Reisebericht: Rundreise Albanien – Tradition und Moderne

01.06. – 10.06.2018, Rundreise mit Flug nach Tirana – Kruja – Pogradec – Gjirokastra – Saranda – Ionisches Meer – Butrint – Llogara Nationalpark – Apollonia – Berat – Durres – Adria – Shkodra


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Mit den ersten Sonnenstrahlen des 1. Juni sollte unsere Reise nach Albanien beginnen. Viele Vorurteile wurden ausgeräumt und traumhafte Eindrücke gesammelt, von einer kleinen Nation, die Ihren Charme in jeder von uns bereisten Region versprühte.
Ein Reisebericht von
Chris Hähnel

1. Tag: Anreise nach Tirana

Nach unserer Fluganreise wurden wir am Flughafen von Iliriana, unserer Reiseleiterin für die nächsten 10 Tage und Romeo unserem jungen und sehr versierten Busfahrer in Empfang genommen. Schnell waren die Koffer verladen und der Weg in die Hauptstadt Tirana zurückgelegt. Eindrucksvoll besonders für uns die rasche Entwicklung der etwa 2 Millionen fassenden Stadt. Noch vor 20 Jahren war hier außer einiger Hütten und Regierungsgebäude und einem Hotel nichts vorhanden. Deutlich wird sofort: Albanien befindet sich im Aufschwung. Wir lassen unser Gepäck im Hotel Austria und begeben uns auf einen ersten Rundgang durch Tirana. Iliriana führt uns durch die summende Stadt zu einem der etwa 700.000 verbliebenen Bunker aus der Zeit der Diktatur (1945-1990). Im „Bunkart" sind eindrucksvoll die Überwachungsmaßnahmen und -techniken dargestellt. Von Polizeiausrüstung über kontinuierliche Abhörung einreisender Diplomaten und der eigenen Bevölkerung erfuhren wir vieles, was uns an das System der Staatssicherheit in Deutschland denken ließ und noch vieles mehr, was uns vollkommen fremd erschien - Abhörsysteme in Besenstielen, um nur mal eines zu nennen. Anschließend schlenderten wir noch durch die Straßen der Stadt und gelangten zu unserer ersten kulinarischen „Einlage" der Reise. Während wir schmackhafte Bruschetta aßen, verzauberte uns eine Folklore-Tanzgruppe mit Ihrem Talent. Ein gelungener Abend!

2. Tag: Elbasan – Pogradec – Tushemisht

Nachdem wir uns heute beim Frühstück gestärkt hatten, gingen wir nochmals zu Fuß in Tirana hinein. Iliriana, die in Tirana wohnt, machte uns auf die Besonderheiten der Stadt und auch des großen Skanderbeg-Platzes im Zentrum aufmerksam. Eindrucksvoll an diesem Platz sind die ausgelegten Steinplatten, die aus sämtlichen Regionen des Landes nach Tirana gebracht wurden. Neben Oper und Nationalmuseum fanden sich hier auch zahlreiche Ministerien, die unter dem neuen Ministerpräsidenten zusammengefasst und zentralisiert wurden. Wir standen vor der Ethenbe Moschee aus dem 18. Jahrhundert und hielten an den Überresten der alten Burgmauer, die einst im 6. Jahrhundert nach Christus mitten im heutigen Tirana stand. Neben einem aus dem Boden guckenden Bunker inmitten der Stadt stand zu unser aller Überraschung sogar ein Teil der Berliner Mauer. Das älteste noch erhaltene Bauwerk in Tirana ist die Gerberbrücke. Errichtet im 16. Jahrhundert war sie die Grenze für Händler, die Ihre Waren auf dem Markt im Zentrum feilbieten wollten. Die Gerber, deren Handwerk ein recht übelriechendes war, durften die Brücke nicht passieren und mussten hier ihre Waren an den Mann bringen. Schönstes Wetter begleitet uns den heutigen Tag und wir machen uns auf den Weg nach Elbasan. Hier erblicken wir die neu errichtete Königsmoschee, welche ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert entstammt und in den letzten Jahren aufgrund von Verwitterung instandgesetzt werden musste. Die Umgebung von Elbasan ist geprägt von schwefelhaltigen Quellen und zur Zeit der Wende 1989 war hier die albanische Schwermetallbranche angesiedelt. Im Stadtzentrum sind die Ruinen einer alten Burg angelegt, die entgegen Ihrer Artgenossen im Lande, nicht auf einer Anhöhe errichtet wurde, sondern ebenerdig steht. Eine eindrucksvolle Geschichte, die diese über die Jahre der Osmanenherrschafft erlebt hat. Gleichsam beginnt in Elbasan ein Teil der Via Egnatia - römische Handelsstraße in den Osten. Wir fahren weiter über die ersten Berggipfel entlang sich windender Serpentinen-Straßen und erblicken den Ohrid-See. Der älteste See Albaniens und gleichzeitig zweitgrößter See des Balkan begrüßt uns mit funkelndem Wasser zum einen und dunklen unheilvoll-wirkenden Gewitterwolken zum anderen Ufer. Ein beeindruckendes Naturschauspiel, wie sich hier in den umliegenden Bergen die Wolken verfangen. Wir fahren nach Tushemisht und halten im kleinen idyllischen Drilon Nationalpark. Noch vor 30 Jahren war dieser für die Bevölkerung Albaniens unzugänglich, denn hier liegt das „Angelhaus" des Diktators Enver Hoxha. Wir rasten zu Mittag und viele probieren gleich die berühmte Ohridsee-Forelle. Frisch gefangen schmeckt sie eben doch am besten! Wir fahren zurück nach Pogradec und genießen den Nachmittag entlang der durch die Witterungsbedingungen recht leeren Promenade. „Wir sind ja nicht aus Zucker.", heißt es da und so schlendern wir bei Nieselregen etwas durch den uns unbekannten Ort. Pünktlich zum Abendessen versammeln wir uns alle wieder und fahren in Richtung mazedonischer Grenze. Kurz davor halten wir uns genießen so zur Mahlzeit einen grandiosen Blick auf den See und die hinter den Bergen im Westen untergehende Sonne. Der Himmel erstrahlt in satten Farben von rot, orange, rosa und gelb während auf der gegenüberliegenden Seite die ersten Sterne am Firmament erscheinen. Wahrlich magisch.

3. Tag: Korca – Permet

Wir verlassen Pogradec und machen uns auf die abenteuerliche Strecke von Pogradec nach Korca. Zahlreiche Serpentinen bringen uns weiter in den Süden des Landes. In Korca, dem „kleinen Paris" Albaniens, gegründet 1280 und in den Jahren der osmanischen Herrschaft zerstört, entstand hier im 15. Jahrhundert eine florierende Stadt, die auf einer Karavanenroute errichtet wurde. Aus Korca stammen viele Maler, Dichter und Künstler des 19. Jahrhundert und auch die erste Brauerei Albaniens wurde 1828 hier errichtet. Noch heute ist Korca eine sehr beliebte Biermarke in Albanien. Wir besuchen ein Museum für mittelalterliche Ikonen. Eindrucksvoll sind die Zeichnungen von Onouphrios, der 1596 seine erste Ikone veröffentlichte. Mit einer einmaligen Farbgebung machte er seine Gemälde zu bis heute unkopierten Unikaten. Anschließend spazierten wir noch etwas durch die idyllische Stadt ins Zentrum. Hier besichtigten wir die Auferstehungskirche, welche 1994 errichtet wurde. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich das Land Albanien von seiner Angst vor Neuem und der Diktatur abwendet und auch wie tolerant die Menschen hier von je her sind. Religionsfreiheit ist hier gelebte Tatsache. Ob Moslems, Christen, Juden oder Atheisten; in Albanien wird was den Glauben angeht eine Philosophie des „Leben und Lebenlassen" praktiziert, sodass niemand „murrt", wenn am Morgen oder zu Mittag vom Turm der nächsten Moschee zum Gebet gerufen wird. Zu diesen einprägsamen Klängen verbringen wir den Mittag in Korca bei Eis, Kaffee oder doch etwas Herzhaftem, bevor es anschließend weiter in Richtung Permet geht. Die Strecke wird nun doch um einiges abenteuerlicher als wir ursprünglich angenommen haben und die sich um die Berge windenden Serpentinen bringen uns in gute Stimmung - hier an Bord sind alle schwindelfrei und abenteuerlustig und das Vertrauen in unseren Romeo ist groß. Selbst ein ungeplanter Zwischenstopp verdirbt uns nicht die Laune. Hier entdeckt man glatt die Gastfreundschaft und Herzensgüte der Albaner. Etwas verspätet erreichen wir so Permet und gönnen uns einen guten Wein aus regionalem Anbau in einer kleinen Familien-Winzerei bevor wir uns anschließend zu einem guten Abendessen zusammenfinden und nach der langen Fahrt glücklich aber erschöpft in unsere bequemen Betten fallen.

4. Tag: Permet – Gjirokastra

Heute machen wir zunächst einen kleinen Spaziergang durch Permet. Das kleine Städtchen am Rande einer Hochebene und am Fuße eines Berges versprüht bereits in den Morgenstunden einen wuseligen Charme und die bereits hochstehende Sonne verspricht einen warmen Tag. Iliriana erzählt uns von der Geschichte der Tochter des Gründers von Permet, die sich vom markanten Fels innerhalb der Stadt warf, um nicht den gegnerischen Soldaten in die Hände zu fallen; und auch von der größten Schlacht der Partisanen, welche hier geschlagen wurde. Besonders bemerkenswert ist Permet auch für seine jüngere Geschichte, denn hier gründete Enver Hoxha seine Diktatur. Wir besuchen einen kleinen Wochenmarkt und nutzen die Gelegenheit uns mit Nüssen, Tee oder anderen kleinen Köstlichkeiten einzudecken. Auf unserer Weiterfahrt durch Berge, Ebenen und über nun nicht mehr ganz so abenteuerliche Straßen machen wir einige kurze Stopps um die Landschaft aus nächster Nähe beobachten und fotografieren zu können. Bereits zum Mittag erreichen wir Gjirokaster und sind sofort von der Schönheit der Stadt gefesselt. Durch kleine Gässchen spazieren wir durch die Altstadt vom Postamt, zur Moschee, zum nächsten Restaurant, ... . Es gibt hier viel zu sehen und auch das Sammlerherz schlägt hier höher. Kleine Andenken finden sich hier für die Daheimgebliebenen. Wir gehen zum ethnographischen Museum Gjirokasters, welches auch das Geburtshaus von Enver Hoxha war. Man gewinnt hier einen Einblick in die Lebensweise im 18. Jahrhundert in Albanien und ist überrascht von traditionellen Werten und auch für uns Altbekanntem. Anschließend erklimmen wir den Weg hinauf zur Burg Gjirokaster. Alle vier Jahre finden hier Festspiele statt, weshalb in den alten Gemäuern eine große Freilichtbühne aufgestellt ist. Hier wagen sich die Rampenlicht-Hungrigen auf die Bretter, die die Welt bedeuten und verzücken mit improvisierten Stücken oder allseits bekannten Klassikern. Auch Chris, unsere Reisebegleitung, wagt sich vor und rezitiert „John Maynard". Den restlichen Nachmittag haben wir zur freien Verfügung und können uns in der Stadt austoben, Postkarten versenden oder einfach im Hotel ein kühles albanisches Bier genießen. Zu Abend werden wir vom Küchenpersonal unseres Hotels mit lokalen Feinheiten und wohl mundendem Wein verwöhnt und so vergeht der Abend wie im Flug bei einer piktoresquen Aussicht über die umliegenden Berge und gen Himmel, der wieder einmal farbenfroh den Tag ausklingen lässt.

5. Tag: Gjirokaster – Blaues Auge – Saranda – Butrint

Von Gjirokaster und seiner malerischen Umgebung fahren wir durch die Hochebene und vorbei an weitläufigen Weinfeldern und Obstplantagen. Wir erreichen das „Blaue Auge", eine Süßwasserquelle, die durch die unterliegenden Steine türkis-blau schimmert. Mutige Seelen unter uns haben sich schnell ihrer Schuhe entledigt und sind etwa knietief in das eiskalte Wasser gewatet. Gemeinsam mit Fröschen, Libellen und anderen Kleintieren konnte man so Teil der Natur sein. Der Grund der Quelle wird auf ca. 45m Tiefe geschätzt, doch ist noch niemand je so tief in die Höhle getaucht. Zudem informiert uns Iliriana über den Eigenwillen der Quellen, die zeitweise versiegte, als im Gespräch stand ein touristisches Zentrum in der Region zu errichten. Auch eine alte Legende von einer aus dem Meer verbannten Schlange, die die Quelle untrennbar mit dem Fels durch einen bösen Fluch verband, erzählt Iliriana uns. Albanien entpuppt sich nach und nach als Land der Sagen und Märchen. Wir verlassen die Hochebenen und fahren entlang der Serpentinenstraßen in Richtung Küste. Heute funkelt uns das ionische Meer entgegen und Saranda heißt uns willkommen. Albanien ist im Umbau und besonders hier wird uns dies bewusst, denn selbst Romeo gerät hier an die Grenzen seiner Streckenkenntnis. Doch Albanien ist ein ausgesprochen gastfreundliches Land und der Besitzer unserer heutigen Unterkunft kommt auf einem Moped zu uns gefahren und leitet uns zum Hotel und zum Strand. Heute Nachmittag haben wir noch Zeit für einen Sprung ins kühle Nass, doch zuvor fahren wir aus Saranda hinaus und nach Butrint. Durch das venezianische Tor gelangen wir zu den Überresten der Agora - dem Stadtzentrum der antiken Siedlung aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.. Anhand der unterschiedlichen Steingrößen der Mauerreste können wir erkennen, dass Butrint über die Jahrhunderte von verschiedenen Stämmen besiedelt und bebaut wurde. Unser örtlicher Guide erzählt uns von Asketius, dem antiken Heiler, der von Zeus bestraft dafür bestraft wurde, dass er die Menschen heilte und ins Leben zurückbrachte. Noch heute ist das Symbol des Asketius mit seinem Holzstab und der umwindenden Schlange als Zeichen für Heilung weltweit bekannt. Wir schlendern durch die weite Anlage und genießen einen malerischen Blick über die Bucht bevor wirdie Stufen von der Anhöhe hinabsteigen und zurück nach Saranda fahren. Hier stecken wir die Füße oder gleich den ganzen Kopf in das ionische Meer und treiben auf den Wogen des Meeres oder ganz entspannt für ein paar Stunden im hoteleigenen Pool. Am Abend fahren wir zur Burg von Saranda auf. Hier genießen wir einen traumhaften Sonnenuntergang mit Blick über das Meer und bis nach Korfu. Hatten wir bereits bei der Fahrt von Gjirokaster nach Permet die griechische Grenze gesehen, so liegt sie heute ebenfalls nur wenige Meter von uns entfernt. Zum Abend gibt es heute Fisch und eine Folkloregruppe lockert den Abend auf. Lustig tanzen die Männer und singen im Einklang mit den Damen zusammen und das Publikum klatscht begeistert im Takt. Von alten historischen Gebäuden bis lebendig-gehaltener Tradition hat der heutige Tag alles in petto gehabt.

6. Tag: Saranda – Küste Ionisches Meer – Llogora Nationalpark

Heute verabschieden wir uns von Saranda und dem Ionischen Meer. Wir fahren entlang der Panoramaroute entlang der albanischen Küste in Richtung Llogora. Während der Fahrt halten wir an einigen Stopps und können atemberaubende Fotos für die Daheimgebliebenen aufnehmen und auch mit den im ganzen Land frei-laufenden Kühen und Pferden auf Berührungskurs gehen. Kurz vor dem höchsten Punkt der heutigen Route beobachten wir auch wagemutige Paraglider beim Start und wie sie anschließend am Himmel zu kleinen Pünktchen in der Ferne werden. Im weiteren Verlauf der Reise trafen wir die junge Dame sogar wieder und konnten uns vergewissern, dass sie den Flug gut überstanden hat. Wir fahren in den Llogora Nationalpark ein und staunen erneut über die sich so rasch gewandelte Natur. Herrschten an der Küste vereinzelte Weinreben und Obstbäume vor, umringt von weiten Graslandschaften und Strandstreifen, so sind wir nun in dichten Nadelwald gehüllt. Meterhoch ragen die Fichten in den Himmel und schlucken das heute doch etwas spärliche Sonnenlicht. Unser Hotel liegt inmitten des Llogora Nationalpark-Besucherzentrum und hier laufen uns sogar Rehe und junge Hirsche über den Weg, die nur zu gern einen Apfel mit uns teilen. Den Nachmittag können wir eigenständig in der Anlage bei Billard, Tischkicker oder Minigolf verbringen oder uns Iliriana und Chris bei einem kleinen Spaziergang in den umliegenden Wald. Bergauf und in gemütlichem Tempo erklommen wir einen der umliegenden Hügel und waren hier nahezu allein bis sich uns eine grandiose Aussicht in das Tal bot und wir für ein paar Schnappschüsse innehielten. An den hohen Bergkuppen hingen tief die regenschweren Wolken und so wurde die Region in eine mythische Fassade getaucht. Zum Abend versammelten wir uns wieder im Hotel und lokale Spezialitäten wurden kredenzt. Die Vorwarnung, dass es sich hierbei um gekochte Innereien handelt, brauchten wir nicht, denn Leber war wohl allen ein Begriff. Dazu gesellten sich schmackhaft zubereitet Niere und gefüllter Darm - und alles vom Lamm. „Probieren geht über Studieren", heißt es im Volksmund und so rollten wir pappensatt letztlich vom Tisch in unsere Betten.

7. Llogora – Apollonia – Berat, Stadt der 1.000 Fenster

In leichten Nebel getaucht und die tiefen Wolken noch an den Bergen hängend, verabschiedeten wir uns von Llogora und fahren in Richtung Küste. Nun grüßt uns nicht mehr das ionische Meer, denn die Adria liegt nun zur westlichen Seite. Wir fahren nach Apollonia und auf dem Weg stoppen wir an einem der Obsthändler am Wegesrand. Erntefrisches Obst und Gemüse ist hier preisgünstig zu erwerben und so decken wir uns mit einigen saftig aussehenden Feigen, Tomaten, Nektarinen und Kirschen ein und setzen unsere Reise fort. In Apollonia überraschen uns Chris und Iliriana mit einem kleinen Picknick, denn das frische Obst darf natürlich nicht verkommen. Im Schatten eines großen Olivenbaumes lassen wir es uns schmecken und anschließend erkunden wir die antike Siedlung. Die Stadt Apollonia, zu Ehren des Gottes Apollon, der von Zeus und der Göttin Leto abstammte und selbst Gott des Lichts, der Heilung und der Dichtkunst und des Gesangs ist. Wiederentdeckt wurde die Stadt erst im 19. Jahrhundert und hatte nach Schätzungen einst über 60.000 Einwohner - in der Antike eine wahre Metropole. Julius Caesar eroberte Apollonia im Jahre 48 vor Christus und doch blieb Apollonia ein freier Stadtstaat und „unberührbar". Griechisch blieb hier auch nach der römischen Eroberung die offizielle Sprache und handelte in seiner eigenen Währung. Im Jahr 345 nach Christus wurde die Stadt von einem starken Erdbeben zerstört und die Bevölkerung verließ die Region. Aktuell ist nur etwa 1% der einstigen Stadt ausgegraben und doch werden wir direkt in ihren Bann gezogen. Das antike Theater, der Triumphbogen und die rechteckige „Bibliothek" zeugen eindrucksvoll von der einstigen Pracht. Hier beginnt zudem die Via Egnatia, der wir bereits in Elbasan begegneten und die den Weg der römischen Händler in den Osten bildete. Unsere heutige Route führt uns weiter nach Berat - in die Stadt der tausend Fenster. Von unserem Hotel für die Nacht brechen wir auf zur Burg von Berat und bestaunen die weitläufige Festungsanlage aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Auf 9,8 Hektar breitet sich die Anlage über der Stadt aus und dient selbst als eigenes kleines Städtchen. Hier sind noch so einige alte Familien angesiedelt und man erkennt die Einflüsse der katholischen Kirche innerhalb der Burg sehr deutlich, denn hier unterhält nahezu jede Familie ihre eigene kleine Kirche. Über die Jahrhunderte herrschten neben Römern und Griechen auch die Byzantiner, die Mazedonen und die Osmanen über Berat, doch die Burg wurde in ihren byzantinisch-ilonischen Grundzügen nur wenig verändert. Wir erblicken die „tausend Fenster" von einem Aussichtspunkt der Burg und verstehen nun endlich die Bezeichnung. Unzählige kleine Häuser drängen sich nebeneinander, hintereinander und durch die Lage am Hang auch übereinander. Ein idyllisches Fleckchen Erde, welches sich entlang des Ossum-Flusses in dessen Tal ausbreitet und zwischen zwei Bergen eingeschlossen ist. Bevor wir den Rückweg zum Hotel antreten besuchen wir noch ein kleines ikonographisches Museum innerhalb der Burgmauern, welches in einer Kirche angelegt ist. Hier sehen wir Kunstwerke eines uns bereits bekannten Künstlers: Onouphrios. Zahlreiche seiner Ikonen hängen an dem vergoldeten hölzernen Altar. Die kleine Kirche wirkt nahezu heilig und kaum jemand spricht ein Wort. Den Abend verbringen wir im Hotel und bei Speis und Trank lassen wir den heutigen Tag und die bisherigen Erlebnisse der Reise vor unserem inneren Auge passieren.

8. Berat – Durres – Shkodra

Selten grüßte uns die Sonne am Morgen nicht und auch heute ist sie uns wieder hold. Nach einem ausgewogenen Frühstück fahren wir ein kleines Stück in das Zentrum von Berat hinein um von unten zu sehen, was wir am Vortag von oben bestaunt haben. Von der Gorica-Brücke aus können wir nun beide Seiten des Tals aus der Froschperspektive einsehen und stellen fest, dass die Burg, welche wir gestern besichtigt hatten, wahrlich hoch über der Stadt aufragt: von oben sieht halt doch alles etwas kleiner aus. Beeindruckt schlendern wir entlang des Flussufers und verrenken uns den Hals beim Blick nach oben. Wir verlassen Berat anschließend und machen uns auf den Weg nach Duress. Duress entstammt dem 7. Jahrhundert und wurde von den Illyrern errichtet. Heute ist sie die zweitgrößte Stadt Albaniens nach Tirana und als Hafenstadt Albaniens „Tor zur Welt". Wir machen einen Spaziergang durch die Stadt und gelangen so zum Platz der Resistanz, der zu Ehren der Kämpfe der Partisanen 1939 gegen die Italiener errichtet wurde. Die Stadt Duress ist auf den Überresten einer antiken Stadt errichtet worden. Aktuell ist nur das alte Amphitheater, welches bis zu 20.000 Zuschauer Platz bot, ausgegraben, da die Wohnhäuser der Bevölkerung über einem großen Teil der alten Stadt stehen. Von Duress geht es in den Norden Albaniens und Iliriana erzählt uns von den sprachlichen Unterschieden zwischen Nord- und Südalbanern. Der Vergleich zwischen München und Kiel bietet sich an, denn in beiden Fällen können Verständigungsprobleme entstehen. In Shkodra besichtigen wir anschließend die hoch-gelegene Burg. Mit Blick auf Montenegro ist dies nun die dritte Ländergrenze, die wir innerhalb unserer Reise gesehen haben. Der Blick schweift förmlich in die Ferne denn die vielen Eindrücke machen sich so langsam bemerkbar und es fällt schwer noch auseinanderzuhalten, was man an den vorangegangenen Tagen gesehen hat. Wir schlendern von unserem Hotel aus in die Altstadt von Shkodra hinein. Noch vor 10 Jahren war hier alles verfallen, doch heute erstrahlt die Stadt in neuem Glanz. Zahlreiche Restaurants, Cafés und Bars reihen sich entlang der Gassen und wir spazieren vorbei an gelb-gestrichenen Fassaden mit bunten Fensterläden. Die Kathedrale des heiligen St. Stefan ist hier unser Ziel. Die Kathedrale wurde im Jahre 1897 vollendet, nachdem der Bau 42 Jahre andauerte. Unter dem diktatorischen Regime Enver Hoxhas wurde die Kathedrale glücklicherweise erhalten und zur Ballsporthalle umfunktioniert. Nach dem Fall des Regimes wurde sie anschließend 1990 wieder zur Kirche geweiht und erstrahlt heute fast vollständig in neuem Glanz. Nachdem uns ein überraschender Gewitterregen mit Hagel etwas besprühte, wurde es beim Abendessen wieder sehr lustig. Allmählich haben alle ihre Technik entwickelt, ihren Fisch zu entgräten und es schmeckt vorzüglich. So neigt sich der Tag dem Abend zu und wir kuscheln uns in unsere Betten.

9. Shkodra – Kruja – Skanderbeg–Burg – Tirana

Heute verlassen wir Shkodra und machen uns wieder auf den Weg gen Süden. Bevor wir nach Tirana zurückkommen erreichen wir Kruja. Kruja, mit seiner charmanten Altstadt und den kleinen Läden in den Gassen lädt uns zum Verweilen ein. Wir erklimmen die Burg von Skanderbeg und der Direktor des Museums lässt mit seiner Begeisterung die Geschichte zum Leben erwachen. Skanderbeg - der Nationalheld Albaniens wurde einst mit zweien seiner Brüder vom osmanischen Sultan gefangen genommen und wurde unter dem Sultan im Militär ausgebildet. Er schlug einige Schlachten für die Osmanen bevor er nach Albanien zurückkehrte und die hiesigen Fürstenstämme vereinte und somit die Osmanen für 25 Jahre von der Eroberung Albaniens abhielt. Nach seinem Tod gelang es den Albanern nicht mehr, die Osmanen aufzuhalten und Albanien gelangte unter osmanische Herrschaft. Doch Skanderbeg gilt bei den Albanern noch heute als Held, denn des Öfteren schlug er die Osmanen mit einer geringeren Truppenstärke durch Geschick, Mut und Intelligenz. Zudem galt er seiner Zeit auch als „Beschützer des christlichen Glaubens" und stand in Kontakt mit dem Papst. Das Leben Skanderbegs wurde in mehreren Künsten aufgegriffen; denn selbst Vivaldi schrieb die Oper „Skanderbeg". Wir nutzen die Mittagszeit für ein gutes Mittagessen, eigene Erkundungen in der Stadt oder auch in den kleinen Geschäften der Altstadt Krujas. Hier werden traditionelle albanische Musikinstrumente, Schmuck und auch so einiges an Hochprozentigem feilgeboten. Anschließend fahren wir weiter nach Tirana und tauchen erneut ab in das eilige Wuseln der Hauptstadt Albaniens. In Tirana haben wir den Nachmittag zur freien Verfügung und schlendern durch die umliegende Gegend des Hotels, zum Tagesmarkt mit seiner Auswahl an Nüssen, Früchten, Ölen und mehr. Unser letztes gemeinsames Abendessen steht an und ein herzliches „Danke" geht heute an Iliriana, die uns die letzten Tage so hervorragend geleitet hat und uns die albanische Kultur nähergebracht hat; und wer heute noch nicht direkt ins Bett gehen mochte, schloss sich Chris an beim Besuch eines kleinen Rock-Cafés in welchem heute Abend Livemusik erklang und wir den ein oder anderen Song sogar mitsingen konnten.

10. Tirana – Heimreise

Am 10. Und letzten Tag der Reise heißt es nun Abschied nehmen von Albanien, Tirana, Iliriana - unserer engagierten Reiseleiterin, und Romeo - unserem fröhlichen und zuvorkommenden Busfahrer. Gewiss ist für alle: Albanien hat uns nicht zum letzten Mal gesehen! Dieses facettenreiche Land mit seinen herzensguten Menschen besuchen wir jederzeit gern wieder, denn unsere Vorurteile von einem vielleicht leicht rückständigen Staat haben sich in den letzten 10 Tagen in Luft aufgelöst. Gemeinsam fliegen wir zurück in die Heimat; im Gepäck zahlreiche Erinnerungen, Erinnerungsstücke und spannende Geschichten aus einem flächenmäßig sehr kleinen Land, das seine Größe noch erreichen wird.

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