Reisebericht: Rundreise Süd– und Ostschottland mit den Shetland–Inseln

25.06. – 06.07.2013, 12 Tage Rundreise mit Bus: Hadrianswall – Dumfries – Alloway – Ayr – Whisky–Highlands – Shetland–Inseln – Aberdeen – Dundee – St. Andrews – Dunfermline – Edinburgh – Rosslyn – Melrose


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Von Dumfries zum Culzean Castle, zur Insel Arran und durch das Kingdom of Fife nach St. Andrews und Dundee. Von Aberdeen zur Rundfahrt auf den Shetland-Inseln und zurück durch Grampians und Trossachs nach Edinburgh, zur Roslyn Chapel und zu den Border-Abbeys nach Melrose und Jedburgh.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

... Zur Einführung:

Shetlands - Borders -Kingdom of Fife - das sind Schlagworte die eine Route bezeichnen,  die sonst oft in Schottland kaum beachtet wird. Dabei sind die Grenzgebiete „Borders" mit ihren Abteien, die herrliche südschottische Küstenlandschaft und das historische Fife, einst Zentrum des neugegründeten Schottenstaates, sehr wohl eine Reise wert, die den Schottlandkenner ebenso begeistert wie den den, der das erste Mal seinen Fuß in dieses Land setzt. Ein Highlight sind die im „hohen Norden" Schottlands liegenden windumtosten Shetland Inseln, deren rauhe Schönheit und Urwüchsigkeit jeden in ihren Bann ziehen. Abgerundet durch den Besuch der Trossachs und der Hauptstadt Edinburgh verbindet diese Reise Kultur, Natur und schottische Geschichte zu einem Erlebnis, das aufs Beste die übrigen Schottlandreisen in unserem Eberhardt-Programm ergänzt.
Folgen Sie mir - mit einer kleinen aber feinen Reisegruppe - auf  die erste Tour dieser Art vom 25. Juni bis 6. Juli 2013.

1. Tag, Dienstag, 25. Juni 2013:

Drei Uhr morgens ist echt früh für den Start einer Reise! Durch dichten Regen kämpften wir uns über Deutschlands Autobahnen, denn da unsere Fähre in Amsterdam - Ijmuiden schon recht früh, wollten wir - Staugefahren vermutend - rechtzeitig losfahren. Es erwies sich als richtig, denn da wir - allen Stau-Unkereien zum Trotz - überall rasch durchkamen, konnten wir im schönen Wetter der Niederlande als „Richtig Reisen!"- Extra zwei Stunden Bummel in der holländischen Hauptstadt Amsterdam anbieten.
Pünktlich waren wir dann am Fähranleger in Ijmuiden, konnten sofort einchecken und waren im Nu auf dem Fährschiff „Princess Seaways". Zwei Schiffe der Fährgesellschaft DFDS bedienen die Strecke Amsterdam - Newcastle und beide sind bequem ausgestattet und bieten ein hervorragendes Schlemmerbuffet zum Abendessen. Zwar sind die komfortablen Kabinen nicht allzu groß, aber wir waren darauf vorbereitet: denn wie sogar in unserem Katalog als Hinweis ausgeschrieben, hatten alle Mitreisenden kleines „Fährgepäck" vorbereitet, um möglichst bequeme Unterbringung zu erleben.

2. Tag, Mittwoch, 26.Juni 2013:

Wieder einmal hatte die Fähre etwa zwei Stunden Verspätung -angeblich durch technische Probleme. Nach dem Auschecken musste unsere Gruppe warten, denn die Busse wurden zuletzt von Bord gelassen und wir konnten erst gegen 10.00 Uhr englischer Zeit losfahren. . Dem Programm konnte das nicht so sehr schaden, denn wir hatten heute keine festen Tedrmine. Zunächst durchquerten wir Newcastle-upon-Tyne und da der Berufsverkehr schon vorbei war, ging dies ohne Stau. Es folgte der herrliche Weg zunächst in Richtung Westen und dann entlang dem Hadrianswall. Nachdem die Römer im 2. Jh. N.Chr. ihren weit nach Norden vorgeschobenen Antoniuswall hatten aufgeben müssen, wurde jener bekannte römische Grenzwall im 2. Jahrhundert n.Chr. unter Kaiser Hadrian errichtet - an der Nordgrenze der britischen Provinz zum Schutz des Römischen Reiches gegen die „Barbaren". Mehrere befestigte Heerlager hatte das römische Militär längs dieser Nordgrenze des Reiches errichtet und eines davon, Chester Fort, das für die interessanten ergrabenen Reste bekannt ist, konnten wir besichtigen. Nicht nur Reiste eines Badehauses, sondern noch gut erhaltene Grundmauern ehemaliger Kasernen und Toranlagen gibt es hier.
Dann ging es weiter in Richtung Schottland, wo der Grenzort  Gretna Green für seine Tradition der „Hochzeiten auf dem Amboss" bekannt ist. Diese ungewöhnliche Art zu heiraten - sogenannte „Mock-weddings" - wurde hier in der alten Schmiede praktiziert, wo Paare in Schottland ohne Einwilligung der Eltern und in sehr jungen Jahren sich trauen. Lassen konnten.
Auf dem Weg zum Tagesziel Dumfries konnten wir wieder ein „Richtig Reisen"-Extra einbauen: Der kleine Ort Ruthwell, abseits von den befahrenen Touristenrouten, beherbergt in seinem Kirchlein einen sehr seltenen und besonderen Schatz. Reichverziert steht das  Ruthwell Cross aus dem 7.ahrhundert in der Kirche, mit Ornamentik und biblischen Bilddarstellungen geschmückt. Das ist angelsächsische Kreuz weist darüber hinaus sowohl lateinische als auch Runen-Inschriften auf.
Dumfries, Hauptort der Grafschaft Dumfries und Galloway, liegt malerisch am Flüsschen Nith. Bei herrlichem Wetter machte ich mit unseren Gästen eine kleine Stadtführung - vom Nith-Ufer über den Robert-Burns-Platz durch die Innenstadt bis zum Sterbehaus des  Nationaldichters Robert Burns. Ganz „nebenbei" lernten wir dabei auch seine bevorzugten Pubs und sein weißes Mausoleum auf dem Friedhof der St.Michaels-Kirche kennen. Den Abend verbrachten wir im gemütlichen „Cairndale Hotel". 

3.Tag, Donnerstag, 27.Juni 2013:

Leider spielte heute das Wetter nicht so gut mit: Ab unserem ersten Fotostopp bei Cardoness Castle regnete es in Strömen und wurde erst nachmittags besser. Die südschottische Küstenszenerie in Galloway und Ayrshire ist wundervoll und selbst bei Regen und Nebel noch attraktiv. Die malerische Ruine von Carsluith Castle begeisterte die Gäste zuerst, aber auch die Felsenszenerien an der Küste zwischen Stranraer und Girvan waren faszinierend. Ein kurzer Rundgang zeigte uns Stranraer, den ehemaligen Fährhafen nach Nordirland und danach ein weiterer den Hafen- und Fischerort Girvan. Es folgte ein Fotostopp bei „Souther Johnnies Cottage" - in Kirkoswald steht neben einem legendären Pub das kleine, schilfgedeckte Häuschen eines der von Burns besungenen Legendenhelden Malerisch und in spektakulärer Lage auf den Klippen präsentierte sich  Culzean Castle. Der Regen hatte passenderweise aufgehört, so dass wir die Baukunst des Architekten Robert Adams im modern wirkenden Schloss und vor allem die herrlichen gepflegten Parkanlagen richtig würdigen konnten. Das Schloss ist inzwischen eine besondere Attraktion in Ayrshire, die das „Zeitalter der Eleganz" wiederspiegelt. Seine prächtigen Räume sind mit extra dafür gestalteten Möbeln versehen und seine Lage in wundervoller Küstenszenerie lässt die Besonderheit des Baues, umgeben von älteren Mauern, besonders eindrucksvoll hervortreten.
Später erreichten wir Alloway, einen Vorort unseres Tageszieles Ayr. Hier steht das Geburtshaus des schottischen Nationaldichters Robert Burns. Sein Cottage wurde zu einem hübschen Museum umgestaltet, von dem, der „Poetenweg" mit Darstellungen seines berühmtesten Werkes zum großen Burns-Zentrum führt. Nach dessen Besuch konnten wir noch die Original-Schauplätze des bekannten Versepos „Tam O' Shanter" sehen. Wer das Poem kennt, der kann sich bei der Besichtigung der alten Kirchenruine und der historischen „Brig o Doon" gut in die Handlung hineinversetzen. Am Abend fuhren wir dann ins Zentrum des Seestädtchens Ayr und bezogen hier unser bequemes Hotel. 

4.Tag, Freitag, 28. Juni 2013:

Unser heutiges Ziel war die Insel Arran, gelegen zwischen dem schottischen „Festland" und der Halbinsel Kintyre und mit 440 km²  ungefähr so groß wie die deutsche Urlaubsinsel Usedom. Oft nennt man Arran aufgrund seiner landschaftlichen Vielfalt auch „Schottland in Miniatur" - und wirklich findet man hier fast alle Landschaften, für die Schottland ansonsten bekannt ist. bezeichnet. Mit der Morgenfähre der schottischen Fährgesellschaft Caledonian McBrayne fuhren wir von Ardrossan (nördlich von Ayr) auf die Insel Arran und erreichten deren Hauptort Brodick am Vormittag nach etwa 50 Minuten Überfahrt. Arran ist tatsächlich vielfältig und ein wenig davon konnten wir zunächst im Museum of Arran Life erfahren. Dann legten wir einen Stopp am Souvenir-Besucherzentrum ein, wo man in einer Parfümerie und in einer Käserei hinter die Kulissen der jeweiligen Produktionsbetriebe sehen und die beliebten Produkte erwerben kann. Speziell der leckere Arran-Käse entwickelte sich zum „Renner". Weiter unterwegs nach Norden erreichten wir das kleine Dörfchen Corrie, einst ein riesiger Steinbruch, dessen Steine zum Bau zahlreicher Gebäude in Arran, Ayr und sogar Glasgow gedient haben. Derzeit wird Arran zum Ferienzentrum erweitert, was sich in Ansammlungen zahlreicher Ferienhäuser - oft erbaut aus älteren Gebäuden -niederschlägt.. Dann erreichten wir das Fischerdorf Lochranza. Eine malerischen Burgruine, einst Grafschaftssitz der Stewarts, bildete hier die Hauptattraktion und wurde - trotz echt miesen Wetters -von allen fotografiert. Nach Mittagspause mit „Würstchenservice" an Bord und einem Toilettenstopp ging es weiter an der romantischen Küste entlang. Neben mehreren Fotrostopps gab es noch einen Halt im Dorf Blackwaterfoot, auf dem Parkplatz neben dem größten Hotel der Insel. Dann durchquerten wir die Insel komplett und kehrten zurück zum Hauptort Brodick, von wo wir nach etwas Freizeit zum Bummeln - das Wetter war inzwischen trocken!  mit der Fähre aufs „Festland" und nach Ayr zurückfuhren. Nach dem Abendessen brachen noch die meisten Mitreisenden unserer Gruppe zu einem interessanten Pub auf, der originellerweise in einer alten Kirche untergebracht und sehr attraktiv und auch preiswert war. 

5.Tag, Samstag, 29.Juni 2013:

Wir hatten heute - bei besserem Wetter - etwas  mehr Strecke zurückzulegen. Von Ayr ging es nördlich und durch Schottlands größte Stadt Glasgow. über die historidch interessante und beeindruckende Kincardine Bridge zum uralten Städtchen Culross. Das alte Rathaus, der winzige Marktplatz mit dem „mercator cross" und dem "study" zeigen die schottische Idylle einer Kleinstadt aus dem 16. Jahrhundert. Kopfsteinpflaster, uralte Gebäude mit Staffelgiebeln und das Ambiente vergangener Jahrhunderte machen den Ort einzigartig.  Wir fuhren dann weiter nach Dunfermline, der alten schottischen Hauptstadt, deren Abtei die Grablege von über 20 Königen und Königinnen beherbergt. Eine unerhörte Raumwirkung hat die romanische Abtei, in die man nach dem Besuch des gotischen Anbaus der Kapelle der im 13. Jahrhundert heiliggesprochenen schottischen Königin Margarete gelangt. Wuchtige Säulen tragen den Obergaden, das Kennzeichen des Langhauses einer Basilika, als die die Abteikirche von Dunfermline einst gebaut wurde.  Das rosa verputzte Abtshaus in der Nähe und der nur noch mit einer Mauer erhaltene Königspalast tun ein Übriges, um Dunfermline zu einem spektakulären Kultur-und Urlaubsziel zu machen.
Danach besuchten wir St. Andrews, die traditionellste und historisch bedeutsamste der schottischen Universitätsstädte und gleichzeitig eine Hochburg des Golf. Zwar wurde er nicht unbedingt hier erfunden, wie viele behaupten, aber er wurde hier wiederentdeckt und trat von St. Andrews seinen Siegeszug durch die ganze Welt an. Aber dieser Sport hatte auf unsere Reise wenig Einfluss, denn uns ging es darum, vor allem die bedeutende Kathedrale zu sehen. Eindrucksvoll liegt ihre Ruine am Meer und direkt daneben ragt der begehbare Turm der St. Regulus-Kirche auf -als Rest eines Sakralbaues, in dem ursprünglich die Gebeine des Heiligen Andreas,  des schottischen Nationalheiligen, aufbewahrt wurden.
Als letztes Highlight des Tages erwartete uns noch der Besuch des Museums und des Schiffes RSS „Discovery", mit dem einst der schottische Polarforscher Robert Falcon Scott 1901 - 1904 zum Südpol gereist war - als schärfster Konkurrent des Norwegers Roals Amundsen. Danach erreichten wir unser Hotel am Stadtrand von Dundee. 

6.Tag, Sonntag, 30. Juni 2013:

Es war Sonntag und wir konnten ausschlafen! Da auch hier in Schottland „die Uhren anders" gehen, sind viele Sehenswürdigkeiten erst später geöffnet. Wir fuhren zunächst ins Zentrum von Dundee, wo in den Victoria Docks die Fregatte „Unicorn" vor Anker liegt, ein immer noch sehenswertes Kriegsschiff aus dem 19. Jahrhundert. Anschließend ging es zum Glamis Castle, einer der malerischsten Burgen Schottlands. Bei einer Führung lernten wir die wechselvolle Geschichte des Hauses kennen, in dem die Mutter der derzeitigen englischen Königin geboren wurde und erfuhren so manches Geheimnis aus früheren Zeiten.
Das nächste Ziel war Arbroath. Die „rote Stadt" - wegen ihrer Sandsteinbauten so genannt - birgt als Kleinod die Abtei von Arbroath. Im 11. Jahrhundert vom schottischen König gegründet und mit Tironenser-Mönchen aus Kelso besetzt, sind die Ruinen der Abtei noch heute ein überaus inspirierendes Kulturdenkmal. Abgesehen von den Aspekten als fotogene Ruine beherbergt das ehemalige Kloster auch die Ausstellung der „the declaration of Scottish Independence". Dieses unschätzbare Dokument wurde 1320 hier im Kloster ausgefertigt und an den damals in Avignon im Exil lebenden Papst geschickt, der daraufhin 1329 als unantastbare Autorität Schottlands Unabhängigkeit anerkannte, die der schottische König Robert I. (Robert the Bruce) mit dem Sieg in der Schlacht von Bannockburn 1314 erkämpft hatte.
Auf unserem weiteren Weg nach Aberdeen konnten wir noch einen Stopp im hübschen Städtchen Montrose einlegen und dort etwas bummeln, bevor wir pünktlich vor Fährabfahrt der Northlink Ferries im  Hafen von Aberdeen standen und auf dem kleinen aber komfortablen Fährschiff HMS „Hrossey" eincheckten. 

7.Tag, Montag, 1. Juli 2013:

Gemütlich war das Frühstück auf dem Fährschiff, ehe wir per Bus das südliche Mainland der Shetlands erkundeten. „Hauptland" ist der Name der über 100km langen Hauptinsel, neben der es noch fast 100 andere gibt, von denen insgesamt 19 bewohnt sind und es auf etwa 28.000 Einwohner bringen. Die Shetlands sind fast so etwas wie ein „Außenposten" Europas, bereits im Eismeer und kurz vor Island gelegen. Als erstes besuchten wir dide ehemalige Hauptstadt der Shetlands, Scalloway", deren alte Burg frei zugänglich und sehr fotogren ist. Sie ist der besterhaltene Wehrbau der Inselgruppe und mit er Geschichte von Earl Patrick Stuart verbunden, der als infamer Bösewicht gilt und 1615 - wiewohl verwandt mit der Königsfamilie - von der schottischen Justiz hingerichtet wurde. Anschließend gab es einen ungeplanten Besuch in Old Scatness. Hier werden seit 1995 Ausgrabungen gemacht und beachtliche prähistorische Reste freigelegt. Bei einer liebevollen Führung durch Museumswärter Chris erfuhren wir einiges über die Rundhäuser der Eisenzeit und der piktischen Ära Schottlands.
Das was aber alle als besonderen Höhepunkt empfanden, kam erst danach: während der Bus auf dem südlichsten Parkplatz der Shetlands stand, wanderten wir zu den Aussichtspunkten von Sumburgh Head. Hier kann man nicht nur tausende Seevögel nisten und brüten sehen, die fotogenen und putzigen Papageientaucher agieren hier in wenigen Metern Entfernung vom Betrachter. Alle von uns haben die hübschen Vögel und ihre teilweise sehr komischen Flugübungen beobachtet und konnten sich kaum trennen von diesen Vögeln, die man fast nirgends aus so kurzer Distanz beobachten kann.
Von den Vogelfelsen ging es weiter zum prähistorischen Jarlshof. Kein Geringerer als der berühmte schottische Historien-Autor Sir Walther Scott hat diesen Namen in seiner Novelle „Der Pirat" geprägt. Bauten aus mehreren aufeinanderfolgenden Epochen sind hier zu sehen - von bronzezeitlichen Rundhäusern über piktische und Wikingerbauten bis hin zu einem Wohnturm des späten 16. Jahrhunderts.
Um noch mehr von der herrlichen Shetland-Landschaft mitzubekommen, machten wir noch einen Fotostopp-Abstecher zur Bucht Grunting Voe, bevor wir in die Inselhauptstadt Lerwick zurückkehrten und ins etwas altmodische Grand Hotel eincheckten. 

8. Tag, Dienstag 2. Juli 2013:

Noch einmal war der ganze Tag den Shetland-Inseln gewidmet. Heute fuhren wir zunächst nach Norden, durch immer einsamer werdende Landschaften. Erster Stopp war in Marvis Grind, einer interessanten Landenge, über die die Hauptstraße ins nördliche Mainland - Nordmavine ist der Name der Halbinsel - führt. Hier ist der Atlantik, repräsentiert durch eine Meeresbucht, nur einen Steinwurf weit von der zur Nordsee gehörenden Bucht entfernt - nirgendwo in Europa liegen diese beiden Meere so dicht nebeneinander. Von hier ging es weiter nördlich zur Halbinsel Eshaness, die den wildesten Teil der Shetlands darstellt. Vorbei an einsamen Gehöften, Torfmooren und riesigen Koppeln mit Schafen und mit Shetland-Ponies gelangten wir erst einmal zum Tangwick Haa Museum. .Liebevoll stellt man hier ein Sammelsurium von Alltagsdingen der Shetlands aus, zusammen mit Fotos der Bewohner, der herrlichen Natur und der unglaublichen Landschaften der Inselgruppe.
North Mainland endet an der Halbinsel Eshaness, die sich in grandiosen Küstenlandschaften und Felsenszenarien verliert. Tosende weißlich-azurblaue Brandung stürzt sich auf die zerklüfteten roten Vulkanfelsen am Eshaness Head, die etwa 60 m über den Atlantik hinausragen und von einem 1929 von der berühmten Familie Stephenson erbauten Leuchtturm gekrönt sind. Unzählige Fotos haben wir von der mitreißenden Komposition aus zerklüfteten Uferfelsen gemacht, bevor wir bei Stenness noch einen Fotostopp am durchbrochenen Felsen der Insel Dore Holm einlegten. Die Gestalt eines trinkenden Pferdes soll die rote Insel darstellen, die von einem durch die Naturgewalten des Meeres geschaffenen natürlichen Bogen - oder Felsendurchbruch - beherrscht wird. Nach einem Stopp am kleinen Fährhafen von Toft, wo die reguläre Fähre als Verbindung nach Ulsta auf der Shetland-Insel Yell ablegt, kehrten wir nach Lerwick zurück. Hier hatten wir noch Gelegenheit zu ausgiebigem Spaziergang und Bummel durch die Inselhauptstadt, zum Beispiel durch das wehrhafte Artilleriefort Charlotte, das aus dem 17. Jahrhundert stammt, oder durch die Geschäfte der Fußgängerzone.
Abends schifften wir uns dann auf dem zweiten Schiff der Northlink-Ferry ein, der MV „Hjaltland". 

9.Tag, Mittwoch, 3. Juli 2013:

Pünktlich legte die Fähre im Hafen von Aberdeen an und wir bestiegen schon kurz nach 07.00 Uhr unseren Bus. Entlang dem Fluß Dee - der sogenannten „Royal Deeside" fuhren wir zunächst nach Ballater. Das kleine Städtchen wartet mit einem hübschen viktorianischen Bahnhof auf, obwohl die zugehörige Bahnstrecke längst stillgelegt ist. Dann ging es weiter in die Grampian Mountains, wo wir nach einem Fotostopp am Braemar Castle durch das Wintersportgebiet von Glenshee fuhren, um dann Edradour zu erreichen.
Schottlands kleinste Distillery stellt einen erlesenen Whisky her!. Während einer Führung machte man uns mit Lagerung und Herstellung des „uisghe beatha" vertraut. Dieser gälische Ausdruck bedeutet „Lebenswasser" und war natürlich der Ursprung des heutigen Wortes Whisky. Wir erfuhren einiges über die Methoden des Whiskybrennens und darüber, was dem beliebten Getränk letztlich den unverkennbaren Geschmack verleiht.
Nach dem Besuch der Brennerei folgte noch ein kleiner Abstecher mit etwas Freizeit in den Kurort Pitlochry und weiter ging es am Loch Tay vorbei bis zum Städtchen Killin, wo sich die reizvollen Dochart-Wasserfälle befinden. Nach einem Fotostopp hier setzten wir die Fahrt fort durch die Wälder, die zu den Trossachs gehören. Einst lebte hier Rob Roy, ein Gesetzloser, der in Schottland etwa den Ruf des englischen Robin Hood hat. Er ist auch eine bedeutende Romangestalt bei dem schottischen Nationaldichter Sir Walter Scott, und viele kennen die berühmte Verfilmung seiner Lebensgeschichte mit Liam Neeson. Im Herz der Trossachs liegt der glasklare See Loch Katrine. Er bildet den schönsten Teil jener Landschaft, die als eine der ersten schottischen Gegenden Touristen angezogen hatte. Hier ist auch der Schauplatz von Scotts Verserzählung „Lady of the Lake", einer der „Bestseller" im frühen 19. Jahrhundert, der tausende Besucher anlockte. Eine Dampferfahrt auf dem wundervoll gelegenen See, gleichzeitig das Trinkwasserreservoir von Glasgow, bildete den abschließenden Höhepunkt des Tages. Von zauberhafter Landschaft umgeben, konnten wir auf dem historischen Dampfschiff „Sir Walther Scott", das schon weit über hundert Jahre im Dienst ist, in toller Natur von Schottland träumen.  

10.Tag, Donnerstag, 4. Juli 2013:

Heute war die Besichtigung der schottischen Hauptstadt geplant. Die Stadtrundfahrt mit Stadtführerin Helen begann mit einer ausführlichen Tour durch die Neustadt. Dieser - größere! - Teil Edinburghs wurde im 18.Jahrhundert in georgianischem Stil erbaut, als die total überfüllte Altstadt mit ihren mangelnden Hygiene-Einrichtungen und unsicheren Hochhäusern erweitert werden musste. Es entstanden kleine und große Stadtpaläste mit d gusseisernen Balustraden vor den winzigen Balkonen und eisernen Gitterzäunen mit Fackellöschern und Stiefel-Abtretern rund um das Haus - charakteristisch für das Edinburgh des 18. Und 19. Jahrhunderts. Da es ausgiebig regnete, haben wir Fotos vor allem durch die Busfenster gemacht. Und weil gerade die britische Königin derzeit in Edinburgh weilte und vor Touristen geschützt werden musste, war dieses Mal leider kein Halt am Palast von Holyroodhouse möglich. Dieser ist nämlich neben Windsor und dem Schloss Balmoral nahe  Braemar in den Grampian Mountains eine der offiziellen königlichen Residenzen. So fuhren wir hier nur langsam vorbei und nahmen auf der Weiterfahrt den Blick auf das neue Parlamentsgebäude mit, bevor wir die „Royal Mile" erreichten. Diese Innenstadtstraße zieht sich längs durch Edinburghs Altstadt und verbindet den Holyroodhouse Palast und das Edinburgh Castle miteinander - angeblich soll sie wirklich genau eine Meile lang sein-  soll. Wir passierten viele „kleinere" Sehenswürdigkeiten wie die beliebte Hunde-Statue von „Greyfriars Bobby" oder das Standbild von Sherlock Holmes und erreichten dann - bei heftigem Regen - die Johnston Terrace gleich neben dem Aufgang zum Castle, wo der Bus parken konnte. Bei einer kleinen Führung durch die Burg (genau genommen noch heute Militärgelände) sahen wir die Mittagskanone neben den von Königin Victoria als „Dekoration" gespendeten Schiffskanonen und die verschiedenen Kasernen auf der Burg, sowie den ältesten Teil der Burg mit der Margarethen-Kapelle. Die Führung endete auf dem Platz vor dem Haus der Kronjuwelen - und wir hatten nun drei Stunden Freizeit für individuelles Kennenlernen der Burg und der Innenstadt von Edinburgh!
Danach gab es als weiteren Höhepunkt einen Besuch in der mit herrlichen Steinmetzarbeiten verzierten Kapelle von Roslyn. Wer Dan Browns Roman „Der da Vinci-Code" (deutsche Ausgabe unter dem Titel „Sakrileg") kennt, der kann sie sich als Aufbewahrungsort für den Heiligen Gral vorstellen. Auf jeden Fall ist die aus dem 15. Jahrhundert stammende Kapelle etwas ganz Besonderes - man sieht es an den Glasmalereien der Fenster ebenso wie an den Steinmetzarbeiten der Fensterrahmungen oder den Verzierungen der Säulen. Vom Dörfchen Roslyn aus war es nicht mehr weit zu unserem Hotel, das in einem Vorort von Peebles lag. 

11.Tag, Freitag, 05. Juli 2013:

Der heutige Tag sollte noch etwas zum Besichtigen enthalten, uns aber auch zum Hafen nach Newcastle zur Fähre führen, die uns in Richtung Heimat über die Nordsee bringen würde. Wir nahmen unseren Weg durch die schottischen „Borders" eine interessante hügelige Landschaft, deren kulturelle Höhepunkte unter anderem mehrere alte Abteien aus dem 12. Jahrhundert bilden. Heute sind sie als überaus malerische Ruinen erhalten, befinden sich auf einer Art historischen Abteienroute die zu den Lieblingsorten des bekannten schottischen Schriftstellers Sir Walther Scott gehört hatte. Deshalb und weil sowohl viele seiner Romane hier spielen und sein hier befindliches Wohnhaus Abbotsfort von ihm zum Adelssitz umgebaut worden war, nennt man die Region auch im Volksmund und in der Tourismuswerbung Scotts County". Noch ein anderer war von dieser Gegend begeistert,:der deutsche Dichter Theodor Fontane. Besonders Dryburgh und Melsose hatten es ihm angetan, und für letztere hatte er empfohlen: „... und willst Du des Zaubers sicher sein, dann besuche Melrose im Mondenschein". Wir hatten in der beeindruckenden Abtei jedenfalls Glück mit dem Wetter und konnten zahlreiche Fotos machen. Dann fuhren wir weiter nach Jedburgh. Ein kurzer Besuch in der hiesigen Wollmühle brachte noch Gelegenheit für ein letztes „Schottland-Souvenir-Shopping", da hier eine besonders große Auswahl an Whiskies, Kalendern Gebäck etc. das Ausgeben der letzten „Pfunde" erleichtert.  Höhepunkt jeden Aufenthaltes in Jedburgh ist aber die gewaltige Abteiruine. Wuchtig und trotz ihres Zustandes als Ruine stolz und vornehm steht sie über dem Fluß. Wir hatten auch hier genug Gelegenheit für Fotos und einen interessanten Rundgang und sogar noch für etwas Freizeit in der Jedburgher Altstadt mit altem Gefängnis, historischem Marktkreuz und einem  Haus, dem der Besuch der berühmten Schottenkönigin Maria Stuart zugeschrieben wird.
Danach brachte uns der Bus - mit einem kurzen eingefügten Fotostopp in „Carter Bar", wo englisch/schottische Grenzsteine stehen und sich auch heute wieder, wie so oft, ein Dudelsackspieler für ein Abschiedsständchen aufhielt - zum Fährterminal im englischen Newcastle upon Tyne. Nach kurzer Eincheck-Zeremonie konnten wir die „King Seaways" für die nächtliche Fahrt nach Amsterdam-Ijmuiden betreten, wo uns kurz darauf zum frühen Abendessen ein Schlemmerbuffet erwartete. 


12.Tag, Samstag, 06.Juli 2013:

Zwar war das Schiff pünktlich, aber nach dem Landgang unserer kleinen Gruppe mussten wir nach der Ankunft aus ladetechnischen Gründen auf dem Parkplatz vor der Fähre warten. Es dauerte über eine Stunde, bis das Schiffspersonal die Probleme mit der Laderampe gelöst hatten. Als vorletzter Bus lösten wir uns vom Fährparkplatz. Die Fahrt nach Hause verlief problemlos, so dass wir mit geringer Verspätung abends ankamen.


Epilog:

Unsere Reise hatte uns Gegenden Schottlands gezeigt, die auch viele Experten und Einheimische nicht kennen - und zumindest die herrlichen Shetland-Inseln werden uns mit Sicherheit im Gedächtnis bleiben.
Ich kann nur hoffen, dass sich noch viele Mitreisende anregen lassen und in die weniger bekannten aber umso unerwarteter aufregend wirkenden Regionen in Südschottland, dem Kingdom of Fife, den Shetlands, den Trossachs und die Borders mit uns fahren. Denn (ich weiß, dass ich mich hier wiederhole): Schottland bleibt unvergesslich und man will immer hin!Bis bald!
Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael Krause

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