Višegrad und die Brücke über die Drina- hautnah erlebte Weltliteratur

„An dieser Stelle, wo die Drina (…)hervorbricht, steht die große, gleichmäßig geschnittene steinerne Brücke mit ihren elf weitgespannten Bögen“. Diese Worte stehen am Anfang des Romans „Die Brücke über die Drina“ vom in Bosnien geborenen Dichter Ivo Andric. Dieses Buch entstand in den 1940er Jahren in Belgrad, zu einer Zeit als die serbische Hauptstadt unter deutscher Besatzung stand. Erst nach dem Krieg konnte Andric dieses Buch veröffentlichen. 1961 bekam der Dichter für sein Lebenswerk den Literaturnobelpreis; Millionen Leser waren schon auf den Flügeln der Phantasie in Višegrad und auf dieser Brücke. Besonders die Probleme der 90er Jahre verhinderten eine Reise dahin, doch nun ist sie möglich:
Von Steffen Mucke / 27.02.2013
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Wenn der Tourist von der serbischen Grenze durch das wildromantische Tal in Richtung Višegrad fährt, öffnet sich bald der Blick zur Ebene in welcher dieser Ort liegt. Schon von weitem sind die spitzen Minarette der Moscheen zu sehen und bald ist man an den grünen Fluten der Drina angelangt. Sofort wird eines offenbar: Andric, der hier seine Knabenjahre verbrachte, war ein genauer Schilderer dieses Ortes. Hauptakteur dieses Romans ist die Brücke, die Handlung setzt im 16. Jahrhundert unter osmanischer Fremdherrschaft ein und endet 1914, zu dieser Zeit waren die Habsburger die Herren. Die Menschen in dieser langen Epoche werden geboren und sterben, der Leser lernt die Befindlichkeiten der verschiedenen Volksgruppen kennen, verwoben in einer exotischen Handlung. Die Bewohner und ihr Leben- alles ist vergänglich, die Brücke aber bleibt bestehen, auf ihr lernen wir die verschiedenen  Generationen kennen.
Wir suchen uns einen Platz am jenseitigen Ufer; von hier blicken wir flussaufwärts und können sehen wie die Drina aus den Bergen hervorquillt, so wie es Andric beschrieb, alles ist bis zum heutigen Tag so geblieben! Dann lenken wir unsere Schritte auf die Brücke und es ist dabei ein komisches Gefühl gerade an diesem Ort zu stehen, schnell werden die erlesenen Gestalten und Ereignisse des Romans lebendig und wir lassen uns davon inspirieren. Und unter den weißen Bögen der Brücke rauscht der grüne Fluss dahin, in der Mitte, die Kapija heißt, befindet sich das „Sofa", dem gegenüber die Mauer mit der Marmorplatte und der türkischen Schrift- der Besucher und Leser des Romans erkennt alles wieder!
Dieser romantisch gelegene Ort steht bei unseren Reisen nun mit auf dem Programm, die Wirren des furchtbaren Bürgerkrieges verhinderten bis vor kurzen noch einen Besuch. Aber jetzt können wir mit unseren Reisegästen der wohl berühmtesten Brücke der Weltliteratur endlich diesen Besuch abstatten, können von ihr hinüber zum Ort Višegrad schauen, der in eine wunderschöne Landschaft eingebettet ist, genauso wie es der große Dichter Ivo Andric zu seiner Zeit auch getan hat...


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