Monument der Liebe - das Taj Mahal

Kaum ein anderes Bauwerk in Asien ist so bekannt wie das Taj Mahal nahe Agra, der Hauptstadt des Bundesstaates Uttar Pradesh in Indien und kaum ein anderes Gebäude wird weltweit so oft fotografiert.

Von Dr. Michael Krause / 19.01.2017
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Zweifellos hat das herrliche, in weißem Marmor erstrahlende Grabdenkmal diese Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdient.

Schon 1983 wurde es in die Liste der Monumente des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Zu Recht gilt das marmorne Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert als das vielleicht schönste Werk der muslimischen Architektur in Indien, das seit seiner Entstehung Maßstäbe setzt und seit Jahrhunderten Träume weckt…

 

Manche behaupten, es sei die am häufigsten besuchte Stätte auf dem an imposanten Bauten nicht eben armen Subkontinent Indien und es gibt kaum eine sichere Statistik, die dies widerlegt – allerdings auch nicht bestätigt. Wie dem auch sei – mit und ohne Superlativ gehört das Taj Mahal zu den Bauwerken, deren Faszination und Ausstrahlungskraft den Besucher kaum wieder loslassen!

Die Bezeichnung „Taj Mahal“ lautet übersetzt „Krone des Palastes“, war jedoch wahrscheinlich nicht der ursprüngliche Name des Grabmals, der historisch nicht überliefert wurde.

„Steingewordener Ausdruck seiner großen Liebe“ – so apostrophiert man seit langem den Gebäudekomplex mit dem strahlend weißen Kuppelbau in der Mitte. Shah Jahan, der fünfte Großmogul in der Geschichte des indisch-muslimischen Kaiserreichs, ließ das aufwendige Konstrukt aus feinstem schneeweißem rajasthanischem Marmor für seine Lieblingsfrau erbauen. Die persische Prinzessin Arjuman Bano Begum war 1631 gestorben. Romantische Geschichten ranken sich um die offensichtlich sehr glückliche Ehe mit der großen Liebe des Großmoguls. 1612 hatte Shah Jahan die Schönheit, die damals in ihrem 19. Lebensjahr stand, als dritte Frau geheiratet und sogleich zu seiner Hauptfrau gemacht. Vom Hof nur „Mumtaz Mahal“ (auf Urdu etwa „Exzellenz des Palastes“) genannt, hatte sie großen Einfluss auf ihren Gemahl, den sie häufig zugunsten der einfachen Leute nutzte. Als – damals unglaubliches und vollkommen ungewöhnliches – Zeichen seines Vertrauens hatte der Mogul seiner Frau den kostbarsten Schatz des Reiches, das Reichssiegel „Muhr Uzah“ zur Bewahrung anvertraut. Sie begleitete ihn auf seinen Reisen und Kriegszügen, bis sie im Juni 1631 während eines solchen bei der Geburt ihres vierzehnten Kindes starb.

Um seiner übergroßen Liebe und seiner unglaublichen Trauer ein Denkmal zu setzen, ließ Großmogul Shah Jahan ihr ein Grabmal zu errichten, das alles bisher Dagewesene übertreffen sollte.

Das erhabene Mausoleum erbaute man an den Ufern des den Hindus heiligen Flusses Yamuna. Als bedeutendster Nebenfluss des Ganges fließt er entlang der gewaltigen Plattform, die die Basis des Taj Mahal darstellt. Bis heute kann man sich schwerlich dem Farbspiel entziehen, das z.B. die aufgehende oder die sinkende Sonne mit dem marmornen Kuppelbau fast täglich veranstaltet - wenn das ins Rötlich-Orange spielende Licht den Bau, gleichzeitig wuchtig und grazil wirkend, wie in einem Heiligenschein aufleuchten lässt. Kaum ein anderer Bau spiegelt weltweit so perfekt die Absichten Intensionen seines Erbauers wieder und gibt romantischen Vorstellungen sowie den sich um seine Existenz rankenden Legenden Raum.

Spätestens 17 Jahre nach Baubeginn soll das Jahrhundertbauwerk fertig geworden sein – allerdings hatte Hofchronist Abdul Lahori angemerkt, man habe ein halbes Jahr nach dem Tod von Mumtaz Mahal mit den Arbeiten begonnen und sie schon zwölf Jahre später vollendet…. 1648 gilt heute als Datum der Fertigstellung, um die sich verschiedene Geschichten ranken. Über 20.000 Arbeiter hätten an dem grandiosen Bauwerk mitgewirkt, mehrere Jahre lang habe man aus ganz Asien Baumaterialien auf Elefanten herangeschafft und hunderte der begabtesten Künstler hätten 28 verschiedene Arten von Edel und Halbedelsteinen in den Marmor eingearbeitet – darunter Saphire, Jade und Lapislazuli. Unbestritten ist die Kunstfertigkeit der bis heute unübertroffenen Steinintarsien und manche der Künstler-Familien, die damals am Bau beteiligt waren, leben bis heute in Agra.

Der Bau erhebt sich auf einer fast quadratischen mit Marmorplatten ausgelegten und umgrenzten  Plattform von etwa 100 Metern Kantenlänge. Etwa 57 Meter hoch ragt die marmorne Zentralkuppel in den Himmel. Die Architekten – unter anderem aus Persien und Afghanistan stammend – gestalteten die Doppelkuppel nach dem Vorbild Grabmals von Großmogul Humayun in Delhi.

Die gesamte Anlage mit dem Kuppel-Grabmal im Mittelpunkt ist ein symmetrisch gestaltetes aufwendiges Ensemble, umgeben von einem Garten mit der zur Erbauungszeit verbreiteten Grundidee eines persischen Gartens. „Tschahar Bagh“- „vier Gärten“ nennt man diesen Typ der Gartenarchitektur, der vor allem in Nordindien, Iran und Afghanistan verbreitet ist.

Vier Minarette umgeben das Mausoleum wie ein Rahmen. Nur dem genauen Betrachter fällt auf, dass sie leicht schief erbaut wurden. Das ist keine Zufall oder gar Fehler, sondern ganz praktischer Natur: da das Bauwerk in einem Erdbebengebiet liegt, würden im Falle eines starken Erdstoßes die Minarette bei ihrer Zerstörung so in sich zusammenstürzen, dass der Zentralbau in der Mitte nicht beschädigt wird…

Schon 1983 nahm man das Taj Mahal in die Liste des Weltkulturerbes auf und – nachdem es im 19. Jahrhundert in der britischen Kronkolonie Indien stark vernachlässigt worden, dann Anfang des 20. Jahrhundert aber restauriert worden war – pflegt es seiner gerechtfertigten Popularität und seiner inzwischen (wieder)gewonnenen Bedeutung als muslimische Gebetsstätte entsprechend.

Das Taj Mahal, wegen seines Erscheinungsbildes, seiner harmonischen Proportionen und der Kunstfertigkeit seiner Ausführung eines der bedeutendsten und schönsten Beispiele des Mogulstiles, ist nicht nur ein wirklich bemerkenswertes Objekt der menschlichen Kulturgeschichte, sondern zudem auch ein besonderes und für Indien außerordentlich bedeutendes Element des Tourismus.  



Jaipur, Rajastan - Hawa Mahal, PalastderWinde – © waj - Fotolia

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