Reisebericht: Italien – Flugreise Sardinien mit Standorthotel

29.09. – 06.10.2015, 8 Tage Rundreise ans Mittelmeer mit Olbia – Costa Smeralda – Alghero – Gallura – Barbagia – Orgosolo – optionale Ausflüge nach Bonifacio auf Korsika & Inselarchipel La Maddalena


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Schlafende Riesen und geflügelte Löwen - Sardiniens sagenhafte Felsformationen wecken die Fantasie.
Ein Reisebericht von
Annett Seese

1. Tag, 29.9.2015, Flug nach Sardinien

Der kleine Kontinent im Mittelmeer interessiert immer mehr Reisende. Jahrtausende alte Kulturdenkmäler und geheimnisvolle smaragdfarbene Buchten charakterisieren die Insel genau so wie die sardische Lebensart. Also flogen wir am Dienstag Morgen von Berlin-Tegel nach Olbia und fuhren von dort mit dem Bus nach Santa Teresa di Gallura. Für die folgenden sieben Nächte haben wir im Hotel „La Funtana" nun unser Domizil.
Überraschender Weise empfängt uns nicht die lang ersehnte Mittelmeersonne, sondern sehr stürmisches Wetter mit dicken Regenwolken. Dennoch zieht es viele von uns gleich zum Strand von Santa Teresa und ins Städtchen mit seinen vielen Cafés und Straßen.
Zusammen mit uns war eine Eberhardt-Travel-Wandergruppe nach Sardinien gekommen. Mit ihr treffen wir uns zum Abendessen wieder und besprechen danach unsere geplanten Ausflüge quer durch den Norden der spannenden Insel.

2. Tag, 30.9.2015, Ausflug nach San Pantaleo und an die Costa Smeralda

Schon am Morgen fahren wir durch eine der schönsten Regionen Sardiniens - durch die Granitfelsenlandschaft der Gallura. Inmitten von Steineichen, die ihre Blätter auch in der zweiten Jahreshälfte nicht verlieren, ragen wundersamen Felsgebilde aus dem satten Grün der Wälder. Zudem haben die Sarden vor vielen Jahrzehnten die Wasser liebenden Eukalyptusbäume in die einstigen Sümpfe des Nordens gepflanzt. Dies war ihr Weg, die Sümpfe zu trocknen und das wilde Land wieder nutzen zu können. Denn seit dem 16. Jahrhundert war die Küstenregion wegen der Sümpfe und der Eroberer aus dem Norden lange unbewohnt. Bruno, unser umsichtiger Fahrer, stoppt unseren Bus vor den Toren von San Pantaleo. Der atmosphärische und liebevoll restaurierte Ort ist nach dem Schutzheiligen der Medizinier benannt. Unsere örtliche Reiseleiterin Rebecca hat uns schon vieles über das Leben der Menschen im Norden Sardiniens erzählt. Nun gehen wir durch die Straßen des kleinen Ortes in den Gallura-Bergen und machen uns selbst ein Bild davon. Unter Regenwolken fahren wir dann weiter Richtung Küste, vorbei an einem Felsen, der an einen venezianischen Löwen erinnert. Unser nächstes Ziel, die Stadt Porto Rotondo, ist in der Ferne bereits zu sehen. Nach einem Stadtrundgang in diesem Hafenstädtchen kehren wir zu Mittag im „Il Baretto" nahe der berühmten Fuchsbucht ein. Dann geht es auf nach Porto Cervo, dem Herz der Smaragdküste. Die typischen Baumaterialien in Porto Cervo sind Wachholderholz, Granit und Schilf. Der Ort ist nach der Form seines Hafens benannt, die einem Hirschgeweih ähnelt. Nach einer Rundfahrt mit der Kleinbahn starten wir unseren Stadtrundgang, sehen uns die Hafenanlagen und die schönen Arkaden der Smaragdküstenhauptstadt an. Dann bringt uns der Bus wieder zurück zum Hotel und unser zweiter Tag auf Sardinien klingt aus.

3. Tag, 1.10.2015, Ausflug nach Castelsardo und Alghero

Es hatte die ganze Nacht gestürmt, der Morgen empfängt uns mit strömendem Regen und starkem Wind. Für die großen Städte des Nordens ist Flutalarm ausgerufen und viele Straßennetze sind gesperrt. Kleine Bäche verwandeln sich in reißende Ungeheuer und wir fragen uns, ob wir unseren Ausflug heute überhaupt durchführen können. Rebecca kennt den sardischen Wetterbericht wie ihre Jackentasche und so findet sie den einzigen Ort in ganz Sardinien, in dem es heute nicht regnet: Castelsardo. Wir zaudern nicht und fahren gleich nach dem Frühstück los. Mit uns reist heute die Wandergruppe, denn für sie ist der Sturm zu gefährlich zum Wandern. Nach einer Stunde Fahrt werden wir von einem Regenbogen begleitet, der sich über Artischocken- und Melonenfelder spannt. Die Haupteinnahmequelle im Norden Sardiniens ist jedoch nicht die Landwirtschaft, sondern die Hummerfischerei, der Mittelmeerhummer ist sehr begehrt. Kurz vor Castelsardo halten wir an einem bizarren Elefantenfelsen und da es schon hier nicht mehr regnet, können wir ihn im Lichte besehen und fotografieren. Wieder halten wir am Eingang zum Ort, gehen zu Fuß in die Stadt. Castelsardo ist ein Ort rund um eine mittelalterliche Burg, die in den Lavastein hinein gebaut wurde. Die Burg wurde bis 1939 ununterbrochen genutzt und dabei auch immer instand gehalten. Die Stadt hat heute siebentausend Einwohner. Bei einer Einwohnerzahl von 1,6 Millionen Menschen in ganz Sardinien ist das ziemlich viel. Von der Unterstadt wandern wir hinauf zur oberen Stadt und durchstreifen die historischen Straßen. Rebecca erklärt uns so viel zur Geschichte und zum Alltag von Castelsardo, dass wir immer neugieriger werden. Zum Mittag verweilen wir im „Cafe´de Paris" und fahren dann über eine wilde, felsige Bucht des Capo Caccia weiter nach Alghero. Auch diese Stadt möchten wir sehen und lassen uns von dem windigen Regensturm nicht davon abhalten. Doch ob uns nach unserer Rückkehr jemand glauben wird, dass wir auf einer Mittelmeerinsel waren? Die Fotos sehen ganz anders aus.

4. Tag, 2.10.2015, Ausflug ins grüne Herz der Gallura

Zusammen mit der Wandergruppe fahren wir am Morgen los, in eine von Korkeichen geprägte Region der Gallura. Auch ihre Monolithen sind weithin bekannt, sie gehören zu den größten auf unserer Erde. Die Wandergruppe wird heute einen breiten, sandigen Rundweg in eintausend Metern Höhe begehen, am Monte Limbara, der mit seinen über eintausenddreihundert Metern Höhe der höchste Hügel der Gallura ist. Wir geben ihnen und ihrer Wanderreiseleiterin Veronica schöne Grüße mit auf den Weg und verlassen den Bus in Tempio, der Hauptstadt der Gallura. Sie wurde im 18. Jahrhundert aus Granit erbaut. Bei einer Stadtführung mit Rebecca sehen wir uns diesen besonderen Baustil an. Dann reisen wir weiter, zur Korkmanufaktur „Arte Sughero di Sandra Cossu" ganz in der Nähe von Tempio. Der Gründer, der der Großvater der Kunsthandwerkerin Sandra Cossu ist, zeigt uns, wie die Korkmaschine funktioniert und wie die Korksorten sich voneinander unterscheiden. Die ganze Manufaktur ist in eine so inspirierende Atmosphäre getaucht, dass alle wie gebannt zuschauen und -hören. In ihrem Atelier zeigt uns seine Enkelin Sandra, wie sie Keramik-Krüge mit Kork designed, vor allem mit dem Design, dass ihr Großvater einst entwickelte. Im Verkaufsraum gibt es noch mehr zu entdecken und wir müssen uns förmlich losreißen von den Zeugnissen dieser seltenen Kunst, denn unser Bus hält vor der Tür, um uns zum Mittagessen zum Agriturismo nach Aggius zu bringen. Der zauberhafte Ort und die schmackhaften Speisen passen zu diesem Tag mit seinen so seltenen Einblicken. Als auf dem Rückweg zum Hotel auch noch die Sonne zu scheinen beginnt, wächst unsere Hoffnung, nun endlich auch das typische Mittelmeerklima erleben zu können, auf das wir uns so gefreut hatten.

5. Tag, 3.10.15, Ausflug zum Inselarchipel La Maddalena

Es hat tatsächlich aufgehört zu regnen, auch in Santa Teresa. Der Himmel ist noch leicht bedeckt, doch der Tag verspricht schön zu werden. Bruno fährt uns so sicher wie im Wind und Sturm der letzten Tage zur Fähre nach Palau. Dort steigen wir auf die Fähre, der Bus verschwindet im Schlund des Schiffes. Dann geht die Fahrt los, hinüber zum Archipel La Maddalena. Das Wasser glänzt blau und schwarz, es ist vom Unwetter noch ganz aufgewühlt. Nach einer Rundfahrt durch die Stadt passieren wir die Brücke hinüber zur Insel Caprerra. Sie ist Garibaldi gewidmet und sein Haus können wir von La Maddalena aus bereits sehen. Seit Mitte der 90er Jahre ist das ganze Archipel zudem ein geschützter Nationalpark. Die anderen fünf Inseln von La Maddalena sind nur per Boot zu erreichen und haben kein Süßwasserreservoir. Nach etlichen Fotostopps an türkisen Buchten fahren wir zur Baia Trinita und verweilen dort ein halbes Stündchen am Sandstrand zwischen urigen Felsen. Gestärkt von der wärmenden, strahlenden Sonne und der salzigen Brise am Meeresrand reisen wir dann weiter zum Ort La Maddalena. Rebecca zeigt uns die Stadt, bis wir die Wege von der Kirche zum Hafen und zum zentralen Platz kennen, bis wir wissen, an welchen Spezialitätengeschäften wir nicht vorbei gehen sollten und wo uns ein guter Mittagsimbiss erwartet. An der Garibaldi-Statue, bei der man sich neben sein plastisches Ebenbild auf eine Bank setzen kann, starten wir zu unseren individuellen Erkundungen der Stadt La Maddalena. Am Nachmittag bringt uns die Fähre wieder zurück nach Santa Teresa. Einige von uns nutzen das gute Wetter, um bis zum Abendessen am Strand zu träumen oder zu baden. Im Speiseraum treffen wie die Wandergruppe wieder, die heute das Capo Testa, die nördlichste Spitze Sardiniens erkundet hat und dabei auch anspruchsvolle Klettersteige über Felsen kennen lernte.

6. Tag, 4.10.15, Ausflug nach Korsika

Nur zwölf Seemeilen ist Sardinien von Korsika entfernt. Diese umgerechneten einundzwanzig Kilometer legen wir mit dem Schiff in einer Stunde zurück. Hinter uns der Hafen von Santa Teresa, er wird immer kleiner, bald ist die Küste nur noch eine schmale Linie auf dem silbernen und blauen Meer. Vor uns wächst die helle Steilküste von Bonifacio aus dem Wasser. Unsere Reiseleiterin ist heute Eugenie. Sie hat uns am frühen Morgen vom Hotel abgeholt, zum Hafen von Santa Teresa gebracht. Nun, im Hafen von Bonifacio lädt sie uns ein, mit ihr in der Kleinbahn hinauf in die Stadt Bonifacio zu fahren. Gern folgen wir dieser Empfehlung, denn Bonifacio liegt hoch oben über den steil hinab fallenden Felsen der Kreideküste. Nach einer tollen Stadtführung durch die mittelalterlichen Gassen und Straßen der korsischen Hafenstadt haben wir viel Zeit, uns auf eigenen Wegen umzusehen, die Aussicht aufs Meer zu genießen oder in die französischen Sprachmelodien der kleinen Stadt einzutauchen. Am Nachmittag treffen wir uns im Hafen wieder. Die Wandergruppe war heute ebenfalls in Korsika, wanderte einen einzigartigen Steilküstenweg entlang und steigt nun gemeinsam mit uns wieder auf das Schiff, zurück nach Santa Teresa. Unter Schäfchenwolken landen wir im Hafen unseres Städtchens. Im Hotel sagen wir unseren beiden örtlichen Reiseleiterinnen Rebecca und Eugenie Adieu. Wir werden noch oft an all die interessanten Geschichten denken, die sie uns zu erzählen wussten.

7. Tag, 5.10.2015, Tag zur freien Verfügung

Auch heute haben wir Glück. Das Sturmwetter hat Sardinien verlassen und wir können Licht und Wärme in vollen Zügen genießen. Viele von uns entscheiden sich für einen Tag am Strand. Andere machen eine Wanderung durch die Maccia-Landschaft, die ganz nahe am Hotel beginnt. Einige treffen sich am Capo Testa und kehren zu Mittag in einem Cafe´ein, das einen fantastischen Blick auf das Meer bietet. Ein munterer Wanderer radelt sogar mit einem der vier E-Bikes, die man in Santa Teresa ausleihen kann, durch die hügelige Landschaft. Manch einer will auch einfach nur ausspannen, ein interessantes Buch lesen, Karten spielen und hin und wieder in den blitzblauen Pool des Hotels eintauchen. All dies ist in dem kleinen Städtchen, seiner bezaubernden Umgebung und dem gemütlichen Hotel möglich. So können wir die gemütlichen Ausflüge und die vielen neuen Eindrücke noch einmal Revue passieren lassen, mit viel Zeit und schönem trocknem Mittelmeerwetter. Am Abend haben wir noch ein gemeinsames Date mit der Wandergruppe: Wir gehen alle zusammen zum Spezialitätenrestaurant "da Thomas" und verbringen den letzten Abend mit leckeren Fischgerichten in einem stimmungsvollen Ambiente. 

8. Tag, 6.10.2015, Heimreise

Nach dem Frühstück packen wir unsere Koffer in den Bus. Unser Fahrer Bruno bringt uns zum Flughafen nach Olbia. Auf der Reise dorthin fliegt die Landschaft des sardischen Nordens noch einmal an uns vorüber. Als wir im Flieger sitzen, wundern wir uns, dass nur eine Woche vergangen ist, seit wir in Sardinien angekommen waren. Sehr viel haben wir erlebt, haben interessante Städte, Geschichten und Landschaften und vor allem sehr liebenswerte Menschen kennen gelernt, die uns ihre Heimat mit Charme und Esprit nahe brachten. Mancher Gedanke unserer Reiseleiterinnen und mancher fantastische Fels aus Gallura-Granit wird unsere Gedanken und Gefühle sicher noch eine ganze Weile in Bewegung versetzen. Toll, dass Sie sich auch von den stürmischen Tagen nicht von Ihrer Freude an dieser Reise abbringen ließen. Ich freue mich darauf, Sie auf dieser oder jener Tour einmal wieder zu sehen.
Ihre Annett Seese.

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