Reisebericht: Städtereise nach Krakau – Polen

10.08. – 14.08.2016, 5 Tage Kurzreise Polen: Krakau mit Altstadt, Wawel und Jüdischem Viertel


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Die malerische Königsstadt Krakau empfing uns mit der einmaligen historischen Altstadt und jeder Menge Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Fünf Tage lang erkundeten wir die Altstadt Krakaus, das nahegelegene Salzbergwerk Wieliczka und die Hohe Tatra.
Ein Reisebericht von

10.08.: Anreise nach Krakau

Mit 19 Personen, mir als Reisebegleiter und unserem Busfahrer Ingo starteten wir am Morgen des 10.08. in Richtung der deutsch-polnischen Grenze. Wir fuhren vorbei an Bautzen, Görlitz und der Odermetropole Breslau, bis wir am Nachmittag schließlich das leider verregnete Krakau erreichten.
Wir bezogen unsere Zimmer in dem modernen und sehr zentralen Hotel Puro und trafen uns dann zum gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant. Bei einem leckeren 3-Gang-Menü konnten wir uns bereits ein erstes Mal kennenlernen.
Einige Gäste begleiteten mich dann trotz Regen noch auf einen Spaziergang in die Altstadt. Durch das Florianstor betraten wir diese und gingen zum Rynek mit den wunderschön angestrahlten Tuchhallen und der Marienkirche. In einem der zahlreichen Cafés und Restaurants des Hauptplatzes kehrten wir dann ein und saßen dank Sonnenschirm und Heizstrahler auch bei dem schlechten Wetter sehr angenehm mit tollem Blick auf einige der schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Auch das Trompetensignal Hejnal konnten wir hier bereits zum ersten Mal hören.

11.08.: Erkundungen in der Krakauer Altstadt

Nach einem leckeren Frühstück in unserem Hotel trafen wir uns schließlich mit unserer örtlichen Reiseleiterin Ewa. Ausgerüstet mit Audioguides ging es dann auf in Richtung Kleparcz. Auch das Wetter begrüßte uns heute wesentlich freundlicher als noch am Vortag - zwar bewölkt, aber zumindest am Morgen noch trocken.
Wir spazierten durch Kleparcz und vorbei an der Barbakane durch das Florianstor. Unterwegs erfuhren wir von Ewa viel Interessantes über die Geschichte der Stadt und der einzelnen Bauwerke. Durch die engen Straßen der Krakauer Altstadt spazierten wir vorbei am Theater zum kleinen Marktplatz Maly Rynek. Auf diesem fand zur Zeit gerade das große Pieroggen-Festival statt, auf welchem zahlreiche Restaurants aus der Umgebung ihre Varianten der bekannten polnischen Teigtaschen präsentierten.
Unser weiterer Weg führte uns hinaus aus den Toren der Altstadt auf den diese umgebenden Ring - einem liebevoll gestalteten und gepflegten Park, welcher die gesamte Altstadt umschließt.
Vorbei am Papstfenster Johannes Paul II erreichten wir etwas später die zweitälteste Universität Mittel- und Osteuropas. Nur die Karlsuniversität in Prag ist wenige Jahre älter. Im Innenhof eines der ältesten Universitätsgebäude kamen wir genau pünktlich an, um einer Spieluhr zu lauschen, welche mit Musik untermalt kleine Holzpuppen tanzen ließ.
Inzwischen war es schon fast Mittag und somit begaben wir uns zum Rynek - dem Hauptplatz der Stadt, wo ein weiteres Highlight auf uns wartete. Während Ewa meinen Gästen die Geschichte diese Platzes und seiner wichtigsten Gebäude erklärte, ging ich bereits zur Marienkirche und besorgte unsere Eintrittskarten, sodass wir direkt in die Kirche gehen konnten. Dort waren wir gebannt von der prunkvollen Verzierung dieser wichtigsten Kirche der Stadt. Nach kurzen einleitenden Erklärungen durch Ewa war es dann soweit - der imposante gotische Holzaltar von Veit Stoß wurde feierlich geöffnet. Jeden Tag kurz vor 12 Uhr findet die Öffnung des Altars statt, dessen riesige Holzfiguren aus einem Stück von Veit Stoß und seinen Assistenten geschnitzt wurden.
Nach diesem einmaligen Spektakel verließen wir die Kirche und sammelten uns auf dem Kirchenvorplatz. Denn hier erwartete uns noch ein weiteres Highlight dieser Reise - das Hejnal Mariacki. Dieses uralte Trompetensignal wird seit jeher zu jeder vollen Stunde vom höheren der beiden Türme der Marienkirche in alle vier Himmelsrichtungen geblasen. Im Norden soll es die Gäste Krakaus begrüßen, die durch das Florianstor die Stadt betreten, im Westen gilt es den Händlern, die in den Tuchhallen ihre Waren anbieten. Im Süden wird es in Richtung Wawel geblasen, um den dort lebenden Königen eine Freude zu bereiten und im Westen wird es für die Ärmsten der Krakauer Bevölkerung gespielt.
Dieses Signal wurde früher gespielt, um die Krakauer Bevölkerung vor Bränden oder nahenden Feinden zu warnen, die die Stadt angreifen. 1241 wurde Krakau von den Mongolen, damals noch Tataren genannt, belagert und der Wachhabende wollte seine Mitbürger durch das Hejnal warnen. Er rettete so zwar einige Leben, jedoch wurde er selbst durch einen Tatarenpfeil mitten im Trompetensignal getötet. Daher bricht dieses auch bis heute noch mitten in der Melodie aprubt ab.
Nachdem wir diesem Signal gelauscht und dem trompetenden Feuerwehrmann in seinem Turmfenster gewunken haben, konnte jeder über die Mittagszeit in einem der zahlreichen Restaurants der Altstadt einkehren.
Gut gesättigt trafen wir uns so etwas später wieder mit Ewa und begannen mit ihr den zweiten Teil unserer Erkundungen im historischen Krakau.
Unser Weg führte uns entlang des berühmten Königswegs und hinauf auf den Wawelberg. Gegenüber des Hauptportals der Wawelkathedrale begrüßte uns eine Statue des ehemaligen polnischen Papstes, des Heiligen Johannes Paul II, welcher bis heute über seine Kathedrale wacht. Geboren im Krakauer Umland besuchte der junge Karol Wojtyla die Krakauer Jagiellonen-Universität. Als Bischof predigte er dann oft in der Wawelkathedrale, welches das Zentrum seiner Gemeinde darstellte. Auch als Papst besuchte er Krakau noch sehr oft und wurde in seiner Heimat stets euphorisch empfangen.
Wir betraten schließlich die Wawelkathedrale und unternahmen einen Rundgang durch das Hauptschiff und vorbei an den zahlreichen kleinen Kapellen, welche im Laufe der Jahrhunderte an die Kirche angebaut wurden. So wurde die ursprünglich romanische Kirche im Laufe der Zeit immer mehr erweitert und umgebaut und beherbergt heute einen bunten Mix verschiedener Baustile aus zahlreichen architektonischen Epochen.
Während Sie im Anschluss an diese Führung gemeinsam mit Ewa den Blick vom Wawel hinab zur Weichsel genossen, besorgte ich in der Zwischenzeit die Tickets für die Königlichen Gemächer im Wawelschloss, welche Sie anschließend besichtigten.
Nach diesen langen Führungen mit unglaublich vielen neuen und spannenden Informationen spazierten wir vom Wawel, über den Rynek zurück zu unserem Hotel und ließen dort den Abend individuell ausklingen.
Einige von Ihnen besuchten am Abend noch ein schönes Chopin-Konzert, welches in der Krakauer Altstadt stattfand, während andere gemeinsam mit mir in einem traditionellen Restaurant einkehrten. Bei Piroggen, Bigosz und mit Serky gefülltem Braten genossen wir so die landestypische Küche und ließen bei tollen Gesprächen und einem traditionellen Honig-Wodka den Abend gebührend ausklingen.

12.08.: Das Salzbergwerk Wieliczka und das jüdische Viertel Kazimierz

Für einen Teil unserer Gruppe ging es am Morgen des dritten Tags hinaus aus Krakau und nach kurzer Fahrt in das nahegelegene Wieliczka. Dort angekommen begaben wir uns auf über 300 Stufen hinab in die alten Stollen. Liebevoll wurde hier ein touristischer Rundgang gestaltet, welcher anschaulich zeigt, wie das Leben der Bergleute einst stattfand. Mehrere große Salzstatuen erinnern an berühmte Besucher des Bergwerks, wie Goethe oder Kopernikus. Mit viel Humor und spannenden Erzählungen geführt erkundeten wir so mit unserem örtlichen Guide Marek die schönsten Winkel dieses Bergwerks.
Besonders faszinierte uns, dass die Bergleute ohne jegliche künstlerische Ausbildung Statuen und Reliefs geschaffen haben, welche von einmaliger Schönheit sind. Geschlagen aus dem Salzgestein sahen wir so zum Beispiel die Sage der Heiligen Kinga. Die ungarische Prinzessin soll einst nach Polen gekommen sein, um den polnischen König zu heiraten. Als Abschiedsgeschenk wurde ihr in Ungarn ein Salzbergwerk geschenkt, in welches sie ihren Ring warf. Angekommen in Krakau heiratete Sie den König. Anscheinend hat sie aber auf dem ganzen Weg ihr Salzbergwerk begleitet. Denn bei Grabungen nahe Krakau wurde kurz darauf Salz gefunden und in einem der ersten Salzbrocken befand sich der Ring der jungen Königin, welcher ihr anscheinend bis hierher gefolgt ist. Bis heute wird Kinga als diejenige verehrt, welche die Salzvorkommen und somit den daraus resultierenden Reichtum nach Krakau brachte. Die Statuen im Bergwerk zeigen jenen Moment, in dem der Bergmann ihr ihren Ring im Salz präsentiert.
Nach unserer Rückkehr nach Krakau konnte jeder selbstständig durch die Stadt spazieren oder sich im Hotelzimmer etwas ausruhen.
Am Nachmittag dann wurden wir erneut von Ewa im Hotel abgeholt und fuhren mit unserem Reisebus in das jüdische Viertel Kazimierz. Hier besuchten wir zunächst die alte Remuh-Synagoge, welche bis heute noch aktiv betrieben wird. Im Gebetsraum dieser Synagoge sitzend bekamen wir von Ewa erklärt, wie das jüdische Leben im Krakau gestaltet ist, welche Bräuche und Traditionen bis heute gepflegt werden und dass die Synagoge ihren Namen von dem sehr stark verehrten Rabbiner Remu erhielt.
Im Anschluss daran spazierten wir über den direkt bei der Synagoge gelegenen Alten Jüdischen Friedhof und besuchten auch das Grab von Rabbi Remu. Alle waren zutiefst betroffen, als Ewa erzählte, welchen unglaublichen Schaden die Nazis im Zweiten Weltkrieg in Kazimierz angerichtet hatten: die ursprünglich 70.000 Juden umfassende Gemeinde wurde innerhalb weniger Jahre auf ca. 5.000 reduziert, der Alte Jüdische Friedhof sogar als Müllhalde benutzt.
Wir erfuhren außerdem noch viel Interessantes über die Geschichte des Stadtteils Kazimierz, welcher usprünglich eine eigenständige Stadt war, die auf einer von der Weichsel und ihren Seitenarmen umgebenen Insel lag. Diese Seitenarme sind inzwischen trocken gelegt und an ihrer statt befinden sich heute zwei der wichtigsten Straßen Krakaus.
Durch die malerischen Gassen von Kazimierz spazierten wir weiter und erreichten schließlich den wunderschön gestalteten und für mich jedes Mal wieder unglaublich faszinierenden Innenhof, in welchem sich das Café Stajnia befindet. In diesem Hof wurden einst auch Szenen des berühmten Spielberg-Klassikers 'Schindlers Liste' gedreht.
Über den Neuen Markt und vorbei an der Isaaks-Synagoge erreichten wir schließlich wieder den Hauptplatz von Kazimierz, an welchem sich auch das jiddische Restaurant 'Klezmer Hois' befindet. Hier verabschiedeten wir uns für den heutigen Tag von Ewa und wurden zu einem traditionellen jiddischen Abendessen empfangen. Mit Pastete, Suppe, Truthahnbraten und Klezmerkuchen genossen wir so einen tollen Abend in einmaliger Atmosphäre. Untermalt wurde dieser von live gespielter Klezmer-Musik. Ein Trio mit Kontrabass, Akkordeon und Bratsche spielte traditionelle Klezmer-Musik, welche durch wunderschönen Gesang in jiddischer Sprache ergänzt wurde. Ein einmaliges Erlebnis und ein sehr schöner Abend!

13.08.: Tagesausflug in die Hohe Tatra

Der heutige Tag begann wieder mit einem tollen Frühstück im Hotel, bevor wir gemeinsam mit Ewa und unserem Busfahrer Ingo aufbrachen und Krakau verließen. Leider machte uns hierbei der dichte Verkehr einen Strich durch die Rechnung und die Fahrt in die Hohe Tatra dauerte ungewöhnlich lang.
Die beiden Stopps, welche entlang dieser Route geplant waren, entschädigten dafür jedoch wieder. Zunächst hielten wir in dem Dorf Chocholow, welches nahezu komplett aus traditionell gebauten Holzhäusern besteht. In einem dieser Häuschen arbeitet ein grandioser Schnitzer, welcher mit viel Liebe zum Detail kleine und große Kunstwerke aus Holz erschafft. In den Nebenräumen seiner Werkstatt hat er ein kleines Museum eingerichtet, welches traditionelle Trachten der Goralen - der Bergbewohner -, sowie deren Alltagsgegenstände enthält.
Der Ausflug in das traditionelle Leben der Goralen ging dann im nächsten Ort weiter, in welchem wir eine für die Region typische Käserei besuchten. Der hier produzierte Käse besteht aus Schafs-, Kuh- und Ziegenmilch und wird nach dem Reifen in Salzlache für einige Zeit über Feuer geräuchert. Dadurch erhält er einen einzigartigen und ganz tollen Geschmack - eine Mischung als Salzigkeit und dem Räucheraroma. Wir konnten verschiedene Käsesorten verkosten, unter anderem auch einen über offener Glut gegrillten Käse mit Preiselbeermarmelade. Es schmeckte wunderbar und viele kauften in der von einer jungen Familie geführten Käserei auch direkt verschiedene Käse. Auch ich konnte dem nicht widerstehen.
Nach einer weiteren Fahrt erreichten wir schließlich den berühmten polnischen Wintersportort Zakopane. Zwar waren wir zunächst überwältigt von den Menschenmassen, die durch die Hauptstraße dieses Ortes strömten, als wir dann aber einen Zug aus Pferdekutschen sahen, waren wir begeistert. Es fand nämlich gerade eine traditionelle Goralenhochzeit statt und das Brautpaar und alle Gäste fuhren auf reich verzierten Kutschen und in traditionellen Trachten durch die Menge.
Einige von Ihnen begleiteten mich dann noch auf einer Seilbahnfahrt hinauf zum Berg Gubalowka. Dort oben erwarteten uns zwar erneut Menschenmassen, aber wir genossen auch einen einmaligen und wunderschönen Ausblick auf die Gipfel der Hohen Tatra.
Die Rückfahrt nach Krakau verlief dann flüssiger, sodass wir am frühen Abend wieder an unserem Hotel ankamen.
Wir verabschiedeten uns für diese Reise endgültig von Ewa und bedankten uns alle bei ihr für ihre tollen Führungen.

14.08.: Abschied von Krakau und Rückfahrt nach Deutschland

Am Vormittag verabschiedeten wir uns dann von Krakau. Vorbei an Breslau, Oppeln und über die Grenze bei Görlitz verließen wir Polen. Unterwegs schauten wir noch Kurt Krömers Film 'Polen für Anfänger', in welchem er im klassischen Fiat Polski fahrend zusammen mit Steffen Möller Polen erkundet. Einiges erkannten wir auch von unserer zurückliegenden Reise wieder.
Am frühen Abend schließlich erreichten wir dann mit vielen neuen Eindrücken und schönen Erinnerungen die Busausstiege in Deutschland und fuhren zurück in unsere Heimatorte.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen für eine wundervolle Reise mit schönen Besichtigungen und einer tollen Gruppe bedanken. Wir haben viel geredet, viel gelacht und konnten gemeinsam meine Lieblingsstadt erkunden.
Ein ganz großer Dank geht auch an Ewa, welche uns mit einem beeindruckenden Wissen, jeder Menge Humor und einer einzigartigen und tollen Art durch ihre Heimat führte.
Und schließlich natürlich auch unser Busfahrer Ingo, der uns souverän und sicher zu all unseren Ausflügen und am Ende der Reise wieder nach Hause fuhr.
Vielen Dank an alle
und bis zu unserer nächsten gemeinsamen Reise
Liebe Grüße
Ihr Reisebegleiter Paul

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