Reisebericht: Rundreise Adria – Slowenien, Kroatien, Italien

01.05. – 14.05.2014, 12 Tage Flugreise an der Adria mit Bled – Piran – Inseln Pag & Murter – Nationalpark Kornaten – Split – Tremiti–Inseln – Urbino – Ravenna – Ferrara – Po–Delta


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Von Bled über Koper, Portorož, Pula und Senj nach Pag, Murter, die Kornaten und Šibenik nach Split. Von Ancona, Jesi und Loreto nach Urbino, San Marino, Ravenna ins Po-Delta und nach Ferrara und Verona
Das Gebiet rund um die Adria gehört zu den landschaftlich schönsten und geschichtlich bedeutsamsten Regionen Europas. Hier wo einst Römer und Griechen, Germanen und Slawen, Christentum und Islam und später Handelsmächte und Großreiche aufeinandertrafen gibt es eine fantastische Mischung von Kultur-Landschaften, historischen Hinterlassenschaften und einzigartiger Städtearchitektur.
Während unserer Rundreise durch Slowenien entlang der Küste Kroatiens und schließlich durch den italienischen Norden erlebten wir eine einzigartige Abfolge von Höhepunkten. In der tollen Kombination von Reisezielen, die sonst kein Reiseveranstalter im Programm hat, konnten wir Istrien ebenso kennenlernen wie das traumhafte Dalmatien, die tiefblaue Adria und die wilden Hänge der Abruzzen - aber auch unvergleichliche Städte wie Pula, Zadar und Split oder auch Jesi, Atri, Ravenna und Ferrara. Unsere Reise führte durch drei Länder - Slowenien, Kroatien und Italien - und zeigte uns Weltkulturerbe wie Šibenik und Trogir, Urbino und Verona und Weltnaturerbe wie die Inseln der Kornaten und der Po-Ebene. Natürlich gab es wie immer noch viel mehr bei einer „richtigen Reise" von Eberhardt-Travel zu sehen, aber lesen Sie doch selbst....
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Salzburg – Bled: 1. Tag, 1. Mai 2014:

Reisebeginn war wie immer 6.00 Uhr am Flughafen Dresden. An einigen Stationen brachte der Eberhardt-Haustürtransfer weitere Gäste zu unserem Bus und beim Halt in Chemnitz übernahm dann auch unser für die gesamte Reise zuständiger Bus-Chauffeur Frank Kipping das schöne 5-Sterne-Fahrzeug. Weiter ging es über bayrische Autobahnen mit Mittagsstopp ins Österreichische, wo wir an Salzburg vorbei das gleichnamige Bundesland durchquerten und an Orten wie Millstadt und Villach vorbei am frühen Abend das Gebiet Sloweniens erreichten. Gar nicht weit von der österreichisch-slowenischen Grenze liegt der bekannte Kurort Bled und in der Nähe von dessen malerischem See befand sich unser Hotel.
Aufgrund der recht frühen Ankunftszeit bot sich für die Gäste die Möglichkeit eines Spazierganges zum See, der überragt wird von einem etwa 140 m hohen freistehenden Felsblock der eine mittelalterliche Burg trägt. Interessant ist auch ein Inselchen im See, auf dem sich die Marienkirche mit der berühmten Wunschglocke befindet, zu der man mit einer „Pletna", einem traditionellen offenen Holzboot, übersetzen kann.
Nach dem guten Abendessen war der erste Reisetag auch schon zu Ende.

Bled – Predjamski Grad – Koper – Izola – Piran – Portorož: 2.Tag, 2. Mai 2014

Nach dem Frühstück erreichten wir bald die slowenische Autobahn und fuhren vorbei an der Hauptstadt Ljubljana in Richtung Adria. Zwischendurch aber hatten wir Gelegenheit, ganz im Sinne der Eberhardt „Richtig Reisen"-Philosophie einen kleinen Abstecher zu machen: Wenige Kilometer von der Autobahn entfernt liegt in der interessanten Landschaft des slowenischen Karst, der auch die weltbekannten „Adelberger Grotten" beherbergt, eine äußerst malerische Burg. „Predjamski Grad" (Vorhöhlenburg) heißt auf deutsch „Höhlenburg Lueg" und wurde schon im 12. Jh. in eine gewaltige Karsthöhle gebaut. Ihr malerisches Aussehen ist durchaus einen kleinen Umweg wert und ein bisschen Grusel kommt beim Anblick der in einer Höhle und über einem Abgrund mit gurgelnd im Boden verschwindenden Karstfluss Burg, deren heutige Gebäude aus dem 16. Jahrhundert stammen, auch auf - es wäre ein idealer Drehort für Vampirfilme! Zumindest ist die Burg mit einer interessanten Legende über einen ihrer Besitzer, dem (Raub)Ritter Erasmus von Luegg verbunden, der lange dem Kaiser trotzte, sich bei der Belagerung seiner Burg durch das Karsthöhlensystem heimlich versorgen ließ und nur mit List besiegt werden konnte...

Slowenische Adria

Nach ausgedehntem Fotostopp hier fuhren wir weiter in Richtung Mittelmeer. Erstes wichtiges Ziel hier war Koper, Sloweniens größte Hafenstadt. Capodistria, wie die Italiener Stadt und Bezirk bis heute nennen, wurde in jugoslawischen Zeiten mit einem großen Hafen ausgestattet, nachdem Triest an Italien zurückgegeben werden musste. Seit dem 13. Jahrhundert zur Republik Venedig gehörig, erlebte Koper als Verwaltungshauptstadt der Halbinsel Istrien einen Aufschwung. Ihre heute bedeutendste Sehenswürdigkeit, der Prätorenpalast, stammt aus der frühen venezianischen Zeit und dominiert bis heute in seinem Erscheinungsbild aus dem 15. Jahrhundert den Hauptplatz der Stadt. Wir hatten Zeit, uns die engen Gassen der Altstadt anzusehen und Fotos vom Palast und der danebenliegenden Maria-Himmelfahrt-Kathedrale zu schießen, der Hauptkirche des Bistums Koper. Weiter ging es, paralölel zur Adriaküste, deren slowenischer Anteil nur 47 km lang ist, zum nächsten Ort. Das recht malerische Izola hat eine auf dem Berg liegende Hauptkirche zu bieten, deren freistehender Glockenturm - Campanile - so aussieht, wie der bekannte Campanile von San Marco in Venedig ausgesehen haben soll, bevor ein Erdbedben ihn zerstörte und der Neubau die heutige Form und Größe erhielt. Leider wurde es regnerisch und das schlechte Wetter ließ so bald nicht nach!
Auch als wir im herrlichen Piran, der malerischsten der slowenischen Adriastädte, ankamen, regnete es stark. Mit Schirmen bewaffnet erreichten wir dann vom Busparkplatz aus den schönen Platz, der heute das Zentrum Pirans bildet. Der Tartinev-Trg ist einem berühmten slowenischen Komponisten gewidmet, dessen Statue auf der Mitte des Platzes steht, der einst aus einem zugeschütteten Hafenbecken entstand. Er ist einer der schönsten Plätze der östlichen Adriaküste und ebenso ein Wahrzeichen von Piran, wie der Kirchturm der erhöht auf einer Klippe liegenden Georgskathedrale, der auch dem Campanile von San Marco nachempfunden ist - aber seiner moderneren Version.
Nach etwas Freizeit erreichten wir dann unser am Hang liegendes 5-Sterne-Hotel, dessen Zimmer alle Meerblick hatten.

Grožnjan – Pazin – Pula – Rabac: 3. Tag, 03. Mai 2014

Nicht allzu spät ging es heute los, vorbei an den in einem Naturpark liegenden Salinen von Secovlje zur slowenisch-kroatischen Grenze. Seit Kroatien Mitglied der Europäischen Union wurde, ist der Grenzübertritt denkbar einfach, auch wenn Kroatien noch nicht dem Schengener Abkommen angehört. Bald waren wir also in Kroatien unterwegs und erreichten - allerdings bei Regen - das winzige Städtchen Grožnjan. Es ist der einzige Ort Kroatiens mit italienischer Bevölkerungsmehrheit und außerordentlich malerisch, im Ortskern noch mittelalterlich. Dass der Ort nicht, wie so viele andere, verfiel und eigentlich sogar einen regelrechten Aufschwung hinlegte, der ihm heute einen Status als "Ort der Kunst"verleiht, das verdankt Grožnjan dem Bildhauer Aleksandar Rukavina. 1965 setzte der durch, dass die verlassenen Gebäude unentgeltlich von Künstlern bewohnt werden durften. Als Gegenleistung sorgten die für Erhalt und Renovierung und so besteht ein Großteil der heutigen Einwohner des Dorfes noch heute aus Künstlern, wie man an Boutiquen, Galerien und Ateliers sehen kann. Dennoch ist die alte Bausubstanz gerettet worden und das alte Stadttor, die verwinkelten Gassen und die malerische alte Gerichts-Loggia locken Besucher an.
Wir verließen das alte Städtchen und fuhren ins Zentrum der Halbinsel Istrien durch die Karstwälder nach Pazin. Abseits vom großen Tourismus liegt die etwa 9.000 Einwohner zählende Kleinstadt fast genau in deren Mitte. Wie die Venezianer einst Koper machten die nach dem Wiener Kongreß von 1815 hier herrschenden Österreicher das Städtchen, das deutsch „Mitterburg" heißt, zum istrischen Verwaltungszentrum. Nachdem uns Buschauffeur Frank Kipping nahe an der Fußgängerzone abgesetzt hatte, fanden wir unseren Weg durch die Stadft zur alten Mitterburg, die umgebaut lange Zeit als Schloss der Grafen von Montecuccoli gedient hatte. Beim Weg durch die Stadt kamen wir am weithin sichtbaren Kamopanile vorbei und erreichten dann das alte Schloss, unter dessen Standort der Fluss Pazinca gurgelnd in einem Schluckloch verschwindet. Beeindruckt hat uns auf jeden Fall die grandiose Schlucht, die er zuvor durchfließt und an deren Ende der Schlossfelsen steht. Aber nicht nur wir waren beeindruckt - der „Abgrund von Pazin" ist in die Literaturgeschichte eingegangen, als er den hier weilenden französischen Schriftsteller Jules Verne zu einer Episode in dessen Roman „Mathias Sandorf" anregte.

Pula

Von Pazin aus erreichten wir Pula, Istriens größte Stadt. Erbaut aus einheimischem Kalkstein ist das gewaltige römische Amphiteater das wichtigste Wahrzeichen und touristische Hauptsehenswürdigkeit des ansonsten auch als bedeutender Badeort hervortretenden Pula. Hier begannen wir unseren Stadtrundgang, den die engagierte und hervorragende Stadtführerin Suzana Maljic für uns zu einem wirklichen Höhepunkt werden ließ: Eindrucksvoll ließ sie Bauweise und Traditionen und Lebensweise aus der Erbauungszeit vor unseren Augen entstehen - wie eines der größten Amphitheater des Römischen Reiches für Gladiatorenkämpfe und die „Brot-und-Spiele"-Politik der Römer hier unter Kaiser Augustus im 1. Jahrhundert n.Chr. entstand und unter Kaiser Vespasian erweitert wurde. Sie beschrieb sehr einfallsreich und plastisch, wie die Spiele abliefen und was Bauleute wie Zuschauer in dem etwa 133 mal 105 Meter messenden Oval, das wohl etwa 23.000 Menschen Platz bot erleben konnten und sogar, wie sie n das damalige römische Leben herangingen. Teilweise bis zur ursprünglichen Höhe von über 32 m ist die historische Fassade bis heute erhalten - sogar genutzt wird sie noch im Sommer für Festivals und Musikereignisse - ganz ähnlich wie die Arena von Verona. Auf dem weiteren Weg schlenderten wir durch die Altstadt, vorbei an schmucken Häuserfassaden und der Kathedrale, bis wir zum Abschluss ein weiteres römisches Relikt erreichten, den acht Meter hohen Sergierbogen, ein privat errichtetetes Triumphportal um 30 v.Chr. zur Erinnerung an die Schlacht bei Actium. Früher verlief durch dieses Tor verlief einst die römische Hauptstraße Via Flavia von Aquileia über Triest bis zum Forum, dem alten römischen Marktplatz von Pula. Mit den Markthallen von Pula schloss Suzana die Stadtführung ab und wir hatten noch etwas Zeit, um ums die hübsche Stadt auf eigene Faust anzusehen.
Unser Bus brachte uns dann am Abend zu unserem Übernachtungsort Rabac an der Adria.

Rabac – Opatija – Uskokenburg Nehaj – Senj – Pag: 4. Tag, 4. Mai 2014

Nach unserem Aufbruch mit dem Bus am Morgen fuhren wir die Küstenstraße entlang und genossen herrliche Ausblicke auf den nördlichen Teil der Adria - auf die Kvarner Bucht, die Insel Cres und die Bucht von Rijeka. Kurz vor Erreichen dieser großen Hafenstadt legten wir einen Stopp ein - im mondänen und bekannten Badeort Opatija.Kroatiens nördlichster Badeort ist zugleich einer der exklusivsten und neben Dubrovnik und Split einer der bekanntesten Fremdenverkehrsorte. Wir hielten direkt an der bekannten, mit Jugendstilbauten übersäten Küsten- und Flanierstraße - zwölf Kilometer lang ist „Lungomare", die Uferpromenade von Opatija. Bei einer etwas ausgedehnteren Pause konnten wir nicht nur „flanieren" und dabei die Fassaden der mondänen Hotels bewundern, die die Aufstieg des Badeortes seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begleiten, sondern sogar einem Strandkonzert lauschen.
Unser weiterer Weg führte uns kurz auf die Autobahn und an der Hafenstadt Rijeka vorbei und dann zur berühmtesten Adriastraße Kroatiens, der A 8, die den kroatischen Namen „Jadranska magistrala" trägt - Adriamagistrale. Schon bald erreichten wir den kleinen Hafenort Senj. Der wird überragt von einer kleinen, doch sehr malerischen und eindrucksvollen Burg. Ihr Name „Nehaj" bedeutet deutsch „Fürchte nichts!" und ist Programm - die Burg wurde im 16. Jahrhundert als Bollwerk und Sperrriegel an den wichtigen Adriastraßen gegen das vordringende Reich der Osmanen errichtet und nie erobert! Kurt Held hat der Burg in seinem Kinderbuch „Die rote Zora und ihre Bande" ein literarisches Denkmal gesetzt. Nehaj war einer der Hauptsitze der Uskoken, einer militärisch organisierten Heiduckengruppe, die aus verschiedenen, vor der türkischen Invasion des Balkan geflohenen Völkern bestand und zu den gefürchtetsten Verteidigern der Grenzen gehörte. Für den Bau von „Nehaj" wurden alle Gebäude in der Umgebung der Stadt Senj abgerissen, sogar Kirchen, damit sie nicht den vordringenden muslimischen Truppen des Osmanischen Reiches in die Hände fielen. Reiseleiterin Svezdana, die uns an der Burg erwartete, übersetzte eine kleine Führung in die Geschichte der Burg und der Uskoken, bevor sie uns auf einem sehr schönen Weg in ihre Stadt führte. Senj, die älteste Stadt an der oberen Adria, hat vielleicht 7.000 Einwohner und eine interessante Geschichte. Seit der Römerzeit war ihr Hafen wichtig für den Salzhandel und die entsprechende „Salzstraße" unter den Österreichern „Josephina" genannt, ende hier. Wohl deshalb ist die Stadt mit Wehranlagen versehen und auch das - inzwischen leider verfallene - Stadtschloss ähnelt auf der Rückseite mehr einem Kastell. Häuserfassaden, die ursprünglich romanische Kathedrale und viele Details - z.B. Steinreliefs von Uskokenköpfen über den Hauseingängen und verzierte Portale und Fenstereinfassungen erzählen von Bedeutung und Geschichte der Stadt. Hier ist auch eine der ältesten Benutzungen des glagolithischen Alphabets, das später durch Nachfolger wie das Kyrillische und in Kroatien und Slowenien durch die lateinische Schrift ersetzt wurde, nachweisbar.
In Senj hatten wir schon recht heftig die „Bura" gespürt, jenen heftigen und fast legendären kalten Adriawind, der Wetterumschwünge mit sich bringt. Benannt nach dem mächtigsten der griechischen Windgötter, dem Nordwind „Boreas", legt er mit hohen Windgeschwindigkeiten oftmals den Schiffsverkehr und sogar den Straßenverkehr lahm. So fürchteten auch wir, dass wir statt der geplanten Fährüberfahrt zu unserem nächsten Ziel, der Insel Pag, einen wesentlich längeren Umweg zu Land würden machen müssen. Doch es kam anders! Buschauffeur Frank Kipping brachte uns sicher und gelassen über die recht verkehrsreiche Adriamagistrale bis zum Fährhafen - und wir erwischten die erste Fähre, die an diesem Tag nach Pag ging. Da der Wind nachgelassen hatte, war die knapp halbstündige Überfahrt ruhig. Näher kam sie, die kahle „Mondlandschaft" der Insel Pag und nur die lange Schlange wartender Autos, die nun mit der Fähre zurück aufs Festland wollte, belebte die Szenerie. Wir fuhren, auf Pag angekommen, in Richtung Norden und obwohl die vegetationslose Landschaft nun von Dörfchen, Gehöften, niedrigen zerzausten Bäumen und kargen Weidestücken durchbrochen wurde, hielt sich ein gewisser Eindruck voin Verlassenheit  woran vielleicht die Bura, die bis dahin wohl den ganzen Tag geweht hatte, nicht ganz unschuldig war.
Wir erreichten unser schönes, modernes und recht neues Viersternehotel am frühen Abend und hatten noch etwas Zeit, den winzigen Ort neben dem Hotel zu erkunden.

Lun – Pag – Weinprobe – Nin – Zadar : 5. Tag, 05. Mai 2014

Die Bura hatte, wie versprochen, das Wetter geändert Strahlender Sonnenschein weckte uns heute und nach dem Frühstück brachen wir auf. Trotz ihrer Kargheit hat Pag, mit ihren 284 km² fünftgrößte Adriainsel, einiges zu bieten. Zu dem vielleicht Schönsten gehören die weit über 1000 Jahre alten knorrigen Olivenbäume aus den Olivengärten von Lun, die ältesten in Europa, gelegen ganz im Inselnorden. Obwohl in unserem Programm gar nicht geplant, haben wir natürlich die Nähe unseres Hotels zu dieser Attraktion genutzt und im Sinne von „Richtig Reisen!" einen Abstecher nach Lun gemacht. Inmitten von Olivenbäumen stand unser Bus und wir konnten zwischen den uralten Bäumen spazierengehen. Fast bis an den Anfang unserer Zeitrechnung reichen die ältesten Exemplare dieser Region hier zurück, die angeblich durch Wildwuchs entstanden sind. Viel hat der karge Boden nicht zu bieten und so klammern sich die meisten Exemplare des Ölbaumes, der ja gerade deshalb als Symbol für Beständigkeit und Frieden gilt, seit über 1000 Jahren an den hellen Kalkstein, der nur selten durch etwas Gras begrünt wird und die sonnendurchglühten Pager Sommer lassen jedes Jahr die Früchte der alten Bäume reifen.
Nach längerem Fotostopp fuhren wir dann zum ersten Programmpunkt des heutigen Tages - einer Probe der landwirtschaftlichen Produkte, für die Pag bekannt ist: Käse, Schinken und Wein. In einem extra dafür hergerichteten Weinkeller wurden wir willkommen geheißen und nach ein paar Informationen über die Entstehung des Hotels und des Weingutes konnten wir die vorbereiteten Proben des berühmten, leicht salzigen, aber hervorragenden Pager Käses probieren und den wunderbar würzigen Schinken. Dazu wurde dann ein Schluck Weißwein und dann Rotwein gereicht wie wir erfuhren, aus eigener Hausproduktion, wonach wer wsollte, auch einen Blick in den Weinkeller werfen konnte. Ein paar der Produkte wie Wein oder Olivenöl konnte man auch kaufen.

Nin

Dann fuhren wir weiter - die gesamte Länge der Insel, fast 60 km ab - bis wir die malerische Brücke erreichten, die Pags Südende mit dem Festland verbindet. Nach einem Fotostopp hier setzten wir unsere Reise nach Nin fort. Die Kleinstadt hat für die Geschichte der Adriaregion und vor allem Kroatiens große Bedeutung: gegründet wurde sie vor fast 3000 Jahren vom illyrischen Stamm der Liburner, die besonders gute Seefahrer waren. Uns interessierte aber ein anderer historischer Abschnitt, der nach Illyrern, Römern, Slawen und Awaren kam: während der Zeit des kroatischen Königreiches war Nin einer seiner Hauptorte und spätestens seit dem 10. Jahrhundert eines der christlich religiösen Zentren des Landes. In der winzigen Kirche zum heiligen Kreuz sind wohl die kroatischen Könige gekrönt worden. Der im Kern aus der Zeit um 800 stammende Bau gilt als „kleinste Kathedrale der Welt" , seine vollkommenen Proportionen und ungewöhnliche Bauweise sind an die Veränderungen der Lichtverhältnisse hier am Ort während eines Tages und während des Jahres angepasst - man nimmt an, dass die Kirche auch als Uhr und als Kalender dienen konnte. Bei einem Spaziergang in dem kleinen, auf einer Insel in einer Lagune angelegten Ort konnten wir auch die beiden Tore, die Steinbrücken und die Ummauerung kennenlernen. Nach etwas Freizeit ging es weiter zum Tageshöhepunkt Zadar.

Zadar

Die Hafenstadt mit großer Geschichte, die aus fast allen Epochen eindrucksvolle Zeugnisse bereithält, gehört zu den größten Orten Kroatiens. Unsere Stadtführerin Tina empfing uns gleich am Hafen am Busparkplatz, und sogleich begannen wir mit dem Stadtrundgang. Gleich zu Anfang beeindruckten uns zwei ganz moderne Kunstwerke: Der Architekten Nikola Bašic schuf 2005 am Hafen eine Meeresorgel, die eine ganz wunderbare Musik allein durch Wellenbewegung Musik erzeugt, indem durch das Schwappen der Meereswellen Luft in verschiedene Orgelpfeifen gepresst wird. Je nach Größe und Geschwindigkeit des Seeganges und nach Pfeifengröße entstehen so verschiedene Töne. Gleich daneben gibt es vom selben Architekten seit 2008 die „Begrüßung der Sonne" - eine raffinierte Darstellung der Planeten des Sonnensystems in den richtigen Verhältnissen der Planetengröße und Durchmesser ihrer Umlaufbahnen, dominiert von der „Sonne" einem Kreis mit über 20 m Durchmesser aus 300 mehrschichtigen, begehbaren Glasplatten. Diese photovoltaischen Elemente fangen und speichern Sonnenlicht, geben es nach Sonnenuntergang ab und produzieren bunte Lichtspiele. Der totale Gegensatz auf die Moderne folgte alsbald - wir begaben uns in die Antike. Reste des alten römischen Forums bilden noch heute einen der größten Plätze von Zadar. Am Rande des Forums sahen wir die Kathedrale der heiligen Anastasia, eine romanische Basilika aus dem 13. Jahrhundert mit einem danebenstehenden, wesentlich neueren Kampanile. Stolz der Stadt aber und Symbol Zadars ist die Kirche des Heiligen Donat im historischen Zentrum. Die römisch-katholische Rotunde (Rundkirche) stammt aus dem 9. Jahrhundert n.Chr. und gilt als repräsentativster kroatischer Bau aus altchristlicher Zeit. Über den Stadtplatz mit Uhrturm und Stadtloggia und weitere Kirchen gelangten wir zur Außenbastion, von der wir aus einer kleinen Parkanlage heraus auf den alten Römerhafen und das eindrucksvolle Landtor mit seinem gewaltigen venezianischen Löwen blicken konnten. Am „Fünf-Brunnen-Platz", der größten alten Wasserzisterne der Stadt, endete unsere Führung und es blieb Freizeit für eigene Erkundungen.
Am Abend fuhren wir weiter zu unserem Hotel in Tisno auf der kleinen Insel Murter. Hier wird uns allen sicherlich der überaus herzliche Empfang und das gute Abendessen im Gedächtnis bleiben und ein sehr bemühtes Personal, das uns (fast) jeden Wunsch von den Augen ablas.

Bootsausflug zu den Inseln der Kornaten, 6. Tag, 06. Mai 2014

Heute war ein busfreier Tag! Nach dem Frühstück wurden wir von ein paar Vans abgeholt, die uns zum Hafen des Städtchens Murter, namengebend für die ganze Insel, brachten. Kurz nach neun startete unser Bootsausflug bei Traumwetter: während das Panorama von Murter und schließlich am Inselende ein Kirchlein mit Leuchtturm als Kirchturm  vorbeizogen, waren wir auf dem Wasserweg zu einem Stück Weltnaturerbe. Der Nationalpark der Kornaten, benannt nach Kornat, der größten Insel des Archipels, wurde schon 1980 gegründet und umfasst auf etwa 220 km² 89 Inseln, die fast völlig unbewohnt und überwiegend kahl sind. Etwa zwei Stunden dauert die Anfahrt zu den Inseln und zwischen den Inseln Kornat und Smokvica hindurch steuerte unser Boot auf die westliche, die Adriaseite der Inselgruppe. Nachdem wir zünftig mit einem Schnaps und getrockneten selbstgeernteten Feigen begrüßt worden waren, erklärte uns der Kapitän anhand der Karte die Routen und e
Gab einige Informationen zum heutigen Reiseziel. Die Kornaten sind am dichtesten gedrängte Inselgruppe des Mittelmeeres und Wind und Wetter haben aus eineigfen der steilen Inselfelsen auf der Adriaseite seltsame Formen herausgearbeitet. Die bekannteste Davon ist der „Felsen der Sphinx", den wir auch alsbald zu Gesicht bekamen. Etwas Phantasie gehört schon dazu, um die Gebilde zu identifizieren.
Kurz bevor wir zu einem Spaziergang anlegten (das Betreten der Kornaten ist streng limitiert und ohne Genehmigung nicht möglich) gab es Mittagessen. Beim Eintritt ins Boot hatte sich jeder aussuchen können, ob er Fisch oder Fleisch wolle. Nun wurde serviert: gebratene Makrele mit Kräutern und Weißkrautsalat, dazu Weißbrot oder wohlschmeckendes, zartgebratenes Kotelett mit denselben Beilagen. Dazu gab es hellen Landwein und/oder Wasser.
Wir legten an der drittgrößten Insel des Archipels an: Levrnaka ist mit knapp zwei Quadratkilometern zwar nicht einmal ein Sechzehntel so groß wie die Hauptinsel Kornat, aber die anderen sind eben Noch kleiner. Außerdem gibt es ein paar Häuser auf dem Eiland und einen 117 m hohen Berg, auf den man hinaufwandern konnte, obwohl es keine eigentlichen Wege gab. Auch ein Strand - allerdings Schotter und Kies - mit glasklarem Wasser war vorhanden und die Ausblicke auf die Buchten, die Adria, die anderen Inseln und die Farbkontraste ringsum waren einzigartig.
Nach eineinhalb Stunden Aufenthalt ging die Fahrt von Levrnaka nördlich um Kornat herum wieder zurück nach Murter. Wir wurden wieder zurück"geshuttelt" zum Hotel in Tisno, wo ein genauso gutes Abendessen und bemühtes Personal auf uns wartete wie am Vorabend.

Tisno – Krka–Nationalpark – Šibenik: 7. Tag, 07. Mai 2014

Heute hieß es Abschied nehmen von Murter. Morgens gab es noch einen kleinen geführten Rundgang durch unseren Gastort Tisno, bevor wir - heute mit einem kroatischen Bus - zum Tagesprogramm aufbrachen. Der Lenkzeitregelung nach hatte unser Buschauffeur Frank noch einen freien Tag zu bekommen und so fuhr uns heute ein einheimischer Bus und wir würden „unseren" erst abends wiederbekommen. Zunächst ging es zum Haupteingang des Krka-Nationalparks. Dieser wurde 1985 gegründet und ist flächenmäßig ziemlich exakt halb so groß wie der der Kornaten vom Vortag.
Die Krka, ein sehr markanter Fluss, der seine intensive grüne Farbe vom gelösten Kalk enthält, hat sich den Nationalpark sozusagen selbst geschaffen. Sie ist mit knapp 73 km nicht eben lang, hat dafür aber großes Gefälle, das sie mit acht Wasserfällen meistert. Während dieses Hinabstürzens bis in die flache Ebene bis zur Mündung setzt sich dann der im Wasser aus dem Gebirgsgestein gelöste Kalk ab und bildet, an Hindernissen hängend breite Barrieren oder schmale Dämme, über sich der Fluss dann wieder hinwegstürzt. So entstand eine aufregende Landschaft, die beispielsweise durch die hier gedrehten Indianerfilme nach Vorlagen von Karl May europaweite Bekanntheit erlangte. Wir wurden bis zum Beginn des schönsten Wanderweges am Wasserfall Skradinski Buk gebracht und hatten genügend Zeit, uns das Naturparadies bei einem ausgedehnten, langsamen Spaziergang anzusehen.
Am frühen Nachmittag holte uns Busfahrer Zvenko wieder ab und brachte uns zum nächsten Höhepunkt: Šibenik. Die von einer Festung überragte Stadt hat eine schöne, sehr verwinkelte Altstadt, deren Straßenführung man noch heute ansieht, dass man auch an eine gute Verteidigung gegen Piraten gedacht hat, als man sie anlegte. Zweifellos der Höhepunkt ist jedoch die Kathedrale des heiligen Jakob, die einen herausragenden Platz in der Kunstgeschichte einnimmt. Wir näherten uns ihr durch das Seetor, vorbei am leider eingerüsteten Rektorenpalast, von dem man daher fast nichts sehen konnte. Die Kathedrale, seit dem Jahr 2000 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO, ist einer der bedeutendsten Sakralbauten in Dalmatien und gilt als Hauptwerk von dessen berühmtesten Architekten und Bildhauer Juraj Dalmatinac. Der Meister arbeitete in der Übergangszeit von der Spätgotik in die Renaissance und seine Kathedrale gehört hierher - gilt aber dennoch als wichtigster Renaissancebau Dalmatiens. Neben der herrlichen Wirkung des weißen Marmor und der Schlichtheit der Steinmetzarbeiten gehören zwei Dinge zu den bemerkenswerten Besonderheiten der Kathedrale von Šibenik: die Porträtköpfe von Juraj Dalmatinac, in denen er meisterhaft etwa 70 Zeitgenossen und Bürger der Stadt darstellte und vor allem die Bauweise der Kuppel des Daches und Gewölbes. In einer neuartigen und anderswo kaum zu bewundernden Technik verzahnten die Baumeister die Marmorplatten miteinander wie im Legosystem. Beim Bau des Tonnengewölbes aus freitragenden Steinplatten kamen sie ganz ohne Mörtel aus...
Wir hatten viel Zeit, dieses architektonische Meisterwerk zu bewundern und danach auch noch für einen Bummel durch die Altstadt. Der kroatische Bus brachte uns in unser Hotel, das moderne und sehr schöne „Ivan" im weitläufigen Solaris-Komplex, wo wir unsere Zimmer bezogen und später ein sehr schönes Abendessen hatten.

Solaris – Trogir – Split – Fähre SNAV : 8.Tag, 08.Mai 2014

Heute früh brachen wir nach dem Frühstück auf zur letzten Etappe in Kroatien, bevor wir am Abend mit der Fähre über die Adria setzen und am nächsten Morgen in Italien ankommen würden. Unser Weg auf der Adria-Magistrale nach Split führte vorbei an Trogir - und da wir etwas Zeit hatten, nutzten wir diese für ein weiteres Extra. Schon seit 1997 zählt Trogirs Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. An beeindruckenden Altstädten ist die kroatische Adriaküste wahrhaftig nicht arm, aber Trogir zählt zu den herausragenden Exemplaren. Angelegt auf einer kleinen Insel, die ein schmaler flußartiger Kanal vom Festland trennt, präsentieren sich hier auf engstem Raum zahllose Sehenswürdigkeiten. Wir liefen ein paar Schritte am Kanalufer entlang, überquerten dann die Brücke und betraten die Altstadt von Trogir durch das sogenannte „Landtor", das von der Statue des Stadtpatrons Ivan Ursini bewacht wird. Auf den ersten Blick erkannten wir, dass und warum der Stadtkern autofrei sein muss: kein Fahrzeug, Mopeds vielleicht ausgenommen, würde durch das Tor passen und auch in den winzigen, verwinkelten Gassen keine paar Meter weit kommen. Mit nur ein paar Schritten waren wir auf dem Hauptplatz der Stadt, der vor einigen Jahren nach dem kürzlich heiliggesprochenen Papst Johannes Paul II. benannt wurde. Rathaus, Uhrturm, Stadtloggia und der alte Cipiko-Palast, Paradebeispiel eines Patrizier-Stadtwohnhauses aus dem 15. Jahrhundert bilden hier ein unvergleichliches Ensemble. Aber wohl am meisten hat uns hier das westliche Hauptportal, das sogenannte „Löwenportal" des dalmatinischen Meisters Radovan an der Laurentius-Kathedrale beeindruckt. Der Bau aus dem Übergang von der Spätgotik zur Renaissance beherrscht den Platz und das Portal gehört zu den schönsten Bildhauerarbeiten ihrer Zeit. Erstmals wurden hier Darstellungen der Nacktheit - Skulpturen von Adam und Eva flankieren das Löwenportal - in Dalmatien gezeigt. Aber auch andere Besonderheiten der Altstadt von Trogir fanden wir alle äußerst sehenswert - wie die außerhalb der Mauern gelegene Festung Kamerlengo oder die originelle kleine Loggia außen an der Stadtmauer gleich neben dem Seetor, in der früher alle die übernachten mussten, die es bis zur Schließung der Tore nicht mehr in die Stadt geschafft hatten.

Split

Nach etwas Zeit zur freien Verfügung verließen wir Trogir und erreichten kurz danach Split, zweitgrößte Stadt Kroatiens und inoffiziell mit dem Titel „Hauptstadt Dalmatiens" versehen. Hier trafen wir uns mit der Stadtführerin Vesna, die uns einen interessanten Einblick in die Geschichte ihrer Stadt vermittelte und uns in die Geheimnisse der Altstadt einführte ...
Wer nach Split kommt, der staunt zunächst einmal: von der Uferpromenade, an der auch unser Stadtspaziergang startete, sieht man in Richtung Altstadt eine hohe Mauer, teilweise mit eingelassenen halbrunden Säulen. Sie gehört zum ehemaligen Palast des römischen Kaisers Diokletian. Bevor der im Jahre 305 n. Chr. freiwillig abdankte und sich in seiner Geburtsstadt zur Ruhe setzte, hatte er sich einen gewaltigen rechteckigen Palast von 180 mal 215 m Seitenlänge errichten lassen. Später benutzte man Teile des Palastes als Steinbruch und funktionierte andere um, so dass heute fast die gesamte Altstadt von Split direkt in den alten Diokletianspalast hineingebaut ist. Des Kaisers ehemaliges Mausoleum, ein antikes achteckiges Bauwerk, wurde im 7. Jahrhundert n. Chr. zur Kirche geweiht und ist heute die Kathedrale von Split. Mauern und Ecktürme des antiken Palastes umschließen bis heute die innere Altstadt und die alten Tore haben noch immer ihre Funktion als Ein- und Ausgänge. Während unseres Rundganges wurden wir von einem Ständchen überrascht: in einem Kuppelraum mit besonders guter Akustik hatten sich einige in zünftiges Schwarz gekleidete Herren versammelt, um Touristen mit dem typischen dalmatinischen a-capella-Gesang zu erfreuen - tatsächlich beeindruckend! Außerhalb der alten Palastmauern besuchten wir noch den Narodni Trg  den größten Platz in der Altstadt von Split, neben dem das „eiserne" Stadttor aufragt und auf dem das alte Rathaus und einige Fassaden alter Adelspaläste zu sehen sind. Nach Vesnas Stadtführung hatten wir einige Freizeit, bis es zum Check auf die Fähre ging. Abend und Nacht verbrachten wir dann auf dem Fährschiff der SNAV - zugegeben nicht so komfortabel wie im Hotel und auch das Abendessen konnte nicht so recht mit den leckeren Erfahrungen der letzten Tage mithalten ...

Ancona – Jesi – Loreto – Ascoli Piceno – Abruzzen – Civitella del Tronto: 9. Tag, 09. Mai 2014

Sehr früh legte das Schiff im Hafen von Ancona an. Die Hafenstadt war einstmals eine der italienischen Seerepubliken und stand unter dem Schutz des Papstes, bevor sie im 16. Jahrhundert in den Kirchenstaat integriert wurde. Nicht allzu weit war es von Ancona nach Jesi, einer kleinen Stadt, die noch vollständig mittelalterlich erhalten und von ihren Mauern umgeben ist. In die Geschichte eingegangen ist die Stadt im Jahre 1194, als sie am 26. Dezember Schauplatz eines wohl einmaligen Ereignisses wurde: In einem Zelt auf dem Marktplatz gebar die Gemahlin des deutschen Kaisers Heinrichs IV. in aller Öffentlichkeit - um in den unruhigen Zeiten Zeugen für die rechtmäßige Geburt zu haben - den späteren Stauferkaiser Friedrich II. Der gewährte später dem Ort Privilegien und förderte dessen Aufschwung. Wir hatten einen so schönen Ort nicht erwartet, zumal Jesi trotz des historischen Ereignisses nicht in aller Munde und auch kein Ziel des Massentourismus ist. Im Schein der Morgensonne konnten wir das geschlossene Ensemble des Marktplatzes bewundern, auf dem ein umlaufender in den Boden eingelassener Marmorstreifen mit seiner Inschrift auf die spektakuläre Geburt des Stauferkaisers an dieser Stelle hinweist. Nach einem Aufenthalt in Jesi und Blicken auf die malerische Stadtmauer hieß unser nächstes Ziel Loreto. Die hiesige Basilika ist nach dem Petersdom in Rom der zweitwichtigste Wallfahrtsort in Italien und einer der bedeutendsten weltweit. An vielen Orten gibt es Loreto-Nachbildungen.
Wir fuhren zu dem majestätisch sich über die Niederung zur Adria hin erhebenden Hügel, der die Wallfahrtsbasilika trägt. Ein (fast) geschlossener Kirchenbezirk mit einem großen zentralen Platz für Außengottesdienste erwartete uns, abgeschlossen durch die wundervolle Fassade aus dem 16. Und den prächtigen barocken Kampanile aus dem 18. Jahrhundert. Das Prunkstück und die Begründung für die Bedeutung als Wallfahrtsort aber fanden wir im Inneren der Kirche - „Santa Casa", das „Heilige Haus". Der Legende nach war es das Wohnhaus der Jungfrau Maria in Nazareth, in dem sie aufwuchs und in dem ihr der Erzengel Gabriel die bevorstehende Geburt ihres Sohnes Jesus Christus ankündigte. Der Legende folgend haben Engel das Haus im 13. Jahrhundert nach Italien getragen und in einem Lorbeerhain (laurentium - daher der Name Loreto) abgesetzt. Hingebungsvoll beten seither die Gläubigen vor dem heiligen Haus. Auch hier hatten wir genügend Zeit, um uns mit dem Ort vertraut zu machen und in der Kirche ausgiebig den Prunk der Ausstattung und die Hingabe der Wallfahrenden zu bewundern.
Ein weiterer Ort, oft als „Tor zum Apennin" apostrophiert, ist Ascoli Piceno. Die mittelgroße Provinzhauptstadt hat einiges zu bieten, vor allem malerische Plätze und den mehrfach umgebauten romanischen Dom „Sant Emidio" mit seiner danebenliegenden achteckigen frühromanischen Taufkapelle. Der Weg war ein wenig weiter als üblich vom Busparkplatz zur Innenstadt, doch hat uns das Stadtensemble sehr gut gefallen.
Letzter Anlaufpunkt des heutigen Tages war die Festungsstadt Civitella del Tronto. Eine Serpentinenstraße führte uns durch die Abruzzen, den höchsten Teil des Apenninen-Gebirges. Schließlich erreichten wir den Ort, der insgesamt eine der größten Festungsanlagen Italiens darstellt und im 16. Und 17. Jahrhundert von den spanischen Königen errichtet wurde, die auch das Königreich Neapel beherrschten. Leider war der Hauptteil der Festungsanlage geschlossen, doch die herrliche Lage auf einem Bergsporn etwa 590 m hoch über dem Meeresspiegel mit fantastischen Ausblicken in die Umgebung und die malerischen Gassen des vorgelagerten Ortes, ebenfalls festungsähnlich, entschädigten uns.
Von „hier oben" fuhren wir ganz hinunter - zu unserem Hotel in Silvi Marina, das direkt am Meer an einem schönen Sandstrand lag.


Atri - Chieti - Ortona : 10. Tag, 10.Mai 2014

Der heutige Tag sollte schon etwas entspannter sein als gestern - und er begann natürlich auch viel später als nach der gestrigen frühen Fährankunft. Unser erstes Ziel war Atri, gar nicht weit entfernt von unserem Übernachtungsort Silvi Marina. Den Hintergrund bildeten die fantastischen Berge der Abruzzen - mit einem herrlich klaren Blick auf das schneebedeckte Massiv des 2914 m hohen Gran Sasso. Atri liegt in einer Vorgebirgslandschaft mit vielen Gebieten flächig hervortretenden stark erodierten Gesteins, „Calanchi" genannt, so dass die Anfahrt auf die Kleinstadt Atri zu einem kurzen, aber hübschen Landschaftserlebnis wurde. Atri liegt zwar in Küstennähe, aber doch schon 400 m hoch im Gebirge. Erbaut auf römischen Ruinen präsentiert es sich recht malerisch - allerdings ist die Anfahrt schwer. Aber unser Buschauffeur fand einen Weg, uns in der Nähe des Stadtzentrums herauszulassen und später auch wieder abzuholen. So machten wir uns an einen kurzen Aufstieg, der uns sogleich zum zentralen Platz des Ortes führte, dominiert von der Kathedrale Santa Maria Assunta aus dem 13. Jahrhundert. Hier fiel uns nicht nur der hübsche, 54 m hohe Kampanile auf, sondern vor allem die ungewöhnliche, nur hier in der Gegend übliche Rechteck-Fassade, die fast ohne Schmuck auskommt. Umso mehr überraschte uns das Kircheninnere, das um 1480 der regional berühmte Künstler Andrea de Litio  durch einen bis heute gut erhaltenen Freskenzyklus ausgeschmückt hatte.


Ortona

Von Atri aus, wo wir uns den hübschen Ortskern in der Freizeit noch etwas hatten ansehen können, erreichten wir bald die Provinzhauptstadt Chieti, hoch über dem Pescara-Tal gelegen. Vom Busparkplatz aus führen Rolltreppen direkt hoch zum Domplatz mit der gotischen Kathedrale San Giustino, die aber leider verschlossen war. So schlenderten wir nur ein wenig durch die Gassen der Stadt, bevor es zur letzten Besichtigung für heute ging, ins Städtchen Ortona. Diese Hafenstadt wird dominiert durch eine Zitadelle, die zur Zeit des Königreichs Neapel die Herrscher aus dem spanischen Aragon anlegen ließen. Sehr malerisch liegt die Zitadelle, erbaut zwischen dem 13. Und dem 16. Jahrhundert direkt neben der hübschen Altstadt, in deren Kirche angeblich die Reliquien des Apostels Thomas aufbewahrt werden.
Am Nachmittag ging es zurück nach Silvi Marina und die Zeit bis zum Abendessen war frei, so dass bei schönem Wetter Strandbummel, Eisessen oder ähnliches angesagt war.


Silvi Marina - Urbino - San Marino - Marina Romea: 11. Tag, 11.Mai 2014

Von Silvi Marina aus hatten wir den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht, ab jetzt ging es nach Norden, schon in Richtung Heimat, aber in der Nähe der Adriaküste. Auf der Autobahn vorbei an Ancona erreichten wir nach knapp dreistündiger Fahrt Urbino. Auch das historische Zentrum dieser Stadt, die sich noch innerhalb ihrer Mauern aus der Renaissancezeit hält, gehört zum kulturellen UNESCO-Welterbe, und zwar seit 1998. Die Stadt befand sich seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Adelsfamilie Montefeltro, die ihr Geld ursprünglich als Anführer von Söldnern verdient hatte. Der bedeutendste von ihnen, Federico, konnte durch geschickte Heiraten Verbindungen und Bündnisse mit den Sforza in Mailand herbeiführen und vom, Papst die Herzogswürde verliehen bekommen. Das Ergebnis seiner Bemühungen, Urbino zu einer echten Renaissancemetropole und zum Zentrum des Humanismus zu gestalten, sind man bis heute: die vergleichsweise kleine Stadt hat seit dem 16. Jahrhundert eine Universität, wurde zu einer Idealstadt der Renaissance ausgebaut und Federico hatte namhafte Künstler an seinen Hof gezogen, darunter berühmte Maler wie Giovanni Santi, den Vater des Malers Raffael, der daher hier geboren wurde. Wir erreichten den vor den Mauern liegenden Busbahnhof kurz vor der Mittagszeit und fuhren mit dem Lift nach oben, um den recht steilen Aufstieg in die Stadt zu erleichtern, die um einen felsigen Hügel herum erbaut wurde und in der es ständig bergauf-bergab geht. Unser erstes Ziel war das Geburtshaus von Raffaelo Santi und dann die Plätze vor dem Dom und dem Herzogspalast. Das Ensemble dieser beiden Monumentalbauten ist einzigartig. Dier gesamte Stadt wurde innerhalb weniger Jahre in Backstein erbaut und präsentiert sich als geschlossenes Ganzes in einer Bauform. Die alten Mauern sind intakt - sowohl die der Wehranlagen als auch die der Häuser. Wir waren beeindruckt von der Atmosphäre der alten Gemäuer und verwinkelten, abschüssigen Gassen, die alt, historisch und doch zugleich lebendig wirkten. Nach den letzten Erklärungen zum Ort vor dem „Palazzo Ducale", dem Herzogspalast, blieb genug freie Zeit, um das Ambiente der alten Herzogsstadt zu genießen und auf dem Parkplatz noch den Mittagsimbiss aus der Bordküche zu verzehren.


San Marino

Dann ging es weiter durch das Hügelland zwischen Urbino und der Adria in die älteste Republik der Welt. Im 4. Jahrhundert n. Chr., so sagt die Legende, kamen aus Dalmatien geflüchtete Christen hierher und gründeten auf der unzugänglichen Felsenkuppe eine Stadt, die nach ihrem später heiliggesprochenen Anführer, dem Steinmetz Marinus benannt wurde. Das Gemeinwesen gab sich eine Verfassung, die samt allen möglichen Traditionen im Wesentlichen unverändert seit dem 13. Jahrhundert bis heute gilt. Die Stärke der kleinen Republik, die mit nur 61 km² und gut 30.000 Einwohnern zu den kleinsten Staaten der Erde zählt, bestand in der Unzugänglichkeit ihres Zentrums, dem Freiheitswillen ihrer Bewohner und dem Mut und der Kampfkraft ihrer Armbrustschützen.
Wir zeigten uns zunächst einmal beeindruckt von der Anfahrt, denn man fährt unendlich scheinende Serpentinen den Berg hinauf. Von weitem schon glaubt man gern, dass die Republik nie eingenommen wurde, zu schroff  sind die Steilabfälle der Felsen, auf denen sich die Gemäuer der Hauptstadt San Marino erheben. Fast bis ganz hinauf brachte uns der Bus, der dann unterhalb der Stadtmauern parken musste. Wir sahen natürlich gleich, dass aufgrund der steilen steinernen Gassen mit Winkeln und Spitzkehren kaum Fahrzeugverkehr im Inneren der Hauptstadt möglich war. Zu Fuß ist es zwar kaum ein großes Problem, zur Haupt-Sehenswürdigkeit, dem Freiheitsplatz mit der Freiheitsstatue von Stefano Galetti und dem im neogotischen Stil errichteten Gouverneurspalast - beide aus dem 19. Jahrhundert - vorzudringen, aber der stets recht kräftig wehende Wind ist nicht jedermanns Sache. Dennoch haben fast alle von uns nach einem Bummel durch mit Geschäften und Restaurants vollgestopften Straßen auf der „Piazza della Libertà" gestanden, den Gouverneurspalast, den viele auch „Palazzo Pubblico" nennen, gesehen und den wunderbaren Ausblick von hier oben auf die Bergwelt einerseits und die Ebene bis zum Meer und über den bekannten Badeort Rimini hin anderseits genossen.
Nach einer angemessenen Freizeit trafen wir uns am Bus und fuhren zu unserem nördlich von Ravenna gelegenen Hotel.


Ravenna - Porto Tolle - Po-Delta - Abtei Pomposa: 12. Tag, 12. Mai 2014

Recht früh fuhren wir diesmal nach Ravenna, denn wir hatten heute recht viel vor. Die oberitalienische Stadt hat eine große historische Bedeutung, war sie doch zeitweilig - nach der römischen Reichsteilung von 395 n. Chr. - eine der Residenzen des Weströmischen Reiches. In der Nachfolge machten die in der Völkerwanderung siegreichen Goten unter Odoaker und Theoderich den Ort zu ihrer Hauptstadt, bis sie schließlich byzantinisch wurde. Vor allem dieser Zeit verdankt sie ihren UNSCO-Welkulturerbe-Status, denn die berühmten Mosaiken von Ravenna gehen auf die Kunsttraditionen und Künstlerschulen von Byzanz zurück. Wir trafen uns mit Stadtführer Davide am Grabmal von Theoderich. Es steht etwas außerhalb des Stadtzentrums und wurde wohl noch zu Lebzeiten des Gotenkönigs errichtet, der 526 n.Chr. in Ravenna starb. Bis heute streitet man sich über seine Errichtung und auch wir standen vor der Frage: ist es ein Rundbau oder ist der Grundriss zehneckig? Glauben wir die Geschichte, dass die  11 m im Durchmesser betragende, 300 Tonnen schwere Kuppel aus einem einzigen Block istrischen Kalksteins gehauen wurde und wie stark müssen die Außenmauern sein, die dieses Gewicht tragen? Jedenfalls gibt das Grabmal bis heuite Rätsel auf.
Bei der Weiterfahrt blieben wir außerhalb der Stadtmauern und besuchten die Kirche Sant'Apollinare in Classe. Bereits im 6. Jahrhundert n.Chr. wurde mit dem Bau der Kirche begonnen, der Glockenturm daneben ist 500 Jahre jünger. Das Interessante in diesem Sakralbauwerk ist die Ausschmückung des Innenraums mit Fresken und einem gewaltigen Mosaik, ausgeführt mit der größten Kunstfertigkeit, die man im byzantinischen Einflussgebiet finden kann. Es zeigt Christus als „guten Hirten" und thematisch passend den Kirchenpatron Apollinarius mit Schafen. Doch schon ging es weiter, zurück in die Stadt Ravenna, wo wir erst einmal einen längeren Fußmarsch in Kauf nehmen mussten, denn mit dem Bus kommt man nicht in die Innenstadt. So stiegen wir am Busbahnhof aus und begaben uns in etwa fünfzehn Minuten bis zur Fußgängerzone. Als erstes verweilten wir hier bei einem der berühmtesten und meistbesuchten Bauwerke Ravennas: so unscheinbar sie auf den ersten Blick wirkt, die Taufkapelle der Arianer, die zur Zeit König Theoderichs entstand, hat große historische und religiöse Bedeutung. Sie war eines der Zentren der von den Katholiken als Häretiker und Abtrünnige verfemten christlichen Glaubensrichtung der Arianer. Der kleine achteckige Backsteinbau birgt im Inneren ein wundervolles Mosaik, das die Taufe Jesu Christi zeigt. Wir gingen noch weiter zur malerischen „Piazza del Popolo", dem Mittelpunkt des historischen Zentrums von Ravenna. Hier steht nicht nur das hübsche Rathaus (Palazzo Communale) aus dem 17. Jahrhundert, davor sind die beiden Stadtheiligen auf Granitsäulen platziert und es gibt den „Palazzo Veneziano", der während der Herrschaft Venedigs hier errichtet wurde. Die Seerepublik trat Ravenna aber Anfang des 16. Jahrhunderts an den Kirchenstaat ab und unter dessen konservativer Verwaltung änderte sich gar nichts - und Ravenna blieb erhalten. In der nun folgenden Freizeit konnten wir uns noch näher im Zentrum Ravennas umsehen und z.B. das nahegelegene Grabmal des berühmten Renaissancedichters Dante Alighieri besuchen.


Ausflug ins Po-Delta

Zurück am Bus ging es nun einem Naturerlebnis entgegen - dem Delta von Italiens größtem Fluss Po. Auf seinen 652 km Länge durchfließt er ganz Oberitalien und er und seine Nebenflüsse haben hier seit der Eiszeit eine gewaltige Schwemmlandebene geschaffen. Ein Gebiet größer als ganz Kroatien ist so im Verlauf der letzten Jahrtausende dem Mittelmeer abgewonnen und zugeschwemmt worden. Noch heute schiebt sich der Po Jahr um Jahr weiter in die Adria vor, der er in den letzten Jahrtausenden einen ganzen Meeresarm abgewonnen und nutzbar gemacht hat. Städte, die in der Antike bedeutende Hafenstädte waren, liegen daher jetzt tief im Landesinneren und selbst in den letzten püaar hundeertr Jahren entstanden neue Lagunen und verlandeten alte. Natürlich kann man sich das am besten vorstellen, wenn man es selbst sieht - und daher fuhren wir hin.
Unser erstes Ziel hieß Porto Tolle im Po-Delta und auf dem Weg dorthin überquerten wir mehrere Arme des Po. Weit hin in der interessanten Landschaft zieht sich Porto Tolle und als wir bereits glaubten, es ginge nicht weiter, hatten wir das Restaurant erreicht, in dem wir zum Mittagessen angemeldet waren. Es gab eine sehr leckere, üppige landestypische Mahlzeit mit Vorspeise - Pasta und Risotto mit Garnelen - ein Hauptgericht - Fischplatte und Muscheln - und ein Dessert - hausgebackene Süßigkeiten, dazu Wein und Wasser. Nach der Stärkung fuhren wir weiter ins Hafenstädtchen Pila, wo wir mit zweei ganz flachen Booten zu einer Rundfahrt zur Po-Mündung starteten. Der Po-Delta-Nationalpark, der seit 1988 besteht, versucht, der Natur - Landschaft wie auch Flora und Fauna - größtmöglichen Schutz angedeihen zu lassen. Der Erfolg zeigt sich durchaus - die Landschaft ist paradiesisch, wir konnten Reiher und andere Vogelarten beobachten. Wie die „Anschwemm-Tätigkeit" des Flusses aussieht, konnten wir beobachten - wie er Dämme, Inselchen und Schlammbänke schafft. Wie flach das Wasser im Delta kurz vor der Mündung ist bekamen wir demonstriert als eines der Boote auf Grund lief. Nachdem Versuche, es freizuschleppen, gescheitert waren, griff der Kapitän zur Selbsthilfe: er zog kurzerhand die Hosen aus, sprang ins Wasser (nur knietief!) und schob das Boot unter Aufbietung aller Kräfte frei. Wir konnten die Fahrt fortsetzen, landeten kurz an einer Mündungsinsel und gelangten nach wenigen Schritten Adria, um dann in weitem Borgen durch die Idylle der flachen Inseln zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Bei der Rückfahrt hielten wie an der bekannten Benediktinerabtei Santa Maria di Pomposa an. Die Trockenlegungstätigkeit der Mönche im Mittelalter hat das Po-Delta und seine Verlandung beeinflußt. Das im 7. Jahrhundert gegründete Kloster wurde schnell zum kulturellen Mittelpunkt der Umgebung. Hier soll der Mönch Guido von Arezzo im 11. Jahrhundert die noch heute gebräuchliche Notenschrift erfunden haben. Der Backsteinbau der frühromanischen Klosterkirche stammt noch aus der Gründungszeit, seine besonderen Kleinodien aber sind ein riesiges Fußbodenmosaik aus dem 11. Jahrhundert und herrliche Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Unsere Wahl des Besichtigungszeitpunktes war gut, denn das weiche Abendlicht brachte die Farben und Formen hervorragend zur Geltung, während man morgens die Abtei auch von außen kaum fotografieren kann.
Wir fuhren von Pomposa zurück in unser Hotel nördlich von Ravenna.


Marina Romea - Ferrara - Verona - Vigasio: 13.Tag, 13.Mai 2014

Heute früh ging es schon in Richtung Heimat, auch wenn wir noch Besichtigungen planten.
Der erste Stopp war in der alten Herzogsstadt Ferrara. Alle Schätze von Florenz würden nicht den „Edelstein Ferrara" aufwiegen, lässt Goethe seinen „Torquato Tasso" sagen. Tatsächlich hat der Dichter am Herzogshof von Ferrara gelebt, ebenso wie der Dichter Ariost. Die Stadt wurde einst am Fluß Po gegründet, der später aber seinen Lauf änderte. Dennoch wuchs Ferrara zu einem Wirtschafts- und Kulturzentrum und besitzt eine der ältesten Universitäten Europas. Die 9 km lange Stadtummauerung ist noch fast komplett erhalten, ebenso wie der mittelalterliche und der Renaissance-Stadtkern.
Wir konnten mit dem Bus direkt ins Stadtzentrum fahren und neben dem gewaltigen Stadtschloss aussteigen. Das Castello Estense war Burg und Wohnschloss der Adelsfamilie d'Este - die für Ferrara dasselbe darstellt wie die Montefeltro für Urbino, die Sforza für Mailand oder die Medici in Florenz. Wir bestaunten die Stadtanlage, die vom Hofarchitekten Biagio Rossetti entworfen worden war und dessen Erweiterung des Stadtkerns heute als die erste moderne Stadtplanung der Welt betrachtet wird. Aufgrund seiner Schönheit und Autenthizität wurde der historische Stadtkern Ferraras von der UNESCO auf die Weltkulturerbe-Liste gesetzt. Zentrum bilden die von 1385 bis Ende des 16. Jh. errichtete Burg, eines der größten Backsteinschlösser der Welt und der Dom San Giorgio aus dem 12. - 14. Jahrhundert mit seiner wundervollen Schaufassade aus weißem Marmor, gehalten im lombardisch-romanischen Stil, während die Obergeschosse bereits in Gotik übergehen. Der Platz vor Dom und Rathaus und der dazwischenliegende Savonarola-Platz, benannt nach dem hier geborenen und später in Florenz als Ketzer verbrannten Bußprediger, bilden den Mittelpunkt der Stadt und hier finden sich die meisten historischen Gebäude.
Nach kurzer Führung hatten wir genügend Zeit zu einem ausgiebigen Bummel und natürlich zum Besuch des Domes.
Unser Bus holte uns an der zentrumsnahen Haltestelle wieder ab und wir setzten die Fahrt zur definitiv letzten Besichtigung unserer aufregenden Reise fort. Und ausgerechnet die fiel buchstäblich ins Wasser!
Als wir in Verona, deren Altstadt seit dem Jahr 2000 ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ankamen, zog ein Gewitter auf und noch ehe wir uns mit der Stadtführerin Daniela treffen konnten, strömte der Regen. Zwar waren wir mit Schirmen oder Regencapes „bewaffnet", aber eine Stadtführung im Regen ist halt nicht dasselbe. Um niemanden zu zwingen, in der nasskalten Atmosphäre zu lange auszuharren, mussten wir die Führung etwas verkürzen und haben zunächst versucht, die wichtigsten Erklärungen „Überdacht" an trockenen Punkten in der Nähe der beschrieben Sehenswürdigkeiten abzugeben. So erfuhren wir von der berühmten „Arena di Verona", dem Wahrzeichen der Stadt, dass sie dem Erhaltungszustand nach Nummer zwei der römischen Amphitheater hinter dem Colosseum in Rom ist. Bis heute wird der antike Bau für Opernaufführungen genutzt. Erbaut um 30 n. Chr., ist das ovale Bauwerk etwa 138 mal 109 m groß und fasste wohl bis zu 22.000 Zuschauer. Auf dem weiteren Weg durfte natürlich der berühmte „Balkon der Julia" nicht fehlen, der Liebespaare aus der ganzen Welt anzieht. Vor allem bekannt durch Willam Shakespeares „Romeo und Julia" ist Verona als Schauplatz dieser Liebestragödie in die Literaturgeschichte eingegangen. Wie zu erwarten war, drängten sich hier bei Regen die Touristen besonders stark, so dass wir kaum durchkamen. Dennoch gelang es uns, einen Blick auf den berühmten Balkon zu erhaschen und sogar verstohlen den Busen der bronzenen Julia-Statue im Hof zu berühren, was bekanntlich Glück bedeutet und einen Liebeswunsch erfüllt! Wir setzten unseren Regenmarsch fort zur Piazza d'Erbe, einem der beiden Hauptplätze der Stadt, wo wir Unterschlupf in der historischen Gerichtsloggia fanden und wo Daniela einige Erklärungen zur Stadtgeschichte, zu den Bauwerken und den Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gab. Dann beendeten wir den „feuchten" Stadtrundgang und trafen uns später zur verabredeten Zeit am Bus.
Kurz vor dem Abendessen erreichten wir dann unser letztes Hotel im Übernachtungsort Vigasio.


Vigasio - Brenner - Heimreise: 14. Tag, 14. Mai 2014

Heute hieß es, nach Slowenien und Kroatien auch Italien „Lebewohl" zu sagen und in die Heimat zurückzukehren. Eine letzte Rast gab es auf einer italienischen Raststätte und wir fuhren durch Tirol und Bayern in Richtung Sachsen weiter. Wie immer gab ich gegen Ende der Reise noch Auskunft zu den gefahrenen Kilometern und nutzte diese Möglichkeit gleich ,  die ganze Tour noch einmal kurz Revue passieren zu lassen. Es ist ganz erstaunlich, was zusammenkommt, wenn man ein „halbes mal rund um die Adria" fährt.
Dann war es auch schon so weit - der erste Ausstieg kam heran und von da an wurden wir immer weniger, weil die Eberhardt-Haustürtransfers oder andere Abholer unsere Gäste wieder nach Hause brachten.


Epilog

Eine solche Reise mit 14 Tagen voller Erlebnisse, voller Kultur aber auch Natur wird unseren Gästen und mir gewiss in Erinnerung bleiben. Der Versuch, die drei Länder „rund um die nördliche Adria" zu kombinieren, scheint mir gelungen, denn übereinstimmend fanden wir alle, es sei eine schöne Reise gewesen. Reich an Erlebnissen und ausgewogen - so sollte es sein, wenn man „richtig reist".
Ich freue mich auf die nächsten Touren, aber gewiss werde ich in der Zukunft auch diese wieder einmal machen.
Also - bis bald!
Ihr Dr. Michael Krause

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