Reisebericht: Rundreise Türkei – Karawanenrouten in Kappadokien

16.05. – 23.05.2014, 8 Tage ab/an Antalya – Konya – Göreme – Soganli Tal – Ihlara Tal – Bagdadbahn – Korykische Grotten


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Eine Woche lang reisen wir durch die Türkei und lernen die faszinierende Landschaft Kappadokiens kennen, sowie Kultur, Handwerk, Sitten und Gebräuche, Religion und die Küche der Türken.
Ein Reisebericht von
Anne-Maria Friedrich

Tag 1

Deutschland zeigt sich zum Abschied von seiner sonnigsten Seite und wir treten unsere Reise mit viel Vorfreude und großen Erwartungen an. Über Tschechien und Kroatien führt uns der Weg zu allererst nach Istanbul, die Stadt auf zwei Kontinenten. Wir genießen einen herrlichen Blick auf die Stadt und ihre berühmte Meerenge - dem Bosporus - von oben als wir zur Landung ansetzen. Wenige Stunden später begrüßt uns auch Antalya mit ihrem nächtlichen Lichtermeer. Herzlich empfangen werden wir von Serdar, unserem Reiseleiter, welcher uns diese Woche die vielen Schätze der Türkei zeigen wird, und ebenfalls begleitet werden wir von Siri, der "Vater" der türkischen Partneragentur. Erschöpft sagen wir "Iyi geceler, Antalya!" (Gute Nacht, Antalya!) und freuen uns auf morgen.

Tag 2

Kaum bricht der Tag an sind wir schon auf den Beinen und stärken uns beim Frühstück im 4 Sterne Hotel "Adonis" in Antalya. Über 550 km liegen vor uns, denn unser heutiges Ziel ist Kappadokien. Nach kurzen Fotostops in Aspendos und inmitten des Taurus Gebirges erreichen wir Seydisehir, ein bedeutender Ort, welcher vom typischen Tourismus vollkommen übersehen wird. Bekannt ist Seydisehir für das größte Alluminiumvorkommen der Türkei.
Serdar empfiehlt uns die Spezialität des Ortes - "Etli ekmek" - und somit kehren wir ein in ein kleines Restaurant. Zusammen mit Ayran, einem sehr beliebten Joghurtgetränk, lassen wir uns den Flammkuchen schmecken.
Satt geht es weiter nach Konya. Wir besichtigen die berühmte Klosteranlage, welche Pilgerstätte vieler Muslime ist.
Unser letzter Stop für heute ist eine Karawanserie in Sultanhanl, welche damals ziehende Karawane beherbergte. Es fällt uns nicht schwer uns vorzustellen, wie dutzende Kamele und Pferde in den großen Hallen der Anlage die Nacht ruhten, denn genug Platz ist definitiv vorhanden.
Am Abend erreichen wir das Höhlenhotel Dilek Kaya und lassen uns verzaubern von einer Atmosphäre wie aus einem Märchen.

Tag 3

Ein neuer Tag beginnt.
Heute werden wir das sehen, was die Dunkelheit gestern Abend vor uns versteckt hatte: die einmalige Landschaft Kappadokiens. Überall in der Umgebung finden wir eigenartige Felsnadeln. Das poröse Gestein wird durch Erosion Jahr für Jahr immer mehr abgetragen, sodass am Ende nur noch Pilzartige Gebilde stehen bleiben.
Schon kurz nachdem wir unseren Unterkunftsort verlassen kommen die berühmten Tuffsteinformationen auch schon zum Vorschein. Wir besichtigen das Freilichtmuseum von Göreme, unserem Nachbarort. In das weiche Felsgestein wurden damals kleine versteckte Siedlungen gemeiselt. Und das war nicht nur bei Göreme der Fall, auch im Tal von Zelve finden wir zahllose Öffnungen in den steilen Feldwänden. Auch Taubenhäuser wurden dort hineingemeiselt, denn ob Sie es glauben oder nicht, Taubenmist wurde zur Herstellung von Schwarzpulver genutzt.
Wir essen zu Mittag in einem von Serdar ausgewähltem Restaurant und bekommen ein köstliches Menü empfohlen bestehend aus Salat, einer Cremesuppe, Börek (Blätterteig mit Käse) und Krugkebab, eine Art Gulasch, welches in einem verschlossenem Krug langsam gar wird und aus diesem vor unseren Augen wieder zum Vorschein kommt. Nun heißt es "Afiyet olsun" (Guten Appetit) und schon lassen wir uns die typisch türkische Mahlzeit schmecken.
Es geht weiter zur "Festung", und dem Kameltal. Die Täler Kappadokiens wurden eins nach ihren bizarren Formationen benannt und tatsächlich: ein Feld sieht wirklich aus wie ein sitzendes Kamel!
Ein gelungenes Gruppenfoto später machen wir uns wieder auf den Heimweg.
Am Abend steht ein fakultativer Ausflug auf dem Programm. Wir besuchen eine Darstellung der tanzenden Derwischen, eine Art Ausdruckstanz bei dem einem schon beim Zuschauen schwindelig wird. Begleitet durch Musik und Gesang ("Mutrip") zeigen fünf Männer, mit Hilfe einiger symbolischer Elemente, die Bedeutung vom Leben und den Drehbewegungen der Natur. Hauptsächlich geht es in dieser Zeremonie jedoch um Gott und die Unterwerfung der Menschen. Mit einer Hand dem Himmel gerichtet und der anderen der Erde zugewandt drehen sich diese Männer in Trance. Vielen Dank für diese unvergessliche Darbietung.

Tag 4

Schon auf der Fahrt nach Mustafapasa erfahren wir durch Serdar sehr viel über die politische Geschichte der Türkei. Wussten Sie, dass die Türken erst in den 1920er Jahren anfingen Nachnamen einzuführen? So bekam zum Beispiel der damalige Präsident den Namen Mustafa Kemal Atatürk, der Vater der Türken. Über 20 Jahre führte er das Volk durch den Unabhängigkeitskrieg und verdiente viel Anerkennung.
Heute ist Jahrestag des Befreiungskrieges und bei den Türken ein Feiertag zu Ehren ihres damaligen Präsidenten.
In Mustafapasa angekommen genießen wir zusammen schwarzen Tee und Apfeltee, beides sehr beliebte Heißgetränke für Zwischendurch. Nach einer kleinen Entdeckungspause fahren wir Richtung Zwiebeltal, wo wir später zu Mittag essen werden. Wir besichtigen "Tahtali Kilise", eine der damals 365 Höhlenkirchen des Tals und bewundern die zum Teil gut erhaltenen Wand- und Deckenmalereien im Inneren.
Zur Stärkung gibt es als Vorspeise und Beilage Fladenbrot, Käse, Honig, Butter und einiges mehr, alles hausgemacht. Die Hauptspeise bilden Aufläufe oder Hühnchenspieße. Ein sehr typisches Desert ist purer Joghurt mit Honig. Wieder einmal schmeckt es und wir sind begeistert. Bekannt ist das Zwiebeltal durch die dort hergestellten Püppchen, deren hölzerner Körper durch herrlich verzierte Kleider umhüllt wird. Diese Puppen sind weltbekannt und dürfen seit 2003 ein Patent genießen.
Das nächste Highlight auf unserem Tagesplan ist die Untergrundstadt "Derinkuyu". Klaustrophobie und Angst vor unterirdischer Tiefe sind hier absolut fehl am Platz, denn die Gänge sind teilweise unvorstellbar schmal für unseren derzeitigen Körpergrößen. Ein cleveres Kammersystem, durch Lüftungsschächte mit Sauerstoff versorgt, war ein idealer Unterschlupf für mehrere Familien.
Unser Weg führt uns weiter vorbei an unzähligen Pappeln durch die Landschaft in Richtung Nevsehir und weiter nach Avanos, wo wir das türkische Keramikhandwerk live erleben dürfen. Mit etwas Geschick gelingt es auch mir eine kleine Schale zu formen, aber die wahre Töpferkunst überlasse ich dann doch lieber den Profis. Besonders beliebt sind die wunderschön filigranen Verzierungen und Bemalungen. Man muss diese Meisterstücke wirklich selbst einmal gesehen haben, um den Wert der Handarbeit zu schätzen. Wir sind beeindruckt.
Und wieder bewältigt Busfahrer Halin die steilen Serpentinen auf dem Rückweg zu unserem Hotel. Der Abend ist heute ruhig und entspannt, denn für die Hälfte von uns geht es morgen früh bei Sonnenaufgang los zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Tag 5

Während einige von uns eine beeindruckende Ballonfahrt über der bizarren Landschaft Kappadokiens genießen, schlummert der Rest noch im Hotel. Das heutige Programm ist etwas entspannter, als die Tage zuvor. Wir besuchen eine Teppichknüpferei um einen besseren Einblick in das Handwerk der türkischen Frauen zu bekommen. In der Türkei ist es teilweise immer noch ein Brauch als Frau einen hochwertigen Teppich als Hochzeitsmitgift anzufertigen. Seit einiger Zeit ist diese Tätigkeit zur Beschäftigung vieler Frauen der Türkei geworden. Die hoch qualitativen türkischen Seiden- und Wollteppiche werden in die ganze Welt verkauft und genießen große Beliebtheit.
Wir lernen den Wert der Teppiche zu schätzen, als wir einen Blick über die Schultern der Knüpferinnen werfen dürfen. Ein Stück kann, je nach Knotenanzahl pro Quadratzentimeter, bis zu über 50000 € kosten, denn die Qualität sowie der Zeitaufwand ist enorm. Im Durchschnitt dauert die Anfertigung rund ein Jahr. Bei einer Präsentation der verschiedenen Mustern, Größen und Materialien bekommen wir unzählige dieser Meisterwerke zu sehen und lernen mehr über die weltberühmten türkischen Teppiche.
Es geht weiter durch die Landschaft des Inlands nach Belisirma, wo wir ein weiteres leckeres Menü genießen dürfen. Im Anschluss erkunden wir das Ihlara Tal bei einer kleinen Wanderung.
Den Abschluss des heutigen Tages bildet eine kleine Pause im verschlafenen Ort Gelveri.
Heut Abend wird gepackt, denn morgen geht es weiter nach Mersin.

Tag 6

Die Reise neigt sich langsam dem Ende zu. Wir verlassen unser Höhlenhotel Burcu Kaya und fahren Richtung Süden, wo wir wenige Stunden in Pozanti unser Ziel erreichen.
Der Bahnhof der Stadt ist mit lediglich drei Gleisen recht übersichtlich.
Nun heißt es warten, denn der Zug, den wir heute nehmen werden, hat Verspätung.
Über 1000 Kilometer beträgt die Länge der berühmten Bagdadbahnstrecke, deren bedeutendster Abschnitt die Verbindung zwischen Konya und Bagdad herstellt.
Unzählige Tunnel, Brücken und Schluchten führen uns von Pozanti nach Yenice, einem Ort, welcher sehr bedeutend ist in der Geschichte Europas. Hier trafen einst Winston Churchill und Ismet Inonu wichtige Entscheidungen über den zweiten Weltkrieg.
Wir besichtigen die kleine Ausstellung und dürfen mit eigenen Augen den Wagon bestaunen, vor dem Churchill und Inonu händeschüttelnd belichtet wurden und das weltberühmte Foto zustande kam.
Weiter geht es nach Tarsus, Geburtsort des Apostels Paulus. Die Mauern, welche vor rund 2000 Jahren seine Geburtsstätte umschlossen, sowie ein seitdem immer noch intakter Brunnen, sind heute Ziel vieler Pilger. Im Anschluss legen wir einen kleinen Fotostopp ein um das Stadttor von Taurus, durch welches auch schon Kleopatra die Stadt betrat, zu inspizieren.
Gegen Abend erreichen wir unser direkt am Meer gelegenes Hotel Olbios in Mersin und genießen ein letztes gemeinsames Abendessen, denn ab morgen Abend trennt sich unsere Gruppe leider auch schon.

Tag 7

Bevor wir unsere Fahrt zum Hotel der Badeverlängerer beginnen, besuchen wir Paradies und Hölle. Über 400 Treppenstufen führen in eine üppig grüne Schlucht hinunter, vom wo aus wir einem Weg folgen und letztendlich zu einer kleinen Kapellenruine gelangen. Unterhalb dieser befindet sich eine Tropfsteingrotte namens Magara Cennet - das Paradies. Einen Kilometer weiter findet man das Gegenstück dazu, die Hölle "Magara Cehennem".
Wer die glitschigen Treppenstufen überwindet befindet sich in einem Höhlenraum mit surrealer Tropfsteinfassade. Unter dem Paradies stellt man sich etwas anderes vor, aber einen Besuch ist diese Höhle auf jeden Fall wert.
Wieder oben angekommen wird eine Verschnaufspause eingelegt bevor es weiter. Die Mittagspause machen wir an der Festing „Mamure Kalesi", die best erhaltendste ihrer Art. Leider ist diese heute geschlossen, doch ein kleiner Spaziergang um sie herum gibt uns einen guten Einblick in den fast unversehrten Zustand der Gemäuer.
Nach dem Essen geht es weiter, denn vor uns liegt noch ein langer Weg.
Wir unterbrechen die Strecke und legen eine "Bananenpause" ein. Insgesamt 10kg der leckeren kleinen Bananen werden sofort verschlungen.
Das letzte Stück Weg über die Serpentinen des Küstengebirges ist dann nach etwa einer Stunde auch überwunden. Nun heißt es Abschied nehmen von denjenigen, die noch eine erholsame Woche im Incukum Beach Resort verbringen werden.
Die andere Hälfte fährt mit mir weiter nach Antalya und es endet wie es begann, im Adonis Hotel.

Tag 8

Ein letztes Mal sagen wir "Günaydin" und begrüßen die Sonne in Antalya.
Nach über 2000 km, mehr als 10 Orten und unzähligen schönen Eindrücken verabschieden wir uns von der Türkei und treten unsere Heimreise an.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge steigen wir ins Flugzeug und genießen den Service der Turkish Airline, die uns sicher und angenehm nach Leipzig fliegt.
Es war eine unvergesslich schöne Reise mit einer wunderbaren Reisegruppe.
Gemeinsam haben wir Kappadokiens einzigartige Landschaft kennengelernt, viele Erfahrungen und Eindrücke über die Lebensweise, Gastfreundschaft, Religion, Kultur und Küche der Türkei gesammelt und wir werden diese in schöner Erinnerung behalten.
Ich bedanke mich für Ihre Herzlichkeit und wünsche alles Gute.

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