Eberhardt-Reisemanager entdecken Karelien

Karelien erstreckt sich nördlich von St. Petersburg bis zum Weißen Meer. Dazwischen liegen mit dem Ladoga- und dem Onega-See zwei der größten Seen Europas. Trotz der märchenhaften Landschaft mit seinen malerischen Seen und den endlosen Wäldern, ist Karelien für uns ein noch weitgehend unbekanntes Reiseziel. Karelien kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken und ist eng mit der finnischen Kultur verbunden. Im Rahmen einer vom Tourismusverband Karelien organisierten Tour, hatten wir Eberhardt-Reisemanager die Möglichkeit diesen einzigartigen Landstrich kennenzulernen.

Von Anna Jeske / 23.10.2019
https://assets.eberhardt-travel.de/2019/10/644849ce537f7a1b42f66fd3.jpg

Es bietet sich an die Reise durch Karelien in St. Petersburg zu beginnen und sich langsam in den Norden bis zum Weißen Meer vorzuarbeiten. Auf dem Ladogasee kann man eine Bootsfahrt unternehmen – beobachten wie Zander frisch gefangen wird oder bei dem kleinen Streichelzoo „Akulovka“ einkehren, wo sich Gänse, Hasen, Huskies und viele weitere Tiere sehr über neue Gäste freuen. Ein Highlight im Raum Sortavala ist der Naturpark Ruskeala. Der Marmor von hier wurde beim Bau mehrerer Bauwerke in St. Petersburg verwendet – unter anderem der monumentalen Isaakskathedrale.

Von Sortavala aus kann man mit dem Tragflächenboot zum Kloster Walaam übersetzen. Das orthodoxe Mönchskloster wurde im 14. Jahrhundert erbaut und hat eine bewegte Geschichte hinter sich: es wurde mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Nach dem Zerfall des Zarenreiches im Jahr 1917 gehörte es zu Finnland. Im finnisch-sowjetischen Krieg, im Jahr 1940, flüchteten die letzten Mönche vor der Roten Armee. 1944 gehörten die Inseln von Walaam wieder endgültig zur Sowjetunion. Von der atheistischen Staatsmacht wurde das Kloster bis zum Zerfall der Sowjetunion als Lagerhalle, Offizierskasino und Behindertenheim genutzt. Erst im Jahr 1989 kehrten die ersten Mönche wieder zurück nach Walaam. Heute leben 200 russisch-orthodoxe Mönche auf der Insel. Das Hauptgebäude des Klosters erreicht man über eine Treppe, die durch den Apfelgarten führt. Im Gegensatz zu den typischen Barockkirchen in Russland, hat die Kirche hier rostrote Wände und hellblaue Kuppeln.

Während in St. Petersburg die orthodoxen Kirchen als Museen angesehen werden und Frauen hier ohne Kopfbedeckung in die Gotteshäuser gehen können, sind hier Kopfbedeckung und Röcke beim Besuch der orthodoxen Kirchen Pflicht. Am Eingang jeder Kirche steht eine Kiste, aus der sich Tücher und Wickelröcke genommen werden können.  

Macht man sich von hier auf in Richtung Petrosavotsk – der Hauptstadt Kareliens – lohnt sich auf alle Fälle ein Zwischenstopp in dem Museumsdorf Kinerma. Das Dorf wurde im Rahmen eines Projekts von finnischen Architekturstudenten wiederaufgebaut. Zu dem Museumsdorf gehören eine Kapelle, zwei Wohnhäuser und weitere kleine Häuschen, in denen einfache Ferienzimmer für Touristen untergebracht sind. Hier lebt Nadeshda gemeinsam mit ihrem Mann und den zwei Söhnen und vermittelt den vorbeikommenden Touristen in traditionellen Kostümen und bei einer Führung durch die kleinen Museumsräume einen guten Eindruck von dem Leben auf dem karelischen Dorf in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bewirtet werden Sie hier mit frisch gebackenem Kuchen und einer heißen Tasse Ivan Chai. Ivan Chai ist ein traditioneller Kräuter Tee aus Karelien und wird aus schmalblättrigen Weidenröschen gewonnen. Besonderheit ist hier, dass der Tee zweimal fermentiert wird.

Die Hauptstadt Kareliens – Petrosavorsk ist mit 261.987 Einwohner die größte Stadt der Region. Die Infrastruktur ist hier noch gut aufgestellt und hat mit den 4-Sterne-Hotels Fregat und Kosmos zwei erstklassige Hotels zu bieten, die direkt an der Seepromenade liegen und von deren Hotelzimmern man einen unvergesslichen Blick auf den Onegasee hat.

Von hier kann man mit dem Tragflächenboot einen weiteren Höhepunkt Kareliens besuchen: die Insel Kischi. Das Freilichtmuseum auf der Insel gehört seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe. Das gesamte Kirchenensemble wurde komplett aus Holz und ohne Nägel erbaut. Besonders beeindruckend ist hier die achteckige Verklärungskirche mit seinen 22 übereinandergeschichteten Kuppeln. In jeder Ecke des Museumskomplexes trifft man Menschen in Kostümen an, die Besuchern einen Eindruck vom Leben im 18. Jahrhundert und den damaligen Tätigkeiten und Berufen vermitteln.

Von Petrosavotsk aus sind es noch 400 Kilometer bis zum Weißen Meer. In Kem wartet die nächste Fähre, welche Touristen zu den geschichtsträchtigen Solovezki-Inseln befördert.

Gleich am Ufer des Weißen Meeres erstreckt sich der riesige Komplex des Solowezki Klosters. Das Kloster wurde in dem Jahr 1436 von den beiden Mönchen Sossima und German gegründet. Im 17. Jahrhundert weigerten sich die Mönche des Klosters, die Kirchenreformen des Patriarchen Nikon zu akzeptieren und hielten acht Jahre lang einer Belagerung durch Truppen des Zaren stand. Nach der Oktoberrevolution wurde aus dem Kloster dann 1923 das "Solowezki-Lager für besondere Verwendung" für Gegner der Sowjetführung eingerichtet - faktisch ein KZ. Unter katastrophalen Bedingungen mussten Kriegsgefangene, Aristokraten und Oppositionelle auf der Insel Zwangsarbeit leisten. Bis zu 70.000 Häftlinge gleichzeitig befanden sich zeitweise auf den Inseln.

Ab 1937 diente der Klosterkomplex als Gefängnis. Erst seit Anfang der 1990er Jahre gibt es wieder kirchliches leben auf der Insel. Das gesamte Gelände wurde aufwendig saniert. Seit 1992 zählt das Solowezki-Kloster zum UNESCO Weltkulturerbe. Trotzdem wirkt vieles auf den Solovezki Inseln verfallen und als ob sich hier lange nicht gekümmert wurde. Kennt man die Hintergrundgeschichte, bekommt der Ort etwas Bedrückendes – aber man wird auch neugierig und möchte der Geschichte auf den Grund gehen.

Zurück nach St. Petersburg gelangt man dann von Kem aus mit dem Nachtzug. Die Fahrt dauert ungefähr 13 Stunden bis man letztlich die russische Hafenstadt wieder erreicht.

Zusammenfassend kann man sagen dass Karelien ein Reiseziel außerhalb des klassischen Tourismus ist. Wer hier hinfährt muss sich bewusst sein, dass die Infrastruktur – umso weiter man in den Norden fährt - immer schlechter ausgebaut ist. Beim Durchqueren kleinerer Orte und Dörfer wird einem bewusst, unter welch einfachen Bedingungen die Menschen hier leben.

Ist man allerdings bereit Russland außerhalb der beiden Metropolen Moskau und St. Petersburg kennenzulernen, wird man schnell verzaubert sein von der unberührten Natur, den einzigartigen Bauwerken, die in völliger Abgeschiedenheit liegen und der Gastfreundschaft der Menschen, die einen immer mit offenen Armen empfangen. 

Machen Sie sich selbst ein Bild von dem wundersamen und geheimnisvollen Karelien und begeben Sie sich gemeinsam mit uns auf eine ganz besondere Rundreise.



Kishi Island from the bell tower – © ©a_mikhail - stock.adobe.com

Russland-Rundreise Karelien: von St. Petersburg bis zum Weißen Meer

10 Tage St. Petersburg - Ladogasee - Petrosawodsk - Onegasee - Weißes Meer

zur Reise

Insel Kischi in Karelien – © mowgli - stock.adobe.com

Eberhardt-Weltreise auf der Nordhalbkugel - in 27 Tagen um die Welt

27 Tage Weltreise auf der Nordhalbkugel mit Lappland - Karelien - Sibirien - Kamtschatka - Japan - Kanada - USA: Rovaniemi - St. Petersburg...

zur Reise

Kommentare zum Reise+Blog