Reisebericht: Studienreise Russland: Transsib von Moskau nach Burjatien

25.08. – 12.09.2019, 19 Tage Rundreise in Russland mit der Transsibirischen Eisenbahn: Moskau – Kasan – Jekaterinburg – Omsk – Nowosibirsk – Krasnojarsk – Irkutsk – Baikalsee – Ulan Ude


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Wir erlebten eine einzigartige Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russlands unendliche Weiten zwischen Moskau und dem Baikalsee bis hin nach Burjatien und natürlich mit zahlreichen Aufenthalten in allen wichtigen Orten unterwegs
Ein Reisebericht von
Dr. Inge Bily
Dr. Inge Bily

1. Tag: Sonntag, 25.08.2019 – Flug nach Moskau [russ. Moskva]

Heute war es endlich soweit. Am Morgen starteten wir mit einer Maschine der russischen Gesellschaft Aeroflot vom Flughafen Berlin-Schönefeld nach Moskau. Nachdem wir unsere beiden Mitreisenden vom Flug aus München getroffen hatten, ging es mit dem Bus ins Zentrum Moskaus zu unserem Hotel Katerina, wo wir mit zwei weiteren Gästen verabredet waren. Natürlich gab es auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel schon eine Menge Informationen von unserer örtlichen Reiseführerin Julia, die eigentlich Alexandra hieß, wie wir von ihr erfuhren.
Wir stellten die Koffer ab, gingen zum Abendessen und unternahmen gleich eine Tour hinein in Moskaus quirliges Zentrum, natürlich mit der berühmten Moskauer Metro. Im Anschluss an einen ausführlichen Bummel über den Arbat, die Künstlermeile Moskaus, zog es uns zum Roten Platz, der leider wegen eines großen Musik-Festivals am Abend gesperrt war. Aber das Kaufhaus GUM konnten wir zumindest kurz besuchen. Schon spät und ziemlich müde von der Anreise und den vielen neuen Eindrücken in Moskau sanken wir in unsere Betten, froh und überaus zufrieden mit diesem ersten Tag. Morgen wollen wir dann ganz ausgeruht und frisch die russische Hauptstadt noch genauer kennenlernen.

2. Tag: Montag, 26.08.2019 – Moskau [russ. Moskva]: Russlands Hauptstadt – und abends zum Kasaner Bahnhof

Einen einzigen Tag Zeit für Moskau zu haben, ist wirklich nicht viel. Aber Julia kennt das schon von ihren Gruppen und hatte alles sehr gut geplant. Wir begannen unsere Stadtrundfahrt. Julia erklärte uns Geschichte und Gegenwart der Hauptstadt Russlands, zeigte und erläuterte uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Moskau ist die größte russische und europäische Stadt mit mehr als 12 Millionen Einwohnern, deren Zahl ständig im Wachsen begriffen ist. Seit dem 15. Jh. ist es die Hauptstadt Russlands, mit Ausnahme der Zeit von 1712-1918, denn da war St. Petersburg Hauptstadt. Heute ist Moskau ein großes Kultur- und Kunstzentrum mit einer ganzen Reihe von unter UNESCO-Schutz stehenden Denkmälern, erstklassigen Museen und Theatern, die zu den besten der Welt zählen.
Dazu ist es eine dynamische Stadt, auch immer voller Gäste, zu denen wir nun heute ebenfalls gehören. Manchmal ist wirklich kein Durchkommen. Davon kann unser geduldiger Busfahrer ein Lied singen. Unsere Rundfahrt führte uns u.a. vorbei am Parlamentsgebäude (Sitz der Duma) und am Bolschoj-Theater. Und wir sahen schließlich auch die imposante Fassade in der Ljubljanka, einst Sitz des KGB, heute des FSB. Wir durchquerten das alte Kaufmannsviertel Kitaj-Gorod mit seinen zahlreichen kleinen Kirchen und den fein sanierten Kaufmannshäusern, sahen auch die geschwungene Brücke, die den neu angelegten Park Zarjad'e als Aussichtsplattform überspannt. Auf den Sperlingsbergen bestaunten wir die weltweit bekannte Lomonossow-Universität und sahen von hier aus einige der zahlreichen, in der Stadt verstreut liegenden Hochhäuser aus der Stalin-Zeit. Von hier oben hatten wir außerdem einen wunderbaren Panorama-Blick auf Moskau, das alte wie das neue, auf die City, die das moderne Moskau verkörpert.
Ein Spaziergang führte uns dann zum Roten Platz, vorbei an der Basiluis-Kathedrale [russ. Chram Vasilija Blažennogo] und auch am GUM, das wir vom Rundgang am Vorabend schon ein wenig kannten.
Wir legten eine kleine Mittagspause in einem Café neben der Christi-Erlöser-Kathedrale ein, anschließend besuchten wir diese große und überaus bedeutende russisch-orthodoxe Kirche. Und wieder gab es für Julia viel zu erklären. Nun drängte aber schon etwas die Zeit, denn für die Kreml-Besichtigung gibt es ein Zeitfenster, welches man unbedingt einhalten muss. Dort ist man streng und sehr genau, auch was die Zeitplanung angeht. Wir schafften es mit etwas Verspätung, und dann standen wir endlich im weltberühmten Moskauer Kreml, der auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste steht. Wir nahmen uns Zeit für einen ausführlichen Rundgang. Das war russische Geschichte pur, was wir da erlebten. Aber auch auf die Gegenwart kamen wir immer wieder zu sprechen. Und an deutsch-russischen Themen mangelte es ebenfalls nicht. Wir besuchten eine der Kreml-Kirchen, wo wir großartige und wertvolle Fresken und Malereien sahen, dazu alte Ikonen, alles vom Feinsten und gut restauriert. Wir sahen auch den modernen Kreml-Palast, dann den Sitz der Regierung und den alten Kreml-Palast, den wir aus Fernseh-Nachrichten kennen. Fotos über Fotos nahmen wir auf. Nach der Kreml-Besichtigung spazierten wir durch den Alexander-Garten und hielten am Grabmal des unbekannten Soldaten inne.
Und nun wollten wir noch eine Rundfahrt mit der Moskauer Metro erleben. Wir waren schon ganz schön pflastermüde, aber das wollten wir einfach noch sehen. Julia zeigte uns die prächtigsten Stationen, erklärte die Geschichte des Baus der Metro, machte auf Architektur, Gestaltung und allerhand Hintergründe aufmerksam. Wir waren einfach nur begeistert und überwältigt von der Schönheit der Stationen. Aber nun wurde es Zeit für unser Abendessen, d.h. auch für den Abschied von Moskau. Unser Ziel war ja die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Für Moskau braucht man einfach mehr Zeit. Wir müssen wieder hierher kommen. Das stand fest. So brachte uns der Bus zum Kasaner Bahnhof, wo wir den Nachtzug nach Kasan nahmen.

3. Tag: Dienstag, 27.08.2019 – Kasan [tatar. Kazan, russ. Kazan'] – Hauptstadt der Republik Tatarstan

Unsere örtliche Reiseleiterin Alina erwartete uns schon auf dem Bahnhof, fuhr mit uns zum Frühstück, und nach einer kleinen Erfrischungspause zeigte sie uns alles, was man hier in Kasan an einem gut gefüllten Tag nur zeigen kann. Natürlich bietet auch diese Stadt viel mehr. Unsere Müdigkeit von der Nachtfahrt im Zug war schnell verflogen. Kasan ist eine Stadt mit herausragenden Sehenswürdigkeiten. Das wurde uns schnell klar. Nicht umsonst steht der weiße Kasaner Kreml, der als der schönste Russlands gilt, auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste.
Wir erfuhren viel über die historische Entwicklung der Stadt und der Region. Alina erzählte uns auch die Geschichte vom schrecklichen Schicksal des mächtigen Kasaner Khans, vom Zaren Iwan IV. (dem Schrecklichen) und der wunderschönen Herrscherin Sjujumbike. Wir sahen ebenfalls eine der größten Moscheen Europas, außerdem den ehemaligen Gouverneurspalast und auch die ehemalige Schlosskirche.
In Kasan begegnen sich Orient und Okzident. Das konnten wir förmlich auf Schritt und Tritt erleben und spüren, auch während der Freizeit in der Fußgängerzone, der Bauman-Straße. Mit Alina besuchten wir dann das traditionelle tatarische Viertel am Ufer des Wildschwein-Sees. Hier gab es in einem schönen Restaurant ein Abendessen mit Speisen der tatarischen Küche für uns. Wir ließen es uns ordentlich schmecken. Aber nun wartete schon wieder der Zug. Wir gingen auf eine Nachtfahrt, die uns nach Jekaterinburg [russ. Ekaterinburg] im Ural bringen sollte.

4. Tag: Mittwoch, 28.08.2019 – Mit der Transsib von Europa nach Asien. Jekaterinburg [russ. Ekaterinburg, von 1924 – 23.09.1991 Swerdlowsk, russ. Sverdlovsk] und die Romanows

Nach einer Bahnfahrt von über 900 km kamen wir gegen Mittag in Jekaterinburg an, fuhren zum Hotel, wo schon ein Mittagessen für uns vorbereitet war. Und nach einer kleinen Erfrischungspause wollten wir die Stadt sehen. Jekaterinburg bildet die Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Der Ort entstand 1721 als unter Zar Peter I. die Erschließung der Naturreichtümer des Urals forciert wurde. Der Name geht auf Zarin Ekaterina I. (= Frau Peter I.) zurück. Zwischen 1924 und 1991 trug die Stadt den Namen des Bolschewiken Swerdlow [russ. Sverdlov], hieß also Swerdlowsk [russ. Sverdlovsk]. Die Erschließung und Verarbeitung der Naturreichtümer sowie die politischen Auseinandersetzungen des 20. Jh. prägten die Entwicklung der Stadt.
Von Irina, unserer kompetenten Reiseführerin, erfuhren wir eine Menge über diesen bedeutenden Ort. Immer wieder kamen wir auch auf die Romanows zu sprechen. So besuchten wir während unserer Stadtrundfahrt die Kirche auf dem Blute, die an jener Stelle errichtet wurde, wo die Zarenfamilie im Juli 1918 ermordet worden ist. Weiter ging unsere Fahrt zum Kloster Ganina Jama, welches an jener Stelle errichtet wurde, wo die Zarenfamilie verscharrt worden war. Und unterwegs lernten wir noch eine weitere Gedenkstätte für die Zarenfamilie kennen. Irina ist eine erfahrene Reiseführerin und ordnet für uns alles in die historischen Zusammenhänge ein. Einen kurzen Stopp legten wir noch an einem Museum für Militärtechnik in der Stadt Werchnjaja Pyschma [russ. Verchnjaja Pyšma] ein. Hier, in dieser Stadt, ist das Zentrum der Kupferindustrie. Wir stellen immer wieder fest: Diese Region entwickelt sich wirklich rasant. Dabei sind die klimatischen Verhältnisse schwierig, ganz gleich, ob man den Straßen- oder den Häuserbau betrachtet oder auch das Verkehrswesen und die Landwirtschaft. Aber damit wird man hier offensichtlich gut fertig, finden wir immer wieder. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Vor tiefen Temperaturen im Winter und großen Mengen Schnee fürchtet sich hier niemand.

5. Tag: Donnerstag, 29.08.2019 – Jekaterinburg [russ. Ekaterinburg] und seine Umgebung

Gleich am Morgen fuhren wir zum Boris-Jelzin-Museum. Während eines ausführlichen Rundgangs lernten wir eine Menge, fragten immer wieder bei Irina nach und diskutierten auch untereinander ziemlich angeregt. Das war eine lebendige Geschichtsstunde für uns alle. Anschließend spazierten wir durch den historischen Park, wo wir die Stelle der ersten Siedlung von Jekaterinburg sahen. Und immer wieder machte uns Irina u.a. auch auf die unterschiedlichen Baustile, die in dieser Stadt anzutreffen sind, aufmerksam. Besonders stark vertreten ist der Bauhaus-Stil.
Am Nachmittag fuhren wir dann hinaus aus der Stadt. Unterwegs sahen wir eine Gedenkstätte für die Opfer des stalinistischen Terrors und besuchten ebenfalls das Denkmal „Schwarze Tulpe", eine Gedenkstätte für die in den Kriegen in Afghanistan und Tschetschenien gefallenen russischen Soldaten.
Weiter ging es an die Grenze zwischen Europa und Asien, wo am Obelisken, der hier als Markierung steht, immer wieder unsere Fotoapparate klickten. Natürlich wollten alle ein Erinnerungsfoto mitnehmen. Und dann tranken wir noch ein Gläschen Sekt, aßen russisches Konfekt, waren so richtig in Feierlaune.
Und der Tag hatte für uns noch mehr zu bieten. Wir fuhren zu einer Familie in einem Dorf im Ural. Bei Bliny mit hausgemachter Konfitüre, frischen Kartoffeln, Gurken und Tomaten aus dem hauseigenen Garten ließen wir es uns so richtig gut gehen. Dazu gab es Wodka und Likör. Das löste schnell die Zungen, und so ließen wir uns nicht lange bitten, den Wunsch der Gastgeberin nach einem deutschen Lied zu erfüllen. Das gemeinsame Singen hatten wir zuvor schon mit einer örtlichen Folklore-Gruppe bei unserem Besuch am Obelisken, der die Grenze zwischen Asien und Europa markiert, geübt.

6. Tag: Freitag, 30.08.2019 – Ausflug in das Uralgebirge

Heute stand für uns ein Ausflug in das Uralgebirge auf dem Programm. Wir waren natürlich sehr gespannt. Zunächst ging es nach Newjansk [russ. Nev'jansk], wo vor 300 Jahren die russische Metallurgie ihren rasanten Aufstieg begann. Während einer ausführlichen Führung durch das dortige Museum erfuhren wir viel über die Geschichte der Region und ihrer industriellen Entwicklung. Neben der Kirche, gleich neben dem Museum steht ein schiefer Glockenturm. Von ihm hatten wir eine gute Sicht auf die Umgebung der früheren Werkanlagen. Auf der Hinfahrt hatte uns Irina im Bus schon gut auf das Thema eingestimmt, denn sie erklärte die wichtigsten Mineralien des Ural und ließ natürlich Fundstücke im Bus kursieren. Da staunten wir nicht schlecht. Auch hierin kannte sie sich sehr gut aus. Wertvolle Exemplare seltener Steine hatten wir am Tag zuvor schon beim Hausherrn der Familie im Ural-Dorf gesehen.
Nach dem Mittagessen in einem kleinen Restaurant fuhren wir weiter nach Byngy [russ. Byn'gy], in ein Dorf der orthodoxen Altgläubigen. Hier sahen wir neben schön restaurierten Holzhäusern auch die Nikolai-Kirche, die allerdings noch auf ihre gründliche Sanierung und Restaurierung wartet. Anschließend stand der Besuch in einer Töpferei im kleinen Ort Tawalga [russ. Tavalga] auf dem Programm. Danach genossen wir einfach die Heimfahrt im Bus. Die wunderbare Landschaft des Urals hatte uns längst in ihren Bann gezogen. Wieder war es ein erlebnisreicher Tag voller neuer Eindrücke und auch mancher eigenen Erkenntnis gewesen.

7. Tag: Sonnabend, 31.08.2019 – Mit der Transsib durch Westsibirien nach Omsk [russ. Omsk]

Heute mussten wir schon früh aus den Betten, denn wir hatten eine Tages-Zugfahrt mit der Transsib im Programm. Ausgerüstet mit Lunch-Paketen starteten wir am Hotel. Die Abläufe im Zug waren uns inzwischen gut vertraut. Mittag- und auch Abendessen gab es im Zug. Dazu gingen wir in den Speisewagen. Ansonsten genossen wir die Fahrt, kamen immer wieder mit einheimischen Mitreisenden ins Gespräch, die sich für uns interessierten, ruhten uns zwischendurch auch ein wenig aus, denn wir waren ja im Schlafwagen unterwegs. Das ist auch tagsüber eine sehr angenehme Sache, fanden wir. So fuhren wir durch die westsibirische Ebene und immer weiter auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn. Am Fenster zogen Wälder vorbei, natürlich auch immer wieder kleinere Siedlungen. Uns gefielen die zahlreichen weiß leuchtenden Birken am besten. Unser Zug hielt eine ganze Weile in der Stadt Tjumen [russ. Tjumen']. Hier ist das Zentrum der westsibirischen Erdöl- und Gasgewinnung.
Gegen 20 Uhr Ortszeit erreichten wir dann unser heutiges Tagesziel, Omsk, die zweitgrößte Stadt Sibiriens. Auch hier holte uns ein örtlicher Reiseführer ab und begleitete uns ins Hotel. Morgen sollen wir nun auch diese Stadt näher kennen lernen. Darauf sind wir sehr gespannt.

8. Tag: Sonntag, 01.09.2019 – Omsk [russ. Omsk] und dann weiter mit der Transsib vom Irtysch [russ. Irtyš] an den Ob [russ. Ob'] nach Nowosibirsk [russ. Novosibirsk]

Die Millionenstadt Omsk liegt am Irtysch [russ. Irtyš], den wir kurz vor dem Bahnhof schon mit dem Zug überquert hatten. Während des Bürgerkrieges war Omsk Sitz der russischen bürgerlichen Provisorischen Regierung unter Admiral Koltschak [russ. Kolcak].
Nach dem Frühstück unternahmen wir mit unserem örtlichen Reiseführer Emanuel einen kleinen Rundgang durch die heimliche Hauptstadt Sibiriens hin zur Mündung des Om [russ. Om'] in den Irtysch sowie zu den Resten der ehemaligen Festungsanlage. Wir sahen auch das Dostojewski-Denkmal und erfuhren eine Menge zum Thema Verbannung nach Sibirien. Omsk hat ein schönes Theater und geschmackvoll restaurierte Kaufmannshäuser.
Aber wir hatten ja den Plan, bereits gegen Mittag die Weiterreise anzutreten. So brachte uns der Bus zum Bahnhof, und wir starteten eine weitere Tour mit der Transsibirischen Eisenbahn. Sie sollte uns auf der ca. 625 km langen Fahrt vom Irtysch an den Ob bringen, nach Nowosibirsk. Es ging durch die endlosen, flachen Weiten Westsibiriens. Wir wissen, dass im Zuge der großen russischen Kolonisierungsphase im 17. und 18. Jh. zahlreiche Orte und Forts an den sibirischen Flüssen dieses Gebietes entstanden sind.
Im Speisewagen wurde uns ein schmackhaftes Mittagessen serviert. Danach legten wir eine kleine Pause ein, bevor wir am Abend in Nowosibirsk eintrafen. Nach einem späten Abendessen im Hotel verschwanden wir in unseren Zimmern, zufrieden auch mit diesem Tag.

9. Tag: Montag, 02.09.2019 – Nowosibirsk [russ. Novosibirsk, bis 1925 Nowonikolajewsk, russ. Novonikolaevsk]

Nowosibirsk, unsere heutige Station, ist die jüngste der sibirischen Metropolen. Ihre architektonische Prägung erfolgte zu Sowjetzeiten, insbesondere in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Nach dem Frühstück erwartete uns unsere örtliche Reiseführerin Anna und los ging es mit dem Besichtigungsprogramm. Zunächst gab es Informationen zu Geschichte und Gegenwart dieser modernen und sehr jungen Stadt, in der inzwischen mehr als anderthalb Millionen Menschen leben. Fabriken, Hochschulen, Forschungsinstitute sind hier zu Hause. In der Nähe von Nowosibirsk befindet sich das bekannte Akademiestädtchen Akademgorodok.
Nach einer ausführlichen Stadtrundfahrt mit Ausstiegen u.a. am Ufer des Ob, an der Oper und am Leninplatz, fuhren wir zum großen Zentralmarkt, dem größten Markt Sibiriens. Das war ein Gewimmel! Das Angebot dieses Marktes ist stark durch Anbieter aus Mittelasien geprägt, für uns eine einzige Faszination, und zwar das Angebot der Waren wie auch die Kleidung der Händler! Wir kauften Gewürze, Honig, Obst. Natürlich war es auch möglich, das alles zu verkosten. Von hier ging es nun mit dem Bus zum Flusshafen am Ob, denn wir wollten eine kleine Tour mit einem Ausflugsboot unternehmen. Wir sahen unterwegs die zahlreichen Brücken der Stadt, bestaunten den Bauboom und genossen einfach die schöne Fahrt bei gutem Wetter. Die Blätter zeigten teilweise schon eine leichte herbstliche Färbung. Nun stand noch das Museum der Birkenrinde auf unserem Programm, eine Rarität. Hier kann man einzigartige sibirische Schnitzkunst bewundern. Eigentlich hat das Museum montags geschlossen, aber für uns wurde eine Ausnahme gemacht. Alles wurde uns genau erklärt. Zurück mit dem Bus am Hotel, nutzten wir die verbleibende Zeit bis zum Abendessen für einen kleinen individuellen Bummel und für ein paar Einkäufe. Nach dem Abendessen mit typisch sibirischen Spezialitäten war dann noch etwas Zeit. Anschließend fuhren wir mit dem Bus zum Nachtzug, der uns nach Krasnojarsk bringen sollte.

10. Tag: Dienstag, 03.09.2019 – Mit der Transsib vom Ob [russ. Ob'] an den Jenissej [russ. Enisej] und zum Krasnojarsker Wasserkraftwerk

Nach ca. zehnstündiger Bahnfahrt durch die sibirische Taiga trafen wir gegen Mittag in Krasnojarsk ein. Unsere Koffer wurden ausgeladen und im Bus verstaut, und schon begann unsere Besichtigung. Zuvor wartete noch ein schmackhaftes Mittagessen auf uns. Frisch gestärkt, ging es dann los. Unsere örtliche Reiseleiterin Anna erklärte uns alles ganz genau, so auch die Geschichte und Gegenwart der Stadt. Krasnojarsk gehört zu den sich wirtschaftlich besonders rasant entwickelnden Städten Russlands. In der hügeligen sibirischen Flusslandschaft wurden seit 1938 wichtige Industrien und eine Million Menschen angesiedelt. Wir fuhren entlang des Jenissej durch gebirgige Landschaft und erreichten das 30 km südlich von Krasnojarsk bei Diwnogorsk [russ. Divnogorsk] gelegene Kraftwerk mit seinem mehr als Tausend Meter langen Staudamm.
Zur Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung wurde dieses gegenwärtig zweitgrößte Wasserkraftwerk Russlands im Jahre 1967 in Betrieb genommen. Auf dem Stausee des Jenissej oberhalb des Kraftwerksdamms unternahmen wir eine Bootsfahrt. Das Wetter war genau richtig für eine solche Unternehmung. Wir genossen diese schöne Tour, die wunderbare Landschaft, die Ruhe in der Natur, das sonnige Wetter. Das ist Erholung pur!
Auf dem Rückweg hielten wir noch unterhalb der riesigen Staumauer an und sahen dann auch das Zar-Fisch-Denkmal, von welchem aus man einen herrlichen Blick ins Tal hat.
Am Abend fuhren wir zu unserem Hotel im Stadtzentrum, wo im nahen Restaurant schon ein schmackhaftes Abendessen auf uns wartete.

11. Tag: Mittwoch, 04.09.2019 – Krasnojarsk [russ. Krasnojarsk] – weiter mit der Transsib durch Sibiriens Weiten

Am Vormittag stand dann eine Stadtrundfahrt auf unserem Programm. Anna zeigte uns u.a. die Philharmonie und die Oper, vor allem aber die schönen Jugendstil-Gebäude im Zentrum. Auch die älteste Apotheke der Stadt besuchten wir. Unterwegs sprachen wir über Literaten und andere Künstler, die sich in der Stadt aufgehalten hatten und auch mit entsprechenden Denkmälern verewigt waren.
Aber noch am späten Vormittag stiegen wir erneut in einen Wagen der Transsibirischen Eisenbahn, um nun mit gut Tausend Kilometern ein weiteres Stück Sibiriens zu durchqueren.
Die Reise ging durch die anmutige Gebirgslandschaft der sibirischen Taiga. Hier wechseln sich endlose Wälder mit kleinen Siedlungen ab. Das Reisen mit diesen Schlafwagen-Zügen war uns inzwischen eine ziemlich vertraute Sache geworden. Immer wieder kamen wir mit Mitreisenden ins Gespräch und stellten fest, dass noch weitere Gruppen und auch Einzelreisende aus Mitteleuropa, so der Slowakei, auch aus Belgien oder auch aus dem fernen Australien sich den Traum einer Reise mit der Transsib erfüllten. Insgesamt ist es in den Vierer-Schlafwagen-Abteilen der Transsib ein sehr entspanntes und bequemes Reisen. Wir genossen die Fahrt. Der große russische Dichter Anton Tschechow [russ. Cechov] hat da seinerzeit ganz andere Erfahrungen gemacht, denn er schrieb zu einer Zeit, als es die Transsibirische Eisenbahn noch gar nicht gab, und die Menschen mit der Kutsche reisten: „Die sibirische Poststraße ist die längste, und mir scheint, auch die hässlichste Straße auf der ganzen Welt."
Immer wieder sahen wir nicht enden wollende Güterzüge, oft voll beladen mit Holz. Wenn der Zug hielt, gingen wir hinaus auf den Bahnsteig. Unsere Schlafwagenschaffnerin hatte uns dabei im Blick und forderte uns rechtzeitig vor der Weiterfahrt auf, zurück in den Waggon zu gehen.
Am Abend passierten wir Taischet [russ. Tajšet], den westlichen Ausgangspunkt der Baikal-Amur-Magistrale (BAM). Alles große Namen, die wir bisher lediglich aus Presse und Fernsehen kannten. Und nun waren wir plötzlich hier, leibhaftig und ganz real! Manchmal konnten wir es wirklich kaum glauben.

12. Tag: Donnerstag, 05.09.2019 – Irkutsk [russ. Irkutsk]

Nun erwartet uns Irkutsk, die Großstadt an der Angara. Am frühen Vormittag kamen wir an, wurden von unserer Reiseleiterin Natalja am Bahnhof begrüßt und fuhren mit dem Bus gleich zu einem nahen Hotel, wo wir uns ein Frühstück schmecken ließen. Nach dieser kleinen Verschnaufpause gingen wir auf eine Stadtrundfahrt im „Paris Sibiriens", dessen intellektuelles Leben Mitte des 19. Jh. wesentlich durch die Dekabristen, die hierher verbannt worden waren, geprägt wurde. Natalja besuchte mit uns auch das Wohnhaus der bekannten Dekabristenfamilie Wolkonski [russ. Volkonskij] und erklärte uns Geschichte und Politik der Zeit des Dekabristen-Aufstandes in Russland ganz genau.
Vorher hatten wir schon schön restaurierte Kirchen, auch ein inzwischen wieder aktives Kloster gesehen. Auf dem Gelände des Klosters befinden sich die Grabstätten einiger Ehefrauen von Dekabristen, die ihren Männern freiwillig in die Verbannung nach Sibirien gefolgt waren. Dann besuchten wir den Platz mit dem Denkmal für Alexander III., den Initiator für den Bau der Transsib. Und immer wieder boten uns die schönen russischen Holzhäuser mit ihren reichen Schnitzereien willkommene Fotomotive.
Nach dem Mittagessen genossen wir etwas Freizeit, bevor dann in unserem schönen Hotel das Abendessen serviert wurde.

13. Tag: Freitag, 06.09.2019 – Der Baikalsee – die Perle Sibiriens

Heute ist es endlich soweit! Nun sollen wir den Baikalsee kennen lernen. Wir sind gespannt! Wir werden drei Nächte in Listwjanka [russ. Listvjanka] verbringen, direkt am Baikal. Das finden wir großartig!
Der Baikalsee, die „Perle Sibiriens", ist wirklich ohne jeden Vergleich! Er ist mit 1.637 m der tiefste Binnensee der Erde und enthält ca. 20% aller Süßwasservorräte der Erde. Das Wasser ist klar und besitzt Trinkwasserqualität. Das alles und noch viel mehr erfahren wir von Natalja, unserer klugen und tüchtigen Reiseleiterin aus Irkutsk.
Zunächst lernten wir das Freilichtmuseum in Talcy [russ. Tal'cy] kennen. Hier, im Museumskomplex bewunderten wir zahlreiche Bauwerke der sibirischen Holzarchitektur, die in der Region vor den Flutungen beim Bau von Stauseen gerettet wurden. Neben alten Bauerngehöften sehen wir auch burjatische Jurten. Sogar eine kleine Gesangseinlage gibt es in einer Holzkirche für uns. Natalja führt uns herum und erklärt alles, macht immer wieder auf Details aufmerksam. Dann bummeln wir noch ein wenig durch die schöne Anlage, machen Fotos, betrachten auch Souvenirs.
Anschließend fahren wir weiter und verbringen Zeit in Listwjanka, dem Tor zum Baikalsee und unserem Übernachtungsort. Hier gibt es einen Fischmarkt, auf dem man frisch geräucherten Fisch aus dem Baikal verkosten kann. Da sind wir natürlich dabei. Dies ist gleichzeitig unsere Mittagspause.
Anschließend genießen wir bei einem Spaziergang zum Tscherski-Gebirge [russ. chrebet bzw. cepi Cerskogo, jak. Cerskej chaj'ata bzw. chaj'alara] den Blick auf den Baikalsee und die ausströmende Angara! Flott ging es mit dem Sessellift hinauf und wieder herunter. Bei schönem Wetter machte der kleine Spaziergang doppelt Spaß.
Letzter Programmpunkt für heute war nun noch die Nikolai-Kirche in Listwjanka, bevor wir mit dem Bus unser Quartier ansteuerten. Eine kleine Verschnaufpause, und schon wartete das Abendessen auf uns.

14. Tag: Sonnabend, 07.09.2019 – Mit der Baikalbahn unterwegs am Baikal [russ. Bajkal]–see [burj. Dalaj]

Heute haben wir einen ganz besonderen Höhepunkt im Programm: eine Fahrt mit dem Baikal-Express [russ. Krugobajkalskij ekspress]. Der Bus holt uns in Listwjanka ab, denn der Zug startet in Irkutsk. Dieser Express ist eigentlich ein regionaler Ausflugszug, den auch die Irkutsker gern nutzen, um an ihr „Meer" zu gelangen. Nach reichlich zwei Stunden abwechslungsreicher Fahrt, u.a. über einen Bergpass, haben wir dann den Baikalsee am Südufer in Sljudjanka erreicht. Eine kurze Besichtigung des Bahnhofs, schon geht es weiter, entlang der alten Baikal-Bahnstrecke mit einer einmaligen Aussicht auf den See. Entlang der 80 km langen Bahnstrecke hält der Zug mehrfach, auch für längere Zeit. Das finden wir besonders gut, denn so ist genügend Zeit für Fotos, auch für ein schmackhaftes Mittagessen und für die ganz Mutigen unter uns natürlich für ein Bad im Baikalsee. Es ist ein wirklich einzigartiger, ganz besonderer Tag für uns, einfach unvergesslich! Die Fahrt auf der mehr als hundertjährigen Bahnstrecke zwischen Baikalsee und Gebirge führt durch 39 Tunnel. Gezogen wird der Zug von einer Dampflok, die mitunter ganz schön schnauft. Und Benno aus unserer Gruppe durfte zu seinem allergrößten Vergnügen sogar ein Stück auf der Lok mitfahren und das Signal einmal kräftig ziehen. So kamen heute wirklich alle auf ihre Kosten!
Am Abend kommen wir dann in Port Baikal [russ. Port Bajkal] an. Mit einer Fähre setzen wir über die Angara nach Listwjanka. Beim Abendessen gibt es dann nur ein einziges Thema: die heutigen Erlebnisse am Baikal. Aber wir haben ja hier noch einen weiteren Tag im Programm, zum Glück, denn das sibirische Meer hat es uns wirklich angetan!

15. Tag: Sonntag, 08.09.2019 – Schifffahrt auf dem Baikal [russ. Bajkal, burj. Dalaj]

Für den heutigen Tag haben wir eine Bootspartie geplant. Wir kreuzen quasi auf dem Baikalsee, für uns eine wirklich nicht alltägliche Unternehmung! Zunächst fahren wir mit dem Bus vom Hotel zum Schiffsanleger, dann geht es mit dem Motorschiff hinaus und weiter bis zur Siedlung Bolschije Koty [russ. Bol'šie Koty]. Übrigens ist der Ort nur zu Fuß oder per Schiff zu erreichen, im Winter mit dem Auto auch über den zugefrorenen Baikalsee. Natalja erklärt uns in bewährter Weise alles auf unserem Spaziergang entlang des Sees und dann durchs Dorf. Wir treffen Dorfbewohner, kehren kurz im kleinen Laden ein, wo die Besitzerin ihre frischen und äußerst schmackhaften Backwaren anbietet. Da greifen wir natürlich zu und sind begeistert. Ein Bauer treibt gerade seine Pferde, die uns gleich beschnuppern, auf die Weide. Es ist hier wirklich sehr, sehr schön! Auch mit dem Wetter haben wir Glück. Die Sonne scheint, aber der Wind bläst ganz schön kräftig. Wir denken an den hier verbreiteten, aber natürlich viel kräftigeren Wind mit dem Namen Barguzin, der auch im bekannten Baikal-Lied vorkommt. In einer Datscha bewirtet uns die Gastgeberin Tatjana mit sibirischen Speisen. Ihr Mann führt uns voller Stolz durch das schöne Anwesen, welches er selbst angelegt und gestaltet hat. Gleich treten wir mit ihm in Erfahrungsaustausch zu Themen wie Haus und Garten.
Am Nachmittag kommen wir dann wieder zurück nach Listwjanka, bummeln noch ein wenig durch den Ort oder genießen einfach die Nachmittagssonne in unserer am Hang schön gelegenen Hotelanlage. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf den Baikalsee.
Die Stimmung ist großartig, aber schon ein wenig wehmütig, denn für einen Teil der Gruppe kommt morgen der Abschied von dieser wunderbaren Reise. Der andere Teil reist weiter nach Burjatien.

16. Tag: Montag, 09.09.2019 – Heimreise oder weiter nach Burjatien

Ganz früh am Morgen werden die Gäste, die nun nach Hause fliegen, mit dem Bus zum Flughafen von Irkutsk gebracht. Natalja begleitet sie dorthin. Zuvor haben wir die Adressen ausgetauscht, denn wir wollen in Verbindung bleiben, uns gegenseitig Fotos schicken usw., am liebsten wieder zusammen verreisen.
Die Gäste, die weiter nach Burjatien reisen, können am Vormittag noch etwas in Listwjanka unternehmen. Man kann hier schön wandern. Das sonnige Wetter lädt regelrecht dazu ein. Und ein nochmaliges Bad im Baikalsee ist auch gut möglich.
Am frühen Nachmittag bringt uns der Bus dann nach Irkutsk, wo wir vor der abendlichen Abreise noch etwas freie Zeit genießen können. Nach dem Abendessen müssen wir aber dann leider, leider Abschied nehmen von Irkutsk, auch vom Baikal, an dem wir drei wunderbare Tage verbringen konnten. Anschließend starten wir zur letzten Bahnfahrt mit der Transsib, die uns inzwischen ganz und gar vertraut ist. Unser Ziel ist Ulan-Ude, auf das wir nun schon ganz gespannt sind.

17. Tag: Dienstag, 10.09.2019 – mit der Transsib nach Ulan–Ude [russ. Ulan Ude, burjat. Ulaan–Üde], ursprünglich eine Festung mit dem Namen Werchnjeudinsk [russ. Verchneudinsk bis 1934] und Ausflug ins buddhistische Kloster Iwolginsk [russ., burjat. Ivolginsk] und weiter zu den Altgläubigen nach Tarbagatai [russ., burjat. Tarbagataj]

Am frühen Morgen kommen wir mit dem Zug in Ulan-Ude an, in der Hauptstadt Burjatiens. Auch hier werden wir, wie schon gewohnt, von einer örtlichen Reiseleiterin in Empfang genommen. Sie heißt Larissa. Wir fahren in unser Hotel und stärken uns bei einem schmackhaften Frühstück, haben auch eine kleine Erfrischungspause. Nun sind wir bereit für das Programm und natürlich alle ganz gespannt auf Ulan-Ude, den letzten Aufenthaltsort unserer großen Reise mit der Transsib. Zeitunterschiede interessieren uns längst nicht mehr. Wir sind eben echte Reise- und Transsib-Profis.
Hier sind wir nun in einem Gebiet, das sich von den gerade eben bereisten Regionen Russlands stark unterscheidet, und zwar landschaftlich, kulturell, religiös, kulinarisch und auch sprachlich.
Heute stehen mehrere Ausflüge auf unserem Programm. Mit dem Kleinbus starten wir am Hotel. Gleich beginnt Larissa mit ihren Ausführungen, spricht über Geschichte und Gegenwart der Stadt und des Umlandes, in welchem wir nun unterwegs sind. Zunächst besuchen wir das Kloster Iwolginsk [russ., burjat. Ivolginsk], das zentrale Heiligtum des Buddhismus in Russland. Hier leben Mönche und auch Studenten der buddhistischen Universität. Larissa erklärt uns, wie man sich hier verhält, denn für einige von uns ist dies Neuland. Wir sehen mehrere Tempel, drehen eifrig an den überall stehenden und ganz verschieden aussehenden Gebetsmühlen, natürlich in die richtige Richtung. Bestaunen auch die weiß getünchten, pyramidenartigen buddhistischen Kultstätten. Das Wetter ist richtiges Fotowetter. Was wollen wir mehr?! Und es ist für uns hier auch eine Lehrstunde in Grundlagen des Buddhismus. Vieles ist neu für uns, anderes schon bekannt. Reisen bildet eben! Immer wieder macht Larissa auf die große Toleranz dieser Religion aufmerksam. Das gefällt uns sowieso, entspricht genau auch unseren Ansichten.
Aber wir haben für den heutigen Tag noch mehr auf dem Programm und fahren weiter. Die Landschaft zieht uns völlig in ihren Bann, auch die Bauweise der Häuser. Es sind von hier nur noch 200 km bis zur mongolischen Grenze, betont Larissa, die uns auch über die schwierigen klimatischen Verhältnisse der Region aufklärt.
Wir sehen nun die landschaftlich reizvollen Omulewka-Hügel, von denen sich ein herrlicher Ausblick auf den Fluss Selenga [russ. Selenga, burjat. Selenge] bietet, weiter nach Tarbagatai. In diesem Dorf leben die Altgläubigen, über die wir schon unterwegs etwas erfahren hatten. Larissa erklärt uns die Besonderheiten der religiösen Riten der Altgläubigen. In der russischen Kirche gab es in der Mitte des 18. Jh. eine Spaltung. Als Ergebnis gab es dann zwei Gruppen: die Altgläubigen und die Anhänger der heutigen russisch-orthodoxen Kirche.
Hier, in Tarbagatai erfahren wir allerhand über vergangene Zeiten, bekommen einen Einblick in die frühere Lebensweise der Menschen in diesem Gebiet, lernen auch etwas über Riten und Bräuche, auch über die Gesänge und die Sangesfreude der Altgläubigen. Schnell werden wir in Gesang und Tanz einbezogen, und Malgorzata und Helmut aus unserer Gruppe werden sogar auf traditionelle Art und Weise verheiratet. Davor erleben wir jedoch noch eine typische Brautwerbung.
Wir sind hier übrigens ein ganzes Stück auf der langen Straße Nr. 55 unterwegs. Sie führt von Moskau bis nach Wladiwostok.
Zurück von der erlebnisreichen Tour, machen wir noch eine Rundfahrt mit anschließendem Rundgang durch Ulan-Ude. Diese Stadt ist in ihrem Aussehen ziemlich stark durch den Sozialismus geprägt. Das hatten wir in unserer Reiseliteratur schon erfahren, und Larissa sagt das auch. Wir sehen den bombastischen, 42 Tonnen schweren Leninkopf, die größte Porträtbüste der Welt. Aus Granit ist allerdings nur der Sockel, nicht der Kopf selbst, wie es oft fälschlich in der Reiseliteratur zu lesen ist. Wir wissen es nun besser: Der Kopf ist aus Bronze. Aber die Stadt bietet natürlich noch viel mehr: So bewundern wir die burjatische Nationaloper, daneben die neue Bibliothek, auch den wieder errichteten Triumphbogen mit dem ursprünglichen Namen des Ortes darauf, die alten, großen und kleinen Handelsreihen. Die Hodigitreja-Kathedrale besuchen wir dann zum Schluss.
Da haben wir während des Abendessens in unserem Hotel genügend Gesprächsstoff. Und natürlich freuen wir uns schon auf das morgige Programm. Das Wetter soll gut bleiben, verspricht Larissa noch beim Abschied.

18. Tag: Mittwoch, 11.09.2019 – Ulan–Ude [russ. Ulan Ude, burjat. Ulaan–Üde], das ethnografische Freilichtmuseum und Besuch in einem burjatischen Dorf

Heute besuchen wir das ethnografische Freilichtmuseum am Stadtrand von Ulan-Ude. Es ist den verschiedenen in Transbaikalien ansässigen ethnischen Gruppen gewidmet. Wieder erklärt Larissa alles ganz genau. Bei unserem gemeinsamen Spaziergang erfahren wir viel aus der frühesten Geschichte der heutigen Burjaten. Die Anlage des Museums ist wirklich sehr schön! Aber die Zeit fliegt schnell dahin beim Besichtigen von Jurten, Booten und Häusern. Immer wieder kommen wir auch auf ganz unterschiedliche Themen des alltäglichen Lebens zu sprechen.
Nun erwartet uns ein weiterer Programmpunkt, auf den wir ebenfalls schon gespannt sind: Der Besuch bei einer burjatischen Familie. Schnell sind wir im Dorf angekommen, wo uns die Gastgeberin am Tor zum Gehöft begrüßt, natürlich in einer sehr schönen Tracht und mit einer Schale Tee. Wir machen uns bekannt, dann lernen wir den Aufbau einer Jurte kennen und versuchen es gleich selbst unter den kritischen Augen der Gastgeberin. Dann kommen interessante Spiele der Burjaten an die Reihe. Da muss man ganz schön geschickt und fingerfertig sein! Danach helfen wir bei der Zubereitung des Mittagessens und bereiten selbst Teigtaschen zu. Natürlich sind wir nicht so geschickt wie unsere Gastgeberin, aber wir strengen uns an. Anschließend gibt es beim schmackhaften Essen Trinksprüche. Es ist ein wunderbarer Nachmittag, an welchem wir viel lernen und einen guten Einblick in das Leben der Burjaten auf dem Lande bekommen. Aber die Zeit steht auch an diesem kurzweiligen Nachmittag nicht still. Wir verabschieden uns und fahren zurück nach Ulan-Ude, wo wir einen Abschiedsbummel durch diese schöne Stadt planen. Das Wetter ist uns wirklich hold. Naja, wenn Engel reisen!

19. Tag: Donnerstag, 12.09.2019 – Heimreise

Am frühen Morgen heißt es leider Abschied nehmen, von einer einzigartigen Reise in uns nun vertraut gewordene Regionen Russlands. Es kommt der Abschied von Sibirien. Nach dem Frühstück bringt uns der Bus zum Flughafen von Ulan-Ude.
Während des Fluges sind unsere Gedanken sowieso bei der Reise, bei den Weiten Sibiriens, die wir uns nun viel besser vorstellen können, denn wir haben sie gesehen. Hier hatten wir eine wunderbare, einmalige und unvergessliche Zeit! So wollen wir die Gedanken an diese Eindrücke unbedingt festhalten.Der Zeitunterschied zwischen Sibirien und Deutschland hatte sich für uns während der Reise Stück für Stück vergrößert. Nun bekommen wir diese Stunden zurück. So waren wir am Nachmittag schon wieder auf heimischem Boden angekommen. Zunächst flogen wir bis Moskau, dann zu unseren Zielflughäfen Berlin und Frankfurt.
Es bleiben wunderbare Eindrücke einer wirklich ganz besonderen Reise, die uns von Moskau hinter den Ural und dann weiter mit der Transsibirischen Eisenbahn bis zum Baikalsee und noch weiter nach Burjatien gebracht hat. Auf diesem Weg haben sich uns unendlich viele Sehenswürdigkeiten aller Art geboten und immer wieder auch interessante Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Gesprächspartnern und zu sehr verschiedenen Themen, nicht nur der großen Politik, sondern auch des Alltags.
Meinen Bericht möchte ich nicht schließen, ohne Euch allen, die Ihr Lust hattet, mit mir auf diese wunderbare Tour zu gehen, sehr herzlich zu danken: für die große Interessiertheit und Aufgeschlossenheit in jeder Hinsicht, vor allem aber für die wunderbare Zusammenarbeit, für Euren ganz persönlichen Beitrag zum Gelingen des sehr schönen, optimal gestalteten Programms.
Gern erinnere ich mich an die Gespräche während unserer gemeinsamen Reise mit der Transsib von Moskau durch Sibirien bis nach Ulan-Ude.
Euch alles, alles Gute, Gesundheit vor allen Dingen und Energie für viele schöne Reisen, auf denen wir uns dann ganz bestimmt bald erneut begegnen.
Eure Inge

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