Fotogalerie: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

02.06. – 14.06.2019, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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23 mutige Reisegäste haben sich diesmal zusammengefunden, um sich gemeinsam mit mir dem Erlebnis Irland zu stellen - dem irischen Essen, der irischen Mentalität, und vor allem dem berühmt-berüchtigten irischen Wetter.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 02.06.2019): Ankunft in Dublin – Brú na Bóinne

Während des Fluges stehen wir unter der schützenden Hand des Heiligen Ulthan, denn alle Flugzeuge von Aer Lingus sind nach irischen Heiligen benannt. Unbeschadet landen wir also ganz sanft auf dem Flughafen von Dublin und brechen auch gleich voller Elan zu einer Zeitreise in die Jungsteinzeit auf. In Irland konnten sich dank der exponierten Lage am westlichen Rand Europas viele Kulturen halten, die auf dem europäischen Festland schon in ihrer Existenz bedroht waren. Dennoch grenzt es an ein Wunder, dass so viele Kunstschätze und archäologische Fundstätten die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen überlebten, von denen die Insel allein in den letzten 2.000 Jahren heimgesucht wurde. Die Ganggräber im Boyne Valley sind eines dieser eindrucksvollen Zeugnisse menschlicher Schöpfungskraft. Sie sind nicht nur älter als die Pyramiden und Stonehenge, sondern waren zur Zeit ihrer Erbauung höchstwahrscheinlich die größten von Menschenhand errichteten Strukturen auf dem Planeten. Wir besichtigen die Fundstätte in Knowth mit dem größten Grabhügel in ganz Irland. Im Rahmen einer Führung bekommen wir die vier Nutzungsphasen erklärt und können einen Blick in den östlichen Gang werfen. Am Ende unserer Rundgangs dürfen wir den Grabhügel besteigen und die Aussicht genießen. Lange halten wir es dort oben jedoch nicht aus, denn an diesem Nachmittag weht ein heftiger Wind über die "Grüne Insel". Wir fahren zurück nach Dublin zu unserem Hotel an der Christ Church Cathedral. Auf dem Weg fährt uns unser Fahrer Oisin noch durch den Phoenix Park, eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt. Hier befindet sich das Papstkreuz, unter dem Johannes Paul II. 1979 im noch streng katholischen Irland vor 1,5 Millionen Menschen eine Messe hielt. Auch der Amtssitz des irischen Präsidenten liegt im Phoenix Park; es ist die ehemalige Sommerresidenz des Vizekönigs von Irland. Vor dem Abendessen im Hotel haben meine Gäste noch etwas Zeit für einen kurzen Bummel auf eigene Faust - bis zum Trinity College sind es nur 10 Minuten zu Fuß.

2. Tag (Montag, 03.06.2019): Spaziergang in Dublin – Hill of Slane – Monasterboice – Letterkenny

Am heutigen Morgen wollen wir die irische Hauptstadt genauer erkunden und meine Wetterengel haben uns dafür auch sonniges Wetter organisiert. Unser Busfahrer Donal, der uns von heute an auf der Tour begleiten wird, fährt uns zunächst am River Liffey entlang, durch die O'Connell Street und die Docklands, bevor er uns in der Nähe des Trinity College absetzt. Nun unternimmt unser Stadtführer John mit uns einen Spaziergang. Wir passieren das Wohnhaus von Bram Stoker, laufen ein Stück durch die Parkanlage St Stephen's Green, fotografieren den Amtssitz des Premierministers sowie die georgianischen Häuser und das Oscar-Wilde-Denkmal am Merrion Square. Anschließend besichtigen wir das Gelände der ältesten und berühmtesten irischen Universität, Trinity College. Unser Stadtrundgang endet nach einem Abstecher zu Molly Malone an der Grafton Street, der Haupteinkaufsstraße, wo wir uns von John verabschieden und meine Gäste noch etwas Freizeit haben. Bevor wir Dublin vorerst verlassen, machen wir einen letzten Fotostopp an der berühmten St Patrick's Cathedral, die dem irischen Nationalheiligen geweiht ist. Mit ihr ist außerdem der Name des Schriftstellers Jonathan Swift verbunden, der hier als Dekan wirkte. Am frühen Nachmittag kehren wir noch einmal in das Boyne Valley zurück. In den Ruinen von Monasterboice sehen wir eines der wichtigsten Kulturdenkmäler Irlands aus der Zeit des frühen Christentums, das Muiredach's High Cross, das wohl eindrucksvollste Hochkreuz auf der Insel. Außerdem gibt es hier die Überreste eines Rundturms und zweier Kirchen zu besichtigen. Auf dem Hill of Slane wollen wir anschließend nachspielen, wie der Heilige Patrick hier im Jahre 433 das erste Osterfeuer Irlands entfachte und damit den Zorn des mächtigen Hochkönigs und seiner Druiden auf sich zog. Ein paar „Freiwillige" habe ich schnell rekrutiert, doch der Wettergott ist uns entweder nicht wohlgesonnen oder möchte der Aufführung etwas zusätzliche Dramatik verleihen - kurz vor Ende der Aufführung fängt es jedenfalls an zu regnen. In den Ruinen des Franziskanerklosters auf dem Hügel warten wir ein paar Minuten ab, bis sich die Regenwolke verzogen hat, knipsen noch ein paar Fotos und kehren dann zurück zum Bus. Donal fährt uns dann sicher quer durch Nordirland bis nach Letterkenny im County Donegal, wo wir für die nächsten drei Nächte unser Quartier beziehen.

3. Tag (Dienstag, 04.06.2019): Glenveagh National Park

Die Erkundungstour durch das County Donegal ist einer meiner Lieblingstage auf dieser Reise - nicht zuletzt, weil es ein sehr gemütlicher Ausflug ist und unsere erste offizielle Wanderung ansteht. Wir fahren zuerst in den Glenveagh-Nationalpark im Herzen der Derryveagh Mountains und besichtigen dort nach einer einführenden Videopräsentation das Glenveagh Castle, das ich gern als meinen Zweitwohnsitz in Irland bezeichne, obwohl die Unterhaltskosten mich wahrscheinlich in den sicheren Ruin treiben würden. Alle drei privaten Eigentümer der Immobilie lebten in „bescheidenem" Luxus. Das Schloss war auf Selbstversorgung eingestellt, wovon heute noch der ummauerte Garten zeugt, in dem auch viele Nutzpflanzen wachsen. Die Witwe des ersten Eigentümers überlebte ihren bei den Einheimischen verhassten Gatten um mehr als 30 Jahre und erwarb sich nach und nach ein gutes Ansehen. So gewährte sie z. B. während des Ersten Weltkriegs belgischen Flüchtlingen Unterschlupf, die aus Dankbarkeit den heute als „belgischen Spaziergang" bekannten Teil des Gartens anlegten. Leider plagen uns am Schloss die fiesen kleinen irischen Minimücken, die Midges, weshalb wir so schnell wie möglich zu unserer Wanderung aufbrechen. Sie führt am Ufer des Lough Veagh entlang bis zu einem kleinen weißen Cottage, an dem wir unser wohlverdiente Mittagspause einlegen. Zum Wandern ist das Wetter heute ideal, denn die Wolkendecke verhindert, dass wir in der Sonne schwitzen, während sie uns gleichzeitig mit Regen verschont. Auf dem Rückweg zum Schloss bietet sich ein Abstecher zu einem Aussichtspunkt an, von dem aus wir das ganze Tal überblicken können. Am Nachmittag unternehmen wir eine kleine Panoramafahrt durch den Norden des Counties Donegal mit Fotostopps am Poisened Glen und Mount Errigal. Am Strand bei Dunfanaghy geht niemand von uns ins Wasser; es ist heute zu windig und ungemütlich - und das Wasser natürlich auch viel zu kalt. Doch der kleine Spaziergang zum und am Wasser tut uns allen nochmal gut, bevor wir zum Hotel in Letterkenny zurückfahren.

4. Tag (Mittwoch, 05.06.2019): Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway – Derry

Der Ausflug nach Nordirland macht mich immer etwas schwermütig, denn natürlich kommen wir dabei am Nordirlandkonflikt nicht vorbei. So weint der Himmel über dem Mussenden-Tempel auch leise, sanfte Tränen der Trauer, als wir unseren ersten Stopp an der schönen und dramatischen Nordküste der Grünen Insel einlegen. Wie fast alle Orte an diesem Ende der Welt ist auch der Mussenden-Tempel mit einer tragischen Geschichte verknüpft, denn der Rundtempel ist nach der Cousine des Bischofs von Derry benannt, die unter seiner Obhut in jungen Jahren verstarb. Gerüchten zufolge soll der Bischof eine Affäre mit ihr gehabt haben, aber ob dem wirklich so war? Belegt sind dafür die rauschenden Feste, die er in seinem Palast bei Downhill feiern ließ. Heute sind nur noch die Ruinen stumme Zeugen seines ungeheuren Wohlstands. Wir genießen für eine Weile die Aussicht von den Klippen auf den Strand von Downhill und die Küste, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen. Die Ankündigung einer Whiskey-Verkostung lockt uns in die Bushmills Distillery, die sich auf die älteste Lizenz in Irland beruft - ausgestellt von King James I. im Jahre 1608. Bei einer Führung werden wir in die geheimsten Geheimnisse der Whiskey-Herstellung eingeweiht und dürfen dann am Ende auch ein Glas Whiskey aus der örtlichen Produktion probieren. Da das Wetter etwas ungemütlich ist und ich ein leichtes Kratzen im Hals verspüre, gönne ich mir einen "Hot Toddy", eine Art Whiskey-Glühwein. Wie wechselhaft das Wetter in Irland sein kann, erleben wir dann am Nachmittag bei unserem Besuch am Giant's Causeway, denn das Wetter ist nun gut genug, dass wir einen Spaziergang auf den Klippen wagen und von oben die anderen Touristen beobachten können, die klein wie Ameisen über die Basaltsäulen krabbeln. Natürlich erzähle ich meinen Gästen auch die Legende von Finn MacCool, des irischen Kriegerhelden, der den Damm des Riesen erbaute, um sich mit einem verfeindeten Riesen in Schottland zu messen. Unseren Ausflug nach Nordirland beenden wir am späten Nachmittag mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer von Londonderry/Derry. Die kleine Stadt am Foyle hat im 17. Jahrhundert nicht nur der Belagerung durch Jakob II. getrotz, sondern war auch ein Brennpunkt des Nordirlandkonflikts. Auf den ersten Blick scheinen die Einwohner heute friedlich zusammenzuleben, auch wenn sie immer noch ihrem Glauben entsprechend räumlich getrennt in verschiedenen Stadtvierteln leben. Unter der Oberfläche aber brodelt es nach wie vor; erst vor ein paar Wochen wurde bei einer Demonstration eine Journalistin getötet. Ob der Heilige Columkille, der einst jenes Kloster gründete, aus dem die Stadt Derry hervorging, ahnte, welche Wellen der Gewalt das hübsche Städtchen einmal erschüttern würden? Nachdenklich fahren wir am Abend zu unserem Hotel in Letterkenny zurück.

5. Tag (Donnerstag, 06.06.2019): Drumcliff – Ben Bulben – Westport – Croagh Patrick

Heute beginnen wir unser Fahrt entlang der wilden Atlantikküste nach Süden. Am Friedhof von Drumcliff machen wir unseren ersten Zwischenstopp, denn hier liegt der irische Nationaldichter William Butler Yeats auf eigenen Wunsch begraben. Von seinem schlichten Grab aus kann er sowohl auf die hübsche kleine Kirche als auch auf den Ben Bulben blicken, den mystischen Tafelberg. Meist ist der Ben Bulben jedoch sehr scheu und versteckt sich hinter einer Wolkendecke. Dabei kann er sich wirklich sehen lassen! Auf unserer Wanderung an seinem Fuße wollen wir ihn durch gutes Zureden versuchen zu überzeugen, uns wenigstens für einen kurzen Moment sein hübsches Antlitz zu zeigen. Wir haben trotzdem wieder ein unverschämtes Wetterglück, denn der Regen hört in dem Moment auf, als wir unsere Wanderung beginnen wollen. Mit einem Teppich aus Rhododendronblüten werden wir auf dem Wanderweg empfangen. Er führt durch geheimnisvolle Märchenwälder und eröffnet uns später eine gute Panoramasicht auf die Atlantikküste. Allein der Ben Bulben versteckt sich weiter im Nebel. Erst als wir nach der Wanderung erneut in Drumcliff halten und unsere Mittagspause machen, legt er seine Scheu ab und präsentiert sich ungeniert im Sonnenlicht - eine echte Diva eben. Am Nachmittag verschlägt es uns in das kleine Städtchen Westport. Es wurde im 18. Jahrhundert von einem französischen Architekten neu errichtet und gilt heute als einer der hübschesten Orte im Nordwesten Irlands. Frisch mit Proviant ausgestattet suchen wir am Fuße des Croagh Patrick anschließend nach dem Gold, das sich im Berg verstecken soll, und beobachten ein paar wenige (lebensmüde) Pilger, die sich den Pfad aus Schutt und Geröll hinauf zum Gipfel des heiligen Berges quälen. Zumindest verzichten sie darauf, den Weg barfuß und auf Knien zurückzulegen. Wir genießen lieber den Blick auf die Clew Bay mit ihren vielen Inseln und halten dann kurz am National Famine Monument inne. Auf einer landschaftlich sehr schönen Strecke fährt uns Donal dann durch das Doolough Valley zum Killary Harbour, dem einzigen Fjord Irlands. Unser Hotel liegt direkt am Ufer des Fjords und verwöhnt uns am Abend mit dem besten Essen auf der ganzen Reise.

6. Tag (Freitag, 07.06.2019): Aran Islands – Inishmore – Dun Aengus

Nach dem Wolkenguss gestern Abend während unseres Abendessens bzw. Festmahls können wir kaum glauben, wie still und friedlich sich der Fjord am heutigen Morgen gibt. Sogar die Sonne traut sich heraus und lässt unser weißes Fährschiff, dass uns auf die Aran Islands bringen soll, im Hafenbecken von Rossaveal glänzen. Die Überfahrt dauert ungefähr 45 Minuten, dann gehen wir in Kilronan auf der größten Aran-Insel Inishmore wieder von Bord. Wir werden mit tollem Wanderwetter empfangen und brechen auch gleich zu unserer Wanderung entlang der Nordküste der Insel auf. Wir laufen entlang der kilometerlangen Trockensteinmauern, vorbei an weißen Gänseblümchenwiesen, die mit Tupfern aus Butterblumen und Klee gesprenkelt sind. Unterwegs grüßen uns Gevatter Ziege und Bruder Esel, neugierig dreinschauende Kälber und Mutterkühe, und Pferde, die anmuttig in der Landschaft stehen. In regelmäßigen Abständen werden wir auch von einer der vielen Pferdekutschen überholt. An der Kegelrobbenkolonie machen wir unsere Mittagspause. Je mehr die Flut zurückgeht, desto mehr Robben wuchten sich aus dem Wasser und suchen sich einen flachen Felsen, auf dem sie sich räkeln und sonnen können. Auf dem zweiten Abschnitt der Wanderung biegen wir von der Straße ab und laufen querfeldein auf einem Wanderweg. Dann haben wir den Sandstrand und wenig später auch das Basislager unterhalb der Festung Dun Aengus erreicht. Meine Gäste haben jetzt Freizeit, um ein Päuschen zu machen, einen Kaffee zu trinken, ein leckeres Eis zu essen, und natürlich das Steinfort zu besichtigen, das seit mehr als 3.000 Jahren hoch oben auf den Klippen thront. Wer möchte, kann sich im Schutz der Festungsmauern auch auf den Bauch legen und ganz bis an den Rand der Klippe kriechen, seine Nasenspitze über den Rand schieben, und die Wellen bestaunen, die unten gegen die Felsen schlagen. Am Nachmittag werden wir mit zwei kleinen Shuttlebussen zurück zum Hafen gebracht, wo auch schon unsere Fähre auf uns wartet. Die Überfahrt ist etwas ruppiger, denn das Boot ist kleiner und der Wind hat an Kraft zugelegt. Zurück in Rossaveal holt Donal den Bus, wir steigen ein und fahren quer durch die wunderschöne Landschaft Connemaras zurück nach Leenane.

7. Tag (Samstag, 08.06.2019): Killary Harbour – Connemara National Park – Kylemore Abbey – Galway

Nach unserem gestrigen Ausflug auf die Aran Islands verbleiben wir heute erst einmal in der näheren Umgebung und erkunden den Killary Harbour direkt vor unserer Haustür. Wie einst der Philosoph Ludwig Wittgenstein lassen auch wir uns am Rosroe Pier vom rauen Charme der kargen Landschaft verzaubern und blicken von einem Hügel aus auf den Atlantik. Wie weit ist es nach Amerika? 3.000 Kilometer? Auf der Weiterfahrt in den Connemara-Nationalpark versuchen wir uns diese Distanz gedanklich vorzustellen. Im Nationalpark wartet eine weitere Wanderung auf uns. Ein Rundwanderweg führt bis auf den 442 Meter hohen Diamond Hill hinauf. Vom typisch irischen Wetter mit einem Wechsel aus Sonne und leichten Regenschauern lassen wir uns nicht abschrecken und klettern bis auf den Gipfel. Die Aussicht von oben ist erneut unsere Belohnung. Unter uns liegt die Kylemore Abbey mit ihrem viktorianischen Garten; im Südwesten sehen wir einen anderen Abschnitt der Atlantikküste. Der Abstieg ist länger, aber weniger schwierig zu bewältigen. Nach ungefähr einer halben Stunde sind wir wieder am Rundweg angelangt, der hinab zum Besucherzentrum führt. Im kleinen Museum dort können wir allerhand Wissenswertes über das Leben von Tieren und Menschen im Moor erfahren. Außerdem ist dargestellt, wie drastisch der Mensch in den letzten 10.000 Jahren die Landschaft Connemaras verändert hat. Nachdem wir im Bus mit einer Flasche Irish Mist unser Bergfest gefeiert haben, bringt uns Donal, der als Fahre leider nur zuschauen durfte, hinüber zur Kylemore Abbey. Nach der Renovierung im letzten Jahr erstrahlt die Fassade des ehemaligen Herrenhauses in neuem Glanz. Außerdem kommen meine Gäste auf dieser Reise in den Genuss einer ganz neuen Ausstellung, die erst am Tag zuvor eröffnet wurde! Auf dem weitläufigen Anwesen der Benediktinerinnenabtei gibt es neben dem Hauptgebäude und dem Garten u. a. auch ein kleines Mausoleum und eine neogotische Kirche, sodass es für meine lieben Gäste in den zwei Stunden Aufenthalt viel zu entdecken gibt. Am Nachmittag müssen wir Connemara dann verlassen und fahren über Galway, wo wir noch die große St.-Nikolas-Kathedrale bewundern, zu unserem nächsten Hotel in der Kleinstadt Gort.

8. Tag (Sonntag, 09.06.2019): Kilmacduagh Monastery – Cliffs of Moher – Wanderung im Burren

Am heutigen Sonntag muss Donal nach sechs Einsatztagen eine Pause einlegen, weshalb er von Dick vertreten wird, einem sehr freundlichen älteren Iren. Als "blinder Passagier" bleibt er uns aber erhalten und begleitet uns auch auf unserer Wanderung durch den Burren. Nach einem Einkaufsstopp am Supermarkt besichtigen wir jedoch zunächst das Kilmacduagh Monastery mit dem "schiefen Turm" von Irland. Hier lüfte ich auch das Geheimnis der irischen Rundtürme. Danach geht es zu den berühmten Cliffs of Moher. Ich kann gar nicht glauben, welche guten Bedingungen meine Gäste heute haben, um die bis zu 200 Meter hohen Klippen aus Ton und Schiefergestein zu fotografieren. Mit dem Fernglas können wir auch die vielen tausend Seevögel beobachten, die an und auf den Felsen nisten, darunter auch die putzigen kleinen Papageientaucher. Kurz nach 12 Uhr brechen wir dann zu unserer Wanderung durch den Burren auf. Am Horizont können wir bei der heutigen guten Sicht die Aran Islands erkennen und gerade vor uns erheben sich die kahlen Kalksteinhügel des Burren. Nachdem die ersten Siedler hier Brandrodung betrieben haben, ist von der Muttererde kaum noch etwas übrig. Trotzdem ist der Burren Heimat vieler arktischer und mediterraner Pflanzen, die sich auf den grünen Flecken zwischen dem Kalkstein sehr wohl fühlen. Es geht immer ein wenig runter und wieder rauf, bis wir links unter uns an der Küste schon den Pub erkennen können, unser Ziel. Ein frischgezapftes Guinness erweist sich als gutes Lockmittel, und nach 2,5 Stunden fallen wir dann geschlossen als Gruppe in den Pub ein. Doch unser Fahrer Dick hat uns schon angemeldet, sodass nach kurzer Zeit bereits die Gläser mit Bier oder einem leckeren Irish Coffee und dampfenden Schüsseln bzw. Teller mit Seafood Chowder und Fish & Chips vor uns stehen. Auf der Rückfahrt nach Gort fahren wir an der Küste entlang und machen noch einen Abstecher zur Hazel Mountain Chocolate Factory. Mit dem herrlichen Duft von Kakao in der Nase werden wir in das Geheimnis der Schokoladenproduktion eingeweiht und dürfen auch hier probieren, d. h. die Schokoladenbruchstücke ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen, um die Geschmacksexplosion im Mund auf uns wirken zu lassen. Ein schöner Abschluss eines tollen Tages an der Küste und im Burren!

9. Tag (Montag, 10.06.2019): Coole Park – Shannon Ferry – Lartigue Monorail

Coole Park ist aus dem ehemaligen Landsitz von Lady Gregory hervorgegangen, den sie dem irischen Staat vermacht hat. Vom Herrenhaus stehen zwar nur noch die Fundamente, doch der Park beherbergt wunderschöne Wäldchen und einen See, der das Zuhause wilder Schwäne ist. Diese beobachtete auch William Butler Yeats, der sehr oft bei seiner Freundin Lady Gregory zu Besuch weilte, und widmete ihnen eines seiner bekanntesten Gedichte, The Wild Swans of Coole. Doch Yeats war nicht der einzige berühmte Besucher. Am Ende unserer Morgenspaziergangs erreichen wir eine uralte Blutbuche, die inmitten eines ummauerten Gartens steht. In ihrer Rinde haben sich alle verewigt - darunter Lady Gregory selbst, William Butler Yeats, George Bernhard Shaw, John Millington Synge and Seán O'Casey. So stehen wir nun also nicht nur im Schatten der Buche, sondern auch dieser irischen Giganten. Ein leichter Schauer läuft uns über den Rücken. Bei unserer Mittagspause an der Strandpromenade in Lahinch kehren wir wieder in die Gegenwart zurück und blicken sehnsüchtig auf das Meer hinaus. Dann verlassen wir das County Clare und nehmen die Ferry to Kerry, die Autofähre über den Shannon, den längsten Fluss der Britischen Inseln. In Listowel erwartet uns dann am Nachmittag ein echtes Kuriosum: die Lartigue Monorail. Diese Einschienenbahn verband bis 1924 Listowel mit dem Strandband Ballybunion. Aus Kostengründen wurde die merkwürdige Konstruktion, die eigentlich für den Transport von Lasten in der Wüste gedacht war, der konventionellen Eisenbahn vorgezogen und dampfte fröhlich zischend und ruckelnd über die etwa 16 Kilometer lange Strecke. Ein Verein aus Eisenbahnenthusiasten hat eine 500 Meter lange Strecke rekonstruiert und führt uns die Funktionsweise der Lokomotive und der Weichenanlagen vor - wir dürfen sogar in der ditten Klasse mitfahren. Von Listowel nach Tralee ist es dann nur noch ein Katzensprung. So sind wir heute relativ zeitig in unserem neuen Hotel, aber die Zeit können meine Gäste nutzen, um durch die Innenstadt zu bummeln und sich für den Theaterbesuch am Abend aufzuhübschen. Die ganze Gruppe besucht nach dem Dinner geschlossen die Aufführung „Fado Fado" im National Folk Theatre of Ireland und kehrt ganz begeistert aus der Vorstellung zurück.

10. Tag (Dienstag, 11.06.2019): Panoramafahrt auf dem Ring of Kerry

Ein Tag voller Überraschungen wartet heute auf meine lieben Gäste, denn sie haben dafür gesorgt, dass das Wetter gut genug ist, um eine zusätzliche Wanderung zu wagen. Aber der Reihe nach. Wir verlassen Tralee und fahren nach Killorglin, wo wir auf den Ring auf Kerry treffen. Der 179 Kilometer langen Panoramaküstenstraße wollen wir einmal um die Iveragh-Halbinsel folgen. Die erste Überraschung wartet schon am Vormittag auf meine Gäste - in Kells wohnen wir nämlich einer Sheep Dog Demonstration bei! Der charmante und witzige Schäfer Brendan erklärt uns seine verschiedenen Schafrassen und zeigt uns dann seine beiden Border Collies bei der Arbeit. Auf sein Kommando flitzen die beiden Hunde los und treiben die Schafe zu einem "Familienfoto" zusammen. Nach der beeindruckenden Vorführung fahren wir weiter nach Cahersiveen, dem Geburtsort des großen Katholikenbefreiers Daniel O'Connell. Etwas außerhalb des kleinen Örtchens klettern wir auf den rekonstruierten Mauern des Steinforts Cahergall herum und versuchen uns vorzustellen, wie die Kelten über Jahrhunderte in einer solchen Behausung leben konnten. Nun sind wir aber auch hungrig, weshalb wir in Waterville an der Ballinskelligs Bay unsere Mittagspause machen. Im Lieblingsferienort von Charlie Chaplin findet ihm zu Ehren jedes Jahr ein Comedy Film Festival statt. Beim Fotostopp am Coomakista Pass werden wir zwar fast weggewedelt, genießen aber die vermutlich beste Aussicht auf der ganzen Reise. Da nur ein paar hundert Meter weiter unsere Zusatzwanderung zum Derrynane House beginnt, bleibt uns die Aussicht auf die Bucht, die Sandstrände und die Felseninseln noch eine Weile erhalten. Das Wetter ist für die Wanderung perfekt - nicht zu warm, nicht zu kalt. Wir reiben uns verwundert die Augen: sind wir noch in Irland, oder am Mittelmeer? Kann die im Verhältnis kleine Insel im Atlantik, kann Irland wirklich so schön und abwechslungsreich sein? Sie kann, und setzt mit einem weiteren wunderschönen Sandstrand, der zum Verweilen einlädt, sogar noch einen drauf. Die gute Stimmung wird nur ein bisschen dadurch getrübt, dass unser Aufenthalt am späteren Landsitz Daniel O'Connells durch einen Stromausfall verkürzt wird, denn Café und Toiletten sind vorübergehend geschlossen. Wir fahren daher spontan weiter in das kleine pittoreske Dorf Sneem, in dem sich wiederum Charles de Gaulle sehr gern aufgehalten hat. Eine kleine Eis- und Kaffeepause haben wir uns jetzt auch alle verdient. Am späten Nachmittag erreichen wir dann den Killarney-Nationalpark. Hier unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang vom Torc-Wasserfall zum Muckross House, das in eine hübsche Garten- und Parkanlage eingebettet ist. Ein langer, aber sehr schöner Tag liegt hinter uns, als wir am Abend wieder im Hotel in Tralee eintreffen.

11. Tag (Mittwoch, 12.06.2019): Adare – Limerick – Newtown Mount Kennedy

Der Wechsel von der West- zurück an die Ostküste ist immer ein Anzeichen dafür, dass sich diese Reise langsam dem Ende nähert. Die heutige Fahrtroute führt von Tralee über Adare, Limerick und Kildare in die Wicklow Mountains südlich von Dublin. In Adare erfolgt unserer erste Pause. Der Ort wurde ebenfalls planmäßig angelegt und erfreut Besucher mit einigen hübschen strohgedeckten Cottages aus den 1820er Jahren. Zudem befinden sich in Adare drei Klöster, darunter das einzige Kloster der Trinitarianer in Irland, das sich unmittelbar im Ortszentrum an der Hauptstraße befindet, und dessen Kirchturm eher an eine Burg erinnert. Auf der Weiterfahrt nach Limerick fahren wir außerdem an den Ruinen des Desmond Castle vorbei, einer anglo-normannischen Burg aus dem 13. Jahrhundert. Nicht einmal 20 Kilometer davon entfernt stand die nächste normannische Festung, das King John's Castle im Herzen der Altstadt von Limerick. Diese Burgruine wollen wir als nächstes besichtigen. Schon der Name weckt Erinnerungen an zahlreiche Kinofilme, denn King John ist in der Robin-Hood-Legende der böse Bruder des ehrenhaften englischen Königs Richard Löwenherz. Eine solche Bewertung soll an dieser Stelle nicht erfolgen, doch King John festigte Anfang des 13. Jahrhunderts nach dem Tod seines Bruders die Herrschaft der Anglo-Normannen in Irland mit dem Bau zahlreicher Burganlagen. Nachdem wir im angrenzenden Museum eine schön gestaltete, mit vielen Multimedia-Elementen aufgepeppte Ausstellung besucht haben, in der wir uns sogar als tapfere normannische Krieger verkleiden konnten, stehen wir im Innenhof der einstigen Burg und dürfen auf die Mauern und Wehrtürme klettern. Von hier oben können wir auf den Shannon blicken und die Stadtsilhouette von Limerick fotografieren. Für die Überraschung(en) sorgt heute Donal. Auf der Fahrt nach Kildare treffen wir uns nämlich kurz mit seiner Frau, die er uns ganz stolz vorstellt. Außerdem singt er uns ein Ständchen, ein Medley aus irischen Pub Songs. Eine Führung durch das irische Nationalgestüt steht dann am Nachmittag auf dem Programm. Dabei erhalten wir Einblicke in die Welt des Pferderennsports, der in Irland immer noch sehr populär ist, ebenso wie die damit verbundenen Wetten. Natürlich sehen wir auch Pferde, z. B. den Zuchthengst „Invincible Spirit", der sich zur Haupteinnahmequelle des Gestüts entwickelt hat. Angesichts der Geldsummen, mit denen uns unsere Führerin Ruby bombardiert, kriegen wir ganz große Ohren. Auf dem Gelände befindet sich auch ein Nachbau der Bienenkorbhäuser auf Skellig Micheal, sodass wir auch eine kleine Vorstellung von den Behausungen der Mönche auf dieser Felseninsel erhalten. Neben Pferden sehen wir auch Schwäne und kleine Kaninchen, die über eine leere Koppel hoppeln. Durch den Feierabendverkehr auf dem Autobahnring von Dublin quälen wir uns dann in Richtung Wicklow Mountains, obwohl wir insgesamt gut durchkommen und nur ein paar Minuten später in unserem letzten Hotel in Newtownmountkennedy eintreffen, als geplant. Hier warten auf uns sehr große Zimmer und ein leckeres Abendessen.

12. Tag (Donnerstag, 13.06.2019): Glendalough – Powerscourt Gardens

Ein Blick aus dem Fenster während des Frühstücks lässt mich befürchten, unser Wetterglück hätte uns heute verlassen. Es regnet in Strömen, und dabei steht doch heute noch unsere letzte Wanderung auf dem Programm! Doch als wir abfahren, hat der Regen schon deutlich nachgelassen - auf meine Wetterengel ist eben Verlass. Im idyllischen Glendalough, dem Tal der zwei Seen, wandern wir an den Ruinen des vom Heiligen Kevin gegründeten Klosters und am Lower Lake vorbei bis zum Ufer des Upper Lake, an dem Kevin angeblich so lange im Wasser stehend zu Gott gebetet hat, dass die Vögel damit begannen, Nester auf seinem Kopf und seinen ausgestreckten Armen zu bauen. Außerdem schlief er vor der Klostergründung in einer kleinen Höhle in einem Felsen am Ufer, die ich meinen Gästen auf dem Weg zum Miner's Village zeige. Trotz (oder gerade wegen) seines Lebensstils wurde der Heilige angeblich 120 Jahre alt! An den Ruinen einer Bleimine aus dem 19. Jahrhundert kehren wir nach einer kurzen Pause wieder um und flüchten uns in den Schatten der Bäume, denn es hat wieder angefangen zu regnen. Ein junger Hirsch, der gar nicht so scheu ist, wie wir erwartet haben, beäugt uns neugierig aus nächster Nähe, als wir uns leise an ihm vorbeischleichen. Nach einem Abstecher zum hübschen Poulabass-Wasserfall inmitten eines engen Seitentals kehren wir zum Besucherzentrum von Glendalough zurück, wo wir im Kino schon erwartet werden. Der gezeigte Film über Glendalough und die frühchristlichen irischen Klöster fasst unsere Rundreise durch Irland sehr schön zusammen und bereitet meine Gäste damit auf die angekündigte Abschlussprüfung am nächsten Tag vor. Doch bevor sie in unnötigen Lernstress und Prüfungspanik verfallen, dürfen meine lieben Gäste am Nachmittag in den Powerscourt Gardens gemütlich durch eine der schönsten Gärten Irlands spazieren oder bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen entspannen. Das Anwesen geht zurück auf den Hof eines anglo-normannischen Ritters, ging dann in den Besitz eines Miltärs über, und gehört heute der Familie Slazenger, die ein Sportartikelunternehmen betreibt. Im Tanzsaal des Anwesens finden regelmäßig Hochzeiten statt - die Parkanlagen unterhalb des Great Sugarloaf Mountain, des irischen Zuckerhuts, bietet natürlich auch das perfekte Ambiente dafür. Beim letzten gemeinsamen Abendessen in Irland lassen wir dann unsere schöne Reise Revue passieren.

13. Tag (Freitag, 14.06.2019): Freizeit in Dublin – Rückflug nach Deutschland

Nach 12 ereignis- und abwechslungsreichen Tagen geht unsere Rundreise durch Irland heute langsam zu Ende. Eine letzte Überraschung kann ich für meine Gäste noch aus dem Ärmel schütteln, denn wir fahren mit dem Zug entlang der Küste zurück nach Dublin. Zuerst fährt der Zug ganz dicht am Rand der Klippen entlang, sodass wir unter uns die vielen Seevögel beobachten können, die im Gleichtakt auf den Wellen schaukeln. Die Schulklasse, die sich in Greystones mit zu uns in den Wagon gesellt hat, steigt zum Glück am Yacht- und Fährhafen von Dun Loaghaire aus; die zweite Hälfte der Fahrt ist deutlich ruhiger. In Dublin haben meine Gäste vier Stunden Freizeit, um ein paar letzte Souvenirs zu kaufen, das Nationalmuseum zu besuchen oder die Book-of-Kells-Ausstellung zu besichtigen. Um 14:30 Uhr heißt es dann endgültig Abschied nehmen von der irischen Hauptstadt, denn Donal wartet am Trinity College auf uns, um uns zum Flughafen zu bringen. Für den letzten Tag hat er sich ganz besonders in Schale geworfen und war sogar am Abend zuvor beim Frisör. Wir hätten ihn aber auch so in guter Erinnerung behalten. Einige Gäste fliegen mit Lufthansa nach Frankfurt und verabschieden sich daher gleich auf dem Flughafen von uns, da sie von einem anderen Terminal abfliegen. Diesmal ist es der Heilige Cornelius, der seine schützende Hand während des Flugs über uns hält und für eine sanfte Landung sorgt. In Berlin werden wir mit warmen Temperaturen und einem wunderschönen Sonnenuntergang empfangen. Die große Verabschiedungsrunde fällt uns schwer, denn die Gruppe hat wunderbar harmoniert. Doch die Transferfahrer warten schon, um uns zu unseren Autos bzw. direkt bis vor die Haustür zu bringen.
Ich danke euch, meine lieben Gäste und Wetterengel, für die wunderbare Reise durch Irland. Wir hatten viel Spaß zusammen und viele schöne Erlebnisse. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn ich euch bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-(Wander-)Reise begrüßen darf.
Herzlichst, euer
Andreas Wolfsteller

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