Reisebericht: Bildungsreise der CDU nach Polen

14.10. – 18.10.2015, 5 Tage Entdeckungen in Stettin und Danzig


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Eine anspruchsvolle Bildungsreise führt uns zu unseren polnischen Nachbarn nach Stettin, Danzig und Thorn. Neben der schönen polnischen Ostseeküste treffen wir auf die nachhaltigen Spuren und Zeugnisse unserer gemeinsamen Geschichte.
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1. Tag Mittwoch 14.10.2015 Anreise Stettin

Heute begeben sich 2 Busse mit insgesamt 81 Reisegästen zur alljährlichen Bildungsreise der CDU Sachsen auf den Weg nach Stettin. Die Anfahrt verläuft planmäßig und wir stimmen uns schon unterwegs auf unser Gastland Polen und die Hafenstadt Stettin ein. Die 1000-jährige Handelsstadt wird von unserem gemeinsamen Grenzfluss Oder und dem Meer als Tor zur Welt geprägt. Die wechselvolle Geschichte der Stadt prägt auch das Stadtbild. Wir erreichen Stettin überpünktlich und treffen uns mit unseren Reiseleiterinnen, die uns fachkundig durch die Hauptstadt der Woiwodschaft Ostpommern führen. Stettin setzt auf Kultur. Die Konzert- und Theaterhäuser und verschiedene Festivals locken ihre Besucher mit interessanten Konzerten, Musikevents und Theateraufführungen.
Erste Adresse ist hier auch die ehemalige Residenz der Pommerschen Herzöge, das Stettiner Schloss, das gerade rekonstruiert und renoviert wird. Beeindruckend sind ebenso die Kirchen Stettins, darunter die imposante Jakobskathedrale, die auch als Stettiner Dom bezeichnet wird. Sie ist die größte Kirche Pommerns und besticht durch ihre luftigen Sternengewölbe.
Nach diesem ersten schönen Eindruck checken wir in unser 4*-Hotel „Radisson Blu" ein, das keine Wünsche offen lässt. Für unser exzellentes Abendessen benötigen wir 2 Restaurants. Alle Tische sind liebevoll dekoriert, die Bedienung ist flink und sehr liebenswürdig und der Koch verdient ein Extra-Lob!
Der weitere Abend steht zur freien Verfügung und viele Gäste unternehmen noch einen gediegenen Abendspaziergang.

2. Tag Donnerstag 15.10.2015 Weiterreise nach Danzig

Nach dem reichhaltigen Frühstück heißt es Koffer laden und weiter fahren Richtung Danzig, vorbei an Köslin (Koszalin) und Stolp (Slupsk).
Wegen seiner günstigen Lage im Süden der Danziger Bucht weckte die Stadt schon frühzeitlich viele Begehrlichkeiten. Goten, Wikinger, Vandalen, Balten sowie Polen und Deutsche siedelten hier. Nicht zuletzt auch wegen der begehrten Bernsteinvorkommen. Die "Bernsteinstraße" verlief von Nordosten, der Ostsee, und verband das Weichseldelta mit der mediterranen Welt bis hin nach Ägypten.
997 wurde Danzig erstmals urkundlich erwähnt, weil der Prager Bischof Adalbert an einem Tag viele Heiden der Stadt taufte. Im 12. Jhd. herrschte hier die Familie aus dem Geschlecht der Samboriden, denn der westliche Teil Pommerns wurde von der Greifendynastie beherrscht. Herzog Sobieslaw I., gründete das berühmte Kloster Oliva im Jahre 1185. Dann strömten zunehmend deutsche Einwanderer ins Land. Danzig erhielt im 13. Jhd. das Stadtrecht und wurde 1361 Vollmitglied der Hanse, wodurch sich die Stadt zu einem florierenden Handelsplatz entwickelte. Deutsche Ordensritter kamen und verlegten 1309 ihren Ordenssitz von Venedig in die gewaltige Ordensburg Marienburg (Malbork).
Wir beginnen unsere Stadtführung im Danziger Stadtteil Oliva und besichtigen die zauberhafte Kathedrale mit ihren 2 schlanken Türmen mit spitzen barocken Helmdächern und einem hübschen barocken Eingangsportal aus dem 17. Jhd. Unsere Stadtführerinnen haben extra für uns ein kleines Orgelkonzert bestellt, das uns in seinen Bann zieht.
Weiter geht es zur Stadtrundfahrt durch Danzig, die wir mit einem Spaziergang entlang des Flusses Mottlau fortsetzen. Die Rechtstadt ist ein Juwel. Zum Glück sieht man der Stadt nicht mehr an, dass sie im 2. Weltkrieg komplett zerstört wurde. Fleißige Restauratoren bauten die Stadt nach alten Plänen, Fotos und Gemälden wieder auf. Heute erstrahlt Danzig wieder in altem Glanz und wird zu Recht als Perle und Königin der Ostsee bezeichnet. Krantor, Goldenes Tor, Lange Gasse, Neptunbrunnen, das Rechstädtische Rathaus und das Hohe Tor sind nur einige Sehenswürdigkeiten, die uns sofort in ihren Bann ziehen. Sehr beeindruckt uns die monumentale Marienkirche aus dem 14. Jhd., Europas größte Backsteinkathedrale, die wir besichtigen.
Danzig wurde auch berühmt durch den Sohn der Stadt Günter Grass, der in seinem Roman „Die Blechtrommel" viele Schauplätze verewigte. So jubelte ganz Danzig, als der Autor 1999 den „Nobelpreis für Literatur" erhielt.
Wir erfahren bei unserem Stadtrundgang in einer kleinen Vorführung auch, wie man echten von falschem Bernstein unterscheiden kann und erreichen geschafft, aber sehr zufrieden unser 4*-Hotel „Scandic Gdansk", wo wir einchecken und unsere wunderschönen Zimmer beziehen.
Mit einem gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant beschließen wir diesen eindrucksvollen Tag.

3. Tag Freitag 16.10.2015 Ausflug Marienburg und Kaschubei

Heute unternehmen wir nach dem Frühstück einen Ausflug zur Marienburg und in die Kaschubei.
Pünktlich beginnen wir unseren geführten Rundgang durch die Ordensburg. 10 Millionen Ziegelsteine wurden verbaut. Fast 150 Jahre lang herrschte hier der Deutschorden über einen "Gotteststaat", der lange Zeit als unbesiegbar galt. Vorschloss, Mittelschloss, Hochmeisterpalast, Hochschloss, viele Innenhöfe und Tore runden das Gesamtbild der Burg ab, die heute zum UNESCO-Welterbe gehört. Die Ordensritter lebten hier nach strengen Ritualen. Sehr beeindruckend sind auch das Sommerremter und Winterremter mit einer ausgeklügelten Fußbodenheizung. Im Refektorium, dem Saal der sieben Säulen, der uns sehr fasziniert hat, nahm der Orden das Mittagessen gemeinsam ein, das zuvor in einer wunderschönen mittelalterlichen Küche zubereitet wurde. Und die Schatzkammer wurde auch damals schon streng behütet.
Voller Eindrücke verlassen wir die Marienburg wieder, doch bevor es weiter geht, haben wir eine Überraschung vorbereitet. Unser Reiseleiter Gerd hat typische polnische Spezialitäten eingekauft und wir nehmen auch gemeinsam einen kleinen Imbiss ein. Es gibt polnische Cabanossi, Baguette, Wodka und Likör. Der Andrang und die Freude unserer Gäste ist enorm. So können wir uns gestärkt auf unsere Weiterreise in die Kaschubei, einem Landstrich auf den Pommerellen, begeben. Unser erstes Ziel ist Kartuzy bzw. Karthaus. Wir besuchen das kleine Heimatmuseum, in dem wir alles über die kaschubische Lebensweise und den skurrilen Humor der Tabak schupfenden Kaschuben erfahren und auch eine Hörprobe kaschubischen Liedguts erhalten. Sehr erfinderisch waren sie beim Bau ihrer Werkzeuge und im Kunsthandwerk oder beim Anfertigen der typischen Stickereien mit naiven Blumenmotiven.
Nach dem Museumsbesuch besichtigen wir die kleine, aber wunderschöne Kartäuserkirche, bevor es weiter zum Gasthaus "Zlota Jesien" geht. Zum Abendessen werden wir fantastisch verwöhnt mit Pastetchen, Pilzsüppchen, Rouladen, Zander und Kuchen. Dazu gibt es kaschubische Folklore, präsentiert von ehrenamtlich agierenden Sängern und Tänzern. Unser Reiseleiter Gerd übernimmt die Moderation und vermittelt zwischen den kabuschischen Künstlern und unserer sächsischen Reisegruppe, so dass richtig Stimmung aufkommt. Wir bedanken uns bei der Folkloregruppe mit dem Singen des "Steiger-Liedes". Die teilweise unsicheren Textstellen übertönen wir mit lauterem Gesang und bedanken uns so bei unseren kaschubischen Gastgebern, die sich sehr über diese Geste freuen.
Nach diesem gelungenen Abend kehren wir in unser schönes Hotel zurück.

4. Tag Samstag 17.10.2015 fakultativ Thementag "Solidanosc" oder Freizeit

Der heutige Tag steht zur freien Verfügung. Dennoch beteiligen sich viele am heutigen Thementag.
Wir beginnen mit einem Spaziergang durch die Altstadt, der an der ehemaligen Lenin-Werft und dem Europäischem Zentrum "Solidarnosc" endet. Hier werden wir von unseren eigenen Emotionen eingeholt, denn die Geschichte der damaligen Werftarbeiter ist eng mit unserer Geschichte verbunden. Am Eingang der Werft gedenken wir hochachtungsvoll der gefallenen Werftarbeiter, denen hier ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt wurde. 3 in Stahl gegossene Kreuze, die jeweils 42 m hoch in den Himmel ragen, erinnern an die mehr als 45 Werftarbeiter, die bei den Massenstreiks 1970 erschossen wurden. Im ultramodernen Bau des Europäischen Zentrums folgen wir den Spuren von "Solidarnosc", von der Gründung bis hin zu der Gewerkschaftsorganisation mit 10 Millionen Mitgliedern, die Polen und Europa verändert hat. Davon zeugen Bild- und Tonaufnahmen, Collagen und Installationen sowie Ausstellungsstücke aus der damaligen Zeit zwischen 1980 und 1990. Nach Verhängung des Kriegsrechts (1981-1983) erhielt Lech Walesa, der legendäre Anführer des Streiks, den Friedensnobelpreis und wurde 1990 der erste demokratisch gewählte Präsident Polens. Tief bewegt beenden wir die Führung und fahren weiter zur Westerplatte, wo die "Schleswig-Holstein" die Kaserne beschoss und die Post der polnischen Minderheit angegriffen wurde. Das war der Anfang des 2 Weltkrieges. Hitler wollte am 1. September 1939 den seit 1920 freien Stadtstaat Danzig in die Knie zwingen und die Polen aus der "Deutschen Stadt" für immer und ewig verdrängen. Den Rest der Geschichte kennen wir..
Unsere Tagesreise führt uns weiter nach Sopot, der richtige Ort, um wieder frische Luft zu atmen und den Blick auf die Ostsee zu genießen. Erstklassige Strandhotes, prachtvolle Villen, Kurhäuser, Parks und Boulevards zeugen von "adligen Zeiten", wo sich hier die Reichen und Schönen Europas trafen. Wir schlendern über die berühmte Seebrücke und erfrischen uns bei leichtem Regen und einer steifen Meeresbrise. Nach einem kleinen individuellen Imbiss oder Eis treffen wir uns wieder zur Weiterfahrt nach Gdingen (Gdynia). Als nördlichste Stadt des Dreierbunds "Trójmiasto" mit Danzig und Sopot präsentiert sie sich im Bauhausstil mit vielfältigen maritimen Traditionen. Mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen erreichen wir am Nachmittag wieder unser Hotel in Danzig. Nach einer geruhsamen Pause treffen wir uns am Abend erneut zu einem Spaziergang durch die Altstadt zu unserem gemeinsamen Abschlussessen im typischen Restaurant "Bowke". In gemütlicher Runde laben wir uns an landestypischer Küche, umrahmt von Musik und kleinen Einlagen. Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende und wir übernachten noch einmal in unserem chicen Hotel "Scandic Gdansk".

5. Tag Sonntag Rückfahrt über Thorn

Heute heißt es Koffer laden und Rückfahrt nach Deutschland.
Aber einen Höhepunkt nehmen wir noch mit. Wir machen halt in Thorn (Torún), der wunderschönen Stadt der Backsteingotik. Nach einem Kurzbesuch der Kathedrale treffen wir uns mit unseren Reiseleiterinnen am Kopernikus-Denkmal. Der berühmte Sohn der Stadt wurde hier 1473 geboren und starb 1543 in Frauenburg. In den 70 Jahren seines bewegten Lebens veränderte er die Welt mit seinem heliozentrischen Weltbild des Sonnensystems. Er war auch Jurist, Administrator, Arzt im Dienste des Fürstbistums Ermland in Preußen und Frauenburger Domherr. Unser Stadtrundgang führt uns vorbei an seinem Geburtshaus, aber auch zum schönen Altstädter Marktplatz mit Rathaus und Flösserbrunnen. Die mächtige Marien- und Johanneskirche verdeutlichen die religiöse Bedeutung dieser Stadt im Verlauf ihrer Geschichte. Von der mittelalterlichen Kreuzritterburg zeugen nur noch einige Überreste.
Nach diesem umfassenden und sehr informativen Programm geht unsere Bildungsreise zu Ende.
Nun heißt es nur noch, schnell und sicher in unsere Heimatorte zurück zu fahren. Dabei können uns Staus und Baustellen nur minimal aufhalten. Mit leichter Verspätung erreichen wir unsere Zielorte und bei der Verabschiedung heißt es "Es war schöner als erwartet!"
Was für ein Lob! Vielen Dank!
Wir freuen uns, dass wir Sie auf dieser Tour begleiten durften und stehen gerne für Ihren weiteren Bildungshunger zur Verfügung.
Ihre Reiseleiter Barbara Mihut & Gerd Przybyla

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

es war eine unvergessliche Reise. Ich war ertsaunt wie die alte Stadt Danzig schon im Jahr 1965 neu restauriert war! Und alle KIirchen und Kathedrale! Und das im sozialistischen Land_ mit Kommunisten!!!
Dresen wurden keine alte Häuser restauriert, es entstanden Plattenhäuser_ das gleiche in Chemnitz.

Dr. Zyganow Margarita
02.11.2015