Jantar Mantar von Jaipur – der Welt größtes steinernes Observatorium

Gemauerte Observatorien gehören seit den Zeiten der Hochblüte der Wissenschaften in den muslimi-schen Staaten zu den Geburtsstätten der modernen Astronomie. Ob unter dem persischen Astrono-men Nasir ad-Din at-Tusi im 13.Jh. in Maragha (heute Iran), dem Herrscher Ulug Beg im 15.Jh. in Samarkand oder für Europas berühmten Dänen Tycho Brahe im 16.Jh. auf einer Insel im Öresund er-richtet, bilden sie die Anfänge der messgenauen Sternbeobachtung. Fünf herausragende Expemplare dieser Art hat Anfang des 18.Jh. der indische Maharaja Jai Singh II. in den bedeutendsten Städten seines Reiches errichten lassen. Als erstes erbaute man das Observatorium in Delhi, dem dann das in Jaipur folgte – das weltweit größte seiner Art!
Von Dr. Michael Krause / 07.11.2012
/fotos/getReisetippFotos.php?name=Jaipur Observatorium Sternbilder1352283509.jpg
„Jantar Mantar" ist der Name dieser indischen Observatorien, was so viel wie „Recheninstrument" in der altindischen Sanskrit-Sprache bedeutet, aber zumeist mit „magisches Gerät" übersetzt wird. Das hat seine Ursache vor allem darin, dass diese gemauerten Präzisionsinstrumente nicht nur genauester Himmelsbeobachtung ermöglichen, sondern vor allem den astrologischen und voraussagenden Neigungen ihres Erbauers dienen sollten.
Für die Hindus, ihre Rituale und sogar für einfache tägliche Verrichtungen sind Voraussagen und Handlungsanweisungen nach Sternbewegungen äußerst wichtig. Priester sind gleichzeitig Astrologen, die den richtigen Zeitpunkt für alle Entscheidungen und Reaktionen bestimmen. Das haben die muslimischen Herrscher nicht nur akzeptiert, sondern aufgrund eigener starker astrologischer Tradition (die es ja genauso auch im christlichen Mittelalter gab) beachtet und verfeinert.
Maharaja Jai Singh II. war mit Leib und Seele Astronom. In fünf wichtigen Städten seines Machbereichs – zuerst in Delhi, dann seiner Hauptstadt Jaipur, später in Ujjain, der heiligen indischen Stadt auf dem hinduistischen Nullmeridian und dann auch in Mathura, dem Zentrum der Krishna-Verehrung und der heiligsten Stadt Varanasi – ließ er steinerne Observatorien errichten.
Das Jantar Mantar in Jaipur enthält mehrere exakt ausgerichtete und sehr präzise gemauerte Bauwerke, die zur Berechnung verschiedener Sonnen- und Mondumläufe, Sternbeobachtungen und Berechnungen der Tierkreiszeichen genutzt wurden. Die Besichtigung dieser Anlage – deren Prachtstück die größte Sonnenuhr der Welt darstellt, die auf 2 Sekunden genau funktioniert – ist zweifellos einer der Höhepunkte der Indien-Reise „Mythos, Magie und Maharajas" in die nordindische Reiseregion Rajasthan. Bis heute funktionieren die mit gemauerten Trägern und steinernen Skalen versehenen Gerätschaften und Himmelsbeobachter nur mit Zeigestäben, Schnüren und Metallplättchen als Anzeiger versehen, noch genauso exakt wie zu Ihrer Errichtung zwischen 1727 und 1733. 


Kommentare zum Reise+Blog