Reisebericht: Weihnachten im winterlichen Harz mit Schlosshotel

22.12. – 27.12.2011, 6 Tage Weihnachtsreise Quedlinburg – Schlosshotel in Ballenstedt – Falkenstein – Thale – Hexentanzplatz – Iberger Tropfsteinhöhle – Goslar – Brocken – Wernigerode – Nordhausen – Hasselfelde


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Die Weihnachtszeit verbrachten wir im nördlichsten Deutschen Mittelgebirge. Zauberhafte Natur, Weltkulturerbestätten und eine Fahrt mit der Brockenbahn machten dieses Reise zu einem abwechslungsreichen Erlebnis.....
1. Tag.  Anreise über Quedlinburg Nach und nach füllt sich der Bus mit Gästen. Pünmktlich geht es 8.00 Uhr los in Richtung Harz. Wir erreichen Leipzig. Die Sicht ist so schlecht, dass man nicht einmal das Völkerschlachtdenkmal sehen kann. Die A14 führt mitten durch das Flughafengelände. Brücken über die Strasse verbinden die Start- und Landebahnen. Wir haben Glück, und sehen einen Jumbo direkt vor unserem Bus die Autobahnbrücke kreuzen. Am Airport Leipzig steigen die letzten Gäste zu.  Nun geht es auf direktem Weg in die alte Kaiserstadt Quedlinburg. In Quedlinburg ist regnet es. Nur 2 Minuten vom Markt hält der Bus auf einem großen Parkplatz, der leider total vereist ist. Der Gästeführer wartet schon auf uns und 13.30 Uhr machen wir uns auf den Weg durch die Welterbestadt mit 1600 Fachwerkhäusern aus 600 Jahren.  Und über allem tront die Stiftskirche mit der Grablege Heinrichs I. und seiner Frau Mathilde. Über den Marktplatz gelangen wir auf den Kornmarkt, durch die Jüdengasse in die Hölle. Durch den schmalen Schuhhof geht es über den Kirchhof der Marktkirche zu einem der ältesten Gebäude der Stadt, dem Ständerbau in der Wordgasse aus der 1. Hälfte des 14. Jh. Die Stunde ist schnell vorbei. Am Finkenherd endet unsere Führung. Dort soll der Legende nach Heirich I. die Nachricht von seiner Königswahl erhalten haben. Aber alle sind begeistert von dem Rundgang durch die malerische Stadt und lassen sich im Bus Würstchen und Getränke schmecken.
Nun reisen wir weiter nach Neustadt zum Hotel. Dabei durchqueren wir das erste mal den Harz von Nord nach Süd und kommen duirekt am Hexentanzplatz oberhalb von Thale vorbei. Der wunderbare Blick ins tief unter uns gelegene Bodetal und zur gegenüber liegenden Roßtrappe begeistert alle. Aber es herrscht Sturm und der Nieselregen macht den Aufenthalt dort nicht angenehmer. Bronzeskulpturen erinnern an die Sage, dass  sich die Hexen zu Walpurgis, wie an anderen Orten des Harzes mit Luzifer ein Stelldichein geben. Am späten Nachmittag kommen wir vor unserem Hotel in Neustadt an. Herzlich werden wir noch im Bus mit einem Begrüßungstrunk verwöhnt. Die gute Harzer Luft hat alle hungrig gemacht, und so finden wir uns nach dem Bezug der Zimmer geschlossen gegen 18.30 Uhr zum Abendessen im Restaurant ein. Es gibt ein sättigendes 3 Gänge Menü mit zusätzlichem Buffet.  Nach dem Essen berichtet eine leibhaftige Hexe spannend über das Hexenwesen im Harz. Neustadt ist ein malerischer, sehr ruhiger Ort mit vielen Fachwerkhäusern und einem Roland vor dem Rathaus. Keinerlei Krach stört die nächtliche Ruhe. 
  2. Tag:  Iberger Tropfsteinhöhle Das Frühstück gibt es ab 6.30 Uhr. Danach steht heute das Höhlenerlebniszentrum Iberger Tropfsteinhöhle auf dem Programm. Der Oberharz empfängt uns heute mit denkbar schlechter Sicht bei dichtem Nebel. Der kann uns aber in der Höhle nichts anhaben. Sehr schön sind die Stalagmiten und Stalaktiten anzusehen. Jedoch herrscht in der Höhle wegen der Fledermäuse absolutes Photographierverbot. Das Erlebniszentrum bietet aber noch weit mehr. Im Museum im Berg wird auf die Entstehungsgeschichte der Höhle aufmerksam gemacht. Zudem erfährt man auf Stelltafeln viel über die verschiedenen Gesteine und Bewohner des Ortes. Im Museum am Berg geht es um die nicht weit entfernte Lichtensteinhöhle. In dieser wurden in der Bronzezeit, also vor ca. 3000 Jahren viele Menschen bestattet.  Das Museum erzählt über die Höhle und die Knochenfunde. Zudem hat man in einem Gentest in der näheren Umgebung herausgefunden, dass die Nachfahren dieser Menschen immer noch in der Nähe wohnen. Damit hat man mit über 1230 Generationen den ältesten Stammbaum der Welt nachgewiesen. Auf dem Rückweg machen wir einen kurzen Stop am Hübichenstein, wo der Zwergenkönig Hübich sein Schloss unter der Erde bewohnen soll. Durch den Nebel können wir diesen Fels aber nur schemenhaft erkennen. Weil noch etwas Zeit ist machen wir einen Abstecher zur Rhumequelle am Rande des Eichsfeldes. Es handelt sich um eine der größten Karstquellen Europas mit einem Ausstoß von 5000 l pro Sekunde.
  Smaragdgrün gibt sich das Wasser in waldreicher Umgebung. Zum Abschluß des Tages unternehmen wir noch einen Abstecher nach Stolberg. Hoch über der Stadt herrscht das mächtige Schloß der Grafen von Stolberg-Wernigerode. Unten hat sich die gesamte Stadt mit ihren schönen Fachwerkhäusern fein herausgeputzt. Dem berühmtesten Sohn der Stadt, dem Bauernführer und Reformator Thomas Müntzer hat man auf dem Marktplatz ein Denkmal gesetzt.
Nach diesem erlebnisreichen Tag reisen wir zum Hotel zurück, wo das Abendessen schon auf uns wartet.

3. Tag: Wernigerode
Heute reisen wir nach Wernigerode. Optional ist ein Stadtrundgang mit dem Reiseleiter oder das Erkunden der Stadt auf eigene Faust geplant. Die meisten Gäste schließen sich mir an.
Wir steigen am kleinsten Haus der Stadt aus und gehen über den oberen Pfarrkirchhof zum Marktplatz und die Breite Strasse zurück zum Bus. Vorbei an Fachwerkhäusern mit reichem Schnitzwerk. Ich gebe wichtige Dinge zur Stadtgeschichte und zum Fachwerkbau ab, sowie zu einem der schönsten Rathäuser Deutschlands. In Wernigerode treffen niedersächsischer und hessisch-fränkischer Fachwerkstil wie selten sonst aufeinander.
Gerne werden die Gäste auf Dinge aufmerksam gemacht, die man leicht übersieht. So auch auf steinerne Brandmauern zwischen den Fachwerkhäusern. Sie sind oft viel älter als die Häuser zwischen ihnen, weil nur sie selbst die vielen Stadtbrände überdauert haben, deren Ausbreitung sie eigentlich verhindern sollten.
Hoch über der Stadt sehen wir das märchenhafte Schloss der Grafen zu Stolberg-Wernigerode.
15 Uhr treffen sich alle zum Kaffeetrinken im Restaurant. Es gibt Stollen und Apfelkuchen. Man schmeckt, dass alles selbst gebacken ist, also kein Industriekuchen!
Für eine Überraschung sorgt ein Weihnachtsmann, der mit lebenden Alpakas ins Haus kommt. Für alle Gäste gibt es ein Präsent vom Hotel, und natürlich auch eine Überraschung von Eberhardt-travel. Weihnachtslieder und eine festliche Dekoration machen die weihnachtliche Stimmung perfekt.

Um 15.00 Uhr bietet sich für alle, die mögen die Gelegenheit zur Christmesse mit Krippenspiel. Diese findet in der Stadtkirche St. Georg statt. Nach dem Stadtbrand von 1673 ist sie im barocken Stil wieder aufgebaut worden  und weist prächtige Emporen auf.
Das Abendessen ist ganz regionaltypisch. Es gibt Kartoffelsalat und Würstchen. Dazu aber noch ein Buffet mit Salaten Wurst und Käse, eine Vorsuppe und leckeres Dessert.
Langsam klingt der heilige Abend aus.
4. Tag, Brocken
8.30 Uhr geht es nach dem Frühstück nach Wernigerode, wo der Traditionszug der Brockenbahn schon auf uns wartet. Die Platzkarten liegen schon bereit, zudem ein Gutschein für einen kostenlosen Glühwein beim Brockenwirt. Wir können sofort einsteigen.
Am Bahnhof ist die Parksituation für Reisebusse optimal. So kommt auch unser Fahrer mit. Noch ist Sonnenschein wie gestern, als wir den Gipfel des Brockens von Wernigerode aus sehen konnten. Doch im Wartesaal am Schalter hängt ein Bildschirm mit einer Live-Kamera vom Gipfel, die mich Böses ahnen lässt. Ich sage aber nichts, sondern halte einen Vortrag über die besonderen klimatischen Bedingungen des Brockens, seines Namens, der Geologie, und dass es 306 Nebeltage, sowie über 176 Tage mit Eis und Schnee dort pro Jahr gibt. Tage mit Sonnenschein und Fernsicht
sind auf dem Brocken sehr selten.
Pünktlich fährt der Zug ab. Es ist eine alte Malletlokomotive die jedem Eisenbahnfreund das Herz höher schlagen lässt. Sie schnauft und dampft immer stärker, je steiler die Strecke wird.
Fast 2 Stunden geht die Fahrt mit Stops in Drei Annen Hohne und Schierke. Hier müssen wir warten, denn die Strecke wird eingleisig. Je höher wir kommen, desto verschneiter wird der Wald. Draußen wird es immer ungemütlicher, doch im Zug ist es wohlig warm.
Als wir die Baumgrenze erreichen ahnt jeder, dass es auf dem Gipfel ungemütlich werden kann. Das Wtter ist typisches Brockenwinterwetter. Der Wind pfeift und die Sicht beträgt nur 10 m. Es wird abenteuerlich.
Bei heißen Getränken im Warmen ist der Orkan draußen nur noch halb so schlimm. Vielleicht sieht man ja das sagenhafte Brockengespenst, eine Nebelerscheinung, von der schon Goethe berichtet.
Aber die Sonne scheint ja nicht und so gibt es keine Schattenspiegelungen im Nebel.
Runter vom Brocken geht es schneller, und so kommen wir heile gegen 17 Uhr wieder in Wernigerode an. Die dicke Entenkeule am Abend haben wir uns nach diesem Erlebnis redlich verdient.

5. Tag, Okertal, Hahnenklee, Goslar
Nach dem Frühstück geht es gegen 9 Uhr mit dem Bus in Richtung Goslar. Wir wählen die Route quer durch den Oberharz über Braunlage. Unterwegs erläutere ich das Harzer Wasserregal mit den vielen Stauteichen, sowie den Zusammenhang mit dem Bergbau.

Zunächst besuchen wir die Stabkirche in Hahnenklee. Sie ist einzigartig in Deutschland und nach kopiert ein Original aus Norwegen, jedoch viel größer. Vor der Kirche halte ich einen Vortrag über die Geschichte der Stabkirchen, ihre Bauweise und den Zusammenhang mit der wickingerzeitlichen Schiffsarchitektur. Leider ist uns der Zutritt heute nicht möglich, denn es dindet gerade ein Gottesdienst statt. Aber auch von außen besticht das Bauwerk mit seiner Architektur.
Vor Goslar machten wir einen nicht geplanten Abstecher an die Okertalsperre mit Photostop und fahren danach unterhalb des Stausees an den Romkerhaller Wasserfall, der mit 64 m der höchste des Harzes ist. Welch schönes Motiv für ein Gruppenbild.

In Goslar sind die Würstchen fertig und wir machen die Imbisspause direkt auf dem Busparkplatz vor der mächtigen Kaiserpfalz.
Zum Marktplatz sind es nur 3 Gehminuten, und so machen sich die ersten Gäste schon mal alleine auf den Weg, um ein wenig zu schauen oder Postkarte zu besorgen. Auch der gemütliche Weihnachtsmarkt hat noch offen. Mit dem Stadtführer und seinem Hund Leni beginnt die Stadtrundfahrt.

Sie führt uns zunächst zum Rammelsberg, aus dessen silbernen Inhalt die Welterbestadt Goslar ihren Reichtum schöpfte. Die Stadt liegt uns zu Füßen und wir haben Fernsicht bis auf die Hochhäuser von Salzgitter am Horizont. Zurück geht die Fahrt um die mächtigen Wallanlagen mit der größten Torburg Deutschlands, dem Breiten Tor. Durch ein Jugendstilviertel gelangen wir wieder in die Altstadt und beginnen den Rundgang an der Pfalz. Eine Lieblingspfalz der Salier und Stauffer. Allein Kaiser Barbarossa war acht mal hier. Es geht durch enge Gassen an der Gose entlang. Mit Schiefer behangene Häuser wechseln sich mit prächtigstem Fachwerk ab. Die Führung beginnt am Marktplatz vor den mächtigen Türmen der Marktkirche. Gegenüber die reich verzierten Häuser der Bäckergilde und das Brusttuch, ein ehemaliges Festhaus. Wir haben Glück und können auch das Bergmannsglockenspiel ansehen.
Dann stehen wir vor dem Stammhaus der Familie Siemens, einem mächtigen Fachwerkbau des Barock. Ringsum Romanik, Gotik, Renaissance, alle Stile auf einem Fleck. Wahrlich, die Altstadt ist ein einziges Architekturdenkmal. Der kurze Rückweg führt uns am Heiliggeisthospital aus dem Jahre 1254 vorbei. Unser Bus steht hinter der Domvorhalle, also quasi mitten im Kirchenschiff des im 19. Jh. abgerissenen Doms. Nach mehr als 2 Stunden Führung sind alle wieder froh zu sitzen. Manch einem tun die Füße weh.
18.30 Uhr : Alle haben sich etwas erholt und genießen das Abendessen, sowie den anschließenden Spinnstubenabend mit Anekdoten aus dem Harz und dem Alltagsleben vergangener Tage.

6. Tag. Köhlereimuseum, Heimreise
Um 10 Uhr besichtigen wir die Köhlerei in Hasselfelde. Die Führung geht eine knappe Stunde durch die frische Luft. Ein kleiner Kräuterschnaps, vom Gästeführer angeboten, wird dankend angenommen und wärmt die Gäste auf.
Das Museum ist im wesentlichen ein Freilichtmuseum mit einem kleinen Ausstellungsraum am Ende, und einem Verkaufsraum am Eingang. Trotz der Kälte ist es aber sehr informativ und gut gestaltet. Wir erfahren sehr viel über diesen ehemals so wichtigen Wirtschaftszweig im Harz, ohne den die Erzverhüttung nicht möglich gewesen wäre.
Gegen 11.30 Uhr treten wir endgültig die Heimreise an.
Die Rückreise verläuft planmäßig und ohne besondere Vorkommnisse. Unser Fahrer, Tibor Haideker bringt alle heil und gesund zurück. Eine erlebnisreiche Reise durch den weihnachtlichen Harz geht zu Ende. Von Gemütlichkeit bis Abenteuer, von Natur- bis Kulturerfahrungen war alles dabei. Eine Reise, die den Harz mit seinen Menschen,  Schätzen und  Sagen in einem ganz besonderen Licht strahlen lässt.
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

tatsachengetreu, wichtigste erfaßt, gut gefaßt außer der Weihnachtsfeier = geschönt, trotzdem insgesamt schöne Reise, gut organisiert, ein Erlebnis für uns, trotz des regnerischen Wetters.

Günther
30.01.2012

Herzlichen Glückwunsch! Feri

Molnár Ferenc
03.02.2012

Liebe Frau Heitzer, schon lange wollte ich Ihnen schreiben und mich für diesen umfangreichen, mit Bildern versehenen hervorragenden Bericht bedanken. Da steckt viel Mühe und Zeit drin. Vielen, vielen Dank. Haben Sie den zweiten Teil auch veröffentlicht? Ich hätte Interesse daran. Herzliche Grüße W.Witzschel.

Witzschel, Wolfgang
05.02.2012