Indien – Der Goldene Tempel von Amritsar

Imposant strahlt der Goldene Tempel - eines der größten Heiligtümer der Sikh und Besuchermagnet in der Millionenstadt Amritsar in Punjab. Über die Religionsgemeinschaft der Sikhs, hauptsächlich im Norden Indiens beheimatet und heute weltweit knapp 30 Millionen Gläubige zählend, ist bei uns nicht sehr viel bekannt. 

Von Dr. Michael Krause / 11.09.2017
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Auffällig sind sie höchstens durch ein allen Sikh-Männern vorgeschriebenes Kleidungsstück, den Dastar, einen fest gewickelten, nahezu streng gescheitelten Turban unterschiedlicher Farbe. Die monotheistische Sikh-Religion entstand 15. Jahrhundert, betont die Einheit der Schöpfung und verehrt einen gestaltlosen Schöpfergott – weder Mann noch Frau –  in den Gurdwara genannten Tempeln, die grundsätzlich jedermann – unabhängig von seiner Konfession – zugänglich sind.

Der bedeutendste und anerkannt schönste Gurdwara, der auch in etwa die Funktion eines „Hauptheiligtums“ der Sikhs besitzt, ist der „Goldene Tempel“ in Amritsar. „Harmandir Sahib“ oder „Hari Mandir“ – Gottestempel – nennen ihn die Gläubigen. Errichtet vom fünften Guru Arjun Dev, der als einer der Religionsstifter bzw. -ausformer gilt, steht der mit Blattgold belegte und im Sonnenlicht funkelnde Tempel inmitten eines „Amrit Sovar“ („Nektarsee“) genannten großen Teiches, der der ganzen Stadt den Namen gab. Der phantastische Bau, der sich tagsüber in all seiner goldenen Pracht und nachts in voller Beleuchtung im heiligen Wasser des Nektarteiches spiegelt,  gehört zweifellos zu den beeindruckendsten Sakralbauten in ganz Asien.

Jedermann ist rund um die Uhr willkommen – täglich besuchen ihn tausende Menschen, keineswegs nur gläubige Sikhs oder Pilger. Die gepflegte, in ihren Ausmaßen beeindruckend große Anlage hat in den sie umgebenden Palastbauten  vier Tore, eines auf jeder Seite, was die Offenheit der Sikhs gegenüber allen Menschen und Religionen betonen soll. Eine brückenartige Prozessionsstraße führt zum auf einer inselartigen Plattform im See gelegenen goldenen Bau des Haupttempels und kanalisiert die zahllosen Besucher, die sich täglich drängen, um im Hauptgebäude des Tempels dem Altar, auf dem sich Guru Granth Sahib – das heilige Buch der Sikhs als Stellvertreter für die Anwesenheit Gottes und der Religionsschöpfer – aufbewahrt wird, ihre Aufwartung zu machen. 

Aus diesem Buch wird während der gemeinsamen Gottesdienste – in Amritsar fast rund um die Uhr – von eigens dazu bestellten Personen (grundsätzlich wird nicht zwischen Mann und Frau unterschieden), die die  heiligen Texte ausgiebig studiert haben, vorgelesen und im gesamten Tempelbereich über Lautsprecher übertragen.

Wer einen Gurdwara (Tempel mit der Bedeutung „Tor zum Guru“) betritt, muss nicht nur den reinigenden Wassergraben durchschreiten, sondern jeder muss eine Kopfbedeckung tragen. Hingegen ist eine Verbeugung vor dem Altar der eigenen Entscheidung als Ausdruck von Ehrerbietung überlassen. Ebenso kann jeder Besucher entscheiden, ob er am einfachen gemeinsamen vegetarischen  Essen, Langar genannt teilnehmen will, das dreimal am Tag stattfindet, dafür sorgen soll, dass niemand hungern muss und das durch freiwillige Spenden finanziert und von freiwilligen Helfern zubereitet wird. 



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