Reisebericht: Genussvolles Wandern auf Mallorca

08.04. – 15.04.2012, 8 Tage Gruppen–Wanderreise Palma – Castell d'Alaró – Valldemossa – Banyalbufar – Sóller


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Genussvolles Wandern auf Mallorca - im wahrsten Sinne des Wortes Auf dieser Wanderreise lernten wir eine andere, sehr reizvolle und natürliche Seite Mallorcas kennen als die Medien oft berichten: herzliche Gastgeber, idyllische Dörfer, reizende Natur
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

1. Buenos días Mallorca! – Anreise auf der spanischen Insel

Am frühen Morgen des Ostersonntags begann unsere großartige Wanderreise auf der größten balearischen Inseln, Mallorca. Der Haustür-Transfer-Service brachte unsere Gäste sicher zum Flughafen Dresden, Leipzig und Berlin. Nach einem kurzen Flug und einer aufregenden Landung auf eine der schwierigsten Landebahnen der Welt trafen wir uns alle am Flughafen Son San Juan. Bei der Landung müssen die Maschinen zum einen im Anflug nah an die steilen Hänge heranfliegen, was bei den dort wechselnden Windverhältnissen nicht immer einfach ist, zum anderen ist die Landebahn mit einer Länge von nur 2200 Metern recht kurz, und steigt im ersten Drittel leicht an, um dann zum Ende hin wieder abzufallen. Aus diesen Gründen wird Palma de Mallorca von nur sehr erfahrenen Piloten angeflogen.
Mallorca empfing uns mit klarem blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Auch unsere Wanderreiseleiterin für die nächsten Tage, Isabel Reynés, begrüßte uns herzlichst am Flughafen. Gemeinsam mit der Gruppe der Rundreisegäste fuhren wir zu unserem 4-Sterne-Hotel „Gran Fiesta“ direkt an der Strandpromenade von Playa de Palma.
Wir begannen unseren Aufenthalt mit einem gemütlichen Frühstück vom reichhaltigen Buffet. Anschließend stellte uns Isabel bei einem kalten Glas Sekt oder Sangria unser Reiseprogramm für die bevorstehende Woche vor. Wir hörten schon, dass es wohl auf keinen Fall langweilig für uns wird…

2. Orient und Alaró

Da am Ostermontag die Kathedrale Seu und das Castell de Belver geschlossen waren, verschoben wir unseren Ausflug nach Palma de Mallorca auf den nächsten Tag und unternahmen stattdessen unsere erste Wanderung im Tal von Orient nach Alaró. Unsere Wandergruppe bestand aus 16 Gästen und mir, Ngoc Anh Nguyen. Geführt von Isabel, startet die wunderschöne Wanderung in der 92 km langen Gebirgskette Serra de Tramuntana im kleinen Dorf Orient. Durch ein Tor mit einem selbstgemalten Hundeverbotschild gekennzeichnet, führte der Weg zunächst entlang alter Olivenbäume, deren Stämme im Laufe der Jahrzehnten bizarre Formen annahm. Vorbei an Steineichen wanderten wir weiter über eine enge Bergstraße mit vielen schmalen Serpentinen und überwindeten ein paar kleine Kletterpartien. Auf einer Höhe von ca. 820 Metern erreichten wir den Gipfel Puig Alaró, von dem man einen atemberaubenden Blick auf die senkrecht herabfallenden Felsen und das tiefblaue, tosende Meer hatte. Hier oben befanden sich nben dem Castell d’Alaró, welches bereits im Jahr 902 dokumentiert wurde und zur Beobachtung des Tals von Orient und Soller zu Zeiten der Römer und Araber diente, auch eine Jugendherberge und eine kleine Kapelle, vor der sich ein fantastischer Blick auf die 600 Meter tiefer gelegene Ebene von Mallorca eröffnete. Wir erblickten auch schon unser Restaurant für die Mittagspause und konnten es kaum erwarten, dort unten die zu Ostern beliebte Speise Lammschulterbraten zu kosten. Vollter Motivation traten wir den recht steilen Abstieg zur Finca „Es Verger“ an. In dem rustikalen aber gemütlichen und vor allem schön kühlen Restaurant warteten wir nicht lange, bis der Lammbraten oder für einige Gäste Pa amb Oli, ein typisch mallorquinisches Brot mit Schinken und Käse, serviert wurden. Zum Nachtisch gab es Kaffee und ein Gebäck aus Blätterteig und Pudding. Da es Ostern war, bestellte ich im Namen von Eberhardt TRAVEL den mallorquinischen Punsch Cremadillo aus dunklem Rum-Likör mit Kaffee und Zitrone für unsere Gruppe.
Der Tag war ein gelungener Start in unsere Wanderwoche auf Mallorca.

3. Palma de Mallorca

Heute stand die größte Stadt der Insel, Palma, auf unserem Reiseprogramm. Sie ist nicht nur die Hauptstadt und des Gouvernements der Balearen, politisches, wirtschaftliches sowie kulturelles Zentrum Mallorcas, sondern auch von den vier anderen balearischen Inseln Menorca, lbiza, Fomentera und Cabrera. Der Name Palma ist zurückzuführen auf die von den Römern gegründete Stadt Palmeria. Palmeria war damals Legionsstaätte, auf Latain „palmarius“.
Wir begannen mit der Besichtigung des Hafens mit den hunderten Booten, Yachten und riesigen Kreuzfahrtschiffen. Über diesem Tummelplatz der Schönen und Reichen erheben sich vornehme Hotels, Bars und Restaurants. Weiter ging es hoch zum Castell de Belver, von der wir einen großartigen Blick auf die Stadt Palma am blauen Meer hatten. Anschließend begaben wir uns entlang der Hafenbucht am Passeig Maritim zurück ins Zentrm der Stadt zur Markthalle, in der die am Morgen frisch gefangenen Fische, eine Riesenauswahl an knackigem Obst und Gemüse sowie Schinken und Käse verkauft werden. Da hier einer der beste Schinken der Stadt verkauft werden soll, nutze ich die Gelegenheit, unseren Gästen eine kleine Kostprobe des Seranoschinkens und der in Spanien nicht zu fehlenden Oliven. Nach dem kleinen Snack holte uns unser Stadtführer Pablo ab und spazierte mit uns durch die verwinkelten Gassen Palmas. Was für eine Aufregung im Stadtzentrum sowohl an der Kirche San Miguel, eine der fünf Stammkirchen, die nach der Reconquista gebaut wurden, auf dem Plaza Major, wo sich bis 1820 das Schwarze Haus der Inquisition und später Gefängnis befand, oder an der berühmten Kathedrale Seu. Pablo klärte uns auf, dass der Bau der Kathedrale nicht wie von vielen behauptet zu Zeiten Jaume I (Jakob I) sondern zu Zeiten dessen Sohnes Jaume II (Jakob II) begann. Pablo zeigte uns außerdem die Caller d’Argenteria (Silbergässchen), welche das kleine Judenviertel war sowie die älteste Schokolaterie Europas (aus dem 17. Jahrhundert). Aufregend ging es weiter mit dem Linienbus zurück ins Hotel.

4. Sineu – Halbinsel Formentor – Pollenca – Alcúdia

Für den heutigen Tag konnten wir unsere Beine etwas ausspannen lassen. Mit dem Bus fuhren wir am Morgen nach Taujana, wo wir eine Bodega (Weinkeller) besuchten. Die Besitzerin führte uns durch das kleine familienbetriebene Weingut und ließt uns anschließend bei Brot und Schinken die kostbaren Tropfen des hergestllten Weines probieren. Danach brach uns unsere Chauffeuse Maria nach Sineu, das von Jaume II gegründet wurde. Mittwoch war der wichtigste Tag der Stadtbewohner. Auf dem großen Wochenmarkt kommen nicht nur Händler und Käufer aus der Umgebung, sonder auch sehr viele Touristen. Mit dem Trubel ließen wir uns leiten. Hier gab es alles, was man sich vorstellen kann: von Obst und Gemüse, über Gewürze, Fleisch, Textilien, Schmuck und Spielsachen bis hin zu einem Viehmarkt.
Die nächste Etappe unseres Ausfluges war die Halbinsel Formentor. Entlang einer kurvenreichen Straße erreichen wir die schöne Gebirgslandschaft von Formentor. Der Aussichtspunkt Mirador de la Nao ermöglichte uns eine grandiose Aussicht auf die wildzerklüftete Felslandschaft. Mehrere aneinander gereihte Aussichtsterrassen boten uns immer wieder neue, reizvolle Ansichten dieser Steilküstenlandschaft. In über 200 Meter Tiefe tobte pausenlos das Meer - wirklich beeindruckend!
Mit einem Boot genossen wir die zwar windige aber sehr schöne Fahrt von Pollenca entlang der Küste nach Port de Pollenca. Hier bot sich die Gelegenheit, in den kleinen Läden am Hafen zu bummeln oder sich auf eine der netten Restaurantterrassen zu setzen und einen leckeren Kaffee zu schlürfen.
Unsere letzte Station war der kleine Ort Alcúdia. Die Stadtmauer von Alcúdia umschließt eine Handvoll Häuser und das Rathaus mit dem prächtigen Turm. Auf der Stadtmauer spazierend genossen wir den Blick über die Dächer zur einen Seite und auf den romantischen Strand auf der anderen Seite. Als weiteres Ostergeschenk genossen wir nebenbei die zu den Semana Santas beliebten Ensaimadas, gefüllt mit Pfirsichmarmelade, Schokolade oder Quark. Das war wirklich ein Augen- und ein Ohrenschmaus zugleich.

5. Valledmossa

Im Nordwesten Mallorcas, in 410m Höhe, liegt der liebliche Ort Valldemossa. Er ist berühmt geworden durch den Aufenthalt eines Liebespaares - des Komponisten Frédéric Chopin und der Schiftstellerin George Sand. 1839/39 verbrachte das Paar ein Winter im Karäuserkloster. Sie hatten die Wintertage auf Mallorca unterschätzt, die gerade hier, im regenreichen Nordwesten, äußerst ungemütlich sein können. Für den Lungenkranken Chopin war der Aufenthalt alles andere als ein erholsamer Urlaub. Aufgrund seines verschlechternden Gesundheitszustandes verließen Sie die Insel nach drei Monaten. Der vertäumte Ort Valledmossa war an den Frühlingstagen eine hübsche Gegend mit schönen Häusern und umgeben von einer reizvollen Landschaft in den Bergen. Wir schlenderten durch den Ort, dessen steile Gassen sich zwischen den historischen erdbraunen Gemäuern hindurch winden. An den Eingangstüren waren oft Keramikplatten mit Abbildungen von Santa Catharina Thomas. Diese Frau war in Valldemossa geboren. Ihr sollen Jesus und Maria mehrmals erschienen sein, die ihr Visionen gezeigt haben. An den Häusern hängen Fließen mit Darstellungen dieser Szenen. Die Bewohner bitten Santa Catharina Thomas, für ihre Familien zu beten und sie vor Unheil zu beschützen.
Von Valldemossa mit einer Höhe von ca. 420 Metern wanderten wir auf dem Erzbischofsweg durch Kiefernwälder hoch auf ca. 850 Metern Höhe. Die Krönung der Wanderung war der Aussichtspunkt „Mirador des ses Puntes“, von der wir auf das tosende Meer und die imposante Steilküste hinabblickten. An der Schutzhütte auf dem Gipfel Veiá hielten wir eine Rast und genossen die von Isabel selbst zubereiteten Brötchen. Obwohl die Wegbeschaffenheit durch das viele Geröll etwas beschwerlich war, waren die Aussicht und der Spaß, den wir während der Wanderung hatten wirklich wert. Zurück in Valledomassa warfen wir einen Blick in die Zellen des Kartäuserklosters und lauschten ein kleines Kalvierkonzert mit zahlreichen Stücken von Chopin im Nebengebäude.

6. Soller

Trotz des grauen Himmels und der kleinen Regentropfen ließen wir uns nicht aufhalten und traten unsere Wanderung um Soller an. Da wir das unberechenbare Wetter der kleinen Insel nicht vorhersagen konnten, entschieden wir uns für eine kleine Wanderung von ca. drei Kilometern von Port Soller nach Soller. Wir liefen durch die kleinen Ortschaften und ihren Zitrusplantagen. Die weiten Zitrusplantagen mit den knallig, reifen Orangen, Zitronen und Pomeranzen sind eine wunderschöne Urlaubskulisse für uns als Touristen. Doch leider sehen die Bauer sie ganz anders. Isabel erläuterte uns, dass die mallorquinischen Bauern diese fantastisch schmeckenden Früchte nicht verkaufen können und nicht wissen, was sie mit all dieser Menge tun können. Kurz vor Soller legten wir eine kleine Mittagspause ein. Heute gabe es belegtes Brot mit Tortilla de Patata (ähnlich wie Bauernfrühstück) und die saftig süßen Orangen aus Isabels Garten. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg nach Soller, damit wir unseren Zug nach Palma noch erwischten. Vorbei an der schönen Kathedrale von Soller, dem Rathaus und zahlreichen Cafés auf dem Plaza Constitucion erreichten wir den Bahnhof, wo die historische Bahn „Roter Blitz“ bereits wartete. In diesem Jahr, 2012, feiert der Rote Blitz seinen 100. Geburtstag. Mit einer Geschwindigkeit bis zu 40 km/h tuckerte die komfortable Nostalgiebahn hinter den Bergen durch Zitursplantagen, kleinen Dörfer und insgesamt 13 Tunnel bis in die 27 km entfernte Stadt Palma. Da jetzt die Sonne wieder aus den Wolken hervorschaute, beschlossen viele Gäste ihre Freizeit in Palma oder am Hotelstrand in Playa de Palma zu verbringen.

7. Banyalbufar

Für unsere letzte Wanderung war gnädig mit uns und ein sonniger Frühlingsmorgen begrüßte uns. Nach dem Frühstück trafen wir Isabel in der Hotellobby, die uns eine Menge Sachen für das Picknick mitbrachte. Jeder verstaute etwas gut in seinem Rucksack und los ging es. Zu erst begaben wir uns mit dem Bus nach Banyalbufar, um unseren Ortsspaziergang und anschließend einfache aber durchaus reizvolle Küstenwanderung durch lichte Kiefernwälder nach Port d’es Canonge zu beginnen. Auf dem bequemen Waldweg und immer das Meer zu unserer Linken und imposante Felsformationen mit überhängenden Klippen zu unserer Rechten gelangen wir bis zum Kiesstrand. Von hier aus waren es nur noch wenige Minuten bis zum Hafen von Canonge, wo wir erst beim dritten Versuch eine passende Stelle für unseren Picknick gefunden haben. Da der Wind am Wasser stark pfeifte, war es eben nicht einfach. Umso mehr freuten wir uns auf unser gemeinsames spanisches Mittagessen. Alle packten die Mitbringsel aus: Brot, Schinken und Wurst, Käse, Tomaten, Oliven, Olivenöl, „rotes Wasser“, Datteln sowie Muffins. Isabel zeigte uns, wie wir aus diesen Sachen heute selbstgemachte Pa amb Oli zaubern. Köstlich schmeckte es bei dem schönen Wetter, an einem friedlichen Ort am Meer und mit unserer lustigen Stimmung in der Gruppe, und das lag nicht nur am mitgebrachten „roten Wasser“ (Rotwein) oder die von Isabel mitgebrachte Überraschung „Tunel“ - ein unvergessliches Erlebnis!
Am Abend saßen wir alle gemütlich in der Hotelbar beisammen, um uns mit einem Glas Sekt oder Sangria von Isabel zu für die wundervollen Tage zu bedanken und zu verabschieden.

8. Heimreise

Am letzten Tag unserer Mallorcareise hatten wir den Tag ganz zu unserer freien Verfügung. Leider war die Insel wohl traurig, dass wir am späten Nachmittag abreisen würden, sodass es den ganzen Vormittag stark regnete. Einige unserer Gäste nutzen diese Gelegenheit, das große Aquarium zu besuchen. Erst 2007 eröffnet, zeigt dieser Meeres parkt in 55 Becken über 8000 Meeresbewohner zeigt. Das Aquarium ist in verschiedenen Welten unterteilt. Es gibt die „Alte Welt“, in der Flora und Fauna des Mittelmeeres gezeigt werden. Des Weiteren gibt es die „Neue Welt“ mit den bunten Fischen und farbenprächtigen Korallen. Im Highlight Big Blue, einem gigantisch großen Becken, begegneten wir acht große Haie. Das Palma Aquarium besitzt das tiefste Haibecken Europas mit einem Fassungvermögen von 3,5 Millionen Litern Salzwasser. Es gibt zudem auch eine riesige Außenanlage mit einem Wasserfall umgeben von tropischer Vegetation und einem Piratenschiff als Animation für Kinder.
Pünktlich um genau 18:00 Uhr holte uns unser Transfer ab, um mit der Gruppe der Rundreisenden zum naheliegenden Flughafen zu fahren. Mit vielen neuen Eindrücken von Mallorca reisten wir in unsere Heimat zurück. Nach dieser erlebnisreichen Reise werden wir alle sicherlich die Vorurteile über der Insel vergessen, zum Beispiel Partyurlaub und Besäufniszenturm um Palma oder die Balearen als Billigurlaubsregion. Isbel zeigte uns, dass der Ballermann 6 nicht gleich Mallorca ist, sondern ihre Heimat wunderschöne Landschaften, eine sehr facettenreiche Kultur und überaus freundliche Gastgeber zu bieten hat. Wir erlebten eine andere, angenehme Seite von Mallorca.

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