Reisebericht: Süditalien pur – Apulien und die Basilikata

12.04. – 20.04.2013, 9 Tage Studienreise Flug: Bari – Ostuni – Castellana – Alberobello – Castel del Monte – Otranto – Lecce – Matera


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Weite Ebenen, Olivenhaine mit jahrhundertealtem Baumbestand soweit das Auge reicht, fruchtbare Erde, zahlreiche Orte, die mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, schöne Sandstrände, Weinanbaugebiete, Klöster und Kirchen und nicht zuletzt liebenswerte Menschen und ihre Geschichte machen Apulien zu einem Ziel, daß sich auf jeden Fall lohnt.
Ein Reisebericht von
Karin Schröter

1.Tag, 12.04.2013:

Apulien-Aufbruch in eine relativ unbekannte Region Süditaliens. Wir freuen uns auf die vor uns liegenden Tage in der Hoffnung, dem schlechten Wetter hierzulande entfliehen zu können. Noch müde und mit "Sand im Getriebe" geht es los in Richtung "Bella Italia". In München ist unsere Gruppe komplett und dem Flug nach Bari steht nichts mehr im Wege. Angenehme Temperaturen und Sonne erwarten uns und werden von Stund an unsere ständigen Wegbegleiter sein. Zu unserer Müdigkeit kommt noch ein wenig Hungergefühl hinzu, denn wir sind schon seit geraumer Zeit auf den Beinen. Mirella und Franco organisieren auf die Schnelle ein kleines Mittagessen in einer der für Italien so typischen Fattorias. Bei Wein, Schinken, Oliven und Mozzarella können wir unsere Batterien aufladen.

2.Tag, 13.04.2013:

Heute steht die Stadt Ostuni auf dem Programm. Sie erhebt sich auf drei Hügeln über dem Meer und wird wegen seiner strahlend weißen Mauern auch "weiße Stadt" genannt. Gassen, Treppen und Bogen prägen die Struktur der Altstadt, und wir bummeln durch verwinkelte Gassen bis wir zur Piazza della Liberta kommen. Zeit für die Mittagspause. Mirella empfiehlt uns, einen Espressino zu probieren oder einfach die Stadt auf uns wirken zu lassen, bevor es weitergeht. Unser Mittagessen nehmen wir in der Masseria "Salinola" ein, ein jahrhundertealtes Anwesen, welches liebevoll, mit Geschmack ausgestattet ist und durch eine persönlicher Note besticht.
Hier fühlt man sich wirklich als Gast. Nach herzlichen Worten der Begrüßung dürfen wir  ein köstliches Mahl in einem tollen Ambiente geniessen. Rundum zufrieden mit uns und der Welt geht es heimwärts Richtung Hotel.

3.Tag, 14.04.2013:

Wir beginnen den Tag mit einem Ausflug zu den Castellana - Grotten. Das größte Höhlensystem Italiens entstand durch Regenwasser, das bis zu 70 m tief ins Karstgestein einsickerte. Es formte Schächte, Grotten und ließ Stalaktiten und Stalagmiten wachsen. Die bereits im 18. Jahrhundert bekannten Höhlen wurden von Bauern als Müllplatz benutzt. Erst durch Franco Anelli wurden sie in ihrer ganzen Pracht entdeckt, als er sich am 23.Januar 1938 in die Grave abseilte. Während der Führung durch den unterirdischen Märchenwald kann man kristalline Säulen und glitzernde Spitzen und Vorhänge bewundern und so manch lustige Gesteinsformationen entdecken, die die Natur hervorgebracht hat. Wir steigen aus der Unterwelt wieder nach oben und weiter geht die Fahrt in Richtung Alberobello, einem der Höhepunkte unserer Reise. Besonders viele der niedlichen Trulli-Bauten prägen das Ortsbild. Seit 1996 gehört Alberobello zum Weltkulturerbe und hat trotz Belagerung durch viele Touristen aus aller Welt seinen Charme behalten. Im Trulli-Viertel Rione Monti mit etwa 1000 der weißgekalkten Häuser gibt es viele Souvenirgeschäfte und Restaurants, selbst die Kirche Sant' Antonio besteht aus miteinander verbundenen Trulli und einem kegelförmigen Kirchturm. Etwas beschaulicher geht es auf der gegenüberliegenden Seite zu. Hier sind weitere 400 Trulli, die ohne Mörtel trocken gemauert wurden zu sehen und gern nutzen wir die Möglichkeit, natürlich gegen eine kleine Gabe auf freiwilliger Basis, einen Blick in einen bewohnten Trulli zu werfen. Alles auf kleinstem Raum, gemütlich und anheimelnd, aber ein Leben lang dort wohnen? Ein schöner Tag neigt sich dem Ende und voller Eindrücke kehren wir nach Hause zurück.

4.Tag, 15.04.2013:

Endlich ist es soweit. Wir wandeln heute auf den Spuren des Stauferkönigs Friedrich II. und besichtigen eines der geheimnisvollsten Bauten des Mittelalters, das Castel del Monte. Bevor es aber  soweit ist, machen wir noch einen kleinen Abstecher nach Trani, da es auf der Strecke liegt. Ein hübsches Fischerdorf, ein reizvoller Hafen, an dem Fischer ihren fangfrischen Fische feilbieten und eine herrliche Kathedrale - das ist Trani. Wir besichtigen die Kathedrale, die durch ihre romanische Schlichtheit besticht und als eines der schönsten Beispiele der apulischen Romanik gilt. Begleitet werden wir auf unseren Wegen  durch einen sehr zutraulichen Hund, der uns auf Schritt und Tritt folgt und auch  den Ausführungen Mirellas andächtig lauscht und von ihr den Namen "Anima" - die Seele - bekommen hat. Weiter geht die Fahrt. Das auf einem Hügel thronende Castel del Monte überragt eine weite Ebene. Auffallend ist seine achteckige Form. Der Staufer Friedrich II. ließ die Anlage zwischen 1229 und 1249 vermutlich als Jagdschloß bauen. Nach der Stauferzeit diente sie vor allem als Kerker. Im 18.Jahrhundert verfiel das Kastell, wurde geplündert und zum Unterschlupf von Räubern. 1876 kaufte der Staat die Anlage und ließ sie restaurieren. Einmalig für die damalige Zeit sind die verbauten Kamine, die Wasserleitungen und die Toiletten. 1996 analog zu Alberobello wurde Castel del Monte von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und seit 2002 ziert es die Rückseite der italienischen 1-Cent-Münze. Castel del Monte ist ein absolutes Muß einer jeden Apulienreise.....
Nach der Mittagspause in Bari unternimmt Mirella mit uns einen Rundgang durch ihre Heimatstadt Bari, einer Stadt mit ca. 330 000 Einwohnern. Mittlerweile recht attraktiv und pulsierend gibt sich die Hafenstadt und voller Stolz wird gesagt: "Hätte Paris das Meer, wäre es ein kleines Bari." Nach dem Raub der Gebeine des hl. Nikolaus aus dem kleinasiatischen Myra wurde Bari eine der wichtigsten Wallfahrtsorte und auch als Ausgangspunkt der Kreuzzügge im 12. Jh. gewann die Stadt Reichtum und Ansehen. Wir bummeln durch die Stadt, genießen das schöne Wetter und freuen uns, in Apulien und fern der Heimat zu sein.

5.Tag, 16.04.2013:

Heute steht ein Kochkurs an. Angemeldet sind wir in der "Masseria Priore", einem Gutshof in Pezze di Greco. Apulische Küche ist für viele der Inbegriff der cucina mediterranea. Knoblauch, Fenchel und Kümmel sind die am häufigsten verwendeten Gewürze und da es riesige Anbauflächen für Hartweizen gibt, zählt Apulien zu den ertragreichsten Kornkammern.  Getreide ist Basis für viele Pastasorten und eine Besonderheit sind  die "Orecchiette". Der Name (Öhrchen) sagt alles über die Form dieser Nudeln. Ausgestattet mit Schürze und dem entsprechenden "Werkzeug" legen wir uns unter Anleitung von Antonella mächtig in's Zeug und versuchen aus Hartweizengrieß und Wasser einen Teig zu fertigen, aus dem dann mehr oder weniger schöne hutförmige Nudeln entstehen sollen.So perfekt wie Antonella sind wir alle nicht, aber Übung macht den Meister. Gern schauen wir im Anschluß bei der Herstellung von Mozzarella zu und staunen, wie perfekt und mühelos alles von der Hand geht und welch ein köstliches Endprodukt entsteht, von dem wir natürlich probieren dürfen.
Den Abschluß unseres Ausflugs bildet ein Besuch des Städtchens Locorotondo, auf einer Anhöhe liegend hat es seinen Namen von der kreisförmigen Anlage seiner Straßen. Hier wird auch ein hervorragender und bekannter Weißwein angebaut, der gleichnamige "Locorotondo", der sich idealerweise mit Fischgerichten kombinieren läßt.

6.Tag, 17.04.2013:

Zunächst geht die Fahrt nach Lecce, einer Stadt, die im Zentrum des Stiefelabsatzes liegt. Dank der unter anderem  25 000 Studenten gibt es eine lebendige Kultur- und Musikszene. Kunstvoll verzierte Paläste und Kirchen aus der Zeit des Barock bestimmen das Stadtbild und brachten der Stadt später den Titel "Florenz Apuliens" ein. Am Piazza Sant'Oronzo quasi das Kontrastprogramm: ein am Anfang des 20.Jahrhunderts freigelegtes Amphitheater, ein elliptischer Bau aus dem 2.Jahrhundert n.Chr., ursprünglich zwei Ränge, die bis zu 20 000 Zuschauer fassen konnten. Nach einer Pause und der Gelegenheit, leckeres italienisches Eis zu probieren, geht die Fahrt weiter nach Otranto. Unmittelbar am Meer gelegen, mit ihrem Hafen, dem Tor zum Osten begründete sich ihr Wohlstand. Aber Ende des 15. Jahrhunderts erfuhr ihre Geschichte allerdings einen tragischen Einschnitt. Die letzten 8oo Bürger, die sich weigerten ihren christlichen Glauben aufzugeben, wurden von den inzwischen über die Stadt herrschenden Türken auf dem Minerva-Hügel hingerichtet. In bleibender Erinnerung  für uns werden die Mosaiken der Kathedrale sein. Wunderbar erhalten bilden die bunten Steinchen einen riesigen Lebensbaum mit Tieren, allegorischen Figuren, Tierkreiszeichen und biblischen Gestalten zwischen Orient und Okzident, Christentum und Judentum. 
Ein Tag voller Eindrücke und Erlebnisse ist vorbei, aber nicht vergessen.

7.Tag, 18.04.2013

Auf geht es nach Altamura, einem wichtigen Handelsplatz und Wirtschaftszentrum. Heute ist die Stadt  bekannt für sein typisches Brot. Bedauerlicherweise ist die Kathedrale wegen Restaurierungsgsarbeiten, die noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden, geschlossen. Aber wir trösten uns im nahegelegenen "Padre Peppe" mit der Verkostung eines Likörs, den es nur dort gibt. Es ist ein Likör mit leichtem Walnußaroma und Kräuteringredenzien und äußerst lecker. Bald erreichen wir Matera, dem nächsten Ziel unseres Tagesprogramms. Mit Dora, unserer örtlichen Reiseführerin, machen wir einen kleinen Rundgang durch die Sassi. Das sind Grotten, die im Laufe der Jahre allmählich ausgebaut und immer komplexere Gebilde hervorbrachten. Von der Terrasse am Piazzetta Giovanni Pascoli hat man einen wunderschönen Blick auf die ineinander verschachtelten Höhlenwohnungen , die noch bis in die 60iger Jahre unseres Jahrhunderts bewohnt waren. Oft diente Matera als Filmkulisse für verschiedene Filme, zum Beispiel drehte Mel Gibson einen Großteil seiner Außenszenen seines Filmes "Die Passion" in den Sassi, in der Schlucht und auf dem Hügel auf der gegenüberliegenden Seite der Materaschlucht.

8.Tag, 19.04.2013

Ein Tag zum Ausruhen und Ausbaumeln. Mirella fährt mit uns im Bus nach Matera, und wir haben genügend Zeit für eigene Unternehmungen. Jeder hat andere Interessen und füllt den Tag nach seinem Geschmack.

09.Tag, 20.04.2013

Heute heißt es Abschied nehmen von Apulien und einer Region Süditaliens, die uns im Verlauf der Reise sehr an's Herz gewachsen ist, mit ihren Menschen, ihrer Hilfbereitschaft und Gastfreundschaft. Arrivederci Italien. Wir kommen bestimmt wieder!
 

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