Reisebericht: Städtereise Florenz – Silvester in der Stadt der Medici

28.12. – 01.01.2018, 5 Tage Flugreise Italien im 4–Sterne–Grand Hotel Adriatico – Santa Maria del Fiore – Ponte Vecchio – Santa Maria Novella – Uffizien


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Florenz, die Perle der Renaissance und Partnerstadt Dresdens, lädt ein zu Entdeckerspaziergängen durch die pittoreske Altstadt. Sie ist seit 1982 UNESCO Weltkulturerbe und wurde vom Forbes Magazin zu einer der sehenswertesten Städte der Welt erklärt!
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

28.12.2017 Flug nach Florenz und Spaziergang zur Piazzale Michelangelo

Die gesamte Reisegruppe, bestehend aus 14 Gästen aus Dresden, Hamburg, Berlin und Bonn sowie der Reiseleitung aus Saarbrücken, traf sich um 11 Uhr zum gemeinsamen Weiterflug nach Florenz in Frankfurt am Main. Nach einem angenehmen Flug mit Air Dolomiti landeten wir sanft und pünktlich am Flughafen von Florenz. Kaum eine halbe Stunde später konnten wir uns schon in unseren Zimmern im 4-Sterne Hotel Mediteraneo am Ufer des Arno von der Anreise erholen.
Danach unternahmen wir gemeinsam einen Spaziergang entlang, der Stadtmauer, zur Piazzale Michelangelo, hoch über den Dächern der Stadt. Wir genossen einen ersten Blick auf Florenz und die umliegenden Berge des Apennin. Dort hatte der Winter bereits Einzug gehalten, man konnte deutlich die Schneefelder sehen. Kein Wunder, hat der Monte Falterone doch 1654 Meter Höhe! Hier entspringt der Arno und nicht weit davon entfernt, am Monte Fumaiolo, der Tiber. Ein herrlicher Sonnenuntergang mit Regenbogen setze alles ins rechte Licht: Die richtige Einstimmung auf schöne Urlaubstage in der Toskana. Gemütlich schlenderten wir über die Piazza, bewunderten die Bronzekopie des ´David´ von Michelangelo und den riesigen, von tausenden kleinen Lichtern erleuchteten, Weihnachtsbaum. 
Zum Abendessen waren wir in einer kleinen Trattoria, Da i Coco Filippo, und ließen uns die landestypischen Speisen schmecken: leckere Crostini, köstliche Pasta, Trippa (das sind Kutteln!), und Bistecca Fiorentina. Natürlich durfte da auch ein Dessert nicht fehlen: hausgemachtes Tiramisu!

29.12.2017 Stadtrundgang mit Baptisterium, Dommuseum und Kuppelaufstieg

Ausgerüstet mit einem modernen Audiosystem starten wir, mit unserer örtlichen Gästeführerin Angela, zur Stadtbesichtigung und spazierten entlang des Arno in die historische Altstadt. Vorbei an den beiden mittelalterlichen Stadttürmen St. Niccolò und dem Torre della Zecca, Münzturm, in dessen Kellern einst der Fiorino, die in ganz Europa verbreitete Münze der Florentinischen Republik, geprägt wurde. An der Nationalbibliothek bestaunten wir hoch über unseren Köpfen die Hochwassermarkierung von 1966. Es war das höchste Hochwasser in der Geschichte von Florenz mit verheerender Wirkung: Diese Katastrophe zerstörte unwiederbringliche Kunstschätze und forderte sogar 17 Menschenleben, als sich 50 Millionen Kubikmeter Wasser in wenigen Augenblicken über die Stadt ergossen. Durch die Gasse der Färber erreichten wir den imposanten Palazzo Vecchio. Mit seinen immensen Ratssälen ist er seit dem 14. Jahrhundert der Sitz des Stadtparlaments. Wir lauschten im Innenhof den spannenden Ausführungen über die Geschichte der Stadt und ihrer berühmten Familien. Auf der Piazza della Signoria galt es, neben den erwarteten Kunstwerken, dem ´David´ von Michelangelo, ´Hercules tötet Cacus´ von Bandinelli, ´Judith und Holofernes´ von Donatello, auch ein nicht unumstrittenes Kunswerk des schweizer Gegenwartskünstlers Urs Fischer zu bestaunen: ´Big Clay#4´, eine riesige, 12 Meter hohe Aluminiumskulptur...
Durch die engen Gassen, vorbei am Neuen Markt in der Loggia zog es uns zu zum Ponte Vecchio, der ältesten Segmentbogenbrücke. Ursprünglich von der Metzgerzunft gebaut, ist sie heute fest in der Hand der Juweliere. Eisern widerstanden wir den Verlockungen des Goldes, kehrten zurück zur Piazza de la Repubblica und marschierten zum Dom, wo wir eine wohlverdiente Mittagspause einlegten.
Nach dem Besuch des Baptisteriums San Giovanni, mit seinem wunderschönen Deckenmosaik, das von einer alles beherrschenden Christusfigur dominiert wird, führte uns Angela kundig durch das Dommuseum. Sie erklärte uns die Bildsprache der herrlichen Bronzeportale der Taufkirche, geschaffen von Lorenzo Ghiberti. Er gilt als Erfinder der Zentralperspektive und gestaltete in seinen Kunstwerken ganze Erzählungen der biblischen Geschichte.
An einem Modell der Kuppel konnten wir die geniale Konstruktion Brunelleschis erkennen und waren gespannt auf den Aufstieg durch die doppelschalige selbsttragende Wandung der Kuppel. Vor genau 600 Jahren, im Jahre 1418, beschloßen die florentiner Stadtväter ihrem Dom endlich diese Kuppel zu erbauen und damit ihre Macht auch nach aussen zu demonstrieren: 18 Jahre später wurde der nun vollendete Dom eingeweiht. Die Kuppel im Inneren erreicht 90 Meter, bis zur Spitze der Laterne ist das Bauwerk 114 Meter hoch!
Nach kurzem Anstehen am Eingang erklommen wir die 463 Stufen nach oben und wurden für die Strapazen mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt belohnt! Nach dem Gedränge in den engen Gängen -bei den letzten 70 Stufen sogar mit Gegenverkehr!- hatten wir beim Abstieg doch Muse, die herrlichen Fresken Vasaris zu bestaunen und bemerkten verwundert, mit welch liebevollem Detailreichtum vor allem die höllischen Qualen dargestellt wurden.
Am Abend stand noch ein Musikgenuss der besonderen Art auf dem Programm: In der Kirche der anglikanischen Gemeinde von Florenz, St. Mark, sahen wir, im neoromanischen Innenraum des Gotteshauses, die Oper ´Carmen´ von Georges Bizet, inszeniert als Singspiel einer Gruppe engagierter Sängerinnen und Sänger. Die vor 15 Jahren gegründete St. Mark´s Opera Company feiert inzwischen internationale Erfolge. 

30.12.2017 Entdeckerspaziergang: Von der Basilika Santa Croce zu den Uffizien


Auch heute zeigte uns Angela wieder ihr Florenz, und ihre spürbare Begeisterung für die Stadt und deren Bewohner ging ganz auf uns über. Unser erstes Ziel war das ehemalige Gerberviertel Santa Croce. Früher das Armenviertel im Osten der Stadt, entwickelt es sich heute langsam zu einem der angesagten modernen Wohnvierteln mit Tradition und Geschichte. Auf der Piazza findet zum Beispiel immer das historische Calcio statt, ein Fußballspiel mit mittelalterlichen Wurzeln und einem für Laien undurchschaubaren Regelwerk. Die Kirche Santa Croce hat, wie der Dom und viele andere Kirchen der Stadt, eine Fassade aus dem 19. Jahrhundert. Der offene 35 Meter hohe Dachstuhl aus bemaltem Holz unterstreicht das von den Franziskanern geforderte Armutsgebot. Im Inneren der sonst schlichten Bettelordenskirche befinden sich die Grabmale berühmter Geistes- und Naturwissenschaftler Italiens, darunter Galileo Galilei. Niccolò Machiavelli, Michelangelo und Gioachino Rossini. Dante Alighieri, dessen Grabmal sich in Ravenna befindet, wird mit einem Kenotaph geehrt. Eine Statue des Vaters der italienischen Literatursprache steht vor der Kirche, eine weitere an den Uffizien, und in seinem ehemaligen Wohnhaus in der Altstadt wurde zu seinen Ehren ein Museum eingerichtet. So wird dem, durch die politischen Wirren seiner Zeit aus seiner Heimatstadt vertriebenen und zum Tode verurteilten, Dichter und Politiker Dante eine späte Ehrung zuteil. In einer Seitenkapelle neben dem Altarraum sind herrliche Fresken von Giotto über das Leben des heiligen Franziskus zu bewundern und über dem Altar schwebt das gewaltige Altarkreuz von Cimabue. Im Refektorium, hinter dem Kreuzgang des Klosters, befinden sich weitere wertvolle Fresken berühmter Renaissancekünstler. Leider war Santa Croce vom Hochwasser 1966 am meisten betroffen und trotz aufwändiger Restaurierung sind die Schäden bis heute noch zu sehen. 
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Kunst: ein Besuch in den Uffizien gehört zu Florenz, wie das Amen in der Kirche! Vor 450 Jahren für die Verwaltung errichtet, beherbergt der gewaltige Gebäudekomplex heute eines der berühmtesten Kunstmuseen der Welt, das aus den Sammlungen der Medici hervorgegangen ist. Über 1000 antike Skulpturen und Gemälde, von A, wie Albertinelli bis Z, wie Zucchi, gilt es zu bewältigen. Angela lotste uns souverän zu den Hauptwerken der Renaissance, und wir bestaunten die Gemälde von Granacci, Lippi, Leonardo, Botticelli, Michelangelo und Tizian. Die interessante Führung endete mit dem einzigen Gemälde einer Frau: ´Judith und Holofernes´ von Artemisa Gentileschi, einer Schülerin Caravaggios.
Nach so viel Kunstgenuss stärkten wir uns auf der Piazza della Signoria mit einem Glas Vino Santo und Biscotti di Prato (einem toskanischen Mandelgebäck, die in der kalten Jahreszeit nicht fehlen darf), bevor wir in der gemütlichen Osteria del Porcellina den Tag ausklingen ließen.

31.12.2017 Entdeckerspaziergang: Jüdisches Viertel und Synagoge

Am Vormittag erkundeten wir die Gassen von Santa Croce, dem alten Viertel der Gerber. Dort ist im ehemaligen Gefängnis eine moderne Wohnanlage entstanden. Im Innenhof des Gefängnisses, wo heute Kinder unter Korkbäumen und Palmen spielen, wurden im November 1943 die Juden aus Florenz von der Gestapo zusammengetrieben und inhaftiert. Ein unscheinbares Denkmal erinnert an die Deportation dieser Menschen in die Todeslager der Nationalsozialisten. Gleich dahinter entdeckten wir, neben der Markthalle von Sant Ambrogio, einen Floh- und Antikmarkt. Hier befand sich das, im 16. Jahrhundert von Cosimo I de Medici eingerichtete, Ghetto der Juden. Die jüdischen Familien lebten dicht beieinander: wie in jedem Viertel der Stadt spielte sich das Leben auf der Straße ab. Ein Gedränge von Handwerkern und Händlern, Metzgern und Bäckern: ein Durcheinander von Lärm und Gerüchen zog durch die engen Gassen. Umgeben von einer Mauer, die mit der Stadt nur durch zwei Tore verbunden war, konnten die Juden ungestört ihre Religion und ihre Zeremonien leben.
Die Synagoge, 1882 geweiht, orientiert sich in ihrem Grundriss an der Hagia Sophia und ist im maurischen Stil gebaut. Nach dem Passieren der Sicherheitsschleusen umfing uns im Inneren die friedliche Atmosphäre des sakralen Raumes aus dem Zusammenspiel von Architektur und Licht. Im Museum im Obergeschoß bewunderten wir wertvolle Torarollen und uns unbekannte Kultgegenstände. Leider sind viele Gegenstände, Schriftrollen und Dokumente, die die Zeit des Faschismus überstanden haben, bei dem großen Hochwasser der sechziger Jahre unwiederbringlich zerstört worden. Heute leben circa 2000 Juden in Florenz. Die Synagoge ist ihr religiöser, kultureller und sozialer Mittelpunkt. Nebenan ist ein Kindergarten und eine Grundschule sowie koschere Restaurants und Läden. Im Sommer organisiert die Gemeinde ökumenische Feste für Juden und Nichtjuden.
Nach der Besichtigung hieß es Abschied nehmen von unserer Stadtführerin Angela, die uns in den vergangenen Tagen kompetent und fröhlich -bei angenehmen Temperaturen im unteren zweistelligen Bereich- ihr Florenz näher gebracht hat. Neben den touristischen Highlights haben wir auch die eher unbekannte Winkel der Stadt entdeckt und viele interessante Geschichten von Land und Leuten gehört.
Am Abend waren wir im Hotel zu einem festlichen italienischen Silvestermenu eingeladen, das sich bis nach Mitternacht hinzog. Dabei durfte natürlich das traditionelle Linsengericht, Lenticchie, nicht fehlen, das im kommenden Jahr Reichtum und Geldsegen verspricht.  Übrigens, auch rote Dessous, die in der Silvesternacht getragen werden, garantieren Glück und Gesundheit... Um Mitternacht stießen wir mit Prosecco auf das Neue Jahr an und staunten über die gewaltigen Kanonenschläge, mit denen die Italiener ihr neues Jahr begrüßen.

01.01.2018 Vor der Heimreise: Zeit für eigene Erkundungen oder Ausflug nach Fiesole

Heute konnten wir uns viel Zeit lassen für ein gemütliches Frühstück, denn in Florenz ging am Neujahrsmorgen ein wolkenbruchartiger Regen nieder. Doch trotz des Wetters machte sich eine kleine Gruppe mit großen Schirmen auf, mit dem Linienbus in das Städtchen Fiesole zu fahren. Der kleine Ort mit heute knapp 14000 Einwohnern ist schon seit dem Mittelalter beliebt bei den reichen florentiner Händlern, die hier, 250 Meter über ihrer Stadt, prächtigen Villen errichteten und herrliche Gärten mit Blick auf Florenz anlegten. Noch heute ist der exklusive Nobelvorort die reichste Gemeinde der Toscana. Auf der Piazza steht die romanische Kirche San Romolo mit dem 42 Meter hohen Glockenturm. Doch uns zog es zu den archäologischen Ausgrabungen: Fiesole, im 7. Jahrhundert vor Christus von den Etruskern gegründet, hieß später bei den Römern Faesulae. Wegen falscher politischer Entscheidungen wurde die etruskische Siedlung zerstört und die Römer errichteten an der Stelle des Heiligtums ein Amphitheater für 3000 Menschen und eine Thermenanlage. Dort eröfnete sich uns eine herrliche Aussicht auf die Berge des Apennin. Hoch über unseren Köpfen erschallten die Glocken vom Campanile und die Sonne kämpfte sich durch den wolkenverhangenen Himmel! Zurück im Hotel trafen wir auf die anderen Gäste, die sich, jeder auf seine Art, von Florenz verabschiedet haben. Und schon war es Zeit für den Transfer zum Flughafen im Abendsonnenschein.
Nach einem angenehmen und ruhigen Flug trennten sich in Frankfurt am Main unsere Wege.
Allen meinen Gästen wünsche ich ein gutes und glückliches Neues Jahr.
Bleiben Sie gesund und reisefreudig! 
Vielleicht sehen wir uns bald bei einer anderen Reise wieder- ich freue mich auf Sie!
Ihre Reiseleiterin
Gabriele Sauer

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Kommentare zum Reisebericht

Die Fotos zeigen, das wir eine kostenintensive und doch unvergessliche Reise erlebten. Ein bitterer Tropfen fiel doch ins Glas.
Das sogenannte Singspiel "Carmen" war durch die Ankündigung und den Preis doch heftig irreführend. In dem vor Ort ausliegenden Flyer war ersichtlich, daß der Höchstpreis 30€ betrug.
Am Silvesterabend hatte ich das Gefühi in den Keller abgeschoben zu sein. Auch das Drumherum war dürftig. Wir haben es schon angenehmer bei ihnen erlebt.
Ich hoffe, die nächste gebucht Reise steht wieder im Preis Leistungsverhältnis.
Herzliche Grüße bis zum Sommer Heide-Marie Naubereit

Naubereit Heide-Marie
14.01.2018