Reisebericht: Rundreise durch Litauen im Baltikum – entspannt erleben

19.08. – 31.08.2011, 7 Tage Entspannte Rundreise Litauen mit Flug: Hauptstadt Vilnius – Wasserburg Trakai – Kaunas – Freilichtmuseum Rumsiskis – Fischerdorf Karkle – Klaipeda an der Memel – Ostseebad Palanga – Kurische Nehrung mit Nidden


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Busrundreise auf großer östlicher Ostseeumrundung: baltische Republiken einschließlich Gdansk, Königsberg, St. Petersburg; die baltischen Hauptstädte und die Kurische Nehrung sowie das Schloss des Kurländer Herzogs in Rundale




Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

19.08.2011 Anreise nach Danzig (Gdansk)

Erwartungsvolle Gäste am Morgen in Chemnitz und Dresden und schon konnte es ohne weitere Zustiegsorte  in zügiger Fahrt durch Brandenburg, Meck-Pomm, Vor- und Hinterpommern gehen . Im Raum Koszalin nahten Gewitterwolken, die dann aus den geplanten drei Stunden Fahrt vier Stunden machten. So mussten wir 8 km vor dem Hotelziel in Danzig noch die rechtlich erforderliche Ruhepause einlegen, um mit dem Fahrtenschreiberprotokoll nicht am kommenden Tag unsere Einreise nach Russland zu gefährden. Nach dem Abendessen hatte es sich ein wenig abgeregnet,  was uns einen schönen Bummel durch die abendliche Stadt mit wechselvoller Geschichte und historischer Altstadt rund um St. Marien ermöglichte.

20.08.2011 über Königsberg zur Kurischen Nehrung

Über alte ostpreußische Alleen gelangten wir über Frombork zur russischen Grenze.
Die Vorkontrolle ließ uns ein erstes Stündchen warten; die Hauptabfertigung war dann doch rühriger als erwartet. Über sturmzerzauste und abgebrochene lindenbesäumte Straßen gelangten wir in Nähe des Frischen Haffes nach Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg und zu dessen Dom.
Es war Sonnabend, neuvermählte Paare suchten die  Königsberger Dominsel auf, können aber bei Kühle und leichtem Regen kaum feiern, fotografieren und Schlösser an die Brücke als Zeichen langzeitiger Bindung hängen. Schade um manches tolle Brautkleid. Wir hatten es leichter und nach einem Bummel um den Dom herum, zu den Gräbern des Großvaters von Käthe Kollwitz und natürlich  zu Kants Grab konnten wir in den warmen Bus steigen.
Am Westrand der Stadt entdeckten wir bei unserer Stadtrundfahrt hundertjährige Villen, die uns durchaus an manches Stadtviertel in Erfurt oder Leipzig erinnerten.
Über den russischen Teil der Kurischen Nehrung ging es nach Litauen. Wer als Nehrung nur einen schmalen Damm zwischen Haff und See mit Sichten erhoffte, fährt ab Cranz durch tiefen Wald mit artenreichem Tierbestand. Langes Warten an der Grenze - Linienbusse haben Vorrang - und die Kühle des Abends verhinderten einen großen Bummel an Haff oder gar Ostsee nach dem Abendessen. Für Sonnenuntergang über der Ostsee war an diesem Tag ohnehin keine Chance.

21.08.2011 Kurische Nehrung – Klaipeda – Vilnius

Die Nehrung bei Sonnenschein! Hohe Düne: Blicke von der zweithöchsten Düne Europas nach Russland, auf das alte Kur- und Fischerdorf  Nidden und nun doch, dies- und jenseits auf die offene See und das Haff. In Nidden ließen wir uns die Flaggenzeichen  an den Häusern erklären, besuchten die Bernsteingalerie, wo wir mehr über die Vielfarbigkeit des Gintaras erfuhren und bummelten zum Sommerhaus des Nobelpreisträgers Thomas Mann.
Bei Schwarzort dann eine Runde über die Hügel zu den Hexen in Holz und für einige eine Kostprobe frischen Räucherfischs von Haff-Brassen und Barsch als Mittagssnack. In Klaipeda probierten wir es gleich mit dem Bus an Ännchen vorbei zu fahren, was sich aber als nicht so glücklich erwies - aber Andreas konnte seine Fahrkünste beweisen. Zu Fuß  erreichten wir Ännchen von Tharau am Brunnen in Klaipeda (Memel) dann doch. Das Singen des Liedes veränderten wir zu einem Hören von der CD im Bus.  Eine lange Busfahrt brachte uns an Kaunas vorbei nach Vilnius, wo wir im Hotel Congress am Fluss Neris Quartier nahmen.

22.08.2011 Vilnius und Trakai

Barockstadt und UNESCO-Weltkulturerbe bei grauem Himmel aber noch trocken. Zunächst ging es zur barocken Peter und Pauls Kirche mit vielhundertfacher figuraler Ausstattung. Mit dem Bus drehten wir  eine recht ungewöhnliche Runde auch durch die Unabhängige Republik von Vilnius. Unser Stadtbummel führte uns  dann vom Tor der Morgenröte zur russisch-orthodoxen Kirche, zum ehemaligen Rathaus und vorbei an der Universität und dem Präsidentenpalast bis zum Kathedralenplatz.
Trakai die einzige Wasserburg des Baltikums, einst Gründungsfeste des mächtigen litauischen Fürstentums, steht aus rotem Stein gemauert mitten im See. Der graue Himmel öffnete seine Schleusen während wir im Innenhof der der Burg standen.
Dem Regen widerstanden die meisten überdacht in Cafes in Ufernähe  bei Kibinai - einer Teigtasche der hier wohnenden Karäer.
Nach dem Abendessen im Restaurant Neringa bummelte ein Teil der Gruppe nochmals zum Kathedralenplatz um das Schattenabbild des Fürsten Gedeminas auf der Mauer der Unterburg im Dämmerlicht entstehen zu sehen.

23.08.2011 Berg der Kreuze – Schloss Rundale – Riga

Noch war es am Himmel  grau, als wir zum Berg der Kreuze aufbrachen. Mit einem kleinen Abstecher durch Sialiau  erreichten wir den Berg der Kreuze. Einst Symbol des litauischen Widerstandes und Wallfahrtsort droht die Stätte heute zu kippen in eine sinnentlehrte Ablegestelle für käuflich zu erwerbende Billigkreuze zwischen Business und Touristenevent.
In Lettland zog es uns zunächst nach Schloss Rundale; barockes Schloss des Herzogs von Kurland im 17. Jahrhundert. Bevor  wir die herrlich rekonstruierten Säle des Schlosses bewunderten,  genossen wir die Parkanlagen mit ihren beschnitten  Gehölzen, Sommerblumen und mehr als 2500  verschiedenen Rosenarten.
Im Feierabendverkehr erreichten wir über Bauska mit seiner Burgruine die Landeshauptstadt Riga an der Daugava und orientierten uns für erste abendliche Ausflüge in die Altstadt.

24.08.2011 Riga

Der Stadtbummel führte uns vom Schwarzhäupterhaus zur Peterskirche und weiter durch Gassen und Straßen der Altstadt zu den Häusern der Gilde, dem Schwedentor, dem Parlamentsgebäude, an Jugendstilgebäuden vorbei schließlich zum Dom.  Um 12 Uhr genossen viele ein kurzes Orgelkonzert im Dom. Ein Teil der Gruppe bummelte anschließend  gemeinsam am Freiheitsdenkmal vorbei zur Albertstraße mit den markanten Jugendstilgebäuden M. Eisensteins.
Am Nachmittag fand jeder Zeit, die Altstadt, das Jugendstilviertel, die Markthallen  oder die Aussichtstürme  der Stadt zu besichtigen.

25.08.2011 Riga  – Pärnu – Tallinn

Abschiednehmen von Riga im Bus bei Bachs Toccate und Fuge d-moll auf der Orgel des Rigaer Doms. Das Schengener Abkommen machte die Fahrt von Lettland nach Estland leicht. Bei herrlichem Sonnenschein begaben wir uns bei Ainazi auf die ostseenahe Küstenstraße, um unsere zeitige Mittagspause in Strandnähe in Kabli zu verbringen. Das  alten Seebad Pärnu lernten wir bei einer kleinen Stadtrundfahrt und der Gesundheitspause hinterm Kurhaus kennen,  bevor es auf alten Handelswegen zu einem weiteren Stern des Baltikum ging: Tallinn, das ehemalige Reval. Das Domina (?)-Hotel befindet sich in einer ehemaligen Gießerei unweit des dicken Margarethenturmes. Unser Stadtbummel führte uns von dieser Bastion durch enge Altstadtgassen zum Rathaus mit seinen Drachen als Wasserspeier und weiter in die Oberstadt mit Regierungsgebäuden und zu schönen  Ausblicken auf die Stadt sowie zum Dom. Ein kurzer Blick in den Dom mit seinen zahlreichen geschnitzten Wappen baltendeutscher Adelsfamilien war ein seltener Höhepunkt auf  Visiten in Tallinn. Eine gut rekonstruierte Stadtmauer umgibt die Altstadt als Symbiose alter Kaufmannshäuser, von  Barock-, Klassizismus- und Jugendstilgebäuden.
Abendlicher Ausklang dann im Peppersack und beim individuellen Bummel zum Hotel.

26.08.2011  Auf dem Weg nach St. Petersburg

An der Narwa stehen sich die alten Grenzfesten von Narwa und Ivangorod  gegenüber - gerad so spannungsgeladen, wie manche Beziehung zwischen Letten und Russen noch ist. Vor und zwischen den Burgen kam unser Drang nach Osten zum Stehen: als Passage kann man diesen Prozess kam bezeichnen; als „Wart (!) ung“ auch nicht … Nach der Grenzpassage stieg  Elena zu; sie zeigte uns den Weg zum Petersburger Hotel Moskwa am Alexander-Newski-Platz nahe der Newa.
Das Hotel erwies sich  als „Denkmal für den unbekannten Touristen“, aber wir fanden Zimmer auf langen Gängen, das hallige Restaurant, mancher gar einen Kellner, der ein Bier brachte und keinen direkten Kassenzugang hatte. (Der Sieg einer Gesellschaftsordnung über die andere zeigt sich an der Arbeitsproduktivität - hatten wir gelernt - und verloren.)  Einige Mutige schlossen sich zusammen, um mit der Metro dem Newski-Prospekt an der Kasaner Kathedrale, dem Palastplatz,  dem Newaufer, dem Ehernen Reiter und der Isaac-Kathedrale einen ersten Besuch abzustatten und sich vom Abendhimmel über“ Piter“  faszinieren zu lassen.

27.08.2011 Die Stadt der Zaren – Bernsteinzimmer

Elena geleitete uns über den Newski-Prospekt und entlang der Moika zunächst zur Blutskirche, dann zur Strelka, der Landzunge auf der Wassilewskiinsel und  zur beeindruckenden Isaac-Kathedrale. Auf diesem Wege bekamen wir einen kleinen Einblick in die russische Geschichte und die Bedeutung der verschiedenen Zaren und Fürsten für  das Russische Reich und St. Petersburg. Am Mittag dann Bummel auf der Peter und Pauls Kirche und zu den Grabstätten der Romanows.
Vom Winterpalais bis zum Schloss Katharinas in Zarskoje Selo sind es nur 25 km. Wir versuchten es über das Oktoberufer und den KAD, aber auch an diesem Tage war unsere Kutsche nicht viel schneller als die Troika  Katharinas. Rechtzeitig erreichten wir unsere vorgegebene Einlasszeit zur Besichtigung des Palastes - einem weiteren Juwel unserer Reise.
Das Bernsteinzimmer fügt sich ein in eine Reihe von Empfangsräumen; bewundernd standen wir vor 24-jähriger Rekonstruktionsleistung.
Vor dem Tore der Stadt in der alten Festung von Pawlowsk  genossen wir russisches Abendessen, Wodka, Wein und Folklore für Touristen. Das hatte durchaus seine Wirkung …
Zurück ging es dann über den Moskauer Prospekt mit viel Geschichte aus dem vergangenen Jahrhundert und rasanten Autofahrern („Jeder Russe will ein Schumi sein“).

28.08.2011 die Prunksucht des Zaren

Vorbei am Smolny gelangten wir zum Winterpalais. Das Audioguide ermöglichte uns einen umfangreichen Rundgang durch Prunksäle der Zaren, die italienische Sammlung und vorbei an vierzig Rembrandts.  Unsere  Besichtigung der Ermitage konnte uns dennoch nur einen kleinen Eindruck von der drittgrößten Kunstsammlung der Welt vermitteln.  Waren es die Italiener,  die Rembrandtsammlung, die Galerie der Generäle, die Impressionisten, die den größten Eindruck hinterließen oder doch „nur“ der Prunk der Säle?
Kann der Stern vom Katharinenpalast noch durch Peterhof übertroffen werden?
Diese Frage stellt sich mancher auf unsere Fahrt nach Petershof.  Bei herrlichem Sonnenschein wetteiferten wir mit tausenden Touristen um die beste Fotogelegenheit auf die wasserspeienden Goldfiguren im Park.
Ein warmer Sommersonntag ging zu Ende und Elena avisierte und den Beginn des russischen Herbstes für unsere Heimfahrt durch Karelien…

29.08.2011 Der Weg ist weit

Bis Helsinki sind es 400 km; außerhalb der Sommersaison nutzten wir Finnlines, die eher fahren und auch die Dauer der Grenzpassage ist immer schwer einzuschätzen. So entschlossen wir uns, bereits 6:00 Uhr zum Start. Völlig ungewohnt benötigten wir nur eine knappe Stunde für die Grenzpassage. Wir hatten einen guten Zeitpuffer,  so dass wir gelassen  auf die Dinge schauen konnten und uns einen Supermarktbummel in Finnland und einen kleinen Abstecher in die finnische Hauptstadt gönnen konnten.
Zeitiges Starten sicherte uns diesmal gute Plätze an der Reeling des Fährschiffes,  um das Auslaufen des Schiffes durch die Schären unter einem Regenbogen bei nachlassendem Regen zu verfolgen.
Von den Kabinen waren wir angenehm überrascht und ein leckeres Buffet krönte den Abend.

30./31.08.2011 Auf See und nach Hause

Windstärke 8 verwandelte das erwünschte mediterrane Flair einer Schifffahrt in einen recht skandinavischen Reiseausklang. Beim Blick auf  aufbrausende Wellen, hinüber nach Bornholm und Rügen konnten die meisten dennoch entspannen und manchen neuen Urlaubstraum entstehen lassen,  bevor wir in Travemünde zu traumloser Heimfahrt in die Busse stiegen und nach Hause gelangten.

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Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht. Wir hätten ihn nicht besser schreiben können. Wir möchten uns für die ausgezeichnete Reisebegleitung nochmals recht herzlich bedanken.

Wolf Klaus u.Barbara
15.09.2011