Reisebericht: Rundreise Ost–Kanada zum Indian Summer

30.09. – 12.10.2019, 13 Tage Städte– und Naturreise im Osten Kanadas mit Toronto – Ontariosee – Niagara–Fälle – Algonquin Provinz Park – Ottawa – Montreal – Lac Taureau – La Malbaie – Quebec


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Im Osten Kanadas erleben wir eine tolle Laubfärbung und eine wirklich großartige Walbeobachtung. Diese wunderschöne und abwechslungsreiche Reise mit viel Kultur, Natur und gutem Essen wird meinen 20 lieben Gästen sicher lange in Erinnerung bleiben.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Montag, 30.09.2019): Anreise nach Toronto

Auf meine jährliche Reise nach Ost-Kanada zum Indian Summer freue ich mich immer ganz besonders. Meinen Gästen geht es ebenso. Voller Vorfreude treffen wir uns in Dresden bzw. Frankfurt auf dem Flughafen, von wo aus wir diesmal mit Lufthansa in einer 747 nach Toronto fliegen. Flug, Einreise, das Abholen der Koffer - alles klappt reibungslos, und ehe wir uns versehen, sitzen wir in einem silbergrauen kanadischen Bus und werden von unserer charmanten Busfahrerin Nathalie zu unserem Hotel in Toronto gebracht. Es liegt sehr zentral im Herzen der größten kanadischen Metropole, nicht weit entfernt vom Yonge-Dundas-Square, dem „Times Square" von Toronto. Wir beziehen unsere Zimmer und unternehmen dann neugierig erste kleine Erkundungsspaziergänge durch die Hochhausschluchten dieser riesigen, lebendigen Stadt, in der so viele unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen. Irgendwann macht sich der Zeitunterschied dann aber doch bemerkbar, und wir fallen in unsere weichen Hotelbetten, erschöpft, aber gleichzeitig auch gespannt auf den morgigen Tag.

2. Tag (Dienstag, 01.10.2019): Stadtrundfahrt Toronto, Bootsfahrt zu den Niagarafällen

Den besten Überblick über Toronto kann man sich natürlich vom CN Tower verschaffen, zumal das Wetter heute fantastisch ist. Nach einem kurzen Fotostopp am St Lawrence Market und dem markanten dreieckigen Gooderham Building fahren wir deshalb auch gleich am Morgen auf den Turm hinauf. Die Aussichtsplattform in einer Höhe von 346 Metern erreichen wir nach einer Fahrzeit von weniger als einer Minute - da kann einem schon schwindlig werden! Doch die Aussicht entschädigt für alle Unannehmlichkeiten, beginnend mit dem Blick auf die Toronto Islands im Ontariosee bis zu den Hochhäusern des Bankenviertels. Dazwischen erblicken wir die Union Station, das alte Fairmont Hotel, die Konzerthalle. Bei einem kleinen Spaziergang ans Wasser können wir dann auch ein gutes Foto vom Turm selbst machen, der sogar zu einem der sieben Weltwunder der Moderne gewählt wurde und natürlich das berühmteste Wahrzeichen von Toronto ist. Die Stadtrundfahrt per Bus führt uns anschließend durch Chinatown bis zum Royal Ontario Museum und dem pinkfarbenen Parlamentsgebäude im Queen's Park, in dem das Parlament der Provinz Ontario tagt. Das moderne neue Rathaus der Stadt Toronto befindet sich am Nathan Philipps Square und ist ebenfalls ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt, wenngleich uns das alte Rathausgebäude im neogotischen Stil wesentlich besser gefällt. Immerhin kann man im Winter vor dem neuen Rathaus auf einer großen Eisfläche Schlittschuhlaufen. Für die Mittagspause begeben wir uns ins Eaton Centre, das drittgrößte Einkaufszentrum Kanadas mit über 230 Geschäften. Schon rein kulinarisch betrachtet haben wir im Food Court dann die Qual der Wahl - Burger, Sushi, Gyros, Suppen, Pasta oder doch lieber eine asiatische Reispfanne mit Fleisch und/oder Gemüse? Nicht auszudenken, wie qualvoll der Entscheidungsfindungsprozess dann erst bei einer Tour durch die Bekleidungsgeschäfte wäre! Von dieser Sorge befreie ich meine Gäste aber und entführe sie lieber auf eine Reise zu den Niagarafällen im Süden des Lake Ontario. Auf der Fahrt aus der Stadt zeige ich ihnen dann noch die Roy Thomson Hall, den Sitz des Toronto Symphony Orchestra, und das alte Fort York, den historischen Ursprung der heutigen Millionenstadt. Nach nicht ganz zwei Stunden Fahrt erreichen wir Niagara Falls. Hier warten die roten Regencapes auf uns, mit denen wir uns vor der Gischt der Wasserfälle schützen sollen. Heute kommt das Wasser aber von allen Seiten, denn wir erleben eine Bootsfahrt bei Gewitter und Wolkenbruch - das kann auch nicht jeder von sich behaupten! Nichtsdestotrotz sind die Wasserfälle ein beeindruckendes Naturereignis. Der Niagara River spaltet sich auf und stürzt sich über den Amerikanischen, den Brautschleicher- und den Hufeisenfall bis zu 57 Meter in die Tiefe. Ein Teil der Wassermassen wird zur Stromerzeugung genutzt, aber ein bestimmter Prozentsatz muss immer für die Wasserfälle zur Verfügung stehen. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, lässt der Regen nach. Daher fahren wir an den oberen Rand der Horseshoe Falls und können dort sehen, mit welcher Geschwindigkeit das Wasser über den Rand der Klippe schießt. Am Abend wartet auf dem Skylon Tower ein reichhaltiges Buffet auf uns - der Auftakt zu unserer Schlemmerreise durch Kanada. Gleichzeitig sind die bei Nacht stets in verschiedenen Farben beleuchteten Niagarafälle ein wunderschöner Anblick, den wir zum Abschluss des Tages von der Aussichtsplattform auf dem Dach des Turmes genießen können.

3. Tag (Mittwoch, 02.10.2019): Niagara–on–the–Lake, Sainte–Marie among the Hurons, Huntsville

Leider müssen wir die sehr schöne Region heute wieder verlassen, obwohl wir gern noch das ein oder andere Weingut besucht hätten, denn die Gegend um die Niagarafälle gilt als Obstkammer Kanadas und beste Weinanbauregion des Landes. Vor allem der Eiswein ist sehr berühmt. Zentrum des Weinanbaus und ehemalige Hauptstadt der britischen Provinz Upper Canada ist das Örtchen Niagara-on-the-Lake. Die Kleinstadt ist unser ersten Ziel am heutigen Tag, obwohl wir noch einen Fotostopp am Whirlpool einlegen, an dem der Niagara River eine 90-Grad-Biegung macht. Am frühen Vormittag ist in Niagara-on-the-Lake noch nicht viel los, sodass wir gemütlich die Hauptstraße entlang schlendern und die hübschen Blumenrabatten bestaunen können, mit denen sich der Ort schmückt. Je weiter wir nach Norden fahren, desto besser wird das Wetter. Im Museumsdorf Sainte-Marie among the Hurons erwarten uns dann ein gutes Mittagessen sowie blauer Himmel und Sonnenschein. Nach einem einleitenden Video tauchen wir mit Audioguides ausgerüstet in die Geschichte der europäischen Besiedelung ein. Das Freilichtmuseum vermittelt sehr anschaulich die Leidensgeschichte jesuitischer Missionare, die ab 1639 für zehn Jahre eine Missionsstation unter den Wendat-Indianern, von den Franzosen Huronen genannt, betrieben. Die Winter waren hart, die Irokesen feindlich gesinnt, die Wendat dem christlichen Glauben weniger aufgeschlossen, als es sich die Missionare erhofft hatten. Eingeschleppte Krankheiten und die Irokesen dezimierten die Zahl der Wendat; die Jesuiten konnten dem Sterben meist nur hilflos zusehen. Und doch ist es beeindruckend, mit welch bescheidenen Mitteln und mit welcher Erfindungsgabe die Jesuiten damals in kurzer Zeit ein richtiges kleines Dorf mit festen Häuser mit Fenstern und Türen und Mobiliar, eine Kirche, eine Schmiede, ein Krankenhaus, ein Gemeindehaus usw. aufgebaut haben. Darüber können wir auf der weiteren Fahrt nach Huntsville nachdenken, bevor wir am Abend das Hidden Valley Resort am Peninsula Lake erreichen. Unterwegs bewundern wir schon die tolle Laubfärbung, die besonders im sanften Licht der untergehenden Sonne ihre größte Wirkung erzielt.

4. Tag (Donnerstag, 03.10.2019): Kanutour auf dem Oxtongue Lake, Aussichtsturm in Dorset

Die Koffer können heute im Hotelzimmer bleiben. Wir brauchen für das Tagesprogramm nur ein bisschen Muskelkraft in den Armen und eine Picknickbox für jeden, denn wir unternehmen eine Kanutour auf dem Oxtongue Lake! Wir werden von den Algonquin Outfitters schon erwartet, mit einer Schwimmweste und Paddel ausgestattet, und dann auf zwei Kanus verteilt, die jenen Kanus nachempfunden sind, mit denen die Indianer und ersten Europäer vor ungefähr 400 Jahren durch die Wildnis gezogen sind. Straßen gab es damals noch nicht, die Wälder waren dicht und gefährlich. Auf dem Wasser kamen die Menschen am schnellsten und sichersten voran. Auch ließen sich mit Lastenkanus Tauschwaren und Pelze gut transportieren. Wir müssen zum Glück nur uns selbst wegbewegen. In jedem Kanu haben wir einen Guide, der uns die Richtung vorgibt und steuert. Meine Mitpaddler lassen es eher gemütlich angehen, während im zweiten Kanu ein bisschen das Wettkampffieber ausbricht - Hauptsache die Kraft reicht bis zum Schluss! Wir fahren zunächst en Stück über den See, vorbei an hübschen kleinen Ferienhäuschen und wunderschön eingefärbten Laubbäumen, und dann den Oxtongue River hinauf bis zu einem Wasserfall. Hier steigen wir alle aus und machen einen kleinen Spaziergang. Wir erfreuen uns an diesem schönen Naturerlebnis und saugen gierig die frische Herbstluft ein. Beim Versuch unserer Schnellpaddler, sich auf dem Rückweg gleich wieder einen Vorsprung zu verschaffen, fahren sie gleich in eine Sandbank hinein. Ein bisschen Schadenfreude darf doch sein, oder? Dennoch schaffen sie es, als erstes Kanu am Anlegesteg zu sein - Respekt! Wir sind nun alle hungrig, weshalb wir uns von unseren Guides herzlich verabschieden und nach Dorset zum Aussichtsturm fahren. Unser Picknick muss dann aber leider doch im Bus stattfinden, weil es draußen erstmal regnet. Zum Glück hört es bald wieder auf und wir können noch eine kleine Wanderung durch den Wald unternehmen. Der Weg ist leider auch schwieriger als aus der Beschreibung ersichtlich. Für diese ungeplante kleine Klettertour entschuldige ich mich noch einmal vielmals. So ziehen sich die 2,8 Kilometer etwas in die Länge, obwohl es landschaftlich ein sehr schöner Weg ist. Wer es jetzt noch hinauf auf den ehemaligen Feuerwachturm schafft, hat sich ein Bienchen verdient! Die Aussicht auf die Wald- und Seenlandschaft um Dorset ist dafür einfach fantastisch. Wir machen dann noch eine Pause in Dorset selbst, da der Reiseleiter unbedingt in den dortigen Liquor Store muss, schauen uns noch den interessanten General Store an, und fahren dann durch die malerische Herbstlandschaft zurück ins Hidden Valley.

5. Tag (Freitag, 04.10.2019): Algonquin Park, Stadtrundfahrt in Ottawa

Der Algonquin Provincial Park ist ein Naturpark in der Provinz Ontario 200 Kilometer nördlich von Toronto mit einer Fläche ungefähr halb so groß wie Thüringen. Da merken wir wieder, wie winzig klein Deutschland eigentlich ist. Die Geschichte des Parks ist eng mit der Geschichte der europäischen Kolonialisierung verwoben. Die ersten Menschen, die Algonquin, nach denen der Park auch benannt ist, versuchten noch, im Einklang mit der Natur zu leben. Dann kamen die Holzfäller und zogen eine Schneise der Verwüstung durch das Gebiet, um den unersättlichen Hunger der britischen Werften nach Holz zu stillen. Der ursprüngliche Wald liegt heute auf dem Grund der sieben Weltmeere. Das alles lernen wir bei unserem Aufenthalt im Besucherzentrum. Von der Terrasse aus haben wir einen tollen Blick auf die schöne Herbstlandschaft. Ein Gast behauptet sogar, er könne durch ein Fernrohr einen Elch sehen. (Ich bin mir beim Schreiben dieser Zeilen immer noch nicht sicher, ob es ein Scherz war.) Aber in der Tat hat sich die Natur erholt und der Algonquin Park ist für viele Tiere ein wichtiges Rückzugsgebiet, darunter Elche und Schwarzbären. Die Forstwirtschaft ist auch heute noch Teil des Nutzungskonzepts, aber erfolgt weit abseits der Touristenpfade und so nachhaltig wie möglich. Im Vergleich zu den ersten Holzfällern haben es die heutigen Arbeiter aber wesentlich leichter. Das Leben im Wald während des Winters war hart und beschwerlich. Mit der Schneeschmelze im Frühjahr wurden die geschlagenen Bäume dann auf dem Wasserweg nach Ottawa und weiter nach Montréal transportiert. Ein gefährliches Unterfangen, bei dem viele ihr Leben ließen. Bei unserem Spaziergang auf dem Logging Trail erhalten wir einen guten Eindruck von der damaligen Zeit, treffen auf eine sehr neugierige kleine Maus und genießen das Rascheln der bunten Blätter im Wind, die wie Schneeflocken langsam zu Boden gleiten. Meiner Reisegäste müssen auf dieser Tour noch mehrmals als Versuchskaninchen herhalten - mit dem heutigen Experiment sind aber alle einverstanden, denn wir machen unsere Mittagspause in einem Restaurant namens "Schnitzelhaus", gegründet von zwei Auswanderern aus Österreich. Die Auswahl ist gut, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, es geht schnell und es schmeckt allen - Experiment geglückt! So verbringen wir die Weiterfahrt nach Ottawa im friedlichen Mittagsschlummerschlaf. Die Hauptstadt Kanadas begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Eigentlich sind es zwei Städte, Ottawa in Ontario und Gatineau in Quebec, die miteinander verwachsen sind. Auch die wichtigen öffentlichen Gebäude sind über beide Städte verteilt. Unser erster Halt auf unserer Stadtrundfahrt ist dann auch das Nationalmuseum für Geschichte in Gatineau, gleich gegenüber von unserem Hotel. Schon das Gebäude selbst ist sehr interessant, denn es greift viele kulturelle Elemente der First Nations auf. Gleichzeitig haben wir von hier aus eine tolle Aussicht auf die alte Bibliothek des Parlaments, die den verheerenden Brand des Vorgängerbaus als einziger Gebäudeteil überlebt hat, sowie den Rideau-Kanal und das luxuriöse Fairmont-Hotel Château Laurier. In Ottawa, auf der anderen Seite des Ottawa River, fahren wir an der Kunstgalerie vorbei, werfen kurz einen Blick in die Basilika Notre-Dame (es findet gerade eine Messe statt) und schauen dann, ob die Generalgouverneurin und der Premierminister zuhause sind. Natürlich müssen wir auch einen Stopp am Parlamentshügel machen. Das Parlamentsgebäude mit dem 92 Meter hohen Friedensturm erinnert an einen großen Palast. Auf dem Vorplatz brennt die ewige Flamme in Erinnerung an die gefallenen kanadischen Soldaten. Im Abendlicht entfaltet das Ensemble eine ganz besonders magische Stimmung. Nun haben wir aber doch wieder ein bisschen Hunger und freuen uns auf das Abendessen und unsere schönen Zimmer im Sheraton-Hotel.

6. Tag (Samstag, 05.10.2019): Parc Oméga, Ankunft in Montréal

Nachdem wir schon viel über die Geschichte der Menschen in Kanada gelernt haben, wollen wir uns heute Vormittag den weiteren Einwohnern widmen: den Tieren. Deshalb fahren wir zum Parc Oméga bei Montebello. Es ist ein privater Wildpark, in dem fast alle wichtigen Säugetierarten leben, die in Kanada heimisch sind. Wir steigen in eine umgebauten Schulbus um und bekommen Karotten zum Füttern der Tiere. Und die hungrigen Wapitis lauern auch schon ganz gierig am Eingang auf uns. Vor allem vor den Männchen mit ihrem mächtigen Geweih haben wir aber durchaus Respekt. Wildschweine und Weißwedelhirsche gesellen sich schnell dazu und bekommen ebenfalls unsere Aufmerksamkeit und einen Teil der Futtermöhren ab. Doch im Park gibt es auch Wölfe, Polarfüchse, Koyoten, Karibus, Moschusochsen und mächtige Bisons mit einem riesengroßen Schädel. (Ich Angsthase würde hier nicht mit meinem privaten PKW durchfahren...) Am Ende der Tour darf ich mich sogar als Bärendompteur versuchen. Die Schwarzbärendame hört tatsächlich auf mich, was entweder an meinem unwiderstehlichen Charme oder an der Tatsache liegt, dass der Bär mein "Spirit Animal" ist. Damit habe zumindest ich mir mein Mittagessen redlich verdient, nehme aber meine lieben Gäste natürlich mit in das Château Montebello, ein weiteres altes Eisenbahnhotel. Allerdings wurde das sternförmige Gebäude fast komplett aus Holz im kanadischen Blockhüttenstil errichtet und soll sogar das größte Holzgebäude der Welt sein. Vorerst haben wir allerdings nur Augen für das Mittagsbuffet. Erst nachdem wirklich nichts mehr reinpasst, nehmen wir das tolle Gebäude mit seinem riesigen Empfangsraum und dem turmhohen Kamin zur Kenntnis und gehen ein bisschen auf dem Gelände spazieren. Später am Nachmittag erreichen wir dann Montréal, die zweitgrößte kanadische Stadt, wo wir zwei weitere Gäste vor dem Hotel einsammeln, die leider erst jetzt zu uns stoßen können. Nun ist unsere Schicksalsgemeinschaft endlich komplett. Gemeinsam beginnen wir mit einer ersten Erkundung dieser pulsierenden Metropole im Sankt-Lorenz-Strom (sie liegt auf einer riesigen Insel), die vor allem durch die Weltausstellung von 1967 und die Olympischen Spiele von 1976 international bekannt geworden ist. So ist denn auch das Olympiastadion mit seinem charakteristischen schiefen Turm eines der Wahrzeichen von Montréal. Es sieht ein bisschen aus wie ein Raumschiff aus Raumpatrouille Orion, das hier nur eine Zwischenlandung macht. Ähnlich futuristisch waren auch viele Gebäude der Weltausstellung auf den beiden Inseln Sainte-Hélène und Notre-Dame. Davon zeugen heute noch die Biosphere, der ehemalige amerikanische Pavillon, und das Casino, der ehemalige französische Pavillon. Um letzteren führt auch die Formel-1-Rennstrecke, auf der Nathalie für uns einen neuen Streckenrekord (mit dem Bus) aufstellt. Höhepunkt des Tages ist aber der Besuch der Show AURA in der Basilika Notre-Dame am Abend, zu der wir mit der U-Bahn fahren. Von der spektakulären Licht- und Lasershow in der berühmten Kirche sind alle ganz begeistert.

7. Tag (Sonntag, 06.10.2019): Stadtrundfahrt in Montréal, Fahrt zum Lac Taureau

Wir setzen unsere Stadtrundfahrt durch Montréal am heutigen Vormittag unter der kompetenten Führung unserer örtlichen Reiseleiterin Celine fort. Im architektonisch interessanten Gebäudekomplex des World Trade Centres treffen wir auf ein Stück deutscher Geschichte fernab der Heimat: einen Teil der Berliner Mauer. Vorbei am Kunstmuseum auf der Rue Sherbrooke fahren wir dann auf den namensgebenden Hügel in der Mitte der großen Insel, auf der sich die Stadt Montréal befindet, den Mont Royal. Wir laufen bis zum Aussichtspunkt vor dem Chalet und werden mit einer tollen Aussicht auf die Skyline belohnt. Im Anschluss daran zeigt uns Celine ein typisches Wohnviertel mit den charakteristischen Außentreppen. Vor der Basilika Notre-Dame beendet sie ihre Stadtführung und wir können nun die Altstadt um das Rathaus und den Place Jaques Cartier auf eigene Faust erkunden. Nach unserer Mittagspause besichtigen wir ein zweites Mal die große katholische Kathedrale, diesmal bei Tageslicht, und bestaunen den prächtigen Altarraum aus Holz. Dann ist auch schon wieder die Zeit für uns gekommen, Montréal zu verlassen. Wir verlassen den dicht bevölkerten Quebec-Windsor-Korridor noch einmal für einen Abstecher in die Natur. Diesmal ist die Auberge du Lac Taureau, ein fernab der Zivilisation an einem aufgestauten See gelegenes Hotel-Resort, unser Ziel. Nachdem wir uns auf dem Gelände orientiert haben, fühlen wir uns auch alle gleich sehr wohl in unserer sehr gemütlichen Unterkunft und genießen das leckere Abendessen.

8. Tag (Montag, 07.10.2019): Erholung am Lac Taureau

Am Lac Taureau können wir dem Trubel der kanadischen Großstädte entkommen. Die Erholung beginnt schon - nach dem Ausschlafen - mit dem Frühstück. Wir können uns leckere Omelettes und Eierkuchen nach Wunsch zubereiten lassen. Am Vormittag unternehme ich dann mit dem Großteil meiner Reisegruppe einen ausgedehnten Spaziergang durch einen zauberhaften Herbstwald. Nach ein paar Metern schon begegnen wir einer Weißwedelhirschkuh, die wir unweit des Hotels beim zweiten Frühstück stören. Aufgeregt springt sie die Straße entlang ins Gebüsch, und das alles nur wenige Schritte von uns entfernt. Das bunte Herbstlaub raschelt unter unseren Füßen, während wir durch den Wald und später an den beiden Biberdämmen vorrbeilaufen. Leider scheint die Biberfamilie heute nicht zu Hause zu sein. Nach einer Mittagspause in unserem wunderschönen Resort-Hotel biete ich meinen Gästen eine Kanu- oder Kayaktour auf dem See an. Vom Wasser aus eröffnet sich uns noch einmal ein ganz anderer Blickwinkel auf die idyllische Waldlandschaft. Die Wasseroberfläche ist heute zudem sehr ruhig, wodurch wir weniger Kraft brauchen und den Ausflug wirklich genießen können. Im Hotel können wir uns anschließend noch im Schwimmbad, im Whirlpool oder in der Sauna entspannen. Während des Gourmet-Abendessens prasselt ein Regenschauer auf den See nieder. Zum Glück hört der Regen bald wieder auf, sodass wir später noch am Lagerfeuer auf typisch kanadische Art Marshmallows rösten und uns dazu einen kleinen Whisky mit Ahornsirup gönnen können. Was für ein herrlicher, entspannter Urlaubstag!

9. Tag (Dienstag, 08.10.2019): Fahrt nach La Malbaie

Müssen wir unser Refugium am See heute wirklich schon verlassen? Schnell zur Vergewisserung einen Blick auf den Reiseablauf geworfen: ja, wir müssen. Auch Nathalie hat ihre Auszeit sehr genossen und fährt uns gut gelaunt durch eine malerische Landschaft zurück an den Sankt-Lorenz-Strom bei Trois-Rivières. Hier möchte ich mit meinen Gästen die Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Cap besuchen. Die moderne Basilika aus den 60er Jahren ist nicht nur optisch ein Hingucker, sowohl von außen als auch innen. Sie markiert außerdem einen Ort, an dem sich zwei Wunder ereignet haben sollen: die Bildung einer Eisbrücke über den Sankt-Lorenz-Strom, die den Transport dringend benötigter Baumaterialen ermöglichte, und das durch drei Zeugen bestätigte Öffnen der Augen der Marienstatue in der alten Kirche, begleitet von göttlichem Glanz. Mir persönlich ist das Ganze eher suspekt, weshalb ich mich lieber an der schönen Parkanlage am Ufer des Flusses und den putzigen Eichhörnchen erfreue, die eifrig dabei sind, Vorräte für den Winter zu verstecken. Bei bestem Reisewetter können wir uns auch auf der anschließenden Fahrt auf dem Chemin du Roy, dem alten Königsweg, der ältesten Straße zwischen Montréal und Québec, an der schönen Aussicht auf das Wasser und hübsche kleine Häuschen erfreuen. Am Nachmittag machen wir dann einen Spaziergang zu den Montmorency Falls in einem der östlichen Vororte von Québec. Sie sind 30 Meter höher als die Niagarafälle, zwar deutlich weniger breit, aber immerhin wunderschön von Klippen umrahmt und in eine prächtige Indian-Summer-Wunderwelt eingebettet. Parallel zum Sankt-Lorenz-Strom geht es dann durch eine hügelige Landschaft bis nach La Malbaie, wo schon ein weiteres Gourmet-Abendessen mit lokalen Spezialitäten auf uns wartet.

10. Tag (Mittwoch, 09.10.2018): Tadoussac, Whale Watching

Das kleine Örtchen Tadoussac am Saguenay-Fjord gilt als einer der besten Plätze für Walbeobachtungen auf der ganzen Welt. Natürlich gehört auch immer eine Portion Glück dazu, denn die Natur lässt sich nicht genau vorhersagen. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Aber wenn eine Gruppe mit Glück gesegnet ist, dann meine lieben Gäste auf dieser Reise. Schon als wir die Fähre über den Fjord erreichen, können wir vom Bus aus Belugas sehen. Die neuen, moderneren und leiseren Autofähren, die seit einem Jahr im Einsatz sind, scheinen sie nicht mehr bei der Jagd zu stören. Dies ist nur eine der vielen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Population der Weißwale im Sankt-Lorenz-Strom zu schützen. Die Tiere leben ganzjährig hier und sind derzeit durch eine mysteriöse Krankheit stark bedroht. Das alles lernen wir bei einem Besuch des Marine Mammal Interpretation Centre, einem Meereskundemuseum, das sich der Erforschung der Wale im Sankt-Lorenz-Strom widmet. Vor allem die Abwässer und Schadstoffe der Schwerindustrie am Oberlauf des Sankt-Lorenz-Stroms und an den Großen Seen haben allen Walen im Sankt-Lorenz-Strom in den letzten Dekaden sehr zugesetzt. Für die Forscher manchmal eine traurige Aufgabe, wenn wieder ein Kadaver angespült wurde. Auf der anderen Seite steht der Erkenntnisgewinn über diese einzigartigen Tiere, ihr Art- und Jagdverhalten, und sie lassen uns gern an ihrem Wissen teilhaben. Vor der Whale Watching Tour bietet sich dann ein kurzer Bummel durch den sehr hübschen kleinen Ort an. Hier wurde im Jahr 1600 der erste permanente französische Handelsposten gegründet. Eine Rekonstruktion davon erinnert heute als Teil eines kleinen Museums daran. Kaum hat unser Boot dann den kleinen Hafen verlassen, werden wir schon von Kegelrobben neugierig begrüßt. Wenig später sichten wir die ersten Zwergwale. Die Bedingungen sind heute ideal. Es ist tolles Wetter und die Wasseroberfläche ist spiegelglatt. Der Kapitän fährt heute ziemlich weit raus mit uns, um uns eine ganz tolle Stelle zu zeigen. Wir werden nicht enttäuscht. Wieder Zwergwale. Dann Buckelwale, die wie im Bilderbuch vor dem Abtauchen mit ihrer Schwanzflosse winken. Und später gesellen sich sogar Finnwale hinzu, die zweitgrößten Meeressäuger der Welt. Einige Wale tauchen sogar ganz dicht neben dem Boot auf. Sogar die Crew ist völlig aus dem Häuschen vor Begeisterung. Ein einmaliges Erlebnis! Auf der Rückfahrt zeigen wir uns gegenseitig unsere tollen Fotos. Nathalie wartet mit dem Bus in Baie-Sainte-Catherine auf uns und ist ganz neidisch, als wir ihr von unseren vielen Walsichtungen berichten. Sie fährt uns zurück nach La Malbaie, wo bis zum Abendessen noch ein bisschen Freizeit für meine Gäste bleibt. Dann laufen wir rüber in das benachbarte Hotel Fairmont Le Manoir Richelieu, in dem 2018 der G7-Gipfel stattfand. Das Essen wird den Erwartungen an ein so nobles Etablissement wieder einmal gerecht (aber damit haben wir ja inzwischen schon unsere Erfahrungen gemacht), obwohl wir uns in unserer lustigen Runde ein bisschen fehl am Platz fühlen unter den Schönen und Reichen. Schlimmer als der Herr Trump haben wir uns aber bestimmt nicht aufgeführt. Da bin ich mir ganz sicher.

11. Tag (Donnerstag, 10.10.2019): Canyon Sainte–Anne, Basilika Sainte–Anne–de–Beaupré, Québec City

Es wird schwierig, den gestrigen Tag noch zu überbieten. Aber ein paar schöne Ziele habe ich mir für den letzten Programmtag doch noch aufgehoben. Wir beginnen mit einer Fahrt entlang der Küste nach Baie-Saint-Paul. Für Nathalie keine einfache Strecke, denn es geht immer rauf und runter. Das verschafft uns aber wieder tolle Blicke auf den Sankt-Lorenz-Strom. Baie-Saint-Paul ist ein niedlicher Ort in der Region Charlesvoix, der bekannt ist für seine vielen kleinen Kunstgalerien. Außerdem wurde hier das weltbekannte kanadische Unternehmen "Cirque du Soleil" geboren. Beim nächsten Stopp in der Touristinformation der Region Charlesvoix erfahren meine Gäste, warum es die letzten Tage mit dem Bus immer rauf und runter ging: Wir haben einen riesigen Einschlagskrater durchfahren! Vor etwa 400 Millionen Jahren hinterließ ein Asteroid mit einem Durchmesser von ungefähr 4,5 km einen Krater mit einem Durchmesser von 54 km. Dessen Überreste prägen noch heute die Landschaft und sind bei gutem Wetter klar erkennbar. Und natürlich haben wir heute wieder gutes Wetter, wie sollte es bei dieser Gruppe Wetterengel, die im Verlauf der Reise nur 2-3 Mal etwas geschwächelt hat, auch anders sein. Daher wird auch der Spaziergang durch den Canyon Sainte-Anne ein voller Erfolg. Insgesamt 74 Meter stürzt sich der Rivière Sainte-Anne-du-Nord in dieser Schlucht in die Tiefe. Der Rundweg führt über insgesamt drei Hängebrücken und an vielen schönen Holzschnitzereien vorbei. Zwei ganz mutige Gäste (darunter die Gruppenälteste!) kaufen sich sogar ein Ticket für die Zipline über den Canyon. Ich bin schwer beeindruckt. Vielleicht hätten wir doch vorher in der Basilika Sainte-Anne-de-Beaupré für ihre Sicherheit beten sollen? Immerhin scheint hier ein direkter Draht zu Gott zu bestehen, viele Wunderheilungen sollen sich hier ereignet haben, wovon die vielen Geh- und Krückstöcke im Eingangsbereich des Hauptschiffs zeugen. Die wichtigste Wallfahrtskirche Nordamerikas ist der Heiligen Anna geweiht, der Oma von Jesus. Ihre Türme ragen 91 Meter hoch in den Himmel. Sie ist wieder ganz anders gestaltet als die Kirchen, die wir bisher gesehen haben, aber auf ihre Art ebenfalls sehr schön. In Québec werden wir schon von unserer Stadtführerin Marina erwartet. Sie führt uns durch Ober- und Unterstadt und zeigt uns die schönsten Ecken dieser europäischsten aller kanadischen Städte, die 1608 von Samuel de Champlain gegründet wurde. Dazu gehören natürlich das Château Frontenac, der Rathausplatz, die Kathedrale sowie der Place Royal. Für unser Abschiedsabendessen fahren wir in das Restaurant „Erabliere Du Lac-Beauport", wo wir bei Live-Musik mit traditionellen Québecer Speisen verköstigt werden. Außerdem lernen wir, wie Ahornsirup hergestellt wird, die wohl kanadischste Spezialität schlechthin. Schon die First Nations nutzten den süßen Saft des Zuckerahorns und gaben ihr Wissen an die Europäer weiter. Zum Abschied dürfen wir uns leckeres Ahornsirup-Toffee herstellen. So endet ein weiterer schöner Tag in Kanada abermals mit einem gut gefüllten Magen.

12./13. Tag (Freitag/Samstag, 11./12.10.2019): Québec City, Rückflug

Noch ein ganzer Vormittag und Mittag wartet auf meine Gäste in Québec, bevor wir die Heimreise antreten müssen. Genug Zeit also, um bei diesem schönen Wetter noch einmal vom Hotel aus gemütlich in die Altstadt zu bummeln, um ein paar letzte Souvenirs zu kaufen, das gute europäisch angehauchte Essen zu genießen und die Seele baumeln zu lassen. Die Stadt Québec, vor allem die untere Altstadt, wirkt tatsächlich, nicht zuletzt dank der Straßenmusiker und imposanten Wandgemälde, wie ein Stück Frankreich in Kanada, liebevoll restauriert, manchmal hoffnungslos überlaufen, aber doch immer sehr offen und freundlich. Wie ein stolzer Beschützer thront das Château Frontenac auf dem Klippenvorsprung und blickt wachsam auf den Sankt-Lorenz-Strom hinaus. Begleitet von einem lachenden und einem weinenden Auge schmettern wir ein letztes "Bonjour Nathalie" durch den Bus, bevor wir zum Flughafen fahren. Unterwegs bestaunen wir wieder die herrliche Laubfärbung. Was für ein Glück wir doch insgesamt mit dem Wetter und dem Reisezeitraum hatten! Besser hätten wir es doch kaum treffen können! Sehr herzlich verabschieden wir uns von unserer tollen Fahrerin und fliegen über Toronto nach Deutschland zurück, wo wir am nächsten Morgen auf dem Flughafen München landen. Hier trennen sich unsere Wege, mit acht Gästen kehre ich mit vielen tollen Erlebnissen und Eindrücken im Gepäck nach Dresden zurück.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Ihnen, meine lieben Gäste, sehr herzlich für eine wirklich schöne und lustige gemeinsame Zeit in den kanadischen Provinzen Ontario und Québec.
Ich freue mich schon sehr darauf, Sie alle bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen - schließlich brauche ich noch weiteren Stoff für meine Anekdotensammlung mit dem Titel "Bonjour Nathalie"!
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

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