Reisebericht: Weihnachtliches Süddeutschland

23.12. – 28.12.2017, 6 Tage Rundreise zu Weihnachten in Herrenberg in Baden–Württemberg – Straßburg – Maulbronn – Albtal – Burgenstraße – Zwiefalten – Blaubeuren


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Südlich von Stuttgart, im beschaulichen Herrenberg zwischen Schwarzwald und Schönbuch, verbringen wir sechs sehr schöne und abwechslungsreiche Tage, erkunden das "Ländle" und die Weihnachtshauptstadt Straßburg.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Samstag, 23.12.2017): Fahrt nach Herrenberg

Bald nun ist (schon wieder) Weihnachtszeit! Die Unmöglichkeit, im Supermarkt noch Schokoladenweihnachtsmänner und meine geliebten Spekulatiuskekse zu bekommen, hätte mich eigentlich vorwarnen sollen. Nun stehe ich vorne im Reisebus neben unserem lieben Chauffeur Peter und blicke in 19 erwartungsvolle Gesichter, die sich darauf freuen mit mir im schönen Baden-Württemberg das Weihnachtsfest zu verbringen - der Großteil der Gäste wird sogar über Silvester bleiben. Auf der Fahrt durch das Vogtland und die Fränkische Schweiz erspähen wir sogar noch das ein oder andere Häufchen Schnee. Bei Glühwein, Weihnachtsgeschichten und -musik sowie dem klassischen Eberhardt-3-Gänge-Menü vergeht die Fahrt erstaunlich schnell. Kurz nach halb Fünf erblicken wir schon von weitem die markante Stiftskirche von Herrenberg und erreichen wenig später unser Hotel "Hasen". Die Eigentümerfamilie begrüßt uns sehr herzlich mit Pantoffeln, damit wir uns ganz wie zuhause fühlen können. Meine beiden Gäste, die mit dem PKW angereist sind, haben es ebenfalls nach Herrenberg geschafft und freuen sich mit uns auf unser erstes gemeinsames Abendessen im kleinen Saal.

2. Tag (Sonntag, 24.12.2017): Stadtführung in Pforzheim – Heiligabend

Oh weh! Welch ein Schock am Morgen des Heiligen Abends! In der Nacht hat jemand einen Stein gegen die Frontscheibe unseres Reisebusses geworfen und diese stark beschädigt. Wie ärgerlich! Schnell wird klar, dass wir das Risiko nicht eingehen können, wie geplant mit unserem Bus nach Pforzheim zu fahren. Ich bitte meine Gäste, zurück in die warme Lobby des Hotels zu gehen, und um ihre Geduld, während Peter und ich klären, wie wir den Tagesausflug (und nicht nur diesen) noch retten können. Zuerst muss auf jeden Fall die Polizei gerufen werden, um den Schaden aufzunehmen. Ein kleines Weihnachtswunder geschieht: Nicht nur schafft es die Firma, uns innerhalb von nicht einmal zwei Stunden einen Ersatzbus nach Herrenberg zu schicken, sondern sogar noch am selben Tag die Scheibe auswechseln zu lassen - und das an Heiligabend! Weil auch unsere Stadtführerin in Pforzheim auf uns wartet, können wir nur 90 Minuten verspätet doch noch mit der Stadtrundfahrt beginnen. Da Pforzheim am 23. Februar 1945 durch Bombenangriffe fast völlig zerstört wurde, gibt es nur noch wenig historische Bausubstanz, wie die Schloss- und Stiftskirche St. Michael, wohl aber viel Geschichte, die zurückreicht bis in die Zeit der Gründung durch die Römer. Vom Buckenberg aus verschaffen wir uns einen Überblick über die "Goldstadt", in der der Markgraf von Baden 1767 die Schmuck- und Uhrenindustrie begründete. Noch heute werden hier 75 % der deutschen Schmuckwaren produziert. Am Ende unserer Tour haben wir noch etwas Freizeit, dann geht es zurück nach Herrenberg ins Hotel. In der gemütlichen Gaststube erwarten uns Weihnachtsgebäck und Kaffee, die Chefin liest eine Weihnachtsgeschichte vor - ja, und der Weihnachtsmann schaut mit seinem großen Sack voller Geschenke auch noch vorbei. Hocherfreut ist er, als ihm einige gar reizende Gedichte vorgetragen werden! Ein Weihnachtsgottesdienst in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stiftskirche und ein reichhaltiges Abendbuffet runden den schönen Weihnachtsabend ab.

3. Tag (Montag, 25.12.2017): Ausflug nach Straßburg

Bevor wir nach Straßburg fahren, müssen wir heute zunächst unseren reparierten Bus abholen. Das machen wir als echte Schicksalsgemeinschaft natürlich alle gemeinsam, und dringen deshalb mutig in entlegene Gebiete des Schwarzwalds vor, wo vor uns noch nie zuvor eine Eberhardt-Reisegruppe gewesen ist. Im Tal der Nagold fahren wir durch die Hermann-Hesse-Stadt Calw, um dann wenig später nach links abzubiegen, steil den Berg hinauf - bis zum Eberhardt-Betriebshof in Engelsbrand. Dort steht er, frisch betankt, in der Morgensonne funkelnd wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk: unser Bus, unser Zuhause. Wir finden den Weg zur Autobahn und erreichen die "Hauptstadt Europas" sogar noch mehr als pünktlich. Auch das Wetter spielt auf unserer Stadtführung mit. Zwar ist es etwas kalt, aber die Sonne lacht vom Himmel. So sehen natürlich die vielen alten und neuen Gebäude noch etwas schöner aus. Strategisch geschickt umkreisen wir zunächst die historische Altstadt und arbeiten uns fast antichronologisch in die Vergangenheit vor. Durch das aus den 1960er Jahren stammende Neubauviertel "Esplanade" gelangen wir in die von den Deutschen nach der Eroberung des Elsass ab 1871 bebauten Gebiete. Auch diese Gebäude des späten 19. Jahrhunderts sind auf ihre Weise schön, vor allem aber monumental, wie der ehemalige Kaiserpalast am heutigen Platz der Republik, und sollten von der Kraft und Stärke des Deutschen Reiches künden. Die eigentliche Altstadt mit ihren vielen Fachwerkbauten und den Überresten der alten Stadtbefestigung wirkt deutlich pittoresker und einladender. Am Ende der Stadtführung sehen wir uns dann der steil in den Himmel aufragenden Sandsteinfassade des Straßburger Münsters gegenüber, und fühlen uns plötzlich ganz klein. Über mehr als 250 Jahre erbaut, war es von spätestens 1647 bis 1874 das höchste von Menschenhand errichtete Bauwerk auf der ganzen Welt. Haben wir heute als Menschen noch die Antriebskraft, solch eine Vision umzusetzen? Während einer Bootstour auf der Ill dürfen wir die Stadt noch aus einer anderen Perspektive erkunden. Besonders beeindruckt hat mich der absichtlich unfertig wirkende Sitz des Europaparlaments, der uns daran erinnern soll, dass das europäische Friedens- und Völkerverständigungsprojekt eine Aufgabe ist, die niemals endet, sondern stets von jeder neuen (Politiker)Generation aufs Neue fortgesetzt werden muss. Und das ist doch eine Botschaft, die auch wirklich gut zu einer grenzüberschreitenden Weihnachtsreise passt.

4. Tag (Dienstag, 26.12.2017): Kloster Maulbronn, Albtal, Schmuckmuseum Pforzheim

Hermann Hesse ist wohl auch der berühmteste Absolvent des evangelischen Internats im alten Kloster Maulbronn. Gegründet wurde es allerdings als Kloster der Zisterzienser und wohl 1147 an den heutigen Ort verlegt. Bei einer Führung erhalten wir viele interessante Einblicke in das Leben der Mönche und Laienbrüder. Als am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen erhielt Maulbronn 1993 den Status als Weltkulturerbe. Unser Timing ist heute perfekt, denn wir beginnen unsere Mittagspause im Bus genau in dem Moment, in dem der Regen anfängt. Bei unserer anschließenden Fahrt durch das Albtal, was den Besuch der St.-Barbara-Kapelle in Karlsbad und einen kurzen Aufenthalt in Bad Herrenalb einschließt, bleiben wir jedoch trocken. Am Nachmittag führt uns unsere Reise dann noch einmal nach Pforzheim zurück, denn wir möchten natürlich gern einen Blick in das Schmuckmuseum werfen. Ich muss gestehen: Als Mann, der selbst nie Schmuck trägt, war ich zunächst wenig von diesem Besuch begeistert, als ich davon in den Reiseunterlagen las. Doch ich habe meine Meinung geändert, als ich mich Schmuckerzeugnissen aus mehr als 6.000 Jahren menschlicher Kulturgeschichte gegenüber sah, angefangen mit einem Ohrschmuck aus Troja. Es war sehr spannend zu erfahren, welche unterschiedlichen Funktionen Schmuck über die Jahrtausende für Menschen haben konnte, und wie und woraus dieser Schmuck erzeugt wurde. So haben wir an diesem Tag wieder sehr viel gelernt und gesehen und freuen uns nun auf unser Abendessen.

5. Tag (Mittwoch, 27.12.2017): Fahrt durch das "Ländle"

Zur Abwechslung verlassen wir Herrenberg diesmal in eine andere Richtung - nach Osten. Außerdem darf ich mich etwas zurücklehnen, denn ich muss die Fahrt heute nicht moderieren. Dafür haben wir unseren örtlichen Reiseleiter, Herrn Kaupat, an Bord. Er macht uns mit dem schönen Schwabenländle und der Schwäbische Alb bekannt. Am Albtrauf der Schwäbischen Alb über dem Tal der Echaz liegt das Schloss Lichtenstein, welches unser erstes Ziel der heutigen Fahrt ist. Inspiration für den Neubau im 19. Jahrhundert war der Roman "Lichtenstein" von Wilhelm Hauff, dem hier auch ein Denkmal gewidmet ist. Das neugotische Schloss diente 2009 auch als Kulisse für den deutschen Märchenfilm "Dornröschen". Imposant ist auch das Kloster Zwiefalten, das wir als nächstes besichtigen. Von den farbenprächtigen Malereien und vielen goldenen Verzierungen im Innenraum fühlen wir uns völlig überwältigt. Kein Wunder, dass der Münster als ein Meisterwerk des Spätbarock und Rokoko gilt. Das nur wenig ältere Kloster in Blaubeuren geht ebenfalls auf die Benediktiner zurück. Es liegt direkt neben dem bis zu 21 Metern tiefen Blautopf. Damit ist er eine der tiefsten und größten Quellen in ganz Deutschland. Je nach Lichteinfall schimmert die Wasseroberfläche in einem sehr intensiven Blauton. Der Name des Flusses Blau, der aus dieser Karstquelle entspringt, hat allerdings nichts mit der Farbe zu tun. Zum Abschluss unserer Fahrt machen wir einen kleinen Spaziergang durch Bad Urach bis zum mit schönen Fachwerkhäusern umsäumten Marktplatz. Dann haben alle Gäste noch ein bisschen Zeit für Kaffee und Kuchen.

6. Tag (Donnerstag, 28.12.2017): Rückfahrt nach Dresden

Nach fünf schönen und lustigen Tagen heißt es nun beim Frühstück noch einmal Abschied nehmen von allen Gästen, die auch den Jahreswechsel in Herrenberg verbringen werden. Auf sie wartet ein neuer Reiseleiter und noch ein tolles Programm. Die Chefin winkt uns zum Abschied und es schneit ein bisschen, als Peter und ich uns mit vier Gästen auf den Heimweg machen. Wir können alle Staus und Vollsperrungen umfahren, so dass wir unsere Gäste gut eine Stunde vor der geplanten Zeit an den Ausstiegsstellen übergeben können.
Ich danke Ihnen, meine lieben Gäste, für die schöne gemeinsame Zeit, Ihre Geduld und Gelassenheit, Ihre schönen Gedichte und jedes freundliche Lächeln und Gespräch. Ihnen, die diese Zeilen nach Ihrer Rückkehr lesen, wünsche ich für das Jahr 2018 alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und weiterhin viel Lebens- und Reisefreude!
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie noch einmal auf einer Eberhardt-(Weihnachts)Reise begrüßen darf.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

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