Reisebericht: Privatrundreise nach Tschechien

22.03. – 26.03.2017, 5–tägige Privatrundreise nach Tschechien mit Trebic, Kutna Hora und Prag


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UNESCO-Welterbe-Tour in Tschechien: Hussitenstadt Tábor über Telc, Trebic, Žd’ár nad Sázavou, Knochenkirche Sedlec und Kutná Hora in die tschechische Metropole Prag. Besuch von Altstädter Ring, Karlsbrücke, Prager Burg Hradschin und jüdischem Viertel.
Manchmal ist eine kleine Reisegruppe am günstigsten für die am meisten lohnenden Besichtigungstouren! Wie schon im Vorjahr machte ich mich im März mit einigen sehr interessierten Reisenden auf dem Weg zu einer ganz besonderen, für spezielle Interessen vorbereiteten Reise. In unserem Nachbarland Tschechien locken in dem wunderbar erhaltene Kleinstädte - einige sogar in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen - und natürlich die legendenumwobene Hauptstadt, das „hundert-türmige Prag", manchmal auch die „goldene Stadt" genannt. Wie immer wurde es ein spannendes Unterfangen und natürlich auch eine Reise zu vielen lohnenswerten, mitunter hierzulande weniger bekannten Höhepunkten. Und es wurde beinahe wieder so etwas wie eine Zeitreise!
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Hussitenhochburg Tábor – UNESCO–Welterbe–Städte Telc und Trebic, erster Reisetag, Mittwoch, 22. März 2017:

Diesmal starteten wir schon in Chemnitz, denn Dresden lag ja von da aus bereits auf dem Weg ins Zielland Tschechien. Vorbei an Prag - das uns ja erst später, dann aber ausführlich interessieren sollte - fuhren wir in Richtung Südböhmen.
Eine der ersten bemerkenswerten Städte auf der historischen Route nach Wien ist selbst legendär: Tábor. Die Gründer des heute vielleicht 35.000 Einwohner zählenden Städtchens benannten den auf einem Hügel von vornherein als Befestigung errichteten Ort nach dem heiligen Berg der Bibel. Er entstand um 1420, als die später „Hussitenkriege" genannten Erhebungen der in Böhmen entstandenen Anhängerschaft des 1415 auf dem Konzil in Konstanz verbrannten Prager Magisters und Predigers Jan Hus ihre ersten Höhepunkte erreichten. Seit dieser Zeit gilt der Ort als „Hochburg" jener christlichen Glaubensrichtung und ist dies in gewisser Weise bis heute geblieben. Bemerkenswerterweise errichtete man den Ort vom Grundriss her wie eine Wagenburg - und der Legende nach soll er tatsächlich aus diesem von den hussitischen Kriegern gern und erfolgreich genutztem Verteidigungsmittel entstanden sein. Bis heute sieht man es den verschachtelt und mit ganz engen Straßen errichteten Stadtvierteln mit ihren Durchschlüpfen und mitunter tunnelartigen Unterführungen an, dass sie im ausgehenden Mittelalter vor allen zu Verteidigungszwecken entstand. Der große Marktplatz in der Mitte, dominiert von der Kirche mit hohem Turm, einen weiten Blick über die Umgebung ermöglichte und einem bis heute wehrhaft wirkenden Rathaus liegt immer noch fast genau mittig und die Gässchen mit ihren uralten Häusern, die tatsächlich häufig noch aus dem 15. Jh. stammen, laden zum Bummeln ein. Wir besahen uns das Ortszentrum ein wenig und setzten dann unseren Weg von der Region Südböhmen, in der Tábor liegt, ins Gebiet von Mähren fort.

UNESCO–Welterbestadt Telc

Schon seit 1992 zum UNESCO-Welterbe erklärt, bilden die historische Innenstadt und der riesige Altstadt-Markt von Telc eines der wertvollsten städtischen Denkmalreservate Tschechiens und zählen zu den „Prunkstücken" der Region Mähren. Von einem burgähnlichen Schloss im Renaissancestil dominiert, weiten sich das Stadtbild und sein riesiger, fast einem langgezogenen Dreieck entsprechender Markt völlig anders als wir das eben noch in der im Verhältnis kleiner und fast rund wirkenden Innenstadt von Tábor kennengelernt hatten. Man sieht Markt und Altstadt ihre Vergangenheit als wichtiger Handelsposten an einer der Hauptrouten von Böhmen nach Mähren förmlich an. Einen unverwechselbaren Eindruck hinterlassen die bunten, hervorragend in Renaissance- oder Barockstil erhaltenen Häuser und ihre geheimnisvoll wirkenden Arkadengänge. Gut kann man sich hier mittelalterliches Markttreiben vorstellen und ist doch überrascht von der schieren Größe des Marktplatzes, der tatsächlich zu räumlich größten ihrer Art in Europa gehört. Aber auch das Schloss, dem man seine einstige Wehrhaftigkeit noch ansieht und die ebenfalls zum Welterbe gehörende Kirche der Gottesmutter (Kostel Matky Boží) sind sehr beeindruckend und vervollständigen den Eindruck einer mittelalterlichen Handelshochburg - ein Gegensatz zum vorher gesehenen Ort, der von seiner Einwohnerzahl her sogar bedeutend größer war...
Nachdem wir auch Telc herumgeschlendert waren, noch Zeit für einen Kaffee hatten, ging es mit unserem Van weiter in Richtung auf unser Tagesziel.
Die Stadt Trebic, von der Größe her etwa Tábor entsprechend, hat ein bedeutendes und sehr gut erhaltenes jüdisches Viertel, das als eines der am besten erhaltenen jüdischen Ghettos in Europa seit 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Unser gemütliches Hotel befand sich in einigen am Rande dieses Viertels liegenden historischen Gebäuden, errichtet um 1700, und es waren von hier nur ein paar Schritte in die Altstadt auf der anderen Seite des Flusses, als wir loszogen, um in einer zünftigen Gaststätte ein böhmisches Abendessen einzunehmen.

Jüdisches Viertel und Basilika in Trebic – Žd'ár nad Sázavou – Knochenkirche Sedlec – Kutná Hora, zweiter Reisetag, Donnerstag 23. März 2017:

Da unser Hotel ja am Rande des jüdischen Viertels lag, konnten wir unmittelbar nach dem Frühstück durch die alten Gassen schlendern, die aus insgesamt noch 123 gut erhaltenen historischen Häusern gebildet werden, unter denen sich zwei ehemalige Synagogen und mehrere historische Bauten befinden, die während der abwechslungsreichen Geschichte des Ghettos unterschiedliche Funktionen hatten. Obwohl das Viertel mindestens seit dem 14. Jh. Erwähnung fand, stammen die meisten Gebäude heute - der wechselvollen Geschichte der Stadt in Kriegen und mit Stadtbränden folgend - aus dem 17. Und 18. Jh. Heute werden hier auch Traditionen wie die Herstellung koscherer Lebensmittel bewahrt.

Basilika des Heiligen Prokop – UNESCO–Weltkulturerbe

Einen weiteren Teil des Trebicer Weltkulturerbes findet sich auf dem neben Altstadt und Judenviertel gelegenen Klosterberg. Die St. Prokop-Basilika, überwiegend aus Granitgestein erbaut, ist nicht nur der letzte Rest des um 1100 von den Benediktinern gegründeten Himmelfahrtsklosters, sondern auch das älteste Bauwerk der Stadt. Das imposante Gebäude, das in seiner heute sichtbaren Form überwiegend auf den um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgten Ausbau zur dreischiffigen Basilika zurückgeht, beherbergt bedeutende Kunstschätze und wirkt schon von außen ungewöhnlich durch seine weit hinausragende Chorapsis mit äußerem Säulenumgang, ihr weit gestrecktes Langhaus, Rosettenfenster und eine großem vorgelagerte gewölbte Vorhalle, in der sich ein Säulenportal verbirgt. Durch die im Barock geschaffene Westfassade der Basilika gelangt man ins Innere mit unübersehbarer Raumwirkung durch die architektonische Staffelung des langgestreckten Langhauses, das einst zu den größten in Europa gehörte. Äußerst interessant sind aber auch hier die „verborgenen" Schätze: So finden sich phantastisch original erhaltene Fresken in der Abteikapelle, deutlich sichtbare Steinmetzzeichen in großer Zahl und eine bemerkenswerte Gewölbedecke in der Krypta, die aus mit „Kalkmilch" gehärteten Holzbrettern besteht. Auch die Basilika wurde 2003 zusammen mit dem Ensemble des jüdischen Viertels in die Liste des UNESCO-Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Wallfahrtskirche Zelena Hora

Bei der Weiterfahrt erreichten wir gegen Mittag, von der zuletzt in die Welterbeliste aufgenommenen Stätte Tschechiens eine, die gleich zuerst mit darauf stand: Žd'ár nad Sázavou, heute eine Kreisstadt in einer tschechischen Region, die teilweise auf historisch böhmischem, teilweise mährischem Gebiet liegt, war eins ein kleines auf Deutsch als „Saar" bekanntes Dörfchen, in dessen Nähe schon im Mittelalter ein bedeutendes Zisterzienserkloster lag. Zwar wurde die alte Klosteranlage im späten 18. Jh. säkularisiert und zum Schloss umgebaut, aber direkt daneben befindet sich gut sichtbar auf einem Berg eine außergewöhnliche Wallfahrtskirche. Ebenfalls im 18. Jh. entstanden sollte sie die Verehrung des Nationalheiligen Johannes Nepomuk verbreiten. Wohl deshalb wurde der ursprünglich anders heißende Berg umbenannt in Zelená Hora (Grüner Berg) - nach Nepomuks Geburtsort. Auf diesem wiederum wurde eine Kirche in ganz besonderem Stil erbaut - die übrigens schon 1994 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes gesetzt wurde. Sie gilt in Europa als einzigartig, weist sie doch eine sehr eigenwillige und ungewohnte Mischung aus gotischen und barocken Stilelementen auf und sieht in der Draufsicht bzw. als Grundriss fast aus wie eine Blüte. Sie ist eines der Hauptwerke des böhmischen Malers und Architekten Johann Blasius Santini-Aichl. Ihrem aus Prag stammenden Schöpfer, der auch an einigen anderen bedeutenden Kirchen, Palästen und Schlössern in Tschechien mitwirkte, gelang hier eine einzigartig gestaltete Anlage, in der er die im 18. Jh. in Böhmen beliebte und bekannte „Nepomuk-Symbolik" mit Sternen und oft auch die damit verbundenen Zahlen drei und fünf in seiner Architektur verwendete. Den Grund hierfür sieht man in der Heiligen-Legende, dass fünf Sterne oder Flammen den Leichnam des als Märtyrer gestorbenen Johannes Nepomuk umgeben hätten, als man seinen Körper in der Moldau fand...
Nach dem Aufstieg auf den Grünen Berg konnten wir die seltsam und doch grandios anmutende Wallfahrtskirche von außen besichtigen.

Das Beinhaus von Sedlec

Dann setzten wir unsere Fahrt nach Kutná Hora fort und besichtigten hier im Vorort Sedlec die ebenfalls sehr seltsame Knochenkirche. Als „Beinhaus (oder Ossuarium) von Sedletz" bekannt, befindet sich der gruftähnliche Sakralbau im Untergeschoss bzw. Krypta der Allerheiligenkirche auf dem Friedhof des zu Kutná Hora gehörenden und einst selbständigen Ortes Sedlec. Unter Kennern ist sie berühmt: die Kirche wurde von ebenjenem Architekten Santini-Aichl erbaut, der auch die blütenartige Nepomuk-Kirche erbaute - aber hier werden fast 40.000 menschliche Skelette im gruft- oder kellerähnlichen Beinhaus aufbewahrt und sind zu Dekorationseinheiten gestapelt. Über 10.000 menschliche Schädel und zugehörige Gebeine benutzte um 1870. dann der Holzschnitzer und Tischler František Rint, als er vom Fürsten von Schwarzenberg mit dem Ordnender hier aufbewahrten Skelette beauftragt wurde. Er verarbeitete die Gebeine durchaus künstlerisch und schuf Dekorationen und Einrichtungsgegenstände wie glockenförmige Altäre, Girlanden, Kronleuchter und sogar das Schwarzenberger Wappen - äußerst originell, aber zugegeben auch makaber und etwas gruselig wirkend...
Von hier ging es dann weiter zu unserem in der Innenstadt gelegenen Hotel. Zum Abendessen hatten wir im historischen „Dacicky"-Gasthaus ein Essen mit traditionellen böhmischen Spezialitäten bestellt, das uns vorzüglich mundete!


Kutná Hora - Barbaradom - Prager Altstadt : dritter Reisetag., Freitag, 24. März 2017:

Nach Frühstück im Hotel und Koffer laden folgte noch einmal ein Spaziergang durch die Altstadt von Kutná Hora, die auf Deutsch einmal Kuttenberg hieß. Wir sahen den Markt und die historischen Gebäude der alten Silberbergbaustadt, zu denen unter anderem der interessante und in seiner Art einzigartige „Steinerne Brunnen" gehört. Als er im 15. Jh. errichtet wurde, herrschte noch der Architekturstil der Gotik vor und der prachvolle Ausbau dieser wichtigen öffentlichen Wasserentnahmestelle zeugte vom Reichtum und Kunstsinn der Bürger der damals noch sehr wohlhabenden Stadt. Noch älter sind der „Welsche Hof", den der böhmische König schon im 13. Jh. als sichere Aufbewahrung für das geschürfte Silber und als wichtige Münzprägestätte errichten ließ sowie die kleine Burg Hradek, die später auch Leute des Königs erwarben.
Den Weg von der Alstadt, an deren Rand der Hradek steht zur Kathedrale der Stadt legt man auf einer langen, künstlich aufgeschütteten Terrasse zurück. Sie schließt das Gelände des langgestreckten Jesuitenkollegs ab, das kurz vor 1700 von einem italienischen Architekten im Barockstil errichtet wurde. Heiligenfiguren und bildliche Darstellungen christlicher Legenden säumen die Terrasse.

Barbaradom von Kutna Hora

Das zweifellos imposanteste Gebäude in Kutná Hora aber ist der am Ende dieses Weges liegende und aufgrund seiner exponierten Lage weithin sichtbare Dom. Im Stil der Gotik nach französischem Vorbild begann man ihn ab kurz vor 1400 zu errichten und widmete ihn der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Nach kriegsbedingten Bauunterbrechungen dauerte es lange, bis an ihm weitergearbeitet wurde, aber schließlich brach man den Bau ganz ab abbrach und vollendete das dennoch imposante Sakralbauwerk mit einer ungewöhnlichen, in drei Spitzen auslaufenden Dachkonstruktion - und ließ es ohne Turm!
Im Inneren sind noch einige guterhaltene Reste ursprünglicher Ausmalung zu bewundern.
Nach ausführlichem Besuch des Barbaradomes verließen wir Kutna Hora und fuhren in die tschechische Hauptstadt Prag.

Prager Altstadt

Ein Besuch in der „goldenen Stadt der hundert Türme" ist stets reizvoll, ein Bummel hier bei nahezu jedem Wetter schön und ihr Anblick von allen Seiten her attraktiv. Mehrere Millionen Touristen jährlich machen Prag zu einer der meistbesuchten Metropolen des Kontinents und 1992 wurde ihr historisches Zentrum als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt - als erste von heutzutage insgesamt 12 Stätten Tschechiens. Das überwiegend von Gotik, Renaissance und Barock geprägte Stadtbild wirkt nicht nur sehr geschlossenen, sondern zeigt auch die stets bedeutsame Entwicklung der Stadt seit dem Mittelalter.
Am stets belebten, von modernen und Jugendstilbauten geprägten Wenzelsplatz begannen wir unseren Rundgang und bummelten von seinem oberen Ende durch die Altstadt zum berühmten Altstädter Rathaus mit der astronomischen Uhr. Nach einer Runde über den Platz besahen wir uns das - bei Touristen wenig bekannte „Ungelt" - eine Art umfriedeten ehemaligen Zollhof. Nach dem hier zu entrichtenden Zoll kam der merkwürdige mittelhochdeutsche Name „Ungelt" auf. Im Altböhmischen wurde der Platz, in dem fremde, vor allem deutsche, Kaufleute ihre Waren geschützt stapeln und verkaufen und neben ihnen wohnen konnten, kurz „Týn- Platz" genannt, woher der Eigenname Teynkirche für die heute den ganzen Markt dominierende zweitürmige Kirche stammen soll...
Schon im 12. Jh. tauchten Urkunden zum „Ungelt" auf.
Von hier aus, einem schmalen Durchgang neben der Marien- oder Teynkirche, setzten wir unseren Weg über den Altstädter Ring am Rathaus vorbei fort und folgten dem alten „Königsweg", der uns schließlich durch verschiedenste schmale, aber durch viele Souvenirgeschäfte, Gaststätten und Touristen belebte Altstadtgassen bis zur Karlsbrücke führte. Diese älteste erhaltene Brücke über die Moldau stammt aus dem 14. Jh. und verbindet die Altstadt mit dem Stadtteil „Kleinseite" zu Füßen der gewaltigen Prager Burg Hradschin.
Nach Erreichen der Kleinseite, wozu wir uns durch den Trubel auf der Brücke kämpften, trafen wir uns mit unserem Chauffeur Thomas, der uns mit dem Van zum recht zentral gelegenen Hotel brachte. Nach Check in und etwas Freizeit brachen wir noch einmal auf: Abend und Abendessen verbrachten wir auf einem Moldauschiff und während wir uns am Büffet bedienten, glitten wir, begleitet von Musik auf dem Fluss dahin bis zur zweiten Prager Burg Vyšehrad, bevor das Schiff wendete und uns zum Ausgangspunkt zurückbrachte.


Kloster Strahov - Karlsbrücke - Altstadt, vierter Reisetag, Samstag, 25. März 2017:

Bei herrlichem Wetter unternahmen wir heute zunächst einmal einen Spaziergang im Kloster Strahov. Die heute in barockem Glanz erstrahlende Anlage war schon im 12. Jh. gegründet und mit deutschen Prämonstratensermönchen besetzt worden. Vielleicht stammt schon aus dieser Zeit ihr Name, den manche vom deutschen Wort „Strohhof" herleiten...
Bekannt ist das Kloster heute vor allem als Literaturmuseum und für seine historischen Sammlungen. Besonders imposant ist die weithin bekannte Klosterbibliothek. Leider darf man heute die herrlichen Barocksäle nicht mehr direkt betrete - man kann nur noch einen Blick hineinwerfen und beeindruckt sein: Ganz herrlich ist der „Theologische Saal", einst der Hau-Lesesaal der gesamten Klosterbibliothek. Doch die wurde rasch zu umfangreich, es wurden weitere Säle gestaltet und der ursprünglich einzige beherbergt seit 1790 vor allem theologische Werke. Bereits in den 70er Jahren des 17. Jh. errichtete ihn der italienisch-stämmige böhmische Architekt Orsi de Orsini. Die herrliche Ausmalung übernahm später einer der Strahover Chorherren, der sich mit den zauberhaften Fresken ein bleibendes Denkmal setzte.
Vom Strahov mit seinem wunderschönen Lesesaal spazierten wir durch den Stadtteil Hradcany zur Burg, verschoben aber ihre Besichtigung wegen des gewaltigen Andranges nach der gerade erfolgten Wachablösung auf den Folgetag und bummelten den Burgberg hinunter zur Karlsbrücke. Unterwegs aßen wir noch in einem traditionellen böhmischen Gasthof zu Mittag und widmeten uns dann noch einmal der Karlsbrücke. Das Gedränge hier war natürlich nicht kleiner geworden als am Vortag, denn die Brücke, die zu den ältesten erhaltenen Steinbrücken Europas gehört, ist einer der bekanntesten Touristenmagneten der tschechischen Hauptstadt. Den Grundstein legte 1357 ihr Namenspatron, der bis heute noch verehrte böhmische König und deutsche Kaiser Karl IV. Allerdings wurde die Brücke offiziell erst 1870 nach ihm benannt und erhielt ihre heutige, dem Wesen nach barocke Gestalt mit symbolträchtigen Brückenfiguren über jedem Bogenpfeiler um 1700. Die älteste der Figuren, der böhmische Nationalheilige Nepomuk, stammt von 1683.
Imposante Wehrtürme schützen an beiden Enden die Brücke an der Altstadt und auf der Kleinseite, wobei letzterer Brückenturm bestiegen werden kann.
Zum Abendessen gönnten wir uns ein Mittelalter-Spektakel: in einer historischen Gaststätte der Altstadt gab es ein „Gelage" im historischen Stil, von Showeinlagen begleitet.


Prager Burg Hradschin - Jüdischer Friedhof und Synagoge - Heimfahrt: fünfter Reisetag, Sonntag 26. März 2017:

Nach dem Frühstück und Einladen des Gepäcks fuhren wir wieder in den Ortsteil Hradcany. Die Prager Burg liegt auf dem Hradschin genbannten Burgberg und stellt das größte geschlossene Burgareal der Welt dar. .
Ihre Anfänge liegen nicht nur im Dunkel der Legenden um die sagenhaften Staatsgründer Otakar Premysl und seine Frau Libuše, sondern lassen sich auch historisch real bis mindestens ins 9. Jh. zurückverfolgen.
Wir betraten - wie fast immer üblich - die Burg durch den recht modern gestalteten Ehrenhof, der seine heutige Gestalt dem Umbau des Komplexes zum Sitz des Präsidenten der Tschechei 1919 verdankt und dem diese Funktion bis heute zukommt.
Nach ein paar Schritten waren wir dann in einem der historischen Burghöfe, passierten den noch verschlossenen Eingang des Veitsdomes, der erst später öffnen würde und besuchten zunächst den alten Königspalast mit dem gotischen Vladyslav-Saal im zweiten Burghof. Dann waren wir im ältesten erhaltenen Sakralbau des Prager Burgkomplexes, der romanischen Georgs-Basilika, deren beiden recht niedrigen Türme im Volksmund „Adam und Eva" genannt werden.
Ein weiteres touristisches Ziel, das sich großer Beliebheit erfreut, ist das sogenannte „Goldene Gäßchen". Unter der Aufsicht des Habsburger Kaisers Rudolf II., der für seinen Hang zum Okkulten und seiner Förderung „dunkler Künste" einen geheimnisvollen Ruf erwarb, sollen hier einst Alchimisten und Scharlatane auf der Suche nach dem „Stein der Weisen" gewirkt haben, weshalb die Gasse auch Alchimisten- oder Goldmachgasse genannt wird. Tatsächlich wurden die Häuser des Gäßchens - zumindest die heute erhaltenen - wohl im 16. Jh. für die Burgwachen des Königs gebaut. Ein geheimnisvolles Flair verbreiten die heute unbewohnten Bauten, die Souvenirläden, Cafés und ein Museum für Rüstungen und Helme beherbergen, allerdings tatsächlich noch. Davon muss sich auch der für seine absurd-unheimlichen Schilderungen bekannte Schriftsteller Franz Kafka angezogen gefühlt haben, dessen Werke heute zur Weltliteratur zählen und der einige Zeit lebte und arbeitete
Auf dem Weg durch die Burg zurück konnten wir dann noch den Veitsdom besuchen, heute nicht nur die Kathedrale des Erzbistums Prag, sondern gleichzeitig das größte Kirchengebäude in Tschechien. Schon im 14. Jh. begonnen, wurde der imposante Dom mit seiner immensen Innenraumwirkung und den herrlichen bunten Glasmalereien seiner Fenster erst mehrere hundert Jahre später endgültig vollendet.

Jüdisches Viertel von Prag

Wir verließen den Burgkomplex wieder durch den Ehrenhof und fuhren zur letzten Etappe unserer Reise. Wie in vielen anderen Städten - unter anderem in Trebic, das wir schon besucht hatten - wohnte auch in Prag die jüdische Bevölkerung in abgeschlossenen Vierteln. Das Judenviertel Josefov in Prag zählt zu den größten und besterhaltenen davon. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Synagogen gibt es hier, die beiden imposantesten davon erwarteten uns noch: Der Jüdische Friedhof und die größte Synagoge.
Wie auch das jüdische Viertel selbst steckt auch sein großer Friedhof voller Legenden.
Bis heute hat er sich kaum verändert, behielt etwa seine mittelalterlichen Ausmaße. Da für die jüdischen Friedhöfe ab einem bestimmten Zeitraum keine Erweiterung mehr geduldet wurde, musste die wachsende Bevölkerung hier ihre Verstorbenen in bis zu zwölf Schichten übereinder begraben, was unter anderem eine ungewöhnliche Häufung von Grabsteinen zur Folge hatte. Berühmte Rabbiner liegen hier begraben, unter anderem der legendäre Rabbi Löw, dem man Zauberkräfte zutraute und der den geheimnisvollen und gefährlichen Lehm-Mann „Golem" geschaffen haben soll - bis heute die bekannteste der Prager LegendenVom jüdischen Friedhof gingen wir noch in die „Altneu-Synagoge" - um die Mitte des 13. Jahrhunderts in frühgotischem Stil erbaut und bis heute das religiöse Zentrum der Prager Juden. Allen Unbilden hat das nahezu orginal bewahrte Bauwerk getrotzt und ist damit nicht nur einer der ältesten Bauten überhaupt in Prag, sondern gleichzeitig die älteste unzerstört erhaltene Synagoge in ganz Europa. Um den ungewöhnlichen Namen ranken sich auch wieder Legenden, in denen Engel und Zauberkräfte die Hand im Spiel haben und die gar nicht so unwahrscheinliche Geschichte, dass man beim Bau der Fundamente Rester einer noch älteren Synagoge gefunden habe und so die „neue" auf der „alten" errichten musste...
Die Inneneinrichtung mit dem Lesepult für die Thora und die Sitzplätze rund um die Pultplattform sind noch im Original erhalten.
Dann aber hieß es Abschied nehmen von Prag. Wir verließen die tschechische Hauptstadt und kehrten mit einbrechender Dunkelheit nach Dresden und Chemnitz zurück.
Herzlichst
Ihr Dr. Michael Krause

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