Reisebericht: Silvester im Böhmerwald

27.12. – 01.01.2012, 6 Tage Böhmen – Krumau – Sumava – Zwiesel – Klatovy


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Krumlov, Susice, Klatovy sowie eine Fahrt durch den Sumava-Nationalpark sind die böhmischen Höhepunkte des Silvesteraufenthaltes auf dem Kamm des Böhmerwaldes. Ein Ausflug auf die bayrische Seite sowie das Schloss Zbiroh und Karlsbad ergänzen.
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

27.12.2011 Anreise nach Eisenstein – Schloss Zbiroh

Unsere vormittägliche Busfahrt führte uns über Usti mit der Burg Schreckenstein, Lovosice hinein in den Raum Prag. Dies umfuhren wir in nordwestlicher Richtung über Slany und Beroun, ganz in der Nähe der bekannten tschechischen Burg Karlstein. In den Mittagsstunden erreichten wir das vielen gar nicht bekannte Schloss Zbiroh, wo wir mit heißem Wein begrüßt wurden. Alte Felsreste, der Burgfried und der Brunnen haben jahrhundertealte Geschichte. Der Schlossbau indes ist kaum 150 Jahre alt. Beeindruckend dennoch wie die Abfolge der Räume uns achthundert Jahre böhmische Geschichte nachvollziehen ließ. Die großen Marksteine der böhmischen Historie Karl IV., der erste protestantische König Georg von Podebrady, die Schlacht auf dem Weißen Berg, der Einfluss der Habsburger und die deutsche Besatzung wurden für uns sichtbar. Das im privaten Besitz einer tschechischen Gesellschaft befindliche Schloss wurde in den letzten Jahren liebevoll restauriert und bietet Geschichte, Kultur (Wandmalereien von Mucha) inmitten einer alten Parklandschaft. Nach einer Imbiss-Eis-Kaffee-Pause im Schloss-Restaurant setzten wir die Reise Richtung Böhmerwald fort. Ein kleiner Abstecher durch Pilsen führte an der bekannten Brauerei vorbei, bevor wir im Zentrum den höchsten tschechischen Kirchturm St. Bartholomäus sahen. Bald ging es dann siebenhundert Höhenmeter aufwärts auf den Sattel Spicak, wo unser Fahrer seine Künste im Rückwärtsfahren bei rutschig-schneeiger Fahrbahn zeigen konnte. Am Abend dann ein erstes Zusammentreffen der Weihnachtsurlauber und der Neuankömmlinge, um die kommenden Tage gemeinsam zu erleben.

28.12.2011: Mittelalterliches Krumau und Schloss Orlik

Von Zelezna Ruda ging es durch ehemaliges Sperrgebiet entlang der bayrischen Grenze in den Südböhmischen Bezirk; hier dann über Vimperk, den Geburtsort von Jan Huss - Husinec - nach Cesky Krumlov. Eine Schleife, eine weitere und noch eine - dreimal schlägt hier die Vltava (Moldau) eine Kehre und umschließt den mittelalterlichen Kern von eský Krumlov (Krumau). Die Perle Südböhmens besitzt alles, was das Herz begehrt - eines der schönsten Schlösser Böhmens, historische Gemäuer, mittelalterliches Gassengewirr mit seinen vielen kleinen Läden und Galerien für Glas, Keramik, böhmischen Granatschmuck und urige Gasthäuser. Schnell führte unser Streifzug durch die Gassen der Stadt zur Brauerei Eggenberg, wo wir nach einem Rundgang durch alte Produktionsräume typisch tschechische Küche speisten und Bier verkosteten. Nun ging es mit dem Bus über Budweis an den Orlik-Stausee zum Schloss Orlik. Zurück im privaten Besitz des fürstlichen Geschlechts der Schwarzenbergs, konnten wir das Museumsschloss besichtigen. Immerhin waren wir im Schloss, welches in Familienbesitz des gegenwärtigen tschechischen Außenministers ist.

29.12.2011: Im Nationalpark Šumava

Am Vormittag ging es zunächst nach Dobrá Voda (Gutes Wasser) mit dem gläsernen Altar. Heute lichtete sich der Nebel bereits am Vormittag, so dass wir von der Wallfahrtskirche Andelicek auf die Stadt Susice schauen konnten. Rund um den Markt konnten wir einige herrliche Renaissancebauten bestaunen oder auch nur trivial die gefüllten Regale des coop. Nach dem Mittagessen bestaunten wir das Krippenspiel St. Bethlehem mit seinen sich bewegenden Figuren und nachgestalteten handwerklichen Produktionsprozessen im Stadtmuseum.
Anschließend starteten wir zur Bustour in den Nationalpark Sumava über Kvilda, Modrava und Srni, vorbei am kältesten Punkt Tschechiens und höchsten Ort des Böhmerwaldes. Bei Wolken und Spätnachmittagslicht hatten wir heute sogar Ausblick auf die Bergketten. Ein kurzer Film im Nationalparkzentrum in Kvilda zeigte uns die Romantik des Gebirges zu allen Jahreszeiten.
Am Abend nutzen zahlreiche Gäste das Angebot des Eberhardt-Travel-Reisebegleiters mit Bildern und Texten nachzuvollziehen, wie vor über 200 Jahren J.G. Seume auf seinem Spaziergang nach Syrakus durch Böhmen und Mähren wanderte.

30.12.2011: Ausflug in den Bayrischen Wald

Nach dem Frühstück fuhren wir über bereits recht glatte Straßen nach Zwiesel, Glasstadt und Kurort am Nationalpark Bayerischer Wald. Hier besichtigten wir im Waldmuseum Zwiesel das Urwald-Diorama mit Bär, Wolf und Luchs, die neukonzipierte Glasabteilung mit bayerisch-böhmischen Gläsern, eine Sammlung alter Kaufmannsläden und zahlreiche Gegenstände bayrischen Brauchtums. Der Bayerische Wald hatte allerdings noch mehr zu bieten: in Joskas Kristallwelten besuchten wir eine riesige Verkaufsausstellung und Demonstrationen der Produktion von Kristall und Glas. Anschließend ging es zur gläsernen Destille in Böbrach, wo wir Spezialitäten probierten sowie uns mit der Bärwurz-Destillation vertraut machten sowie den Unterschied zwischen Bärwurz und Blutwurz kennenlernten. Der Rückweg erwies sich als recht glatt, so dass wir uns entschieden, die letzten achthundert Meter zum Hotel zu Fuß zu gehen und den Bus sicher bei beräumter Fahrbahn nachkommen zu lassen. Der Abendspaziergang bei ruhiger Luft und frischem Schnee tat doch nach einem Bus-Erlebnistag recht gut.

31.12.2011: Klatovy und Silvesterfeier

Nach dem Frühstück ging es in die westböhmische Stadt Klatovy mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten: dem Schwarzen Turm, dem Weißen Turm, gothischen und barocken Kirchtürmen und einer teils noch gut erhaltene Befestigungsanlage. Trotz Erkrankung zeigte uns um 11 Uhr die „Museumsapothekerin" die Barockapotheke "Zum weißen Einhorn". Nur drei Barockapotheken sind in Europa in dieser Qualität erhalten. Ein schmackhaftes Mittagessen stärkte für den bevorstehenden Jahreswechsel; Grund genug, das Essen mit einem Schluck „Suppe" aus der 13. Karlsbader Mineralquelle zu beenden. Auf der Fahrt zum Hotel dann noch ein kurzer Halt im Gegenlicht an der Burg Rabi mit einem Becher Glühwein. Die Silvesternacht verlebten wir stimmungsvoll bei wechselnder Musik zwischen einer kleinen Blaskapelle aus der Umgebung von Pilsen und tanzbarer Musik aus der Dose und Live-gesang gemeinsam mit Gästen aus Tschechien, Russland und anderen Teilen Deutschlands. Prosit Neujahr 2012 bei einem Glas Sekt und Feuerwerk!

01.01.2012: Heimreise über Karlsbad

Bereits halb Neun ging es auf den Rückweg, zunächst in die berühmteste Kurstadt Tschechiens, Karlsbad. Über die oberhalb des Ortes gelegene Panoramastraße fuhren wir hinab zum zentralen Busparkplatz, wo wir von der Anzahl internationaler Busse am Neujahrstag doch überrascht wurden - scheinbar waren dies auch die Betreiber des Pendelbusbetriebes. Bei dem kleinen Stadtrundgang erkundeten wir den Karlsbader historischen Kern mit dem Grandhotel Pupp, alten Kaffeehäusern, Pavillons und Promenaden. Auf halbem Wege gelangten wir zum Glas-Beton-Kurzentrum mit der Sprudel-Kolonnade, die im Jahr 1975 vollendet wurde. Hier faszinierte der mit 72 Grad heißem Wasser aufsteigende "Sprudel" - ein Geysir - der wegen des hohen Kohlendioxyd-Gehalts bis zu 15m aufsteigt. Am Auslauf der Quelle dampft dann sogar das Bachbett der Tepla. Nach diesem kurzen Eindruck ging es dann an Cheb (Eger) vorbei ins Vogtland und weiter nachhause.
Auf Wiedersehen beim nächsten Aufenthalt in der Tschechischen Republik oder bei einer Silvesterreise mit Eberhardt Travel.

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