Reisebericht: Rumänien – Schönheit der Karpaten

12.09. – 25.09.2010, 14 Tage Tradition, Moldauklöster, Schwarzes Meer, Karpaten und Siebenbürgen


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Also machen wir uns auf zu unserer Entdeckungsreise nach Rumänien. Wir erwarten ein Land zwischen Tradition und Moderne und sind gespannt, was wir noch wiedererkennen werden aus jenen Tagen, als wir selbst noch mit Rucksack loszogen.

Wir - das sind heute 31 Reisegäste, die Reiseleiterin Barbara und der Chauffeur Patrick.
Unsere rumänische Reiseleiterin Diana werden wir an der ungarisch-rumänischen Grenze aufnehmen.
Uns erwartet eine über 4000 km lange Busreise, davon etwa 2000 km quer durch das Land.
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1. Tag 12.09. 2010 Anreise Sonntag, Budapest/Tschechien–Slowakei–Ungarn


Nachdem alle Reisegäste im Bus sitzen und das Sicherheitsvideo gesehen haben, beginnen wir
mit dem warming-up. Ja, unsere Gruppe ist in Ordnung. Viele Gäste hatten schon einmal das Vergnügen, Rumänien zu bereisen, einige andere wollen sich überraschen lassen.
Vorbei am nordböhmischen Industriezentrum Usti nad Labem, der tschechischen Hauptstadt Praha, der 2. größten Stadt und dem einstigen mährischen Zentrum Brno und der slowakischen Hauptstadt Bratislava erreichen wir am frühen Nachmittag die ungarische Grenze bei Rajka.
Jó napot kivánunk! Guten Tag wünschen wir! Wir wollen heute Nacht in Budapest bleiben und aktivieren schon mal unsere Ungarischkenntnisse aus alten Zeiten. Vorbei an Györ - dem letzten Vorposten vor Wien - aus türkischer Sicht. Rudolf II. sang damals ein Loblied auf die Tapferkeit
der Magyaren, als die Ungarn im Langen Türkenkrieg 1592 und dann bei der 2. Belagerung 1683
hier erfolgreich erbitterten Widerstand leisteten. Spätestens seit Bratislava haben wir erkannt,
dass unsere Reise in die Geschichte Rumäniens eng mit der uns jetzt begleitenden Geschichte verbunden ist. Wir befinden uns auf den Spuren der Kelten, Römer, Germanen, Slawen, Hunnen, Magyaren, Tataren, Türken und der Siedler aus dem Heiligen Römischen Reich. Nach Tatabánya,
der Stadt mit ihrem Wahrzeichen - der weit sichtbaren Turulvogel-Statue - rief Graf Eszterházy
1733 diese Siedler.
Am frühen Abend erreichen wir unseren Zwischenstop in Budapest. Wir haben die lange Reise dank der häufigen Pausen gut überstanden und freuen uns jetzt auf unser 4*Hotel.
Das HELIA Danubius Health Spa Resort ist einfach Spitze. Wir könnten auch das Schwimmbad und alle Spa-Angebote des Hauses nutzen, wenn wir nicht so müde wären...
Nach der langen Anreise am heutigen Tage bevorzugen wir eine längere ?Erholungsphase" am
Büffett mit zahlreichen Köstlichkeiten und einem kühlen Bier, einem Glas Wein oder doch
lieber nur mit Wasser.

2. Tag 13.09.2010 Montag, Weiterfahrt nach Satu Mare/ Rumänien

Nach dem Frühstück geht es weiter Richtung Rumänien. Vorbei an Eger und Nyiregyháza erreichen wir am frühen Nachmittag den Grenzübergang Petea. Hier erwartet uns unsere rumänische Reileleiterin Diana, eine sympathische junge Frau, die uns im weiteren Verlauf
unserer Reise sehr viele Facetten ihres Landes aufdecken wird.
Romania war in der Spätantike die übliche Bezeichnung für das Römische Reich und im Mittelalter der Name für das Gebiet des Byzantinischen Reichs. Geblieben ist România oder
wie wir sagen: Rumänien.
Wir fahren gemeinsam weiter nach Satu Mare und beziehen unsere gemütlichen Zimmer im 3*Hotel "Aurora".
Vor dem Abendessen machen wir noch einen kleinen Stadtrundgang,
wechseln Euro in RON (das sind die neuen Lei) und freuen uns, dass die Reise jetzt richtig losgeht.

3. Tag 14.09.2010 Dienstag, Weiterfahrt nach Radauti–Suceava

Heute haben wir einen langen Weg vor uns mit vielen interessanten Sehenswürdigkeiten.
Unser erstes Ziel ist der Ort Sapanta, berühmt wegen seines "Heiteren Friedhofs".
Die Grabkreuze sind bunt verziert mit geschnitzten Ornamenten aus Holz oder Metall. Lustige Verse und gemalte Bilder oder Geschichten beschreiben das Leben der Verstorbenen. Leuchtende Farben und bunte Blumen machen hier die Trauer vergessen. Das Dorf hat sich auf die interessierten Touristen eingestellt, denn ihr Friedhof "Cimitirul Vesel" ist der einzige seiner Art in der Welt.

Handgewebte Teppiche aus Schafwolle, Taschen und kunstvoll gestickte Tischdecken werden im
Dorf angeboten. Nicht zu vergessen echter Tzuica und Pálinka, richtiger rumänischer Schnaps.
Unser Weg führt uns weiter durch das Iza-Tal, vorbei an den schönen Holztoren der ansässigen Dorfbewohner bis nach Bârsana.
Wir besuchen die wunderschöne Klosteranlage mit mehreren Türmen und Hauskomplexen. Ja, so haben wir uns rumänische Tradition vorgestellt. Außerhalb
des Klosters sehen wir die typischen Heuhaufen dieser Region. Die Maramures-Bauern sind stolz, fleißig und trinkfest. Selbst Ceausescu ist es seinerzeit nicht gelungen, sie zu kollektivieren.
Sie leisteten erbitterten Widerstand. Auch heute noch pflegen sie ihre Bräuche und tragen an den Wochenenden stolz ihre Trachten.


In Bogdan Voda, der nächsten Station unserer Reise, erwartet uns schon der Priester.


Er erklärt uns die Geschichte der schönen alten Holzkirche aus dem XIII. Jahrhundert und erzählt vom Wojewodensitz und der steinernen Wojewodenkirche der Bogdan-Familie. Die alte Kirche verfiel und ihr Neubau wurde 1717 von den Tataren in Brand gesetzt. Die Gläubigen aus Cuhea (jetzt Bogdan Voda) erbauten 1718 eine neue Kirche aus Tannenholz und widmeten sie ihrem Schutzheiligen Sankt Nikolaus. Sie ist ein wertvolles historisches Kunstdenmal mit wunderschönen Innenmalereien aus der biblischen Geschichte und einer interessanten Dachkonstruktion und einem hohen Turm mit Balkon.
Gleich nebenan wurde eine futuristische Steinkirche neueren Datums gebaut.
Hier begegnen wir den Gegensätzen von alt und neu besonders intensiv.
Auf unserem weiteren Weg versperrt uns ein Unfall im Dorf den weiteren Weg. Ein freundlicher Polizist erklärt uns, dass wir etwa 20 min. warten müssen. Wir nutzen die Zwangspause zum Spazieren und als Fotostopp. Dann fahren wir vorbei an Borsa am Fuße des Rodna-Gebirges.
Jetzt geht es durch Berg und Tal. In 1416 m Höhe machen wir Rast und entdecken eine neue gewaltige Kirche und Soldatengräber aus dem I. Weltkrieg, die an schwere Gefechte erinnern.
Vorbei an Roma-Lagern in den Bergen, streunenden Hunden und Serpentinen mit atemberaubenden Landschaften ereichen wir spät am Abend unser 4*Hotel in Radauti "Gerald´s", neu gebaut und vom Feinsten gestylt und designed. Uns erwartet ein landestypischer Empfang am Hoteleingang - man freut sich auf uns. Wir sind beeindruckt vom Komfort und der Klasse unserer nächtlichen Herberge. Leider ist die Nacht zu kurz, um den Aufenthalt hier noch länger genießen zu können.

4. Tag 15.09.2010 Mittwoch, Weiterfahrt nach Piatra Neamt

Heute erwarten uns die Klöster Moldawiens. Auf dem Weg dorthin machen wir Stop in Marginea. Wir besuchen die Werkstatt, in der die berühmte und seltene "Schwarze Keramik" hergestellt wird. Natürlich kaufen wir auch ein und entdecken kunstvoll bemalte Eier, die für diese Region typisch sind.



Anschliessend erreichen wir das Kloster Sucevita, eine wunderschön gelegene Klosteranlage, erbaut im XVI. Jahrhundert mit finanzieller Unterstützung des Bojarengeschlechts derer von Movila. Ieremia Movila war zwischen 1595 und 1606 Fürst der Moldau.
Die bunten christlich-orthodoxen Wandmalereien versetzen uns in eine andere Welt. Am liebsten würden wir auch "die Stufenleiter der Tugenden" an der Norfassade erklimmen, aber wir wollen ja noch mehr besichtigen. Außerdem wartet Maica Tatjana im Kloster Moldovita auf uns und die
duldet keine Verspätung!


Trotzdem erlauben wir uns einen Fotostopp am "Hand"- Monument - Wahrzeichen für den Frieden zwischen MOLDAU und SIEBENBÜRGEN.


12:00 Uhr erwartet uns Maica Tatjana im Kloster Moldovita nach dem Motto: "Das ist eine Besichtigung und keine Beerdigung! Was ist der Unterschied? Auf einer Beerdigung geht man langsam! Also: Zack, zack!" Sie berichtet von dem Gründer Petru Raresch, einem unehelichen Sohn von Stefan dem Großen, der es im XVI. Jahrhundert errichten ließ, erläutert die Wandmalereien von "Mariä Verkündigung" und schickt uns noch ins Museum. Zack, zack!
Eine bemerkenswerte Nonne! Ihr Motto sollte uns die ganze Fahrt über (mit einem Schmunzeln) begleiten. Nach einem typisch rumänischen Mittagessen "Sarmale cu Mamaliga" bei "Mario" in gepflegtem Ambiente geht es weiter, vorbei an Gura Humorolui zum Kloster Voronet, durch das uns Diana führt.


Durch die Gebete des Heiligen Daniel und die Mühe Stefan des Großen wurde es im
XV. Jahrhundert in nur 3 Monaten und 3 Wochen errichtet. Im XVI. Jahrhundert wurde ein Vorraum hinzugefügt und während der Zeit des Metropoliten Grigore Rosca bemalt.
Seit 1991 belebt die Gemeinschaft ( früher war es eine Mönchgemeinschaft) das Nonnenkloster unter Führung der Äbtissin Stawrophora Irina Pântescu mit Gebet, Arbeit in Wirtschaft und Garten sowie einer Malerwerkstatt.
Nach der Besichtigung des Klosters reisen wir durch die bergige Landschaft Moldawiens in Richtung seiner Hauptstadt Piatra Neamt. Die Einfahrt in die Stadt gestaltet sich schwierig, den hier wird - allerdings etwas unorthodox - gebaut. Unser Fahrer Patrick meistert auch diese "landschaftliche" Herausforderung souverän.
Unser Hotel "Central" ist wegen seiner Höhe und Lage direkt im Zentrum nicht zu übersehen. Auch hier werden wir landestypisch mit einem Brotzopf und einem Gläschen Schnaps empfangen.
Ein gediegenes Abendessen und ein kleiner Spaziergang durch die Stadt auf den Spuren Stefans cel Mare´s runden diesen wunderschönen Reisetag ab.

5. Tag 16.09.2010 Donnerstag, Weiterfahrt nach Tulcea

Wie gewohnt geht es nach dem Frühstück auf zu unserer nächsten Etappe. Die hiesige Polizei verschafft uns eine zusätzliche Pause. Unser Fahrer muß die letzten 28 Scheiben und alle Papiere
zur Kontrolle vorlegen. Es gibt keine Beanstandungen, er erhält seinen Stempel und wir können
die Fahrt fortsetzen.
Gegen Mittag machen wir eine Pause am Mausoleum in Maráresti, einem Denkmal zur Erinnerung
an die Schlacht zwischen dem Königreich Rumänien und dem Deutschen Kaiser 1917, bei der
5080 Soldaten gefallen sind.


Unsere Reise führt uns weiter durch die Dobrudja bis nach Galati, wo wir uns etwas Freizeit gönnen
und auf unsere Fähre warten. Die Donau ist hier besonders breit und die Überfahrt ist ein schönes Erlebnis. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel "Europolis" in Tulcea und genießen
unser Abendessen. Viele Gäste entspannen sich noch bei einem Abendspaziergang entlang der Strandpromenade.

6. Tag 17.09.2010 Freitag, Schiffsfahrt im Donaudelta
Nach dem Frühstück laufen wir gemütlich durch Tulcea zur Schiffsanlegestelle.
Die Schiffsfahrt mit der "Europolis" durch das Donaudelta gestaltet sich zu einem einprägsamen Erlebnis. Das Donaudelta hat auf rumänischem Gebiet eine Ausdehnung von 3.446 km² und ähnelt einem gleichseitigem Dreieck. Die Donau führt jährlich im Durchschnitt 50 Mio Tonnen Anschwemmungen mit sich, das ist 20 mal mehr als der Rhein.
Im Sommer beträgt die durchschnittliche Wassertemperatur 20°C. Das Donaudelta beherbergt ca. 3.400 Arten Tiere, davon 300 verschiedene Vogelarten und wieder davon 70 außereuropäische. Auf den Landzungen können wir hier auch Füchsen, Wölfen, Wildschweinen, Wildkatzen u.v.m. begegnen.
Allein diese Fakten sind Zeugnis für die Einzigartigkeit dieser Landschaft weltweit.
Aber die Tiere haben sich auch an den Zustrom der Touristen aus aller Welt angepaßt und verstecken sich, wie die Pelikane, deren Nistkolonien wir nur aus der Ferne wahrnehmen, wenn uns unser freundlicher Kapitän darauf aufmerksam macht.
Ein gelungener schmackhafter Mittagsimbiß auf dem Schiff rundet unser heutiges Naturerlebnis ab. Diana bietet allen interessierten Gästen noch einen kleinen geführten Stadtrundgang an. Nach dem Abendessen fallen wir in unseren wohlverdienten Schlaf.

7. Tag 18.09.2010 Samstag, Weiterfahrt nach Bukarest

Es heißt wieder Kofferpacken, denn die Hauptstadt ruft. Wir verlassen die Dobrudja und reisen ein Stück durch die Walachei. Seit 2009 gibt es eine fertige Autobahn, die A2, genannt Soarele, was so
viel wie Sonnenautobahn bedeutet. Sie führt über eine Länge von 152 km von Constanta am Schwarzen Meer bis nach Bukarest. 105 km davon haben wir gestestet und für sehr gut befunden.
Nach einer Pause in Tandarei erreichen wir Bucuresti, wie die Stadt in der Landessprache heißt. Unser Kennenlernen beginnt mit einer Stadtrundfahrt mit einem ersten Fotostopp am Ceausescu-Palast (Parlament).

Da heute das Bukarester Stadtfest "Zilele Bucurestiului" stattfindet, haben wir erschwerte Parkbedingungen, werden dafür aber durch das bunte Treiben in den Straßen entschädigt.
Diana erklärt sehr schön alles Wesentliche zur Hauptstadt wie Strada und Piata Victoriei,
Römische Kirche, Atheneum, Cantacuzino-Palast, Parlamentsgebäude, Senatsgebäude, Patriarchie, Diplomatenviertel und vieles mehr.
Vorbei am Dorfmuseum und dem Herastrau-See erreichen wir nachmittags unser Hotel "Ramada Parc" Bucuresti. Diana unternimmt nach dem Koffer abstellen mit allen interessierten Gästen noch einen kleinen Stadtrundgang.
Mit dem Bus fahren wir später zu unserem vornehmen Abendessen im Restaurent "Pescarus".
Uns erwartet ein exzellentes, stilvolles Ambiente. Nebenan findet eine aufwändige Hochzeitsfeier statt und im Restaurant wird noch ein Geburtstag mit Life-Musik gefeiert.
Ein Folklore-Programm mit mehreren Künstlern, die landestypische Tänze aufführen, rundet den außergewöhnlichen Abend ab. Unsere Kameras stehen nicht still. Beeindruckt von diesem schönen Abend - nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Manövrierkünste unseres Fahrers Patrick, um aus der zugeparkten Straße vor dem Restaurant wieder heraus zu kommen - in Begleitung eines Hupkonzertes ungeduldiger rumänischer PKW-Fahrer- , erreichen wir unser chices 4*Hotel zur Nachtruhe. Allerdings feiert Bukarest noch weiter und schließt das Stadtfest erst nach Mitternacht mit einem zünftigen Feuerwerk ab, das wir aber nur noch im Halbschlaf erleben.

8. Tag 19.09.2010 Sonntag, Weiterfahrt nach Predeal

Bevor es heute weiter geht, wollen wir noch eine Schiffsfahrt auf dem Herastrau-See unternehmen.
Heute ist es etwas kühler, denn eigentlich wurden wir bisher mit viel Sonne und Temperaturen um
25 °C verwöhnt. Die schöne Wasserpartie lenkt uns vom Wetter ab, das sich ab Mittag wieder bessert. Bei gewohntem Sonnenschein führt uns Diana durch ihre Stadt. Wegen des Stadtfestes sind überall Bühnen und bunte Marktstände aufgebaut und hätten wir noch mehr Zeit gehabt, wäre unser Geldbeutel sicherlich viel leichter geworden, denn ideenreicher Schmuck, Handgewebtes, Pelze, Musik-CDs und Videos, Keramik und viele Volkskunstgegenstände laden zum Schauen und Kaufen ein. Wir schlendern gemütlich zu unserem Mittagessen im Restaurant "Menuet".
Das Ambiente erinnert an das alte Bukarest, als es noch "das Paris des Ostens" hieß und unser 3-Gänge-Menü erinnert uns daran, dass Sonntag ist.



Gestärkt und etwas müde setzen wir unsere Fahrt fort, vorbei an Ploiesti, dem Erdölgebiet Rumäniens, und interessanten Landschaften. Wir erklimmen die Karpaten und erreichen am Nachmittag den höchsten Ort Rumäniens: Predeal in 1.093 m Höhe.

Das behagliche Hotel "Rozmarin" wird hier unser Gastgeber für die nächsten Tage sein.
Es wurde in den 30er Jahren gebaut und jetzt modern renoviert, ohne die spezifischen klassischen Elemente der ursprünglichen Architektur zu vernachlässigen. Eine moderne Ausstattung im Fitness- und Wellness-Bereich wie Sauna, Yacuzzi, Massageräume und mehr erwarten uns.
Nach dem Abendessen lädt die frische Bergluft aber erst einmal zu einem kleinen Spaziergang ein.

9. Tag 20.09.2010 Montag, Wandertag in den Karpaten

Regen und Nebel wollen uns unseren heutigen Wandertag verderben, aber wir lassen uns nicht unterkriegen und beschließen, gegen Mittag zuerst unser "Picknick" anzusteuern, das heute in der "Casa Taraneasca" stattfindet. Hier werden wir mit einer zünftigen Bauden-Mahlzeit und natürlich rumänischem Schnaps erwartet, der traditionsgemäß vor dem Essen getrunken wird, damit der Magen auf das kräftige Essen vorbereitet wird. Typisch rumänisches Ambiente und gute Stimmung runden die gelungene Mahlzeit ab. Für einige Gäste ist damit die Wanderung schon beendet und sie spazieren gemütlich mit unserem Chauffeur zum Hotel zurück.
Wir anderen wandern weiter, allerdings auf einer befestigten Straße - wegen des heutigen unberechenbaren Wetters - und treffen unter anderem auf zahlreiche Neubauten, die auf einen Besucheransturm in den nächsten Jahren schließen lassen. Vorbei an wagehalsigen Skipisten und Rodelbergen erreichen wir nach 2 Stunden
wieder Predeal, wo einige Wanderfreunde bei einer "Wanderpause" auf einige Nichtwanderfreunde
in der hiesigen Eisdiele treffen. Das leckere Eis haben wir uns heute wohl verdient und wir wandern
anschließend nur noch ein kleines Stück zu unserem Hotel und natürlich zum Abendessen. Beste rumänische Küche und Unterhaltungsmusik laden zum längeren Verweilen in gemütlicher Runde ein.

10. Tag 21.09.2010 Dienstag, Fahrt mit dem Zug nach Brasov

Heute haben wir die Idee, unser nächstes Ziel Brasov mit dem Zug zu besuchen.
Aber der Zug muß an Baustellen vorbei den Berg hoch zu uns... Leider müssen wir eine Stunde warten. Niemand läßt sich die Freude auf Kronstadt, wie die Stadt auch genannt wird, nehmen.
Wir beginnen unseren Stadtspaziergang am Schei-Tor, besuchen die evangelische Schwarze Kirche - das weit sichtbare Wahrzeichen der Stadt aus dem XV. Jahrhundert -, den Marktplatz und
erkunden in der Freizeit alles, was uns Diana an weiteren Sehenswürdigkeiten noch gezeigt und genannt hat - jeder auf seine Weise.

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde Brasov von den Ritterbrüdern des Deutschen Ritterordens als südöstlichste deutsche Stadt in Siebenbürgen unter dem Namen ?Corona" gegründet. Daher leitet
sich auch der Name Kronstadt ab. Der ungarische König Andreas II. hatte sie zum Schutz vor den Kumanen ins Burzenland gerufen. König und Ritter holten deutsche Bauern und Handwerker ins Land und Andreas II. stärkte die Rechte der neuen Siedler mit weitreichenden Privilegien im ?Goldenen Freibrief" von 1224. Als der Deutsche Ritterorden versuchte, einen eigenen Staat zu gründen, musste er abziehen und siedelte erneut im Baltikum.
Brasov entwickelte sich seitdem neben Sibiu zum kulturellen, geistigen, religiösen und wirtschaftlichen Zentrum der Siebenbürger Sachsen, die bis ins 19. Jahrhundert hinein die Mehrheit der Stadtbevölkerung bildeten. Umkämpft von Türken, Tataren Ungarn und Habsburgern wurde die Region nach dem Vertrag von Trianon 1920 an Rumänien abgetreten. Unter dem Einfluß des
Stalin-Kultes hieß die Stadt sogar Orasul Stalin, Stalinstadt (1951-1961).
Die freiheitsliebenden Kronstädter kämpften bereits 2 Jahre vor dem Ende der Diktatur im sogenannten Brasover Aufstand gegen Ceausescu und viele "verschwanden" einfach.
Die Brasover haben ihre Helden nicht vergessen.

Nach der Ausreisewelle der 70er - und 80er- Jahre, wo man hier noch einheimische Sachsen und Schwaben antreffen konnte, hat sich das Stadtbild, das damals trostlos und verlassen aussah, wesentlich geändert. Man spürt das Verlangen nach dem Anschluß an das westlich geprägte Europa besonders intensiv. Besonders auffällig ist das bunte Treiben von zahlreichen Jugendlichen, die auf eine blühende Zukunft Rumäniens hoffen lassen. Mit der Rückfahrt per Bus durch die gebirgige Landschaft verabschieden wir uns von Brasov und kehren in unser Hotel in Predeal zurück,
wo uns ein schmackhaftes Mahl und ein gemütlicher Abend erwarten.

11. Tag 22.09.2010 Mittwoch, Weiterfahrt über Sinaia nach Sigishoara und Sibiu

Heute erwarten uns neue Highlights dieser Rundreise.
Zunächst fahren wir nach Sinaia zum Schloß Peles.
Es wurde Ende des XIX. Jahrhunderts für den rumänischen König Carol I. gebaut, der aus dem Geschlecht der Hohenzollern stammte. Ein Denkmal im wunderschönen Schloßgarten erinnert an seine Gattin, Regina Elisabeta. Das Schloß selbst wurde nach Plänen des Wiener Architekten von Doderer und seinem Assistenten Johannes Schultz erbaut und 1883 eröffnet. Der tschechische Architekt Karel Liman baute bis zum Tode des Königs im Jahre 1914 weiter und errichtete den Hauptturm. 160 Zimmer, 7 Terrassen, eine bemerkenswerte Waffensammlung und Kunstgegenstände unschätzbaren Wertes aus dem XV.-XIX. Jahrhundert vervollkommnen dieses Schloß-Juwel, das dem König als Sommerresidenz diente.
1947 wurde das Schloß beschlagnahmt und steht nun wieder Besuchern aus aller Welt, die geduldig am Eingang warten, zur Besichtigung offen. Wir waren allerdings die ersten Gäste heute und setzen unsere Reise nach diesen tollen Eindrücken fort.
Gegen Mittag fahren wir weiter Sigishoara, auch Schäßburg genannt.
Die Fahrt führt uns durch das Bucegi-Gebirge, vorbei am Kreuz für die Gefallenen des I. Weltkrieges. Schon wieder ein unfreiwilliger STOP: Zollkontrolle. Der Zoll ist aber nicht an uns interessiert.
Diana nutzt die lange Fahrt für viele interessante Informationen über die Geschichte des Landes
und ihrer Burgen, über Politik und soziale Gegebenheiten Rumäniens. Sie berichtet sehr anschaulich anhand der vorbeiziehenden Orte und Landschaften über Mihai Viteazul, genannt Michael der Tapfere, der 1600 die Fürstentümer Moldau, Walachei und Siebenbürgen vereinigte, aber schon 1601
ermordet wurde. Über die österreichischen Truppen von 1790, die die Banater Schwaben mitbrachten. Sanfte Hügel, Felder und Weideland begleiten uns vorbei an Bodendorf, einem Bilderbuch-Dorf.
Auch die Burg Saschiz gehört zum Weltkulturerbe.
Vom Kokeltal aus kann man aus der Ferne schon die Türme und Spitzen des mittelalterlichen Städtchens Sighishoara erkennen. Sächsische Händler und Handwerker ließen sich hier im XII. Jahrhundert nieder und umgaben ihre neu gegründete Stadt festungsartig mit einer Mauer, die bis heute fast unversehrt erhalten blieb. 101 v. Chr. befand sich hier die römische Siedlung Castrum Sex - Burg Sechs von Sieben. Wir verstehen jetzt den Namen Siebenbürgen.
Im XV. Jahrhundert hatten die Zünfte ihre Stadt zu einem wichtigen strategischen und wirtschaftlich bedeutsamen Zentrum in Europa entwickelt. Die schönsten Türme verweisen auf die reichsten und mächtigsten Zünfte.
Ende Juli erinnert jährlich ein schönes mittelalterliches Fest an die Geschichte der Region und der Ober- und Unterstadt von Schäßburg. Um das Weltkulturerbe noch bekannter zu machen, wirkt
hier seit 2004 erfolgreich der Verein Mioritics.
Wir genießen im Hotel-Restaurant im historischen Stadtkern Bohnensuppe im Brotteig, eine Spezialität der Region, und verlassen kulturell und leiblich gesättigt dieses zauberhafte Städtchen,
das malerisch zwischen sanften Hügeln liegt.
Wir fahren weiter nach Sibiu. Im Dunkeln kommen wir in Hermannstadt an und bewundern unser monumentales Hotel "Continental Forum" Sibiu, das vornehm angestrahlt vor uns auftaucht.
Schade, dass wir wieder nur eine Nacht in diesem extravaganten Hotel verbringen können.
Ein gediegenes Abendessen im Hotel-Restaurant entschädigt uns ein wenig und wir freuen uns
auf den nächsten Tag.

12. Tag 23.09.2010  Donnerstag, Stadtrundgang in Sibiu und Weiterfahrt nach Deva

Diana lädt uns nach dem gehaltvollen Frühstück zu einem interessanten Stadtrundgang ein.
Sibiu ist wie Brasov ein Kleinod Siebenbürgens. 2007 war Hermannstadt die Kulturhauptstadt Europas.


Im XII. Jahrhundert gegründet, im XIII. Jahrhundert von den Mongolen zerstört,
errichtete die Stadt 3 Mauerringe gegen die türkischen Angriffe und galt lange als Bollwerk der Christenheit. Türme, Tore und Reste der Stadtmauern erinnern daran.
Wir schlendern durch geschäftiges Getümmel zur Stadtmauer und lauschen Dianas Erläuterungen zur Geschichte der Stadt, ihres schönen Theaters und der denkmalgeschützten Häuser am Kleinen und am Großen Ring. Anschliessend besuchen wir gemeinsam das Brukenthal-Museum mit Gemäldesammlung und kostbaren Porzellan-Ausstellungen.
Nach individueller freizeit fahren wir gegen Mittag weiter nach Sibiel zum Bergbauern.
Uns erwartet ein zünftiges rumänisches Mittagessen mit Tzuica und Wein - wir sind alle begeistert!
Am frühen Nachmittag fahren wir weiter zu unserer letzten Übernachtung nach Deva, wo wir nach zweistündiger Fahrt im Hotel "Sarmis" ankommen.
Diana bietet einen zusätzlichen Stadtrundgang an und wir fahren gemeinsam mit der Seilbahn zur Burgruine Deva und genießen den Sonnenuntergang bei einer herrlichen Aussicht.
Da heute der letzte Abend in Rumänien ist, bedanke ich mich bei allen Gästen im Namen von eberhardt-travel mit einem kleinen Erinnerungsgeschenk: Jeder Reisegast erhält eine kleine Vase
oder einen Eierbecher aus schwarzer Keramik sowie ein landestypisches, handbemaltes Ei.

13. Tag 24.09.2010 Freitag, Rückfahrt nach Budapest

Heute treten wir unsere Heimreise an. Über Arad, Nadlac, Máko und Szeged gelangen wir über
die Autobahn M5 nach Budapest.
Heute können wir das Schwimmbad im Hotel "Helia" nutzen und uns im heißen Thermalbad entspannen.
Das reichhaltige Abendessen verwöhnt unsere Gaumen und danach sitzen wir noch in gemütlicher Runde bei einer ersten Auswertung unserer Reise, andere Gäste unternehmen noch einen Abendspaziergang entlang der Donau.

14. Tag 25.09.2010 Samstag, Rückfahrt nach Dresden und Chemnitz

Unsere heutige Strecke führt uns nach Hause über Bratislava, Brno, Praha nach Dresden und Chemnitz und weiter. Da wir Budapest verlassen, berichte ich den Gästen kurzweilig von den Erlebnissen von "Frisör Kleinekorte" seinerzeit anläßlich seiner Silvesterreise in die ungarische Metropole.
Flüchtig streifen wir noch einmal die erlebte Geschichte dieser Reise und schätzen bei einem Quiz
die zurückgelegten Kilometer: 4.095! Unsere Siegerin tippt auf 4.096 km, das ist uns ein edles Tröfchen Wein wert.
Etwas erschöpft, aber voller neuer und schöner Impressionen von dieser beeindruckenden
Rumänien-Rundreise erreichen wir wieder unsere Heimatorte.
Wir sehen das Land nun mit anderen Augen. Multumim, Diana.
La revedere Rômania! Auf Wiedersehen Rumänien!
Barbara Mihut
Reiseleiterin

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