Reisebericht: Wandern durch die Provence in Frankreich

04.06. – 12.06.2016, 9 Tage Rundreise mit fünf Wanderungen – Aix–en–Provence – Verdon – Gordes – Avignon – Les Baux de Provence (47/40 Wanderkilometer)


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Die Provence, schon der Name lädt zum Träumen ein. Duftende Lavendelfelder, saftiges Obst, singenden Zikaden. Aber die Provence hat noch viel mehr zu bieten, wie zum Beispiel viele schönen Wanderwege, die wir während dieser Reise gelaufen sind.
Ein Reisebericht von
Sophie Hof
Sophie Hof

Anreise

Unsere Reise begann an einem Samstag früh in Dresden. Mit dem kleinen dunkelblauen Bus fuhren wir los Richtung Süden. Unserer Ziel des Tages: Archamps bei Genf. Nach und nach wurde unser Bus immer voller mit gut gelaunten Wanderern. Wir ließen Deutschland und die Schweiz hinter uns und erreichten unser Ziel am Abend. Am nächsten Tag sollte es weiter gehen. Wir fuhren nicht nur über die Autobahn, sondern nutzten wegen einer kleinen Umleitung auch die Gelegenheit, auf den Nationalstraßen zu fahren. Da wir so gut in der Zeit lagen, konnten wir in Mornas sogar einen Stopp einlegen und über den kleinen Flohmarkt flanieren bzw. zur mächtigen Burg hochlaufen. Die Aussicht von hier oben war grandios. Wir konnten von hier aus die Wahrzeichen der Provence sehen: den Mont Ventoux und die Dentelles de Montmirail.
Währenddessen, reiste der andere Teil der Gruppe mit dem Flugzeug an. Wir trafen uns alle zusammen gegen 19 Uhr zum Abendessen im Hotel.

Aix–en–Provence

Cézanne hat sie unzählige Male gemalt. Sie überragt die Stadt und ist das Symbol von Aix-en-Provence. Wer hat es noch nicht erraten? Es handelt sich um die Montagne Sainte Victoire. Mit Jean-Michel, unserem örtlichen Reiseleiter, starteten wir unsere Wanderung an der Barrage du Bimont. Die Talsperre wurde 1952 gebaut und in Betrieb genommen. Ihr Ziel: die Wasserversorgung der Stadt. Von dort aus nahmen wir den Sentier Imoucha. Der Wanderweg wurde nach dem Gründer des Vereins benannt, der sich um die kleine Kapelle am Gipfel der Sainte-Victoire kümmert. Hier begannen wir unseren Aufstieg. Durch die duftende und blühende Garrigue zeigte uns Jean-Michel viele Pflanzenarten, die typisch für den Mittelmeerraum sind, unter anderem Rosmarin, Zistrose und grüne Eiche. Nach fast 3 Stunden Aufstieg war es dann soweit: wir sind an der Gabelung mit dem Fernwanderweg angekommen und es ist Zeit unsere Mittagspause einzulegen. Bevorzugt wird heute ein Schattenplatz. Anfang Juni scheint die Sonne über der Provence schon warm und dieses Jahr sind die Temperaturen besonders hoch für diese Jahreszeit.
Nach der Wanderung ging es in die Universitätsstadt Aix-en-Provence, welche nichts von ihrem Glanz der Vergangenheit verloren hat. Die schönen „Hotels particuliers" im Quartier Mazarin zeigen, wie wohlhabend die Stadt einst war. Die Statue vom Graf René d'Anjou erinnert an den Mann, der viel für Kunst und Entwicklung seiner geliebten Stadt getan hat. Zum Stadtrundgang gehört heute auch die Verkostung einer typischen Spezialität: der Calisson: kandierte Melone mit Mandeln, auf einer Oblate, gedeckt mit einer Zuckerschicht. Richtig verführerisch!

Lavendel soweit das Auge reicht


Die Hochebene von Valensole ist vor Allem für ihren Lavendelanbau bekannt.
So stellt man sich die Provence vor: weite Lavendelfelder, die die Landschaft mit ihrer lila-blaue Farbe prägen. Aber - Jein. Schon der Tag zuvor hat uns gezeigt, dass die Provence noch andere Gesichter hat. Wir wanderten heute durch die Lavendelfelder bei Valensole und sahen diese im Anfang ihrer Blüte. Es ist schön zu sehen, wie die Landschaft von grün, langsam grau-lila wird und man schon ahnen kann, wie es in zwei Wochen hier aussehen wird. Einige Felder dufteten schon - Fast wie der gelbe Ginster, dem wir oft begegneten. Eines muss man trotzdem sagen: der Lavendel auf dem Plateau de Valensole ist zum größten Teil nicht der Lavendel, den sich jeder vorstellt. Es gibt insgesamt um die 150 Sorten Lavendel und die Sorte die wir hier sahen, ist der Lavandin, eine natürliche Kreuzung aus Echtem Lavendel (den wir alle kennen) und Speik-Lavendel. Der Duft vom Lavandin ist stärker als der des Echten Lavendels und es ist der, den wir in den kleinen duftenden Lavendeltütchen, die hier überall verkauft werden, finden. Er ist günstiger zu produzieren als Echter Lavendel, weil er intensiver und ergiebiger ist.
Nach der Wanderung geht die Reise weiter Richtung Verdon, wo wir noch an einer kleinen Boutique anhielten, um typisch provenzalische Produkte zu sehen und probieren. Natürlich gab es dort auch die Möglichkeit Lavendelhonig zu kosten. Moustiers Sainte Marie, der kleine Töpferort und eines der schönsten Dörfer Frankreichs, wurde danach angefahren, sodass wir das Dorf ein bisschen erkunden konnten, bis uns der Regen erwischte.

Das Luberon


Wegen des Unwetters im Verdon fand unsere nächste Wanderung im Luberon Gebirge statt. Start- und Endpunkt war das kleine Örtchen Sivergues am Ende der Straße. Hier leben nur um die 50 Einwohner, aber es strahlt im typischen provenzalischen Flair.Am nächsten Tag waren wir wieder im Luberon Gebirge aber dieses Mal ein bisschen weiter Richtung Avignon. Wir wanderten von der Abtei von Sénanque nach Gordes. Bevor es losging, schauten wir uns erst mal das Kloster an. Im Jahr 1148 gegündet beherbergt das Kloster heutzutage immer noch Zisterzienser Mönche. Diese leben unter anderem von der Landwirtschaft, vorrangig vom Lavandinanbau, was die Felder vor dem Kloster erklärt. Anschließend war Mittagszeit und wir aßen ein Picknick aus französischen Spezialitäten: Erdbeeren und Tomaten, pâté en croûte, roquefort, tome de montagne, Schokolade mit „Salzblume" und Vieles mehr.
Gut gestärkt wanderten wir in einem angenehmen Tempo die letzten paar Kilometer, die uns vom Dorf Gordes trennten. Auf dem Weg bekamen wir noch Bories zu sehen, große Bauten aus Trockenstein. In Gordes blieb uns dann noch Zeit, um in den kleinen Gassen zu flanieren und ein Lavendeleis zu essen, bevor es weiter nach Avignon ging.
In Avignon, der Stadt der Päpste, unternahmen wir einen kleinen orientierenden Spaziergang. Wir liefen von der berühmten Brücke, über den Papstpalast bis zum Place de l'horloge.

Les Baux und Saint Remy de Provence


Der Vormittag des heutigen Tages war ganz dem Ort Les Baux de Provence gewidmet. Zuerst besichtigten wir die Überreste der mächtigen Burg von Les Baux. Auf einem großen Felsplateau gebaut, hatte sie den Vorteil, dass die Burgherren ziemlich weit sehen konnten ohne sich vor Gefahren fürchten zu müssen, denn bei einer solchen Lage ist die Burg fast uneinnehmbar. Die Größe des Geländes zeigt auch wie mächtig die Herren von Les Baux waren, die immer mehr und mehr ländlichen Besitz wollten und sehr viel gegen ihre Nachbarn gekämpft haben. Dieses kriegerische Denken hat sie jedoch leider ihrem Untergang geweiht. Zwei Mal wurde die Burg zerstört, bis nur noch die Ruinen, die heutzutage noch zu sehen sind, übrig waren. Der Ort hat sich aber weiter entwickelt und strahlt heute als malerisches Dorf mit zahlreichen Boutiquen und Restaurants.
Am Nachmittag wanderten wir von der psychiatrischen Einrichtung von Saint Paul de Mausole, wo Van Gogh von 1889 bis 1890 interniert war, in die Alpilles. Diese Gebirgskette verdient ihren Namen. Sie ist zwar nicht so hoch, aber genauso steil und bergig wie die Alpen. Nach der Wanderung war ein Spaziergang in Saint-Rémy-de-Provence angesagt. In dem Städtchen begegneten wir mehrmals dem berühmten Nostradamus. Was jedoch keine Überraschung ist, da wir gerade in seiner Geburtsstadt waren. Wir verließen die Stadt als die Gendarmerie anfing mehrere Straßen zu sperren, denn an dem Abend sollte es eine Großveranstaltung geben und es waren Stierkämpfe geplant. Die Camargue ist nämlich nur wenige Fahrminuten entfernt.
Als krönenden Abschluss des Tages, fand heute das erste Spiel der Europameisterschaft statt und Frankreich gewann 2-1 ;-)

Rückreise


Am Samstagmorgen trennte sich die Gruppe. Die Fluggäste hatten noch ein bisschen Zeit in Avignon, bevor der Transfer nach Marseille kam. Die Busgäste fuhren schon früh los Richtung Norden für eine Zwischenübernachtung in Besançon. Leider war das Wetter regnerisch, aber man konnte trotzdem ein bisschen durch die hübsche Stadt spazieren.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei euch allen für die gute Laune und die tolle Stimmung bedanken. Ein großes Dankeschön auch an Lutz, der uns überall sicher hingebracht und abgeholt hat. Bleiben Sie gesund und reiselustig, ich hoffe wir sehen uns wieder bei der nächsten Frankreichreise.
A bientôt !
Ihre Sophie

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