Griechenlands Charme

In der Taverna Platanos, unter der namensgebenden hochbetagten Plantane neben der Dorfkirche des Örtchens Lachania, sitzen bei Tsipouro und trockenem Brot mit Olivenöl zwei ältere Herren... 

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Ihnen mit ihrem schlohweißen Haar und ihrer sonnengebräunten Haut unter dem leisen, aber beharrlichen Gesang der Zikaden beiläufig zuzuhören während die Abendsonne in der Ägäis versinkt, untermalt den Gemütszustand, den man so nur auf Griechenlands Inseln empfinden kann.

Die meisten der vier von dreizehn Regionen Griechenlands einnehmenden Inseln sind, ebenso wie das übrige Land, gebirgig und einige von ihnen auch vulkanischen Ursprungs. Sie verteilen sich von der nördlichsten Insel Agios Nikolaos bis hin nach Gavdos, dem geografisch südlichsten Punkt Europas, auf knappe 700 Kilometer.

Wenngleich die Hellenen nicht nur die Geschichte, sondern auch das Wesen eint, tragen sie, jeder für sich, zu dem Charme bei, der Jahr für Jahr Millionen Reisende in das Land führt.

So zum Beispiel auf die Insel Santorin, die insbesondere für zwei Dinge berühmt ist: Zum einen für die Eruption im 16. oder 17. Jh. v.u.Z., die den Untergang der minoischen Kultur herbeigeführt haben soll und die das Bild der schönen Insel in den südlichen Kykladen geformt hat. Zum anderen für die atemberaubende kykladische Architektur mit den weißen Häusern und ihren blauen Kuppeln, die vornehmlich im Norden der Insel, im Ort Oia, jeden Besucher überwältigt. Hier werden die Gebäude am Abend in das sanfte Licht eines Sonnenunterganges getaucht, dessen Schönheit und Exklusivität als Erinnerung fortbesteht.

Die Insel Kreta wartet, proportional zu Ihrem Rang als fünftgrößte Insel des Mittelmeeres, mit einer stattlichen Anzahl kulinarischer, landschaftlicher und kultureller Besonderheiten auf. Aus milchig glänzendem Alabaster gefertigt, lässt sich im Palast des Knossos der Thron König Minos‘ bestaunen, der nicht nur der älteste Europas ist, sondern zugleich ein steinernes Zeugnis des Stolzes der Kreter auf Ihre besondere Stellung als  eine der ältesten Kulturen innerhalb Griechenlands verkörpert.  Die Identität Kretas wurde nicht zuletzt durch Zeiten der Kriege und Fremdherrschaft geprägt, wobei die orthodoxe Kirche, welcher auch heute noch offiziell 97% der Bevölkerung angehören, steter Begleiter des Volkes war. Exemplarisch ist hier das Kloster Kera Kardiotissa, welchem die Legende der drei Mal durch die Türken geraubte und drei Mal von selbst zurückgekehrten Ikone Panagia Kardiotissa anhaftet.

Ein Muss, vor allem auch für Einheimische, ist das Erklimmen des Berges Pslioritis, der neben der imposanten Aussicht den Titel der Geburtsstätte Zeus‘ trägt.

Dass Heiterkeit das Herz entlastet, ist eine Binsenweisheit. Zuerst gesprochen von dem Mann, der uns heute als Vater der Medizin bekannt ist und der Erzählung nach in Kos-Stadt vor beinahe 2500 Jahren höchst selbst eine Platane pflanzte. Des zügigen Wachstums des Baumes sei Dank, spendete dieser den Schülern Hippokrates‘ im Altertum einen ebenso mächtigen Schatten wie heutigen Besuchern.

Etwa aus derselben Zeit stammt das Asklepieion, eine antike Heilstätte zu Ehren des Asklepios von kolossaler Ausdehnung und auch in Ruinenform noch betörendem  Antlitz.

Nicht minder schön aber leichter verdaulich sind Kos‘ berühmte und zahlreich vorhandene Windmühlen und Strände, wobei insbesondere der unbebaute “Paradise Beach“ mit seinem flachen, kristallklaren Wasser besonders zu empfehlen ist.

 

Der Charakter des Landes an der Ägäis gleicht einem Kaleidoskop. Die wörtliche Übersetzung des, selbstverständlich griechischen Wortes, lautet „schöne Dinge sehen“.  Mit dem gemeinsamen Nenner der allgegenwärtigen Wertschätzung der Farben Blau und Weiß umrahmt, ist Griechenland für den Betrachter ein Hort des Staunens, des Sinnierens und des Genusses. Tausende Jahre gelebte Geschichte, kulturelle Hotspots allerorts, unwiderstehliche kulinarische Kostbarkeiten und spektakuläre Landschaften verlangen dem Reisenden nichts ab, sondern bieten 20 Millionen Touristen jährlich 20 Millionen verschiedenste Eindrücke.

Und so halte ich es wie Hyperion in Friedrich Hölderlins gleichnamigem Buch, der jubelt: „Ich liebe dieses Griechenland überall. Es trägt die Farbe meines Herzens. Wohin man siehet, liegt eine Freude begraben“.



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