Fotogalerie: Rundreise Russland – Moskau und der Goldene Ring

18.07. – 29.07.2019, 12 Tage Russland–Rundreise entlang des Goldenen Rings: Moskau – Sergijew Possad – Alexandrow – Pereslawl–Salesskij – Rostow Welikij – Uglitsch – Tutajew – Jaroslawl – Kostroma – Pljos – Susdal – Wladimir


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Überrascht uns Russland? Wie sieht es in Zentralrussland heute aus? Spürt man im 21. Jhd. noch den Geist von Iwan, dem Schrecklichen oder eher den von Lenin? Wir gehen auf eine Entdeckungsreise, die Altes und Neues für uns bereithält
Ein Reisebericht von
Sabine C. Seifert
Sabine C. Seifert

18.07. Flug nach Moskau von verschiedenen Flughäfen Deutschlands

Am Abend erstes Kennenlernen einer netten Gruppe, die sich bunt zusammengewürfelt aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz auf das Abenteuer Goldener Ring in Russland einlassen will. Interessiert an 1000 Jahre Geschichte, Kultur, aber auch dem täglichen Leben des Landes heute und damals.

19.07. Von Moskau über Sergijew Possad nach Alexandrowskaya Sloboda und Presslawl Salesskij

Bei Regen starteten wir in den ersten Reisetag mit unserer netten Fremdenführerin Oxana und dem stets auf unsere Sicherheit bedachten Busfahrer Victor. Das erste Ziel des Tages war das Dreifaltigkeitskloster des Heiligen Sergius in Sergijew Possad, einem der wichtigsten Zentren der russisch-orthodoxen Kirche und unser erstes UNESCO-Welterbe auf der Reise. Die Anfänge des Klosters reichen bis in die 1340er Jahre zurück als von dem Mönch Sergios von Radonesch und dessen Bruder hier eine kleine Holzkirche gebaut wurde, die den Grundstein zu dem heutigen beliebten Wallfahrtsort legte. Aber nicht nur dies verbindet man mit dem Kloster: der Zar Iwan IV. wurde hier im Jahr 1530 getauft, Peter, der Große suchte Zuflucht vor den Rebellen, die Kommunisten beschlagnahmten wertvolle Gegenstände und schlossen die Kirchen und Kathedralen. All diese Informationen, die Pracht und Schönheit des Klosters flog an uns vorüber, denn das nasskalte Wetter oder die vielen laut sprechenden chinesischen Reisegruppen erschwerten es uns, zu geniessen oder auch die Spiritualität des Ortes zu erfassen.
Die Regenwolken begleiteten uns nach Alexandrowskaya Sloboda und mit ihnen die Geschichte von Iwan IV., besser bekannt als, der Schreckliche. Sein Beiname "Groznyj" wurde nicht wirklich korrekt übersetzt, sondern auf Russisch meint er eher "Frucht und Gehorsam" gegenüber einem "strengen" Herrscher. Seine ersten Regierungsjahre waren von Reformen geprägt, doch eine traumatische Kindheit durch die Bojaren, die schreckliche Tat, dass er im Zorn seinen Sohn erschlug sowie weitere Schicksalsschläge brachten seine Paranoia mit Verfolgungswahn und Sadismus zum Vorschein und liessen den "guten" Zaren in ihm verschwinden. Was bleibt, ist unser Bild von einem selbst für das 16 Jhd. außerordentlich brutalen Herrschers.
Und mit dem Alexandrow-Kreml begaben wir uns wieder auf seine Spuren, da er hier von 1564 bis 1581 residierte, schauten in die Privatkirche, das Zarenschlafzimmer als auch in den Speisesaal für wichtige Persönlichkeiten. Hier lies er seine Gäste mit bis zu 65 Gängen bewirten. Leider kamen wir nicht in den Genuss dieses gigantischen Menüs, aber es wartete ein Becher Kwass und Kuchen auf uns.Noch ein Abstecher nach Peresslawl Salesski und ein schöner Tag ging im Azimut-Hotel Forest zu Ende.

20.07. Rostow Weliki – Kazkary Museum – Uglitsch

Leider viel zu schnell müssen wir uns vom Hotel in Peresslawl Salesski verabschieden, aber auf uns wartet bereits das 862 gegründete Rostow Weliki, mit einer kundigen Führung durch den dortigen Kreml. Im übrigen wissen wir nun, dass es nicht nur in Moskau einen Kreml gibt, sondern in vielen altrussischen Städten steht oft die kleine Zitadelle, eine in sich abgeschlossene Festung mit einer Kirche mit den typischen Zwiebeltürmen. Der Kreml in Rostow ist mit knapp 350 Jahren ein junges Bauwerk, wurde als Residenz für die orthodoxen Metropoliten von Rostow und Jaroslawl am malerischen Nero-See gebaut. Schon von weitem grüßten uns die silbernen Kuppeln der weißen Uspenski-Kathedrale und der Auferstehungskirche.
Der Rundgang in der wundervollen Kreml-Anlage, die heutzutage als Museum fungiert, endete mit dem extra für unsere Gruppe bestellten berühmten Glockenspiel. Andächtig lauschten wir dem virtuosen Spiel des Geläutes und des Glöckners. Alles Handarbeit, hier geht nichts auf Knopfdruck.
Nach dem Mittagessen schüttelten uns die russischen Strassen auf unserem Weg nach Martynowo gehörig durch. Eine Abwechslung von Reichtum und Fülle der Kirchen bietet der Besuch im ethnografischen Museum. Auch ohne des Russischen mächtig zu sein, versteht man die herzliche Begrüßung von Sergei. Die Dorfbewohner der subethnischen Gruppe der Kazakary lassen uns das Leben der einfachen Menschen auf dem Land nachempfinden, bieten uns im Ofen gegarten Kartoffelbrei mit Salz-Gurken und natürlich Tschai, den russischen Tee an. Die weit gerühmte Gastfreundschaft Russlands spürt man vor allem hier. Bei den kurzen lustigen Sketschen über Baba Maya, die Großmutter mit schlechtem Charakter, verstehen wir zwar nicht jedes Wort, jedoch ist die theatralische Gestik universell. Und vielleicht hätte meine Reiseleiter-Tätigkeit hier geendet, wenn Baba Maya mit mir als deutscher Braut einverstanden gewesen wäre. So tauchten wir ein ins bäuerliche Leben des 19. Jhds., auf du und du mit Truthahn und Gans, versunken in den Anblick der alten Holzhäuser mit den verzierten Fensterrahmen, und in die Realität zurückgewünscht nach der Benutzung der Latrinen.
Glücklicherweise verfügte unser heutiges Hotel in Uglitsch nicht nur über ein sauberes Bad, sondern auch einen umwerfenden Ausblick auf die Wolga. Man sah sie förmlich vor dem geistigen Auge dahinziehen - die Wolgatreidler.
Viele nutzten die Möglichkeit, an der Uferpromenade in der Abendsonne zu spazieren oder dem Konzert beim gerade stattfindenden Stadtfest zuzuhören. Passend - auch für uns als Reisegruppe gab es am Schluss ein fulminantes Feuerwerk.

21.07. Uglitsch – Tutaew – Jaroslawl

Uglitsch am Oberlauf der Wolga am Staudamm des Uglitscher Stausees entdeckten wir mit der sympathischen Fremdenführerin Svetlana.
Die kleine Stadt, die ca. 250 km von Moskau entfernt liegt, und durch ihre bunte Vielfalt an Kirchen unser Auge erfreut, war in der Vergangenheit jedoch auch ein Ort einer Tragödie. Dazu nimmt uns Svetlana im Kreml von Uglitsch mit auf eine Zeitreise ins 16. Jhd.. Am 25. Mai 1591 kam der junge Zarewitsch Dimitri beim Spiel zu Tode. War es ein epileptischer Anfall oder doch ein gut geplanter Mord? Was man heute mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der Tod des jüngsten Sohnes von Ivan, dem Schrecklichen eine Revolte auslöste, eine Revolte, die als Zeit der Wirren in die Geschichte einging. Und weil dieser Aufstand mit dem Erklingen einer Glocke begann, die man als Trauersignal für den toten Zarewitsch läutete, erlebte die Glocke das Schicksal aller Rebellen, man schnitt ihr nämlich ein Ohr, den Griff und die Zunge, den Klöppel ab, um sie für ihre „aufrührerischen Reden" zu bestrafen. Sie wurde öffentlich gegeißelt und danach ins Exil nach Sibirien geschickt.
An der Stelle des Todes des jungen Zarewitsch baute man später die Dimitri-Blutskirche, vor der wir jetzt stehen. Noch viele weitere solcher Details erfuhren wir auch beim Besuch des Zarenpalais. Ein wenig Zeit zum Entspannen blieb uns bei dem exzellenten Gesang eines Männerchors, der uns noch ein wenig länger verzaubern hätte können.
Nach einem Mittagessen in schönem Ambiente fuhren wir weiter nach Tutaew, einem Ort, der noch als Geheimtipp gilt und wo man sich besonders über unseren Besuch freute. Am liebsten hätte uns die Fremdenführerin alles gezeigt. Wir bewundern mit ihr von den Danilower Höhen aus den schönen Ausblick zur gegenüberliegenden Seite der Wolga mit ihren diversen Kirchen. In der Auferstehungskathedrale (Woskressenski Sobor) aus dem 17. Jhd., wo wir einige Minuten dem orthodoxen Gottesdienst bewohnen, sehen wir die Gläubigen unter der Ikone auf Knien hindurch kriechen. Der Besuch des kleinen Heimatmuseum wird uns von der Stadt geschenkt und gibt uns einen Einblick in die jüngere russische Geschichte der Stadt, die vor 1918 eigentlich aus den zwei Städten Romanow und Borisoglebsk bestand.

22.07. Jaroslawl

Mit unserem lokalen Guide Alexei, einem Deutschlehrer, der in seiner Freizeit interessierten Touristen wie uns teils laufend teils mit dem Bus seine Heimatstadt zeigt, entdecken wir die Hauptsehenswürdigkeiten ebenso wie die versteckten Ecken des Städtchens Jaroslawl. Diese Stadt ist definitiv eine meiner Favoriten der Reise, die zu Recht zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Als Gründer der Stadt gilt der Fürst Jaroslawl der Weise. Der Legende nach bezwang der Fürst im Jahr 1010 einen mächtigen Bären und gründete an dieser Stelle eine Festung. Ein auf zwei Beinen stehender Bär schmückt das Stadtwappen.
Aber dann sieht man wieder Katharina, die Große förmlich vor sich wie sie 1763 eine Baureform anordnet, die das Stadtbild von Jaroslawl verändert. Das historische Zentrum wurde nach dem klassizistischen Muster mit strahlenförmig ausgerichteten Straßen umgebaut. Dabei wurden alte Bauten in das neue Konzept harmonisch integriert.
Die wohl schönste Kirche Jaroslawl bei Tag und Nacht scheint mir die Prophet-Elias-Kirche, mit vier Pfeilern, fünf grünen Zwiebelkuppeln und zwei Zeltdach-Türmen, die von einer reichen Kaufmannsfamilie in Auftrag gegeben wurde, die Zobel und andere Pelze an den Zarenhof lieferte. Im Inneren der Kirche zeigen Fresken das Leben des Propheten Elias.
Ein Rundgang zur Christi-Verklärungs-Kathedrale im Erlöserkloster erfreut uns ebenso. Das im 12. Jh. gegründete Herrenkloster war lange Zeit ein wichtiges spirituelles Zentrum Russlands.
Auch Kultur prägt die Stadt an der Wolga und gilt als Geburtsstätte des russischen Theaters.
Eines der ältesten Theaters Russlands begann vor 250 Jahren mit Aufführungen junger Schauspieler in einem ehemaligen Lagerhaus, und schon bald wurde der Kopf dieser Bewegung, der Sohn der Kaufmannsfamilie Wolkow, von Zarin Katharina nach Petersburg geholt. Er sollte nicht mehr in seine Heimat zurückkehren. Aber der Samen war auf fruchtbaren Boden gefallen....
Kreativ werden auch wir alle beim Emaille-Workshop. Jeder darf sein kleines Kunstwerk selbst gestalten. Nicht so einfach, denn Emaille verhält sich ganz anders als normale Farbe. Und nach dem Brennvorgang sehen unsere Kunstwerke anders aus als vorher.
In der Mittagszeit bleibt Freizeit, für Mittagessen oder einen eigenen Erkundungsgang. Am Nachmittag entspannen wir bei Wolga-Schifffahrt mit Sektumtrunk mit Gratulation für die ersten zwei (von vier) Geburtstagsjubilaren auf dieser Reise.
In einem kleinen Restaurant speisten wir zu Abend und einige Gäste nutzten die Gelegenheit für einen Abendspaziergang durch das beleuchtete Jaroslawl zurück zum Hotel.

23.07.: Kostromá – Pljos – Susdal

Die Stadt mit circa 300.000 Einwohnern mit finnisch-tatarischem Ursprung erhielt eine erste Erwähnung im Jahre 1213. Der Name bedeutet soviel wie Festung oder vielleicht ist sie auch nach der Fruchtbarkeitsgöttin Kostroma (Symbol der Weiblichkeit und der Erde) benannt worden. Hier begleitet uns die lustige Führerin Larissa, die mit ihrem feinen Humor die Geschichte der Stadt und die reizvolle Architektur erklärt. Entlang des Handelsreihen-Komplexes mit den Ende des 18. Jhds. erbauten Mehlreihen, Pfefferkuchenreihen und Fischreihen sowie der Erlöserkirche mit dem barocken Glockenturm. Als wir dann vor dem Lenin-Monument verweilen, welcher eigentlich auf dem Monument der Zarenfamilie steht, verweist sie darauf, das alle Statuen von Lenin in Richtung Zukunft zeigen. Nun hier weist er zum Gefängnis. Aber laut Larissa ist Lenin in anderer Hinsicht wichtig für den Tourismus der Stadt, denn er steht in der Nähe der Kreuzfahrtschiffs-Anlegestelle. Verirrt man sich bei einem Besuch Kostromas, braucht man nur nach Lenin fragen. Doch viel interessanter ist vielleicht die Feuerwehr mit ihrem, an einen Leuchtturm erinnernden Wachturm auf dem Sussanin-Platz, die kleinen Tierstatuen, die in der ganzen Stadt verteilt sind und der kleine Markt an dem wir vorbei schlendern und doch leider zu wenig Zeit für einen Bummel haben.
Es erwartet uns ein Besuch des malerisch an der Mündung der Kostroma in die Wolga gelegenen Ipatios-Klosters. Die Frauen leihen sich Kopftücher und Wickelröcke, ohne die "Frau" keinen Eintritt erhält, um im Kloster, welches von Boris Godunows gegründet wurde, weiter den Spuren der Romanows folgen zu können, denen dies eine Zeitlang als Unterkunft diente.
Gleich nebenan wartete schon die nächste Attraktion, die Kostromskaja Sloboda, das 1960 eröffnete Freilichtmuseum für Holzbaukunst. Unser Fremdenführer bedauerte es sehr, das wir so wenig Zeit mitbrachten. Gern hätte er uns mehr über die wunderbaren Holzbauten von armen und reichen Bauern- und Kaufmannsfamilien erzählt.
Ein Stück im Bus fahrend, über das Gehörte sinnierend, stiegen wir in Pljos aus und fielen in eine Traumwelt hinein -in einen verwunschenen Garten mit kleinen Details, die immer wieder zum Fotografieren einluden - das Restaurant "Chastny Visit" für unsere Teezeremonie mit russischem Gebäck und Waldbeerenmarmelade. Wer kann da schon widerstehen? Ein kleiner Spaziergang durch die "Russiche Schweiz", wie Pljos auch genannt wird, lässt uns daran denken, einmal für einen Woche hierher zurück zu kehren. Vielleicht ergänge es uns dann wie dem impressionistischem Maler Isaak Lewitan, der sich zu Recht in dieses Stückchen Erde verliebte. Das in diesem kleinen Örtchen entstandene Bild "Abendstimmung im goldenen Pljos" bewundern wir genauso wie früher Lewitans Freund, der Schriftsteller Anton Tschechow.

24.07.: Kidekscha – Susdal

Ein entspannter Morgen lag vor uns, da wir den heutigen Tag ganz der kleinen Stadt Susdal widmeten, die im 7. Jahrhundert gegründet, eine der ältesten Ansiedlungen in Zentral-Russland ist. Mit unserem lokalen Guide Ilija begannen wir in Kidschenka, in der ältesten Steinkirche Russlands, wild-romantisch am Fluss Nerl gelegen. Erholsam für die Augen ist diese Kirche, weil weniger Pracht, aber einfache Schönheit zu sehen ist. Und man kann die Gepflogenheiten der orthodoxen Kirche verstehen lernen, z.B. runder Stein in der Mitte, der den Nabel der Welt symbolisiert, auf welchem der Priester predigt. Schon damals baute man die Kirche erdbebensicher, durch einen zweiten Rundbogen über den Fenstern und Türen erkennbar. Erstaunlich in einer Gegend, wo heftige Bewegungen der Erdoberfläche eher selten bis gar nicht vorkommen und Zerstörungen der Kirche vorrangig durch Menschenhand zustande kam.
Susdal eine kleine Stadt mit nur ca. 10.500 Einwohnern, aber dafür mit 54 Kirchen von denen während der Oktoberrevolution fünfzehn demontiert wurden. Weiter ging es zum Maria-Schutz-Nonnenkloster, einem der vier noch aktiven Klöster in Susdal. Wo früher verbannte Aristokratinnen, wie die Ehefrauen von Iwan III. oder Peter I. und später Touristen wohnten, schlafen nun Waisenkinder, denn zur heutigen Zeit dient das aktive Kloster jungen Mädchen nach dem Tode der Eltern als Zufluchtsort. Viele Gläubige kommen auch gegenwärtig, vor allem junge Frauen, deren Kinderwunsch bisher unerfüllt blieb.
Bevor wir das Erlöser-Euthymios-Kloster von innen besichtigten, nahmen wir uns die Zeit am Fluss Nerl einen Blick auf die fantastische, umliegende Landschaft zu werfen.
Im Jahr 1352 gebaut, diente das Kloster ab 1764 fast 200 Jahre als Gefängnis, später als Gulag und ist heute Museum. Es lud uns ein, durch einen beeindruckenden Heilpflanzen-Garten und eine weitläufige Anlage zu schlendern, dem Glockenspieler beim Spiel mit 16 Glocken gebannt zuzuschauen und natürlich zuzuhören. Immer wieder ist es faszinierend zu sehen wie leichthändig verschiedene Stricke bewegt werden und am Ende ein harmonisches Glockenspiel erhallt.Die Stadt Susdal lädt mit ihren schöne Arkaden ein, vorbei zu bummeln an dem Platz, wo sich früher der Basar oder der Marktplatz der kleinen Stadt befand.
Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, um in einem der kleinen Cafés zu verweilen oder das ein oder andere Souvenir für die Lieben zu Hause zu kaufen.
Am Abend erwartete uns neben dem Abendessen, Wodka und russische Folklore mit melancholischen Melodien, leidenschaftlichen Gesängen, hervorragend dargebotenes Spiel auf der Säge und der Zitter und etwas Tanz auch unterstützt von unseren Gästen. Und zum Abschluss sangen, klatschten und summten fast alle mit beim wohl bekanntesten aller russischen Lieder: „Kalinka".

25.07.: Bogoljubowo – Wladimir – Moskau

und wieder Regen. Aber tapfer setzen wir uns in den Bus und hoffen dass der Wetterbericht stimme und in den nächsten Tagen Sonne auf uns warte. Wir fuhren zum Kloster Bogoljubowo, die "von Gott geliebte". Hier besuchten wir die von circa 100 Nonnen bewohnte Klosteranlage und die mit blauen Kuppeln leuchtende Maria-Geburts-Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert. Wissenswertes nicht nur über die Geschichte des Ortes, sondern auch über die Besonderheiten des orthodoxen Glaubens vermittelte mit viel Herz die örtliche Fremdenführerin Jelena. Wie ist die Fingerhaltung und die Reihenfolge beim Bekreuzigen, die verschiedenen Formen der Kreuze, die Bedeutung der Fresken - all das war Thema. Ein kleiner entspannter Spaziergang führte uns durch ein Naturschutzgebiet zur Pokrow Kirche am Nervien, die Kirche, welche oft nur "die Kirche auf dem freien Feld" genannt wird.
Nach kurzer Weiterfahrt erreichten wir Wladimir, das als eine der Perlen des „Goldenen Rings" gilt. Die Stadt und ihre umliegende Region weist russlandweit die höchste Konzentration an Bauten aus dem 12. Jahrhundert auf. Viele davon sind als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet.
Mit der außerordentlich reich verzierten Demitrius Kathedrale beginnen wir die Tour. Fresken im Außenbereich mit Bildern von Pflanzen, Vögeln, Löwen, Greifen, Heiligen und Rittern verziert, überraschen uns vollständig.
Ebenso wie die aus weißem Stein gebaute Uspenski-Kathedrale, ein Architekturdenkmal aus der Zeit der alten Rus, welche heute als Museum als auch als Hauptkirche der Eparchie (Diözese) gilt. Die Kathedrale war die Heimat einer der bedeutsamsten Ikonen der russischen Kirche: die Theotokos (Gottesmutter) von Wladimir.
Die goldenen Kuppeln, die Pracht und Ikonen-Malerei sind fast nicht zu überbieten. Nun, sagen wir bis zu diesem Moment, denn Moskau wartet ja noch auf uns. Aber nicht nur geistige Nahrung braucht der Mensch, deshalb stärkten wir uns am Buffet einer Supermarktkette. Die anschließende Fahrt nach Moskau nutzten viele Gäste zu einem Nachmittags Schläfchen. Zuhören und das Verarbeiten so vieler Eindrücke ist anstrengend.

26.–29.07. 2019 Moskau

Vielleicht hätte man mit Moskau diese Reise beginnen sollen. Aber auch so fühlt es sich richtig an. Wir haben Geschichte kennengelernt und kommen nun zurück in die alte russische Hauptstadt, die uns mit ihrem Charme und strahlendem Sonnenschein einfängt und das Highlight der Reise darstellt. Hätte man es anders organisieren sollen, mit Moskau am Anfang? Um sich ein kleines bisschen an Mütterchen Russland zu gewöhnen? Aber so fühlt es sich richtig an, denn wir haben Jahrtausende alte Geschichte erlebt, sind eingetaucht in die Zeit der Zaren, der Wirren und der Sowjetrepubliken und kommen in die Hauptstadt am Schluß.
Wir fuhren durch die schöne saubere Metropole, begannen am Novopassky-Kloster aus dem 14. Jhd. Das mit etwa 40 Mönchen aktiv geführte Kloster ist eine ruhige Oase mitten in der quirligen Hauptstadt. Eng verbunden mit der Geschichte der Romanows, bildet es einen schönen Abschluss für die Reise entlang am Goldenen Ring. Geschichte, Tausende von Jahren Geschichte zogen an uns vorüber und es schloss sich der Kreis von Iwan, dem Schrecklichen bis hin zu Alexa und den Romanows, hier in der der Krypta, der Kathedrale der Transfiguration. Weiter zu den Sperlingsbergen mit einem fantastischen Ausblick auf die Skyline von Moskau, im Hintergrund die im Jahr 1755 gegründete Staatliche Universität, die Lomonossow Universität, welche neben Gorbatschow noch 10 weitere Nobelpreisträger hervorbrachte. Immer wieder über den Fluss Moskau fahrend, vorbei an Gebäuden im Zuckerbäckerstil erbaut, hin zum Novodewitschi-Ehrenfriedhof, wo wir durch eine Allee von Grabmonumenten und Skulpturen wandelten. Kein Grabstein gleicht dem anderen, jeder erzählt ein wenig aus dem Leben des Verstorbenen, z.B. der von Tatjana Samoilowa, der Schauspielerin im Film "Anna Karenina" aus dem Jahr 1967 bis hin zu Nikita Chruschtschow. Unsere Fahrt führte uns weiter vorbei am Monument Yuri Gagarins. Auch hier schließt sich der Kreis vom ersten Mann, der die Welt umrundete, zur ersten Frau im All, Valentina Tereschkowa, die in der Nähe von Tutaew geboren wurde. Und immer wieder verschmilzt hier alte Geschichte mit neuer Historie, mit Wissenschaft und Technik.
Russland, das alte Mütterchen erstrahlt in neuem Glanz, unterzieht sich einer Verjüngungskur - überall wird gebaut, renoviert. Gut zu sehen an der Christ-Erlöser-Kathedrale, die von 1995 bis 2000 weitestgehend originalgetreu wiederaufgebaut wurde. Rund um das Objekt verbindet sich das Alte mit dem Neuen. Hinter der Kathedrale bietet sich ein wundervoller Ausblick auf den Fluss Moskau. Flussabwärts schaut man auf das Monument Peter I., dreht man sich einmal und ändert den Winkel erscheint es als würde das Alte das Neue umrahmen. Im Hintergrund die neue Skyline von Moskau, daneben ein Gebäude aus der Stalin-Ära und davor eine alte Kirche mit goldener Kuppel - alles verschmilzt in Harmonie. Das ist es wohl, was Moskau so interessant erscheinen lässt, aber auch, dass diese 12 Millionen Einwohner Stadt so sauber ist. Zu verdanken ist dies den Menschen aus Kasachstan und anderen ehemaligen Sowjetstaaten, welche hierher kommen auf der Suche nach Arbeit, um ihre Familien zu ernähren. Ihre Arbeit für die Stadt im Bereich der Dienstleistungen und der Sauberkeit zeigen große Wirkung und hinterlassen einen starken Eindruck auf mich. Zurück durch die Stadt geht es am Kreml vorbei. Der Abend bleibt für alle zur freien Verfügung: die einen zieht es ins Puschkinmuseum, die nächsten zum Kosmonautenzentrum und andere einfach nur zu einem Bummel über den Roten Platz.Am Folgetag bewunderten wir die Gemälde der alten Meister in der Tretjakow-Galerie, die Schatzkammer des Kremls, drängen uns durch die Basilius-Kathedrale am Roten Platz und fahren gemeinsam zu den schönsten Metrostationen Moskaus.

Fazit:

Ich brauchte Zeit, um mich für Russland zu begeistern. Soviel Geschichte, Pracht und Glanz, neben einfachen, schmucken Holzhäusern, dieser enormen Weite eines aufstrebenden Landes. Viele Eindrücke, gebaut wird an jeder Ecke. Aber mit Moskau kommt die Überzeugung: Das muss man gesehen haben. Moskau, ein Schmuckstück - eine Stadt, die für jeden etwas bereithält, sei es Kultur, Kunst oder Kulinarisches.

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