischer Eltern wurde er auf Sansibar geboren. Am angeblichen (?) Geburtshaus erinnert eine Inschrift an den Sänger von Queen. Seine Herkunft wurde erst nach seinem Tod bekannt. Den Besucher fallen die reich verzierten Türen an den historischen Gebäuden auf. Auch dies sind Zeichen des indischen und omanischen Einflusses. Traditionell galt, je reich verzierter die Tür, umso wohlhabender die Bewohner des Hauses. So verwundert es auch nicht, dass Tippu Tips (1837 – 1905) Haustür zu den prächtigsten gehört. Tippu Tip, Sohn eines omanischen Händlers und einer Ostafrikanerin, war der bekannteste und einflussreichste Sklavenhändler. Derzeit wird sein Haus renoviert. Neben dem Besuch der Corniche mit seinem Prachtbauten und der Kenyatta Road darf eine Visite des Darajani Marktes nicht fehlen. Neben der Fisch- und Fleischabteilung, die eher etwas für das Auge (und die Nase) sind, sind vor allem die Gewürzstände interessant. Wer Nelken, Muskat, Vanille, Zimt, Kardamom… sucht, findet hier ein großes Angebot. Dazu ein Tipp: die Gewürzhändler bieten auch Seifen an. Abgesehen von Nelken- oder Zitronengrasseife ist mein Favorit die Algenseife. Sansibar ist bekannt für die Gewinnung großer Mengen von Meeresalgen für die Kosmetikindustrie. Last but not least noch ein weiterer Tipp: keine Angst vorm Gassengewirr und vom Verlaufen. Einfach eintauchen uns sich treiben lassen. Man muss nicht immer versuchen, sich an einen Stadtplan zu halten. Ja, man wird sich verlaufen. Das macht aber gar nichts. Stone Town ist in seiner Größe überschaubar und zur Hälfte vom Meer begrenzt. Die Sansibaris sind freundlich und hilfsbereit und werden notfalls den richtigen Weg weißen. Auch die Orientierung am bereits erwähnten Kirchturm der Anglikanischen Kirche kann weiterhelfen.



Giraffen im Serengeti-Nationalpark – © delbars – Adobe Stock

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