Reisebericht: Single–Wanderreise Südengland und Cornwall

08.07. – 15.07.2013, 8 Tage Wandern an der Küste Cornwalls: Lizard–Halbinsel – Boscastle – Tintagel – St. Ives – Land's End – Dartmoor


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Bei strahlendem Sonnenschein ergründeten wir Englands wilden Westen.
Ein Reisebericht von
Margret van Blokland

Tag 1 : Flug über Amsterdam nach Bristol


Von verschiedenen Orten in Ostdeutschland aus reisten 3 Busse bzw. Taxis nach Berlin Tegel an. Dort trafen die Gäste dann auf Ihre Reiseleiterin. "Du siehst ja viel älter aus als auf dem Foto. Ist das ein Jugendbild auf den Reiseunterlagen...?" - Nein, ist es nicht. Man sieht nur die Falten nicht so richtig...... An meine Falten gewöhnten sich die Gäste aber recht schnell.
In Amsterdam trafen wir dann noch auf 2 Stuttgarter und erfuhren, dass unsere Hamburgerin mit ihrem Flug leider so viel Verspätung hatte, dass das Bristolflugzeug nicht gewillt war auf sie zu warten. Wir flogen also ohne sie. Sie trug es mit Fassung und erreichte dann am späteren Abend mit dem nächsten Flugzeug Bristol. Ein Taxi mit exotischem Fahrer brachte sie schließlich ins Hotel, wo ein Abendessen auf sie wartete. Das Wetter war ungewöhnlich warm in Bristol und bei strahlendem Sonnenschein starteten wir in unseren 2. Tag.

Tag 2 : Bristol – Stonehenge – Salisbury


Lucy, unsere liebenswerte Busfahrerin, fuhr uns durch Bristol die White-Ladies-Road hinauf zum Black-Boy-Hill, an den Ort, an dem früher die Sklaven, die schwarzen Jungs, an die weißen Damen verkauft wurden. Der frühere Wohlstand der Stadt Bristol hat aus heutiger Sicht also eher zwielichtige Wurzeln. Vom Black-Boy-Hill aus überblickten wir die Schlucht, die der Fluß Avon gegraben hatte und bewunderten die Clifton Suspension Bridge.
Danach begann eine warme und geräuschintensive Fahrt nach Stonehenge, die mich dazu bewog, einen anderen Bus anzufordern. Der wurde uns glücklicherweise auch bald geschickt, und unsere nette Busfahrerin Lucy, die durch nichts aus der Ruhe zu bringen war, blieb uns erhalten. Bei strahlendem Sonnenschein besichtigten wir Stonehenge, die alte Kultstätte aus der Megalithkultur. Danach gings weiter nach Salisbury zu einer längeren Pause. Jeder konnte diese Zeit so verbringen wie er es wünschte. Wir bummelten zunächst noch gemeinsam an einem Supermarkt und Bankautomaten vorbei zum Close, der Domfreiheit, die die bekannte Kathedrale der Stadt umgibt. Auf dieser großen Wiese mit schattigen Bäumen trennten wir uns. Wer wollte konnte nach rund 50 Minuten, die für die Besichtigung der Kathedrale, Einkäufe, und Picknick auf der Wiese genutzt werden konnten, sich wieder mit mir treffen und an einem Spaziergang durchs Avon-Tal teilnehmen. Danach ging's am Geflügelmarktkreuz vorbei zum Marktplatz und am Ende des Salisburybesuches bestand noch die Möglichkeit, die wunderschöne ruhige Thomaskirche anzusehen. Am alten Wehr und an einer Schwanenfamilie vorbei folgten wir dem Avon zum Parkplatz. Dort trafen wir diejenigen wieder, die diese Zeit ganz für sich haben wollten. Alle hatten nun wieder Kraft getankt für die nun folgende Busfahrt nach Plymouth, das wir im strahlenden Abendlicht erreichten.

Tag 3 : Stadtspaziergang durch Plymouth – Schiffsfahrt nach Cremyll – Wanderung durch den Park von Mount Edgcumbe nach Cawsand und Rame


Bei strahlend blauem Himmel verließen wir gegen 8:30 Uhr das Hotel und spazierten über den Hügel The Hoe am Leuchtturm und der Zitadelle vorbei zu den Mayflower Steps und zum Sutton Pool, dem alten Hafen unweit der Mündung des River Plym. Hier holte uns Lucy mit dem Bus ab und fuhr uns am weniger reizvollen Industriehafen vorbei zur Ablegestelle der Cremyll Fähre. Das Schiff mussten wir uns mit quietschlebendigen Schülermassen teilen, die unweit des Herrenhauses Mount Edgcumbe an einer Spiel- und Sportveranstaltung teilnahmen. Wir ergründeten nun (ohne Schülerbegleitung!) die herrlichen kleinen Gärten im Renaissance- und Barockstil, durchstrolchten den Neuseeländischen-, den Rosen- und den englischen Landschaftsgarten und wanderten vorbei an einem Teich mit Tempelpavillons durch den Hirschpark zur Folly. Folly, die Verrücktheit, ist eine aussichtsreich gelegene Ruine, die nicht verfallen ist im Laufe der Jahre, sondern schon als verfallendes Gebäude geplant und errichtet wurde. Wir wanderten weiter zu den Dörfern Kingsand und Cawsand und trennten uns hier wieder in kleinere Grüppchen auf. Die einen erprobten die Wassertemperatur am Strand, die anderen die Qualität der cornish icecream, denn wir hatten nun zu Fuß Cornwall erreicht. Sehr relaxed und vergnügt ging es nun weiter zur künstlich angelegten Grotte, die Adelheit von Sachsen-Meiningen gewidmet ist. Sie war die Tante der Queen Victoria und angeheiratete britische Königin um 1830. Danach führten uns Klippenpfade weiter zur Michaelskapelle auf der gut 90 m hohen Klippe vor Rame und wir freuten uns, dass sie uns einen schattigen Platz für eine weiter Pause bot, denn weit und breit war keine Wolke in Sicht. Auf dem Parkplatz in Cawsand erwartete uns Lucy mit Bus und nach einem Halt an einem Erdbeerstand mit Aussicht nach Plymouth fuhren wir zur den beiden berühmten Brücken über den Unterlauf des River Tamar wieder hinaus aus Cornwall und zurück nach Devon.

Tag 4 : Plymouth – Dartmoor – Newquay


Wie macht man das nur als Reiseleiter wenn man bei strahlendem Sonnenschein Geschichten von gruseligen Hunden mit rotglühenden Augen und von waberndem Nebel im Moor erzählen soll??? Auch im Dartmoor blieb uns die Sonne treu! 218 Tage Regen im Jahr, und am Rest der Tage Nebel - so steht es in den Reiseführern. Unsere Regensachen nahmen wir erst gar nicht mit. Dafür aber literweise Wasser, denn unsere Wanderung durch die sonnige Moorlandschaft kostete doch einige Energie bei hochsommerlichen Temperaturen. Der niedrige Wasserstand ermöglichte uns, dass wir recht einfach mehrere Bäche durchqueren konnten, die unseren Weg kreuzten. Wir fanden auch ein wenig Schatten bei einer verlassenen Kaninchenfarm. Schafe und Rinder durchstreiften das sonnige Moor. An Menhiren und einer alten Siedlung aus der Megalithkultur wanderten wir vorüber, hoch zur den Tors, den bizarren natürlichen Felsblöcken, die das Moor überragen. Erst gegen 17 Uhr erreichten wir den Bus und nach einem kurzen Toilettenstop in Tavistock stand uns noch eine längere abendliche Fahrt bis Newquay bevor. Den langen, ereignisreichen Tag ließen wir dort in unserem Hotel mit Strandblick ausklingen.

Tag 5 : Land's End – Geevor Tin Mine – St. Ives


Die ersten Wolken dieser Reise tauchten auf, als wir uns auf den Weg nach Land's End machten. Sie gaben sich aber bald schon geschlagen und verschwanden wieder. Lucy, unsere liebenswerte Busfahrerin, hatte nun 2 Ruhetage, denn auch in GB sind Lenk- und Ruhezeiten für die Fahrer zur Sicherheit der Gäste reglementiert. Wir mussten nun also 2 Tage mit Mike vorlieb nehmen. Er brachte uns anschließend zur Geevor Tin Mine. Das Land auf dem wir reisten, ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse, erfuhren wir bei dieser Gelegenheit. Zwei sehr nette Damen und ein echter cornish man brachten uns unter die Erde und erklärten uns, wie man Oxide von Sulfaten trennt und wie Eisen von Zinn. Nach dieser sehr interessanten Führung brachte uns Mike zum Bahnhof St. Earth und wir reisten nun noch 15 Minuten per Eisenbahn und erreichten am frühen Nachmittag St. Ives. Auch hier konnte jeder diese Zeit so verbringen wie er/sie es wünschte. Wir bummelten zunächst noch gemeinsam vom Bahnhof aus bis zum Tourist Office und bewunderten die dort stehende Skulptur "Dual Form" von Barbara Hepworth. Am Strand dann trennten wir uns. Wer wollte konnte in meiner Begleitung bis aufs Kap oberhalb des Leuchtturms schlendern, auf der Rückseite des Kaps streiften wir die Tate Gallery und vor dem Atelier von Barbara Hepworth löste sich dann die Gruppe auf. Die Freunde der modernen Plastik machten sich nun noch auf, das Atelier und den Garten von Barbara Hepworth zu besuchen. Wir trafen uns dann am Ende des Nachmittags alle wieder vor dem Touristoffice und machten uns gemeinsam auf die Suche nach unserem Bus.

Tag 6 : Tintagel – Boscastle


Ein weiterer strahlend blauer Sommertag folgte. Nun stand die Burgruine, in der angeblich König Artus zur Welt kam, auf dem Programm. 150 Schüler wollten genau zur gleichen Zeit genau dorthin, was den Aufstieg zur Burg etwas beschwerlich machte. Danach starteten wir mit unserer Wanderung über den Klippenpfad an der Steilküste entlang. Vorbei an herrlichen Aussichtspunkten mit Blick auf vorgelagerte Inseln, wilden Schluchten und Felsentoren wanderten wir immer einem großen Segelboot hinterher, das für unsere Fotographen wie gerufen kam. Am Ladies Window, einem hoch über der Küste gelegenen Felsentor fanden wir etwas Schatten und rasteten und schlossen diese doch etwas anspruchsvollere Tour bei einem Eis im Hafen von Boscastle am Nachmittag ab. Da wir ohne Zwischenstop relativ früh am Hotel ankamen, bestand die Möglichkeit gegen Abend den Sandstrand vor unserem Hotel zu erproben und zahlreiche Wanderer stürzten sich voller Begeisterung in das kühle Meer.

Tag 7 : Lizard–Halbinsel


...und wieder schien die Sonne, und das bei 30 Grad! Wir starteten - nun wieder mit unserer lieben Lucy am Steuer - zur Lizard-Halbinsel. Lucy überstand ein Rangiermanöver mit einem entgegenkommenden Bus souverän und brachte uns über schmale Sträßchen zum Parkplatz  der Kynance Cove, einem der schönsten Strände Englands. Vormittags war allerdings Flut angesagt und daher war das, was man vom Strand zu sehen bekam nur ein verschwindend kleines Teil. Dafür schimmerte das Meer in karibischen Farben und wir sahen wenig später eine Robbe durchs Meer schwimmen. Fotogen war dieses Tier allerdings nicht, denn noch bevor wir unsere Linsen auf die Robbe gerichtet hatten, tauchte sie ab. Der südlichste Punkt Englands präsentierte sich mit rötlich verbrannten Mittagsblumen und die Hänge wirkten kupferfarben und erinnerten an herbstliche Wälder. Die Temperaturen waren allerdings nicht herbstlich sondern hochsommerlich. Eine Sängerin am Housel Bay Hotel ließ ihre tragende Stimme über die Küste erschallen und beswingt wanderten wir weiter auf der Suche nach einer schattigen Rastmöglichkeit. Die bot sich im Schatten eines Gebäudes, in dem die Küstenwache Ausschau nach Schiffen hielt, die die gefährlichen Riffe von Lizard übersehen haben. Vorbei an Teufels Bratpfanne, die allerdings gerade out of order war - nun war Ebbe, und der Teufel kocht hier nur bei Flut - erreichten wir am Nachmittag das malerische Fischerdorf Cadgwith. Und auch hier zog wieder mal jeder für sich alleine los. Allerdings trafen sich dann doch die meisten von uns im Innenhof des kleinen Restaurants zwischen Hummerfallen (die sich hervorragend als Wanderstockhalter eignen) und allerlei Fischerutensilien wieder und aßen Eis oder erprobten einen cream tea with scones - Tee mit Milch, Hefeteiggebäck, Erdbeermarmelade und clotted cream.
....Wie man clotted cream herstellt...? Die unbehandelte Kuhmilch muss langsam abkühlen, dann wird sie schnell erhitzt, man lässt sie wieder langsam abkühlen und nun beginnt sich oben das Fett abzusetzen, das man abschöpft. So soll's gehen.
Anschließend brachte uns Lucy wieder sicher und zügig zum Hotelstrand, denn ein Teil der Wanderer hatte nun sehr viel Gefallen an den Atlantikfluten gefunden. Und an unserem letzten Abend war ein Pub-Besuch angesagt. Typisch englische Küche: Carvery oder Fish and chips. Lucy holte gegen 22 Uhr die ermatteten Wanderer ab. Einige ließen es sich nicht nehmen und wanderten durchs nächtliche Newquay zurück zum Hotel. Ein paar Singlewanderer tauchten nun auch im Nachtleben von Newquay unter, das es durchaus gab, das aber zum Glück nicht allzu dicht an unserem Hotel stattfand. Und so begann unser letzter Tag nach mehr oder weniger langer Nacht.

Tag 8 : Newquay – Exeter – Bristol


Da unser Flug nach Amsterdam erst am späten Nachmittag startete, bot sich uns die Möglichkeit nach unserer Abreise vom Hotel in Newquay noch einen Zwischenstop in Exeter einzulegen, nachdem wir es natürlich nicht versäumt hatten, einen Supermarkt aufzusuchen und uns mit englischem Tee für zu Hause einzudecken. In Exeter, vor der wunderschönen Kathedrale unter einem schattigen Baum, gabs noch ein Abschiedsgedicht und ein kleines kulinarisches Geschenk von mir und dann konnte wieder jeder diese Zeit so verbringen wie er/sie es wünschte. Im Kathedralencafe unter gotischem Maßwerk trafen sich dann wenig später nach einem Besuch der Kathedrale, der uns alle begeistert hat, fast alle wieder und die Gruppe verfiel in emsige Arbeit: Kichern, Wispern und Nachdenklichkeit machten sich breit. Und die Reiseleiterin sollte sich verdünnisieren. Das Ergebnis dieses Fleißes bekam ich dann am Flughafen präsentiert, denn nachdem Lucy mit einem Couvert und Gruppengemälde mit Bus & Co. verabschiedet worden war, war ich nun dran am Flughafen: 1,2,3 im Sauseschritt - die Zeit verging wir liefen mit.... ein herrliches Gedicht war das Ergebnis des letzten Tages, das mir schließlich kurz vor dem Boarding in der Warteschlange vorgetragen wurde..... In Amsterdam hieß es Abschied nehmen von den Stuttgartern und Hamburgern und in Berlin ging's dann für jeden zu seinem Ziel. Dank eines Koffers, der nicht so wollte wie wir, hatte ich dann gar nicht mehr die Zeit, mich richtig von den Gästen zu verabschieden.
Aber man sieht sich ja manchmal auch zweimal, oder gar noch öfters im Leben. Und mit Euch würde ich sofort wieder losziehen "...piep, piep, piep, hört Ihr mich, geht das Mikrofon jetzt....???"
....!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht