Reisebericht: Studienreise Russland: Transsib von Moskau nach Burjatien

14.08. – 01.09.2018, 19 Tage Rundreise in Russland mit der Transsibirischen Eisenbahn: Moskau – Kasan – Jekaterinburg – Omsk – Nowosibirsk – Krasnojarsk – Irkutsk – Baikalsee – Ulan Ude


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Transsib -mit der Bahn von Moskau über Kasan, Jekaterinburg, Omsk, Novosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk zum Baikalsee und weiter nach Burjatien
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

14.08.2018 Anreise nach Moskau ab Berlin mit Aeroflot

Eine Gruppe von vierzehn Gästen traf sich am Dienstagmorgen am noch-immer-Flughafen Berlin-Schönefeld, um mit Aeroflot nach Moskau zu fliegen. Voller Spannung trafen wir mit einer Stunden Zeitumstellung - Russland hat keine Sommerzeitregelung - am warmen Sommernachmittag in Scheremetjewo ein. Jelena, unsere Moskauer Stadtführerin holte uns ab. Mit dem Bus ging es durch den „Vorort" Chimki über die Leningrader Chaussee und den Leningrader Prospekt zum Weißrussischen Bahnhof, dann über die Twerskaja direkt Richtung Manegeplatz am Kreml; weiter über die Ljubljanka, am Moskwaufer entlang hinüber auf deren Südseite zum Hotel Katarina City am Moskwa-Kanals. Wie in jedem Jahr waren wieder viele Bauforschritte festzustellen; insbesondere durch die Fussballweltmeisterschaft hatte sich manches weiter herausgeputzt. Bis zum Abendessen war Zeit zum Geldtauschen; manche der einst unzähligen Wechselstellen am Paweletzki-Bahnhof waren allerdings verschwunden. Nach dem Abendessen starteten wir zu einer kleinen zusätzlichen Tour mit der Metro und ihren phantastischen Stationen -insbesondere der Ringbahn.
Als es schon dunkel war, bummelten wir von der Ljubjanka durch die „weihnachtlich" illuminierte Nikolska zum GUM und Roten Platz. Riesige Tribünen und Kioske mit Volksfestcharakter versperrten allerdings den Blick und Weg auf die sonst so erhaben wirkende Prozessionsfläche.Nach langem Tag war dann die Kraft heraus und in dreißig Minuten erreichten wir mit der grünen Metrolinie unser Hotel.

15.08.2018 Moskau und Zugfahrt nach Kazan

Um 10 Uhr trafen wir uns für eine Stadtrundfahrt mit dem Bus. Durch das sich über die Jahre bestens herausgeputzte Samoskworetschie ging es an der Moskwa gegenüber dem Kreml vorbei zur Erlöserkirche - seit über fünfzehn Jahren Ziel tausender Gläubiger und der Touristen. (Aber bitte nicht mit kurzen Hosen!). Dann ging auf die andere Seite der Moskwa hinauf zur Lomonossov-Universität und dem üblichen Touristenblick von der Plattform auf Moskau. Seit diesem Jahr ist das Podest erfreulicherweise „anbieterbereinigt". Der Blick von den Sperlingsbergen heute jedoch recht trüb. Kleine Bummel-Kaffee-Pause dann zur Mittagszeit auf dem Alten Arbat mit Traditionsausstieg am Außenministerium. Gut schafften wir es zur vorgesehenen Besichtigungszeit in den Kreml. Pünktlich ging es durch das Troizkitor des Kreml zur Besichtigung des Kreml. Mit nur einem kurzen Schlangestehen und ein wenig Schupsen waren wir im Heiligtum russischer Staatsmacht. Auf den üblichen, touristenbelassenen Wegen ging es zum großen Kremlplatz gegenüber dem Amtssitz des Präsidenten, wo das ehemalige Gebäude einer Militärschule vor zwei Jahren abgerissen wurde und seitdem freier Blick zur Kremlmauer und Spasskiturm besteht. Die große Kanone, die Glocke und zwei Kremlkirchen gehören zum „Pflichtprogramm" bevor wir durch das Tor im Spasskiturm den Kreml verließen. Der Bus brachte uns dann zum Prominentenfriedhof am Neujungfruenkloster, wo wir uns an einigen Grabstätten in die russisch-sowjetisch-russische Geschichte des Landes hineindachten. Bevor wir unsere Bahnfahrt nach Kasan antraten, aßen wir diesmal im Restaurant Lermontow recht frühzeitig zu Abend. Später am Kasaner Bahnhof konnten wir ein wenig das bunte Treiben auf Moskauer Bahnhöfen beobachten. Im Wagon 2 des Zuges Nr. 2 fanden wir unsere Plätze. Der Verstau des Gepäcks ging ungewöhnlich zügig voran; vielleicht weil drei Gästepaare auch je ein Abteil gebucht hatten und so der Platz nicht ganz so beengt war. Pünktlich 20:48 Uhr zog der Zug an. Durch die schon dunkle Stadt, Vorstädte, Wälder und Datschensiedlungen des Moskauer Umlandes ging es in die tiefe Nacht hinein. Nur einige Raucher standen nach Mitternacht auf dem Bahnsteig und „lauschten" dem geschäftigen Treiben, während die meisten schon fest schliefen.

16.08.2018 Kazan

Der Schlafwagenschaffner brauchte uns nicht wach zu klopfen; erwartungsvoll schafften wir es allein. Pünktlich 8:54 Uhr lief der Zug in Kasan ein. Unsere tatarische Reiseleiterin Alina stand bereit und begleitete uns ins Mariott-Hotel. Nach Zimmerbezug, Frühstück und Duschen konnten wir zur Stadtbesichtigung starten.
Im alten tatarischen Viertel südlich des Wildschweinsee machten wir unseren ersten Stopp: bunte Holzhäuser künden von den tatarischen Bautraditionen. In der durch Katharina II. inspirierten alten tatarischen Moschee - ein klassizistisches Gebäude mit Minarett - besichtigen wir die Gebetsräume. Durch die wesentlichen Straßen der Stadt, an der Universität mit dem jungen Lenin vorbei, erreichten wir den Kasaner Kreml. Von einer weißen Mauer umrundet sind Maria-Verkündigungskirche, klassizistische Gebäuden der Administration und der Galerie Tatarstans, Reste eines ehemaligen Klosters, der heutige Präsidentenpalast und eine der größten Moscheen außerhalb eines arabisch-muslimischen Landes. Weißer Marmor, leuchtend blaue Kuppeln und vier große Minarette machen die Moschee zu einer Dominante des Stadtbildes. Die Ausblicke vom Kreml auf die Stadt mit ihren Universiade-Schwimm- und Fussball-Weltmeisterschaftsbauten an der Kasanka offerierten uns eine helle und überaus saubere Stadt. Vor dem Mittagessen machten wir noch einen Stopp am Binnenhafen mit Blick auf den Zusammenfluss von Kasanka und Wolga. Nach dem Mittagessen hatte jeder die Möglichkeit über den fast durchgehend rekonstruierten Baumann-Boulevard mit jugendlicher Betriebsamkeit zu bummeln.
Zum späten Nachmittag fuhren wir auf die andere Seite der Kasanka zum „Kessel", dem Standesamt der Stadt, von wo wir einen spätnachmittäglichen Blick auf die Stadtsilhouette genossen. Durch die modernen Schlafstätte Kasans mit einem Stopp am Fussball-WM-Stadion erreichten wir unsere Restaurant „Kreuzung des Jazz", wo wir mit Swing-Live zu Abend aßen.

17.08.2018 Zugfahrt von Kazan nach Jekaterinburg

Die Nacht war kurz; 4:45 Uhr ging es zum Bahnhof Kasan Passagierski, unmittelbar unter dem Kasaner Kreml und so nicht weit vom Hotel Marriot entfernt. Der Zug aus Moskau war bereits eingefahren; unser Waggon 13 war fast am Ende des über fünfhundert Meter langen Zuges. Die Betten waren bereitet: mancher bestellte sich gleich einen Tee zum Verzehr der mitgebrachten Lunch-box, andere legten sich noch ein wenig aufs Ohr. Beim ersten längeren und sich hinauszögernden Vormittagshalt erhaschten tatsächlich noch einige der wenigen übrig gebliebenen Verkäufer von Proviant auf dem Bahnsteig. An den fleischgefülltenTeigtaschen oder am Räucherfisch wollte sich aber keiner versuchen, Himbeeren und Sauerkirschen, wie sonst vier Wochen vorher, gab es nicht mehr; aber die frischen eingelegten Gurken „Malosolnjie" gab es zum Kosten. Zwischen Schlafen und Wachen, Lesen, Kreuzworträtseln und Landschaftsschauen (Wald, Wald und nochmals Wald) und Gesprächen erreichten wir den leichten Anstieg der Bahn in das Uralgebirge. Dazu löffelten wir Borschtsch und gabelten im Französischen, oder, weil der Lachs ausgegangen war, im Prager Salat. Mit einer Stunde Verspätung erreichten wir Jekaterinburg. Am Bahnhof von Jekaterinburg holten uns Wadim, der Direktor des hiesigen Reiseveranstalters, und die Reiseleiterin Irina - beide liebenswerte Partner aus nunmehr siebenjähriger Zusammenarbeit - ab und begleiteten uns zum Park Inn by Radisson Hotel.

18.08.2018 Uralgebirge: die Ursprünge der russischen Metallurgie

Unser Ziel hieß Nevyansk, das älteste Bergbauzentrum im Ural, gegründet 1701, als Peter I. zur Führung des Nordischen Krieges mehr Waffen und folglich mehr Metallurgie benötigte.
Noch heute wird in Nefyansk, wenn auch vermindert, Eisen gegossen; aber auch in der Umgebung Gold gefunden. Vor mehr als dreihundert Jahren stand die Eisenmetallurgie im Blickpunkt Peters I., der quasi hier den ersten ersten Oligarchen Russlands, Demidov, förderte. Im ehemaligen metallurgischen Areal in Nevyansk bestiegen wir den mit 2,20 Meter Abweichung geneigten Turm und ließen uns weiteres über die Bergbautradition und Legenden über Demidov erzählen. Am Nachmittag fuhren wir durch Byngy und konnten eine der wenigen auch zur Sowjetzeit aktiven Kirchen sehen - die Kirche des Heiligen Nikolaus. Leider findet sich zu deren Erhaltung nunmehr kein Sponsor; enthält sie doch zahlreiche alte Ikonen. Unser späteres Ziel lag in einem der recht freundlich wirkenden Dörfer mit hübschen Holzhäusern inmitten der Urallandschaft am Fluss Nejwa: eine Töpferei. Vor dem Eintritt erfreuten wir uns mit einem Schluck vom „Goldenen Zaren" unseres Aufenthaltes im Ural. In der Töpferei wollte keiner selbst die Töpferscheibe drehen, aber von Alexander, dem hiesigen Junior-Töpfer, erfuhren wir anschaulich wie aus der braungrauen Masse vom Nejwa-Fluss Töpferwaren entstehen. Am Abend erreichten wir unser Hotel in Jekaterinburg.
Wegen der wärmeren Jahreszeit wird der Stadtgeburtstag nicht im Dezember sondern am 3. Augustwochenende gefeiert - ein Feuerwerk beendete den Tag.

19.08.2018 Jekaterinburg: die Romanows und ein wenig bekannter Boris Jelzin

Ausgeschlafen trafen wir uns erst 10 Uhr zu einer Stadttour. Wir begannen am Jelzin-Museum in einem Business-Center. Die Ausstellung, deren Gestaltungskonzept Bezug nimmt die biblische Schöpfungsgeschichte, nach der die Welt in sieben Tagen erschaffen worden sein, zeit mannigfaltige Facetten aus dem Leben des einstigen Präsidenten; nicht zu vergessen, sein Anteil an der Zerschlagung zweier Putschversuche 1991 und 1993.
An Stelle des Ipatjew-Hauses, wo die Familie des russischen Zaren am 17. Juli 1918 ermordet wurde, steht heute die „Blutskirche", die wir anschließend besichtigten. Das Ipatjew-Haus ließ Jelzin einst abreißen und als Wiedergutmachung initiierte er den Bau der Kirche auf dem Blute. Ein Folgestopp führte uns zum einstigen Gründungsort der ersten Festung von Jekaterinburg, das Peter I. als Kontrapunkt zum Reich des Demidov errichten ließ. Interessant folgend ein Stopp am Denkmal für die gefallenen sowjetischen und russischen Soldaten in den Kriegen der „Nachkriegszeit" - meist denkt man nur an Afghanistan und Tschetschenien, aber die Orte für „sowjetische Militärberater" verteilen sich fast weltweit. Nach dem Mittagessen im Hotel Park Inn fuhren wir am Nachmittag Richtung Westen zurück nach Europa. Im Wald wurden wir an ein schreckliches Kapitel der opferreichen, russischen Geschichte erinnert: der Memorialkomplex zur Erinnerung an die Opfer des stalinschen Terrors - endlich wieder gepflegt und durch ein neues Denkmal des Bildhauers Nejiswestnij ergänzt. Großer musikalischer Empfang durch ein Ensemble und Fototermin dann am Denkmal der europäisch-asiatischen Grenze. Diesen einmaligen Moment begossen wir mit russischem Sekt. Zur späten sonntäglichen Teezeit erreichten wir ein dörfliches Holzhaus für Besichtigung von Haus und Garten; natürlich mit Tee und Blinys.
Anschließend fuhren wir nach Ganina Jama, einem Ort, an dem die ermordeten Romanows einige Tage verscharrt wurden. Hier wurde seit 2000 ein Männerkloster errichtet; hübsche Holzkirchlein mit goldenen Kuppeln im lichten Wald erfreuen heute Gläubige und ungläubige Touristen.
Durch Teile der alten Maschinenbaustadt Sverdlovsk mit dem Stadtteil Ordshonikidse ging es zurück zum Hotel und Abendessen im deutschen Restaurant „Hans" mit bayrischem Wurstsalat, Thüringer Rostbrätel und Apfelstrudel. Na, wohl gemeint - für russische Küche haben wir noch einige Tage Zeit...

20.08.2018 mit der Transsib nach Omsk

5:00 Uhr ging es zum Bahnhof von Jekaterinburg, den wir erreichten als der Zug einfuhr. Vadim begleitete uns, organisierte Kofferträger und zeigte uns das neu gestaltete Wandgemälde im Bahnhofsgebäude. Pünktlich setzte sich der Zug, diesmal bestehend aus russischen Wagons und solchen, die 1992 in Ammendorf gebaut wurden, in Bewegung. Zunächst fuhren wir noch durch die hügeligen Ausläufer des Uralgebirges, bevor wir in die Westsibirische Tiefebene kamen: flaches Land, Birkenwälder, dazwischen immer wieder große sumpfige Wiesen, auf denen hunderte grazile Birken ohne Krone stehen, an der Fahrstrecke kaum Dörfer, nur manchmal einige Gehöfte. Stopp am Mittag in Tjumen, dem Erdölzentrum; leider wie bisher gar keine Anbieter von frischen, ländlichen Produkten auf dem Bahnsteig. Mittagessen reichte uns der Wagonschaffner. Um so mehr wir uns Omsk näherten, kam Regen auf. Gegen Abend zogen wir für einen kleinen Salat in den Restaurantwagen und dann schon mussten wir uns sputen: die Uhr um eine Stunde vorstellen; Betten abziehen ...In der Dunkelheit dann Ankommen in Omsk, wo uns Valentina abholte und ab zum Ibis-Hotel.

21.08.2018 Omsk und mit der Transsib nach Novosibirsk

Ausgeschlafen trafen wir uns zu einem Stadtbummel in der dreihundertjährigen Stadt Omsk. Die einstige Festungsstadt an der Mündung des Om in den Irtysch hat sich in den vergangenen Jahren herausgeputzt. Vom Hotel am Koltschak-Haus vorbei bummelten wir zur Landspitze am Zusammenfluss von Om und Irtysch. Weiter ging es über die Leninstraße mit Gebäuden des Provinz-Klassizismus. Bei zunehmendem Regen konnten wir indess den freundlichen Teil der Stadt kaum genießen. Stopp an der wiedererrichteten Kirche der Maria-Himmelfahrt, deren Äußeres nach wenigen Jahren bereits erste „Falten" bekommt. Traditionell dann Fahrt zur einstigen Festung und ein erster Fußgängerstopp am Denkmal des 1850-54 nach Omsk verbannten Dostojewski. Rekonstruierte Festungsanlagen würden eigentlich die Entwicklung von kleinen Unternehmen mit Handwerk und Gastronomie in attraktiver Lage begünstigen, aber der Fortschritt in der Vermietung seit vergangenem Jahr ist gleich Null.
Mittagessen im „Schwejk" - nicht nur Erinnerung an Haseks Kultfigur sondern auch daran, dass tschechische Soldaten im Bestand der österreichischen Armee gegen die Russen im 1. Weltkrieg kämpften.
Zu 15:05 Uhr dann Zustieg in den Zug nach Novosibirsk mit Abendessen im Bordrestaurant. Wieder ging es stundenlang durch eine Birken-Moor- Seenlandschaft. Um Mitternacht erreichten wir die Millionenstadt Novosibirsk am Ob.

22.08.2018 Novosibirsk

Wir begannen unsere Tour nach einer kleinen Stadtrundfahrt am Ufer des Ob und ließen uns die Entstehung der Stadt, die Anbindung an die Transsib und die Bedeutung des Zaren Alexander III. für die technisch-logistische Erschließung Sibiriens erklären. Von hier setzten wir, bei kühlem Wetter und drohendem Regen, unsere Busfahrt fort Richtung Stausee und dann in den Stadtteil Akademgorodok, zu Sowjetzeiten bedeutendes Forschungs-, Lehr- und Wohnstädtchen im Grünen. Mittlerweile entsteht ein neues Akademgorodok mit Gebäuden für start-ups und neuer Wohnbebauung; Zeichen der weiteren Entwicklung Russlands. Auf dem Rückweg dann ein Besuch im Eisenbahnmuseum der Stadt. Weit über einhundert Lokomotiven und verschiedenste Eisenbahnwaggons wurden zusammengetragen und künden von der Eisenbahngeschichte des Landes. Am Ende des Waggonparks dann noch eine Fläche mit alten Moskwitschs, Wolgas, Saparoshez und auch einem Katjuscha-Geschosswerfer. Manch Waggon stammte auch aus der ehemaligen DDR oder zahlreiche Lokomotiven trugen das Skoda-Werkzeichen.
Bevor wir das Museum der Birkenrinde besuchten, stoppten wir am Zentralmarkt, dem größten Markt Sibiriens, kosteten frisches Obst, Malosolnije (frisch eingelegte Gurken) und kauften Gewürze. Das Museum der Birkenrinde bietet mannigfaltige bildliche und figurale Ausstellungsstücke aus Birkenrinde und ist wohl als Museum weltweit unikal. Davor hatten wir noch bei böigem Wind einen einen Halt mit Blick zum größten russischen Operngebäude gemacht. Das Stadtbild von Novosibirsk ist stark durch die 50 er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts geprägt, beinhaltet jedoch auch zahlreiche Gebäude aus der Zeit des Konstruktivismus - der einst sowjetischen Art des Bauhausstils.
Das Abendessen heute ganz sibirisch mit reichlich Vorspeisen, Sibirischen Pelmeni und zum Dessert Blinys mit Honig im Hotelrestaurant. „Na Passatschok" - auf den Weg - mit einigen Gramm Wodka ging es nochmals auf die Zimmer, bevor wir zur Nachtfahrt mit der Transsibirischen Bahn nach Krasnojarsk starteten.

23.08.2018 Krasnojarsk und der Jenissei

Nach dem mitternächtlichen Start zur Zugfahrt schliefen oder besser dösten alle doch recht lange; Frühstück gab es im benachbarten Wagon-Restaurant. Gegen Mittag erreichten wir Krasnojarsk am Jenissei, wo uns Galina abholte. Die Straßen der kommunistischen Dreieinigkeit von Lenin, Marx und Frieden befahrend, gelangten wir zum ukrainischen Mittagsrestaurant mit grünem Salat, großer Menge Pelmeni und dann noch gegrillten Schweinslendchen. Der Bus brachte uns aus der Stadt in eine bergige Landschaft mit dem Naturpark Stolby zur Linken und bald Felswänden am gegenüberliegenden Ufer des Jenissei. An der Staumauer mit einer Schiffshebeanlage vorbei erreichten wir am Urlauberstandort Admiral den Staubeginn des über 300 Kilometer langen Stausees. Von hier unternahmen wir mit drei Motorbooten einen Ausflug auf dem Stausee zunächst zur Staumauer und dann noch in eine Bucht des Jenissei mit schon kaum zu durchdringender Taiga. In diesem, einst völlig abgesperrten Gelände war im Anblick der entstehenden Ausflugsobjekte für die sich entwickelnde russische Mittelschicht zu erkennen, welche enormen Veränderungen in der Mentalität und auch in den Besitzverhältnissen der Menschen vor sich gehen. Auf unserem Rückweg stoppten wir noch an der „trockenen" Seite der Staumauer und genossen vom „Zar- Fisch-Felsen" oberhalb des Jenissei eine tolle Aussicht und nebenbei den Fototermin einer kirgisischen Hochzeit. Abendessen dann in einem Stadtrestaurant, benannt nach einem im 19. Jahrhundert zu Wohlstand gekommenen Gold-Sucher mit hervorragendem Fischgericht. Wie in den vergangenen Jahren war auch dieser Tag in Krasnojarsk ein Tag der Völlerei und der Landschaftseindrücke.

24.08.2018 mit der Transsib von Krasnojarsk nach Irkutsk

Am Vormittag fahr-bummelten wir durch die großen Straßen der Innenstadt, die mit ihren teilweise noch aus dem 19.und beginnenden 20. Jahrhundert (Jugendstil) erhaltenen Häusern einen freundlichen und sauberen Eindruck macht. Vom Ufer des Jenissei mit 10-Rubel-Schein-Brücke und Kulturbauten aus der sowjetischen Zeit bummelten wir zum Gründungsort der Stadt 1628, zum Ausblick an der Medizinischen Fakultät und später zur kleinen Kapelle am nördlichen Hügel der Stadt. Abschluss am Prospekt Mira mit einer Visite der Apotheke, deren Regalierung wohl mehr als einhundert Jahre zurück liegt. Überall im Stadtbild werden Fusswege und Plätze gepflastert - die Winteruniversiade 2019 wirft ihre Schatten voraus. Im Straßen- und Wohnungsbau glaubt man, sei die Phase des schmerzhaften Übergangs vom einst gewinnnbringenden Schwermaschinenbau zu neuen Industriezweigen überwunden - aber produzieren Einkaufskomplexe („Komsomoll" - was für eine Anspielung, wenn auch darin das amerikanische Mall steckt) tatsächlich BIP?
Unser Zug im Zuglauf Tscheljabinsk - Wladiwostock in etwas ungeordneter Reihung. Unser Wagon 15 also mittendrin, was uns auf dem abendlichen Weg zum Wagon-retaurant den Durchgang durch „Platzkartnij-Waggons" voller Nordkoreanischer Gastarbeiter ermöglichte. Am stets geschlossenen Fenster blickten wir am Nachmittag auf eine Mittelgebirgslandschaft mit kleinen Orten und Datschen an den Hängen, an denen sich der Zug in großen Gleisbögen vorbeiwand. Spätnachmittagslicht tauchte die hügelige Landschaft, immer wieder durchbrochen von Blütenflächen der Datschen mit Kartoffelacker, in eine anmutige Landschaft.

25.08.2018 Irkutsk

Wir wurden eine Stunde vor Ankunft geweckt - nach über 5000 Kilometer Bahnfahrt kamen wir nun in Irkutsk an. Frühstück nunmehr im Courtyard Mariott, aber check in erst am Nachmittag. Gegen neun Uhr begannen wir unsere Stadtrundfahrt. Das administrative Zentrum befindet sich am Kirowplatz. Im Gebiet westlich des Kirowplatzes bummelten wir zur Angara mit Ewiger Flamme am Siegesplatz. Gotteserscheinungskathedrale und rekonstruierter Erlöserkirche mit bedeutenden Außenfresken aus der Zeit der Christianisierung der Burjaten. Unsere Rundfahrt mit dem Bus führte uns recht zügig - leider kaum durch Straßen mit erhaltenen sibirischen Holzhäusern voller geschnitzter Verblendungen und Fensterrahmen Frauenkloster, an dem Frauen von Dekabristen Ihre letzte Ruhestätte fanden. Sie folgten ihren verbannten Männern nach Sibirien und förderten seinerzeit in Irkutsk Bildung, Erziehung und Kultur. Am Denkmal von Admiral Koltschak dann auch noch einige Worte zum Führer der Weißen und am „Weißen Hauis" und Denkmal für Alexander III. ein Rückblick ins 19. Jahrhundert. Noch vor dem Mittagessen unser Ausflug durch das ehemalige „Karl-Marx-Städter-Wohngebiet" an den südlich der Stadt gelegenen Stausee. Hier liegt der Eisbrecher „Angara", der bereits 1895 in Newcastle gebaut wurde und 1904 die Fahrrinne für Fährschiffe mit russischen Truppen über den Baikalsee Richtung Front des Russisch-Japanischen Krieges aufbrach. Wir besichtigten den Kesselraum und hörten, dass im 2. Weltkrieg Frauen bei bis zu 70 Grad in acht Stunden-Schichten schuffteten, da die männlichen Heizer als Soldaten an der Front waren.
Mittagessen in diesem Jahr im Hotel Irkutsk am Ufer der Angara und anschließend check in im Courtyard Marriot. Am späten Nachmittag hatte jeder Zeit zum Bummeln in Irkutsk.

26.08.2018 Zugfahrt auf der Strecke der Baikalbahn

Die baulich wohl spektakulärste Strecke der klassischen Transsibirischen Eisenbahn ist die der Baikalbahn, die einst von Irkutsk entlang der Angara über Port Baikal dann entlang des Baikalsees bis nach Sludjanka am Südufer führte. Die Russen nannten Sie wohl einst auch „Goldene Schnalle" am Gürtel der Transsib oder gar Sibiriens. Seit 1956 sind Irkutsk und Sludjanka mit einer direkten Bahnstrecke über tausend Meter hohe Berge verbunden und die Linie entlang der Angara ging in den Fluten des Stausees unter. Wir fuhren mit einem Touristenzug zunächst über die Gebirgsstrecke. Sonnig präsentierte sich uns folgend der Baikal und die Berge im Umfeld. Von Sludjanka mit seinem Marmor-Bahnhof ging es auf der Trasse, der zu Beginn des 20.Jahrhunderts gebauten Baikalbahn 88 km entlang des Baikalsees. Mit Unterstützung italienischer Tunnelbauer entstanden hier 39 Tunnel und fast dreißig Viadukte, durch oder über die der Zug zwischen Berghang und See fährt. An den beeindruckendsten baulichen und landschaftlich Stellen hielt der Zug mit ausreichend Zeit, so dass alle Gäste zu Fotos im besten Sonnenschein und spätsommerlichem Grün kamen. Der alte Bahnhof von Port Baikal ist ein wenig renoviert und beinhaltet heute ein kleines Museum über den Bau und Betrieb der Baikalbahn. Die Einteilung der Touristen für die Fährüberfahrt nach Listwjanka setzte uns in die - mit blauem Armbändchen markierte - zweite Schicht der Fährüberfahrt. So erreichten wir gegen 18 Uhr unser Hotel Krestovaja Padj. Von den Hotelzimmern und vom Restaurant war ein Blick auf ein Stück des Baikals und die dörfliche Stimmung von Litwijanka möglich; Vorfreude auf die kommende Tage am Baikalsee.
Endlich am Baikalsee - ein Traum erfüllt - zum Abendessen war dies einen Schluck Baikal wert.

27.08.2018 über den Baikalsee nach Bolschie Koty

Mit Sonnenschein und erwartungsvollen Gästen begann unser Ausflug mit Schiff auf dem Baikal. Früher waren diese Art von Schiffen wohl bewaffnete Küstenschutzschiffe, heute fahren sie als Fischkutter oder als kleine Passagierschiffe auch auf dem Baikal. Ein solches Schiff hatten wir exklusiv für unsere Reisegruppe und steuerten in reichlich einstündiger Schifffahrt am Westufer des Baikals die Bucht Bolschie Koty - besser Bolschie Xoty - an. Zunächst bummelten wir an der Küste gen Süden, genossen die Blicke auf klares Wasser und suchten die besten Fotomotive. In der Nähe des Friedhofs von Bolschie Koty fassten wir an einem steinigen Strandzugang ins Wasser und eine Dame entschloss sich zum Wassergang. In der Siedlung Bolschie Koty werden wohl noch zwanzig Häuschen als Dauerwohnitz genutzt, worin kaum fünfzig, meist alte, Menschen leben. Andere Häuser werden von Irkutskern als Datscha genutzt. Wir waren zum Mittagessen zu Gast bei Tatjana - einer Psychologin an der Universität Irkutsk, die uns in Tradition seit 2012 empfängt. Ihre Familie nutzt zwei ehemalige Datschengrundstücke mit Haupt - und Nebenhaus, BBQ-Haus, Banja, alles umgeben von einem schönen Blumengarten. Unter Folie werden gar Paprika, Tomaten und Gurken anbaut. In der Küche im Nebenhaus wurden wir sibirisch bewirtet mit einem Thymian-Wodka zum Appetit anregen, mit verschiedenen Kraut- und Farnsalaten, Krautsuppe und als Hauptgang kleine Hähnchen-Buletten mit warmen Kartoffelsalat (oder waren es doch Bratkartoffeln). Zum Tee/Kaffee (und zweitem Thymian) dann Konfekt und Kuchen mit frischem Beerenobst:
Bei schönem Nachmittagslicht tuckerten wir mit dem Motorboot zurück nach Listwijanka, wo wir über den Fisch-Souvenir-Markt schlenderten.

28.08.2018 Listwijanka und der Baikalsee

Ein örtlicher Minibus brachte uns hinauf zur unteren Seilbahnstation am Tscherskifelsen.
In diesem Jahr fuhren alle Gäste mit dem Doppelsessellift nach oben. Von hier kann man auch einen Kilometer zu Fuß hinaufgehen, dabei werden vielleicht einhundertfünfzig Höhenmeter überwunden. Am Aussichtspunkt hatten wir gute Sicht auf die aus dem Baikal ausströmende Angara und den gegenüberliegenden Port Baikal, wo wir vor zwei Tagen mit dem Zug angekommen waren. Zahlreiche chinesische Gäste ließen uns jedoch kaum zum Fotografieren kommen. Für den Weg hinab entschieden sich die meisten für den Mehrsitzlift - die Laufenden waren indes bedeutend schneller. Zu Fuß ging es nun am Hotel Baikal vorbei zur Uferstraße, wo wir die Legende vom Schamanenstein und der zum Recken Jenissei fliehenden Schönheit Angara hörten.
Der Kleinbus brachte uns gegen Mittag zum Hotel, so dass jeder den Nachmittag individuell am Baikal nutzen konnte. Vom Hotel liegt die Uferstraße - Gorkistraße - in Listwijanka nicht weit, um in zwanzig Fußminuten zum bekannten Touristenmarkt zu gelangen. Was vollmundige Reiseführer als Touristenzentrum am Baikalsee verkünden, ist immer noch eine Ansammlung von Kiosken mit Halbedelsteinschmuck, gegrilltem Schaschlik und mit warm und kalt geräuchertem Omul oder Maränen. Die dörflichen Häuser des Ortes ziehen sich in zwei Tälchen in die Berge hinein und werden neuerdings immer mehr unterbrochen durch einige Häuser der „neuen Russen" sowie einigen, zunehmend wachsenden, Hotelbauten. Neben traditionell vielen russischen Gästen waren es vor allem chinesische Gäste, die durch die Markstände quirlten. Bedenklich für den deutschen Reiseleiter, der seit Jahren die Szenerie in Listwijanka verfolgt, sind die Zunahme von Grünalgen auf den Steinen im sibirischen Meer und der wachsende Motorbootverkehr; keiner sagt auch so recht, wie Müll und Abwasser tatsächlich entsorgt werden; geordnete Parkplätze gibt es nicht und die Gastronomie wird durch recht einfache Gastronomie mit Plastegeschirr repräsentiert. Bio, Eco, vegetarisch, Faire Trade, Flaschen- und Dosenpfand - ???
Am Abend dann ein letzter gemeinsamer Baikal(wodka) zur Verabschiedungsteilung der Gruppe im Stimmengewirr einer chinesischen Reisegruppe.

29.08.2018 Freiluftmuseum Talcy, Irkutsk, Fahrt nach Ulan Ude oder Heimflug

Bedürfnisgerecht bietet Eberhardt diese Reise als 19-tägige Reise einschließlich Burjatien (RU-SIBIR) oder als „Kurzform" von 16 Tagen (RU-SIBIK) an. So war heute der Tag der Trennung der Reisegruppe. Sieben Gäste wurden am Vormittag zum Flughafen nach Irkutsk gebracht, um via Moskau mit Aeroflot ihren Rückflug nach Berlin anzutreten.
Die anderen Gäste starteten dann gegen Mittag. Auf der Straße, die heute hunderttausende Touristen von Irkutsk an den Baikal bringt und streckenweise eher einer asphaltierten Wellenschaukel gleicht, fuhren wir Richtung Irkutsk durch den Pribaltijski Nationalpark. In Talcy, nach einem Drittel des Weges, wurde ein Freilichtmuseum aus andernorts abgebauten Bauernhäusern, burjatischen Holzjurten und einem Fort, wie es im 18. Jahrhundert mannigfaltig durch Kosaken an Angara und Lena entstand, errichtet. Wir nahmen uns ausreichend Zeit für die Besichtigung und den Abschied von der Angara. Am Nachmittag bummelten wir individuell durch Irkutsk. Ein Tipp für historisch Interessierte ist der Besuch in den museal genutzten Häusern der Dekabristen Trubezkoi und Wolkonskij.
Gegen 20:30 Uhr check in im Zug, Sachen verstauen, Betten beziehen - alles kein Problem mehr für uns erprobte Transsib-Fahrer. Noch ein wenig Stehen am Fenster, Blicke in die sibirische Nacht.

30.08.2018 Ulan Ude, die Hauptstadt Burjatiens und ein Besuch bei Burjaten

Pünktlich 5:35 Uhr rollten wir mit dem Zug in Ulan Ude ein. Vera, die wohl beste burjatische Reiseleiterin, begrüßte unsere Gruppe von nunmehr noch sieben Gästen. Kurz nach sechs Uhr hatten wir bereits unsere Zimmerschlüssel, konnten unter die Dusche, ein wenig Ruhen und zum Frühstücken.
Kurz vor zehn Uhr trafen wir uns zum Tagesausflug in ein burjatisches Dorf, wo wir bei Gela zu Gast waren, deren Tochter mittlerweile in Petersburg Medizin studiert und deren Mann noch nie gesehen wurde. Umso lieber der Empfang durch die Hausherrin. Filzjurte, Holzjurte, Kleidung und die Zubereitung von Speisen wurden nicht nur erklärt, sondern bei der Dachkonstruktion einer Jurte sowie bei der Formung der Teigtaschen Poosy (oder auch Busy) konnten wir uns selbst beteiligen. Vor dem Essen war Spielen angesagt: burjatisches Billard und Tischpferderennen mit Hammelknöchelchen. Dann frisches Gemüse aus dem Garten und Krautsalat; ein Schluck auf die Reisenden; Lapscha - eine Nudelsuppe; ein Schluck auf die Gäste; Teigtaschen mit Hackfleisch; Gebäck mit Wareniki (Sanddorn), ein Schluck auf die Liebe; Tee mit Milch oder auch ohne. Nach dem Essen noch Bogenschießen; Reiten und Ringen wurde uns erlassen. Danke für Alles!Am späteren Nachmittag bummelten wir in Ulan Ude vom weltgrößten Porträtdenkmal - natürlich für Iljitsch (wenn auch die Randchemnitzer Gäste meinen, ihr Nischel sei dies) - die Leninstraße entlang, am Nationaltheater (Stupas mit rotem Stern) vorbei, durch den Triumpfbogen, der 1891 aus Anlass eines Besuchs des Zarewitschs Nikolaus II. errichtet wurde, endeten an der russisch-orthodoxen Kirche, die die Herren des 20. Jahrhunderts in ein Museum des Atheismus verwandelt hatten. Etwas abseits auch hier eine Gedenkstätte für die Opfer der Repressionen insbesondere in den dreißiger Jahren. So verbindet die Leninstraße heute den Platz der Sowjetmacht und dem FSB-Gebäude mit der russisch-orthodoxen Kirche und der Gedenkstätte für die Opfer der einst Mächtigen vom Platz.

31.08.2018 das buddhistische Kloster (Dazan) Ivolinsk und Altgläubige

Wir vereinbarten uns für 12 Uhr, so dass jeder am Vormittag Zeit hatte, für das Schreiben der letzten Ansichtskarten und vielleicht doch noch für den Kauf eines Souvenirs. Unsere Tour im Minibus führte uns nach Ivolginsk, wo sich seit 1947 wieder ein burjatisches, buddhistisches Kloster befindet, nachdem in den 30er Jahren die Lama in der damaligen Sowjetunion vernichtet wurden. Das Kloster (Dazan) Ivolginsk ist heute Zentrum der Buddhisten Russlands. Mittlerweile bestehen sieben Tempel in der Klosteranlage, die auch Sitz des Oberhauptes der Buddhisten in Russland ist und eine Ausbildungsfunktion als Hochschule ausübt. Anschließend ging die Fahrt im Tal der Selenga nach dem Dorf Tarbagatai, einem Ort, in dem seit ungefähr 1765 die Altgläubigen wohnen, die aus dem russisch besetzten Polen hier angesiedelt wurden und ehedem Landwirtschaft betrieben. Fünf Kilometer vor dem Dorf bestiegen wir den Hang des Omuljowka, einen Felsen mit schamaistischer Tradition. Bei leichtem Nieselregen und Dunst war leider der Blick auf die Selenga und die langgezogenen Hügelketten Burjatiens nicht so eindrucksvoll wie bei bisherigen Reisen. Im Dorf dann herzliche Begrüßung durch Alexej, den Sohn des Popen, der uns zunächst die Sammlung alter Landwirtschafts- und Haushaltsgeräte im Museum zeigte. Die wieder errichtete Kirche birgt einige jahrhundertealte Ikonen, die Gläubige über die Jahrzehnte der Sowjetzeit retteten. Folklore und Abendessen dann in einem Gehöft der Altgläubigen im Dorf Dezjatka mit verschiedenen Sakuski, Krautsuppe, Schweinefleisch mit Kartoffelpüree, mit Traubenkirschen gefüllten Piroggen, Mors und Zirbelkieferwodka. Durch die hügelige Landsschaft mit einigen Nebelschwaden und tiefhängenden Wolken fahrend, erreichten wir am Abend unser Hotel in Ulan Ude.

01.09.2018 Abschied von Sibirien und Flug mit S7 via Moskau

Nach dem frühen Frühstück geleitete uns Vera zum Flughafen Ulan Ude, wo wir noch vor acht Uhr eintrafen. Pünktlich bestiegen wir unsere Boeing 737/800 der Fluggesellschaft S7 nach Moskau-Domodedowo, wo wir nach mehr als sechs Stunden Flugzeit landeten. Unproblematische Passkontrolle und nun mit etwas Verspätung mit einem Airbus 319 der S7 nach Berlin Tegel. Bei zehn Stunden Gesamtflugzeit kann man gut auf die Erlebnisse von 19 Reisetagen zurückschauen. Auf Wiedersehen! Ihr Dr. Jürgen Schmeißér
Lesetipp:
Karl Schlögel: Das sowjetische Jahrhundert. Berlin 2018
Robert Kindler: Stalins Nomaden. Hamburg 2014

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Die Reise war sehr informativ, anstrengend und durchorganisiert. Für uns waren es Erlebnisse, die noch verarbeitet werden müssen. Herr Dr. J. Schmeißer war und ist ein hervorragender und charmanter Reiseführer. Es war ein besonderes Erlebnis! Alles Gute und weiter so! Angelika und Ralf

Bütow, Ralf und Angelika
14.09.2018