Reisebericht: Wanderreise durch Norwegen

22.07. – 01.08.2010, 10 Tage Jotunheimen – Gletscher Briksdalsbreen – Nordfjord – Geirangerfjord – Königsweg – Bergen


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Reisebericht

„Hjertelig Velkommen i Norge!“ hieß es am Donnerstag, dem 22. Juli am Flughafen Oslo und alle Gäste waren mit Neugier und Lebensfreude im Gepäck angekommen. Der Großteil der Gruppe aus Sachsen und Thüringen nutzte den Haustür-Transfer-Service und flog anschließend von Berlin-Schönefeld nach Oslo. Erst am Flughafen der norwegischen Hauptstadt waren wir komplett, denn wir waren mit zwei Schweizer Bergfreunden verabredet, die unserer Gruppe ein europäisches Flair vermittelten. Nicht zuletzt durch die Wandererfahrung in den Alpen und den netten Gesprächen, die während der Reise entstanden. Unser erster Tag in Norwegen begann mit angenehmen 20° und leichter Bewölkung. Die Fahrt bis zum Hotel im Norden von Lillehammer gestaltete sich kurzweilig und wir freuten uns auf den kommenden Tag, um endlich die Wanderschuhe zu schnüren. Vorbei am größten Binnensee Norwegens, dem Mjösa-See, erreichten wir am späten Nachmittag unser Hotel.
 
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Lunchpaket im Gepäck fuhren wir eine gute halbe Stunde nach Nordseter, wo unsere erste Wanderung begann. Mit Peter als örtlichen Guide, ging es in der zehnten Stunde in Richtung Pellestova, was wir nach wundervollen Stunden, mit fantastischem Sommerwetter am Nachmittag erreichten. Während unserer Mittagspause rieselte die Ruhe der Natur, die Sonnenstrahlen und eine fast gänzliche Windstille auf uns herab und wir waren bereits am ersten Tag von diesem wundervollen Land gefangen. Auf der kurzen Rückfahrt ins Tal, zeichnete sich bereits ab, welches Potential an Humor in der Gruppe steckte. Die gesamte Tour durch Norwegen wurde von unzähligen Anekdoten und Witzen begleitet. So kam zur abwechslungsreichen Natur auch noch ein wundervolles Gruppenklima hinzu.
 
Tag 3 begann mit der Fahrt zum Freilichtmuseum Maihaugen, um bei einer Führung die ersten Kontakte zur Geschichte zu knüpfen. Im alten Klassenzimmer nach Buben und Mägden getrennt, wurde fleißig gepaukt, denn der Lehrer war ehrgeizig und predigte die Besonderheiten des norwegischen Alphabetes. Im Anschluß machten wir an den Schanzenanlagen von Lillehammer einen längeren Stopp, um die olympische Vergangenheit des Ortes zu bestaunen. Die Fahrt ging weiter, durch das Gudbrandsdal, über Otta nach Lom, dem Eingangstor zum Nationalpark Jotunheimen. Nach einer Pause in Lom wurden wir im Berghotel Elvester, der wohl bekanntesten Herberge in Jotunheimen („Heim der Riesen“) willkommen geheißen. Nach dem Abendessen wurde die Saga-Säule des Elveseters umstellt und zum Ort der Geselligkeit ernannt.
 
Der Blick zum Himmel am folgenden Morgen versprach wieder optimale Wetterbedingungen für die Wanderung. Bis zur höchsten Pass-Strasse Norwegens, auf 1440 Meter über Meereshöhe, fuhren wir mit unserem Bus. Von der Hütte zogen wir hinaus auf das Sognefjell - vorbei an kristallklaren Seen, schneebedeckten Gipfeln und dem begeisternden Blick für diese Landschaftsform. Im Verlauf unserer Wanderung wurden so einige Höhenmeter bewältigt, um auch abseits der offiziellen Wanderroute unterwegs zu sein. Dem norwegischen „Jedermanns-Recht“ sei dank, die Natur als unseren Gastgeber in vollem Umfang zu erleben. In Sichtweite die Gletscher, unter unseren Schuhen Wiese, Stein und Wasser im Wechsel. Der Lauf des Schmelzwassers gab am Ende den Weg nach Krossbu vor, wo wir unseren Transfer zum Elveseter antraten und den Abend zufrieden und voller neuer Eindrücke verlebten.
 
Nach der zweiten Nacht im „Heimatmuseum“ Elveseter, ging es vorbei an Lom zum Pollfossen, einem Wasserfall, welcher ein gutes Beispiel zur umweltverträglichen Gewinnung von Energie durch Wasserkraft ist. Auf der Rangliste der norwegischen Export-Güter nimmt die saubere Energie mittlerweile den Platz 3 ein. Über das Strynfjell und einige Tunnel gelangten wir nun zu unserem Kern-Wandergebiet der Reise - die Region rund um den Nordfjord. Fantastische Gegensätze zwischen dem Meeresspiegel-Niveau und der Gletscherwelt des Jostedalsbreen. Der Reiz der ruhenden Fjorde und der Liaison mit der umliegenden Bergwelt nahm auch dem letzten Wanderfreund die Gedanken an den Alltag. Wir waren nun angekommen... am Ziel... ohne ein Gefühl von Langeweile, denn jeder Blick versprach ein Höhepunkt zu sein. Vorbei an Stryn, Loen und Olden, starteten wir zur entspannten Wanderung zur Gletscherzunge Briksdal. Eine knappe Stunde vom Parkplatz zum eisigen Rand des Briksdalsbreen, wiederum bei besten Bedingungen. Am späten Nachmittag erreichten wir dann vollgepackt mit neuen Eindrücken unser Basis-Lager für die nächsten drei Nächte: das herrlich gelegene und komfortable Hotel Loenfjord direkt am Nordfjord.
 
Am frühen Morgen starteten wir mit unserem Guide Olav vom Hotel in Richtung Geiranger, um unsere Fähre pünktlich zu erreichen, ohne aber zu hasten. Mit einigen Foto-Pausen ging es die Serpentinen nach Geiranger hinunter und plötzlich waren wir auf großer Fahrt auf dem weltberühmten Geirangerfjord. Eine Stunde Kreuzfahrt bis Hellesylt, bei Sonnenschein und leichtem Fahrtwind. Dann ging es hinauf in Richtung Flofjell, wo am Ende der Straße unsere kleine Wanderung hinüber zum Stryn-See auf dem Nachmittags-Programm stand. Vorbei am unteren und oberen Bergsee mit der dazugehörigen Almhütte, den steilen Berghängen und Tausenden leckeren Blaubeeren stiegen wir den Wanderweg hinab nach Flo. Ein perfekter Tag, auch und gerade für Heike und Andreas, deren 25. Hochzeitstag mit Sekt begossen wurde. Nach dem grandiosem Abendbuffet folgten wir alle der Einladung von Olav, zur Veranstaltung „Heimatkunde“. In einem unverwechselbaren Stil, mit Patriotismus, Humor und Wissen versehen, gab es nun die Geschichte der Norweger zu erfahren. Eine grundlegende Vorraussetzung für den nächsten Tag in der Region Nordfjord.
 
Mit einigen kleinen Wanderungen an Wasserfällen und Aussichtspunkten entlang, erreichten wir mit Olav den Hof von Jacob. Ein befreundeter Bauer und Lokal-Politiker, welcher uns den richtigen Einblick in sein Leben ermöglichte. Vom Bewirtschaften der steilen Bergwiesen, bis hin zur nachhaltigen und verantwortungsvollen Zucht seiner Schafe. Ein hartes, aber zufriedenes Leben. Am Fuße des Bauernhofes gelangten wir schließlich in ein kleines Café, wo wir uns bei Swele und einem Heißgetränk stärken konnten, bevor wir einen Teil des alten Postweges erwanderten. In Farleide stiegen wir wieder in den Bus und fuhren bis zum Gletschersee oberhalb von Loen. Umgeben von den gewaltigen Bergspitzen, ließen wir den Wandertag bei Sonnenschein und vielen Informationen durch unseren örtlichen Guide Olav ausklingen. Wir erreichten das Hotel und genossen das Buffet, bevor wir zur nächsten Heimatkunde-Stunde in die Kirche von Loen gingen. Unser persönlicher Theologe Olav kam im schnellen Schritt und übermittelte wieder in seiner wunderbaren Weise ein Stück der norwegischen Geschichte, speziell die der Kirche.
 
Am späten Vormittag ging es dann weiter. In Loen brachen wir unsere Zelte ab und fuhren am Südufer des Nordfjord bis Utvik. Nach ein paar Spitzkehren machten wir eine Pause auf dem Utvikfjell, um die frische Luft und die Weite zu genießen. Auch um leise Abschied zu nehmen, von der Region Nordfjord und der Menschen, die wir die letzten Tage kennenlernen durften. Auf der anderen Seite des Gebirgsmassiv des Jostelsbreen gelangten wir nach Fjaerland. Sitz des norwegischen Gletschermuseum mit einer atemberaubenden Ausstellung wie Architektur. Eindrucksvoll wurde uns durch einen Panorama-Film und die unzähligen Exponate ein Grundwissen zum Klima und den Gletschern vermittelt. Über Sogndal und eine kurze Fähre über den Sognefjord, der sich über 200 Kilometer ins Land schlängelt, erreichten wir am Nachmittag Laerdal. Ein Teil der Gruppe nutzte die freie Zeit für eine Erkundung der historischen, gemütlichen Altstadt. Mit unzähligen Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Gleichzeitig fanden alle die notwendige Entspannung, um ausreichend Energie für den nächsten Tag zu speichern.
 
Der längste Tag der Reise führte uns zuerst durch den längsten Autotunnel der Welt mit 24,5 Kilometer Länge. Dann kamen wir ins Aurlandsdal und in Vassbygdi stieg Laila zu, unsere örtliche Begleitung für die anspruchsvollste Wanderung während dieser Tour. Der Bus kletterte durch einige Tunnel hinauf nach Osterbo, dem Ausgangspunkt für die Tour durch das wilde, ursprüngliche Aurlandsdal zurück nach Vassbygdi. Mehrere lange Abschnitte und zwei Pausen lagen vor uns. Jeder war froh, als wir unseren Mittags-Rastplatz auswählten und die ersten Eindrücke aus diesem schroffen Tal aufgesogen werden konnten. Immer wieder wurden ein paar Steilstufen im Wanderweg gemeistert und der einsetzende Regen in der letzten Stunde machte nur Wenigen zu schaffen. Etwas erschöpft, aber mit einem Lächeln im Gesicht erreichten wir den Bus. Im Herzen begeistert von dieser Natur und von Außen abgekühlt durch den norwegischen Regen. Am späten Nachmittag kletterten wir wieder mit dem Bus zur Osterbo Fjellstove und sammelten unsere beiden „Urlauber“ Eva und Edeltraud ein. Sie hatten den Tag ganz entspannt in der Umgebung von Osterbo verbracht. Wieder vollzählig fuhren wir noch bis Ål, um dort unsere Übernachtung auf dem Weg in die Hauptstadt zu genießen.
 
Nach einer Nacht mit ausreichend Unterhaltung, aber auch erholsamen Schlafes stiegen wir voller Entspannung und Energie in den Bus und fuhren die 250 Kilometer bis Oslo. Unser Hotel mit historischer Geschichte unterhalb des Olympiaparks Holmenkollen konnte durch Lage und Charme überzeugen. Monika feierte heute ihren Geburtstag und dies galt es trotz leichtem Schauer auf unserem Spaziergang zur Schanzenanlage „Holmenkollen“ zu begießen. Am Abend erwartete uns ein fürstliches Mahl, was ich zur feierlichen Vergabe der Wander-Diplome nutzte. Nach dem Essen versammelten wir uns in der Hotel-Bar am Kamin und sponserten zum Wohle der Norweger noch die eine oder andere Schulklasse indem wir für ausreichend Umsatz sorgten.
 
Am Sonntag ließen wir es ruhig angehen, mit einem ausgedehnten Frühstück vom viel zu großen Buffet und der kurzen Fahrt zum Vestbaneplassen. Unser Treff mit Sven, dem Stadtführer mit den schneeweißen Haaren und der Aura eines geliebten Großvaters, entdeckten wir im „Japanischen Freistil“ die wichtigsten Punkte von Oslo. Rathaus, Vigelandpark, Oper, Hafen, Festung, Museumsinsel, Schloss…. ein Anreiz für eine neue Reise: eine Woche Oslo? Nach drei Stunden blieb uns noch ein knappes Zeitfenster für einen individuellen Bummel über die reichlich gefüllte Hafenpromenade. Die Lebensfreude war spürbar, gerade an einem so freundlichen Tag innerhalb der Hauptstadt. Fast kein Lächeln blieb unbeantwortet. Mit einem nachhaltigen Eindruck im Herzen begann nun der letzte Abschnitt unserer Tour. Vom Flughafen Oslo ging es zurück nach Zürich und Berlin-Schönefeld. Da wartete bereits der Transfer-Service bis zur jeweiligen Haustür.
Das war die Norwegen-Wanderreise 2010 von Eberhardt TRAVEL! Eine bis auf den letzten Platz ausgebuchte Tour, welche sicherlich bleibende und nachhaltige Eindrücke für unsere Gäste zur Folge hat und den Umgang mit unseren Mitmenschen und dem Verhalten in der Natur positiv beeinflusst.
 
Tusen takk!
Ihr Wanderreisebegleiter Steffen

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