Reisebericht: Rüdesheim – Heidelberg – Trier – Mosel

28.12. – 02.01.2013, 6 Tage Jahreswechsel im Familienhotel "Beck" Winterburg


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Eine schöne Reise in den Hunsrück.
Ein Reisebericht von
Karin Schröter

1.Tag

Am späten Nachmittag erreichen wir Rüdesheim am Rhein , der mal wieder über die Ufer getreten ist. Für uns ein ungewöhnlicher Anblick, für die Anwohner ein sicher alltägliches Schauspiel. Kurz  hinter der Ortseinfahrt erwartet uns Volker, ein Vertreter des Familienhotels Beck, der  in den nächsten Tagen unser ständiger Reisebegleiter sein  wird. Er kündigt sich mit einem roten Pullover an, und wir erkennen ihn auf Anhieb. „Wenn wir schon mal in Rüdesheim sind, dann müssen wir auch rauf zum Niederwalddenkmal", lautet seine Devise. Das Denkmal, analog dem des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig, war anlässlich des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und der anschließenden Gründung des Deutschen Kaiserreiches  erbaut worden. Leider spielte das Wetter nicht mit, und wir hatten von oben  nur einen getrübten Blick auf die schöne Rheinlandschaft. Wer in Rüdesheim nicht in der Drosselgasse war, hat Rüdesheim nicht wirklich gesehen. In den Sommermonaten suchen Tausende von Touristen die ca. 144 m lange und ca.3 m breite kopfsteingepflasterte Gasse heim. Leider waren wir bei unserem Besuch zur falschen Zeit am  falschen Ort, denn die Drosselgasse  mit ihren Weinlokalen, Straußwirtschaften und Souvenirläden hinterließ eher  einen   trostlosen Eindruck.  Zeit für einen Kaffee oder ein Gläschen Wein im Trockenen blieb dennoch, bevor wir nach Bingen auf die andere Rheinseite  übersetzten. Im Hotel gab es ein herzliches Willkommen mit  dem legendären „Schinderhannes" und alle freuen sich auf die kommenden erlebnisreichen Tage in Winterburg und Umgebung.

2.Tag

Auf geht es nach Heidelberg, eine der berühmtesten Ruinen Deutschlands und Wahrzeichen der Stadt Heidelberg. Während des Rundganges auf dem Schlossgelände  konnten wir auch das Große Fass besichtigen.  Angeschlossen an den Königssaal sollte  bei Feierlichkeiten  ein möglichst  direkter Zugang zu den Weinvorräten bestehen. Auf das Fass schaut die Statue des Fasswächters Perkeo .Der Legende nach hatte der Kurfürst ihn gefragt, ob er das Große Fass allein austrinken könne, worauf dieser geantwortet haben soll: Perche no? (Ital. Warum nicht?). Wein soll das einzige Getränk gewesen sein, dass Perkeo seit seiner Kindheit  zu sich genommen habe. Als er im hohen Alter erstmals krank wurde, riet ihm der Arzt dringlichst vom Weingenuss ab und empfahl stattdessen Wasser. Trotz seiner Skepsis nahm Perkeo diesen Rat an und starb am nächsten Tag....Diesmal haben wir unser Herz nicht in Heidelberg verloren, denn es geht weiter nach Worms, um den Dom St.Peter zu besichtigen. Er ist der kleinste der drei rheinischen Kaiserdome  und steiler und schlanker konzipiert als die Dome in Speyer und Mainz. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten in Worms gehört das Lutherdenkmal,  welches zu Ehren des Reformators Martin Luther geschaffen wurde. Historisches Hauptmotiv zur Errichtung des Denkmals war neben dem Thesenanschlag, Luthers Rolle auf dem Reichstag zu Worms,  als er vor Kaiser Karl V.  seine Thesen verteidigte.  Zurück geht es  am späten Nachmittag nach  Winterburg. Nach dem Abendessen  steht eine Weinverkostung  im Turmkeller  des Hotels Beck auf dem Programm. Verschiedene  Weinsorten werden probiert, wir  erfahren viel  Wissenswertes  über die Kunst des Weintrinkens, den Weinanbau und das Alltagsleben eines Winzerbetriebes. Na denn Prost auf den morgigen Tag!

3.Tag

Bevor es am heutigen dritten Tag nach Trier geht, gibt es einen Überraschungsaufenthalt in Kirschweiler, ca. 1 km von Idar-Oberstein entfernt. Volker Heß zeigt uns mit viel Enthusiasmus wie eine Edelsteinschleiferei mit ihren alten Werkzeugen  früher aussah und wie hart und schwierig  der Arbeitsalltag  eines Edelsteinschleifers verlief.  Mineralienraum und Edelsteinmuseum können bei einem individuellen Rundgang  erkundet werden.  Im Schmuckverkaufsraum ist so manche Dame schwach und fündig geworden.  Mit einem Gastgeschenk des Hauses verlassen wir Kirschweiler. Römische Geschichte und Moselwein  sind  zwei triftige Gründe,  die älteste Stadt Deutschlands zu besuchen. Mittlerweile haben wir hohen  Besuch an Bord bekommen. Der Erzbischof von Trier alias Volker Beck in vollem Ornat  ließ es sich nicht nehmen, uns auf die Stadt einzustimmen, die der Sage nach älter als Rom sein soll. Vorbei an den Kaiserthermen und der Konstantinbasilika, dem Thronsaal Kaiser Konstantins, fahren wir Richtung Stadtzentrum. Von der Porta NIgra aus unternehmen wir einen kleinen Stadtrundgang und dann hat jeder noch ein bisschen Zeit für eigene Unternehmungen. Am frühen Nachmittag geht es über die nicht mehr vorhandene Grenze in unser Nachbarland Luxemburg. Neben anderen europäischen Städten ist Luxemburg  Verwaltungssitz der Europäischen Union  und ein wichtiger Finanzplatz. Interessant war, zu erfahren, dass  66%  der Einwohner Ausländer ohne luxemburgischen Pass sind. Mit Sandor unternehmen wir  in gewohnter Weise  einen kleinen Rundgang durch das noch weihnachtliche geschmückte  Stadtzentrum. Ein absolutes Muss  ist die Besichtigung der Kathedrale Notre Dame, die jeder individuell bewerkstelligt. Noch vieles erinnert an die Hochzeit des Thronfolgers Guillaume von Luxemburg mit der belgischen Gräfin Stephanie von Lannoy, wo sich am 20.10.2012 viele gekrönte Häupter Europas die Hand gaben. Und wieder ist ein schöner und gelungener Tag zu Ende.

4.Tag

Der heutige Ausflug führt uns nach Speyer. Sehenswert ist der Kaiserdom St.Maria und St.Stephan, der auch das Stadtbild bestimmt. 1981 erklärte die UNESCO den Dom zum Kulturerbe der Welt. Besondere Beachtung verdient auch die Krypta, die bis heute unverändert erhalten geblieben ist. Sie ist Grablege von acht deutschen Kaisern und Königen, vier Königinnen und eine Reihe von Bischöfen. Im  noch weihnachtlich geschmückten Speyer gibt es wie immer ein bisschen freie Zeit  für individuelle Erkundungen  bevor es am Nachmittag zurück nach Winterburg geht. Auf dem Heimweg machen wir noch einen Abstecher nach Bad Dürkheim . Die Straßen sind  leergefegt, die Geschäfte geschlossen, alle scheinen sich schon auf den Silvesterabend  vorzubereiten. So bleibt ein kleiner Rundgang vorbei am Casino zu den Kuranlagen. Die Dürkheimer Hauptattraktion  ist  das Riesenfass. Ein Blick in  das  Innere wurde  uns aber  leider nicht gestattet. Auf dem weiträumigen Wurstmarktgelände, hier findet alljährlich ein großes Weinfest statt, steht es.  Initiator  für den Bau des Fasses war der Winzer und Küfermeister Fritz Keller , der Anfang der 30iger Jahre die Idee dazu hatte. Im Schwarzwald wurden für den gigantischen  Fassbau 200 Tannen gefällt, jede an die 40m hoch. Der Transport dieser Menge von Tannen war nur in der Nacht und mit einer Sondergenehmigung  möglich.  Das Heidelberger Fass, bislang das größte Fass und Nummer 1 rückte nun an die zweite Stelle. Bei einem leckeren 6-Gang-Menü mit einer kleinen Pause zwischendurch vergeht die Zeit recht schnell beim Abendessen im Hotel Beck. Gestärkt geht es nun in den Turmkeller zur Silvesterfeier. Es war etwas beengt für ca. 60 Leute, aber der guten Stimmung tut es keinen Abbruch und das Neue Jahr 2013 wird  mit einem Extrafeuerwerk aus dem Hause Beck willkommen  geheißen.

5.Tag

Ausgeruht und ohne den gefürchteten Kater machen wir uns auf nach Bernkastel-Kues. Eine Brücke bei Stromkilometer  128 verbindet auch Bernkastel und Kues, die gemeinsam einen Winzerort bilden. Die Winzergemeinschaft von Bernkastel-Kues verfügt über die größten zusammenhängenden Weinberge in Deutschland. Der berühmteste Tropfen ist der „Bernkasteler Doktor. Bei einem Stadtrundgang  sehen wir prächtige Fachwerkbauten  und den Markt, einen beliebten  Mittelpunkt  des städtischen Alltags.   Beachtenswert und noch funktionstüchtig ist der alte Pranger mit Eisenkette und auffallend ist auch   ein eigenartiger kopflastiger  Fachwerkbau, das Spitzhäuschen aus dem Jahre 1583, heute Weinstube. Er  scheint in der Tat  dem Märchen „Hänsel und Gretel" entsprungen zu sein. Wer rastet, der rostet. Weiter geht es entlang der Mosel nach Beilstein, wo wir einen kurzen Aufenthalt einlegen. Auch hier finden wir hübsche Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert, die schon öfter als Filmkulisse  dienten. Die Familie des in Koblenz geborenen, späteren österrei chischen  Kanzlers Metternich  war Besitzerin der Burg , als französische Streitkräfte den Bau  1689 bis auf einen fünfeckigen Glockenturm und einen Torbogen  in Schutt und Asche legten.   Bevor es wieder heimwärts Richtung Winterburg  geht  machen wir einen Halt in einer der malerischsten Städte im Moseltal und ein sehr beliebter Ort für Weinproben. Cochem hat viele Fachwerkhäuser zu bieten, aber Hauptaugenmerk ist die hoch über der Stadt thronende, auf einem bewaldeten Hügel gelegene Reichsburg. Bei Kaffee und Kuchen in einem hübschen Cafe mitten im Stadtzentrum lassen wir den Tag ausklingen. Am Abend werden wir ganz herzlich verabschiedet, mit viel Humor und einem kleinen Geschenk aus dem Hause Beck.

6.Tag

Die Koffer sind gepackt und es heißt Abschied nehmen von Winterburg und unseren netten Gastgebern. Auf der Rückfahrt legen wir noch einen kurzen Aufenthalt in Wiesbaden, der Landeshauptstadt Hessens mit ca. 275 000 Einwohnern, ein. Höhepunkt des Stadtrundganges  war die Innenbesichtigung  des Casinos, eines der ältesten Spielbanken in Deutschland. Gekrönte Häupter, Musiker, Literaten, sie kamen alle nach Wiesbaden, um ihr Glück zu versuchen. Einer unter ihnen war der russische  Schriftsteller Fjodor Dostojewski, der hier 1865 sein gesamtes Geld verspielte. Meisterhaft beschreibt er das Ereignis in seinem Roman „Der Spieler". Noch heute ist der Roulettekessel, an dem damals Dostojewski mit dem „faites vos jeux" entgegen fieberte zu besichtigen.  Aufräumarbeiten  sind dort  nach dem Neujahrsmorgen in vollem Gange und so haben wir keine Zeit, unser Glück herauszufordern. Wir tuckern so auf der Autobahn in Vorfreude dahin. Bald sind wir zu Hause und können einiges berichten, aber es kommt immer anders als man denkt.  Plötzlich platzt ein Reifen, wir schleppen uns mit letzter Kraft auf den Autohof und unser Busfahrer Wolfram ist nun gefragt, das Malheur  zu richten. Zum Glück kommt Bus Number 2 zu Hilfe und die Reise geht weiter.  Aber dahin der Wunsch, pünktlich in Dresden anzukommen schwindet zunehmend. Trotz der zeitlichen Verzögerung erreichen wir Dresden - Flughafen bis auf zwei Minuten fast pünktlich. Es waren schöne Tage, die wir erleben durften, vieles, das wir gesehen haben und ein herzliches Dankeschön  an dieser Stelle  an die Familie Beck, die ihr Bestes gegeben hat.

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