Reisebericht: Treuekundenreise nach Liberec von Dr. Michael Krause

10.02. – 11.02.2018, Treuekundenreise nach Liberec von Dr. Michael Krause


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Vom Barockschloss Rammenau, der Weinbrennerei Wilthen und Damastmuseum Großschönau zum Grandhotel nach Liberec. Von Reichenbergs Altstadt über Kloster Marienthal zur Kunstblumen-Herstellung Sebnitz und zur Aufführung des Marionetten-Theaters Hohnstein.
Zum 10. Male - ein kleines Jubiläum - ging es in diesem Jahr wieder zum Jahresauftakt 2018 auf Tour - diesmal zu den tschechischen Nachbarn nach Liberec. Während dieses schönen und erlebnisreichen Wochenendes hatten wir wieder Glück mit dem Wetter und konnten so manches Sehenswerte aus der engeren Heimat in einem recht abwechslungsreichen Programm erleben.
Barockschloss und Weinbrennerei, Webereimuseum und Jugendstil-Grandhotel in der recht hübschen Stadt Reichenberg sowie ein rustikales Abendessen dort konnten wir schon am ersten Reisetag genießen - und Barockkloster, Imbiss in der Klosterschenke, ein Einblick in die Herstellung von Kunstblumen und schließlich Spaß beim Puppenspiel folgten am Sonntag. Ganz schön viel für zwei Tage - oder? Also folgen Sie mir noch einmal kurz auf die Fährte unseres 10. Erlebnis-Wochenendes...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Barockschloss Rammenau – Weinbrennerei Wilthen – Damastmuseum Großschönau – Grandhotel und Restaurant Liberec, Samstag, 10 Februar 2018:

Diesmal - schließlich führte unsere Reise in östlicher Richtung - war Reisebeginn in Chemnitz. Von dort ging es zum Flughafen Dresden wo viele unserer Gäste zustiegen und dann fuhren wir wirklich Richtung Osten auf der A 4. Nach einer knappen Stunde hatten wir eine der attraktivsten Schloss-und Parkanlagen Sachsens erreicht. Das Barockschloss Rammenau bietet zu jeder Jahreszeit einen bezaubernden Anblick. Der heutige Gebäudekomplex dieses Landschlosses, das zu den besterhaltenen in sächsischen Gefilden gehört, kann mit seinem Alters von etwa dreihundert Jahren dennoch auf eine höchst bewegte Geschichte zurückblicken. Zwischen 1721 und 1731 führte der sächsische Hofarchitekt Johann Christoph Knöffel, der als Begründer des hiesigen Rokoko gilt und einstmals Assistent und später Nachfolger des großen Matthäus Daniel Pöppelmann, dem Erbauer des Dresdner Zwingers, war, den Bau im Auftrage von Ferdinand Knoch, Kammerherr von August dem Starken, den Bau aus. Vielfache Besitzerwechsel zu verschiedenen Adeligen und „besondere" Nutzungen wie die als zeitweiliges Hauptquartier des Preußenkönigs Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Krieg, als Lazarett im ersten Weltkrieg und Kommandantur der Roten Armee nach dem zweiten Weltkrieg hatte das traditionsreiche Barockschloss im Laufe der Zeit, ehe es später restauriert, als Museum weitergeführt und auch als Filmkulisse genutzt wurde - alle, die sich an den DEFA-Film „Aus dem Leben eines Taugenichts" mit Dean Reed erinnern, haben Rammenau in der Filmhandlung erlebt!
Heute wartet das Schloss, wenn man den riegelartigen Torbau und den weitläufigen Hof durchschritten hat, mit einer interessanten Inneneinrichtung auf: kunstvoll gestaltete Treppenhäuser mit perspektivischer 3-D-Malerei und Themenzimmer, die wegen Details ihrer Innengestaltung als „chinesisches" oder „bulgarisches" oder gar als „Teufelszimmer" apostrophiert wurden - letzteres, weil man die Ausschmückung mit altitalischen und etruskischen Motiven nicht erkannte und die Darstellungen bocksfüßiger Faune und Satyre römischer Art für Teufelsmalerei hielt. Geführt von einer „Kammerzofe" erfuhren wir allerlei Wissenswerttes rund um den barocken Schlosskomplex, bevor wir zur nächsten Besichtigung weiterfuhren.

Weinbrennerei Wilthen

Die Weinbrennerei Wilthen, mit traditioneller Schnapsherstellung seit der Gründung der Firma Hünlich 1842 beschäftigt, wurde vor gut fünfundzwanzig Jahren vom noch älteren Traditionsbetrieb Hardenberg, seit 1700 mit der Herstellung von Hochprozentigem vertraut, aufgekauft. Seither werden edle Weinbrände, aber auch Kräuterliköre in der Spirituosenfabrik hergestellt. Überwiegend aus Frankreich bezieht die Brennerei Wilthen-Hardenberg ihren Grundstoff Wein, der hier in firmeneigenen Brennvorrichtungen destilliert und hier im sächsischen Wilthen lange in Limousin-Eichenfässern gelagert wird. So entstehen neben der aus wirtschaftlichen Gründen - und natürlich wegen der Bekömmlichkeit - auf inzwischen nur noch 28 Volumenprozent Alkoholgehalt reduzierten „Wilthener Goldkrone" auch feine alte Weinbrände. Eine kleine Verkostung machte uns nach der Führung durch den Betrieb mit den Produkten vertraut.
Danach hatten wir - Buschauffeur Peter Möbius und ich - einen langen Tisch mit einem Picknick aufgebaut als willkommene Stärkung nach Kultur und Verkostung und vor noch mehr Kultur! Bei Bouletten, Knackern, frischen Brötchen und Frischkäse wurden wir ale erst einmal satt und konnten starten zum nächsten Programmpunkt.

Damastmuseum Großschönau

Seit Jahrhunderten war die Weberei eine der Haupteinnahmequellen in der Oberlausitz. Als die traditionelle Leineweberei der billigeren Konkurrenz vor allem aus England nicht mehr standhalten konnte, führten die Weber in diesem Gebiet die wesentlich hochwertigere und teurere Damast-Weberei ein, eine Technik, mit der man feine Muster in ebenso feine Stoffe - vorzugsweise Tischwäsche - hineinweben konnte. Wie kompliziert und aufwendig dies war und wie sich die Maschinen immer komplizierter, aber auch immer besser gestalteten, das bekamen wir bei einer grandiosen Führung im „Deutschen Damast- und Frottiermuseum" erklärt und gezeigt. Insbesondere die kunstvolle Gestaltung der Muster bei Tischwäsche, die mitunter jahrelange Herstellungsdauer ließen ahnen, wie wertvoll die so entstandenen Stoffe gewesen sein mussten. Vielen von uns war das bis dahin so nicht bewusst - auch die Art und Weise, wie die Schlingen ins Frottiergewebe kommen, war für einige neu.
Jedenfalls waren alle begeistert, als wir Großschönau verließen und weiter nach Süden fuhren - nach einer wenige Kilometer langen Durchquerung polnischen Territoriums dann das Nachbarland Tschechien erreichten.
Hier in Liberec konnten wir dann in unser Grandhotel einchecken - das „Zlaty Lev" - „Goldener Löwe" - ist ein traditionsreiches und komfortables Haus, untergebracht in einem großen Jugendstil-Gebäudekomplex genau gegenüber vom Stadtschloss und an die Altstadt der nordböhmischen Metropole grenzend. Nach ein wenig Zeit zum Ausruhen gingen wir dann gemeinsam zum nicht allzuweit entfernten rustikalen Restaurant mit typisch böhmischer Küche. Ein Hausmannskost-Menu erwartete uns hier, beginnend mit einem Vorspeisenbüffet regionaler Spezialitäten - eingelegter Kochwurst, deftigem Presskopf und mariniertem Weichkäse... Später rundeten eine kräftige Nudelsuppe und ein Rinderlendenbraten mit Gemüse-Sahnesauce und böhmischen Knödeln das Abendessen ab - und natürlich durfte ein zünftiges tschechisches Bier nicht fehlen...


Liberec - Barockkloster Marienthal - Mittagsimbiss in der Klosterschenke - Führung durch die Kunstblume Sebnitz - Marionettenaufführung im Max-Jacob-Theater Hohnstein - Dresden, zweiter Reisetag, Sonntag 11. Februar 2018:

Heute früh ging es nach dem leckeren Frühstücksbuffet i Grandhotel los, um ein interessantes Tagesprogramm zu erleben.
Ein Spaziergang durch Liberec, dessen deutscher Name Reichenberg lautet, zeigte uns zunächst die schönsten Stellen der Altstadt unseres Gastgeberortes. Nach kurzem Stopp am Schloss - gegenüber unserem Hotel - bummelten wir durch die Altstadt und erreichten bald den Markt, den zentralen Punkt der 100.000-Einwohner-Stadt. Das markante Rathaus mit seinem etwa 65 m hohem Hauptturm ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Errichtet in den 90er Jahren des 19. Jh. vom Wiener Architekten Franz von Neumann, steht es schon seit 30 Jahren unter besonderem nationalem Denkmalschutz. Zwar wählte man als Baustil die Neorenaissance, aber die Anklänge des Architekten an das kurz zuvor errichtete neue Wiener Rathaus sind unübersehbar - und da dieses in NeoGOTIK erbaut wurde, entstand in Liberec die Fassade eher im Sinne einer Stilmischung ... Auf jeden Fall ist das Rathaus der vielleicht bemerkenswerteste Bau auf dem ansonsten mehr von Jugendstilbauten geprägten Marktplatz - aber da Jugendstil auch die Aufnahme früherer Stilelemente und -formen beinhaltet, gibt das alles wieder ein recht harmonisches Ganzes. Einen Blick warfen wir dann noch auf die ältesten erhaltenen Häuser von Liberec, das im 17. Jh. entstandene Ensemble von Fachwerkhäusern, das man nach einem früheren Herrn von Liberec als „Wallensteinhäuser" benennt.

Kloster Marienthal

Von Liberec aus brachte uns der Bus wieder über die Grenze nach Deutschland, wo wir nach kurzer Zeit am Kloster Marienthal hielten. Das älteste Frauenkloster der Zisterzienser in Deutschland liegt an der Neisse, nur wenige hundert Meter von der Grenze zu Polen entfernt. Die Überlieferung berichtet, dass Kunigunde von Schwaben, Gemahlin des böhmischen Königs Wenzel, das Kloster im 13. Jh. gegründet habe. Die Nähe zur böhmischen Herrscherfamilie brachte dem Kloster viel Grundbesitz durch Schenkungen und viel Zulauf durch Schwestern hiesiger prominenter Adelsfamilien und nach der Reformation blieb die Anlage trotz des sich in der Umgebung durchsetzenden Protestantismus katholisch. Die heutigen malerischen Bauten sind in schönstem Barock errichtet und das Kloster, in dem immer noch Nonnen wohnen, ist zu einer interessanten Stätte für Begegnungen und Besichtigungen geworden. Ein interessantes Detail ist ein kleiner Garten innerhalb der Klosteranlage, in der alle in der Bibel namentlich erwähnten Pflanzen gezogen werden und der vor allem im Sommer einen Besuch lohnt. An seinem Eingang steht ein großer Strauch einer in Mitteleuropa selten gewordenen Pflanze: der Pimpernuss. Ihre Nüsse, die man in bestimmten Reifestadien auch essen kann, sollen früher getrocknet und zur Herstellung von Schmuck und Rosenkränzen verwendet worden sein.
Zum Kloster gehört die Klosterschenke, in der wir einen frühen Mittagsimbiss einnahmen: für jeden von uns wurde eine kleine Terrine Kesselgoulasch eingedeckt.

Kunstblume Sebnitz

So gestärkt fuhren wir am frühen Nachmittag in die „Seidenblumenstadt" Sebnitz. Ihren Beinamen hat sie durch die hier durch böhmische Seidenblumenhersteller etablierte Kunstblumenproduktion - auch dies eine Reaktion auf den Niedergang der hier sonst maßgeblichen Leineweberei, die ausländischer Konkurrenz nicht mehr standhalten konnte. So wurde Sebnitz um 1900 das bedeutendste Zentrum deutscher Kunstblumenherstellung mit mehr als 200 kleineren und größeren Blumenfabriken sowie Tausenden von Heimarbeitern. Die „Deutsche Kunstblume" war unser Ziel, Museum, Schauwerkstatt und bestens ausgestattete Verkaufsstelle von Kunstblumen. Nachdem wir einen Blick in die Sammlung tausender Stanz- und Prägestempel für verschiedenste Blatt- und Blütenblattformen geworfen hatten, bekamen wir die Kunst des Ausstanzens, Prägens, Färbens und schließlich Zusammensetzens von Kunstblumen erklärt. Ein kompliziertes und letztlich komplexes Verfahren, das Fingerfertigkeit und Übung und auf jeden Fall auch einen Sinn für Kreativität erfordert! Schließlich erhielt noch jeder unserer Gäste ein Blümchen als Präsent und wir waren unterwegs zum letzten Programmpunkt unserer Wochenend-Reise.

Marionettentheater in Hohnstein

Hohnstein in Sachsen ist nicht nur für seine imposante Burg bekannt, sondern auch für seine Handpuppen-Herstellung und seine traditionsreiche Puppenbühne. Max Jacob gründete um 1920 hier ein erstes Puppentheater und der Hohnsteiner Kasper, der Ende der 20er Jahre des 20. Jh. Aufführungen auf der Burg erlebte, residierte hier in einem Kasperhaus. Heute ist das nach Max-Jacob benannte Puppentheater wieder in einem von einer Stiftung und einem Verein betreuten ehemaligen Theater in Hohnstein untergebracht und hier konnten wir eine Vorstellung der Puppenbühne Fundus-Marionetten sehen. Innerhalb einer knappen Stunde fühlten sich alle wieder in die Kindheit zurückversetzt, denn die beiden Marionettenspieler gaben ihr Bestes, um im Wortsinn „die Puppen tanzen" zu lassen. Die kleinen, an Fäden hängenden Akteure begeisterten durch allerlei Kapriolen und akrobatische Kunststücke und die Puppenspieler taten alles, um möglichst viele Register dieser „kleinen Theaterform" zu ziehen. Und so waren nicht nur die zur Vorstellung erschienenen Kinder begeistert, sondern auch unsere Reisegruppe lobte die Idee, als Abschluss unserer 10. besonderen Reise dieses interessante Puppenspiel auszuwählen.
Doch dann war es auch schon wieder vorbei, dieses Wochenende, viel zu schnell vergangen...

Epilog

Zwar sind es immer nur zwei Tage, aber auch die können es „in sich" haben. Die 10. Dieser Reisen, ja das war so etwas wie ein rundes Jubiläum. Was wohl die 11. Im nächsten Jahr bringen wird? Wir werden wieder an interessanten Programmen in der näheren und weiteren Umgebung unserer schönen Heimat basteln und hoffen, dass auch im nächsten Jahr wieder alle von Ihnen dabei sind. Oder sehen wir uns auch „zwischendurch" mal bei der einen oder anderen Reise? Ich hoffe doch! Bis bald,
herzlichst
Ihr Dr. Michael Krause

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