Reisebericht: Andorra – Paradies in den Pyrenäen

29.06. – 06.07.2009, 8 Tage Wander – und Kulturreise durch den Zwergstaat


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Mit 20 netten Singles und Alleinreisenden im Alter zwischen 45 und 70 ging ich auf Wanderschaft. Gemeinsam wollten wir die Bergwelt Andorras inmitten der Pyrenäen erkunden. Es wurde eine Reise, die keiner von uns so schnell vergessen würde und von der wir lange neue Kraft und Elan für den Alltag schöpfen sollten. Neben den Wanderungen durch eine grandiose Landschaft zeichneten diese Reise insbesondere das gesellige Beisammensein aus, eine offene Atmosphäre und kulinarische Höhepunkte...
Ein Reisebericht von
Cornelia Ritter
Cornelia Ritter

Reisebericht

Mit 20 netten Singles und Alleinreisenden im Alter zwischen 45 und 70 Jahren ging ich auf Wanderschaft. Gemeinsam wollten wir die Bergwelt Andorras inmitten der Pyrenäen erkunden. Es wurde eine Reise, die keiner von uns so schnell vergessen würde und von der wir lange neue Kraft und Elan für den Alltag schöpfen sollten. Neben den Wanderungen durch eine grandiose Landschaft zeichneten diese Reise insbesondere das gesellige Beisammensein aus, eine offene Atmosphäre und kulinarische Höhepunkte, die kaum einen Wunsch offen ließen. Und davon möchte ich nun berichten...
29.06.2009 - Anreise
Bereits am frühen Morgen traf ich mich mit meinen Gästen auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Die meisten Gäste wurden von unserem Haustür-Transfer-Service abgeholt und waren somit allesamt pünktlich und gut gelaunt. Nur ein Reiseteilnehmer hatte sein Personaldokument nicht dabei. Aber auch dies konnten wir ganz unproblematisch klären - es wurde ein Ersatzdokument ausgestellt und los ging’s. Nach 1 ½ Stunden Flug mit Air Berlin erreichten wir unseren Zielflughafen in Barcelona. Die Sonne schien, es war angenehm warm und unser Chauffeur Vincent erwartete uns schon. Das Gepäck wurde im Reisebus verstaut und wir nahmen unsere Plätze ein. Vincent hatte bereits einige Getränke kühl gestellt und wir dankten es ihm.

Von Barcelona aus machten wir uns nun auf den Weg in Richtung Pyrenäen. Wir passierten das beeindruckende Felsmassiv von Montserrat und fühlten uns dabei etwas an die heimatliche Sächsische Schweiz erinnert. Nach ca. 1 ½ Stunden Fahrtzeit legten wir einen kleinen Kaffeestopp ein. Die meisten der Gäste probierten den von mir empfohlenen Cortado - einem typisch spanischen Espresso mit Milch. Und dies sollte dann auch eines unserer Lieblingsgetränke der kommenden Tage werden. Inzwischen hatten wir auch die Pyrenäen erreicht und auf unserer Weiterfahrt durchfuhren wir eine zauberhafte Landschaft, entlang eines riesigen Stausees, der sich bizarr in die Gebirgslandschaft einfügte. Und schließlich erreichten wir Andorra - einen der sogenannten fünf Zwergstaaten. Der Himmel zog sich zu und unmittelbar an der Grenze erwischte uns das erste Sommergewitter. Auf der Fahrt bis zu unserem Hotel konnten wir einen ersten Eindruck von Andorra bekommen: enge Täler umsäumt von hohen und steilen Bergen, moderne Städte und Infrastruktur, dazwischen kleine mittelalterlich anmutende Natursteindörfchen.

Am 4-Sterne-Hotel „Sport Village“ in Soldeu erwartete uns bereits unsere örtliche, Deutsch sprechende Reiseleiterin Kristin. Nach der Begrüßung traten wir in das Hotel ein und waren gleich angenehm überrascht. Sehr viel Holz, warme Farben und gemütliche Sitzgelegenheiten würden nun für die nächsten Tage unser zu Hause sein. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten - die auch allesamt sehr gut ausgestattet waren - trafen wir uns in der Lounge zur allgemeinen Begrüßung. Hier wurde uns nun auch unser Wanderführer Joan Maria vorgestellt, der uns an den folgenden Tagen durch wunderschöne Berglandschaften führen würde.
Und dann folgte ein echter Höhepunkt - das abendliche Buffet. Ein kulinarischer Hochgenuss sondergleichen, mit allem was das Herz und die Geschmacksnerven begehren. Ein leckerer Wein dazu, mit Blick auf die Berghänge - und die Welt war in Ordnung. So gestärkt, setzten wir uns in der Lounge nochmals zusammen und lernten uns erst einmal kennen. Jeder stellte sich kurz vor, wir waren uns sofort einig, dass wir alle per „Du" sind - schließlich sind wir unkomplizierte Wanderer. Dazu tranken wir den einen oder anderen Sangria, bevor wir zufrieden in unsere Betten sanken.
30.06.2009 - Rundfahrt Andorra

Gut ausgeruht trafen wir uns am Frühstücksbuffet wieder. Auch dies war sehr reichhaltig und zufriedenstellend. Für den einen oder anderen Gast orderten wir an der Rezeption noch eine weitere Decke - wie im mediterranen Raum üblich, gab es nur recht dünne Wolldecken. Aber immerhin befanden wir uns hier auf einer Höhe von 1800 Metern. Und schon konnte es losgehen auf unsere Rundfahrt durch Andorra. Kristin und Vincent, unsere örtliche Reiseleiterin und der Chauffeur, waren auch wieder da. Vincent fuhr uns sicher durch seine heimatlichen Berge und Täler und Kristin, spanisch-deutscher Abstammung - mit deutschem Aussehen und spanischem Temperament, erzählte uns viel Wissenswertes über Land und Leute Andorras. Alle hörten gespannt zu und es wurde uns nicht langweilig. Erste Station unseres Ausfluges war Andorra la Vella, die Hauptstadt und der Parlamentssitz Andorras. Und das Parlament haben wir dann auch gleich besichtigt. Die Casa de la Vall, Sitz des Generalrates der Täler, wurde 1580 errichtet. Dort konnten wir den Gerichtssaal, den Sitzungssaal des Generalrates (in dem sich der Schrank mit den sieben Schlüsseln befindet, in dem einst die Unterlagen des Rates aufbewahrt wurden) und die mit traditionellen Möbeln eingerichtete Küche besichtigen. Und dies wird heute noch so genutzt, aber leider nicht mehr lange. Ein neues modernes Parlamentsgebäude soll errichtet werden und die

traditionsreichen Räumlichkeiten werden dann wohl nur noch als Museum genutzt - schade, wie wir alle fanden. Anschließend hatten wir etwas Freizeit. Einige nutzen dies, um durch die Geschäfte der sogenannten Steueroase zu bummeln. Aber ehrlich - es lohnt nicht wirklich. Einzig und allein Parfüms oder elektronische Waren sind hier günstiger als anderenorts.
Die nächste Station unseres Ausfluges war Ordino, eine kleine Ortschaft im Nordwesten Andorras. Wir besuchten die Casa Plandolit, ein kleines Museum. Dieser Besuch führte uns zurück in das Andorra des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Gebäude ist ein Sommerhaus aus dieser Periode und vermittelt ein genaues Bild des Lebensstils der Familie Areny-Plandolit und der sozialen Klasse, der diese Familie angehörte. Das Museumshaus stellt Objekte und Souvenirs aus einer Zeit aus, in der Luxus und Extravaganzen in den Tälern von Andorra nicht gerade selbstverständlich waren. Wir waren begeistert und finden: ein absolutes „Muss“ bei einem Aufenthalt in Andorra.

Einige Gäste stärkten sich dann gemeinsam mit mir in einer Creperie. Herzhafte Crepes mit grünen Spargelspitzen, Schinken und leckerem Käse, dazu ein Cidre ließen die Lebensgeister wieder erwachen. Nur leider dauerte die Zubereitung der Speisen etwas länger, so dass wir dann keine Zeit mehr für einen Spaziergang durch das Dörfchen hatten. Mein Tipp: bei der Bestellung einfach ansagen, wie viel Zeit man zur Verfügung hat. In Andorra schlagen die Uhren auch etwas langsamer als bei uns.
Und nun ging es noch hinauf zum Coll de la Botella - ein Pass, der die Form eines Flaschenhalses hat, und mit etwas Phantasie konnten auch wir dies erkennen. Leider hatten wir hier nur Lust auf einen kurzen Fotostopp, denn zum zweiten Mal in diesem Urlaub ereilte uns ein Sommergewitter. Dies wiederum verlieh dem Ganzen allerdings eine ganz besonders mystische und imposante Stimmung. Um uns herum ein Meer an Bergen und sanften Wiesen, in denen es nur so donnerte und blitzte. Am Nachmittag erreichten wir dann wieder unser Hotel, hatten Zeit für einen Cortado an der Hotelbar oder ein Nickerchen. Nach dem abermals opulenten Abendbuffet riss der Himmel über den Bergen Andorras wieder auf und einige Gäste unternahmen noch einen Spaziergang in und um Soldeu. Danach noch ein „Absacker“ an der Hotelbar und ein wirklich toller Tag ging zu Ende.
01.07.2009: Wanderung zur Meritxell

Heute nun stand unsere erste Wanderung auf dem Programm - denn deshalb sind wir ja nach Andorra gereist. Natürlich handelte es sich hier um eine kleine Wanderung zum Einstimmen und zur Orientierung. Wieder begrüßt uns Kristin nach dem Frühstück im Hotel und heute anstelle des Chauffeurs Vincent war unser Wanderführer Joan Maria an ihrer Seite. Schon wie der Name klingt! Auch wenn es eine leichte Wanderung werden sollte und die Wanderstöcke getrost im Hotel verbleiben konnten, sollte doch das Schuhwerk angemessen sein. Nach einigen Korrekturen ging es also los. Ziel der Wanderung sollte die Wallfahrtskirche Meritxell in der Ortschaft Canillo sein. Ein schmaler Weg, ohne große An- und Abstiege schlängelte sich an einem Berg entlang, durch die blumige Wiesen- und Waldlandschaft. Leider verlief dieser oberhalb einer Hauptverkehrsstraße, und so wurden die Naturgeräusche etwas übertönt von Straßenlärm. Aber

es sollte noch schlimmer kommen. Am Höhepunkt des Weges angekommen - einer kleinen, mächtig schaukelnden Hängebrücke, die es zu überqueren galt - kamen zum Straßenlärm auch noch Presslufthämmer dazu. Denn in 10 Tagen sollte dort die "Tour de France" durchrollen und es gab wohl noch einiges zu tun. Irgendwann wand sich der Weg jedoch von der Straße ab und endlich trat die ersehnte Ruhe ein. Schließlich erreichten wir unser Tagesziel - die Wallfahrtskirche Meritxell. Das Nationalheiligtum Andorras ist der Schutzpatronin des Landes gewidmet und beherbergt die Heiligenbildnisse der sieben andorranischen Gemeinden, welche heute in einem modernen, lichtdurchfluteten Bau ausgestellt werden. Und wie wir hier erfahren konnten, tragen aus diesem Grund viele Mädchen Andorras diesen klangvollen Namen.
Nach der Besichtigung und einer anschließenden Cortado-Pause auf einer sonnenbeschienenen Terrasse, stand unser Bus schon wieder bereit, für die Rückfahrt zum Hotel. Und da es erst am frühen Nachmittag war, war nun noch ausreichend Zeit, sich im 4.500 m² großen und luxuriösen Spa- und Wellnessbereich verwöhnen zu lassen und zu erholen. Viele meiner Gäste taten dies auch. Andere gingen im Außenpool schwimmen.
02.07.2009: Engolasterssee und Os de Civis

Voller Tatendrang und Neugierde nach einer geruhsamen Nacht und stärkendem Frühstück standen alle wieder pünktlich zur Abfahrt an der Hotelrezeption bereit. Uns erwarteten heute Kristin und unser Chauffeur Vincent, jedoch unser Wanderführer mit dem wohlklingenden Namen nicht, denn eine Wanderung stand nicht auf dem Programm. Auf dem Weg zu unserem ersten Ausflugsziel legten wir zwei kleine Fotostopps an einem Wasserfall und einer kleinen romanischen Kirche ein. Am Engolasterssee angekommen, gab es zunächst eine Cortado-Pause, bevor wir uns auf den Weg machten, den See bei einem gemütlichen Spaziergang zu umrunden. Immerhin auf 1615 Metern Höhe gelegen, vermittelte er uns jedoch eher das Gefühl im Mittelgebirge und nicht im Hochgebirge zu sein. Und abermals hatten wir Pech mit der ersehnten Gebirgsruhe. Waldarbeiter machten sich daran zu schaffen, den Wald zu pflegen. Aber auch das tat unserer Stimmung keinen Abbruch. 4 Gäste meiner Gruppe entschieden sich dann für eine Wanderung hinunter ins

Tal. Mit allen anderen Gästen fuhren wir weiter in ein kleines Bergdörfchen unmittelbar an der spanischen Grenze - nach Os de Civis. Auf dem Weg dorthin schlängelte sich der Bus gekonnt durch die engen Kurven und Kehren. Links und rechts der Straße konnten wir zahlreiche Angler beobachten, die beim Fischen waren. In Os de Civis angekommen, entschied sich ein weiterer Teil der Gruppe für ein individuell gestaltetes Programm. Sie erkundeten das kleine Bergdörfchen, das in wunderschöner Natur eingepasst liegt und ausschließlich aus Naturstein erbaut wurde, welches dem Dorf diesen einzigartig romantischen Charakter verleiht. Und mit 11 Gästen fuhr ich hinauf zu einer Berg-Restauration. Hier wurden wir herzlichst empfangen mit Käse- und Wurstprodukten aus eigener Herstellung, die uns sehr mundeten. Es erwartete uns ein sogenanntes Bergfest. Sicher, es ist eine der typisch touristischen Attraktionen, die eher den Charakter von „Massentourismus“ haben. Wir waren nicht die einzige Gruppe dort, hatten aber wirklich sehr viel Spaß. Es gab zu Essen und zu Trinken so viel man mochte, es war ausgesprochen lecker und es dauerte nicht lange, bis die Stimmung am Kochen war. Wir schlossen uns dem Formationstanz der französischen Seniorengruppe an und dabei hatten nicht nur die charmanten, älteren Franzosen ihren Spaß. Als wir uns verwundert darüber zeigten, dass in Andorra herkömmlicher Senf zu den Speisen gereicht wird, wurde uns erklärt, dass die deutschen Gruppen dies eben so wünschen. Aber das konnten wir schnell abändern und schon stand die nicht nur von mir sehr geliebte Knoblauch-Majonaise (Aioli) auf dem Tisch. Auf dem Rückweg legte Vincent flotte Musik im Bus ein und es wurde zu „Viva Andorra“  mitgesungen und gewippt.
Die anderen Gäste luden wir unterwegs wieder ein, die sich natürlich verwundert, ob der riesen Stimmung im Bus zeigten, sich aber bald mit ins Boot holen ließen. Ein weiterer Stopp an der Likörfabrik bescherte uns volle Einkaufstüten und rundum zufriedene Gesichter.
03.07.2009: Wanderung ins Val de Incles

Diesen Tag können wir wohl als das absolute Highlight betiteln. Hektik und Stress lassen wir heute hinter uns, unberührte Natur, Blumenmeere und absolute Stille begleiten uns dabei. Wir wandern in das Tal von Incles (Vall d’Incles). Die Tour beginnt bei sonnigen aber kühlen Temperaturen, kurzhosig aber mit Fleecejacke bekleidet, direkt vom Hotel startend. Unser Weg windet sich einen schmalen, naturbelassenen Weg oberhalb des Dorfes Soldeu den Berg hinauf. Für den Einen oder Anderen mit etwas Schwierigkeiten behaftet, manch Einem fehlt die Kraft, Anderen die Luft. Aber mit entsprechend vielen Pausen und einem angepassten Tempo für Jedermann machbar. Wir genießen herrliche Ausblicke ins Dorf und haben schon bald den schwierigsten Anstieg des Tages vollbracht. Der Wald fängt an sich zu lichten, der Weg wird gemächlicher und allmählich werden wir überrascht von zahlreichen Blütengewächsen. Das große Rätselraten beginnt. Aber wir haben Glück.

Eine Reiseteilnehmerin kennt sich besonders gut mit der Gebirgsflora aus und unterstützend wird ein Pflanzenbestimmungsbuch zur Hand genommen. Unser Tempo verlangsamt sich, soviel schöne und einzigartige Blumen wollen fotografiert und bestimmt sein. Wir sind einfach nur noch überwältigt. Unser Wanderführer Joan Maria erzählt uns von romantischen Angelnächten an den Bergseen, die wir nun passieren, von den Sonnenuntergängen die die Berge in einem purpurroten Licht erscheinen lassen und den Seen, die zu dunklen schwarzen Löchern werden. Uns wird es immer wärmer ums Herz herum, und das nicht nur wegen der sportlichen Betätigung. Die Blumenpracht wird immer phantastischer, riesige Alpenrosenmeere erschließen sich uns und ein spektakuläres Wolkenspiel am Himmel setzt noch eins drauf. Oberhalb einer Schutzhütte, der „Refuge Estany del Siscaro“, am gleichnamigen Bergsee machen wir eine Rast. Jeder hat sein Picknick dabei, ich labe mich an Oliven gefüllt mich Anchovis, spanischem Manchego-Käse und andorranischer Salami vom Bergdorf Os de Civis. Und für eine kleine Siesta in der Blumenwiese liegend und den Wolkenzug am Himmel beobachtend, ist auch noch Zeit.

Nun folgt der Abstieg ins Tal von Incles. Zunächst durchqueren wir das Siscaro-Tal, ähnlich einem ausgetrocknetem Reisfeld, bevor wir einen rauschenden Gebirgsbach erreichen. Unser Weg läuft immer parallel zum Bach, bietet zahlreiche Erfrischungsmöglichkeiten und wiederum eine einzigartige Blumenpracht. Wir erreichen das Tal von Incles. Ein befestigter Weg führt nun durch das 3 Kilometer lange, liebliche Tal. Erste traditionelle Berghäuser (Casa’s) passieren wir. Die Zivilisation hat uns allmählich wieder. Im Hotel angekommen, sind wir etwas erschöpft. Ein Cortado weckt allmählich wieder die Lebensgeister. Aber alle sind sich einig - es war ein Traum.
04.07.2009: Ausflug Vall de Nuria
Dieser Tag war eigentlich zur freien Verfügung ausgeschrieben. Zwei meiner Gäste nutzen dies, um eine weitere Wanderung auf eigene Faust zu unternehmen. Und wie ich am Abend erfuhr, waren die Beiden mit ihrem Tag sehr zufrieden. Neben vielen einzigartigen Blumenfotografien entstanden dort auch sehr schöne Bleistiftzeichnungen dieser herrlichen Landschaft.

Mit den anderen Gästen, unserer örtlichen Reiseleiterin Kristin und unserem Chauffeur Vincent ging es für uns heute nach Spanien. Ziel sollte das Vall de Nuria sein, auch Tal der Träume genannt. Zunächst fuhren wir über den Pas de la Casa zum französischen Dorf Bourg Madame. Nach einer Cortado-Pause steuerten wir über zahlreiche Kurven und Serpentinen (nicht ganz ohne Folgen) das katalanische Dorf Ribes de Freser an. Hier bestiegen wir die Zahnradbahn, die uns rumpelnd und pfeifend zusammen mit vielen sich angeregt unterhaltenden Spaniern in das autofreie "Tal der Träume" brachte. Adler, Gämse, Wasserfälle und weitläufige Wälder - kurz "Natur pur" beobachteten wir während dieser traumhaften Fahrt. Und endlich eröffnete sich uns die Wallfahrtsstätte, auf 1967 Metern Höhe in einem Talkessel gelegen. Jahrhunderte lang pilgerten Tausende in das Gebirgsdorf und noch heute kommen alljährlich viele Gläubige, um die Marienfigur anzubeten, die als Schutzheilige der Pyrenäenschäfer gilt und auch beim Ausbleiben des Kindersegens helfen soll. Eine Gondelbahn brachte uns nun noch weitere Meter hinauf, auf immerhin 2050 Meter Höhe. Von hier aus spazierten wir gemütlich in das Tal hinab. Hierbei treffen wir auf ein Ensemble eigenwillig geformter moderner Kreuze. Auch ein halbrunder Höhenaltar fehlt nicht und weiter abwärts passieren wir schließlich 14 Kreuzwegstationen, bei denen jede einzelne eine genauere Betrachtung lohnte. Anschließend hatten wir noch etwas Freizeit, bevor es dann wieder mit der Zahnradbahn hinab nach Ribes de Freser ging. Alle schienen bereits recht müde und während unserer Busfahrt zurück nach Soldeu zum Hotel schlummerte der eine oder andere genüsslich. Selbst der obligatorische Cortado-Stopp wurde abgewählt. Aber da wir uns am Nachmittag im Bus etwas ausgeruht hatten, saßen wir nach dem Abendessen noch lange zusammen an der Bar und erfuhren bei einer netten Plauderrunde viel Interessantes über unsere Mitreisenden.
05.07.2009: Wanderung Sorteny Park

Als ich an diesem Morgen die Augen aufschlug, konnte ich nicht wie gewohnt die Berge vom Bett aus sehen. Es war dunkelgrau und es regnete in Strömen. Das eine oder andere Gewitter zog über uns hinweg und eigentlich mochte man am liebsten liegen bleiben. Aber wir waren zum Wandern von weit her angereist und so konnte uns das Wetter auch nicht wirklich die Stimmung verderben. Das Frühstück war wieder klasse und gab uns die notwendige Grundlage für die bevorstehende Wanderung. Mit Joan Maria, unserem Wanderführer, schauten wir uns gemeinsam auf dem Radar die Wettervorhersagen an und konnten um die Mittagszeit ein großes Loch auf dem Bildschirm ausmachen. Also beschlossen wir, uns auf den Weg zu machen. Wir bestiegen zunächst den Bus, der uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung brachte. Und wie sollte es anders sein, wenn Englein reisen, der Himmel riss auf und verhieß uns einen wunderschönen sonnigen Tag. Wir veränderten die Tour etwas, da am Nachmittag wieder mit ähnlichen Unwettern zu rechnen sein musste. Also ging es nicht wie geplant bis zum Estanyo See, sondern wir wanderten ganz gemütlich durch den Sorteny Park.

Einen ersten Stopp legten wir am Botanischen Garten ein. Direkt am Wanderweg gelegen, bettet sich dieser ganz idyllisch in die umliegende Berglandschaft ein. Pyrenäen-alpine und sup-alpine Flora konnten wir dort in einer thematischen Präsentation bewundern. Das Pflanzenbestimmungsbuch wurde wiederum zur Hand genommen und verglichen, es wurde fotografiert und gefachsimpelt. Noch schnell ein Gruppenerinnerungsfoto geschossen zwischen Blumenstauden und einer herrlichen Bergkulisse und weiter ging’s auf schmalen Pfaden durch saftige und blumenreiche Wiesen, über kleine rauschende Bäche zur Schutzhütte „Refugi de Sorteny“. Allmählich zogen um uns herum schon wieder mächtig schwarze Wolken heran. Aber wir ließen uns nicht beunruhigen und legten an der Hütte eine Rast ein. Mein Picknick bot wiederum Oliven, Salami und Käse, dazu etwas Brot. Natürlich versäumten wir es nicht, einen Blick in die Schutzhütte zu werfen, in der Wanderer übernachten können. Feuerstelle, Tische und Betten und sogar ein kleines ÖKO-WC sind vorhanden. Es roch nach verbrannten Nadelhölzern und irgendwie war es dort fast ein wenig gemütlich. Danach stiegen

wir wieder allmählich hinab in das kleine Bergdörfchen El Serrat. Hier fanden wir ein kleines Café mit einer Terrasse, die uns einen wunderbaren Ausblick in das Tal bot. Eis, Cortado oder ein kleines Bier wurden genossen und so langsam trat etwas Wehmut ein. Uns wurde nun klar, dass dies unsere letzten schönen Stunden inmitten dieser einzigartigen Natur sein würden. Die Gruppe nutze die Stimmung, sich nun auch von unserem Wanderführer Joan Maria zu verabschieden, wobei das eine oder andere dankbare Küsschen auf seinen Wangen landete. Und schließlich ging es mit dem Bus wieder zurück zum Hotel. Viele der Gäste nutzen noch die einmalige Chance, mit dem Lift auf unseren Hausberg aufzufahren, denn der Lift wurde nach seiner Winterpause an diesem Tag erstmalig wieder geöffnet. Nach dem Abendessen setzten wir uns alle nochmals in der Lobby-Bar zusammen, ich spendierte auf Kosten von Eberhardt TRAVEL eine Sangria und schließlich waren wir uns alle einig - es war eine gelungene Reise, eine prima Truppe, schöne Landschaften ... Einfach ein Genuss für Leib und Seele, und viele der alltäglichen Sorgen wurden für kurze Zeit vergessen.
06.07.2009: Barcelona und Heimreise

Heute hieß es Abschied nehmen. Ein letztes Mal das Frühstück genossen, wurden bereits um 8.15 Uhr die Koffer in den Bus verladen. Vincent sollte uns wieder fahren und Kristin war auch zur Stelle. Wir ließen Andorra nochmals an uns vorbeiziehen und selbst das Wetter zeigte sich wieder von der sonnigen Seite. Wieder in Spanien, legten wir unseren letzten Cortado-Stopp ein und erreichten gegen Mittag Barcelona. Zuvor aber stimmte ich unsere Gäste mit einem musikalischen Höhepunkt auf diese reizvolle Stadt ein - aus der Musikbox von Vincent erklang „Barcelona“ von Freddie Mercury und Montserrat Cabaelle. In Barcelona angekommen stieg Lorenzo zu uns in den Bus - ein charmanter Gästeführer, der uns nun seine Heimatstadt zeigte. Wir starteten mit einer Auffahrt auf den Montjuic, der 173 m hohe, abrupt ins Meer abfallende Hügel, der über der Hafenstadt thront. Von hier oben eröffnete sich uns ein überwältigender Blick über Barcelona und die Stadt hatte uns bereits in ihren Bann gezogen. Natürlich statteten wir der Sagrada Familia, der bis heute unvollendet gebliebenen Kathedrale,

entworfen von Gaudi, einen Besuch ab. Und was wäre ein Besuch in Barcelona ohne die Rambla. Unablässig wälzt sich hier ein Menschstrom von Touristen und Einheimischen lang, vorbei an gefüllten Cafes und Kiosken, umringt von Gauklern und Straßenmusikanten. So spazierten auch wir unter den Schatten spendenden Platanen lang und ergaben uns der Faszination. Und in der Markthalle an der Rambla kamen wir aus dem Staunen dann nicht mehr raus - Obst- und Gemüsestände, wie sie meine Augen noch nicht gesehen hatten, Gewürzstände, wie ich sie zuvor nur in der Türkei zu riechen vermochte, überwältigend und anregend gleichermaßen. Mit einer Auswahl an exotischen Früchten bewaffnet, ging es dann zügig zum Bus, der uns nun zum Flughafen brachte. Hier verabschiedeten wir uns herzlichst von Kristin und Vincent - und für mich war klar - ich komme ganz bestimmt wieder, dies zumindest versprach ich den Beiden. Das Einchecken lief problemlos und Air Berlin brachte uns sicher wieder nach Berlin zurück. Nun hieß es nochmals Abschied nehmen, nämlich von meinen, mir sehr lieb gewonnen Gästen. Wir lagen uns drückend in den Armen, die Chauffeure standen bereit und brachten schließlich alle Gäste wieder bequem nach Hause.
 
Mehr geht nicht in einer Woche. HASTA LA VISTA! ADIOS! VIVA ANDORRA!

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