Reisebericht: Das Geheimnis der Kanalinseln

17.09. – 24.09.2011, 8 Tage Busreise zu den britischen Inseln


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Die Kanalinseln - Besitz der Herzogin der Normandie und somit der Queen vor der Küste Frankreichs. Interessante Zeitgeschichte auf Inseln mit südländischer Vegetation, Adelssitzen und Brandungsrauschen in den Klippen von Steilküsten
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

17.09.2011: Auf dem Weg nach Reims

Bei bestem Spätsommerreisewetter reisten wir vorbei an Weimar, Eisenach, Frankfurt am Main, Mainz, Kaiserslautern und Saarbrücken, wo wir nach fast neun Stunden Fahrt die kaum noch existente Grenze passierten. Vorbei an Metz und den Schlachtfeldern von Verdun ging es in das weltweit renommierteste Schaumweingebiet rund um Reims, die Champagne. Zur guten Abendessenszeit finden wir uns in Reims im Hotel Campanile ein und konnten vorher bereits einen ersten Blick auf die Kathedrale werfen. In der Kathedrale von Reims wurden über Jahrhunderte hinweg die Könige Frankreichs gekrönt. Nach dem Abendessen bummelten wir in großer Gruppe und individuell zur Kathedrale Notre Dame de Reims und erlebten ein phantastisches Lichtspiel am Gemäuer der gotischen Kathedrale untermalt von Chorälen geistlicher Musik. Für uns ein perfekter Abschluss eines langen Reisetages.

18.09.2011: St. Malo – Überfahrt nach Jersey

Nach dem Frühstück fuhren wir Richtung Paris, dann weiter in Richtung Chartres, Le Mans und Rennes. Hier beginnt die Bretagne, der keltisch und nunmehr durch Landwirtschaft und an der Küste durch Tourismus geprägte Landstrich Frankreichs. Dann dauerte es noch kaum eine Stunde bis wir St. Malo erreichten. Wir fuhren zuerst zum Fährhafen, um alle erforderlichen Vorbereitungen treffen zu können. So hatten wir Zeit für einen kleinen Bummel in der von einer Stadtmauer umgebene Altstadt von St. Malo. Sturmböen mit heftigem Regen verleiteten es uns, vor Cafes und Restaurants zu sitzen und den Nachmittag in der Stadt so richtig zu genießen. Das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf eine recht stürmische und schwankende Überfahrt mit dem Katamaran zur Insel Jersey. Nach Windstärke 6 schwankte sicher bei manchem Gast auch nachts noch der Kahn...

19.09.2011: Inselrundfahrt auf Jersey

Am Morgen konnten zunächst alle den Blick vom Wintergarten des Hotels auf die See richten, bevor es zur Inselrundfahrt über Jersey ging. Ernst lebt seit 47 Jahren hier und zeigte uns die schönsten Strände, Buchten, Forts der Insel und berichtet vom Leben auf der Insel. Wir fuhren entgegen dem Uhrzeigersinn und so ging es zuerst Richtung Osten, wo wir an der Jersey Pottery einen ersten Shop-Stopp einlegten. Entlang der Gorey Bay sahen wir das Gorey Castle und bekamen ein Gefühl für die Höhe von Ebbe und Flut. Der Tidenhub schwankt täglich und in Abhängigkeit des Mondstandes; er beträgt zwischen 8 und 12 Metern. In der Bouley Bay sammelten wir marmorierte Steine und, wer Glück hatte, auch Jacobsmuscheln. Mit dem Bus fuhren wir über schmale Inselstraßen, welche manchmal nicht breiter sind als unser Bus. Bei diesen Straßen handelt es sich um Greenlanes: Fußgänger und Reiter haben Vorrang. Zur Mittagszeit stoppten wir in der Bucht Greve de Lec. Hier gab es die Möglichkeit auch Hummer zu essen. Bei Nieselregen verzichteten wir auf einen Spaziergang an der nördlichen Steilküste sondern fuhren direkt zur Ruine vom Grosnez Castle. Unter uns brandete die See in den schmalen Felsbuchten. Weiter ging es zum Corbiere Leuchtturm. Im Umfeld fotografierten wir Lilienarten, gelben Stechginster und Mittagsblumen, die sich am wolkigen Nachmittag nicht öffnen wollten. Nur ein kurzer Weg ist es bis St. Brelade, wo wir die über tausend Jahre alte Fisherman's Chapel mit ihren Fresken und die Gemeindekirche besichtigten. Schöne Fotomotive sind das Kirchgebäude hinter alten Friedhofsteinen und noch blühenden Hortensien. Auf unserem Weg zum Hotel hielten wir in St. Helier; einige Gäste bummelten durch das Stadtzentrum und zur Markthalle. Den meisten lag wohl doch noch die Anstrengung der Fährfahrt im Magen, so dass es viele ins Hotel zog.
Zum Abendessen fuhren wir in das Fischrestaurant Atlantic, um gegrillte Austern oder auch Scallops (Jacobsmuschel) zu probieren. Wer keinen Fisch mochte, erhielt ein anderes Gericht, wer es gewöhnlicher mit Fisch wünschte, isst eine Fischsuppe und Lachs.

20.09.2011: Ausflug zur Insel Guernsey

Bei nur mäßigem Wind erlebten wir eine ruhige und pünktliche Fährüberfahrt auf die Insel Guernsey. Durch schmale Straßen ging es vorbei an granitsteinernen Häusern der Insulaner, oft mit gepflegten und noch blühenden Vorgärten. Im Norden der Insel trafen wir auf menschenleere Sandbuchten; nebenan fließen leider die Abwässer der Insel ungeklärt ins Meer. Ein Kleinod (oder Kitsch?) ist Little Chappel, eine Kirche im Miniformat, deren Tür so klein ist, dass der Bischoff bei der Eröffnung nicht durchgekommen sei. Die Fassade und das Innere sind mit tausenden Porzellanscherben versehen, die das Kirchlein märchenhaft erscheinen lassen. Ein weiteres Kleinod ist der Dolem von Dehus, eine Begräbnisstätte aus der Zeit der Megalithkultur. Er ist ca. 5.500 Jahre alt und so groß, das eigentlich alle Gruppenmitglieder in das Innere passen würden ... aber manchem ist doch der Eintritt ein wenig eng. Später in der Inselhauptstadt St. Peter Port besuchten wir den Candy Park, eine öffentliche Parkanlage mit wunderschön blühenden Blumenbeeten. Vorbei am Denkmal für Victor Hugo, welcher von 1856 bis 1870 auf der Insel lebte, erreichten wir das Zentrum der Stadt. Es blieb Zeit für einen Kaffee und Einkäufe von Ansichtskarten mit Guernsey- Briefmarken ? diese müssen aber auch auf Guernsey in den Briefkasten.
Nach ruhiger Fahrt trafen wir pünktlich auf Jersey und im Hotel ein.

21.09.2011: Gartentour auf Jersey

Nach dem Frühstück holte uns Ernst vom Hotel ab, um zur Gartentour über die Insel Jersey zu fahren. Wir fuhren vorbei an La Hauge Bie, einem Ganggrab mit zwei auf der Kuppel errichteten Kapellen. Durch schmale, grüne Gassen fuhren wir zur Eric Young Orchid Foundation. Wir waren etwas zeitig und nutzten die Zeit bis die Öffnungszeit mit Aufstellungen für eine Gruppenbild. Pünktlichst 10:00 a.m. wurden wir in die Tropen versetzt. Die Gartenfreunde der Gruppe nutzen den mehrfachen Rundgang zum Fachsimpeln über eigene Erfolge beim Erhalten von Orchideen auf der Fensterbank. Unser Weg führte uns anschließend in die Rozel Bay. Hier besichtigten wir den Privatgarten von Lady Guthry, einer hoch betagten Dame des schottischen Adels. Sie hatte französischen Besuch und so führte uns Ernst über Wege und Englischen Rasen zu den üppig gedeihenden Pflanzen. Im nebenan liegenden Hotel "Chateau la Chaire" überraschte Eberhardt TRAVEL alle Gäste mit English Cream Tea. In stilvoller Umgebung genossen wir schwarzen Tee mit Milch und dazu Scones mit köstlicher Buttercreme und Erdbeermarmelade. Im Garten von Familie Binney waren wir anschließend zu Gast. Hier erwarteten uns ein romantisches Tal mit Rhododendronbüschen und Kamelien, ein Kräuter- und Gemüsegarten und der Blumengarten am Haus mit Zitronenbäumchen vor einem traditionellen Jersey-Haus. Mrs. und Mr. Binney führten uns persönlich durch den Garten, der individuellen Besuchern der Insel verborgen bleibt. Nach beeindruckenden Einblicken in die Gartenkultur von Jersey beendeten die meisten den Tag beim Bummeln durch St. Helier oder bei einem Blick aus dem Wintergarten des Hotels auf die Ebbelandschaft des Meeres.

22.09.2011 Freizeit auf Jersey

Freizeit heißt auch Freiheit sich Jenes auf der Insel auszuwählen, was man sich nach den Rundfahrten einfach nochmals intensiver und bei anderer Wetterlage anschauen möchte oder einfach zu Bummeln, vorbei an einem Dutzend Juweliergeschäften, Kaffee oder Wein zu trinken in der warmen Herbstsonne. Zur Erstorientierung und späteren Entscheidung schlossen sich viele der Gruppe an, die an viktorianischer Bebauung entlang zunächst zum Fischmarkt bummelte. Frische Krabben, Tintenfische, Muscheln und bereits ausgenommene Jacobsmuscheln ließen bei manchem den Wunsch entstehen, gleich für die eigene Küche einzukaufen ? aber der Weg ist zu weit. Schräg gegenüber des Fischmarktes liegt die Markthalle aus vorvergangenem Jahrhundert und von hier ging es durch Gassen zur Fährstelle für das Elizabeth Castle. ?No walking all days" hieß für uns: Fahren mit einem Amphibienfahrzeug (grobe Reifen für den Sandstrand und eine Schiffsschraube für das Wasser). Zur Mittagszeit besichtigten wir das fast 500 Jahre alte Castle, wohl eher ein Fort.
Viele Gäste hatten nun ihr Tagesziel erreicht; eine kleine Gruppe Unentwegter fuhr mit dem öffentlichem Bus nach Portelet zum Noirmont Point, den wir am Montag nur bei Nebel und Regen erlebt hatten. Heute dafür blauer Himmel und smaragdfarbene See in den Buchten der Steilküste, bester Blick auf die gegenüberliegende Inselhauptstadt mit dem Elizabeth Castle und ein klein wenig Geschichte an den Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg.
Zum Abendessen hieß es dann schon Abschiednehmen von der Insel.

23.09.2011: Fährüberfahrt nach St. Malo ? Fahrt nach Paris

Nach dem zeitigen Frühstück wurden wir von Heidi und Ernst am Hotel abgeholt und zum Hafen gebracht. Hier verabschiedeten wir uns von beiden und gratulierten Heidi zu ihrem Geburtstag. Nun ging es bei ruhiger See zurück nach St. Malo. An Bord gab es die letzte Möglichkeit, die noch vorhandenen Jersey-Pounds im Bordshop umzusetzen. Von St.Malo fuhren wir Richtung Mont St. Michel, um die gigantische Pilgeranlage, einst Benediktinerabtei, hinterm Maisfeld zu fotografieren. Parallel zur Atlantikküste fuhren wir weiter bis zur alten Hafenstadt Honfleur , um mit einer längeren Pause eine willkommene Abwechslung auf unserer Reise nach Paris zu schaffen. Durch das Seine-Tal führte uns die weitere Fahrstrecke. Schließlich erreichten wir Paris mit seinem modernen Stadtteil "La Defense". Am Port de Malliot, ganz in der Nähe des Triumphbogens, fanden wir kaum eine Lücke für den Bus aber unsere Plätze zum Abendessen chez Clement: mit einem Tarte, Burgunderfleisch und Creme Bruleé zum Abschluss nochmals sehr französisch. Über die noch volle Peripherie-Autobahn ging es zum Pariser Vorort Montreuil, wo uns im Franklin angenehme Zimmer erwarteten.

24.09.2011: 1000 km vom Pariser Wilden Westen in den ruhigen Osten

Nach einem schönen Frühstück fuhren wir wieder nach Hause. Noch einmal erhaschen wir einige Blicke auf Paris und hören ? richtig zitiert ? wie es französischen Reiseleitern ergeht. An Reims, Verdun und Metz vorbei ging es zur Grenze bei Saarbrücken, wo uns als Nachtisch im Bus ein Gruß Black Butter von Jersey und Lemon Curd auf Keksscheibe erwartet. Am Frankfurter Flughafen tauchen wir unter einer Boeing durch ? träumen von neuen Reisezielen ? und erreichen am Abend das Sendegebiet des mdr: Schluss mit Händel, Berlioz, Saint Saens und Debussy. Aber vielleicht auf der kommenden Reise mit Eberhardt Travel wieder mehr?

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht