Covadonga

Zwar gehört er nicht zu den offiziellen Nationalheiligtümern der katholischen Kirche, aber der winzige Ort in den asturischen Bergen im Norden Spaniens ist in diesem Land jedem Kind bekannt und hat den Ruf, einer der Schicksalsorte spanischer Geschichte zu sein. Covadonga hat nur 68 Einwohner, aber neben ihrer exponierten Lage am Jakobsweg, jener berühmtesten europäischen Pilgerstraße nach Santiago de Compostela weist die Gemeinde ein frühchristliches Marienheiligtum auf sowie eine Basilika mit Kloster und ist außerdem einer der Orte, der laut der alten Geschichtsschreibung immense Bedeutung für das historische Schicksal Spaniens hatte.

Von Dr. Michael Krause / 24.02.2017
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Die Bedeutung des Namens leitet sich aus den vulgärlateinischen Worten für „Höhle“ (cova) und „Herrin“ (dominica) her und erklärt sich daraus, dass es hier schon seit der Völkerwanderung in einer Grotte ein bekanntes Marienheiligtum gab.

Der Ort wird nicht nur wegen seiner historischen Bedeutung aufgesucht, denn durch seine Lage innerhalb des Kalksteinmassivs „Picos de Europa“ ist er außerordentlich malerisch und eigentlich zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.

Schon früh war die Höhle innerhalb des Kalkgesteins im Kantabrischen Gebirge eine Kultstätte und spätestens seit der Zeit der Westgoten, die die Iberische Halbinsel von den Römern erobert hatten, gab es hier ein berühmtes Marienheiligtum.

Seit 711 aber hatten muslimische Eroberer aus Nordafrika, die man in der Geschichte „Mauren“ nannte, in kurzer Zeit nahezu die ganze Iberische Halbinsel besetzt. Ein asturischer Adeliger namens Pelayo begann in seiner Region einen Aufstand gegen sie und in den Bergen bei Covadonga gewannen seine christlichen Truppen im Jahre 722 die erste Schlacht gegen die Muslime. Diese berühmte „Schlacht von Covadonga“ gilt nicht nur als der Beginn der christlichen Rückeroberung der Iberischen Halbinsel, die als „Reconquista“in die Geschichte eingegangen ist, sondern das erste große spanische Geschichtsdokument, die asturische Chronik König Alfons III., versteht diesen wichtigen Sieg der Christen als Folge himmlischen Eingreifens, um das Marienheiligtum vor dem Zugriff der Muslime zu schützen.

Seither ist Covadonga ein Marienwallfahrtsort und der „Jungfrau von Covadonga“ wurde eine Basilika errichtet.

Der Komplex rund um die große, sich heute im neoromanischen Stil präsentierende Basilika, ausgeführt in rosafarbenem Kalkstein, enthält inzwischen ausgedehnte touristische Einrichtungen. Dessen ungeachtet sind seine beiden hauptsächlichen Sehenswürdigkeiten, eingebettet in die wundervolle Landschaft Asturiens, eine Reise wert. Die 1901 von Papst Leo XIII. eröffnete Basilika strahlt die Ruhe und Besinnlichkeit aus, die man von einem bedeutenden christlichen Heiligtum erwartet und die Mariengrotte, die mit einem Kapelleneinbau versehen ist und aus der ein Wasserfall zu Tal stürzt, ist in ihrer malerischen Szenerie kaum zu überbieten. Gleichzeitig ist sie ein bedeutendes nationales Denkmal, denn in ihr befinden sich auch die Gräber des Königs Pelayo und seiner Frau Gaudosia. Dem christlichen Sieger der bekannten Schlacht von Covadonga, die den Beginn der „Rückeroberung“ Spaniens markiert, die immerhin über 700 Jahre dauerte und erst mit dem Sieg der spanischen Könige über den Maurenstaat Granada 1492 abgeschlossen wurde, ist neben der heutigen Basilika auch ein imposantes Bronzedenkmal gesetzt worden.



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