Reisebericht: Süditalien pur – Apulien und die Basilikata

06.09. – 14.09.2013, 9 Tage Studienreise Flug: Bari – Ostuni – Castellana – Alberobello – Castel del Monte – Otranto – Lecce – Matera


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Von der Terra di Bari zum Salento Großartige weite Landschaften zwischen Bergen und Meer, fruchtbare rote Erde, die bei Sonnenuntergang blutrot schimmert,weiße Städte mit historischer Bausubstanz, umgeben von uralten Olivenhainen, liebenswerte Menschen,die ganz selbstverständlich ihre Geschichte in die Gegenwart holen - Apulien!
Ein Reisebericht von
Dr. Jutta Petzold-Herrmann
Dr. Jutta Petzold-Herrmann

1.Tag, 06.09.2013:


Nach einem angenehmen Flug mit Zwischenstopp in München landeten wir auf dem Flughafen Bari, der uns mit Sonne und Geschäftigkeit empfing und schon etwas süditalienisches Flair vermittelte. Unsere Erwartungen auf das noch wenig bekannte Reiseland Apulien entwickelten sich nun ungebremst und wir freuten uns auf die vor uns liegenden Tage. Mirella und Angelo warteten schon in der Empfangshalle und führten uns nach kurzer Fahrt mit dem Bus in ein Bistro, das mit einer kleinen, aber feinen Speisekarte punkten konnte. Gut zubereitetes Gemüse, Fisch und mageres Fleisch sowie Espressino, den es nur in Apulien gibt, entfalteten sich zu einem wahren Empfangsschmaus. Mit neuen Kräften versehen, erreichten wir nach einer längeren Fahrt an der Küste, vorbei an Mola di Bari, Monopoli, Torre Canne, das Hotel in Carovigno. Direkt am Strand gelegen, mit Pol und Liegewiese, bot es unseren Sonnenhungrigen gute Möglichkeiten zur Erholung.

2.Tag, 07.09.2013


Die weiße Stadt Ostuni, die sich am Horizont wie ein Gebirge aufbaut und weithin sichtbar ist, war das Ziel dieses Tages. Unsere Fahrt führte wieder vorbei an gepflegten Feldern, auf denen alte Olivenbäume mit den sonderbarsten, in sich verdrehten Stämmen wachsen. 
In Ostuni angekommen, führte uns Mirella durch verwinkelte Gassen zur Piazza della Liberta, dem Hauptplatz der Stadt. Von dort aus liefen wir die steile, jedoch malerische, eng bebaute Via Cattedrale zur spätgotischen Kathedrale hinauf. Am Platz vor der Kathedrale angekommen, bewunderten wir die kühn geschwungene Fassade mit der eindrucksvollen Fensterrose. Anschließend bummelten wir durch Gassen, die z.T. in Treppenläufe mündeten, zum Hauptplatz zurück. Nach einer Espressino-Pause auf dem Hauptplatz, an der Säule des Heiligen Orontios, gelangten wir nach kurzer Fahrt im Garten der Masseria Salinola an, einem sehr gut erhaltenen, typischen Landsitz in der Nähe von Ostuni. Der Besitzer erläuterte uns das Gebäude, seine Geschichte, die Probleme bei der ständigen Instandsetzung der Wohn-und Wirtschaftsgebäude. Im Anschluss daran führte er uns in den Speiseraum und tischte Spezialitäten der Region auf. Wer wollte, konnte im kühlen, schattigen Garten spazieren oder auf der Loggia Wein trinken. Ein Ort zum Wohlfühlen!

3.Tag, 08.09.2013


Pünktlich 09.30 Uhr gelangten wir nach einstündiger Busfahrt an den Castellana-Grotten an, einem Karstgebiet mit mehr als 30 unterirdischen Höhlensystemen.Sie entstanden in langen geologischen Zeiträumen durch tief in den Kalkstein einsickerndes Regenwasser. Es formte im Laufe der Zeit tiefe Rinnen, Hohlräume so groß wie Kathedralen, Schächte und Grotten. Erst 1938 wurden diese Grave entdeckt, eine der größten Italiens.
Fast zwei Stunden verbrachten wir in den Tiefen der Grotten und entdeckten auf dem Rundgang ständig neue Gebilde und Formationen, kleine Seen und tief herabhängende
Stalaktiten, ein Abenteuer in der Unterwelt. Jedoch machte einigen Gästen die feucht-schwüle Luft zu schaffen.
Wieder im Bus, ging die Reise weiter nach Alberobello, der weltweit bekannten Stadt der Trulli. Nicht umsonst zählt sie seit 1996 zum Weltkulturerbe. Im Viertel Rione Monti, in dem sich etwa 1000 dieser weißgekalkten kleinen Gebäude mit kegelförmigen Spitzdächern befinden, zogen Souvenirgeschäfte und kleine Gaststätten ein. Die Touristen treten sich hier fast auf die Füße. Sogar die kleine Kirche Sant' Antonio besteht aus einem Komplex miteinander verbundener Trulli.
Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es mehr Ruhe, hier stehen nur ca. 500 Trulli, die z.T. noch bewohnt sind. Gern werfen wir einen Blick in einen bewohnten Trullo,wo dies möglich ist. Eng sind sie, aber bequem eingerichtet. Für ein Feriendomizil gerade ausreichend, denken viele. Voller Eindrücke kehren wir ins Hotel zurück.

4.Tag, 09.09.2013


Unsere erste Besichtigung an diesem Tag führt uns nach Lecce, der Stadt im Zentrum des Stiefelabsatzes. Nach dem Aussteigen aus dem Bus entfaltete sich vor uns eine Stadt mit mittelalterlichem Stadtkern, jedoch prächtig geschmückten Bürgerhausern, Palästen und 40 Kirchen im Stile des Barocks, fast ein städtisches Gesamtkunstwerk.Von der Porta Napoli spazierten wir zur Piazza del Duomo, einem einzigartigen Bauensemble. Kampanile, Dom, Bischofspalast und Priesterseminar schließen sich wie ein Ring um die Piazza zusammen, die Propyläen bilden den feierlichen Abschluß. Bald erreichten wir auch die Kirche Santa Croce, die durch ihren außerordentlich überreichen Fassadenschmuck besticht. An der Piazza Sant' Oronzo begegnen sich die Zeiten: ein Amphitheater aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. mit Bauten aus der Mussolini-Zeit im Hintergrund.
Nach einer Mittagspause in der Nähe dieses Platzes ging die Reise weiter nach Otranto,
der Stadt am Meer, deren Hafen einst als Tor zum Osten bezeichnet wurde. Daraus schöpfte die Stadt ihren Wohlstand und wohl auch ihre Weltläufigkeit. Die Kathedrale mit dem riesigen Fußbodernmosaik beeindruckt jeden, der es gesehen hat. Drei Lebensbäume verflechten sich und ihre Blätter führen allegorische Geschöpfe, Tierkreiszeichen und die Genesis zu einem dicht erzählten Gewebe zusammen. 

5.Tag, 10.09.2013


In der Masseria Priore, einem alten Guthof in Pezze di Greco, war schon alles für unsere Gruppe vorbereitet, die vornehmlich aus Freunden des Kochens bestand. Der Teig, aus dem Orecchietti entstehen sollen, war schon zubereitet. Er enthält Hartweizen, der auf riesigen Anbauflächen wächst und Apulien als einer der wichtigsten Getreideproduzenten, schon seit historischen Zeiten, ausweist. Orecchiette sind sogenannte kleine "Öhrchen", eine Nudelart, die eigentlich nicht schwer herzustellen ist, aber Fingerfertigkeit verlangt. Wir übten alle sehr intensiv, aber trotzdem erwies sich die Herstellung dieser feinen, kleinen Form als schwierig. Anschließend konnten wir uns überzeugen, wie scheinbar leicht Mozzarella zu kneten ist. Die Kostprobe war ein Geschmackserlebnis. Übung macht eben den Meister, wie immer und überall!
Nach einem reichhaltigen Menü traf der Teil der Gruppe ein, der sich im Hotel erholt hatte.
Gemeinsam fuhren wir nach Locorotondo, einem Städtchen auf einer Anhöhe, mit einer kreisrunden Straßenführung und ebenso weißen Häusern wie in Ostuni. Im Anschluß an einen ergiebigen Stadtspaziergang führte uns Mirella in einen kleinen Park und teilte uns mit, dass sie Geburtstag habe. Mit einem Schluck Limoncello begossen wir ihren Ehrentag.

6.Tag, 11.09.2013


Sehr früh starteten wir zu unserer ersten Besichtigung des Tages, dem grandiosen Castel del Monte, das sich bei der Anfahrt mit dem Bus schon bald wie eine Krone auf einem Hügel zeigte. Es wurde ab 1230 errichtet, seine Funktionen wie auch angeblichen Aufenthalte von Friedrich II. sind spektakulär, eher ist dieser Bau als Statussymbol zu verstehen. Astrologische Einflüsse spielten bei seiner Planung sicher eine Rolle. Friedrichs Enkel starben hier unter den Anjous qualvoll.
In späteren Jahrhunderten lagerten Hirten und Räuber in diesem Bau, der mit Kaminen, Wasserleitungen und Toiletten gut ausgestattet war. 1876 kaufte der Staat die Anlage und restaurierte sie mühsam. 1996 wurde Castel del Monte, gemeinsam mit Alberobello, zum Weltkulturerbe erklärt. Seit 2002 ziert es die Rückseite der italienischen 1-Cent-Münze.
Trani war unser nächstes Reiseziel. Jeder konnte die Zeit individuell nutzen, für ein Fischessen am Hafen, für einen Rundgang im schön gelegenen Städtchen oder für den Besuch der Kathedrale, die als ein Musterbeispiel der apulischen Romanik gilt.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause gelangten wir in Bari an und unternahmen einen Rundgang mit Mirella, die hier lebt. Bari, heute etwa 350 000 Einwohner, ist eine bedeutende Hafenstadt wie auch Verkehrs-und Wirtschaftszentrum Apuliens. Begonnen hatte alles mit dem Raub der Gebeine des hl. Nikolaus aus Myra um 1087. Mit diesen Reliquien in der Stadt, konnte die gleichnamige Kathedrale errichtet werden und alsdann auf Pilger, Kreuzfahrer, Händler u.a. sehr anziehend wirken.
Beeindruckend ist die verwirrende Vielfalt von Gassen und kleinen Plätzen in der Altstadt, in der man sich aber auch schnell verirren kann.
Wir verabschiedeten uns von Mirella, die in Bari blieb und fuhren nach diesem erlebnisreichen Tag wieder ins Hotel zurück.

7.Tag, 12.09.2013


Mit unserem Gepäck fuhren wir zunächst nach Altamura, in die Landschaft Murge der Basilikata, die mit ihren Feldern, Olivenhainen und hügeligen Wiesen die Region prägt. Friedrich II. hatte die Stadt 1230 gegründet und den Bau des Domes verfügt. Beeindruckend ist sein Löwenportal. Über Jahrhunderte lebten in der Stadt Christen, Moslems und Juden gut zusammen.
Im nahe an der Kathedrale gelegenen "Padre Pepe" ruhten wir uns nach der Besichtigung aus und probierten den ortstypischen bekannten Kräuterlikör, der nach Waldkräutern, Früchten und Nüssen schmeckt.
Nach der Pause erreichten wir Matera, das nächste Ziel unseres Tagesprogramms. Mit Ann de May erkundeten wir die Stadt sowie die Sassi, grosse Kalksteinhügel, die weit in die Stadt hineinreichen und mit Höhlenwohnungen, -kirchen und Wirtschaftsräumen "durchlöchert" sind. Eine Wohnung konnten wir besichtigen und die räumliche Enge, in der die Bewohner leben mußten, nachempfinden. Die Höhlenwohnungen wurden bis etwa 1950-60 bewohnt.
Carlo Levi schilderte in seinem Roman "Christus kam nur bis Eboli" das Elend der Bewohner.
Das Buch gab den Ausschlag für ihren späteren Auszug in bessere Quartiere.
Heute durchstreifen nur noch Touristen die Sassi. 

8.Tag, 13.09.2013


Wir fuhren gemeinsam mit dem Bus ins Zentrum zum individuellen Besichtigungsprogramm
besuchten jedoch zuerst gemeinsam die Kirche San Francesco di Assissi, die über eine schwungvoll bewegte barocke Außenfassade verfügt.

9.Tag, 14.09.2913


Wir nehmen Abschied von Apulien und sind der Auffassung, eine großartige, sehenswerte Region kennengelernt zu haben, die uns im Verlauf der Reise vertraut geworden und ans Herz gewachsen ist. Wir kommen alle gern wieder!
 
Ich wünsche unseren Gäste alles Gute, bleiben sie gesund und reisefreudig.
Bis zum nächsten Mal!
Ihre Reiseleitung 
Dr. Jutta Petzold-Herrmann

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