Reisebericht: Rundreise Georgien – zauberhafter Kaukasus

25.09. – 08.10.2016, 14 Tage Rundreise Georgien und zauberhaftes Svanetien – Berge im Kaukasus, Wein in Kachetien und Erholung am Schwarzen Meer


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Mittendrin statt nur dabei waren die Eberhardt-Gäste auf dieser Reise in ein unbekanntes Land. Brot backen, Emaille-Schmuck anfertigen,Khinkali falten und die beliebte georgische Süßigkeit Tschurtschela zubereiten, waren einige Aktivitäten dieser Reise.
Aus der turbulenten Hauptstadt Tbilisi ging es ins Weinland Kachetien, durch die Steppenwüste bis zum Kloster David Garetscha, anschließend zum Kasbek, der seinen 5047 Meter hohen Gipfel in voller Pracht zeigte, weiter ins geheimnisvolle Swanetien mit seinen tausend Jahre alten Wehrtürmen. Am letzten Abend ein Spaziergang am Strand und der Sonnenuntergang am Schwarzen Meer - großartiger kann eine Reise kaum sein.
Doch beginnen wir von vorn:
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

1. Tag: Sonntag, 25.09.16 Reise nach Tbilisi

Seit Mitternacht sind die Ersten unterwegs. Treffzeit ist 5.05 Uhr Berlin Tegel. Das ist echt früh für einen Sonntag, an dem man eigentlich ausschlafen sollte. Aber, was soll's, nun ist es so. Pünktlich startet Turkish Airlines in Berlin und pünktlich kommen wir nach drei Stunden Flug in Istanbul an. Unkompliziert finden wir nach kurzer Wartezeit unser Gate und müssen jetzt Geduld haben. Verkürzt wird unsere Wartezeit durch die Aufmerksamkeit, die eine Gruppe Afrikaner auf sich zieht. In scheinbar endloser Schlange flanieren sie an uns vorbei. Fast alle sind vollständig in weiß gekleidet. Die Frauen tragen ihre Taschen, Beutel und sonst welchen Krimskrams auf ihren Köpfen und wir staunen mit offenen Mündern. Wie gesagt, es hört nicht auf. Die nächsten Frauen, die vorbeiziehen, haben wunderschön bestickte weiße Gewänder an, alles glitzert und glimmert. Trotzdem könnte es jetzt mal endlich losgehen. Und geht es auch. Schalter 302 statt 301 - egal. Noch ca. zwei Stunden und wir landen 17 Uhr Ortszeit in Tbilisi. Wir holen unsere Koffer vom Band, tauschen Euro in Lari und gehen mit Nadia, unserer örtlichen Reiseleiterin zum Bus. Schnell sind die Koffer verladen und wir fahren zum Hotel Astoria. Alle Zimmer befinden sich im dritten Stock. Sie sind ungewöhnlich groß und gemütlich ausgestattet. Es bleibt nicht viel Zeit zum Verweilen, denn um 18 Uhr treffen wir uns an der Rezeption, um zum Restaurant zu spazieren. Traditionelle georgische Speisen erwarten uns im Restaurant Arzafesha. Lecker. Anschließend fahren wir mit dem Bus zur Altstadt und mit der Seilbahn zur Narikala Festung. Die Festung wurde im 4. Jahrhundert erbaut und in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erweitert. Was wir heute sehen, stammt vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Inzwischen ist es dunkel und wir haben eine traumhafte Aussicht auf die beleuchtete Stadt. Auf dem Rückweg hält Wladko, unser Fahrer, an der Friedensbrücke, damit wir dort ein paar Aufnahmen machen können. Wie ein Bogen überspannt die wunderschön beleuchtete Brücke den Mkvari-Fluss. Sie ist 150 Meter hoch und wurde von einem italienischen Architekten gestaltet. Wir müssen uns beeilen, um unsere Fotos zu machen, denn wir stehen an einer stark befahrenen Straße, wo man eigentlich nicht halten darf. Dankbar, müde und zufrieden treffen wir im Hotel ein und begeben uns zur ersten Nachtruhe in Georgien.

2. Tag: 26.09.2016 Tbilisi – Emaille Workshop – Nabadi Theater

Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück im Hotel. Um neun starten wir unsere Stadtbesichtigung. Was wir geplant haben, wird gleich im Stadtzentrum von der Polizei über den Haufen geworfen wird, denn die Stadt ist voll, der Verkehr zu stark und wir dürfen nicht so fahren, wie wir wollen. Na gut, dann orientieren wir uns um, kein Problem. Am Lampenanzünder vorbei, dem wir unzüchtig an den Po fassen, kommen wir zur Sameba-Kathedrale. Diese wurde von 1995 bis 2004 erbaut und ist heute ein Wahrzeichen für Tbilisi. Wir erleben, wie Gläubige zum Gesangsbuch greifen und von Herzen kommend religiöse Verse darbieten. Wir besuchen die Antschischatikirche und die Zionskirche. Die Antschischatikirche, aus dem 6. Jahrhundert, ist das älteste sakrale Bauwerk der Stadt. 1755 wurde hier ein kirchliches Seminar eingerichtet. Gelehrt wurden u.a. Grammatik, Logik, Literatur, Mathematik und Physik. Die Zionskirche stammt ebenfalls aus dem 6. Jahrhundert und ist eine der heiligsten Stätten der georgischen Orthodoxen. Ganz in der Nähe befindet sich eine Bäckerei, in der ganz irdische Bedürfnisse befriedigt werden können. Überraschend ist für uns, auf welche Art und Weise hier das Brot gebacken wird. Der Ofen sieht aus wie ein runder Trog und der Bäcker verschwindet fast vollständig, wenn er sich in den Ofen beugt, um den Teig schwungvoll an die Ofenwand zu kleben. Wir kaufen mit Bohnen, Käse oder Fleisch gefüllte Teilchen, die wir im nahe gelegenen Park verspeisen. Noch einen Tee, Kaffee oder ein Bier und dann ziehen wir weiter. Die Metechi Kirche ist jetzt unser Ziel. Ein kleines verwittertes Mütterchen versucht uns erfolgreich Geld aus den Taschen zu ziehen. Der Hinweis von Nadia, sie möge uns nicht stören, bringt sie auf die Palme und sie ist kaum zu beruhigen. Die Metechi-Kirche gehörte einst zum Metechi-Schloss, das im 5. Jahrhundert auf Geheiß von König Wachtang errichtet wurde. In der Kirche, die aus dem 12. Jahrhundert stammt, beteten einst König Georg III. und seine Tochter Tamar. Nach der Besichtigung fahren wir in eine kleine Emaille Werkstatt, wo wir den Nachmittag bei einem Workshop verbringen. Wir lernen, wie kompliziert es ist, ein ganz winziges Schmuckstück aus Emaille anzufertigen. Auf der Arbeitsfläche liegen sieben A4 Blätter, für jeden eine Unterlage. Wir dürfen aus verschiedenen Formen jeder ein Exemplar auswählen, aus dem wir unser Schmuckstück herstellen wollen. Es sind kleine Alu-Plättchen, rund oder rechteckig mit unterschiedlichen Prägungen, die nachher das Muster ergeben. Mit schmalen dünnen Pinselchen nippen wir Farbe aus den Töpfchen, Gläschen und Tiegelchen, die sich ebenfalls auf dem Tisch befinden. Mit der Farbe werden die Hohlräume auf den Plättchen ausgefüllt. Das ist schwieriger als gedacht. Man muss ganz sauber arbeiten und es ziemlich fipslig. Dann werden unsere zukünftigen Schmuckstücke das erste Mal gebrannt. Hier schmurgelt die Farbe zusammen und wir müssen noch einmal auffüllen. Wieder gehen die Teilchen in den 800 Grad heißen Ofen. Mit einer Feile muss jetzt jeder sein Teil polieren, dann bekommen wir ein Band und können uns mit unserem selbst hergestellten Schmuckstück schick machen. Was für ein Spaß. Um ins Hotel zu fahren, ist die Zeit zu knapp. Deshalb fährt Nadia mit uns zur Rustaveli Ave. und zeigt uns hier noch die wichtigsten Gebäude. Halb sechs werden wir im Nabadi Theater erwartet. Zunächst gibt es einen kleinen Empfang mit Rotwein und Tschurtschela. Um sechs beginnt die Vorstellung. Außer uns ist noch eine Gruppe aus Australien zu Gast. Das Stück, das gespielt bzw. getanzt wird, erzählt die georgische Geschichte von der Erschaffung der Erde (Adam und Eva) bis heute. Die Kostüme sind toll und die Tänzer ausgezeichnet. Nach anderthalb Stunden sind wir von dieser anspruchsvollen Vorstellung ziemlich geschafft. Im Gabriadze Café lassen wir uns das Abendessen schmecken, bevor wir uns, ziemlich geschafft vom Tag, zur Ruhe begeben.

3. Tag: 27.09.2016 Mzcheta und Iagos Weinkeller

Nach dem Frühstück fahren wir kurz vor zehn zum Freilichtmuseum. Hier sind ca. siebzig Häuser aus ganz Georgien entweder originalgetreu auf- oder nachgebaut. Wir lernen die Unterschiede von Fatskha (einfache Hütte) über Jargvali und Sajalabo (Mittelklasse) bis zum hochwertigen Oda kennen. In den einzelnen Häusern erfahren wir, wo die Männer, Frauen und Kinder schliefen, wie und womit gekocht wurde und etwas über den Alltag des vergangenen Georgiens. Anschließend fahren wir zur Djvari-Kirche, die sich auf einem Vorsprung des Sagurani- Bergrückens befindet. Dies ist die erste Kuppelkirche Georgiens. Hier soll die Heilige Nino ein Holzkreuz errichtet haben. Vor, neben und hinter der Kirche halten sich viele Bettler und noch mehr Bettlerinnen auf. Die Priester bieten uns ein ungewöhnliches Schauspiel als sie versuchen, die ziemlich selbstbewussten und dreist auftretenden Damen zu verscheuchen. Nachdem wir ausgiebig den Blick über die zusammenfließenden Flüsse Kura und Arakwari genossen haben, führt uns der Weg zur nach Mzcheta zur Sweti-Zochweli-Kirche. Hier begegnen wir der Legende von Nino und der Königin Nana und dem Bau der Kirche aus sieben Bäumen. Außerdem besuchen wir das Grab der Sidonia, die mitsamt dem Gewand von Jesus in der Kirche begraben sein soll. Viele Gläubige aus aller Welt verehren diese Stelle. Am Eingang der Kirche wird gerade ein (ganz) junger Erdenbürger getauft, was wir neugierig aber diskret (soweit es geht) beobachten. Mzcheta überrascht anschließend mit einem interessanten Kunstmarkt, auf dem man neben den üblichen Souveniren, viele handgefertigte Waren kaufen kann. Der Markt mündet in einen Bäcker, wo wir uns, inzwischen recht hungrig, gut versorgen können. Nachmittags um drei werden wir auf Iagos Weingut erwartet. Bevor wir es uns beim Kaffee gemütlich machen können, werden wir zum Brot backen aufgefordert. Iagos hat einen traditionellen Ofen, bei dem (wie wir es in Tbilisi gesehen haben) die vorgefertigten Hefeteig-Teilchen an die Innenwand geworfen werden müssen und zwar so geschickt, dass sie kleben bleiben. Das ist nicht so einfach und manches unserer Brote landet am Grunde des Ofens und verbrennt. Die nächste Herausforderung folgt auf dem Fuße: das Zubereiten von Tschurtschela. Walnüsse, die auf einen Faden gefädelt sind, werden durch mit Mehl angedickten Wein gezogen und dann zum Trocknen aufgehängt. Gut, das war jetzt nicht so schwer. Anders sieht es beim Kinkhali Zubereiten aus. Hier müssen runde Teigplatten, auf denen ein Stück Hackfleisch liegt, zu kunstvollen Teigtaschen geformt werden. Das gelingt nicht wirklich jedem. Lustig ist es allemal. Jetzt präsentiert uns Iagos seine Grappa-Produktion. In einem abenteuerlich wirkenden Ofen werden auf zauberhafte Weise Weintraubenreste in Schnaps verwandelt. Dieser hat 45% und räumt den Magen ordentlich auf. Jetzt dürfen wir an den gedeckten Tischen Platz nehmen und werden mal wieder rundum kulinarisch verwöhnt. Wir sind noch beim Schlemmen, als vier junge Männer auftauchen, sich vor unseren Tischen platzieren und anfangen zu singen. Mit kurzen Pausen unterhalten sie uns so den ganzen weiteren Abend. Zum Nachtisch gibt es frisch geerntete und überaus leckere Weintrauben, bevor wir uns (voll beladen mit weiteren beeindruckenden Erlebnissen) auf den Rückweg ins Hotel machen.

4. Tag: 28.09.2016 Weinland Kachetien

Wir starten um neun. Circa zweihundert Kilometer Fahrstrecke haben wir heute vor uns. Hört sich nicht viel an für einen ganzen Tag, wird sich aber ganz schön hinziehen. Erst gegen Mittag treffen wir in Zinandali (Tsinandali) ein. Wir besuchen das Tschavtschavadse-Museum. Vor dem ehemaligen Landsitz des Fürsten Alexander Tschavtschavadses befindet sich ein Park, der wie eine englische Gartenanlage gestaltet ist. Durch das Museum führt uns eine gestrenge Dame, die uns bei jedem Ausstellungsstück erläutert, was Original ist und was restauriert und wo sich in letzterem Fall das Original befindet. Fotografiert werden darf nur auf dem Balkon, in den Zimmern ist es verboten. Nach der Besichtigung werden wir zu einem Glas Weißwein eingeladen, eine Flasche zu kaufen würde 30 Lari kosten. Im Garten sitzt es sich anschließend gemütlich und bevor wir aufbrechen, schlängeln wir uns durch den Irrgarten, der seinen Namen nicht wirklich verdient, und befestigen bunte Bänder am Glücksbaum. Mögen alle Eure Wünsche in Erfüllung gehen. Da es in dem Café nichts zu essen gibt und wir schon richtig hungrig sind, sucht uns Nadia in Telavi einen Bäcker. Der nächste Besuch gilt einem Elektrogeschäft, da wir dringend Batterien für Hermannbenötigen. Als auch das erledigt ist, stoppen wir an einer 700 Jahre alten dicken Platane, die wir ausmessen, in dem wir versuchen, einen geschlossenen Kreis um sie herum zu bilden, was uns auch gelingt. An dem Kunstwerk Schnecke der Zeitmaschine legen wir einen weiteren Fotostopp ein. Leider sind die schönen alten Glasbilder dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Unser Weg führt uns in das Kloster Ikalto. Es wurde von Senon, einem der dreizehn syrischen Mönche im 6. Jahrhundert gegründet. David der Erbauer ließ im 12. Jahrhundert eine Akademie einrichten. Wir besichtigen die Hauptkirche Periszwaleba, wo sich das Grab des Heiligen Senon befindet, die Sameba-Kirche (Dreifaltigkeitskirche) und die Allerheiligenkapelle. Letzte Besichtigung für heute: die Alawerdi Kathedrale. Am Eingang gibt es braune Tücher, die sich die Frauen als Rock umwickeln müssen, für Männer mit kurzen Hosen gibt es Schlupfhosen - äußerst attraktiv . Im 11. Jahrhundert, als die Kathedrale erbaut wurde, war sie mit 56 Metern Höhe das höchste Gebäude Georgiens. Heute ist der 28. September, der Tag an dem die Grundsteinlegung erfolgt sein soll. Das bedeutet, hier findet ein Fest, die Alwerdoba statt. Aus diesem Anlass haben sich hier viele Menschen, vor allem Familien zusammengefunden. Parallel dazu findet die Weinlese statt, die zu weiteren festlichen Aktivitäten führt. Wir fahren jetzt zum Lopota See, wo uns das Lopota Resort in traumhafter Lage mit fast luxuriösem Ambiente erwartet. Vor dem Abendessen sind wir zu einer Weinverkostung eingeladen, wir müssen nicht mal laufen, sondern ein kleiner Elektrobus bringt uns in den Weinkeller und zurück zum Restaurant. Wir haben All inklusive, was bedeutet, wir können uns am Buffet bedienen. Alkoholische Getränke sind jedoch extra zu bezahlen.

5. Tag: 29.09.2016 Besuch in Schilda – David Garedscha – Bootsfahrt auf dem Mtkvari Fluss

Im Lopota Resort ist Erholen angesagt. Das bedeutet für uns, Frühstück gibt es erst halb neun. Also können wir erst halb zehn losfahren. Dieser Plan geht nicht auf, denn unsere Koffer, die freundlicherweise gebracht werden sollen, kommen erst 20 Minuten später. Wir haben einiges vor. Bei Gremi legen wir den ersten Fotostopp ein. Viel weiter kommen wir nicht, denn kurz darauf kommen wir an Schilda vorbei, dem Heimatdorf von Nadias Eltern. Sofort haben wir die Idee, dort vorbeizufahren. Nadia zögert erst - der Tagesplan gerät ins Wanken - dann aber biegen wir ab und fahren direkt nach Schilda. Nadia hat ihre Eltern informiert und wir werden herzlich empfangen. Zunächst dürfen wir den Weinkeller anschauen, in dem auf traditionelle Weise Wein hergestellt wird. Dieser fließt später reichlich im Garten. Außerdem werden wir mit frischem Schoti (Brot), ebenfalls traditionell gebacken, mit Schafskäse und Gewürzgurken verwöhnt. Wir bedanken uns mit kleinen Geschenken, die wir zum Glück dabeihaben. Den ganzen Vormittag verbringen wir bei schönstem Sonnenschein im Garten von Nadias Eltern. Es ist einfach urgemütlich. Zum Abschied gibt es einen Schnaps, dann müssen wir aber los. Jetzt liegt eine lange Autofahrt vor uns. Erst um halb vier kommen wir in David Garedscha an. Hinter uns liegt eine Fahrt durch die unvergleichliche Steppenwüste an der Grenze zu Aserbaidschan. In David Garedscha besuchen wir die Kirche, sehen die Wohnhöhle und das Grab von David dem Mönch. Nun geht es zurück nach Tbilisi. Unser Abendessen nehmen wir auf einem Boot bei einer Fahrt auf dem Mkvari-Fluss ein. Noch einmal können wir die zauberhafte Stadt Tbilisi im Dunkeln bewundern, diesmal von Wasserseite aus.

6. Tag: 30.09.2016 Georgische Heerstraße – Kreuzpass – Kasbek

Nach der inzwischen üblichen Frühstückszeit um acht, starten wir um neun in den neuen Tag. Heute fahren wir entlang der Georgischen Heerstraße bis in den Großen Kaukasus nach Gudauri. Unseren ersten Fotostopp legen wir am Shinwali Stausee ein. Etwa eine Stunde später besuchen wir die Festung Ananuri. Von hier aus konnten die Fürsten von Aragwi das unten liegende Tal beobachten. Mehrfach wurde die Burg belagert und keiner der Fürsten starb eines natürlichen Todes. Durch die traumhafte Berglandschaft windet sich unser Bus die Serpentinen bis auf 2395 Meter hoch. Hier erreichen wir den Kreuzpass. Freundlicherweise wurde direkt am Gipfel ein Kreuz aufgestellt, damit kein Reisender die Stelle verpasst. Ganz in der Nähe befindet sich ein Friedhof, der in Erinnerung an deutsche Kriegsgefangene angelegt wurde. Gegen Mittag erreichen wir Gudauri. Wir rasten im Smart-Markt, um etwas zum Mittag zu Essen und in der Hoffnung auf eine Toilette. Leider ist diese nicht intakt und wir beschließen, aus jenem Grund, unser Hotel bereits jetzt aufzusuchen. Jedoch scheitert auch dieser Versuch, denn die Straße, die zu unserem Hotel führt, ist von einem störrischen Bauarbeiter belegt, der nicht bereit ist für uns Platz zu machen, wir könnten in etwa einer Stunde damit rechnen. Nun, wir haben noch einiges vor, also fahren wir unverrichteter Dinge weiter. Wir erreichen das Denkmal, das 1983 in Erinnerung an die Jahrhunderte lange Freundschaft zwischen Georgien und Russland erbaut wurde. Auf einem Mosaikrondell wird die Geschichte erzählt. Bilder, die an realistische Ereignisse erinnern, mischen sich mit Märchen zu einem bunten Reigen. Außerdem bietet sich hier eine fantastische Aussicht auf die Berge. Für uns geht die Fahrt weiter nach Stepansminda. Wir haben vor, zur Dreifaltigkeitskirche Zminda-Sameba zu wandern. Schon im Vorfeld war klar, dass das nicht alle schaffen werden. Also haben wir bereits besprochen, dass wir für die Nicht-Wanderer einen Jeep bestellen. Wir benötigen zwei Autos, denn nur vier tapfere Wandrer finden sich. Während es sich die Nicht-Wanderer in einem Café gemütlich machen, werden die Aktiven zum Ausgangspunkt der Wanderung gefahren. Anschließend kommen die Autos zurück und sammeln den Rest der Gruppe ein. Über Stock und Stein führt der Weg steil bergan. Diese Straße ist gewiss nicht für Autos angelegt. Eigentlich könnte man auch laufen, denn viel schneller kommen die Autos auch nicht voran. Etwa nach zwei Dritteln des Weges treffen wir auf die Wanderer, die mehr oder weniger glücklich ins Auto schlüpfen. Zum Wandern ist der Weg wahrlich nicht mehr geeignet. Die Anzahl der Autos ist größer als die der Wanderer und so müssen diese ständig Platz machen und außerdem in Kauf nehmen, von großen Staubwolken umgeben zu sein. So macht wandern keinen Spaß. Ordentlich durchgerüttelt erreichen wir den Gipfel. Nur noch ein kleines Stück zu Fuß und wir haben die Zminda-Sameba-Kirche erreicht. Zur Besichtigung müssen wir uns wieder mit einer Schürze bekleiden und das Haar bedecken. Wieder sind die Wände weiß gekalkt und von den Jahrhunderte alten Fresken nichts mehr zu sehen. Die Russen haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Wände sind schwarz vom Ruß der Kerzen, die die Gläubigen während der Sowjetzeit heimlich angezündet haben. Da es keine Kerzenständer gab, haben sie die Kerzen an den Wänden angezündet, diese Spuren sind in allen Kirche zu sehen. Wir lassen uns wieder nach Stepansminda fahren, über den gleichen unbefestigten Weg. Hier erwartet uns ein unheimliches Glück. Der Kasbek hat die Wolken weggeschoben und zeigt sich uns in voller Pracht. Was für ein Anblick. Allein dafür hat sich die Fahrt hierher gelohnt. Nun fahren wir zurück nach Gudauri. Entlang der Straße stehen hunderte LKWs, die die Grenze nach Russland passieren wollen. Die Georgische Heerstraße ist immer noch ein wichtiger Handelsweg. Die Straße zu unserem Hotel ist frei. Das Hotel Alpina ist eins von zwei Hotels in Gudauri, das im Sommer geöffnet hat. Im Erdgeschoss befindet sich eine kleine Bar, an der es wohlschmeckendes Bier gibt. Wir sind die einzigen Gäste heute hier. Das Restaurant ist im Keller, heute gibt es Kartoffeln und Hähnchen. Nach dem Abendessen sitzen wir noch in gemütlicher Runde beisammen, bevor wir uns zur Nachtruhe begeben. Es ist kalt, wir sind in einem Bergdorf und ein paar Wenige, die nachts den Blick nach draußen wagen, sehen den ersten Schnee.

7. Tag: 01.10.2016 Gori – Geburtsort von Stalin – Höhlenstadt Uplisziche – Khinkali

Nach einem kleinen, aber ausreichendem Frühstücksbuffet fahren wir nach Gori, in die Geburtsstadt von Stalin. Dieser wird hier immer noch verehrt, was man an großen Plakaten in der Stadt sehen kann. Zuerst besuchen wir das Stalin-Museum, nicht alle möchten das, es besteht auch die Möglichkeit, sich im Städtchen umzusehen. Das Museum verteilt sich auf zwei Etagen. Stalins Kindheit wird dargestellt, Bilder von seinen Eltern und seinen Mitschülern. Dann seine Entwicklung zum Revolutionär, der mehrmals eingesperrt war und immer wieder entkommen konnte, weiter bis zum und während des Großen Vaterländischen Krieges. Immer wieder wird dargestellt, welche Leistungen er erbracht hat. Wenn man nicht wüsste, für welche Verbrechen er verantwortlich ist, hier würde man es nicht finden. Nadia führt uns in einen kleinen Raum, den das Museumspersonal nicht gern zeigt. Hier sind die Kleidung einer erschossenen Familie und eine Gefängniszelle zu sehen, ein minimaler Einblick in das Böse, das Stalin verursacht hat. Hinter dem Museum befindet sich das Geburtshaus Stalins, das nur von außen zu besichtigen ist. Man sieht, dass er aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Den Abschluss der Besichtigungen bildet ein Eisenbahnwagon, der ebenfalls nicht übermäßig reich ausgestattet, dafür aber gepanzert ist. Stalin wird schon gewusst haben, warum. Wir wenden uns jetzt wieder den Problemen der Gegenwart zu, denn wir brauchen Briefmarken und die gibt es nur bei der Post. Wofür aber braucht man Briefmarken, wenn man noch nicht einmal Postkarten hat? Auch dieser Frage müssen wir uns widmen. Alles klärt sich in Uplisziche, wo es einen Souvenirladen gibt, der auch Postkarten und Briefmarken im Angebot hat. Nachdem das geklärt ist, können wir uns der Besichtigung von Uplisziche zuwenden. Wir befinden uns in einer Höhlenstadt aus dem 16. bis 15. Jahrhundert v. Chr., die teilweise sogar älter sein kann, wie vermutet wird. In den Fels sind Höhlen gehauen, die verschiedene Bedeutung hatten. Es gibt ein Theater, eine Apotheke und auch Gefängniszellen. Es ist nicht unkompliziert, sich von Höhle zu Höhle zu hangeln und das Ganze auch wieder zurück. Wir belohnen uns mit Eis und/oder Bier, je nachdem wonach einem nach der ganzen Kletterei so der Sinn steht. Wir steigen in unser Auto und fahren ca. eine Minute, bis wir wieder aussteigen. Unser Restaurant, in dem wir zu Kinkhali und Weindegustation eingeladen sind, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Höhlenstadt. Und warum sind wir nicht gelaufen? Weil im Programm steht: anschließend fahren Sie... Naja, so ist das eben. Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen und reichlich Wein genossen haben, können wir die nächsten drei Autostunden glatt verschlafen. Am Abend kommen wir in Kutaisi an und halten am nächsten Restaurant, wo es schließlich Abendessen gibt. Das Restaurant Dzveli Imereti besteht aus mehreren kleinen und großen Räumen, die von Familien oder Gruppen genutzt werden können. In unmittelbarer Nähe von unserer Verköstigung, feiert eine mindestens zweihundert Köpfe fassende Familie. Wir denken, es ist eine Hochzeit, aber nein, es ist nur eine Taufe. Egal, Georgier nutzen jede Gelegenheit zu feiern. Für uns ist es jetzt genug, wir müssen ins Bett und uns von der Völlerei erholen. Diese Absicht macht eine Gruppe Jugendlicher sowie ein Fahrstuhl zunichte. Wenn der Fahrstuhl fährt, wackelt das ganze Haus und wenn der Fahrtsuhl nicht fährt, toben die Jugendlichen, sodass wir bis weit nach Mitternacht kein Auge zu machen.

8. Tag: 02.10.2016 Kutaisi

Etwas zerknirscht ob der durchwachten Nacht treffen wir uns beim Frühstück. Doch die Sonne lacht, der Himmel ist strahlend blau und unsere Stimmung bald wiederhergestellt. Wir fahren zur Bagrati Kathedrale. Hier wurde König Dawid der Erbauer 1089 gekrönt. Gemeinsam mit seinem Adoptivsohn Bagrat III. entwickelte er Kutaisi zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Georgiens. Während unseres Besuches in der über tausend Jahre alten Kathedrale findet ein Gottesdienst statt. Anwesend ist der Erzbischof von Imeretien. In der Mitte befindet sich eine Ikone und ein Schrein mit kostbaren Reliquien (ich habe hineingeschaut, es sind tatsächlich Knochen da drin). Nadia sagt, dass dieser Reliquienschrein von Kirche zu Kirche weitergegeben wird. Wir fahren weiter zum Kloster Motsameta. Hier befinden sich die sterblichen Überreste zweier Fürstensöhne, David und Konstantin Mcheidse. Als im Jahre 735 die Araber Georgien überfielen, sammelten David und Konstantin Streitkräfte um sich, verloren aber den Kampf. Unter Murwan dem Tauben, wegen seiner Grausamkeit so genannt, wurden die beiden gefoltert und ihre Leichen, mit Steinen beschwert, in den Fluss geworfen. Der Legende nach fiel in der Nacht ein heller Schein auf den Fluss und Dorfbewohner konnten die Toten bergen. Auf dem Berg, in der Maria-Verkündigungskirche, wurden seitdem ihre Leichname aufbewahrt. In einem goldenen Sarg mit einem gläsernen Deckel kann man ihre Köpfe sehen. Gläubige, die sich etwas wünschen wollen, kriechen unter dem Altar durch einen kleinen Tunnel und küssen dann den gläsernen Deckel. Selbst Nadia unterzieht sich dieser Prozedur. Noch einmal sechs Kilometer weiter befinden sich das Kloster und die Akademie von Gelati. Die Anlage besteht aus mehreren Gebäuden. In der Muttergotteskirche befindet sich die einzig erhaltene Darstellung von König David dem Erbauer, der in den Jahren 1106 bis 1125 für die Errichtung der Kirche und der Akademie sorgte. Sein Grab befindet sich ebenfalls hier. Auf seinen Wunsch wurde es so angelegt, dass Besucher der Anlage über sein Grab gehen konnten. Unser Kulturprogramm für heute ist beendet. Wir schlendern noch über den Bauernmarkt von Kutaisi, dann kann jeder seiner Wege gehen. Bei 26 Grad Außentemperatur lädt Kutaisi zum Verweilen ein. Das Abendessen nehmen wir im Café Palati ein. Über eine Hintertreppe werden wir hineingeschleust. Für uns ist ein großer Tisch reserviert, aber es sind auch noch andere Gäste da. Das bemerken wir vor allem deshalb, weil bereits servierte Salate wieder abgeräumt werden, da sie an einen anderen Tisch gehören. Schlimm ist das nicht, denn wir bekommen eine große Auswahl von schmackhaften georgischen Gerichten. Nachdem wir mal wieder voll genudelt sind, bringt uns Mamuka mit dem Bus ins Hotel. Die Jugendgruppe ist zum Glück ausgezogen, so dass wir eine ruhige Nacht verbringen können.

9. Tag: 03.10.2016 Fahrt nach Swanetien

Bevor wir uns auf den Weg nach Mestia machen, besichtigen wir das Parlamentsgebäude in Kutaisi. Von außen, hinein dürfen Besucher nicht. Entweder die Politiker tagen, dann geht es nicht oder sie tagen nicht, dann geht es auch nicht, weil das Gebäude geschlossen ist. Von außen sieht es wie eine überdimensionale Schildkröte aus. Na hoffentlich steht das nicht symbolisch für die Schnelligkeit, mit der georgische Parlamentarier Beschlüsse fassen. Nun aber fahren wir nach Swanetien. In Zugdidi legen wir eine Pause ein. Zum Füße vertreten und ähnliches. Am Enguri-Staudamm halten wir, um zu fotografieren. Am späten Mittag stärken wir uns bei einem Picknick. Es gibt Brot und Käse, Tomaten und saure Gurken und guten Rotwein von Nadias Eltern. Jetzt ist ein Nickerchen angesagt. Als wir ausgeschlafen haben, sind wir bereits im Großen Kaukasus. Majestätisch erheben sich die Bergen, auf deren Gipfeln bereits Schnee liegt. Bald schon zeigen sich die ersten Wehrtürme, für die Swanetien bekannt ist. Wir fahren durch das Zentrum von Mestia, denn unser Hotel Banguriani befindet sich etwas außerhalb. Wir werden in nebeneinanderliegenden Cottages untergebracht. Jedes Zimmer hat einen Balkon mit Blick auf die Berge des Kaukasus und auf die beeindruckenden Wehrtürme.

10. Tag: 04.10.2016 Mestia, Zuruldi und swanische Folklore

Wie immer beginnen wir unser Programm um neun. Wir fahren erst ein Stück bis nach Mestia. Von dort wollen wir zu Fuß zum Museum laufen. Unterwegs kommen wir an einem Wehrturm vorbei, den man besichtigen kann. Von außen führt eine steile Treppe in die erste Etage, von dort geht es über steile Leitern weit nach oben. Nur ein paar Abenteuerlustige trauen sich, den Turm zu besteigen. Als alle wieder heil unten angekommen sind, setzen wir unseren Weg zum Museum fort. Dieser führt steil bergan und schon schnell müssen wir Einheimische bitten, einige von uns mit dem Auto hochzufahren. Wir besuchen ein Matschubi, ein traditionelles swanisches Wohnhaus. Wir müssen darauf warten, dass die Besitzerin uns einlässt. Als sie kommt, entpuppt sie sich als resolute Person, die darauf besteht, dass sie nur russisch spricht und entweder wir verstehen das oder nicht. Mamuka reicht dieser Auftritt recht schnell und er sagt zu Nadia auf Georgisch, lass uns zu Chergiani gehen, dort ist es viel besser. Wie eine Furie geht die Russin auf ihn los, da sie doch etwas georgisch versteht und nun beleidigt ist. Nachdem sie dann Nadia nochmal den Eintrittspreis um die Ohren gehauen hat und von uns wissen will, ob wir nun das Museum besichtigen wollen oder nicht, gewährt sie uns gnädiger Weise Einlass. Im Museum beruhigt sie sich dann und erklärt uns alles ausführlich und für ihre Art vielleicht sogar etwas freundlich. Wir verabschieden uns und fahren nun zum Chergiani-Museum, das ebenfalls auf unserem Programm steht. Hier werden wir von einem Neffen des berühmten Bergsteigers sehr freundlich empfangen. Chergiani war bis 1969, das Jahr in dem er tödlich verunglückte, einer der berühmtesten Bergsteiger der Welt. Im Erdgeschoss ist noch einmal die Ausstattung eines swanischen Wohnhauses zu sehen, im zweiten Stock wird über das Leben von Chergiani berichtet und in der dritten Etage befindet sich ein Sammelsurium an Geschenken, die der Bergsteiger zu Lebzeiten erhalten hat. Nun ist es Zeit fürs Mittagessen und wir kehren im Zentrum von Mestia in ein kleines Restaurant ein. Die lauen Temperaturen erlauben es, dass wir draußen sitzen. Zwischendurch bleibt Zeit, Königin Tamar zu fotografieren, für die auf dem Hauptplatz eine umstrittene Statue errichtet wurde. Der Hauptplatz ist umgeben von leerstehenden Gebäuden, die dem Verfall preisgegeben sind. Diese Häuser wurden auf Geheiß von Präsident Sakaschwili errichtet, der Mestia als ganzjähriges Ferienzentrum gestalten wollte. Als Mittel zum Zweck wurden dafür Familien enteignet, die auf dem Grund und Boden lebten, der für die Umgestaltung benötigt wurde. Einen Nachweis, dass ihnen der Boden gehört, hatten die Familien nicht, denn die Grundstücke wurden seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitervererbt und wenn sie den Besitzer wechselten, so geschah dies per Handschlag. Erst 2008 wurden zum ersten Mal Grundstücke in ein Grundbuch eingetragen. Dabei stellte es sich heraus, dass es nicht eine einzige Besitzurkunde gab. Niemand verstand den Sinn dieser Eintragungen und viele Familien konnten sich dies einfach finanziell nicht leisten. Den Nachmittag verbringen im Skigebiet Hatsvali. Mit dem Sessellift fahren wir bis auf 2100 Metern Höhe, wo wir im Café Zuruldi die traumhafte Aussicht auf die unglaubliche Bergwelt genießen. Der Himmel ist blau, die Wälder bunt und auf den Bergspitzen glänzt der weiße Schnee. Wir sind in einem kleinen Paradies. Ins Hotel zurückgekehrt, erwartet uns nach einem erfrischenden Bierchen, die Vorführung einer Folklore-Gruppe. Sechs Männer erfreuen uns mit Liedern, die es schon seit Jahrhunderten gibt. Sie stellen uns typische swanische Musikinstrumente vor und es wird getanzt und gelacht. Mit Yesterday von den Beatles, gelingt es ihnen, sogar uns zum Mitsingen oder zumindest Mitsummen anzuregen. Zu Gast ist außer uns noch ein Pärchen, eine georgische Frau und ein ukrainischer Mann, die sich ebenfalls mit zwei Liedern am Programm beteiligen. So geht ein weiterer wunderschöner Tag zu Ende.

11. Tag: 05.10.2016 Ushguli

Der Weg ist nicht weit. Nicht mal fünfzig Kilometer. Aber die haben es in sich. Wir sind unterwegs im wilden Kaukasus. Heute haben wir drei Jeeps gemietet. Unter Jeep sind hier eher Kleinbusse zu verstehen, die es schaffen, völlig unbefestigte Straßen zu bewältigen. Der Himmel ist wieder strahlend blau und der Ushba zeigt sich in voller Pracht. Der Ushba gehört mit 4737 Metern zu den höchsten Bergen Georgiens. Natürlich halten wir für einen Fotostopp. Allerdings müssen wir dafür eine freie Stelle suchen, denn wir sind nicht die einzigen Fotowütigen, die heute unterwegs sind. Als nächstes halten wir am Turm der Liebe. Dieser steht direkt am Fluss und man muss einen Lari Eintritt bezahlen, wenn man ihn besteigen will. Den Turm umgibt eine traurige Legende. Ein Junge aus armen Hause verliebt sich in ein Mädchen reicher Eltern. Diese billigen die Liebe nicht. Die jungen Menschen verabreden sich an jenem Turm, um zu heiraten. Die Eltern des Mädchens bekommen davon Wind und lassen den Jungen ermorden und in den Fluss werfen. Das Mädchen wartet und wartet auf den geliebten Mann in dem Turm - bis zu ihrem Tod. Nachdem wir zwar nicht den Turm bestiegen haben, kaufen wir wenigstens ein paar Bergkristalle, die der Turmwächter anbietet und somit hat auch er doch noch etwas von unserem Besuch. Wir fahren weiter bis zu St. Barbaras Kirche. Die Kirche ist aus dem 8. Jahrhundert mit uralten Fresken, wahrscheinlich aus dem 13./14. Jahrhundert. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Hostel, das von seltsamen Leuten betrieben wird. Ein altes Pärchen sitzt hinter dem Haus und schaut in die Sonne. Ein zahnloser alter Mann schaltet uns das Licht im Kirchlein an und verkauft Bergkristalle. Eine blonde Furie schimpft mit ihm und verhält sich auch sonst ungewöhnlich. Aber sie lässt sich geduldig von uns ausfragen. Das Sommergeschäft ist vorbei und die Vier sind die Einzigen, die den Winter in dem Haus und in dem Dorf verbringen werden - die Ärmsten. Mehr als ein paar Kugelschreiber habe ich leider als Geschenk nicht dabei. Wir fahren weiter. Gegen Mittag erreichen wir Ushguli, das höchst gelegene ganzjährig bewohnte Dorf Europas auf 2200 Metern Höhe. Wir besichtigen eine von sieben Kirchen, die Lamaria aus dem 12. Jahrhundert, wieder mit schönen Fresken geschmückt. Dann ist es Zeit einzukehren - in die höchst gelegene Kneipe Europas. Es gibt georgische Speisen und georgisches Bier in Zwei-Liter-Flaschen. Nachdem wir uns gesättigt und einige die Umgebung erkundet haben, machen wir uns auf den Rückweg. Gegen 17 Uhr sind wir zurück im Hotel.

12. Tag: 06.10.2016 Programmänderung – Picknick im Kaukasus


Die Koruldi-Seen können wir nicht anfahren. Die Straße ist nach einem Unwetter nicht befahrbar und wir müssen unser Programm ändern. Wir fahren in ein weiteres swanisches Dorf, nach Mulakhi. Wir spazieren entalng der ärmlich wirkenden Häuser, vorbei an Ruinen von Wehrtürmen und wieder zurück zum Dorfplatz. Hier kommen wir mit Dorfbewohnern ins Gespräch. Wir erfahren, dass von ursprünglich 52 Familien nur noch 21 hier leben. Gisela versucht, einerr Frau, die durch eine Haustür linst, ein Geschenk zu machen. Aber diese ist zu scheu und öffnet, trotz energischen Klopfens, die Tür nicht. Wir fahren zurück nach Mestia. In unserem Restaurant, wo wir fast schon Stammgäste sind, verbringen wir ein Päuschen. Nadia und Mamuka haben inzwischen Schaschlik besorgt. Wir fahren auf einen Hügel zu einem Picknickplatz. Mamuka brät das Fleisch auf dem Feuer. Fleißige Hände säubern und decken inzwischen den Tisch. Brot, Käse, Gurken, Sekt und Bier. Dazu den frisch zubereiteten Schaschlik - das Leben kann nicht schöner sein. So verbringen wir unseren letzten Tag im Kaukasus. Am Abend fährt uns Mamuka nach Mestia. Wir wollen einen Abschiedsdrink nehmen. Aber alle Kneipen sind voll. Überall junge Leute, die die Restaurants bevölkern. Bevor wir aufgeben, gelingt es uns doch noch, eine Einkehrmöglichkeit zu finden. Im OLD HOUSE lassen wir es uns noch einmal gut gehen, bevor wir uns zur letzten Nachtruhe im Banguriani niederlassen.

13. Tag: 07.10.2016 Fahrt ans Schwarze Meer

Heute heißt es, früh aufstehen. Bereits um sieben fahren wir los. Ziel ist Batumi am Schwarzen Meer. Es dauert seine Zeit bis wir von 1500 Metern wieder in der Ebene sind. Gehalten wird nur an ausgewählten Stellen, die zum Fotografieren einladen. In den letzten Tagen hat sich das Laub an den Bäumen von einem satten Grün in ein traumhaftes Bunt verwandelt, hier könnten wir ewig verweilen. Am Mittag besuchen wir die Dadiani Fürstenresidenz. Wir spazieren durch den großen Park und besichtigen das Museum. Anschließend halten wir an einem kleinen Laden, wo wir den Rest von unserem Frühstück, das Nadia klugerweise eingesteckt hat, und frisch gekauftes Brot verputzen. Weiter geht die Fahrt ans Meer. Gegen 16 Uhr treffen wir in Batumi ein. Wir checken im Hotel ein und begeben uns zum Stadtrundgang. Dieser endet unverhofft in einem kleinen Café am Meer. Es ist urgemütlich. Zum Abendessen sind wir im Restaurant Golderner Fisch eingeladen. Mit traumhafter Aussicht auf den Sonnenuntergang lassen wir uns noch einmal georgisch verwöhnen. Nadia hat sich schon verabschiedet. Mit der Marschrutka fährt sie nach Tbilisi, wo die nächste Gruppe auf sie wartet. Auf Wiedersehen liebe Nadia.

14. Tag: 08.10.2016 Auf Wiedersehen Georgien!

Wieder fahren wir um sieben los. Zu früh, wie sich am Flughafen herausstellt. Außer uns sind kaum Passagiere da. Und schon gar keine Angestellten. Erst um acht beginnt es, sich hier zu regen. Da öffnet der kleine Souvenirladen, das Café und einchecken können wir auch. Pünktlich hebt unser Flieger ab. Zunächst geht es nach Istanbul, wo wir einen langen Aufenthalt haben. Erst nach fünf Stunden geht es weiter nach Berlin. Dann müssen wir uns verabschieden. Ihr, meine lieben Gäste, fahrt weiter Richtung Sachsen, ich nehme ein Taxi nach Hause.
Meine Lieben, eine traumhafte Reise ist zu Ende gegangen. Ich möchte Euch nochmals herzlich danken, dass ihr dazu beigetragen habt, dass wir alle so viele schöne Erlebnisse hatten. Danke, dass Ihr mit mir in mein Lieblingsland Georgien gereist seid. Danke für Eure Geduld, wenn es mal nicht so ging wie geplant. Danke für Eure Hilfe beim Picknick. Danke für Eure gegenseitige Rücksichtnahme. Danke, dass Ihr so glücklich ward, wie ich es mir für Euch gewünscht habe. Bleibt schön gesund, passt auf Euch auf und vielleicht sehen wir uns wieder. Das wäre schön. Alles Liebe Eure Reisebegleiterin Sabine

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