Reisebericht: Zubucherreise Nordspanien – Madrid, Bilbao und das Weinland Rioja

12.10. – 19.10.2019, 8 Tage Rundreise vom Atlantik zum Weinland Rioja – Madrid – Toledo – Logrono –Burgos – Pamplona – San Sebastian – Bilbao


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Wie Perlen reihen sich die Stationen des Jakobsweges aneinander, dazwischen grüne Hügel, Weinberge und sehenswerte Städte. Immer mit dabei: leckere Pintxos! Wir erlebten das andere Spanien - es hat sich gelohnt!
Ein Reisebericht von
Birgit Kirchner
Birgit Kirchner

1.Tag, 12.10.19 Anreise nach Bilbao und Weiterfahrt nach Laguardia

Aus allen Richtungen kommend, trafen wir uns am Flughafen Frankfurt und flogen gemeinsam nach Bilbao, größte Stadt des Baskenlandes. Schon beim Anflug konnten wir die tolle Lage in einem Talkessel und die grüne, hügelige Umgebung erkennen.
Heute führte unser Weg jedoch gleich weiter in die liebliche Landschaft der Rioja Alavesa, wo wir Quartier bezogen im schönen Ort Laguardia. Er ist das Zentrum des bekannten Weinanbaugebietes La Rioja, das sich in drei Teile gliedert: Rioja Alta - Rioja Baja und Rioja Alavesa. Diese finden sich als Herkunftsbezeichnung zusammen mit der Abkürzung DOC auf den Weinflaschen.
Unser Hotel Sercotel Villa Laguardia lag vorteilhaft am Rande des Dorfes, so dass wir gleich noch auf Erkundungstour gehen konnten. Ein Aufzug führt hinauf auf das Plateau, auf dem der mittelalterliche Ort von einer Stadtmauer umgeben thront. In den engen Gassen finden sich viele Geschäfte, Bars und Bodegas. Besonders sehenswert ist auch der Portico der Kirche Santa Maria de los Reyes, der mit einer Lichtshow erklärt wird.
Beim gemeinsamen Abendessen im Hotel bekamen wir einen ersten Eindruck vom leckeren Essen der Region, natürlich begleitet von einem kräftigen Rioja-Wein.

2.Tag, 13.10.19 Klöster Yuso und Suso und die Hauptstadt des Rioja, Logroño

So ähnlich die Namen und so völlig unterschiedlich die beiden Klöster, die beim kleinen Ort San Millán de Cogolla angesiedelt sind. Alles begann bereits im 5. Jh. mit einem Schäfer, Einsiedler und später Abt, der damals über 100 Jahre alt wurde und in seinem Leben viele Wunder vollbrachte. Seither pilgern Gläubige zu dem Monasterio, Kloster Yuso ist zum Weltkulturerbe erhoben, da dort die ersten Aufzeichnungen in spanischer Sprache entdeckt wurden. Beide Klöster waren auf ihre unterschiedliche Art sehr interessant.
Einer der reizvollsten Orte auf dem Jakobsweg ist Santo Domingo de La Calzada. Natürlich wollten wir uns davon selbst überzeugen. Während der Mittagspause konnten wir unsere ersten Schritte auf dem Jakobsweg gehen. Die Kathedrale überraschte uns mit einer besonderen Eigenart. Sie beherbergt seit 1445 einen Hühnerkäfig, in dem allzeit ein weißer Hahn und eine weiße Henne leben. Dies geht auf eine Legende zurück, die auch im Buch von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg" nachzulesen ist.
Nächster Stop: Logroño. Wir laufen den Jakobsweg in der Stadt in umgekehrter Richtung. Gelbe Pfeile und das bekannte Muschelsymbol weisen den Pilgern den Weg. Wir sehen eine offizielle Pilgerherberge von außen und vor der Jakobskirche auf dem Platz das „Gänsespiel" mit Stationen des Jakobsweges. Weiter führt uns der Weg an der Brücke Puente Piedra vorbei zur Kirche La Redonda und der Fußgängerzone Portales.
Inzwischen war es später Nachmittag und langsam waren wieder Leute auf der Straße, sie flanierten auf der Calle Portales. Die „Kneipenstraße" Calle Laurel war wie leergefegt, alle Türen zu und die Besucher vom Mittag hatten nach altem spanischen Brauch ihren Papierabfall hinterlassen. Schade...zum Mittagessen kamen wir zu spät - zum Abendessen viel zu früh. Dennoch fanden wir ein nettes Lokal um den größten Hunger mit leckeren Pintxos zu stillen.

3.Tag 14.10.19 Stadtführung Burgos und Weindorf Haro

Unser Weg führte heute in die Region Kastilien-León. Wir besuchten Burgos, die historische Hauptstadt von Kastilien. An der Brücke Puente de Santa Maria, wo auch der breite, mit Platanen gesäumte Boulevard Paseo del Espolón beginnt, erwartete uns unsere lokale Führerin Loreto. Sie erläuterte uns kenntnisreich die Geschichte der großen, gotischen Kathedrale Santa Maria (UNESCO-Weltkulturerbe), die zu den schönsten, gotischen Kirchen Spaniens zählt. In ihr befindet sich das Grab des spanischen Nationalhelden El Cid.
Ein starker Regenschauer veranlasste uns dann in der kleinen Pintxosbar Victoria Zuflucht zu suchen, zu einer vorgezogenen Mittagspause. Gestärkt und sogar von ein paar Sonnenstrahlen begleitet, erkundeten wir im Anschluss die Altstadt von Burgos.
Die „Weinhauptstadt" in der Rioja Alta ist Haro. Im Bahnhofsviertel reiht sich eine Bodega an die andere. Mitte des 19.Jh. profitierte der Ort von der sogenannten Reblauskrise in Südfrankreich, welche bedeutende Winzer in die Rioja abwandern ließ. Der Grundstein für den wirtschaftlichen Aufschwung durch große Weingüter war damit gelegt.
Selbstverständlich wurden wir bei einer ausführlichen Besichtigung und Führung in der Bodega Muga in die hohe Kunst der Weinproduktion eingeführt. Manch einer hätte hier gerne die Praxis der Theorie vorgezogen und mehr Zeit für die anschließende Weinprobe gehabt. Diese ist etwas kurz und kommerziell ausgefallen, der Genuss kam eindeutig zu kurz.Doch wir holten dies in den folgenden Tagen noch nach.
Heute hatte ich noch ein zusätzliches, optionales Programm in Laguardia organisiert. Wir hatten noch keine Gelegenheit gehabt, den sehenswerten Portico der Kirche zu bestaunen und ich hatte mit viel Glück für heute noch eine Führung bekommen. Sogar in deutsch!
Den Tag ließen wir bei leckeren Pintxos in der Gastrobar Doña Blanca (direkt neben dem Aufzug zur Oberstadt) ausklingen.

4. Tag 15.10.19 Zaragoza und der Nationalpark Bardenas Reales

Schon wieder erwartete uns eine Hauptstadt, diesmal der Region Aragonien. Mit 700 000 Einwohnern ist Saragossa (spanisch Zaragoza) die fünftgrößte Stadt Spaniens, nach Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla. Damit ohne Frage ein lohnenswertes Städtereisenziel, es gibt viel zu sehen. Wir konnten in den drei Stunden nur einen kleinen Eindruck gewinnen. Zunächst vom weitläufigen Areal der Weltausstellung im Jahre 2008, die dem Thema Wasser und Nachhaltigkeit gewidmet war. Die Gebäude reflektieren dieses Thema. Entlang breiter Boulevards mit eindrucksvollen Gebäuden erreichen wir schließlich einen kleinen Park, von dem wir den Blick auf das maurische Bauwerk, die Aljaferia, genießen. Hier ist heute das Parlament Aragoniens ansässig.
Noch wartet die größte Sehenswürdigkeit auf uns: die riesige Basilika Nuestra Señora del Pilar, das größte barocke Bauwerk Spaniens, direkt an der Plaza del Pilar gelegen. Am 12.10., also drei Tage vor unserem Besuch, ist jährlich der Nationalfeiertag „Dia del Pilar" und die Wallfahrt nach Zaragoza für viele Gläubige Pflichtprogramm. Hier soll die Jungfrau Maria dem Heiligen Jakob erschienen sein. Die Pilger besuchen die Marienstatue auf einer Säule (Pilar) und spenden Blumen, die auf dem Platz zu einem Monument arrangiert werden. Dieses konnten wir noch bewundern und auch weiterhin viele Besucher in der Kirche.
Ein kurzer Abstecher noch zur Kathedrale La Seo, die mit ihrem markanten, schlanken Turm auf quadratischem Fundament die maurische Vergangenheit reflektiert. Wunderschön auch die Fliesenarbeiten an der Seitenwand. Und natürlich der Maler Goya nicht zu vergessen, er ist in der Nähe der Stadt geboren und seine Statue vor der Kathedrale zu finden.
Eine kurze Mittagspause und schon wartet der nächste Höhepunkt auf uns.Nach so viel Kultur und Architektur ist die Natur des Nationalparks Bardenas Reales eine willkommene Abwechslung. Ja, es ist eine wüstenähnliche Landschaft, die jedoch durch ihre eigenwilligen Felsformationen und Farbschattierungen im Kontrast zum blauen Himmel und dem weichen Sonnenlicht des Nachmittags einen ganz besonderen Zauber innehat. Wir waren alle sehr angetan von der Weite, der Blick konnte schweifen und ich beschloss, für die nächste Gruppe hier ein Picknick zu organisieren....ja, schade! Kommen Sie doch einfach nochmal mit!
Doch wir hatten auch diesmal einen wunderbaren Ausklang bei einer nochmals organisierten Weinprobe im Hotel und einem schmackhaften Abendessen.

5.Tag 16.10.19 Pamplona und die Architekturstadt Bilbao

Wir nahmen Abschied von La Rioja und machten uns auf den Weg in die Region Navarra und die Hauptstadt Pamplona. Wir folgten dem Mythos Stierkampf und seinem Weg während des jährlichen Festes San Fermin, wenn wilde Stiere durch die Gassen der Stadt getrieben werden und junge Männer sich wagemutig darunter mischen. Dadurch wurde Pamplona weltweit bekannt. Doch zweifelsohne hat die Stadt viel mehr zu bieten. Beim Spaziergang durch die Altstadt von Iruña - so der baskische Name - bewunderten wir das Gewirr der Gassen, die schönen Balkone, das barocke Rathaus, besuchten die Kathedrale und den Aussichtspunkt mit Blick auf das Portal de Francia, durch das die Pilger des Jakobsweges in die Stadt gelangen. Der Jakobsweg geht quer durch die Stadt. Und auch der amerikanische Schriftsteller Hemingway trug zur Bekanntheit Pamplonas bei. Im altehrwürdigen Café Iruña an der Plaza del Castillo war sein Lieblingsplatz. Sein Roman „Fiesta" bezieht sich auf die Fiesta de San Fermin. Zu schnell schon müssen wir weiter: Adiós Pamplona!
Bilbao erreichten wir am späten Nachmittag. Hier wartete eine weitere Überraschung. Bevor wir zum Hotel fuhren, machten wir Stopp auf dem Monte Artxanda, dem schönsten Aussichtspunkt mit tollem Blick auf Bilbao. Hier hatte Eberhardt travel im noblen Restaurant Txacoli eine Weinprobe des lokalen Tropfens, dem fruchtigen Weißwein Txacoli, begleitet von feinen Pintxos für uns arrangiert. Als Ausgleich für die knappe Weinprobe in Haro.Nach dem Check-in im NH-Hotel Deusto und einer kurzen Pause machten wir uns auf zu einem Spaziergang entlang der Ria de Bilbao, des Flusses Nervión. So konnten wir zur wunderbaren „blauen Stunde" den Blick auf das Guggenheim Museum genießen. Etwas Ausdauer war gefragt, bis wir über die Zubizuri-Brücke des bekannten Architekten Calatrava weiter am Fluss entlang schließlich die Altstadt erreichten. Auf der Plaza Nueva ließen wir es uns schmecken. Per Taxi oder wieder zu Fuß ging es zurück zum Hotel. Was für ein ereignisreicher Tag!

6. Tag 17.10.19 Stadtführung Bilbao und Guggenheim Museum

Der große Tag war gekommen! Für viele Gäste war das „Guggenheim" des Stararchitekten Frank Gehry im Vorfeld das Highlight der Reise.
Doch zuerst begaben wir uns heute auf eine kleine Rundfahrt zur Küste, bewunderten die eigenwillige Konstruktion der Biskaya-Brücke mit der Schwebefähre. Entlang der Ria de Bilbao erklärte uns die lokale Führerin Cristina die Verwandlung der Stadt von der einstigen, grauen Industriestadt zur heutigen Kunst- und Architekturhochburg. Vollends überzeugt hat uns die nette Altstadt mit den 7 Gassen, Plaza Nueva, dem Theater Arriaga und der großen Markthalle Mercado de la Ribera.Nach der Mittagspause begaben wir uns ins Mekka der modernen Kunst und Architektur.
Am Eingang war der beliebte „Puppy" des Künstlers Jeff Koon gerade neu mit Herbstblumen bepflanzt worden.
Nach der gemeinsamen Führung konnte jeder noch seinen individuellen Interessen im Guggenheim-Museum folgen und ggf. bis zur Schließung bleiben.

7.Tag 18.10.19 Ausflug nach Donostia – San Sebastián

Wir fuhren Richtung Küste und besuchten zunächst den Küstenort Getaria. Halt am Denkmal der Seefahrer mit toller Aussicht auf Küste, Strand und Meer, Besuch der Kirche und des Hafens mit den Fischkuttern, die gerade ihre frisch gefangene Ladung an Land brachten. Weiterfahrt entlang der Küste, durch Zarautz nach San Sebastian.
Kenner nennen sie die schönste Stadt Spaniens. Ob es wohl die wunderschöne Lage an einer Traumbucht ist, dahinter die Berge der Pyrenäen, oder die hervorragende baskische Küche mit der größten Dichte an Sterneköchen? Vermutlich die Mischung aus allem. Wer hier wohnen will, muss tief in die Tasche greifen.
Wir hielten zuerst am Palacio Miramar - mit erster toller Aussicht auf La Concha und den Ondaretta-Strand. Weiterfahrt zum Busbahnhof und Spaziergang entlang des Flusses Urumea zur Altstadt. Von hier bot sich ein schöner Blick auf den Kursaal (Kubus-Kongressgebäude), es folgte die Besichtigung der Altstadt: die Markthalle La Bretxa, die Kirche San Vicente, Plaza de la Constitución, ältestes Haus, Kirche Santa Maria del Coro, alter Hafen, zum Rathaus oder ehemaligen Casino, Strand La Concha.
Und hier genügend Zeit während der Mittagspause für einen Bummel durch die Altstadtgassen, oder nach Belieben, entlang der schönen Strandpromenade.
Das Wetter blieb uns gewogen, kein Regen und gute Sicht.
Natürlich darf dann ein Highlight zum Abschluss nicht fehlen und auf Einladung von Eberhardt travel fuhren wir mit der Standseilbahn hinauf auf den Monte Igueldo. Welch grandiose Aussicht, wenn traumhafte Stadt!
Und schon war unser Abschiedsabend gekommen. Ein kleiner Spaziergang führte uns in Bilbao vom Hotel in ein sehr schönes Lokal und wir erfreuten uns nochmals an der nordspanischen Spezialität der Pintxos. Daran könnte man sich gewöhnen!

8. Tag 19.10.19 Heimreise – Adiós España!

Unsere Reise durch fünf spanische Regionen (Comunidades) und vier regionale Hauptstädte ging zu Ende. Keine fünf Hauptstädte, denn die Hauptstadt des Baskenlandes ist nicht Bilbao sondern Vitoria Gasteiz. Für eine Woche nahmen wir eine Unmenge an Eindrücken, tollen Erlebnissen und netten Begegnungen mit! Und bestimmt auch viele Fotos!
Ich danke Ihnen allen für Ihr Interesse, die harmonische Zeit zusammen und wünsche Ihnen weiterhin beste Gesundheit, um noch viele, interessante Reisen unternehmen zu können. 
Herzliche Grüße Ihre Birgit Kirchner
"Eine kleine Reise ist genug, um uns und die Welt zu erneuern."  Marcel Proust

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