Reisebericht: Rundreise Baltikum – Streifzüge durch Litauen & Lettland

27.07. – 05.08.2011, 8 Tage Kiel – Klaipeda – Kurische Nehrung – Kaunas – Vilnius – Wasserburg Trakai – Riga – Schloss Rundale – Palanga – Kiel


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Geschichte, eng verknüpft mit Deutschland und Kultur, die vom Mittelalter über den Jugendstil bis ins moderne Europa reicht - Das Baltikum für viele Gäste bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte und nun mit farbigen Reiseerlebnissen gefüllt.
Ein Reisebericht von
Annett Müller
Annett Müller

Litauen

34 reiselustige Gäste fuhren mit ihrer Eberhardt-Reisebegleitung Annett Mueller zunächst mit dem Bus zum Flughafen nach Prag. Der Flughafen in Prag ist sehr übersichtlich und die freundlichen Mitarbeiter halfen beim Check In. Nach einem knapp 2stündigen Flug landeten wir in Vilnius, der Hauptstadt von Litauen. Nachdem wir die Uhren 1 Stunde vorgestellt und unsere Euros in litauische Litas getauscht hatten (Geldwechsel direkt und problemlos am Flughafen) begrüßte uns Zita, unsere Reiseleiterin, die uns die nächsten Tage durch das Baltikum begleitete. Nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir ca. 16 Uhr das zentral gelegene Hotel am Ufer des Flusses Neris. Am frühen Abend unternahmen wir einen ersten Bummel durch die Stadt zum Restaurant am Gedima Prospekt, wo wir vorzüglich zu Abend speisten.
Vilnius hat eine interessante Geschichte. Seit 1323 Hauptstadt des Großfürstentums Litauen (der Legende nach vom Großfürsten Gediminas "Traum mit dem eisernen Wolf" entstanden), dann vom Deutschen Orden belagert und auch von Napoleon besetzt, war Vilnius während des 19. Jahrhunderts russisch. Heute ist Vilnius die größte Stadt Litauens und immer noch ethnisch bunt gemischt: 60 % sind Litauer und der restliche Teil setzt sich aus Polen, Russen und Weißrussen zusammen. In der Stadt, wo die Vilnia in die Neris fließt, gibt es über 40 Kirchen, die meisten katholisch und russisch-orthodox, mehrere Klöster und eine 400 Jahre alte Universität. Auch zahlreiche Synagogen und Moscheen prägten einst das Stadtbild der liberalen Stadt, vor dem 2. Weltkrieg waren 1/3 der Einwohner Juden - Vilnius galt als das "Jerusalem des Ostens".
Am zweiten Tag begannen wir unsere Stadtbesichtigung mit dem Besuch der Peter- und Paul-Kirche. Von außen eher schlicht überrascht der barocke Kirchenraum mit faszinierenden, weißen Stuckverzierungen und Reliefs. Wie Rom wurde Vilnius auf sieben Hügeln erbaut. Den Berg (Hügel) der 3 Kreuze erklommen wir anschließend und genossen einen Panoramablick auf die Stadt. Im 17. Jhd. wurden auf diesem Berg 3 Mönche gekreuzigt. Die alten Kreuze ließ Stalin abreißen (die Reste sind noch sichtbar), die neuen, weißen Kreuze wurden erst 1989 wieder errichtet. Vorbei am Burgberg mit den Überresten der oberen Burg und dem Gediminas-Turm (dieser konnte in der Freizeit besucht werden) setzten wir unsere Stadtbesichtigung zu Fuß mit dem Besuch der Kathedrale St. Stanislaus fort. Wir erfuhren, dass hier vor langer Zeit ein Tempel zu Ehren des Donnergottes gestanden haben soll,
1251 dann eine Kirche errichtet, die später wiederum für heidnische Kulthandlungen genutzt wurde. Erst 1387 (Christianisierung) entstand die römisch-katholische Kathedrale, die während der Sowjetzeit geschlossen wurde (u.a. als Gemäldegalarie genutzt wurde) und erst 1988 an die Gemeinde von Vilnius zurück ging. Schmuckstück der eher schlichten Ausstattung ist die im frühen Barock gebaute St. Kazimir-Kapelle aus roten und schwarzen Marmor. Rechts und links neben dem Altar hängen kleine metallene Täfelchen, die den heiligen Kazimir um Linderung und Schutz vor Krankheiten bitten. Neben der Kirche steht extern der Glockenturm und das Denkmal des Stadtgründers Gediminas. Daneben prunkt der 2009 völlig neu gebaute Großfürstenpalast auf dem Gebiet der ehemaligen unteren Burg. Anschließend bummelten wir durch die barocke Altstadt, die seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Durch alte Torbögen, mit Kopfstein gepflasterten Gassen spazierten wir auf der Pilies gatve (Burgstraße), vorbei an alten Bürgerhäusern zum Labyrinth der Universität, die zu den ältesten Osteuropas gehört. Gegenüber der Uni befindet sich der Präsidentenpalast. Im 18. Jhd. war das Gebäude Bischofspalast, später diente es als Domizil der russischen Zaren, auch Napoleon weilte hier. Die Sowjets nutzten es als Konzert- und Ausstellungsort und seit 1997 ist der Palast wieder Residenz des litauischen Staatsoberhauptes. Mittlerweile begann es zu regnen. Mit Regenschirmen "bewaffnet" durchstreiften wir die engen Gassen bis zur gotischen St-Anna-Kirche und dem angrenzenden Bernhardiner-Kloster. Hier dominieren die roten Backsteine, die im 15. Jhd. in filigraner Bauweise zusammen gesetzt wurden und schon Napoleon entzückten. Vor dem Komplex befindet sich das monumentale Denkmal des berühmten litauischen Nationaldichters Adam Mickiewicz. Da es immer stärker zu regnen begann, liefen wir etwas schneller über die Vilnia-Brücke. Am Brückengeländer hängen jede Menge Schlösser. Ein beliebter Brauch Jungvermählter besagt, dass man ein Schloss am Geländer befestigen und den Schlüssel in die Vilnia werfen soll, um das Glück festzuhalten. Schaut man auf die Ufermauer entdeckt man die Meerjungfrau von Uzupis in einer Nische sitzend. Man sagt, wer dem Zauber der Nixe nicht widerstehen könne, bleibt für alle Ewigkeit hier. Nach dem wir im Bus saßen, ergoß sich der Himmel über Vilnius. Treppenstufen verwandelten sich in Wasserkaskaden und Straßen zu Sturzbächen. Vorbei am Judenviertel und dem Tor der Morgenröte fuhren wir zu unserem Hotel, um die Mittagspause dort zu verbringen. Auf das individuell bestellte Mittagsbrot im Restaurant mußten wir etwas länger warten, denn das Hotelpersonal hatte mit unserer frühen Ankunft noch nicht gerechnet.
Am Nachmittag lichtete sich der Himmel, die Sonne blinzelte uns schüchtern an und wir unternahmen einen Ausflug in das 30 km entfernte Trakai, inmitten einer malerischen Seenplatte gelegen. Von 1316 bis 1323 war Trakai Hauptstadt des Landes. Auch hier hatte Gediminas seine Finger im Spiel, als er 1321 die Stadt erbauen liess, damals wichtiges militärisches und politisches Zentrum des Großfürstentums. Auf einer Halbinsel des Galve-Sees (größter See des NP) entstand die mittelalterliche, backsteinerne Burganlage, die nach Bränden und Zerstörungen erst nach dem 2. Weltkrieg wieder als Wasserburg aufgebaut wurde. Wir besichtigten die Burg, über Holzstiegen und enge Gänge durchstreiften wir die Gemäuer und erfuhren viel Wissenswertes zur Geschichte. Anschließend genossen wir die freie Zeit am malerischen See.
Seit dem 14. Jhd. ist Trakai Heimat der Karäer (turksprachiges Volk mosaischen Glaubens, abstammend einer jüdischen Sekte). Heute leben noch ca. 50 dieser Volksgruppe hier und pflegen ihre Traditionen. Einige ihrer Gebetshäuser, die Kenesas findet man noch in der Stadt, ebenso die hölzernen Wohnhäuser, deren Giebel mit 3 Fenstern zur Straße gewandt sind. Die Karäer haben aber auch ein kulinarisches Erbe hinterlassen: das Nationalgericht Litauens "Kibinai" (warme Pasteten mit Fleisch gefüllt, original mit Hammel). Nach diesem schönen Ausflug in die Natur fuhren wir nach Vilnius zurück und ließen uns das 3-Gänge-Menü zum Abend im Hotel schmecken.
Nach einem entspannten Frühstück (am Vortag wollten 3 Reisegruppen gleichzeitig frühstücken, da war der Platz im Restaurant zwischen 7 und 8 Uhr etwas begrenzt;-)) wurden unsere Koffer verladen und wir fuhren mit neuem Bus und Buschauffeur Aleksej zu unserem nächsten Etappenziel Klaipeda. Auf der Autobahn gelangen wir zügig nach Kaunas, der 2. größten Stadt Litauens und mit fast 90 % Litauern, die "litauischte" Stadt. Kaunas liegt ca. 100 km von Vilnius entfernt am Zusammenfluß von Memel und Neris. 1408 erhielt Kaunas Magdeburger Stadtrecht, aber erst nach der Niederlage der Kreuzritter (Schlacht bei Tannenberg) erblühte die Stadt. Durch die günstige Lage und den Handel mit Russland und Polen siedelten sich viele Handwerker und Händler an, so dass die Hanse bis Mitte des 16. Jhd. hier einen Kontor unterhielt. Kaunas entwickelte sich in eine aufstrebende Handelsstadt. Kriege gegen Schweden und Russland, Pestepidemie und Napoleons Drang nach Moskau brachten den Niedergang der Stadt. Als Polen 1920 Kaunas besetzte, erlebte die Stadt einen kulturellen Aufschwung. Mit dem Hitler-Stalin-Pakt wurde ein düsteres Kapitel eingeläutet, das 1941 mit der deutschen Besetzung fortgesetzt wurde. In der Sowjetzeit geriet Kaunas in Vergessenheit und wurde vernachlässigt.
Am idyllischen Ufer des Neris stiegen wir aus dem Bus und spazierten, vorbei an der alten Burg, zur im 15. Jhd. erbauten, gotischen St. Georgs-Kirche mit angeschlossenem Kloster (derzeit leben 4 Mönche im Kloster). Heute befindet sich die Kirche in einem jämmerlichen, traurigen Zustand. Während der Sowjetzeit wurde die Kirche geschlossen und als Lagerhalle genutzt. Bis auf die Altäre wurde alles abmontiert, erhalten sind nur die ehemals schönen Wandmalereien. Dennoch wird St. Georg als Gotteshaus genutzt und hofft auf zahlreiche Spenden für dessen Renovierung.
Unser Spaziergang führte uns weiter zum Rathausplatz. Hier steht das weiße Rathaus (sieht eher aus wie eine Kirche), im Volksmund liebevoll . Seit 1973 ist das Rathaus auch Hochzeitspalast und da heute Freitag war, drängelten sich zahlreiche Hochzeitsgesellschaften auf dem Vorplatz. Jungvermählte schreiten freitags und samstags durch das prächtige Haupttor, während Geschiedene dienstags das Rathaus durch den Hintereingang verlassen müssen. Der Rathausplatz wird gesäumt von schönen Gildehäusern und der Fassade der Jesuitenkirche- und kloster, das mit 4 Stockwerken höher gebaut wurde als es das damalige Baugesetz erlaubte. Da aber die Jesuiten anerkannte, gebildete Lehrer waren, wurde es ihnen gestattet, das Gebäude mit mehr als 2 Stockwerken am Rathausplatz zu errichten. Auf Fluss Memel befindet sich die Vytautas-Kirche (litauische Backstein-Gotik), wo wir ein Brautpaar nach der kirchlichen Trauung begrüßten.
Nach 2 Stunden Freizeit trafen wir uns an der Peter-und-Paul-Kathedrale, Litauens größtes gotisches Bauwerk. Auch da fand gerade eine Hochzeit statt. Anschließend fuhren wir durch die Neustadt von Kaunas. Hier siedelten sich im 15. Jhd. die ersten Juden an. 1941 lebten in Kaunas ca. 40.000 Juden, die von der deutschen Besatzung in Ghettos getrieben wurden und von denen über 35.000 bei Massenerschießungen im 9. Fort (heute Denkmal) umgebracht oder 1944 in Konzentrationslager depotiert wurden. Heute umfasst die jüdische Gemeinde Kaunas ca. 300 Mitglieder. Auch in Litauen gab es einen . Der ehemalige japanische Vizekonsul (1939/40) verschaffte, entgegen Anweisungen, über 2.000 Juden japanische Transitvisas und rettete somit litauische, polnische und deutsche Juden vor den Nazis. Ihm wurde zu Ehren in Vilnius ein Denkmal gesetzt.
Am Nachmittag erreichten wir Klaipeda (Memel), die 3. größte Stadt Litauens an der Ostseeküste.  Klaipeda hat als einzigste Stadt Litauens einen Seehafen. Das Kurische Haff trennt Klaipeda von der Kurischen Nehrung. 1254 erhielt Klaipeda Stadtrecht. Lange wehrten sich die heidnischen Volksstämme gegen die Fremdherrschaft. 1422 übernahm der deutsche Ritterorden die Macht und über 500 Jahre lang gehörte das Gebiet zum nördlichen Ostpreussen. Ein Jahr lang war Memel sogar provisorische Hauptstadt Preussens. Der Handel blühte, doch versuchten die Hansestädte Danzig und Königsberg diesen Aufschwung zu verhindern. Auch zahlreiche Brände zwangen die Stadt immer wieder in die Knie. 1920 wurde Memel vom Deutschen Reich getrennt (Vertrag von Versailles) und vom Völkerbund verwaltet. Kurze Zeit später erhielt die Region den Status einer Autonomie, die Oberhoheit verblieb aber in Litauen. Dennoch waren die Einwohner auf Kontra mit Litauen. 1944 verkündete Hitler in Memel den Anschluss ans Deutsche Reich und wurde hoch gefeiert. Bis kurz vor Ende des 2. Weltkrieges war Memel weitgehend verschont geblieben, wurde aber in den letzten Kriegsmonaten durch Bomenangriffe und erbitterte Gefechte weitestgehend zerstört. 1948 wurde Memel in Klaipeda umbenannt. Ca. 40.000 Deutsche waren im und nach dem Krieg geflüchtet, an deren Stelle vor allem Russen angesiedelt. Während der Sowjets war Klaipeda Sperrgebiet, da Rüstungszentrum und militär-strategischer Stützpunkt.
Bevor wir zum Hotel fuhren, unternahmen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt/-gang. Zita zeigte uns die wichtigsten Straßen und Plätze der Stadt und wir bekamen einen ersten Eindruck. Wir sahen das alte Segelschiff am Kanal der Dane, die kleinen Gassen mit den Cafés und Boutiquen in der restaurierten Altstadt und den Ännchen von Tharau Brunnen vorm alten Theater. Leider konnten wir das bekannte Lied nicht anstimmen, da es überall sehr lebhaft zuging. An diesem Wochenende fand in Klaipeda das Meeresfest statt. Die Stadt war belebt und bunt, überall Verkaufsstände, Bühnen und Musik. Die nächsten 2 Tage konnten wir hautnah erleben wie die Litauer friedlich und ausgelassen Stadtfeste feiern und natürlich mitfeiern.
Nach dem wir im Hotel unsere Zimmer im modernen 21stöckigen K-Flügel bezogen (äußerst modern, mit Stil ausgestattet und fantastischen Ausblick, allerdings für große Koffer wenig Platz) trafen wir uns zum Abendessen. Ein abendlicher Bummel führte uns am Kanal entlang, wo gerade eine lustige Schiffsparade stattfand.
Am nächsten Tag stand ein Ganztagesausflug auf die Kurische Nehrung auf dem Programm, auf den sich alle schon freuten. Die Sonne blickte hinter ein paar Wolken hervor und um 8.30 Uhr starteten wir mit unserem Bus. Die Überfahrt über das Kurische Haff dauerte nur 10 min und schon erreichten wir die Kurische Nehrung (). Die Nehrung trennt das Haff (Süßwasser) bis auf die schmale Meerenge bei Klaipeda von der Ostsee. Damit ist das Kurische Haff das größte Binnengewässer Litauens. Die Kurische Nehrung, auch genannt ist 98 km lang, davon 52 km litauisch, der andere Teil gehört zu Russland. Seit 2002 gehört sie zum Weltnaturerbe der UNESCO. Unweit von Nida (Nidden) befindet sich mit 3,8 km die breiteste Stelle, während die schmalste Stelle bei Lesnoi (russischer Teil) gerade mal 380 m beträgt. Neben der wissenschaftlichen Begründung erzählt auch eine Legende der Riesin Neringa von der Entstehung der Nehrung. Die meisten Ansiedlungen der Nehrung befinden sich auf der geschützten Haffseite. Zunächst unternahmen wir eine Wanderung auf die toten Dünen auf der Haffseite. Von oben hatten wir einen wunderschönen Ausblick über die sandige und mit Kiefern bewaldete Nehrung bis auf die russische Seite. Unser nächstes Ziel war Nida (Nidden), wo wir das Thomas Mann Haus, das Sommerhaus des Literaturnobelpreisträgeres, besichtigten. Weiter ging es zur hohen Düne. Auf einen gut befestigten Naturlehrpfand erklommen wir die 52 m hohe Düne, auf deren Gipfel sich eine Sonnenuhr befindet. Von oben eröffnete sich uns ein fantastischer Blick auf die weite Landschaft aus Sand, den rot-weißen Leuchtturm von Nida und auf das Haff.  Anschließend verbrachten wir unsere Mittagspause in Nida, dem reizvollen Fischerdorf (heute beliebtester Ferienort auf der Nehrung). Besonders gefielen uns die schönen Holzhäuschen mit den typisch blauen Verzierungen, Holzschnitzereien und bunt blühenden Vorgärten. Vom Hafen hatten wir nochmals einen guten Blick auf die hohe Düne. Hier roch es auch nach frischen Räucherfisch und einige Gäste probierten. Idyllische Restaurants und Cafes luden uns zum Verweilen ein. Gut gestärkt bummelten wir später durch Nida.
Entlang der Promenade spazierten wir zur Bernsteingalerie, wo uns die Besitzerin einen "gesunden" Schnaps, natürlich aufgesetzt mit dem "Gold der Ostsee", anbot. Unser Spaziergang führte uns auch über den Friedhof, auf dem sich auch alte "Kurenkreuze". Diese heidnischen Grabmäler tragen keine Namen und wurden am Fußende des Verstorbenen aufgestellt, weil man glaubte, dass sich so die Toten aus den Gräbern herausziehen können. Auch wurde unterschiedliches Holz für die Kreuze der Frauen und Männer verwendet.
Mit dem Bus fuhren wir dann nach Juodkrante (Schwarzort). Juodkrante ist einer der ältesten Orte(wenn nicht der älteste) der Nehrung. Aufgrund seiner Lage wurde er von den Wanderdünen geschützt. Hier durchstreiften wir den märchenhaften Hexenberg auf einer dicht bewaldeten Düne. Viele Holzskulpturen litauischer Künstler säumen den Weg und erzählen gute und böse Geschichten aus der litauischen Märchenwelt und Mythologie. Natürlich durfte bei unserem Ausflug auch ein Besuch des Ostseestrandes, wofür ja die Kurische Nehrung auch bekannt ist, nicht fehlen. Bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein fuhren wir zum Strand. WOW: langer, breiter Strand; feiner, weißer Sand, glitzernde Ostseewellen und fast menschenleer.
Davon träumt mancher Ostseeurlauber in Binz oder Ahlbeck. Viele probierten das frische Nass, manche nur bis zu den Knien und andere ganz. Mit der Fähre setzten wir wieder nach Klaipeda über und ein traumhafter Ausflug bei schönem Wetter ging zu Ende. Beim gemeinsamen Abendessen vermissten wir zunächst 4 Reisegäste. Sie waren im Lift des 21-stöckigen K-Flügels des Hotels stecken geblieben. Doch nach dem ersten Schreck konnten alle wieder durchatmen und liessen sich etwas später das Abendessen schmecken.

Lettland

Auf zu neuen Pfaden. Pünktlich 9 Uhr startetw unser Bus zur Weiterfahrt nach Riga, der lettischen Hauptstadt. Unterwegs pausierten wir in Telsiai. Nächster Programmpunkt war der Berg der Kreuze bei Siauliai (Schaulen) nahe der Grenze zu Lettland. An diesem Tag fand gerade das Ablassfest zur Ehren der Mutter Gottes statt und so wurden wir von Hunderten Pilgern empfangen, die später an einer Prozession teilnahmen. Der Berg der Kreuze (eigentlich sind es nur 2 Hügel) ist der bedeutendste Wallfahrtsort Litauens. Hier reiht sich ein gigantisches Meer von Kreuzen  unterschiedlichster Materialien rund um eine Madonna- und Christusstatue. Der Platz auf den Hügeln reicht schon lang nicht mehr aus.
Der Berg der Kreuze steht aber auch für Unabhängigkeitsstreben der Litauer. In Gedenken an die  Opfer des Aufstandes gegen den Zaren im 19. Jhd. wurden die ersten Kreuze aufgestellt. In der Sowjetzeit wurde der Berg niedergewalzt, dennoch standen am nächsten Tag die ersten Kreuze wieder da. Mit der Unabhängigkeit steigt nicht nur die Besucherzahl von Tag zu Tag, sondern auch die Anzahl der Kreuze. Mittlerweile sollen es über 6.000 sein (gezählt haben wir sie nicht). Auf unserem Rückweg winkten uns Pilger, die zum Berg strömten, freundlich zu. An der "Grenze" von Litauen zu Lettland machten wir eine technische Pause und gegen 15 Uhr fuhren wir ins sonnige Riga, die Hauptstadt Lettlands, ein. Nach einer informativen Rundfahrt und dem obligatorischen Geldwechsel im Zentrum der Stadt unternahmen wir eine 2-stündige Schifffahrt auf der Daugava bis zur Mündung in die Ostsee. Entspannt betrachteten wir die "Postkarten-Silhouette" Rigas vom Wasser aus, sahen den Hafen, wo gerade ein Kreuzfahrtschiff vor Anker lag und freuten uns auf die ausführliche Stadtbesichtigung am nächsten Tag. Anschließend fuhren wir zu unserem Hotel "Maritim Park" auf der anderen Seite der Daugava und bedienten uns am reichhaltigen Abendbuffet.
Am nächsten Morgen begrüßte uns Ines, die uns ihr Rigazeigte. Bereits Anfang des 12. Jhd. landeten deutsche Schiffe an der Daugava-Mündung und bald siedelten sich deutsche Kaufleute an und gründeten eine Handelsiedlung.
Dann war es Albert, später Bischof von Riga, der mit den Kreuzrittern (unterstanden dem Papst) eine Burg baute und den Schwertbrüderorden (unterstand nur dem Bischof) ins Leben rief. Er gilt auch als Begründer der Stadt. Mitte des 13. Jhd. unterwarfen sich die Schwertbrüder dem deutschen Orden und nannten sich fortan Livländischer Orden. Riga war nicht nur Hauptstadt von Livland und Sitz der Erzbischöfe, sondern entwickelte sich fortan zu einer bedeutenden Hansestadt. Der Untergang des Ordensstaates begann mit dem Livländischen Krieg, der mit der Aufteilung des Landes an Polen, Schweden und Dänemark endete. Nicht mal 50 Jahre später erorberten die Schweden das Gebiet von Polen und es begann die "gute schwedische Zeit", die ebenfalls nicht lang andauerte. Im großen Nordischen Krieg unterlagen die Schweden und Riga fiel an das Zarenreich. Die russische Herrschaft bestand fast 200 Jahre, obwohl deutsch lange offizielle Amtsprache blieb (erst 1891 russisch), denn um 1900 waren mehr als 50 % der Einwohner Deutsch-Balten. Soweit zur älteren Geschichte, die jüngere ist uns noch bekannt. Heute ist Riga DAS Zentrum Lettlands und schmückt sich zu Recht mit Beinamen wie "Perle der Ostsee" oder "Paris des Ostens". Mit dem Bus fuhren wir in die Neustadt, um den faszinierenden Jugendstil zu begegnen.
Zu Fuß erkundeten wir Elizabetes Iela und ihre Seitenstraßen. Hier befindet sich die höchste Konzentration von Jugenstil-Gebäuden, die zum größten Teil wunderbar saniert sind. Auf der Alberta Iela dominieren die Jugendstilhäusern von Michael Eisenstein. Wir erfuhren viel über die Entwicklung des Jugendstils in Riga im 19. und 20. Jhd. und konnten uns an den wunderschönen Fassaden gar nicht satt sehen. Jetzt verstanden wir, warum Riga neben Paris und Wien zu den schönsten Jugenstilmetropolen gehört. Vom Rathausplatz begannen wir unsere Stadtbesichtigung durch die Altstadt. In der Mitte steht die Statue von Roland und blickt auf das Rigaer Rathaus, welches originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Gegenüber bestaunten wir das prunkvolle Schwarzhäupterhaus und das Schwabe-Haus, in dem heute die Tourismusinformation untergebracht ist.
Unser weiterer Weg führte uns zum Livenplatz, wo wir die alten Gildehäuser, das Katzenhaus und wundervolle mittelalterliche Wohnhäuser bestaunten. Obwohl die Altstadt autofrei ist, tummelten sich zahlreiche Besucher in den mit Kopfstein geplasterten Gassen. Am Rande der Altstadt steht das Rigaer Freiheitsdenkmal. Wir bummelten aber durch den Park entlang des Pilsetas Kanals, der die Altstadt umringt. Beim Pulverturm spazierten wir entlang der alten Stadtmauer. Durch das einzige, noch erhaltene Tor der Rigaer Stadtmauer, das Schwedentor gelangten auf die schmalste Gasse, der "Lärmstraße". Natürlich erfuhren wir dabei auch, warum sie diesen Namen trägt. Vom Ensemble des Drei-Brüder-Hauses war es nicht mehr weit zum Domplatz. Hier steht der gewaltige Dom S. Marien, der größte Kirchenbau des Baltikums. 1211 wurde der erste Grundstein gesetzt. Nicht verwunderlich, dass am Dom viele Stile (von Romantik bis hin zum Barock) zu finden sind. Gegenwärtig unterzieht sich der Kirchenbau einer "Verjüngungskur". Nach dieser ausführlichen Stadtbesichtigung verbrachten wir unsere Mittagspause individuell in der Altstadt. Viele Reisegäste nutzten die freie Zeit für eigene Entdeckungen und einen Mittagsimbiss in einem der zahlreichen Restaurants und Cafes. Am Nachmittag führte unser Ausflug in den Gauja Nationalpark, ca. 55 km von Riga entfernt. Mit dem Bus fuhren wir zunächst nach Sigulda(Segewold) und besichtigten den Schlosspark mit dem Schloss (früher Kurheim) und die dahinter liegenden Überreste der Ordensburg.
Das grüne Städtchen im Zentrum des NP gelegen ist ein beliebter lettischer Erholungsort, durch seine Rennschlittenbahn (auf Stelzen) auch bekannt als Wintersportort. Von den Aussichstterrassen erblickten wir die Seilbahn, die beide Ufer der Gauja verbindet und die beeindruckende Ordensburg von Turaida. Anschließend fuhren wir ins Tal und einige Gäste stiegen aus, um ein kleines Stück zur Gutsmannhöhledurch den NP zu wandern. Die anderen Gäste fuhren bequem mit dem Bus. Alle samt trafen wir uns an der 10 m hohen Sandsteinhöhle (Gutsmannshöhle ist eine der größten des Baltikums, zugegeben etwas klein für uns, die andere, riesigere Höhlen im europäischen Raum kennen) , die eine Zeit lang als Unterschlupf für Viktor und seine geliebte Maija (Rose von Turaida) diente. Zum Busparkplatz (Souvenire, Cafe, Toiletten) ist es nur ein kurzer Weg. Dort erlebten die Gäste eine kleine Überraschung. Mit unserem Busfahrer hatte ich schnell einen schattigen Picknickplatz gefunden. Der mitgebrachte Campingtisch wurde schnell mit baltischen Spezialitäten eingedeckt und die kleine Verkostung konnte beginnen: Neben lettischen Piroggen verkosteten wir lettischen "Black Balzam", litauische "9x9" (Kräuterschnaps) und "Kwas", das beliebte Erfrischungsgetränk im osteuropäischen Raum, auch als Brotgetränk bekannt. Danach fuhren wir zur Burg Turaida.
Auf dem Spaziergang durch die Museumsanlage besichtigten wir die kleine Kirche (eine der ältesten Holzkirchen Lettlands), das Grab der "Rose von Turaida" und die alte, rekonstruierte Bischofsburg Turaida aus dem Jahre 1214. Einge Gäste erklommen den 30 m hohen Burgfried (Turm) und wurden mit einem fantastischen Blick über den NP belohnt. Am späten Nachmittag fuhren wir nach Riga zurück.

Estland

Am nächsten Morgen starteten wir auf unsere ca. 300 km lange Fahrt nach Tallinn, der estnischen Hauptstadt. An einem Rasthof an der Grenze zu Estland (ohne Grenzkontrollen) pausierten wir und konnten hier gleich unsere übrig gebliebene lettische Währung wieder in € zurück tauschen. Unsere Mittagspause verbrachten wir im Pärnu (Pernau), dem kleinen, lettischen Ostseestädtchen. Beim Altbummel besichtigten wir den Roten Turm (ehemaliger Gefängnisturm und Teil der Stadtbefestigung), das Rathaus, die Katharinen-Kirche und durchschritten das Talliner Tor, das einzigst erhaltene Stadttor. Auf einer Tafel im Park dahinter zeigte uns Zita, dass das der historische Stadtkern im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört wurde und welch winzige Anzahl von Gebäuden und Bauwerken nach dem Krieg noch standen. Heute ist Pärnu mit ihrer bunten Fussgängerzone mit vielen Restaurants, Cafes und Geschäften und dem weitläufigen Strand ein beliebter, moderner Badeort. Nach der individuellen Mittagspause im Zentrum fuhren wir natürlich zum Strand.
Die Sonnen lud uns zu einem Strandbummel ein und das Wasser wurde auch getestet. In der Bucht muß man km lang durchs seichte Wasser laufen, bis man wenigsten Bauchnabel tief im Wasser steht. Allerdings ist das Wasser schön warm und der weiße Sandstrand schön breit. Dann war es nur noch ein kurzes Stück, bis wir die estnische Metropole Tallinn am finnischen Meerbusen erreichten. Unsere Unterkunft für die nächsten Tage war das Hotel "Domina Ill Marina" unweit des Hafens und der "Dicken Margarete". Die moderne Hotelanlage befindet sich in einer umgebauten, alten Fabrikanlage. Zum Abendessen wurde uns im klimatisierten Restaurant ein schmackhaftes 3-Gänge-Menü serviert. Einige Gäste unternahmen am Abend noch einen Verdauungspaziergang zum Hafen oder in die Altstadt.
Bei Sonnenschein und wiederum sommerlichen Temperaturen begaben wir uns am nächsten Tag auf eine Erkundungsfahrt durch Tallinn. Im 11. Jhd. entstand auf dem heutigen Domberg eine Bauernburg und wurde später als "Dänenstadt" bekannt. Anfang des 13. Jhd. trat der deutsche Schwertritterorden an die Macht und holte deutsche Handwerker und Kaufleute in die Stadt Vorallem durch den Salzhandel entwickelte sich Tallinn zu einer bedeutenden Hansestadt, wobei die Kaufleute immer mehr Einfluss erlangten.  So wurde die Stadt "geteilt". Die Oberstadt war den Adeligen und Geistlichen vorbehalten (Domgilde), während die Unterstadt (auch eigenes Münzrecht) von einem gewählten Magistrat verwaltet wurde. Mit dem Bus fuhren wir zunächst in die "Vororte" Tallinns.
Erstes Ziel war Kadriorg (Katharinenthal), wo wir die Schlossanlage (außen) besichtigten und uns an den gepflegten Parkanlagen und bunt blühenden Rosen erfreuten. Gleich dahinter liegt der heutige Präsidentensitz, wo wir die Wachablösung erlebten. In direkter Nachbarschaft  befindet sich der futurische Bau des Kunstmuseums "KUMU". Nach dem Spaziergang fuhren wir nach Pirita, dem großen Segelsportzentrum der Stadt, welches anlässlich der Olympischen Spiele 1980 erbaut wurde. Auf der bekannten Sängerwiese machten wir natürlich auch einen Fotostopp. Alle 5 Jahre findet hier das legendäre estnische Sängerfest statt. Über 50.0000 Menschen finden hier Platz. Anschließend fuhr unser Bus nach Tallinn zurück. In der Oberstadt begann unser Rundgang durch Tallinn. Vorbei am Domschloss, heute estnisches Parlament und der Alexander-Newski-Kathdrale (russisch-orthodox), der St. Mariengilde und der Domschule (von 1920 bis 1940 deutsches Gymnasium) gelangten wir mit vielen anderen Touristen zum Mariendom, der Hauptkirche der estnischen Lutheraner.
Die Domkirche besticht im Inneren durch zahlreiche, reich verzierte Holzwappen deutsch-baltischer Adelsfamilien. Auf den Aussichtsterrassen des Domberges herrschte dichtes Gedränge, aber wir konnten den ein oder anderen Blick auf die Unterstadt und den Hafen erhaschen. Durch die engen Gassen, vorbei an der Deutschen Botschaft und auf dem "Langen Bein" spazierten wir in die Unterstadt. Zahlreiche Kreuzfahrtschiffe lagen im Hafen und auch das herrliche Sommerwetter lockte Unmengen von Besuchern in die Stadt. Wir bummelten durch die engen Gassen der mittelalterlichen Unterstadt und entdeckten das ein oder andere Kleinod. Am Platz vor dem alten Rathaus herrschte buntes Markttreiben. Am späten Mittag entschieden wir uns, den Rundgang am Abend fortzusetzen. Das Kopfsteinpflaster und die Besichtigungen hatten uns hungrig und müde gemacht. Die individuelle Freizeit nutzten viele Gäste für eigene Entdeckungen, zum Einkaufen oder eine Pause in einem der zahlreichen Restaurants und Cafes. Am Abend trafen wir uns im Hotel, um zum Restaurant "Olde Hansa", unweit vom Rathaus aufzubrechen. Und konnten so entspannter als am Tag unseren Stadtbummel durch die Unterstadt ergänzen. Wir bummelten durch die große Standpforte der mittelalterlichen Stadtmauer. Der alte Kanonenturm wird liebevoll "Dicke Margarete" genannt (Margarete: nach der dänischen Königin und dick: wegen seiner 4,7 m dicken Wänden oder dem Leibesumfang der Königin?).
An einer Ecke der Pikk-Straße sich die "3 Schwestern". Es wird erzählt, dass ein reicher Kaufmann für seine 3 Töchter im 14. Jhd. diese Häuser bauen liess. Wir erinnern uns an Riga, dort gibt es die "3 Brüder". Ein Stück weiter sahen wir die Olafskirche mit den höchsten Turm Tallinns. Hinter der Namensgebung der Kicher verbirgt sich eine "listige" Legende. Die Pik (Lange Straße) verbindet auch heute noch den Rathausplatz mit dem Hafen, also waren wir auf dem richtigen Weg. Vorbei am Schwarzhäupterhaus gelangten wir zu einem schönen Jugendstilhaus. Auf dessen Dach schaute oder spannte der alte Apotheker mit Hilfe seines Monokels (früherer Hausherr) in die gegenüberliegenden Fenster. Schräg gegenüber befindet sich das Haus der St. Kanuti-Gilde, an dessen Fassade der heilige Knut (Schutzpatron der Gilde) und Luther zu sehen sind. Fast am Ende, nahe des Rathausplatzes, prunkt die Große Gilde. Hier versammelten sich die reichsten Kaufleute der Stadt, dessen Räume heute das Historische Museum beherbert. An einer Ecke, fast unscheinbar steht die Heiliggeistkirche, in deren Glockenturm die älteste Glocke Estlands läutet. Der schmale Weckengang (früher waren hier viele Backstuben ansässig) führt zum Rathausplatz. Gleich links ist die alte Ratsapotheke zu sehen, die zu den ältesten in Europa zählt und auch heute noch in Betrieb ist. Mitten auf dem Platz erhebt sich das Rathaus. Auf dem schlanken Turm sitzt der "Alte Thomas" (Wetterfahne) und aus der Fassade schauen bedrohlich aussehende Drachköpfe heraus, die die Macht symbolisieren. Kurz darauf erreichten wir unser Ziel: das Restaurant "Olde Hansa", eine mittelalterliches Gasthaus.
Von den mittelalterlich gekleideten "Mädgen" wurden wir begrüßt und in den, nur mit Kerzenschein ausgeleuchteten Gastraum geführt. Bevor das deftige Mahl beginnen konnten, mußten wir noch unseren "Tischmeister" wählen. Anschließend wurden wir mit üppigen und deftigen Speisen bewirtet und mit mittelalterlichem Gesang und Musik unterhalten. Auch die eigenwilligen Bierkreationen (Zimt- und Honigbier) kosteten wir. Beim mittelalterlichen Abendmahl ließen wir den Tag passend für Tallinn ausklingen. Der anschließende Verdauungsspaziergang zum Hotel tat uns gut.
Am nächsten Tag hatten sich fast alle entschieden, an einem Ausflug in den ca. 80 km entfernten Lahemaa-Nationalpark zu unternehmen. Im Bus begrüßten wir Eduard, der uns bei diesem Ausflug als Experte begleitete. Der waldreiche Nationalpark befindet sich östlich von Tallinn an der Küste. Zunächst unternahmen wir eine Wanderung durch das Waldgebiet und durch das Hochmoor "Viru Raba" und erfuhren viel über die Flora und Fauna. Über einen ca. 3,5 km langen Naturlehrpfad auf befestigten Holzstegen durchquerten wir das Moor. Wir entdeckten rotblühendes Moos, die Tautropfen glänzten wie Kristalle, kleine "fleischfressende" Pflanzen und Moos-, Blau- und Heidelbeeren, dessen Unterschied wir vorallem beim "Verkosten" feststellten.
Kleine, glitzende Seen durchbrachen die schöne Landschaft. Am anderen Ende erwartete uns unser Bus. Unsere Gäste, die etwas schlechter zu Fuß waren, aber dennoch an diesem wunderbaren Ausflug teilnahmen, verzichteten auf die Wanderung und umfuhren bequem mit dem Bus das Moor. Weiter ging es zum Gutsanwesen "Palmse" der Familie von Pahlen, welches heute u.a. als Museum, Hotel und als Naturschutzzentrum genutzt wird. Nach der "technischen" Pause und einen Bummel durch das kleine Museum schauten wir im Audiozenter einen lehrreichen Film über den Nationalpark. Danach erkundeten wir das Anwesen mit der gepflegten Gartenanlage, Teich und Badehaus sowie Orangerie. Zum Schluß besichtigten wir das Herrenhaus "Palmse" und durchstöberten die Räume.
Ein Museum zum "Anfassen", wo wir Sitz- und Schlafmöbel probieren konnten, der Musik aus der nostalgischen "Stereoanlage" lauschten und uns auch mit verschiedenen Utensilien dem damaligen Kleiderstil anpassten. Im hauseigenen Weinkeller verkosteten wir Heidelbeer- und Moosbeerenwein. Das sind die heimischen Weine, denn richtigen "Weinbau" gibt es in Estland nicht. Bevor wir nach Altja fuhren, besichtigten wir zusätzlich noch das Gutsanwesen "Sagadi". Im kleinen Fischerdörfchen Altja angekommen, erwartete uns ein verspäteter Mittagsimbiss in der alten, urigen Bauernschänke, wo wir mit estnischer Bauerküche (Graupen, Erdäpfelstampf, eingelegter Fisch, Pilzragout und Blaubeerkuchen) bewirtet wurden. Danach stand ein Verdauungsspaziergang zur Küste an, den wir mit einer Runde auf der großen "Johannisschaukel" einläuteten. Vorbei an wunderschönen Holzkaten liefen wir bis zur Küsten. Wir sahen die alten Bootsschuppen und sammelten Steine (Estland ist wirklich steinreich!), die wir an dann auf Steinpyramiden stapelten (verspricht Glück und Reichtum).
Die Steine verrieten uns auch ihre Herkunft. Anschließend fuhren wir nach Käsmu, dem alten Kapitänendorf. Hier befand sich eine Kadettenschule. Käsmu wird auch "Witwendorf" genannt, weil viele Kapitäne von hoher See nie zurückkehrten. Ein "künstlerischer" Bewohner und seine Frau versuchen hier besondere "Kleinode" zu erhalten: den kleinen "Leuchtturm", die Erdsauna oder die Gebäude der Offiziere. Hier ging dann auch eine wunderschöner Sommertag zu Ende, den wir mit einem "gesunden" Schluck würdigten. Am frühen Abend waren wir in Tallinn zurück. Nach dem Abschlussabendessen im Hotel unternahmen viele Gäste noch einen Spaziergang. Am nächsten Morgen konnten wir ausschlafen und konnten den Tag geruhsam angehen. Bis zum Abflug am Mittag hatten wir noch genügend Zeit. So unternahmen einige Gäste mit mir noch einen Spaziergang. Hinter der Dicken "Margarete" befindet sich das interessante Denkmal für die Opfer der gesunkenen Passagierfähre "Estonia". Über den Weg spannt sich ein Granitbogen, der in der Mitte unterbrochen ist. Dies soll die Bruchstelle des Schiffsunglücks symbolisieren. Unser Ziel war das Rotermann-Gelände. Das frühere Industriezentrum wurde teilweise aufwändig saniert und mit modernen Bauten ergänzt. Heute ist es ein beliebtes "Kneipen"- und Einkaufsviertel außerhalb der Stadtmauern.
Am Mittag trafen wir uns mit Gepäck an der Rezeption, um zu Flughafen zu fahren. Im Bus verabschiedeten wir uns von Zita und Aleksej, die uns durch das Baltikum begleiteten. Auch Zita hatte ein noch Abschiedsgeschänk für uns: eine volle Tüte mit estnischen Leckereien. Die Schokolade hätten wir ja problemslos in den Flieger bekommen, aber die süßen Flüssigkeiten nicht!. Nachdem wir alle eingecheckt hatten, verkosteten wir spontan (und ohne aus dem Flughafen verwiesen zu werden) den süffigen Liköörid (Moosbeerenlikör), den uns Zita reichlich zum Abschied schenkte. Der Flug nach Prag gestaltete sich anschließend recht kurzweilig. Während der 2 h wurden wir mit Getränken und einem Sandwich bewirtet. Am Flughafen Prag verabschiedeten zunächst wir Frau Häslich, die nach Berlin weiter flog und wurden später von unserem Busfahrer der Firma samt Bus begrüßt.(Uhren wieder 1 h zurückgestellen). Mit kleinen Geschichten und süßen Naschereien verging die Fahrt recht schnell. Fast pünktlich erreichten wir die erste Ausstiegsstelle in Dresden, wo wir die kurze Wartezeit auf die Transfere  mit einer "technischen" Pause überbrückten.
Eine schöne, auch entspannte Reise durch das Baltikum ging zu Ende. Insgesamt sind wir mit dem Bus durch das Baltikum ca. 1.800 km gereist (ohne Flüge, Spaziergänge oder Wanderungen). Ich bedanke mich zum Schluß bei meiner Reisegruppe. Ich wünsche Ihnen  beste Gesundheit, weiter tolle Reiseerlebnisse und würde mich freuen, Sie auf einer der nächsten Reisen begrüßen zu können.
Ihre Annett Mueller

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