Reisebericht: Israel und Jordanien – Höhepunkte des Biblischen Landes

31.10. – 13.11.2016, 14 Tage Tel Aviv – Nazareth – See Genezareth – Jerusalem – Totes Meer – Eilat – Aqaba – Wadi Rum – Petra – Kerak – Madaba – Amman– Jerash – Ajlun


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Der Felsendom mit seiner vergoldeten Kuppel, das Wahrzeichen Jerusalems und das älteste noch erhaltene islamische Bauwerk der Welt und Petra, die ehemalige Hauptstadt der Nabatäer, sind neben vielen anderen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten, zweifellos
die Höhepunkte dieser Reise.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

1. Tag: Montag, 31.10.2016 Reise nach Israel

Wir starten in Frankfurt und Berlin. Die Abreise gestaltet sich auf beiden Flughäfen kompliziert, so dass wir, wie geplant gleichzeitig, obwohl mit jeweils einer Stunde Verspätung in Tel Aviv landen. Die Einreise ist dann weniger schwierig, wir werden erwartet sowie zu unserem Bus begleitet. Unser Fahrer und gleichzeitig unser Guide ist Micky. Er ist Sohn einer Tschechin und eines Polen, er ist jüdisch, aber religiös nicht aktiv und wird uns in den nächsten Tagen noch viel von sich und Israel erzählen. Jetzt fahren wir erst einmal nach Tel Aviv, vom Flughafen sind es ca. 15 Kilometer. Erstaunlicherweise hat Tel Aviv eine Wolkenkratzerskyline, was daran liegt, dass das Land klein ist und außer, in die Höhe zu wachsen, gar nichts mehr geht. So wurden in den letzten zwanzig Jahren jede Menge Hochhäuser gebaut. Wir quälen uns durch ein paar kleine Staus bis wir zum Hotel kommen. Dort reicht die Zeit gerade aus, um die Koffer auszuladen, dann geht es für uns schon weiter nach Jaffa zum Abendessen. Im gemütlichen Restaurant ABRAGE speisen wir vorzüglich.

2. Tag: Dienstag, 01.11.2016 von Tel Aviv nach Nazareth

Nach einem schmackhaften Frühstück starten wir um neun in den Tag. Das heißt, erst einmal geht das nicht, denn es regnet wie verrückt. Die nette Dame vom Hotel bringt uns in den Keller, wo wir trockenen Fußes ins Auto einsteigen können. Außerdem bekommt jeder einen Schirm geschenkt. Dankeschön. Wir wissen noch nicht, dass wir den heute und auch später gar nicht mehr brauchen. Micky fährt mit uns noch einmal durch die Straßen von Tel Aviv, bevor wir nach Norden Richtung Caesarea fahren. Caesarea gehört zu den wichtigsten historischen Stätten Israels. Es wurde während der Römerzeit gegründet und hatte zu derzeit auch seine Blütezeit. Zu Ehren von römischen Kaisern wurden damals einige Orte Caesarea genannt, unterschieden wurden sie durch einen Zusatz, wie MARITIM, PHILIPPI oder so. Wir besichtigen das große Theater und spazieren dann entlang des aufgewühlten Mittelmeers durch das Hippodrom. Die Gegend atmet Geschichte. Micky erzählt uns von Herodes, Augustus und Kleopatra. Herodes war es, der die Paläste, Tempel, das Amphitheater und Aquädukte errichten ließ. Schon ist es Mittagszeit. Wir fahren zu einem Einkaufszentrum und laben uns im Selbstbedienungsrestaurant AROMA an Sandwichs aus frisch gebackenem Brot. Unser nächstes Ziel ist Zippori (Sepphoris). Diese Stadt wurde mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Auch hier spielt Herodes eine Rolle, er eroberte die Stadt 37 v. Chr., um seine Macht zu sichern. Im Jahr 4 v. Chr. Gab es eine Rebellion gegen die Römer, weil auch der römische Stadthalter Varus die Stadt zerstören ließ. Wir sehen einen kurzen Einführungsfilm und spazieren dann durch die Anlage. Im Mittelpunkt stehen hier die wunderschön erhaltenen Mosaike. Besondere Bewunderung kommt der MONA LISA zu. Nach ausgiebigem Fotostopp geht es für uns weiter nach Nazareth. Hier soll Jesus seine Kindheit und Jugend verbracht haben. Wir besuchen die katholische Verkündigungsbasilika, die 1969 auf den Ruinen ehemaliger Kirchen, Moscheen und anderer Bauten, errichtet wurde. Aus vielen Ländern sind hier Kunstwerke zum Thema Maria und ihr Kind ausgestellt, so dass man den Eindruck hat, in einer Kunstgalerie zu sein. Durch die Stadt geht es nun zu unserem Hotel Golden Crown, wo wir am Abend mit einem reichhaltigen Buffet verwöhnt werden.

3. Tag: Mittwoch, 02.11.2016 See Genezareth und Golan–Höhen

Der Tag beginnt mit einem guten Frühstück und mit der Abfahrt um 8 Uhr. Wir fahren ca. eineinhalb Stunden zum See Genezareth. Erste Station ist der Berg der Seligpreisungen, der sich uns bei klarem Himmel und schönstem Sonnenschein zeigt. Micky hat uns wieder viel über die Geschichte und Geschichten erzählt. Hier soll Jesus von Nazareth seine Bergpredigt gehalten haben, die mit den Seligpreisungen beginnt. Außerdem soll er hier die Apostel aus seinen Jüngern ausgewählt haben. In der Anlage sind wir dann auf eigene Faust unterwegs, um die schönsten Fotos einzufangen. Nun wartet eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth auf uns. Gemütlich schippern wir über das Wasser. Nun besuchen wir Kapernaum. Hier lebte Jesus, nach dem er seine Heimatstadt Nazareth verlassen musste. Hier predigte er und vollbrachte Wunder. Zum Mittagessen kehren wir in das beliebte Fischrestaurant St. Petrus ein, wo wir - wie könnte es anders sein - St. Peter Fisch verspeisen. Am Nachmittag fahren wir zu den Golanhöhen. Immer weiter geht es nach Norden, die Straße 90 entlang. Wir besuchen eine Quelle des Jordans - die Banyas Quelle. Am Fuße der Ruinen der antiken Herrscherresidenz Caesarea-Philippi tummelt sich eine Gruppe kleiner Dachse, die von einer Gruppe lärmender arabischer Schulkinder vertrieben wird. Wir fahren weiter nach Norden. Bis in das Grenzgebiet zu Syrien. In der Ferne ist dunkles Grollen zu vernehmen. Es ist der Beschuss in Syrien. Gruselig und traurig zugleich. Nun müssen wir uns auf den Rückweg machen. Das dauert. Wir geraten in den Feierabendstau und quälen uns nur langsam voran. Doch pünktlich zum Abendessen sind wir im Hotel. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende.

4. Tag: Donnerstag, 03.11.2016 Tempelberg

Nach dem Frühstück brechen wir auf und fahren zum Tempelberg. Wenn wir diesen betreten wollen, müssen wir uns zeitig anstellen. Doch das lohnt sich. Der Eingang zum Tempelberg befindet sich direkt neben dem Eingang zur Klagemauer, die von den Einheimischen Westmauer genannt wird. Und genau hier tobt das Leben. Viele Jungen feiern heute ihr Bar Mitzwa. Das bedeutet, dass sie die religiöse Mündigkeit erreicht haben. Das feiert die Familie ausgiebig. Es wird Musik gespielt, getanzt, gepfiffen. An der Westmauer müssen die Jungen dann einen Tora-Abschnitt vorlesen. Wir haben das Vergnügen, den ersten Teil der Feiern mehrerer Familien live zu erleben. Halb zwölf werden wir dann eingelassen. Wir sind die Ersten heute, die den Tempelberg betreten dürfen. Das heißt, vor uns sind noch Muslime dort, die keinen speziellen Einlass brauchen. Das gilt nur für Andersgläubige. Orthodoxe Juden werden sogar nur mit militärischer Überwachung eingelassen. Die Kuppel des Felsendoms leuchtet in schönstem Gold vor strahlend blauem Himmel. Hinein dürfen wir nicht, das ist seit 2000 für Nicht-Muslime verboten. Der Felsendom ist der älteste monumentale Sakralbau des Islams und gehört zu den islamischen Hauptheiligtümern. Er wurde zwischen 687 und 691 erbaut, immer wieder restauriert, verändert und ergänzt. Nach einer Stunde müssen wir den Tempelberg verlassen. Länger ist uns der Aufenthalt nicht erlaubt. Wir gehen zur Via Dolorosa, wo wir dem Kreuzweg von Jesus Christus folgen. Die Via Dolorosa heißt auch Straße der Schmerzen und ist für Christen die heiligste Straße der Welt. Jeden Freitag um 15 Uhr ziehen Franziskaner betend den Kreuzweg entlang. Die einzelnen Stationen sind durch Mauerinschriften, Kapellen oder Säulen markiert.
1. Station: Jesus wird von Pilatus zum Tode verurteilt
2. Station: Jesus nimmt sein Kreuz auf sich
3. Station: Jesus fällt mit dem Kreuz
4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
5. Station: Simon von Kyrene hilft Jesus
6. Station: Veronica reicht Jesus das Schweißtuch
7. Station: Jesus fällt ein zweites Mal
8. Station: Jesus spricht zu den weinenden Frauen
9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal
10. Station: Jesus wird entblößt und mit Galle gespeist
11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt
12. Station: Jesus wird begraben
Nach diesem Ausflug in die Geschichte suchen wir zum Mittagessen wir ein kleines Straßenlokal auf und kosten die einheimischen Snacks sowie Granatapfelsaft. Am Nachmittag besuchen wir das Holocaust Museum. Es ist eine große emotionale Herausforderung, sich dem Thema hier anderthalb Stunden zu widmen. Wir fahren zurück zum Hotel. Das muss man erstmal verarbeiten.

5. Tag: Freitag, 04.11.2016 Ölberg – Garten Gethsemane – Klagemauer

Bei schönstem Sonnenschein fahren wir zum Ölberg und genießen die Aussicht auf Jerusalem. In anderen Sprachen heißt der Berg auch Olivenberg, weil hier viele Olivenbäume wuchsen. Wir sind ca. 800 Meter hoch und haben einen fantastischen Blick auf den Tempelberg und die ganze Stadt. Unser nächstes Ziel ist der Garten Gethsemane, in dem Jesus betete, bevor er von Judas verraten und dann verhaftet wurde. Der Ort ist friedlich, alte Olivenbäume wachsen hier, die schon in biblischen Zeiten ihre Wurzeln in dieser Erde hatten. Wir besuchen die Kirche aller Nationen, die 1924 von Antonio Barluzzi mit finanzieller Hilfe von zwölf Ländern erbaut wurde. Der Altar steht vor dem Felsen, auf dem Jesus gebetet haben soll. Micky spaziert mit uns durch die Straßen Jerusalems, zeigt uns die älteste kartographische Darstellung Jerusalems auf einer Mosaikkarte. Nicht weit davon findet sich ein historischer Säulengang, der an einem Wandbild endet, dass das Leben vor vielen Jahrhunderten in Jerusalem gut nachempfinden lässt. Unser nächstes Ziel ist die Klagemauer bzw. Westmauer. Wir dürfen sogar bis direkt an die Mauer und diese anfassen. Kein Mensch stört sich daran. Wir wenden uns wieder den irdischen Dingen zu und bummeln durch den Basar. Leckere Gewürze gibt es hier zu kaufen und natürlich tausend andere Dinge. Wir fahren zum Israel-Museum, dem Nationalmuseum des Landes. Es zählt international zu den führenden Museen für bildende Kunst und Archäologie. Hier gibt es ein Modell Jerusalems aus dem Jahr 60 n.Chr. im Maßstab 1:50. So sah die Stadt aus, bevor sie während des Aufstandes gegen die Römer im Jahre 70 komplett zerstört wurde. Ein weiterer bedeutender Teil des Museums ist der Schrein des Buches. Dieser wurde 1965 errichtet, um die kostbaren Schriftrollen aus Qumran aufzunehmen und sie in einer ständigen Ausstellung der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Außerdem befindet sich hier eines der bedeutendsten Manuskripte der hebräischen Bibel - der Aleppo-Codes aus dem 10. Jahrhundert n.Chr.. Nach einer kleinen Mittagspause führt uns der Weg zur Knesset-Menora. Sie ist aus Bronze, ca. fünf Meter hoch und stellt einen siebenarmigen Leuchter dar. Die Menora ist das Wappensymbol Israels. Das Bronzemonument befindet sich vor der Knesset dem israelischen Parlament. Micky fährt mit uns weiter durch die Stadt. An DAVIDS HARFE, einer modernen Brücke, die nicht ganz unumstritten ist, legen wir einen weiteren kurzen Fotostopp ein. Uns gefällt die Brücke gut, auch wenn sie 73 Millionen US Dollar gekostet hat und mit einer 500 Tausend Dollar teuren Feier 2008 eingeweiht wurde. (Was hätte man nicht alles mit dem Geld machen können, fragt sich so mancher Israeli). Unsere Fahrt geht nun durch Me'a Sche'arim, dem ältesten jüdischen Stadtviertel außerhalb der Altstadt Jerusalems. Hier wohnen und leben vor allem ultra-orthodoxe Juden. Das ist nicht zu übersehen, denn ihre Kleidung ist entsprechend traditionell. Wir fahren zum Hotel und legen eine kurze Pause ein. Doch schon geht es wieder los, denn wir wollen den Sonnenuntergang mit einem spektakulären Blick auf Jerusalem erleben. In einem Affenzahn jagt Micky durch die Stadt. Doch bevor die Sonne untergeht erreichen wir den Gipfel des 826 Meter hohen Scopus-Berges. Trotz der Wolken bietet sich uns ein erstaunliches und unvergessliches Spektakel. Ein traumhafter Abschluss für einen ereignisreichen Tag.

6. Tag: Sonnabend, 05.11.2016 Qumran – Massada – Eilat

Heute ist Schabat. Da herrschen hier ganz spezielle Regeln. Zum Beispiel darf kein Feuer gemacht werden. Das bedeutet für uns: es gibt keinen Kaffee aus der Kaffeemaschine. Löslichen Kaffee mit heißem Wasser aufzugießen, ist aber erlaubt. Man darf auch die Fahrstuhltür nicht anfassen. Micky - warum denn nicht? Antwort: wenn man die Fahrstuhltür anfässt, geht sie wieder auf. Dafür bildet sich ein geschlossener Stromkreis und das ist nicht erlaubt. Aha.Mit gepackten Koffern starten wir in den Tag. Erstes Ziel ist Qumran, wo 1947 zwei Hirtenjungen einen erstaunlichen Fund machten. Auf der Suche nach einem verlorenen Schaf entdeckten sie eine Höhle, deren Eingang verschüttet war. Als sie einen Stein hineinwarfen, ertönte ein metallischer Klang, der sie neugierig machte. Mit einer Öllampe drangen sie in die Höhle ein und entdeckten eie Reihe zylindrischer Krüge. In einem davon befanden sich drei Schriftrollen auf Pergamenthäuten. Die Jungen dachten, dass sich daraus wohl gute Riemen für Sandalen machen ließen und brachten sie zu einem Schuster nach Bethlehem. Dieser war aber auch Antiquitätenhändler und erkannte, dass es sich bei den Schriftrollen um antike Schriftstücke handelte. Er informierte ein paar Geschäftsleute und so nahm die Sache ihren Lauf. Beduinen und Archäologen lieferten sich einen Wettstreit, wer die meisten und wichtigsten Schriftrollen entdecken würde. Viele Jahrzehnte wurde geforscht, was die Rollen enthalten und Geschichten und Gerüchte machten die Runde. Inzwischen sind die Forschungen zwar nicht abgeschlossen, aber der Großteil wurde veröffentlicht und ist, zum Beispiel im Schrein des Buches, den wir besichtigt haben, zu sehen. Wir besuchen die Ausgrabungen eines Dorfes, in dem angeblich die Schriften verfasst wurden. Am Nachmittag fahren wir nach Masada, wo eine nicht weniger spannende Geschichte auf uns wartet. Im Jahr 74 n. Chr. wurde die Festung, die sich auf einem Berg befindet, von den Römern belagert. Über 900 Menschen setzten ihrem Leben freiwillig ein Ende, um nicht als Sklaven der Römer zu enden. Verdammt heiß hier oben. Es wird Zeit, nach Eilat aufzubrechen.

7. Tag: Sonntag, 06.11.2016 Timna Nationalpark

Nach jüdischem Verständnis ist heute Tag 1. Das heißt, ein Arbeitstag, was wiederum heißt, es gibt wieder ein reichliches Frühstücksbuffet und Kaffee aus der Maschine. Außerdem weiterhin schönster Sonnenschein. Wir fahren zum Timna Nationalpark. Kann man das glauben? Hier war früher mal ein Meer? Heute ist hier nur noch Steinwüste. Und was für eine. Riesige Felsformationen laden zu blühenden Fantasien ein. Am Eingang zum Park wurde ein modernes Besucherzentrum errichtet. Ein kurzer Film, der mit Augenzwinkern erstellt wurde, führt uns durch den Park und seine Geschichte. Danach fährt Micky uns. Zuerst zu den Säulen des Salomons, an denen wir über abenteuerliche Treppenstufen herumklettern, um eine bessere Aussicht zu haben. An einer Mini-Oase legen wir eine Kaffeepause ein. Die haben W-LAN hier. Überhaupt ist Israel diesbezüglich hervorragend ausgestattet. Wir fahren zum Tabernakel. Hier ist ein Wandertempel nachgebaut, in dem sich auch die Bundeslade befunden haben soll. Die Hauptattraktion, einen steinernen Pilz, der fünf Meter hoch ist, besuchen wir zum Schluss. Micky bringt uns nach Eilat zurück, dann müssen wir uns von ihm verabschieden. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Baden im Meer oder im Pool, ein Delfinarium oder ein Meereskunde-Museum zu besuchen, steht zur Auswahl.
Morgen geht es nach Jordanien.

Jordanien

8. Tag: Montag, 07.11.2016 Petra

Nachdem wir uns von Micky verabschiedet haben, reisen wir aus Israel aus und in Jordanien wieder ein. Dafür brauchen wir etwas Geduld, denn 140 amerikanische Tagestouristen wollen das, vor uns, auch und 140 Pässe abzustempeln dauert nun mal seine Zeit. Die Sonne brennt und wir stehen und warten und stehen und warten. Mahmoud, unser jordanischer Reiseleiter und ein Vertreter der Agentur sind vor Ort, können die Wartezeit aber auch nicht verkürzen. Irgendwann ist es geschafft und wir fahren nach Aqaba. Im Programm steht der Besuch des Souks, der hier allerdings etwas anders aussieht, als in unseren Vorstellungen. Der sogenannte Souk oder Markt in Aqaba ist eine Anreihung von Läden, die alles Mögliche anbieten, aber eben keine Marktstände. Nun ja, wieder einen neue Erfahrung. Wir legen eine Teepause ein und fahren dann zum Wadi Rum. Mit einem offenen Jeep und uns auf der Ladefläche geht es ab ins Gelände. Bald schonsind wir umgeben von hohen Felswänden aus Sandstein und Granit. Die Natur hat hier ein Abenteuerland geschaffen. Tatsächlich haben hier auch vor langer Zeit Menschen gelebt, was Felszeichnungen beeindruckend beweisen. Auch Lawrence von Arabien (der Echte) war von 1917 bis 1918 hier stationiert, der Film gleichen Namens hat Wadi Rum weltweit bekannt gemacht. Wir haben viel Zeit, alles aufzusaugen und in Fotos festzuhalten. Erst am späten Nachmittag beenden wir diesen Ausflug. Wir fahren weiter nach Petra, wo wir heute übernachten.

9. und 10. Tag: Petra

Zwei komplette Tage für Petra - die rosarote Stadt. Das hat so kein anderer Reiseveranstalter im Angebot. Die meisten Besucher denken auch, Petra - das ist das Schatzhaus und fertig. Dabei ist die Anlage viel größer und selbst in zwei Tagen kaum komplett zu erobern. Unser Hotel befindet sich direkt am Haupteingang, so dass wir die nächsten zwei Tage unseren Bus nicht benötigen, wir sind zu Fuß unterwegs. Kurz hinter dem Eingang lauern geschäftstüchtige Jordaniern mit Pferden und Pferdekutschen auf lauffaule Touristen. Wir lehnen dankend ab. Wir durchqueren den Sik (auf Deutsch: Schacht), der über einen Kilometer lang ist und an manchen Stellen nur zwei Meter breit. Wie muss sich wohl Johann Ludwig Burckhardt gefühlt haben, als er 1812 Petra wiederentdeckte? An beiden Seiten der Schlucht ragen die Felswände bis zu siebzig Meter hinauf. Es ist dunkel und kühl. An der dunkelsten Stelle öffnet sich plötzlich ein Spalt und helles Sonnenlicht erleuchtet das Schatzhaus. Je näher man kommt umso breiter wird der Spalt, bis sich der Blick auf das ganze Schatzhaus werfen lässt. Da bleibt einem der Atem stehen. So schön ist das. Die in den Stein gehauene Fassade hat Säulen und Eckpfeiler und oben schön geschmückte Giebel. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass es sich um eine Grabanlage handelt, doch nun sind Kellerräume gefunden worden, die vermuten lassen, dass es vielleicht doch ein Tempel gewesen sein könnte. Die Forschungen sind noch lange nicht abgeschlossen. Petra war einst die Hauptstadt der Nabatäer. Königsgräber, Tempel, Theater lassen noch heute erahnen, über welchen Reichtum die Karawanenkönige Arabiens zur Blüte ihres Handelsimperiums verfügten. In der Nähe des noch nicht ausgegrabenen Königspalastes besorgt uns Mahmoud Lunchpakete, die wir auf dem Rückweg in einem kleinen Café verputzen. Auch der schwarze Tee mit Minzblättern schmeckt vorzüglich. Den Nachmittag verbringt jeder in Eigenregie, erst am Abend treffen wir uns im Restaurant wieder. Der zweite Tag steht zur f4reien Verfügung. Mahmoud bietet an, ihm auf ein Felsplateau zu folgen, wofür mehr als achthundert Stufen überwunden werden müssen. Bei ca. 649 höre ich auf zu zählen und schätze nur, dass das mit den achthundert wohl so stimmt. Die Aussicht ist natürlich fantastisch und entschädigt für die Mühen. Auf dem Rückweg entdecken wir noch ein Löwenrelief und das Grab des Soldaten. Ziemlich geschafft treffen wir mittags am bereits bekannten Teehaus ein. Der Nachmittag ist wieder frei. Am Abend besteht die Möglichkeit, Petra bei Kerzenlicht zu erobern. Das Feedback der Teilnehmer lässt auf ein tolles Erlebnis schließen.

11. Tag: Donnerstag, 10.11.2016 Kreuzritterburg, Stadt der Mosaike, Berg Nebo

Wir fahren nach Kerak. Hier befinden sich die Überreste einer Kreuzritterburg, die ca. 1140 erbaut wurde. Berühmt wurde die Burg wegen der Belagerung durch Saladin 1183. Grund für die Belagerung war die Verärgerung Saladins über den Burgherren, der trotz vereinbarten Waffenstillstands, immer wieder Karawanen überfiel und sogar eine Piratenflotte auf dem Roten Meer unterhielt. Heute gibt es in der Nähe der Burg ein schönes Restaurant, in dem wir unsere Mittagspause einlegen. Leider nehmen wir uns dafür etwas zu viel Zeit, denn unsere Nachmittagsbesichtigungen kommen dann etwas zu kurz. Zuerst fahren wir zum Berg Nebo, denn hier wird man nur bis 16 Uhr eingelassen. Wir genießen die Aussicht auf das Jordantal, das Tote Meer und auf Israel. Auch Moses soll schon diesen Blick gehabt haben. Wir besuchen die Kirche mit den schönen Mosaiken, dann geht es schon weiter nach Madaba. In der St. Georgs-Kirche befindet sich die älteste kartografische Darstellung Jerusalems bzw. des Heiligen Landes. Es ist ein Mosaik aus dem 6. Jahrhundert.

12. Tag: Freitag, 11.11.2016 Wüstenschlösser

Am Vormittag wollen wir die Blaue Moschee in Amman besuchen, jedoch ist das wegen dem Freitagsgebet nicht erlaubt. Also fahren wir weiter zu den Wüstenschlössern der Omaijaden. Als erstes steht das Wüstenschloss Qasr al-Azraq auf dem Programm. Es ist aus Basalt gebaut, während die anderen Wüstenschlösser aus Kalkstein sind. Im 2. Jahrhundert n.Chr. diente es zur Verteidigung der Römer gegen vorrückende Beduinen. Im Winter 1917/18 hielt sich Lawrence von Arabien hier auf. Im Schlösschen Qusair Amra, das wir als nächstes besuchen, finden sich zahlreiche Fresken, vor allem auch mit unbekleideten Frauen. Diese Darstellung ist im Islam nicht gestattet, also waren die Erschaffer vermutlich keine Araber, sondern vielleicht Griechen. Das dritte Schloss Qasr al-Kharana wird wohl eher eine Karawanserei gewesen sein. Quadratisch, praktisch, gut, steht es einsam im Gelände. Im Erdgeschoss befanden sich Pferdeställe und Lagerräume, in der Etage darüber Zimmer für die Übernachtung. Im Jahre 710 hat ein Besucher ein Graffiti hinterlassen, so dass man heute weiß, schon um diese Zeit übernachteten Besucher in dem Haus.

13. Tag: Sonnabend, 12.11.2016 Ajilun und Jerash

Heute holen wir den Besuch der Blauen Moschee in Amman nach. Die Frauen müssen sich schwarze Umhänge anziehen, die aber erstaunlich bequem sind. Mahmoud hat uns schon gestern ausführlich über den Islam informiert. In der Moschee sind wir fast allein. Nur drei Männer gehen zur gleichen Zeit ihrem Gebet nach. Der gebetsraum für Männer ist riesengroß und der Teppich ganz weich. Nur die Frauen dürfen den Gebetsraum der Frauen anschauen. Er ist schön geschmückt und an der Wand hängt eine bebilderte Anleitung, wie die Koranverse auszusprechen sind. Wir fahren jetzt nach Norden. Hier ist die Landschaft anders als im Süden. Es gibt Bäume und allgemein ist es viel grüner hier. Wir besichtigen die Burg Qalaat al-abad aus dem 12. Jahrhundert. Ein Neffe des großen Sultans Saladin ließ diese Burg errichten. Sie diente der Verteidigung und außerdem der Übertragung von Nachrichten mit Hilfe von Brieftauben. Zu sehen sind massive Burgwände, tiefe Schießscharten, Turmreste, Treppen und Galerien. Die Burg wurde mehrmals erobert, zerstört und fiel auch einem Erdbeben zum Opfer. Unser Weg führt uns weiter nach Jerash. Durch das frisch restaurierte Hadrianstor betreten wir die alte römische Stadt. Vorbei am Hippodrom, wo noch vor einiger Zeit Pferderennen nachgespielt wurden, gelangen wir zum Theater. Zu unserem Vergnügen spielt gerade eine dreiköpfige Musikertruppe, unter anderem mit einem Dudelsack. Die Asiaten sind begeistert, wir auch. Fast zwei Stunden spazieren wir dann durch die Ruinen, entlang der Kolonaden, bewundern nochmals Mosaike und den riesigen ovalen Platz mit seinen zahlreichen Säulen. Hier endet also unser zweiwöchiges Besichtigungsprogramm. Noch einmal genießen wir das leckere jordanische Essen im Hotel, dann begeben wir uns zur letzten Nachtruhe im Hotel.

14.Tag: Sonntag, 13.11.2016 Heimreise

Der letzte Tag besteht aus warten, warten, warten. Wir reisen aus Jordanien aus, nach Israel ein, aus Israel aus und in Deutschland wieder ein (was noch am schnellsten ging). An der jordanischen Grenze verabschieden wir uns von Mahmoud, in Israel erwartet uns Micky mit dem Bus. Wir fahren zum Flughafen - Terminal 1 und Terminal 3. Hier trennen sich unsere Wege. Die einen fliegen nach Frankfurt, die anderen nach Berlin. Am Flughafen gibt es viele Läden mit viel Parfüm und Dingen, die die Welt nicht braucht und auch viele Restaurants. Man kann sich schon die Zeit vertreiben, bis es dann endlich nach Hause geht.
Meine lieben Gäste, es hat mich sehr gefreut, Euch kennen zu lernen. Danke, dass ich Euch auf dieser spannenden Reise begleiten durfte. Ich wünsche Euch alles Gute und freue mich auf ein Weidersehen. Eure Reisebegleiterin Sabine

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Reisebericht und Bildergalerie bilden eine sehr schöne Ergänzung der wunderbaren Reise. Beide bringen Ordnung in das Erinnerungssammelsurium. Eine ganze Reihe Bilder ergänzen unsere eigenen, außerdem ist man auch ab und zu selbst zu sehen. Nochmals vielen Dank für Beides. Beste Wünsche für Deine weiteren Reisen, ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2017.

Gisela und Gerhard Bendler
10.12.2016