Reisebericht: Große Slowakei–Studienreise

12.07. – 19.07.2015, 10 Tage Studienreise Polen & Slowakei: Bratislava – Kaschau – Bardejov – Kezmarok – Hohe Tatra – Krakau


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Die neunzehn Reiseteilnehmer „aus drei Ecken" Deutschlands begeben sich auf eine Reise durch die 1000-jährige Geschichte der Slowaken,
Deutschen und Ungarn auf dem Gebiet der heutigen Slowakei und erleben erholsame und reiche Natur sowie junge und lebendige Städte. Wir besuchen Strbske Pleso, Zdiar, Kezmarok, Levoca, Bardejov, Kosice und Bratislava, die Zipser Burg, den Pieniny Nationalpark, die Tokayer Weinregion und die Kleinen Karpaten. Wir wohnen in ausgesuchten Hotels, verkosten süße oder quarkige Speisen und trinken regionale Biere und Weine.
Ein Reisebericht von
Dr. Uwe Lorenz
Dr. Uwe Lorenz

1. Tag, 12.07.2015: Durch Südpolen nach Tatranska Lomnica in der Hohen Tatra

Am ersten Tag folgen wir mittelalterlichen und neuzeitlichen Handelswegen, der Via Regia, von Dresden, an Bautzen, Görlitz, Breslau, Kattowitz und Krakau vorbei, nach Südpolen an den Nordrand der Tatra. Wir umfahren den östlichen Teil des Höhenzugs der Hohen Tatra, überqueren die Grenze zur Slowakei und erreichen den Kurort Tatranska Lomnica. Wir beziehen unsere schönen und geräumigen Zimmer im traditionsreichen Grandhotel Praha, essen zu Abend im Restaurant und genießen nach dem langen und heißen Reisetag ein entspannendes Bad im Innen- und Außenpool des Wellness-Bereichs.

2. Tag, 13.07.2015: Strbske Pleso, Zdiar, Hrebienok

Der Morgen begrüßt uns mit Regen und wolkenverhangenen Bergen. Immer in der Hoffnung, dass sich die Regenwolken verziehen werden, begeben wir uns nach Strbske Pleso (Tschirmer See). Wir spazieren enlang des Sees zum Hotel Patria, das seit über 50 Jahren jede zweite Ansichtskarte aus der Hohen Tatra ziert, gut geführt und informiert durch unseren Reise- und Bergführer Daniel. Danach fahren wir nach Zdiar, die zu DDR-Zeiten scherzhaft Trabanten-Dorf genannt wurde, zum Mittagessen und zum Besuch eines nachgebauten Goralenhauses. Hier werden und Uwe und Rosi in Goralen-Trachten eingekleidet und unter dem Gelächter und Blitzlichtgewitter der andern Reisegäste verheiratet.
Am Nachmittag versuchen wir uns noch einmal mit der Bergwelt der Hohen Tatra: wir fahren von Stary Smokovec mit der Standseilbahn zur Bergstation Hrebienok (1263m). Oben empfängt uns leichter Nieselregen, der einige zur Rückfahrt oder zum Unterschlupf in der Bergbaude Bilikova Chata nötigt, aber die meisten Reiseteilnehmer nicht von einer einstündigen Wanderung zum Obrovsky Vodopad (1275m) abhält.

3. Tag, 14.07.2015: Rundfahrt durch die Zips

Das erste Ziel unseres heutigen Ausflugs in die ursprünglich durch deutsche Siedler und Händler geprägte Kulturlandschaft der Zips ist die Stadt Kezmarok (Käsmark), in der wir zuerst die vor reichlich einhundert Jahren gebaute evangelische Kirche besichtigen, die durch ihren für christliche Gotteshäuser ungewohnte arabischen Baustil besticht - ein eklektizistischer Wiener Architekt hat sich hier verwirklichen können. Nebenan besichtigen wir die einzigartige Artikularkirche aus dem Jahre 1717 (UNESCO-Weltkulturerbe), die aufgrund von Verordnungen (Artikularien) des katholischen Kaisers Leopold I. für evangelische Kirchen nur aus Holz gebaut werden durfte, trotzdem die Jahrhunderte überdauerte und heute eine einzigartige Atmosphäre im Innern vermittelt. Auf dem Weg nach Levoca (Leutschau) halten wir in Spisska Ctvrtek (Donnersmark) und besichtigen die ursprünglich romanische, dann gotisch erweiterte und später barockisierte Kirche des Heiligen Ladislaus. Die bedeutendste Stadt der Zips, Levoca (Leutschau), ist von einer fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Durch das Kaschauer Tor gelangen wir auf den großen rechteckigen Platz mit Renaissancehäusern. In der Jakobskiche aus dem 14. Jahrhundert bewundern wir u.a. den größten gotischen Flügelaltar der Welt (Höhe 18m). Im urigen Restaurant U 3 Apostolov haben wir Gelegenheit zum Mittagessen, bevor wir Zeit für eigene Erkundungen rings um das Rathaus aus der Spätrenaissance mit seinen doppelstöckigen Arkaden haben. Weiter geht es jetzt zum ehemals geistlichen Zentum der Deutschen in der Zips, die kleine Kirchenstadt Spisska Kapitula (Zipser Kapitel), das schon um 1200 entstand. Man erkennt an und in der Martinskathedrale noch viele Elemente aus der Romanik (Portal, Fenster, der Weiße Löwe aus Travertin), die die gotischen Überbauungen, Anbauten und Innenausstattungen kontrastieren. Von hier aus sehen wir schon die graue Ruine der Zipser Burg (Spisski hrad), die wir mit unserem Bus anfahren und zu Fuß ersteigen. Wir nehmen uns viel zu wenig Zeit, um diese große und imposante Anlage, die im Mittelalter 2000 Menschen Schutz bieten konnte, zu erkunden.
Nach unserer Rückkehr im Hotel essen wir zu Abend in einer Koliba - mit Zigeuner-Musik, Bryndza und Hühnchen vom Grill und viel Wein.

4. Tag, 15.07.2015: Floßfahrt auf dem Dunajec im Pieninen Nationalpark, Bardejov (Bartfeld)

Heute haben wir das Glück, bei sonnigem Wetter in den Pieninen Nationalpark zu reisen und eine eineinhalbstündige Floßfahrt auf dem Grenzfluss zu Polen, dem Dunajec, erleben zu können. Der Flößer erklärt uns den Schaum auf dem Wasser (poln. piana), die  umgebende Bergwelt, z.B. die Dreikronenspitze, und die Geschichte des Roten Klosters (Cerveny Klastor).
Weiter geht es im Bus in Richtung der Ostslowakei. Nach einer Mittagspause unterwegs gelangen wir in die UNESCO-Weltkulturerbestadt Bardejov (Bartfeld), in der wir den großen mittelalterlichen Marktplatz mit dem Alten Rathaus abschreiten und die Ägidius-Kirche mit ihren 11 gotischen Altären besichtigen. Danach geht südwärts nach Kosice (Kaschau). Unser Hotel Ambassador zwängt sich förmlich in die Reihe alter Renaissance-Häuser auf der zentralen Hauptstraße (Hlavna). Die Fußgängerzone lockt uns auch noch nach dem Abendessen zu einem kleinen Spaziergang in der Stadt.

5. Tag, 16.07.2015: Die Stadt Kosice und Tokajer Wein

Unser heutiger Stadtrundgang beginnt gleich an der Haustür unseres Hotels und führt uns auf den einmalig linsenförmigen Hauptplatz mit Elisabeth-Dom, der gotischen Michaelskapelle, dem Urbanturm aus der Renaissance und dem Staatstheater. Unsere beredte Stadtführerin vermittelt uns anschaulich die wechselvolle Geschichte der ehemals ungarischen Stadt, ihrer Zünfte, ihrer jüdischen, deutschen, slowakischen und ungarischen Bewohner. Einige Reisegäste ersteigen die 160 Stufen des Glockenturms und werden mir einem tollen Ein- und Rundblicken in die Stadt und ihre Umgebung belohnt.
Am Nachmittag reisen wir in den slowakischen Teil der Tokajer Weinregion: wir werden im neuen Informationszentrum der Region in Cerhoev Tokaj begrüßt und besichtigen danach in Velka Trna die kleine und anmutige St-Michaels-Kirche, wir picknicken an einem mit schweizerischen Fördermitteln gebauten Aussichtsturm über die Tokajer Weinregion und beschließen den Nachmittag mit einer Kellerführung, Verkostung und Abendessen. Gastgeber ist der Tokaj Macik Weinkeller, in dem wir insbesondere Neues über die Rolle der Zibeben bei der Herstellung Tokajer Weine lernen.

6. Tag, 17.07.2015: Slowakischen Paradies, Fahrt an der Waag entlang nach Trencin und Bratislava

Wir verlassen die überraschend schöne und lebendige Stadt Kosice auf einem Stück des Weges, auf dem wir von der Tatra gekommen waren. Wir wollen mit einem Spaziergang dem legendären Slowakische Paradies die Ehre erweisen, begeben uns auf einen Wanderweg durch ein Flussbett, dessen unerwartete Schwierigkeit uns nach wenigen Minuten zur Rückkehr zwingt. Wir reisen weiter nach Westen und genießen den Anblick der Hohen Tatra. Bei Ruzomberok machen wir unsere Mittagspause in einer Schaffarm, die uns einen Einblick in die Käsepaoduktion gewährt und Kostproben reicht: z.B. den Frischkäse Bryndza und den geräucherten Schafskäse Ostiepok. Durch das geschwungene Tal der Waag geht es weiter auf neu gebauten Autobahn-Stücken, unterwegs sehen wir die imposante Burgruine Strecno, um dann bei Zilina (Sillein) in Richtung Süden zu schwenken. Unseren Nachmittags-Stopp machen wir in Trencin (Trentschin) mit seiner schönen kleinen historischen Altstadt, über der die Trentschiner Burg thront, die aufgrund der Hitze aber nur von einem Reisegast erklommen wird. Am Abend erreichen wir die Hauptstadt der Slowakei, Bratislava, in der wir das hypermoderne Lindner Hotel Galerie Centrum beziehen. Das Abendessen nehmen wir in einem modernen und lauten Bierlokal ein.

7. Tag, 18.07.2015: Pressburg und die Burgruine Devin

Am heutigen Tag ist es schwülwarm, aber bei leicht bedecktem Himmel, so dass unsere Stadtrundfahrt und die anschließenden Rundgänge auf der Burg und in der Altstadt Pressburgs erträglich werden. In der Mittagszeit spazieren wir ein Stück flussaufwärts am linken Donauufer zur Mündung des Flusses Morava (March), der der Region Mähren ihren Namen gegeben hat und Grenzfluss zu Österreich ist, zur Burgruine Devin. Aufgrund der Hitze verzichten die meisten auf eine Besichtigung und erfrischen sich stattdessen mit einer Kostprobe Ribiselwein, dem hier typischen Fruchtwein aus Roten Johannesbeeren, oder einem Bier in der Freiluftgaststätte.
Nach einer Pause im Hotel fahren wir nordwärts an die Südflanke der Kleinen Karpaten in den Ort Pezinok, in dem wir die kleine private Keramikmanufaktur der Familie Renata Hermysova besuchen. Danach sind wir in dem Städtchen Sankt Georgen (Sväty Jur) in eine Vinothek zur Verkostung und zum Abendessen eingeladen. Wir verkosten acht Weine, angefangen beim Irsai Oliver über Grünen Veltliner, Gewürztraminer und Blaufränkischen bis hin zum Zweigelt. Der „Rat der Ältesten" der Reisegruppe löchert den Sommelier mit Fragen zur Qualitätssicherung der Produkte.

8. Tag, 19.07.2015: Die Liechtenstein–Schlösser Lednice und Valtice, Heimreise

Bevor wir uns auf den Heimweg nach Sachsen begeben, nehmen wir uns Zeit für einen Besuch der Kulturlandschaft Lednice-Valtice in Mähren, die zurecht auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Die Liechtensteiner waren im 17. Jahrhundert nach den Habsburgern die reichste und bedeutendste Adelsfamilie in Mitteleuropa und konnten sich derart prachtvolle Anlagen zum Wohnen und Präsentieren leisten: Lednice als Sommersitz und Valtice für den Rest des Jahres.
Wir alle spazieren durch den Landschaftspark, einige fahren dann mit dem Boot über den künstlich angelegten See zum Minarett, andere besuchen die Orangerie oder die Reit- und Stallanlagen. Für das Schloss Valtice haben wir nur Zeit für einen Fotostopp.
In den Nachmittagsstunden durchqueren wir im Bus auf einer streckenweise holprigen Autobahn die Böhmisch-Mährische Höhe, die Stadt Prag, das Böhmische Becken und das Osterzgebirge.

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